Table.Briefing: China

Baerbocks Kurztrip + Korrupte Militärs

Liebe Leserin, lieber Leser,

Außenministerin Annalena Baerbock hat sich während ihrer Amtszeit im Umgang mit der Volksrepublik China stets konfrontativ gezeigt. Jetzt geht es für Baerbock vermutlich letztmalig als Mitglied der amtierenden Bundesregierung in die chinesische Hauptstadt, für einen eintägigen Besuch.

Der Ukraine-Krieg wird zentraler Bestandteil der Gespräche. Und China scheint ganz offensichtlich ein doppeltes Spiel zu spielen. Nach außen hat die chinesische Führung stets ihre Neutralität betont, tatsächlich bestärkt sie Putin politisch, wirtschaftlich und technologisch. Xi breitet Putin den roten Teppich aus – die beiden haben sich mehr als 40 Mal getroffen -, füllt die russische Kriegskasse durch Rohölimporte und vereinbart umfangreiche gemeinsame Militärmanöver, schreibt Angela Köckritz. Unter diesen Umständen ist ein plötzlicher Kuschelkurs mit Baerbock kaum zu erwarten. Spannende 24 Stunden dürften das werden.

Derweil nimmt sich der langjährige China-Korrespondent Andreas Landwehr, der nun auch von Zeit zu Zeit für China.Table schreiben wird, die Korruptionsfälle in der chinesischen Volksbefreiungsarmee und dem Verteidigungsministerium zur Brust. Das Netz der Gefälligkeiten könnte sogar die Einsatzbereitschaft des Militärs beschädigen, lautet das Fazit. Doch das bedeutet nicht, dass man Chinas Kriegstauglichkeit unterschätzen sollte.

Der Blick aus China richtet sich heute übrigens nach Xiong’an – einer Planstadt, zwei Autostunden von Peking, die Verwaltung und Wirtschaft in der Hauptstadt entlasten sollen. Das Projekt erfährt die persönliche Unterstützung von Xi Jinping. Doch Begeisterung löst es bei jenen, die es beleben sollen, bislang noch nicht aus. Nun gut, die Vision ist laut Staatsmedien auf 1.000 Jahre ausgerichtet. Das bleibt noch viel Zeit, um Überzeugungsarbeit zu leisten.

Ihr
Marcel Grzanna
Bild von Marcel  Grzanna

Analyse

Ukraine: Baerbock stehen in Peking schwierige Verhandlungen bevor

Annalena Baerbock bricht am Wochenende zu einem Kurztrip nach Peking auf. Hier ist sie im vergangenen Jahr im Gespräch mit dem inzwischen geschassten chinesischen Außenminister Qin Gang zu sehen.

Wenn Außenministerin Annalena Baerbock am Montag zu eintägigen Gesprächen in Peking eintrifft, wird ein Thema auf ihrer Agenda sehr weit oben stehen: der Krieg in der Ukraine. Und die Frage, wie Deutschland die chinesische Führung dazu bewegen könnte, ihre Unterstützung für Putin zurückzufahren. Nach außen hat die chinesische Führung stets ihre Neutralität betont, tatsächlich bestärkt sie Putin politisch, wirtschaftlich und technologisch. Die NATO hat sie deshalb einen “entscheidenden Ermöglicher” genannt.

Xi rollt Putin den roten Teppich aus – die beiden haben sich mehr als 40 Mal getroffen -, füllt die russische Kriegskasse durch Rohölimporte und vereinbart immer umfangreichere gemeinsame Militärmanöver. Seit Russlands Einmarsch in die Ukraine im Februar 2022 sind zudem die chinesischen Exporte nach Russland um 60 Prozent gestiegen. Unter den Einfuhren befinden sich zahlreiche Dual-Use-Komponenten, die Putin in seinem Feldzug nützlich sind.

Ein russisches Waffenprogramm in China?

Öffentlich zugängliche Zolldaten geben Hinweise darauf, dass China monatlich Dual-Use-Güter im Wert von etwa 300 Millionen US-Dollar nach Russland verkauft, die bei der Produktion von Raketen, Drohnen und Panzern zum Einsatz kommen können. “In Kyjiw haben wir inzwischen eine sehr negative Sicht auf China”, sagt ein ukrainischer Sicherheitsberater. “70 bis 80 Prozent der Komponenten, die wir in russischen Waffen finden, sind chinesisch.”

Lange hatte es so ausgesehen, als schrecke China davor zurück, Waffen nach Russland zu liefern- aus Angst, sich Sanktionen des Westens auszusetzen. Im September aber veröffentlichte die Nachrichtenagentur Reuters einen Bericht, der sich auf europäische Geheimdienstkreise bezog. Demzufolge hat Russland ein Waffenprogramm in China aufgebaut, um tödliche Langstreckendrohnen für den Krieg in der Ukraine zu entwickeln. IEMZ Kupol, eine Tochterfirma des staatseigenen Rüstungskonzerns Almaz-Antey, soll gemeinsam mit chinesischen Spezialisten eine neue Drohne namens Garpiya 3 in China entwickelt und getestet haben. Josep Borrell, EU-Chefdiplomat, nannte die Hinweise Mitte November “überzeugend”.

China reagiert öffentlich kaum auf Nordkoreas Engagement

Beim Eastern Economic Forum in Wladiwostok im September kündigte Putin zudem eine gemeinsame Drohnenproduktion mit China im Osten Russlands an – Experten gehen davon aus, dass sich darunter auch Dual-Use-Drohnen befinden werden.

Auch hat die chinesische Führung auffällig zurückhaltend auf Kim Jong-uns Entscheidung reagiert, Raketen und bis zu 12.000 nordkoreanische Soldaten nach Russland zu entsenden. Sicherheitsexperten befürchten, dass Putin Kim für seine Hilfe mit Militärtechnologie belohnen könnte, die das nordkoreanische Atomwaffenprogramm entscheidend voranbringen könnte. “Wäre die chinesische Führung sehr unglücklich über die Entsendung nordkoreanischer Soldaten gewesen, hätte sie Kim stärker in ihre Umarmung genommen oder ihm gedroht”, sagt ein Sicherheitsberater.

Womit könnte Baerbock locken oder drohen?

Es gibt also mehr als genug zu besprechen. Doch stellt sich die Frage: Wie könnte Außenministerin Baerbock Einfluss auf die chinesische Führung nehmen? Womit könnte sie locken oder drohen? Ihre Verhandlungsposition ist alles andere als leicht. Zum einen, weil die Europäer – anders als die USA – ihr Vorgehen koordinieren müssen. Das erfordert äußerst komplizierte Absprachen. Zum anderen, weil sich die Bundesregierung selbst uneins ist, wie sie ihr wirtschaftliches Verhältnis zu China gestalten will. Alexander Gabuev, Direktor am Carnegie Russia Eurasia Center in Berlin, glaubt daher nicht, dass Baerbock die chinesische Regierung etwa damit locken könnte, die Zölle auf Elektrofahrzeuge nicht zu erhöhen.

Im Werkzeugkasten der EU, aus dem sich Annalena Baerbock bedienen kann, liegt derzeit nur ein Werkzeug, sagt Gabuev: Sanktionen. “Man könnte beispielsweise Sanktionen gegen chinesische Finanzdienstleister verhängen, die am Zahlungsverkehr von Dual Use Gütern verdienen.

Doch auch für Sanktionen bräuchte es Konsens, und zwar innerhalb der EU. Das würde etwa die Zustimmung des russlandfreundlichen Viktor Orbán erfordern. Dessen Selbstvertrauen ist seit der US-Wahl gestiegen, ist er doch einzige europäische Anführer, der ein gutes Verhältnis zu Trump hat, einem Mann, der größten Wert auf persönliche Loyalität legt. Und schließlich stehen am 23. Februar vorgezogene Bundestagswahlen an – keiner weiß, ob Baerbock und ihre Partei Teil der neuen Bundesregierung sein werden.

Der Friedensplan des neuen amerikanischen Sondergesandten für Russland und die Ukraine

Unterdessen hat Trump am Mittwoch den pensionierten 80-jährigen General Keith Kellogg als Sondergesandten für Russland und die Ukraine benannt. Kellogg diente während Trumps Amtszeit von 2017 bis Anfang 2021 als Stabschef des Nationalen Sicherheitsrats im Weißen Haus und Sicherheitsberater des damaligen Vizepräsidenten Mike Pence. Das, was man bisher über Kellogg’s Friedensplan für die die Ukraine wisse, sehe im Groben so aus, sagt Gabuev: Der Konflikt wird entlang der Frontlinie eingefroren, es soll weder Pufferzonen noch Friedenstruppen geben. Einige Sanktionen gegen Russland werden aufgehoben. Die NATO-Mitgliedschaft der Ukraine wird bis auf Weiteres verschoben, dafür wird die Ukraine konsistent aufgerüstet, um einem erneuten Angriff Putins widerstehen zu können. Ob Trump den Plan übernehmen würde, ist allerdings nicht klar. Ebenso ungewiss ist, ob Kellogg vom Senat in seiner neuen Funktion bestätigt werden muss.

Die Ukraine wäre damit in Ermangelung eines bindenden Sicherheitsvertrages dem Wohlwollen kommender US-Regierungen ausgeliefert, sagt Gabuev. “Würde die Aufrüstung der Ukraine jedoch konsequent betrieben, würde das den Preis für Putin, erneut anzugreifen, sehr hoch treiben. Er will aber seinen imperialen Traum nicht aufgeben.” Gabuev hält es daher für wahrscheinlich, dass Putin einem solchen Deal nicht zustimmen würde.

