der Ingolstädter Autobauer Audi sorgt derzeit auf der Guangzhou Automesse in Südchina für eine Sensation. Auf der Karosserie des neuen Konzeptautos E concept, das Audi gemeinsam mit dem chinesischen Partner SAIC entwickelt hat, prangen statt der vier Ringe, dem unverwechselbaren Logo des Herstellers, nur noch die vier Buchstaben: AUDI.
Beim Versuch, auf dem hart umkämpften chinesischen Markt an vergangene Erfolge anzuknüpfen, verzichtet der Hersteller sogar auf Teile seiner Identität. Doch wird das reichen? Mittlerweile gibt es mehr als 60 chinesische Automarken, von denen viele technisch Beeindruckendes leisten. “Ein Modellfeuerwerk in allen Preisklassen” urteilt Julia Fiedler, die in Guangzhou dabei ist und analysiert hat, weshalb es deutschen Autobauern besonders schwerfällt, junge Kunden in China für sich zu gewinnen.
Unser zweites Stück widmet sich dem Klimaschutz. Taiwan darf zwar nicht an der Weltklimakonferenz in Aserbaidschan teilnehmen – dafür sorgt wie bei anderen internationalen Konferenzen auch der Druck der chinesischen Regierung – folgt aber freiwillig ihren Vorgaben. Schließlich spürt der subtropische Inselstaat schon jetzt die Auswirkungen des Klimawandels. Was die taiwanische Regierung genau plant und welche Rolle Deutschland bei ihren Vorhaben spielt, hat David Demes für Sie aufgeschrieben.
Der britische Autor Samir Puri glaubt, dass es keinen neuen Kalten Krieg geben wird – schon allein deshalb, weil Schwellenländer wie Indien, Südafrika oder Indonesien wenig Lust verspüren, sich in klare geopolitische Fronten einzufügen. Für ihn ist “die wahre Geschichte dieses Jahrhunderts nicht die des Konfliktes zwischen dem Westen und den Autokratien Chinas und Russlands. Es ist die noch größere Geschichte der Verschiebung weg von einer durch den Westen geschaffenen Welt“, schreibt Puri in seinem neuen Buch “Westlessness”. Leonardo Pape stellt Autor und Buch vor.
Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre und einen schönen Tag,
Der deutsche Autobauer Audi sorgt bei der Guangzhou Autoshow in Südchina für eine hoch spannende Publikumspremiere. Gemeinsam mit Partner SAIC präsentieren die Ingolstädter den brandneuen Audi E Concept. Doch statt der vier Ringe als unverwechselbares Logo des Herstellers prangen nur noch vier Buchstaben auf der Karosserie: AUDI.
Die Verbannung des eigenen Logos spaltet die Autowelt. Ist das gewagte Rebranding als Kapitulation vor der chinesischen Konkurrenz zu verstehen oder als Kampfansage? Abgesehen vom neuen Logo: Das Design des zart-violetten Konzeptfahrzeugs ist modern, minimalistisch und könnte – mit einem anderen Logo versehen – so auch auf vielen der anderen Messestände stehen. Sprich: Es sieht sehr chinesisch aus, mit Audi hat das Auto optisch nur noch wenig zu tun.
Das macht eines deutlich: Das neue Modell zeigt Audis Bereitschaft zur echten Disruption. Dahinter steht das Bewusstsein, wirklich etwas ändern zu müssen. Und diese Erkenntnis könnte der erste Schritt zu einem dringend benötigten Durchbruch sein. Doch der Preis ist hoch. Alles wird dem Erfolg in China untergeordnet – sogar der Verzicht auf einen Teil seiner Identität.
SAIC-Audi macht seinen Stand zu einem Erlebnis, in das die Besucher eintauchen können. An Fotoapparaten können sie Selfies knipsen, die in vier großen Audi-Ringen erscheinen. Virtual Reality ermöglicht ihnen, ein digitales Auto zu erkunden, das auf ein leeres Podest projiziert wird. Prominent im Zentrum des Stands thront der Audi E Concept. “Das Logo von Audi vorher war klassisch und sah gut aus. Das neue ist aber jugendlicher”, sagt eine junge Frau. Ob das reicht? Kunden in China schauen vor allem auf den Preis. Das neue SAIC-Audi-Modell soll für einen Preis um die 300.000 Yuan erhältlich sein, das sind knapp 40.000 Euro – alles andere als ein Schnäppchen.