“Putin ist kein Gigant”

Auch die ukrainische Seite würde keinen Deal wollen, der ihr nicht ausreichende Sicherheitsgarantien vor einem erneuten russischen Angriff bietet. Dann würden die Kämpfe weiter gehen. “Wir dürfen nicht vergessen, dass Putin kein Gigant ist”, sagt Gabuev. Würde der Westen die Ukraine weiter intensiv unterstützen, würden auch ihm irgendwann die Soldaten ausgehen. “Putin könnte teilmobilisieren, aber das würde auf Kosten der Arbeitskräfte gehen. In zwei Jahren könnten die Herausforderungen für die russische Wirtschaft zu groß sein.” Es wäre ein sehr viel blutigerer und längerer Pfad, einer, der viele Menschenleben auf beiden Seiten und die Ukraine Territorium kosten könnte.

Die Verhandlungen werden extrem schwierig sein. Sollten sie tatsächlich gelingen, schlägt Gabuev entlang der Waffenstillstandslinie Friedenstruppen aus Ländern vor, die Putin nicht gerne verärgern würde. Zum Beispiel aus der Türkei, Indien und China.

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“Wind und Schatten”: Was hinter den Korruptionsvorwürfen in Chinas Militär steckt

Chinas Verteidigungsminister Dong Jun im Oktober bei bilateralen Gesprächen mit Russland.

In einem neuen Korruptionsskandal in Chinas Militär hat Staats- und Parteichef Xi Jinping Miao Hua entlassen, Mitglied seiner mächtigen Militärkommission. Dem Admiral werden “ernste Verstöße gegen die Parteidisziplin” vorgeworfen, hieß es – in der Parteisprache eine Umschreibung für Korruption. Der Sturz des einflussreichen Militärs folgte nur einen Tag auf Berichte über Ermittlungen gegen Verteidigungsminister Dong Jun, der einst unter Miao Hua gedient hatte, als dieser noch Politkommissar der Marine war. 

Schon länger gab es Gerüchte über Ermittlungen gegen Miao, zu denen auch der Verteidigungsminister befragt worden sein könnte. Es würde auch niemanden überraschen, wenn mit Dong der dritte chinesische Verteidigungsminister in Folge über Korruption stolpern würde. Außer vielleicht Xi, der den 63-Jährigen nach eingehender Prüfung vor knapp einem Jahr für den Posten auserkoren hatte. Zuvor waren bereits dessen Vorgänger Li Shangfu und Wei Fenghe wegen Korruption geschasst worden.

Verteidigungsministerium nennt Berichte “reine Fabrikation”

Wie die “Financial Times” unter Berufung auf US-Beamte berichtete, wird gegen den Verteidigungsminister im Rahmen einer “weitergehenden Untersuchung von Korruption” ermittelt. Der Sprecher des Verteidigungsministeriums wies den Bericht aber als “reine Fabrikation” zurück. Allerdings hatte die Zeitung 2023 auch die Ermittlungen gegen den später aus dem Amt gejagten Verteidigungsminister Li enthüllt. Und der jetzt von seinen Pflichten entbundene Miao könnte einen “Schatten” auch auf andere Militärs werfen.

Als Mitglied der Militärkommission verantwortete Miao die politische Arbeit und stand über dem eher für Diplomatie zuständigen Verteidigungsminister, der – anders als seine Vorgänger – überraschend nicht in das höchste Militärgremium um Xi geholt worden war. Wie die Entlassung von Miao wäre auch ein Sturz des Verteidigungsministers peinlich für den Parteichef, sagen Experten. “Alle waren von Xi Jinping ernannt, vermutlich nach sorgfältiger Prüfung und als Überlebende früherer Anti-Korruptions-Kampagnen, und werden dann wegen ‘ernster Verletzungen der Parteidisziplin’ einkassiert”, sagt Professorin June Teufel Dreyer von der Universität von Miami.

Korruption gilt vielen als nötiger “Schmierstoff”

Die Frage sei, die Korruptionsvorwürfe über das Personalsystem an der Spitze der Volksrepublik und die Kampffähigkeit des chinesischen Militärs aussagt, so die Militärexpertin. Viele Angehörige der Militär-Elite dürften jetzt auch ihre Bankkonten oder die ihrer Familien auf “Unregelmäßigkeiten” überprüfen.

Der einfache Chinese dürfte hingegen kaum überrascht sein. Viele erzählen von Soldaten, die Offizieren Geld und Geschenke dafür geben müssen, dass sie während ihres Wehrdienstes eine Ausbildung machen dürfen. Auch wird erzählt, dass Beförderungen erkauft werden, indem Offiziere bestochen oder ihren Familien Geld und Geschenke zugeschoben werden. “Das System ist korrupt”, sagt eine chinesische Quelle, die die Mechanismen gut kennt. 

Im System der Beziehungen, der Seilschaften, gegenseitigen Gefälligkeiten und Belohnung loyaler Gefolgsleute ist es Korruption für viele ein nötiger “Schmierstoff”. Schädliche “Nebenwirkungen” seien allerdings Ineffizienz, Ungerechtigkeiten, Machtmissbrauch und Untergrabung der Institutionen – und im Militär auch mangelnde Einsatzbereitschaft, wie Experten warnen. 

Kampf gegen Korruption oder Machtkampf?

Als Xi 2012 an die Macht kam, machte der neue Parteichef den Kampf gegen die Korruption zu seinem Markenzeichen, war deswegen im Volk beliebt und schuf sich Legitimation. Er wollte gegen “Tiger und Fliegen” vorgehen. Als erster Parteichef nahm es Xi damals auch mit der Militär-Elite auf: Er stürzte die Generäle Xu Caihou und Guo Boxiong, ebenfalls zwei Mitglieder der mächtigen Militärkommission.

Was aufrechter Kampf gegen Korruption oder was Machtkampf ist, bleibt unklar. Es gibt Gerüchte über Fraktionskämpfe von Offizieren der alten “Shanghai Gang” um den 2022 gestorbenen Xi-Vorgänger Jiang Zemin oder der “Armee der Xi-Familie”, die wiederum in die “Zhejiang Gang”, “Fujian Gang” und “Shandong Gang” gespalten sein soll, wie Professor Andrew Wedeman von der Georgia State University im East Asia Forum schildert. Dass die Marine erstmals den Verteidigungsminister stellen durfte, dürfte auch für Widerstand aus den anderen Teilstreitkräften gesorgt haben. 

Die Volksbefreiungsarmee spielt seit langem eine Rolle in den Machtkämpfen der KPCh-Elite“, stellt Andrew Erickson vom US Naval War College in Newport fest. “Xi nutzt seinen Antikorruptions-Feldzug nicht nur für die innenpolitische Legitimität und um eine extreme Untergrabung der militärischen Kampfbereitschaft einzudämmen, sondern auch, um seine politischen Feinde auszuschalten“, sagt Erickson. Die anhaltende Korruption werde Xi nicht davon abhalten, einen Krieg vorzubereiten oder sogar zu führen, warnt er. 

Volksbefreiungsarmee “ist ein Staat im Staat”

Bei den Vorwürfen geht es häufig um die Beschaffung. Die Regierung stelle für einen undurchsichtigen Beschaffungsprozess für Verteidigungsgüter enorme Geldsummen bereit, sagt Bethany Allen vom Australian Strategic Policy Institute (ASPI). “China hat seit Jahrzehnten keinen echten Krieg mehr geführt, was zu dem Eindruck beitragen kann, dass die realen Konsequenzen von Korruption gering sind.”

Xi will hart durchgreifen. Nur mit Strenge lasse sich Kampfbereitschaft erreichen. So garantiert die Volksbefreiungsarmee auch Macht und Sicherheit der Partei. “Sie ist ein Staat im Staat und daher ist Korruption ‘natürlich’ und ein unlösbares Problem”, sagt der Professor am Centre for China Studies der Chinese University of Hongkong, Willy Lam. Er fragt sich aber, ob Xi vielleicht schon “die Kontrolle über die Führungsspitze der Volksbefreiungsarmee verloren hat”.

Gerüchte über Einfluss von Xis Frau Peng Liyuan

Mit Dongs Erfahrung als Admiral hatte Xi eigentlich den richtigen Mann für die wachsende Kooperation mit Russland und die Einsätze im Südchinesischen Meer oder eine Eroberung Taiwans auserwählt. Wie Xis Frau Peng Liyuan stammt er aus der Provinz Shandong, was laut japanischer Nachrichtenagentur Nikkei Spekulationen auslöste, “dass Dong zu denen gehört, die Peng nahestehen”. 

Die berühmte Volkssängerin ist selbst Generalmajorin der Volksbefreiungsarmee. Im Mai sorgte ein Foto der First Lady in Uniform in der Hongkonger Zeitung “Sing Tao Daily” für heftige Diskussionen, ob Peng Liyuan bei Personalentscheidungen mitrede. Unter dem Bild wurde Peng bei der Visite einer militärischen Ausbildungsstätte als “Vollmitglied des Prüfungsausschusses der Militärkommission” beschrieben. Auch der langjährige China-Kenner Lam berichtet, dass die Präsidentengattin jetzt für Beförderungsempfehlungen in der Armee zuständig sei und Dong “ausgesucht haben soll”.

  • Ausbildung
  • Militär
  • Volksbefreiungsarmee
  • Xi Jinping
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Termine

02.12.2024, 18:00 Uhr (03.12., 01:00 Uhr Beijing)
SOAS University of London, Webinar: Living with Digital Surveillance in China: Citizens’ narratives on technology, privacy, and governance Mehr

02.12.2024, 19:00 Uhr
Reinhold-Maier-Stiftung + CNBW + andere, Paneldiskusssion (in Stuttgart) Die Rückkehr der Geoökonomie? Die Rolle Europas im Angesicht sino-amerikanischer Rivalitäten Mehr

03.12.2024, 21:30 Uhr (04:30 Uhr Beijing time)
CSIS, Webinar: Protecting Intellectual Property for National Security Mehr

04.12.2024, 10:00 Uhr (17:00 Uhr Beijing)
AHK Greater China, Launch Event (in Shanghai und online): Business Confidence Survey Report 2024/25 Mehr

04.12.2024, 16:00 Uhr (23:00 Uhr Beijing)
Fairbank Center for Chinese Studies, Webinar: Pivot of China: Spatial Politics and Inequality in Modern Zhengzhou Mehr

05.12.2024, 08:30 Uhr (15:30 Uhr Beijing)
Universität Hohenheim + ZEW Mannheim, Webinar: China Innovation Competition Mehr

05.12.2024, 15:30 Uhr
Chinesische Handelskammer in Deutschland, CHKD Forum 2024 (in Berlin): Nachhaltige Perspektiven der deutsch-chinesischen Zusammenarbeit Mehr

05.12.2024, 17:30 Uhr (06.12., 00:30 Uhr Beijing)
Friedrich-Naumann-Stiftung, Webinar: Zwischen Kooperation und Konfrontation – Wie steht es um die deutsch-chinesischen Beziehungen? Mehr

05.12.2024, 18:00 Uhr Beijing
German Chamber of Commerce, Empfang (in Beijing): German Chamber Christmas Reception Mehr

05.12.2024, 18:00 Uhr Beijing
German Chamber of Commerce, Empfang (in Shanghai): GCC Connect: Christmas Dinner Mehr

05./06.12.2024, 09:00 Uhr
European Academy Berlin, Konferenz: Partnering with Taiwan – 3rd Berlin Taiwan Conference Mehr

06.12.2024, 18:00 Uhr Beijing
German Chamber of Commerce, Empfang (in Tianjin): German Chamber Christmas Reception Mehr

News

Ungarn: Auslieferungsabkommen mit China nimmt Formen an

Ungarns Justizminister Bence Tuzson hat einen Vorschlag für ein Auslieferungsabkommen mit der Volksrepublik China vorgelegt. Der Entwurf folgt auf eine entsprechende Absichtserklärung, die Regierungschef Viktor Orbán und der chinesische Staatschef Xi Jinping im Juli 2024 in Peking getroffen hatten. Das berichteten lokale Medien unter Berufung auf eine Behörden-Veröffentlichung. Nähere Einzelheiten sind bislang nicht bekannt.

Die möglichen Konsequenzen eine solche Vereinbarung sind nicht absehbar. Am 6. Oktober 2022 hatte der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) entschieden, dass Auslieferungen an die Volksrepublik China nicht erfolgen dürften. Im Urteil hatte der EGMR mehrere Passagen des UN-Ausschusses gegen Folter zitiert, in denen es heißt, dass Folter und andere Misshandlungen im chinesischen Strafvollzug gängige Praxis seien.

Illegale Polizeistationen in Europa

Jüngsten Erhebungen zufolge leben mehr als 18.000 Chinesen in Ungarn. Der chinesische Staat versucht, auch seine ausländische Diaspora politisch eng zu führen. Unter anderem hat er dazu europaweit illegale Polizeistationen eingerichtet, die als Servicebüros getarnt sind und dabei auch Aufgaben der chinesischen Staatssicherheit ausführen.

Ein Bericht des Nachrichtensenders ntv deutet darauf hin, dass diese Polizeistationen weiterhin betrieben werden. Die Vorsitzende des Ausschusses für Menschenrechte im Deutschen Bundestag, Renata Alt, moniert das als “schwerwiegendes Versagen der deutschen Sicherheitsbehörden. Diese Stationen werden unter anderem dazu genutzt, chinesische Studierende und Exil-Oppositionelle auszuspionieren und unter Druck zu setzen – eine klare Verletzung der Menschenrechte”, sagt Alt.

Mit einem Auslieferungsabkommen mit einem EU-Mitgliedstaat würden dem chinesischen Sicherheitsapparat neue Möglichkeiten geboten, um Oppositionelle chinesische Staatsbürger in der EU nach China auszuliefern. grz

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Hongkong 47: Wie das EU-Parlament auf die Urteile reagiert

Die Abgeordneten im Europäischen Parlament haben Hongkong für die Verurteilung oppositioneller Politiker und Aktivisten stark kritisiert. Am Donnerstag forderten sie in einer Resolution die EU dazu auf, als Reaktion “die Sonderbehandlung Hongkongs im Zollbereich zu widerrufen” und den Status des Wirtschafts- und Handelsbüros in Brüssel zu überprüfen.

Im größten Gerichtsprozess seit Einführung des Nationalen Sicherheitsgesetzes hatte ein Gericht vergangene Woche 45 Ex-Politiker und Aktivisten der sogenannten Hongkong 47 zu Haftstrafen zwischen vier und zehn Jahren verurteilt.

In der nicht bindenden Resolution fordern die Parlamentarier die Aufhebung des Gesetzes sowie die sofortige und bedingungslose Freilassung aller, die unter dem Vorwand der nationalen Sicherheit verhaftet oder verurteilt wurden – darunter die Hongkong 47, Ex-Medienmogul Jimmy Lai und Journalist Chung Pui-Ken. Sie fordern den Europäischen Rat auf, Sanktionen gegen Hongkong und chinesische Beamte zu verhängen, die für Menschenrechtsverletzungen verantwortlich sind. mcl

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Zölle: Diesen Unternehmen könnte chinesische Vergeltung erspart bleiben

Chinas staatliche Medien haben eine Handvoll großer US-Unternehmen für deren “enge wirtschaftliche und handelspolitische Zusammenarbeit” gelobt. Die Kommentare gelten als Hinweise darauf, welche Firmen von möglichen chinesischen Vergeltungsmaßnahmen im Zollstreit verschont bleiben könnten. Nach einem ähnlichen Muster verfuhr die Volksrepublik auch während der ersten Amtszeit von Donald Trump, der nach seiner Wiederwahl bereits drastische Zollerhöhung auf chinesische Waren angekündigt hat.

Die Global Times lobte explizit Apple, Tesla, Starbucks und HP für deren Kooperationsbereitschaft mit ihren chinesischen Partnern. “US-Politiker müssen der offensichtlichen Bereitschaft amerikanischer Unternehmen zur wirtschaftlichen und handelspolitischen Zusammenarbeit Beachtung schenken und sie respektieren, indem sie geeignete politische Rahmenbedingungen für Unternehmen schaffen”, hieß es. Die China Daily stellte außerdem fest, dass die Investmentbank Morgan Stanley im März die behördliche Genehmigung zur Ausweitung seiner China-Geschäfte erhalten hat. Sie führte dies als Beweis für die Begeisterung ausländischer Finanzunternehmen für Investitionen in China an.

Trump, der am 20. Januar sein Amt antritt, hatte am Montag weitere Zölle auf chinesische Waren angekündigt. Während seiner ersten Amtszeit durchforsteten Unternehmensleiter und ausländische Investoren die chinesischen staatlichen Medien nach Signalen, welche US-Unternehmen angesichts der zunehmenden Handelsspannungen dafür sein könnten und welche bestraft werden könnten. rtr

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Technologie: TikTok-Mutter verklagt Ex-Praktikanten wegen KI-Sabotageverdacht

Wegen mutmaßlicher Sabotage an der firmeneigenen Künstlichen Intelligenz (KI) hat die TikTok-Mutter ByteDance eine Millionenklage gegen einen früheren Praktikanten eingereicht. Das Unternehmen wirft dem Beschuldigten vor, Software manipuliert und dadurch das Training der KI torpediert zu haben. ByteDance fordert umgerechnet rund eine Million Euro Schadenersatz.

Der Praktikant war im August entlassen worden. Prozesse zwischen Firmen und Beschäftigten sind in China nicht ungewöhnlich. Allerdings werden selten Praktikanten verklagt, noch dazu auf solch hohe Summen.

Zusätzliches Interesse zieht die Affäre auf sich, weil sie sich um generative KI dreht, die seit der Veröffentlichung von ChatGPT vor zwei Jahren die Schlagzeilen beherrscht. Vor allem die USA und China liefern sich einen Wettlauf um die technologische Führung bei diesen Programmen, die anhand weniger Befehle komplette Texte, Bilder oder Videos erstellen. Mit der Höhe der Forderung statuiert Bytedance auch ein Exempel, wie sensibel die generative KI für die Unternehmensentwicklung ist. rtr/grz

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Hongkong: Wer künftig Kryptogewinne nicht versteuern muss

Um sich als Zentrum für Kryptounternehmen zu positionieren, plant Hongkong, Private-Equity-Fonds, Hedge-Fonds und andere Anlagevehikel von Steuern auf Gewinne aus Kryptowährungen zu befreien. Das berichten Reuters und die Financial Times mit Berufung auf einen 20-seitigen Vorschlag der Lokalregierung, der diese Woche in Umlauf gebracht wurde.

Hongkong versucht sich gegen Singapur, als Finanzzentrum für Offshore-Vermögen durchzusetzen. Investoren wetten darauf, dass Donald Trumps Rückkehr ins Weiße Haus die Kryptoindustrie ankurbeln wird, nachdem er sich im Wahlkampf für sie eingesetzt hat. Zudem haben viele wohlhabende Chinesen außerhalb des chinesischen Festlandes ihre Anlagen geparkt, da Xi Jinping gegen die Zurschaustellung von Reichtum vorgeht.