Um Kunden in einer schwierigen wirtschaftlichen Gesamtlage zum Kauf zu bewegen, gibt es auf der Messe zahlreiche Sonderrabatte. Besonders hoch ist der Nachlass bei einem Modell von Volkswagen: dem Van VW Viloran. In einer Variante gewährt der Hersteller auf die Topausstattung des Fahrzeugs, Kostenpunkt umgerechnet 53.000 Euro, sogar rund 13.000 Euro Nachlass.
Auch außerhalb der Messe bringen die deutschen Hersteller manche Fahrzeuge nur mit Rabatten an die Käufer. “Der Preis des ID.3 ist so niedrig, dass die Leute das Auto in Betracht ziehen, obwohl die Technik in ihren Augen rückständig ist, weil zum Beispiel der Bildschirm nicht schnell genug reagiert”, sagt Mark Rainford vom Branchenportal Inside China Auto mit Sitz in Shanghai.
Die niedrigen Preise führt er auch auf einen allgemeinen Trend zurück: “Covid war der Beginn einer neuen Ära, in der es im Leben mehr um Erfahrungen geht. Die jungen Leute gehen mehr aus, sie gehen campen, surfen, wollen Spaß haben. Es geht nicht mehr so sehr um die Marke, die an der Tasche oder dem Auto prangt. Junge Leute erkennen, dass sie nicht so viel Geld ausgeben müssen, um ein wirklich gutes Erlebnis zu haben.”
Kunden, die weniger Wert auf Statussymbole setzen – das ist keine gute Nachricht für die deutschen Autohersteller, die genau davon leben. Der Glanz schwindet und damit auch der Wille, viel Geld auszugeben. Ab dem kommenden Sommer wird sich zeigen, ob der Audi E concept die chinesischen Kunden trotzdem überzeugen kann.
“Wenn Audi bessere Elektroautos macht, würde ich vielleicht zu Audi wechseln”, sagt ein Besucher des Standes in Guangzhou. Bessere Elektroautos – damit meinen chinesische Kunden vor allem bessere digitale Funktionen. Hier soll die Kooperation mit SAIC zum Ziel führen. Gemeinsam mit dem Partner wurde exklusiv für China die Advanced Digitized Platform entwickelt, ihre vier Zentralrechner sind hundertmal leistungsfähiger als bisherige Modelle.
Die Plattform verfügt zudem über eine innovative 800-Volt-Architektur für schnelles Laden: lediglich zehn Minuten genügen für 370 Kilometer Reichweite. Die Batterien stammen von CATL. Mit einer 100 kWh-Batterie soll der Audi mehr als 700 Kilometer Reichweite schaffen, die Gesamtleistung der zwei E-Motoren liegt bei 570 kW, in 3,6 Sekunden soll er auf 100 km/h beschleunigen.
“Ich halte das für klug, denn man braucht eine geteilte Strategie – eine für China und eine für den Rest der Welt. Um den Ruf der deutschen Marken zu retten, die hier als nicht so fortschrittlich gelten, hilft die Zusammenarbeit mit einer chinesischen Marke. Audi kann dabei gleichzeitig sein Erbe bewahren, wirklich gute, solide Autos zu bauen”, sagt Rainford. “Die Frage ist nur, ob es schon zu spät ist oder nicht. Denn inzwischen gibt es über 60 Marken in China, und viele davon sind Hightech.”
Wie Hightech geht, das kann man auch in Guangzhou sehen. Die Autoshow gehört mit denen in Peking und Shanghai zu den drei wichtigsten des Landes. Sie ist vor allem eine inländische Leistungsschau, bei der in diesem Jahr mehr als 1.100 Fahrzeuge ausgestellt werden, knapp die Hälfte davon elektrisch. Die Schlange am Stand von Newcomer Xiaomi ist die wohl längste. Eine Stunde oder mehr warten einige Besucher, um den SU7 Ultra zu sehen, die High Performance-Variante des sehr erfolgreichen ersten Autos des Smartphone-Herstellers. Das erste Modell SU7 von Xiaomi verkauft sich so gut, dass das Jahres-Verkaufsziel von 100.000 Fahrzeugen schon im November erreicht war.