In dem Papier schlagen die Behörde für Finanzdienstleistungen und das Finanzministerium vor, die Steuerbefreiung für Kapitalerträge auf ausländische Immobilien, Kohlenstoffgutschriften, private Kredite, virtuelle Vermögenswerte und andere Vermögenswerte auszuweiten. Demnach geht die Regierung davon aus, dass die Besteuerung “eine der wichtigsten Überlegungen” für Vermögensverwalter bei der Entscheidung sei, wo sie ihre Geschäfte ansiedeln. Sie wolle ein “günstiges Umfeld” für sie schaffen. mcl/rtr

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  • Hongkong
  • Kryptowährungen
  • Xi Jinping

Presseschau

Chinese ships gather near island disputed with Philippines, satellite images show REUTERS
China criticises Trump tariff threat, says it won”t solve America”s problems REUTERS
Schiff aus China könnte im Auftrag Russlands Unterseekabel beschädigt haben DER STANDARD
Vorgehen gegen Korruption: Xi weitet Säuberungskampagne in der Armee aus FAZ
China’s support for Russia has hurt its relations with Europe, say Nordic and Baltic states FT
Defying Beijing, Taiwan’s President Plans Visit to Hawaii and Guam WSJ
China tells ICC to be “just and fair” after it sought warrant for Myanmar junta chief REUTERS
US tariffs on China: India could get hurt most, says Crisil INDIA TIMES
China und Hongkong: Asien im Verleugnungsmodus FUW
Kleine Inseln, große Bedeutung: China oder Indien – wer kontrolliert die Malediven? N-TV
Deutschlands gefährliche Abhängigkeit von China bei der Waffenproduktion NZZ
France, Germany, Sweden urge EU battery sector push to avoid China reliance REUTERS
Opel-Mutterkonzern Stellantis setzt auf billige Autos aus China – Opel soll von Chinesen lernen FAZ
Uniqlo does not use Xinjiang cotton, boss says BBC
Peking erreicht wichtiges Klimaziel sechs Jahre früher als geplant MASCHINENMARKT
Was kostet es China, der Wirtschaft neuen Schwung zu geben? DW
Chinas Transrapid – dem Prestigeprojekt droht das Aus HANDELSBLATT
Musterdepots: Für China-Aktien spricht mehr als die günstige Bewertung HANDELSBLATT
Zweifelhafte deutsche China-Wissenschaft: Besten Dank von Xi Jinping SÜDDEUTSCHE

Blick aus China

Blick aus China: Wie sich ein großer Plan als wenig durchdacht erweist

Mehr als sieben Jahre nachdem das Xiong’an-Projekt vorgestellt wurde, nimmt eine neue Stadt 110 Kilometer südlich von Peking Formen an. Hochhäuser und Wohnblocks wurden bereits errichtet. An Straßenecken finden sich Lebensmittelgeschäfte und Buchläden, auch wenn das Geschäft eher schleppend läuft. Der einzige Starbucks und der einzige McDonald’s sind täglich im abgegrenzten Verwaltungszentrum geöffnet.

Die Museumsführer, die das Entwicklungskonzept und die Planung der Stadt präsentieren, rühmen Xiong’an als “intelligente Stadt” und als zukünftigen Standort für die KI-Branche. Auf Douyin, der chinesischen Variante von Tiktok, kursieren Gerüchte über ein baldiges Konzert des Popstars Joker Xue im kürzlich fertiggestellten Stadion. Doch an sonnigen Herbsttagen sind die Straßen so leer wie in einer deutschen Großstadt am Weihnachtsmorgen. Selbst auf der Schnellstraße, die Peking und Xiong’an miteinander verbindet, ist kaum eine Menschenseele unterwegs.

“Ein Projekt mit einer tausendjährigen Vision”

2017 erfolgte der erste Spatenstich für den Bau der neuen Metropole, in der staatliche Unternehmen und öffentliche Einrichtungen untergebracht werden sollen, um das überfüllte Peking zu entlasten. Zudem sollte das neue Gebiet das Wachstum in der umliegenden Provinz Hebei ankurbeln. Doch nun, da das Projekt sich vom Entwurf zur Realität wandelt, scheint die chinesische Regierung Schwierigkeiten zu haben, staatliche Unternehmen und Universitäten in die “Xiong’an New Area” zu lotsen. Es handelt sich um Xis Lieblingsprojekt, das von der Volkszeitung als “ein Projekt mit einer tausendjährigen Vision” (千年大计) gepriesen wird.

Straße in Xiong’an: Mehrere Spuren, kaum Verkehr.

Fünf Unternehmen haben inzwischen angekündigt, ihren Hauptsitz nach Xiong’an verlegen zu wollen. Das Bürogebäude eines dieser Unternehmen, der China Satellite Network Corp, wurde im September fertiggestellt. Die Gebäude der anderen vier befinden sich im Bau. Welche Unternehmen noch kommen, ist geheim. Es gibt wenig Handfestes. “Es ist ein offenes Geheimnis, dass niemand aus Peking wirklich nach Xiong’an umziehen will”, sagt ein leitender Angestellter eines großen staatlichen Unternehmens.

Namhafte Einrichtungen zeigen kaum Interesse

Von den fünf staatlichen Firmen gilt lediglich Huaneng – einer der größten Stromerzeuger Chinas – als etabliertes Unternehmen. Die anderen vier sind entweder brandneu oder aus umstrukturierten staatlichen Unternehmen hervorgegangen, sodass es nur wenig Widerstand gegen ihre Ansiedlung in Xiong’an gibt. Außerdem haben sich vier öffentliche Universitäten bereit erklärt, umzusiedeln – keine von ihnen zählt zu den Eliteuniversitäten. Grundstücke wurden bereits vergeben und Schilder aufgestellt, aber es gibt noch keine Pläne, wann mit dem Bau begonnen werden soll.

Die Fahrt zwischen Peking und Xiong’an dauert mit dem Schnellzug etwa eine und mit dem Auto knapp zwei Stunden. Pendeln wäre extrem mühsam und zeitraubend. Deshalb müssen die Menschen, die in Xiong’an arbeiten, dort wohnen, vorzugsweise mit ihren Familien. Dafür braucht es Schulen und Krankenhäuser, die qualitativ mit denen in Peking mithalten können.

Nur wenige Lehrer und Ärzte ziehen von Peking nach Xiong’an

Die “Beijing No.4 High School”, eine Eliteschule, die auch Xi vor Jahrzehnten besuchte, und das Pekinger Xuanwu-Krankenhaus, eine renommierte Einrichtung für Neurochirurgie und Geriatrie, haben eine Zweigstelle in Xiong’an eröffnet. Doch nur wenige der Lehrer und Ärzte sind aus Peking umgezogen. Vielmehr kommt das neue Personal aus andere Teilen Chinas.

Die mühevollen Anstrengungen, Menschen nach Xiong’an zu locken, sind offensichtlich. Neben dem Museum zum Masterplan verfügt die Stadt über zwei weitere Ausstellungsorte: einen für Regierungsbeamte und Expert:innen, der nicht öffentlich zugänglich ist, und einen anderen für Mitarbeitende von Unternehmen, die die Regierung zum Umzug hierher bewegen will, sowie für die Öffentlichkeit. Besucher:innen müssen eine Vertraulichkeitsvereinbarung unterzeichnen.

Sorge vor Überflutungen

Verglichen mit Shenzhen und Shanghais Pudong – zwei wegweisenden “New Areas”, die Chinas Fortschritt zwischen den 1980er und 2010er Jahren symbolisieren – halten Kritiker Xiong’an für ein von Beginn an fehlgeleitetes Projekt. Das Wirtschaftswachstum im Umland dürfte kaum derart stark profitieren, wie es in Shenzhen und Pudong der Fall war.

Verwaltungsgebäude in Xiong’an: Die Infrastruktur steht, doch wie lockt man Menschen an?

Auch die Topografie ist nicht förderlich. Das Grundwasser und der Baiyangdian-See, der sich direkt im Süden der Stadt befindet, sind stark verschmutzt. Xiong’an liegt nur zehn Meter über dem Meeresspiegel und ist daher sehr anfällig für Überschwemmungen. Experten wiesen bereits vor Beginn des Projekts auf diese Probleme hin, doch die Bedenken wurden ignoriert und nicht publik gemacht.

Diese Befürchtungen bestätigten sich, als im Sommer 2023 große Überschwemmungen das Gebiet verwüsteten. Um Xiong’an zu schützen, leiteten die Behörden die Fluten in die benachbarte Stadt Zhuozhou um. Städte, Dörfer und große Teile des Ackerlands wurden überschwemmt. Angaben zu Opfern und Schäden wurden nicht gemacht.

Wenig Raum für Marktkräfte

Von Anfang an war Xiong’an ein Projekt, das den Marktkräften wenig Raum ließ. So wurde der Handel mit Grundstücken in der Region sofort nach Bekanntgabe des Projekts ausgesetzt. Mitarbeiter der umgesiedelten staatlichen Unternehmen und Institutionen sind zum Kauf der neuen Wohnungen zu einem von der Regierung festgelegten subventionierten Preis berechtigt. Es gibt lediglich einen Markt für Wohnungen zweiter Klasse, die für Personen außerhalb der offiziellen Umsiedlungsprogramme gebaut wurden, und für Wohnungen für jene, deren Häuser für das Projekt Platz machen mussten.

Es gilt als ausgemacht, dass das unrentable Großprojekt weiterlaufen wird, solange Xi das will. Für “ein Projekt mit einer tausendjährigen Vision” bleibt allerdings reichlich Zeit.

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Personalien

Cai Xiliang ist neuer Aufsichtsratsvorsitzender der China Life Insurance Group. Er löst Bai Tao an der Spitze des staatlichen Finanzunternehmens ab. Bereits im August hatte Cai den Chefposten der Parteivertretung innerhalb der Versicherungsgruppe übernommen.

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Dessert

Mehr als 70 Jahre hat es gedauert, ehe die sterblichen Überreste von 43 Mitgliedern der Chinesischen Volksfreiwilligen-Armee aus Südkorea in die Volksrepublik zurückgebracht wurden. Die Soldaten waren im Oktober 1950 in den Koreakrieg eingetreten, um an der Seite des kommunistischen Nordens gegen die Republik Korea im Süden zu kämpfen, die von den USA unterstützt wurden. Am Donnerstag wurden die Särge mit militärischen Ehren in Shenyang, der Hauptstadt der nordostchinesischen Provinz Liaoning, empfangen.