Der Prototyp des SU7 Ultra hat 1548 PS, im März soll er auf den Markt kommen. Auch andere Hersteller haben High Performance-Modelle mitgebracht. Der E-Auto-Hersteller Jiyue bezeichnet seinen Robo X als Supersportwagen, der KI und autonomes Fahren vereint. Sprich: Das Auto, das in 1,9 Sekunden von 0 auf 100 beschleunigt, soll mit Baidus Apollo-System autonom auf der Rennstrecke fahren.
Erschwinglich sind Supersportwagen natürlich für die wenigsten, aber sie zeigen auf beeindruckende Weise, was Chinas Autobauer inzwischen technisch können – ein Modellfeuerwerk in allen Preisklassen. Los geht es bereits bei umgerechnet 7.000 Euro für ein Mini-E-Auto von Geely. Auf der Messe ist vor allem die jüngere, Lifestyle und preisbewusste Generation vertreten, die mit kostenlosen Getränken oder Tanzshows umworben wird. Influencer tragen per Livestream die Autobotschaft ins Land, manche davon bezahlt von den Herstellern. An den Ständen der Top-Marken ist ein gekonnter Zickzack-Lauf vonnöten, um Kollisionen mit Handystativen zu vermeiden.
Wenn dieser Tage in Aserbaidschan die Staats- und Regierungschefs der Welt über die Zukunft des Planeten verhandeln, bleibt eine der größten Volkswirtschaften ausgeschlossen. Obschon Taiwan – gemessen am durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommen – den 14. Platz unter den reichsten Ländern der Welt einnimmt, wurden Taiwans Umweltminister Peng Chi-ming und andere Regierungsvertreter nicht zum Weltklimagipfel eingeladen. Lediglich taiwanische NGOs dürfen am Rande des Gipfels als Beobachter teilnehmen.
Trotz des Ausschlusses verfolgt Taiwan die COP29 virtuell. Das taiwanische Umweltministerium hat eigens einen sogenannten “War Room” eingerichtet, in dem Minister Peng und seine Abteilungsleiter die Verhandlungen jeden Abend nachvollziehen. Interessierte Bürger können den Livestream auf Facebook verfolgen, während taiwanische NGO-Vertreter direkt aus Baku zugeschaltet werden und aktuelle Informationen teilen.
Als ausgebildeter Meteorologe und Unternehmer hat Peng bereits an elf COP-Gipfeln persönlich teilgenommen. Table.Briefings traf den Minister letzte Woche im Rahmen eines Gesprächs mit internationalen Medien in Taipeh. Peng ist die Dringlichkeit der Klimaproblematik für Taiwan deutlich bewusst.
Als subtropische Insel ist Taiwan bereits stark von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen. Peng geht davon aus, dass in zehn Jahren Temperaturen von 40 Grad Celsius im Sommer zur Normalität gehören werden. Er betont, dass Taiwan immer stärker von extremem Wetter geprägt sei, mit verheerenden Taifunen einerseits und Dürreperioden andererseits. “In Taiwan haben wir eine Hassliebe zu Taifunen. Sie bringen wichtige Wasserressourcen, doch sie fordern auch jedes Mal Menschenleben”, erklärt er.
Diese Auswirkungen seien schon heute wirtschaftlich für jeden einzelnen Bürger zu spüren, durch eine sogenannte “grüne Inflation”. “Die wird nicht unbedingt durch die Erhebung von CO₂-Gebühren ausgelöst; es kommt auch vor, dass ein Taifun unsere Ernte zerstört und die Preise in die Höhe schnellen lässt.”
Die Ausbreitung von Infektionskrankheiten wie dem Denguefieber verdeutlicht Taiwans Klimarisiken. Einst auf den Süden beschränkt, tritt die von Stechmücken übertragene Krankheit nun auch vermehrt im Norden Taiwans auf. “Wir erwarten, dass sich das Denguefieber künftig von Südostasien weiter nach Norden ausbreitet und möglicherweise auch Japan erreicht”, so Peng.
Obwohl Taiwan kein Mitglied der Vereinten Nationen ist, folgt das Land freiwillig den Vorgaben der Weltklimakonferenz. “Taiwan wird im Bereich Klimaschutz nie die Nummer eins sein, aber wir wollen schnell aufholen”, betont Peng. 2015 setzte sich Taiwan das Ziel, bis 2050 die CO₂-Emissionen um 50 Prozent zu senken. Im letzten Jahr verabschiedete das Parlament ein Gesetz, mit dessen Hilfe bis zum Jahr 2050 Netto-Null-Emissionen erreicht werden sollen.
Ein wichtiger Schritt in diese Richtung ist die Einführung der sogenannten “Taiwan Carbon Solution Exchange“, einer Plattform für den Handel mit Emissionszertifikaten, die vergangenen Monat in Betrieb genommen wurde. Ab 2026 soll außerdem eine CO₂-Abgabe von 300 Taiwan Dollar pro Tonne für Unternehmen gelten, die jährlich mehr als 25.000 Tonnen CO₂ ausstoßen. Das sind umgerechnet 8,75 Euro. Bemessungsgrundlage sind dabei die Emissionen des Vorjahres.
In diesem Zusammenhang zeigt sich Minister Peng besonders dankbar für die gute Zusammenarbeit mit der Bundesrepublik Deutschland. “In den letzten sieben Jahren hat Deutschland Taiwan in vielerlei Hinsicht unterstützt, wie z. B. durch die Weiterbildung von Kollegen im Bereich Emissionshandel. Deutschland hat uns hier erheblich geholfen”, so Peng gegenüber Table.Briefings. Erst im September letzten Jahres hatte der Minister Deutschland besucht. “Ich hoffe, dass ich nächstes Jahr wieder eine Delegation nach Deutschland führen kann, da das Emissionshandelssystem ein unverzichtbarer Bestandteil unserer Umweltpolitik in Taiwan sein wird”, fügt er hinzu.
Vergangene Woche war außerdem Udo Philipp, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, in Taipeh zu Gast. Philipp und Peng waren bereits letztes Jahr in Deutschland aufeinander getroffen. Der Staatssekretär nahm an zwei Konferenzen zur Deutsch-Taiwanischen Wirtschaftskooperation und Handelspolitik teil und besuchte den Halbleiterhersteller TSMC in Hsinchu.
Deutschland begrüße das neue TSMC-Werk in Dresden, habe aber auch einige Bedenken, etwa hinsichtlich des Wasser- und Stromverbrauchs sowie der Umweltstandards, erklärt Peng. “Als Umweltminister habe ich unsere Haltung zu TSMC dargelegt. Es hat die Deutschen beruhigt, aus erster Hand zu hören, dass die Umweltschutzstandards von TSMC hoch sind.” Der Austausch mit Deutschland sei äußerst eng.
Ein weiterer Schwerpunkt der Regierung ist die Schaffung eines Grünen Wachstumsfonds im Wert von 100 Milliarden Taiwan Dollar (rund drei Milliarden Euro). Dieser Fonds soll Unternehmen unterstützen, die im Bereich Klimaneutralität, Kreislaufwirtschaft oder anderen umweltbezogenen Projekten tätig sind.
Trotz aller Bemühungen im Bereich Emissionshandel und grünes Wachstum wird Taiwans Energiemix nach wie vor von fossilen Brennstoffen dominiert; Kohle und LNG machten letztes Jahr fast 82 Prozent der Stromproduktion aus. Bis 2030 will das Land 30 Prozent seines Stroms aus erneuerbaren Quellen beziehen, bisher sind es gerade mal 9,5 Prozent. Der Ausbau der Windenergie geht dabei nur schleppend voran.
Für die Zukunft schwebt Peng ein Anschluss Taiwans an internationale Stromnetze vor. Er verweist auf Singapur, das plant, in den nächsten Jahren über neue Unterseekabel grünen Strom aus Australien, Indonesien und Malaysia zu importieren, da ihm Flächen für Solar- und Windenergie fehlen.