China.Table Redaktion

CHINA.TABLE REDAKTION

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    Liebe Leserin, lieber Leser,

    Außenministerin Annalena Baerbock hat sich während ihrer Amtszeit im Umgang mit der Volksrepublik China stets konfrontativ gezeigt. Jetzt geht es für Baerbock vermutlich letztmalig als Mitglied der amtierenden Bundesregierung in die chinesische Hauptstadt, für einen eintägigen Besuch.

    Der Ukraine-Krieg wird zentraler Bestandteil der Gespräche. Und China scheint ganz offensichtlich ein doppeltes Spiel zu spielen. Nach außen hat die chinesische Führung stets ihre Neutralität betont, tatsächlich bestärkt sie Putin politisch, wirtschaftlich und technologisch. Xi breitet Putin den roten Teppich aus – die beiden haben sich mehr als 40 Mal getroffen -, füllt die russische Kriegskasse durch Rohölimporte und vereinbart umfangreiche gemeinsame Militärmanöver, schreibt Angela Köckritz. Unter diesen Umständen ist ein plötzlicher Kuschelkurs mit Baerbock kaum zu erwarten. Spannende 24 Stunden dürften das werden.

    Derweil nimmt sich der langjährige China-Korrespondent Andreas Landwehr, der nun auch von Zeit zu Zeit für China.Table schreiben wird, die Korruptionsfälle in der chinesischen Volksbefreiungsarmee und dem Verteidigungsministerium zur Brust. Das Netz der Gefälligkeiten könnte sogar die Einsatzbereitschaft des Militärs beschädigen, lautet das Fazit. Doch das bedeutet nicht, dass man Chinas Kriegstauglichkeit unterschätzen sollte.

    Der Blick aus China richtet sich heute übrigens nach Xiong’an – einer Planstadt, zwei Autostunden von Peking, die Verwaltung und Wirtschaft in der Hauptstadt entlasten sollen. Das Projekt erfährt die persönliche Unterstützung von Xi Jinping. Doch Begeisterung löst es bei jenen, die es beleben sollen, bislang noch nicht aus. Nun gut, die Vision ist laut Staatsmedien auf 1.000 Jahre ausgerichtet. Das bleibt noch viel Zeit, um Überzeugungsarbeit zu leisten.

    Ihr
    Marcel Grzanna
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    Analyse

    Ukraine: Baerbock stehen in Peking schwierige Verhandlungen bevor

    Annalena Baerbock bricht am Wochenende zu einem Kurztrip nach Peking auf. Hier ist sie im vergangenen Jahr im Gespräch mit dem inzwischen geschassten chinesischen Außenminister Qin Gang zu sehen.

    Wenn Außenministerin Annalena Baerbock am Montag zu eintägigen Gesprächen in Peking eintrifft, wird ein Thema auf ihrer Agenda sehr weit oben stehen: der Krieg in der Ukraine. Und die Frage, wie Deutschland die chinesische Führung dazu bewegen könnte, ihre Unterstützung für Putin zurückzufahren. Nach außen hat die chinesische Führung stets ihre Neutralität betont, tatsächlich bestärkt sie Putin politisch, wirtschaftlich und technologisch. Die NATO hat sie deshalb einen “entscheidenden Ermöglicher” genannt.

    Xi rollt Putin den roten Teppich aus – die beiden haben sich mehr als 40 Mal getroffen -, füllt die russische Kriegskasse durch Rohölimporte und vereinbart immer umfangreichere gemeinsame Militärmanöver. Seit Russlands Einmarsch in die Ukraine im Februar 2022 sind zudem die chinesischen Exporte nach Russland um 60 Prozent gestiegen. Unter den Einfuhren befinden sich zahlreiche Dual-Use-Komponenten, die Putin in seinem Feldzug nützlich sind.

    Ein russisches Waffenprogramm in China?

    Öffentlich zugängliche Zolldaten geben Hinweise darauf, dass China monatlich Dual-Use-Güter im Wert von etwa 300 Millionen US-Dollar nach Russland verkauft, die bei der Produktion von Raketen, Drohnen und Panzern zum Einsatz kommen können. “In Kyjiw haben wir inzwischen eine sehr negative Sicht auf China”, sagt ein ukrainischer Sicherheitsberater. “70 bis 80 Prozent der Komponenten, die wir in russischen Waffen finden, sind chinesisch.”

    Lange hatte es so ausgesehen, als schrecke China davor zurück, Waffen nach Russland zu liefern- aus Angst, sich Sanktionen des Westens auszusetzen. Im September aber veröffentlichte die Nachrichtenagentur Reuters einen Bericht, der sich auf europäische Geheimdienstkreise bezog. Demzufolge hat Russland ein Waffenprogramm in China aufgebaut, um tödliche Langstreckendrohnen für den Krieg in der Ukraine zu entwickeln. IEMZ Kupol, eine Tochterfirma des staatseigenen Rüstungskonzerns Almaz-Antey, soll gemeinsam mit chinesischen Spezialisten eine neue Drohne namens Garpiya 3 in China entwickelt und getestet haben. Josep Borrell, EU-Chefdiplomat, nannte die Hinweise Mitte November “überzeugend”.

    China reagiert öffentlich kaum auf Nordkoreas Engagement

    Beim Eastern Economic Forum in Wladiwostok im September kündigte Putin zudem eine gemeinsame Drohnenproduktion mit China im Osten Russlands an – Experten gehen davon aus, dass sich darunter auch Dual-Use-Drohnen befinden werden.

    Auch hat die chinesische Führung auffällig zurückhaltend auf Kim Jong-uns Entscheidung reagiert, Raketen und bis zu 12.000 nordkoreanische Soldaten nach Russland zu entsenden. Sicherheitsexperten befürchten, dass Putin Kim für seine Hilfe mit Militärtechnologie belohnen könnte, die das nordkoreanische Atomwaffenprogramm entscheidend voranbringen könnte. “Wäre die chinesische Führung sehr unglücklich über die Entsendung nordkoreanischer Soldaten gewesen, hätte sie Kim stärker in ihre Umarmung genommen oder ihm gedroht”, sagt ein Sicherheitsberater.

    Womit könnte Baerbock locken oder drohen?

    Es gibt also mehr als genug zu besprechen. Doch stellt sich die Frage: Wie könnte Außenministerin Baerbock Einfluss auf die chinesische Führung nehmen? Womit könnte sie locken oder drohen? Ihre Verhandlungsposition ist alles andere als leicht. Zum einen, weil die Europäer – anders als die USA – ihr Vorgehen koordinieren müssen. Das erfordert äußerst komplizierte Absprachen. Zum anderen, weil sich die Bundesregierung selbst uneins ist, wie sie ihr wirtschaftliches Verhältnis zu China gestalten will. Alexander Gabuev, Direktor am Carnegie Russia Eurasia Center in Berlin, glaubt daher nicht, dass Baerbock die chinesische Regierung etwa damit locken könnte, die Zölle auf Elektrofahrzeuge nicht zu erhöhen.

    Im Werkzeugkasten der EU, aus dem sich Annalena Baerbock bedienen kann, liegt derzeit nur ein Werkzeug, sagt Gabuev: Sanktionen. “Man könnte beispielsweise Sanktionen gegen chinesische Finanzdienstleister verhängen, die am Zahlungsverkehr von Dual Use Gütern verdienen.

    Doch auch für Sanktionen bräuchte es Konsens, und zwar innerhalb der EU. Das würde etwa die Zustimmung des russlandfreundlichen Viktor Orbán erfordern. Dessen Selbstvertrauen ist seit der US-Wahl gestiegen, ist er doch einzige europäische Anführer, der ein gutes Verhältnis zu Trump hat, einem Mann, der größten Wert auf persönliche Loyalität legt. Und schließlich stehen am 23. Februar vorgezogene Bundestagswahlen an – keiner weiß, ob Baerbock und ihre Partei Teil der neuen Bundesregierung sein werden.

    Der Friedensplan des neuen amerikanischen Sondergesandten für Russland und die Ukraine

    Unterdessen hat Trump am Mittwoch den pensionierten 80-jährigen General Keith Kellogg als Sondergesandten für Russland und die Ukraine benannt. Kellogg diente während Trumps Amtszeit von 2017 bis Anfang 2021 als Stabschef des Nationalen Sicherheitsrats im Weißen Haus und Sicherheitsberater des damaligen Vizepräsidenten Mike Pence. Das, was man bisher über Kellogg’s Friedensplan für die die Ukraine wisse, sehe im Groben so aus, sagt Gabuev: Der Konflikt wird entlang der Frontlinie eingefroren, es soll weder Pufferzonen noch Friedenstruppen geben. Einige Sanktionen gegen Russland werden aufgehoben. Die NATO-Mitgliedschaft der Ukraine wird bis auf Weiteres verschoben, dafür wird die Ukraine konsistent aufgerüstet, um einem erneuten Angriff Putins widerstehen zu können. Ob Trump den Plan übernehmen würde, ist allerdings nicht klar. Ebenso ungewiss ist, ob Kellogg vom Senat in seiner neuen Funktion bestätigt werden muss.

    Die Ukraine wäre damit in Ermangelung eines bindenden Sicherheitsvertrages dem Wohlwollen kommender US-Regierungen ausgeliefert, sagt Gabuev. “Würde die Aufrüstung der Ukraine jedoch konsequent betrieben, würde das den Preis für Putin, erneut anzugreifen, sehr hoch treiben. Er will aber seinen imperialen Traum nicht aufgeben.” Gabuev hält es daher für wahrscheinlich, dass Putin einem solchen Deal nicht zustimmen würde.

    “Putin ist kein Gigant”

    Auch die ukrainische Seite würde keinen Deal wollen, der ihr nicht ausreichende Sicherheitsgarantien vor einem erneuten russischen Angriff bietet. Dann würden die Kämpfe weiter gehen. “Wir dürfen nicht vergessen, dass Putin kein Gigant ist”, sagt Gabuev. Würde der Westen die Ukraine weiter intensiv unterstützen, würden auch ihm irgendwann die Soldaten ausgehen. “Putin könnte teilmobilisieren, aber das würde auf Kosten der Arbeitskräfte gehen. In zwei Jahren könnten die Herausforderungen für die russische Wirtschaft zu groß sein.” Es wäre ein sehr viel blutigerer und längerer Pfad, einer, der viele Menschenleben auf beiden Seiten und die Ukraine Territorium kosten könnte.

    Die Verhandlungen werden extrem schwierig sein. Sollten sie tatsächlich gelingen, schlägt Gabuev entlang der Waffenstillstandslinie Friedenstruppen aus Ländern vor, die Putin nicht gerne verärgern würde. Zum Beispiel aus der Türkei, Indien und China.

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    “Wind und Schatten”: Was hinter den Korruptionsvorwürfen in Chinas Militär steckt

    Chinas Verteidigungsminister Dong Jun im Oktober bei bilateralen Gesprächen mit Russland.

    In einem neuen Korruptionsskandal in Chinas Militär hat Staats- und Parteichef Xi Jinping Miao Hua entlassen, Mitglied seiner mächtigen Militärkommission. Dem Admiral werden “ernste Verstöße gegen die Parteidisziplin” vorgeworfen, hieß es – in der Parteisprache eine Umschreibung für Korruption. Der Sturz des einflussreichen Militärs folgte nur einen Tag auf Berichte über Ermittlungen gegen Verteidigungsminister Dong Jun, der einst unter Miao Hua gedient hatte, als dieser noch Politkommissar der Marine war. 

    Schon länger gab es Gerüchte über Ermittlungen gegen Miao, zu denen auch der Verteidigungsminister befragt worden sein könnte. Es würde auch niemanden überraschen, wenn mit Dong der dritte chinesische Verteidigungsminister in Folge über Korruption stolpern würde. Außer vielleicht Xi, der den 63-Jährigen nach eingehender Prüfung vor knapp einem Jahr für den Posten auserkoren hatte. Zuvor waren bereits dessen Vorgänger Li Shangfu und Wei Fenghe wegen Korruption geschasst worden.

    Verteidigungsministerium nennt Berichte “reine Fabrikation”

    Wie die “Financial Times” unter Berufung auf US-Beamte berichtete, wird gegen den Verteidigungsminister im Rahmen einer “weitergehenden Untersuchung von Korruption” ermittelt. Der Sprecher des Verteidigungsministeriums wies den Bericht aber als “reine Fabrikation” zurück. Allerdings hatte die Zeitung 2023 auch die Ermittlungen gegen den später aus dem Amt gejagten Verteidigungsminister Li enthüllt. Und der jetzt von seinen Pflichten entbundene Miao könnte einen “Schatten” auch auf andere Militärs werfen.

    Als Mitglied der Militärkommission verantwortete Miao die politische Arbeit und stand über dem eher für Diplomatie zuständigen Verteidigungsminister, der – anders als seine Vorgänger – überraschend nicht in das höchste Militärgremium um Xi geholt worden war. Wie die Entlassung von Miao wäre auch ein Sturz des Verteidigungsministers peinlich für den Parteichef, sagen Experten. “Alle waren von Xi Jinping ernannt, vermutlich nach sorgfältiger Prüfung und als Überlebende früherer Anti-Korruptions-Kampagnen, und werden dann wegen ‘ernster Verletzungen der Parteidisziplin’ einkassiert”, sagt Professorin June Teufel Dreyer von der Universität von Miami.

    Korruption gilt vielen als nötiger “Schmierstoff”

    Die Frage sei, die Korruptionsvorwürfe über das Personalsystem an der Spitze der Volksrepublik und die Kampffähigkeit des chinesischen Militärs aussagt, so die Militärexpertin. Viele Angehörige der Militär-Elite dürften jetzt auch ihre Bankkonten oder die ihrer Familien auf “Unregelmäßigkeiten” überprüfen.

    Der einfache Chinese dürfte hingegen kaum überrascht sein. Viele erzählen von Soldaten, die Offizieren Geld und Geschenke dafür geben müssen, dass sie während ihres Wehrdienstes eine Ausbildung machen dürfen. Auch wird erzählt, dass Beförderungen erkauft werden, indem Offiziere bestochen oder ihren Familien Geld und Geschenke zugeschoben werden. “Das System ist korrupt”, sagt eine chinesische Quelle, die die Mechanismen gut kennt. 

    Im System der Beziehungen, der Seilschaften, gegenseitigen Gefälligkeiten und Belohnung loyaler Gefolgsleute ist es Korruption für viele ein nötiger “Schmierstoff”. Schädliche “Nebenwirkungen” seien allerdings Ineffizienz, Ungerechtigkeiten, Machtmissbrauch und Untergrabung der Institutionen – und im Militär auch mangelnde Einsatzbereitschaft, wie Experten warnen. 

    Kampf gegen Korruption oder Machtkampf?

    Als Xi 2012 an die Macht kam, machte der neue Parteichef den Kampf gegen die Korruption zu seinem Markenzeichen, war deswegen im Volk beliebt und schuf sich Legitimation. Er wollte gegen “Tiger und Fliegen” vorgehen. Als erster Parteichef nahm es Xi damals auch mit der Militär-Elite auf: Er stürzte die Generäle Xu Caihou und Guo Boxiong, ebenfalls zwei Mitglieder der mächtigen Militärkommission.

    Was aufrechter Kampf gegen Korruption oder was Machtkampf ist, bleibt unklar. Es gibt Gerüchte über Fraktionskämpfe von Offizieren der alten “Shanghai Gang” um den 2022 gestorbenen Xi-Vorgänger Jiang Zemin oder der “Armee der Xi-Familie”, die wiederum in die “Zhejiang Gang”, “Fujian Gang” und “Shandong Gang” gespalten sein soll, wie Professor Andrew Wedeman von der Georgia State University im East Asia Forum schildert. Dass die Marine erstmals den Verteidigungsminister stellen durfte, dürfte auch für Widerstand aus den anderen Teilstreitkräften gesorgt haben. 

    Die Volksbefreiungsarmee spielt seit langem eine Rolle in den Machtkämpfen der KPCh-Elite“, stellt Andrew Erickson vom US Naval War College in Newport fest. “Xi nutzt seinen Antikorruptions-Feldzug nicht nur für die innenpolitische Legitimität und um eine extreme Untergrabung der militärischen Kampfbereitschaft einzudämmen, sondern auch, um seine politischen Feinde auszuschalten“, sagt Erickson. Die anhaltende Korruption werde Xi nicht davon abhalten, einen Krieg vorzubereiten oder sogar zu führen, warnt er. 

    Volksbefreiungsarmee “ist ein Staat im Staat”

    Bei den Vorwürfen geht es häufig um die Beschaffung. Die Regierung stelle für einen undurchsichtigen Beschaffungsprozess für Verteidigungsgüter enorme Geldsummen bereit, sagt Bethany Allen vom Australian Strategic Policy Institute (ASPI). “China hat seit Jahrzehnten keinen echten Krieg mehr geführt, was zu dem Eindruck beitragen kann, dass die realen Konsequenzen von Korruption gering sind.”

    Xi will hart durchgreifen. Nur mit Strenge lasse sich Kampfbereitschaft erreichen. So garantiert die Volksbefreiungsarmee auch Macht und Sicherheit der Partei. “Sie ist ein Staat im Staat und daher ist Korruption ‘natürlich’ und ein unlösbares Problem”, sagt der Professor am Centre for China Studies der Chinese University of Hongkong, Willy Lam. Er fragt sich aber, ob Xi vielleicht schon “die Kontrolle über die Führungsspitze der Volksbefreiungsarmee verloren hat”.

    Gerüchte über Einfluss von Xis Frau Peng Liyuan

    Mit Dongs Erfahrung als Admiral hatte Xi eigentlich den richtigen Mann für die wachsende Kooperation mit Russland und die Einsätze im Südchinesischen Meer oder eine Eroberung Taiwans auserwählt. Wie Xis Frau Peng Liyuan stammt er aus der Provinz Shandong, was laut japanischer Nachrichtenagentur Nikkei Spekulationen auslöste, “dass Dong zu denen gehört, die Peng nahestehen”. 

    Die berühmte Volkssängerin ist selbst Generalmajorin der Volksbefreiungsarmee. Im Mai sorgte ein Foto der First Lady in Uniform in der Hongkonger Zeitung “Sing Tao Daily” für heftige Diskussionen, ob Peng Liyuan bei Personalentscheidungen mitrede. Unter dem Bild wurde Peng bei der Visite einer militärischen Ausbildungsstätte als “Vollmitglied des Prüfungsausschusses der Militärkommission” beschrieben. Auch der langjährige China-Kenner Lam berichtet, dass die Präsidentengattin jetzt für Beförderungsempfehlungen in der Armee zuständig sei und Dong “ausgesucht haben soll”.