Als Insel, die 96,7 Prozent ihrer Energieträger (inklusive Kraftstoffe) importieren muss, ist Taiwan besonders anfällig für geopolitische Risiken, wie eine mögliche Blockade durch China. Während Taiwans letzter Atomreaktor im Mai nächsten Jahres stillgelegt werden soll, ist die öffentliche Debatte über die Atomkraft noch nicht abgeschlossen. Premierminister Cho Jung-tai betonte erst kürzlich, dass Taiwan für den Einsatz neuer Nukleartechnologien zur Deckung des steigenden Energiebedarfs der Halbleiter- und KI-Industrie offen sei. David Demes
Der EU-Außenrat hat am Montag über den Einsatz chinesischer Drohnen in Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine gesprochen. Chinas wachsende Unterstützung für Russland im Krieg in der Ukraine “wird und muss Konsequenzen haben”, sagte die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock bei dem Treffen der EU-Außenminister in Brüssel.
Die EU habe “schlüssige” Beweise dafür, dass bewaffnete Drohnen für Russland in China hergestellt würden, hieß es im Vorfeld des Treffens aus EU-Kreisen. Ob die Produktion der Drohnen von der Staatsführung Peking genehmigt worden sei, sei jedoch unklar.
Bundeskanzler Olaf Scholz wird nach eigenen Worten die Frage bei seinem Treffen mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping am Dienstag ansprechen. “Es ist immer ein Thema meiner Gespräche, alle davor zu warnen, dass sie letale Waffen an Russland liefern”, sagte Scholz am Montag am Rande des G20-Gipfels in Rio de Janeiro. Er habe zudem in seinen Gesprächen mit China stets auch die Lieferungen sogenannter Dual-Use-Güter thematisiert, weil man nicht naiv sein dürfe. Scholz ging nicht auf die Frage nach etwaigen Sanktionen gegen China ein.
“Die Rolle Chinas wird größer und größer”, sagte der scheidende EU-Außenbeauftragte Josep Borrell nach dem Treffen. “Ohne Nordkorea, ohne den Iran, ohne China wäre Russland nicht fähig, diesen Krieg weiterzukämpfen.” Er sei besorgt über Berichte über die Produktion und Lieferung kompletter Waffensysteme aus diesen drei Ländern, insbesondere aber aus Nordkorea und dem Iran, den “Lieferanten der direkten militärischen Kriegsführung”. Zum Fall der chinesischen Drohnen äußerte sich Borrell nach dem Treffen nicht konkret.
Scholz betonte, er werde im Gespräch mit Xi auch über die nordkoreanischen Soldaten sprechen, die mittlerweile in Russland stationiert und im Krieg gegen die Ukraine eingesetzt worden seien. “Das kann nicht hingenommen werden und ist im Übrigen eine schlimme Veränderung”, sagte er. Der Einsatz sei eine Eskalation. “Ich sehe übrigens, dass das ziemlich viele hier so sehen”, sagte er zu Diskussionen auf dem G20-Gipfel der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer.
Die EU versucht, gegen Länder vorzugehen, die Russlands Kriegsanstrengungen unterstützen. Am Montag genehmigte die Diplomaten Schritte zur Ausweitung der Sanktionen gegen den Iran wegen seiner Unterstützung Moskaus. China ist die wichtigste russische Quelle für viele bereits eingeschränkte Dual-Use-Güter. Die EU hatte deshalb bereits mehrere chinesische Unternehmen mit Sanktionen belegt.
“Wir zeigen Schwäche, wir müssen standhaft bleiben”, sagte der litauische Außenminister Gabrielius Landsbergis. “Wir könnten eine sehr starke Botschaft senden, dass wir das nicht zulassen. Wenn wir das nicht tun, trägt das dazu bei, diese Chaos-Koalition, die Russland bildet, zu festigen.” ari/rtr
Chinas Staatschef Xi Jinping hat am Montag am Rande des G20-Gipfels erstmals den britischen Regierungschef Keir Starmer (Labour Partei) ´ getroffen. Starmer schlug dabei einen optimistischen Ton an und sagte, er wolle mit Peking in Bereichen wie Handel, Wirtschaft und Klima zusammenarbeiten und eine breitere Kooperation in den Bereichen Wissenschaft, Technologie, Gesundheit und Bildung anstreben. Es war das erste Treffen Xis mit einem britischen Premier seit 2018.
“Großbritannien wird ein berechenbarer, konsequenter, souveräner Akteur sein, der sich der Rechtsstaatlichkeit verpflichtet fühlt”, sagte Starmer und fügte hinzu, er habe Xis Offenheit in einem Telefonat im August geschätzt. Starmer sagte, er würde Xi gerne für ein “vollständiges bilaterales” Gespräch in Peking oder London treffen und er hoffe, dass Finanzministerin Rachel Reeves im nächsten Jahr mit Vizepremier He Lifeng zusammentreffen werde, um die wirtschaftliche und finanzielle Zusammenarbeit zu besprechen.
Der kooperative Ton des Treffens stand eher im Gegensatz zu den britisch-chinesischen Beziehungen unter der konservativen Tory-Regierung, insbesondere in Bezug auf Menschenrechte, Hongkong und Vorwürfe chinesischer Spionage. Politico berichtete am Montag, dass britische Journalisten von chinesischen Offiziellen aus dem Raum des Treffens verwiesen wurden, als Starmer Menschenrechtsthemen ansprach.
Auch Australiens Premierminister Anthony Albanese traf sich am Montag in Brasilien mit Xi. Peking sieht die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Australien als Modell dafür wie es sich den amerikanisch-chinesischen Handel in der Trump-Ära vorstellt – während Canberra auch enger mit Washington im Sicherheits- und Verteidigungsbereich zusammenarbeiten will. Albanese sagte, es habe “ermutigende Fortschritte bei der Stabilisierung unserer Beziehungen” gegeben. “Der Handel fließt freier zum Nutzen beider Länder, der Menschen und der Unternehmen auf beiden Seiten”, sagte er in seiner offiziellen Eröffnungsrede. Australien und China würden nach Möglichkeiten suchen, bei der Energiewende und beim Klimawandel zusammenzuarbeiten.
Xi betonte gegenüber Albanese, dass die Beziehung der beiden Staaten eine Wende erreicht habe und die beiden Länder eine positive Entwicklungsdynamik aufrechterhielten, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua.
Bundeskanzler Olaf Scholz soll Xi bilateral am Dienstagvormittag am Rande des G20-Gipfels treffen.
Die Zahl der chinesischen Auslandsstudenten in den USA ist gesunken. Seit dem Schuljahr von 2009/10 stellten Chinesen stets die größte Gruppe der Auslandsstudenten. Nun gibt es zum ersten Mal seit 15 Jahren mehr indische als chinesische Studenten in den USA. Laut einer Umfrage des Institutes for International Education (IIE), die vom amerikanischen Außenministerium finanziert wurde, studierten im Schuljahr 2023/24 mehr als 330.000 Inder in den USA, ein Anstieg um 23 Prozent gegenüber dem Vorjahr, während die Zahl der chinesischen Studenten um vier Prozent auf 277.000 sank.
Laut einem Bericht der South China Morning Post ist seit dem Schuljahr von 2019/20 die Zahl der chinesischen Studenten in den USA kontinuierlich gesunken. Donald Trump hat bereits in seiner ersten Amtszeit, die 2016 begann, zahlreiche Reise- und Immigrationsbeschränkungen verhängt und erklärt, er wolle die Zahl der Studenten und Forscher aus China begrenzen. Im Juni erklärte der Vize-Außenminister Kurt Campbell, er bevorzuge, “dass mehr chinesische Studenten in den USA Geistes- und Sozialwissenschaften statt Teilchenphysik” studieren würden. In wissenschaftlichen Studiengängen, Mathematik, Ingenieurwissenschaften oder IT wünsche er sich eine “sehr viel größere Zahl indischer Studenten”.
Chinesische Studenten geben sehr unterschiedliche Gründe dafür an, weshalb sie nicht im Ausland studieren möchten oder anderen Länder als den USA den Vorzug geben, darunter geopolitische Spannungen, Sicherheitsbedenken, Jobunsicherheit und die steigende Qualität chinesischer Universitäten. Im vergangenen Jahr machten sie auch die Angst, an der US-Grenze angehalten oder deportiert zu werden, geltend.