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    • Militär
    • Volksbefreiungsarmee
    • Xi Jinping
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    Termine

    02.12.2024, 18:00 Uhr (03.12., 01:00 Uhr Beijing)
    SOAS University of London, Webinar: Living with Digital Surveillance in China: Citizens’ narratives on technology, privacy, and governance Mehr

    02.12.2024, 19:00 Uhr
    Reinhold-Maier-Stiftung + CNBW + andere, Paneldiskusssion (in Stuttgart) Die Rückkehr der Geoökonomie? Die Rolle Europas im Angesicht sino-amerikanischer Rivalitäten Mehr

    03.12.2024, 21:30 Uhr (04:30 Uhr Beijing time)
    CSIS, Webinar: Protecting Intellectual Property for National Security Mehr

    04.12.2024, 10:00 Uhr (17:00 Uhr Beijing)
    AHK Greater China, Launch Event (in Shanghai und online): Business Confidence Survey Report 2024/25 Mehr

    04.12.2024, 16:00 Uhr (23:00 Uhr Beijing)
    Fairbank Center for Chinese Studies, Webinar: Pivot of China: Spatial Politics and Inequality in Modern Zhengzhou Mehr

    05.12.2024, 08:30 Uhr (15:30 Uhr Beijing)
    Universität Hohenheim + ZEW Mannheim, Webinar: China Innovation Competition Mehr

    05.12.2024, 15:30 Uhr
    Chinesische Handelskammer in Deutschland, CHKD Forum 2024 (in Berlin): Nachhaltige Perspektiven der deutsch-chinesischen Zusammenarbeit Mehr

    05.12.2024, 17:30 Uhr (06.12., 00:30 Uhr Beijing)
    Friedrich-Naumann-Stiftung, Webinar: Zwischen Kooperation und Konfrontation – Wie steht es um die deutsch-chinesischen Beziehungen? Mehr

    05.12.2024, 18:00 Uhr Beijing
    German Chamber of Commerce, Empfang (in Beijing): German Chamber Christmas Reception Mehr

    05.12.2024, 18:00 Uhr Beijing
    German Chamber of Commerce, Empfang (in Shanghai): GCC Connect: Christmas Dinner Mehr

    05./06.12.2024, 09:00 Uhr
    European Academy Berlin, Konferenz: Partnering with Taiwan – 3rd Berlin Taiwan Conference Mehr

    06.12.2024, 18:00 Uhr Beijing
    German Chamber of Commerce, Empfang (in Tianjin): German Chamber Christmas Reception Mehr

    News

    Ungarn: Auslieferungsabkommen mit China nimmt Formen an

    Ungarns Justizminister Bence Tuzson hat einen Vorschlag für ein Auslieferungsabkommen mit der Volksrepublik China vorgelegt. Der Entwurf folgt auf eine entsprechende Absichtserklärung, die Regierungschef Viktor Orbán und der chinesische Staatschef Xi Jinping im Juli 2024 in Peking getroffen hatten. Das berichteten lokale Medien unter Berufung auf eine Behörden-Veröffentlichung. Nähere Einzelheiten sind bislang nicht bekannt.

    Die möglichen Konsequenzen eine solche Vereinbarung sind nicht absehbar. Am 6. Oktober 2022 hatte der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) entschieden, dass Auslieferungen an die Volksrepublik China nicht erfolgen dürften. Im Urteil hatte der EGMR mehrere Passagen des UN-Ausschusses gegen Folter zitiert, in denen es heißt, dass Folter und andere Misshandlungen im chinesischen Strafvollzug gängige Praxis seien.

    Illegale Polizeistationen in Europa

    Jüngsten Erhebungen zufolge leben mehr als 18.000 Chinesen in Ungarn. Der chinesische Staat versucht, auch seine ausländische Diaspora politisch eng zu führen. Unter anderem hat er dazu europaweit illegale Polizeistationen eingerichtet, die als Servicebüros getarnt sind und dabei auch Aufgaben der chinesischen Staatssicherheit ausführen.

    Ein Bericht des Nachrichtensenders ntv deutet darauf hin, dass diese Polizeistationen weiterhin betrieben werden. Die Vorsitzende des Ausschusses für Menschenrechte im Deutschen Bundestag, Renata Alt, moniert das als “schwerwiegendes Versagen der deutschen Sicherheitsbehörden. Diese Stationen werden unter anderem dazu genutzt, chinesische Studierende und Exil-Oppositionelle auszuspionieren und unter Druck zu setzen – eine klare Verletzung der Menschenrechte”, sagt Alt.

    Mit einem Auslieferungsabkommen mit einem EU-Mitgliedstaat würden dem chinesischen Sicherheitsapparat neue Möglichkeiten geboten, um Oppositionelle chinesische Staatsbürger in der EU nach China auszuliefern. grz

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    Hongkong 47: Wie das EU-Parlament auf die Urteile reagiert

    Die Abgeordneten im Europäischen Parlament haben Hongkong für die Verurteilung oppositioneller Politiker und Aktivisten stark kritisiert. Am Donnerstag forderten sie in einer Resolution die EU dazu auf, als Reaktion “die Sonderbehandlung Hongkongs im Zollbereich zu widerrufen” und den Status des Wirtschafts- und Handelsbüros in Brüssel zu überprüfen.

    Im größten Gerichtsprozess seit Einführung des Nationalen Sicherheitsgesetzes hatte ein Gericht vergangene Woche 45 Ex-Politiker und Aktivisten der sogenannten Hongkong 47 zu Haftstrafen zwischen vier und zehn Jahren verurteilt.

    In der nicht bindenden Resolution fordern die Parlamentarier die Aufhebung des Gesetzes sowie die sofortige und bedingungslose Freilassung aller, die unter dem Vorwand der nationalen Sicherheit verhaftet oder verurteilt wurden – darunter die Hongkong 47, Ex-Medienmogul Jimmy Lai und Journalist Chung Pui-Ken. Sie fordern den Europäischen Rat auf, Sanktionen gegen Hongkong und chinesische Beamte zu verhängen, die für Menschenrechtsverletzungen verantwortlich sind. mcl

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    Zölle: Diesen Unternehmen könnte chinesische Vergeltung erspart bleiben

    Chinas staatliche Medien haben eine Handvoll großer US-Unternehmen für deren “enge wirtschaftliche und handelspolitische Zusammenarbeit” gelobt. Die Kommentare gelten als Hinweise darauf, welche Firmen von möglichen chinesischen Vergeltungsmaßnahmen im Zollstreit verschont bleiben könnten. Nach einem ähnlichen Muster verfuhr die Volksrepublik auch während der ersten Amtszeit von Donald Trump, der nach seiner Wiederwahl bereits drastische Zollerhöhung auf chinesische Waren angekündigt hat.

    Die Global Times lobte explizit Apple, Tesla, Starbucks und HP für deren Kooperationsbereitschaft mit ihren chinesischen Partnern. “US-Politiker müssen der offensichtlichen Bereitschaft amerikanischer Unternehmen zur wirtschaftlichen und handelspolitischen Zusammenarbeit Beachtung schenken und sie respektieren, indem sie geeignete politische Rahmenbedingungen für Unternehmen schaffen”, hieß es. Die China Daily stellte außerdem fest, dass die Investmentbank Morgan Stanley im März die behördliche Genehmigung zur Ausweitung seiner China-Geschäfte erhalten hat. Sie führte dies als Beweis für die Begeisterung ausländischer Finanzunternehmen für Investitionen in China an.

    Trump, der am 20. Januar sein Amt antritt, hatte am Montag weitere Zölle auf chinesische Waren angekündigt. Während seiner ersten Amtszeit durchforsteten Unternehmensleiter und ausländische Investoren die chinesischen staatlichen Medien nach Signalen, welche US-Unternehmen angesichts der zunehmenden Handelsspannungen dafür sein könnten und welche bestraft werden könnten. rtr

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    Technologie: TikTok-Mutter verklagt Ex-Praktikanten wegen KI-Sabotageverdacht

    Wegen mutmaßlicher Sabotage an der firmeneigenen Künstlichen Intelligenz (KI) hat die TikTok-Mutter ByteDance eine Millionenklage gegen einen früheren Praktikanten eingereicht. Das Unternehmen wirft dem Beschuldigten vor, Software manipuliert und dadurch das Training der KI torpediert zu haben. ByteDance fordert umgerechnet rund eine Million Euro Schadenersatz.

    Der Praktikant war im August entlassen worden. Prozesse zwischen Firmen und Beschäftigten sind in China nicht ungewöhnlich. Allerdings werden selten Praktikanten verklagt, noch dazu auf solch hohe Summen.

    Zusätzliches Interesse zieht die Affäre auf sich, weil sie sich um generative KI dreht, die seit der Veröffentlichung von ChatGPT vor zwei Jahren die Schlagzeilen beherrscht. Vor allem die USA und China liefern sich einen Wettlauf um die technologische Führung bei diesen Programmen, die anhand weniger Befehle komplette Texte, Bilder oder Videos erstellen. Mit der Höhe der Forderung statuiert Bytedance auch ein Exempel, wie sensibel die generative KI für die Unternehmensentwicklung ist. rtr/grz

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    Hongkong: Wer künftig Kryptogewinne nicht versteuern muss

    Um sich als Zentrum für Kryptounternehmen zu positionieren, plant Hongkong, Private-Equity-Fonds, Hedge-Fonds und andere Anlagevehikel von Steuern auf Gewinne aus Kryptowährungen zu befreien. Das berichten Reuters und die Financial Times mit Berufung auf einen 20-seitigen Vorschlag der Lokalregierung, der diese Woche in Umlauf gebracht wurde.

    Hongkong versucht sich gegen Singapur, als Finanzzentrum für Offshore-Vermögen durchzusetzen. Investoren wetten darauf, dass Donald Trumps Rückkehr ins Weiße Haus die Kryptoindustrie ankurbeln wird, nachdem er sich im Wahlkampf für sie eingesetzt hat. Zudem haben viele wohlhabende Chinesen außerhalb des chinesischen Festlandes ihre Anlagen geparkt, da Xi Jinping gegen die Zurschaustellung von Reichtum vorgeht.