Dazu kommt, dass es aufgrund der schnellen Alterung der chinesischen Gesellschaft immer weniger junge Chinesen gibt. Die USA gelten allerdings nach wie vor als bevorzugte Auslandsdestination chinesischer Studenten. aiko
Erstmals seit 2021 gibt China wieder Staatsanleihen in US-Dollar aus. Seit vergangener Woche können Investoren in Saudi-Arabien entsprechende Sovereignty Bonds der Volksrepublik zeichnen. Das Gesamtvolumen beläuft sich auf zwei Milliarden US-Dollar. Die Emission am saudischen Finanzmarkt ist ein weiterer Baustein der engeren volkswirtschaftlichen Verflechtung beider Staaten.
Mit der Anleihen-Ausgabe unterstütze China eine der Hauptsäulen von Saudi-Arabiens strategischer Initiative Vision 2030, sagte der saudische Ökonom Talat Hafiz dem örtlichen Nachrichtenportal Arab News. Sie helfe der saudischen Regierung dabei, die eigene Wirtschaft durch Diversifizierung und Verbesserung des lokalen Finanzmarkts weiter anzuschieben. Saudi-Arabien möchte seine Volkswirtschaft, die hauptsächlich auf dem Export von Öl beruht, transformieren.
Im September besprachen der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman und Chinas Ministerpräsident Li Qiang Aspekte einer gemeinsamen Zusammenarbeit und die Möglichkeiten, die Vision 2030 mit der chinesischen Neue-Seidenstraße-Initiative in Einklang zu bringen. Bei der Sitzung in Riad wurden die Chancen in den Bereichen Energie, Handel und Investitionen sowie Technologie und Sicherheit betont und Grundlagen für eine verbesserte Koordinierung gelegt. grz
Als Samir Puri im Oktober einer Einladung zur Asien-Pazifik-Konferenz (APK) der deutschen Wirtschaft in Neu-Delhi folgte, staunte er nicht nur über den akuten Biermangel beim Abendempfang. Noch bemerkenswerter waren für ihn die geopolitischen und ökonomischen Vorzeichen des Aufeinandertreffens zwischen Deutschland und dem Gastgeberland. Die Vertreterinnen und Vertreter der weltweit drittgrößten Volkswirtschaft sahen sich einem Indien gegenüber, dessen Premierminister Narendra Modi offen das Ziel ausgibt, bald auf ebendiesen Platz vorzurücken und das Deutschland auf Augenhöhe begegnete.
Für Puri war es ein denkwürdiger Anblick: “Solch eine Konferenz wäre vor 20 Jahren nicht möglich gewesen, die ökonomischen Kräfteverhältnisse waren zu verschieden.” Sein Eindruck fügte sich nahtlos in seine geopolitische Wahrnehmung ein. “Die wahre Geschichte dieses Jahrhunderts ist nicht die des Konfliktes zwischen dem Westen und den Autokratien Chinas und Russlands. Es ist die noch größere Geschichte der Verschiebung weg von einer durch den Westen geschaffenen Welt“, schreibt Puri in seinem im Juli dieses Jahres erschienenen Buch Westlessness.
Puri setzt den Begriff, entlehnt aus Debatten auf der Münchner Sicherheitskonferenz, jenen Beobachtern entgegen, die die Welt in einer neuen Ära des Kalten Krieges wähnen. In der bereits anbrechenden “westloseren” Ära, schreibt er, verliere der Westen einen Teil seiner Macht, die Welt wirtschaftlich und politisch zu lenken. Ein Kalter Krieg wie ihn die USA und die Sowjetunion damals führten, sei schon deshalb nicht möglich, weil es heute keine annähernd vergleichbar dominanten Akteure mehr gebe – und weil bedeutende Schwellenländer wie Indien, Südafrika oder Indonesien und viele andere nicht westliche Akteure wenig Lust verspüren, sich in klare geopolitische Fronten einzufügen.