    In dem Papier schlagen die Behörde für Finanzdienstleistungen und das Finanzministerium vor, die Steuerbefreiung für Kapitalerträge auf ausländische Immobilien, Kohlenstoffgutschriften, private Kredite, virtuelle Vermögenswerte und andere Vermögenswerte auszuweiten. Demnach geht die Regierung davon aus, dass die Besteuerung “eine der wichtigsten Überlegungen” für Vermögensverwalter bei der Entscheidung sei, wo sie ihre Geschäfte ansiedeln. Sie wolle ein “günstiges Umfeld” für sie schaffen. mcl/rtr

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    Presseschau

    Chinese ships gather near island disputed with Philippines, satellite images show REUTERS
    China criticises Trump tariff threat, says it won”t solve America”s problems REUTERS
    Schiff aus China könnte im Auftrag Russlands Unterseekabel beschädigt haben DER STANDARD
    Vorgehen gegen Korruption: Xi weitet Säuberungskampagne in der Armee aus FAZ
    China’s support for Russia has hurt its relations with Europe, say Nordic and Baltic states FT
    Defying Beijing, Taiwan’s President Plans Visit to Hawaii and Guam WSJ
    China tells ICC to be “just and fair” after it sought warrant for Myanmar junta chief REUTERS
    US tariffs on China: India could get hurt most, says Crisil INDIA TIMES
    China und Hongkong: Asien im Verleugnungsmodus FUW
    Kleine Inseln, große Bedeutung: China oder Indien – wer kontrolliert die Malediven? N-TV
    Deutschlands gefährliche Abhängigkeit von China bei der Waffenproduktion NZZ
    France, Germany, Sweden urge EU battery sector push to avoid China reliance REUTERS
    Opel-Mutterkonzern Stellantis setzt auf billige Autos aus China – Opel soll von Chinesen lernen FAZ
    Uniqlo does not use Xinjiang cotton, boss says BBC
    Peking erreicht wichtiges Klimaziel sechs Jahre früher als geplant MASCHINENMARKT
    Was kostet es China, der Wirtschaft neuen Schwung zu geben? DW
    Chinas Transrapid – dem Prestigeprojekt droht das Aus HANDELSBLATT
    Musterdepots: Für China-Aktien spricht mehr als die günstige Bewertung HANDELSBLATT
    Zweifelhafte deutsche China-Wissenschaft: Besten Dank von Xi Jinping SÜDDEUTSCHE

    Blick aus China

    Blick aus China: Wie sich ein großer Plan als wenig durchdacht erweist

    Mehr als sieben Jahre nachdem das Xiong’an-Projekt vorgestellt wurde, nimmt eine neue Stadt 110 Kilometer südlich von Peking Formen an. Hochhäuser und Wohnblocks wurden bereits errichtet. An Straßenecken finden sich Lebensmittelgeschäfte und Buchläden, auch wenn das Geschäft eher schleppend läuft. Der einzige Starbucks und der einzige McDonald’s sind täglich im abgegrenzten Verwaltungszentrum geöffnet.

    Die Museumsführer, die das Entwicklungskonzept und die Planung der Stadt präsentieren, rühmen Xiong’an als “intelligente Stadt” und als zukünftigen Standort für die KI-Branche. Auf Douyin, der chinesischen Variante von Tiktok, kursieren Gerüchte über ein baldiges Konzert des Popstars Joker Xue im kürzlich fertiggestellten Stadion. Doch an sonnigen Herbsttagen sind die Straßen so leer wie in einer deutschen Großstadt am Weihnachtsmorgen. Selbst auf der Schnellstraße, die Peking und Xiong’an miteinander verbindet, ist kaum eine Menschenseele unterwegs.

    “Ein Projekt mit einer tausendjährigen Vision”

    2017 erfolgte der erste Spatenstich für den Bau der neuen Metropole, in der staatliche Unternehmen und öffentliche Einrichtungen untergebracht werden sollen, um das überfüllte Peking zu entlasten. Zudem sollte das neue Gebiet das Wachstum in der umliegenden Provinz Hebei ankurbeln. Doch nun, da das Projekt sich vom Entwurf zur Realität wandelt, scheint die chinesische Regierung Schwierigkeiten zu haben, staatliche Unternehmen und Universitäten in die “Xiong’an New Area” zu lotsen. Es handelt sich um Xis Lieblingsprojekt, das von der Volkszeitung als “ein Projekt mit einer tausendjährigen Vision” (千年大计) gepriesen wird.

    Straße in Xiong’an: Mehrere Spuren, kaum Verkehr.

    Fünf Unternehmen haben inzwischen angekündigt, ihren Hauptsitz nach Xiong’an verlegen zu wollen. Das Bürogebäude eines dieser Unternehmen, der China Satellite Network Corp, wurde im September fertiggestellt. Die Gebäude der anderen vier befinden sich im Bau. Welche Unternehmen noch kommen, ist geheim. Es gibt wenig Handfestes. “Es ist ein offenes Geheimnis, dass niemand aus Peking wirklich nach Xiong’an umziehen will”, sagt ein leitender Angestellter eines großen staatlichen Unternehmens.

    Namhafte Einrichtungen zeigen kaum Interesse

    Von den fünf staatlichen Firmen gilt lediglich Huaneng – einer der größten Stromerzeuger Chinas – als etabliertes Unternehmen. Die anderen vier sind entweder brandneu oder aus umstrukturierten staatlichen Unternehmen hervorgegangen, sodass es nur wenig Widerstand gegen ihre Ansiedlung in Xiong’an gibt. Außerdem haben sich vier öffentliche Universitäten bereit erklärt, umzusiedeln – keine von ihnen zählt zu den Eliteuniversitäten. Grundstücke wurden bereits vergeben und Schilder aufgestellt, aber es gibt noch keine Pläne, wann mit dem Bau begonnen werden soll.

    Die Fahrt zwischen Peking und Xiong’an dauert mit dem Schnellzug etwa eine und mit dem Auto knapp zwei Stunden. Pendeln wäre extrem mühsam und zeitraubend. Deshalb müssen die Menschen, die in Xiong’an arbeiten, dort wohnen, vorzugsweise mit ihren Familien. Dafür braucht es Schulen und Krankenhäuser, die qualitativ mit denen in Peking mithalten können.

    Nur wenige Lehrer und Ärzte ziehen von Peking nach Xiong’an

    Die “Beijing No.4 High School”, eine Eliteschule, die auch Xi vor Jahrzehnten besuchte, und das Pekinger Xuanwu-Krankenhaus, eine renommierte Einrichtung für Neurochirurgie und Geriatrie, haben eine Zweigstelle in Xiong’an eröffnet. Doch nur wenige der Lehrer und Ärzte sind aus Peking umgezogen. Vielmehr kommt das neue Personal aus andere Teilen Chinas.

    Die mühevollen Anstrengungen, Menschen nach Xiong’an zu locken, sind offensichtlich. Neben dem Museum zum Masterplan verfügt die Stadt über zwei weitere Ausstellungsorte: einen für Regierungsbeamte und Expert:innen, der nicht öffentlich zugänglich ist, und einen anderen für Mitarbeitende von Unternehmen, die die Regierung zum Umzug hierher bewegen will, sowie für die Öffentlichkeit. Besucher:innen müssen eine Vertraulichkeitsvereinbarung unterzeichnen.

    Sorge vor Überflutungen

    Verglichen mit Shenzhen und Shanghais Pudong – zwei wegweisenden “New Areas”, die Chinas Fortschritt zwischen den 1980er und 2010er Jahren symbolisieren – halten Kritiker Xiong’an für ein von Beginn an fehlgeleitetes Projekt. Das Wirtschaftswachstum im Umland dürfte kaum derart stark profitieren, wie es in Shenzhen und Pudong der Fall war.

    Verwaltungsgebäude in Xiong’an: Die Infrastruktur steht, doch wie lockt man Menschen an?

    Auch die Topografie ist nicht förderlich. Das Grundwasser und der Baiyangdian-See, der sich direkt im Süden der Stadt befindet, sind stark verschmutzt. Xiong’an liegt nur zehn Meter über dem Meeresspiegel und ist daher sehr anfällig für Überschwemmungen. Experten wiesen bereits vor Beginn des Projekts auf diese Probleme hin, doch die Bedenken wurden ignoriert und nicht publik gemacht.

    Diese Befürchtungen bestätigten sich, als im Sommer 2023 große Überschwemmungen das Gebiet verwüsteten. Um Xiong’an zu schützen, leiteten die Behörden die Fluten in die benachbarte Stadt Zhuozhou um. Städte, Dörfer und große Teile des Ackerlands wurden überschwemmt. Angaben zu Opfern und Schäden wurden nicht gemacht.

    Wenig Raum für Marktkräfte

    Von Anfang an war Xiong’an ein Projekt, das den Marktkräften wenig Raum ließ. So wurde der Handel mit Grundstücken in der Region sofort nach Bekanntgabe des Projekts ausgesetzt. Mitarbeiter der umgesiedelten staatlichen Unternehmen und Institutionen sind zum Kauf der neuen Wohnungen zu einem von der Regierung festgelegten subventionierten Preis berechtigt. Es gibt lediglich einen Markt für Wohnungen zweiter Klasse, die für Personen außerhalb der offiziellen Umsiedlungsprogramme gebaut wurden, und für Wohnungen für jene, deren Häuser für das Projekt Platz machen mussten.

    Es gilt als ausgemacht, dass das unrentable Großprojekt weiterlaufen wird, solange Xi das will. Für “ein Projekt mit einer tausendjährigen Vision” bleibt allerdings reichlich Zeit.

    • Immobilien
    • Peking
    • Universitäten
    • Xi Jinping

    Personalien

    Cai Xiliang ist neuer Aufsichtsratsvorsitzender der China Life Insurance Group. Er löst Bai Tao an der Spitze des staatlichen Finanzunternehmens ab. Bereits im August hatte Cai den Chefposten der Parteivertretung innerhalb der Versicherungsgruppe übernommen.

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    Dessert

    Mehr als 70 Jahre hat es gedauert, ehe die sterblichen Überreste von 43 Mitgliedern der Chinesischen Volksfreiwilligen-Armee aus Südkorea in die Volksrepublik zurückgebracht wurden. Die Soldaten waren im Oktober 1950 in den Koreakrieg eingetreten, um an der Seite des kommunistischen Nordens gegen die Republik Korea im Süden zu kämpfen, die von den USA unterstützt wurden. Am Donnerstag wurden die Särge mit militärischen Ehren in Shenyang, der Hauptstadt der nordostchinesischen Provinz Liaoning, empfangen.

    China.Table Redaktion

    CHINA.TABLE REDAKTION

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