Dabei stellt Puri den Wert demokratischer Ideale und ihre Bedrohung durch autokratische Mächte keinesfalls infrage. Nach dem Studium am King’s College in London und in Cambridge führte ihn eine seiner beruflichen Stationen als Beamter im britischen Außenministerium in den Donbass, als Beobachter während der russischen Invasion ab 2014. In einem früheren Buch setzte sich Puri mit Russlands Expansionsstreben auseinander, aktuell forscht er auch dazu, wie Chinas Taiwan bedroht. Von sich selbst spricht er ohne Zögern als “Westerner”.
Puri wuchs in Großbritannien auf, seine Eltern waren zuvor aus Ostafrika eingewandert, ihre Wurzeln hatten beide in Indien: “Meine Familie hat in drei Generationen auf drei verschiedenen Kontinenten gelebt: Asien, Afrika und Europa.” 2020 zog Puri nach Singapur, arbeitet dort drei Jahre lang im Organisationsteam des Shangri-La-Dialogs, Asiens wichtigster Konferenz für Sicherheitspolitik. Mittlerweile arbeitet er von seiner neuen Wahlheimat Singapur aus als Analyst bei der Denkfabrik Chatham House.
Singapur sei für ihn ein symbolischer Ort der “westloseren” Welt – mit einer kolonialen Vergangenheit und tiefen Prägung durch den globalen Kapitalismus, doch zugleich mit einem ausgeprägten kulturellen Selbstbewusstsein – und ohne liberale Demokratie.
All diese Merkmale finden sich in unterschiedlichen Schattierungen an vielen Orten der nicht westlichen Welt wieder, auch in China, das in Puris Augen weiterhin für “die größte ökonomische Erfolgsgeschichte außerhalb des Westens zu unseren Lebzeiten” steht. Doch Chinas politisches Modell nähmen sich nur die wenigsten Länder zum Vorbild. Stattdessen verfolgten viele nicht westliche Länder eine Art “gemanagter Demokratie” mit mehr oder weniger freien Wahlen und politischen Diskursen.
Puri sieht die Welt auf dem Weg in ein Zeitalter der Multipolarität. Die vor Kurzem vergrößerte Staatengruppe der Brics+ ist für ihn ein markanter Ausdruck dieser Entwicklung. Ihr Ziel sei es keinesfalls, ein umfassendes Bündnis wie die EU oder Nato zu schaffen. Doch gerade durch ihre Unverbindlichkeit biete die Gruppierung ihren Mitgliedern eine Plattform, sich untereinander zu vernetzen und flexibel zusammenzuarbeiten: “Viele Beobachter sehen in der fehlenden Institutionalisierung der Brics eine Schwäche, doch eigentlich ist sie eine Stärke.”
Abseits von Geopolitik und globalen Wirtschaftsströmen widmet sich Puri indischen Filme und chinesischen Videospiele sowie den Feinheiten hybrider Küchen und Migrationsgeschichten. Im besten Fall, so kann man es sich aus der Lektüre seines Buches erträumen, birgt die “westlosere” Welt die Verheißung friedlicher und gleichberechtigter Begegnungen von einer Vielfalt von Lebenswelten. Man mag darin einen Verlust der eigenen Vormacht sehen – oder einen Gewinn für alle. Leonardo Pape
David Chau Shing Yim ist als Verwaltungsratsmitglied der China Evergrande New Energy Vehicle Group Limited zurückgetreten. Die dadurch vakante gewordenen Vorsitze des Prüfungsausschusses, des Vergütungsausschusses und des Corporate-Governance-Ausschusses übernimmt Vincent Gar-Gene Leung. Kenan Wang wird derweil Mitglied des Prüfungsausschusses des Verwaltungsrats.
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Weshalb in die Ferne schweifen, wenn das eigene Land doch so viel zu bieten hat? Mit einer ordentlichen Portion Lagerfeuer-Romantik wollen die Hersteller von Wohnmobilen, wie hier bei der Autoshow in Guangzhou, potenziellen Kunden in der Volksrepublik das Reisen mit dem Hotelzimmer auf vier Rädern schmackhaft machen. Das Lagerfeuer im Bild ist übrigens nur die elektrische Illusion eines Lagerfeuers. Vermutlich steht die Attrappe sinnbildlich für die zukünftige Elektrifizierung der Wohnmobil-Flotte auf dem Markt.
der Ingolstädter Autobauer Audi sorgt derzeit auf der Guangzhou Automesse in Südchina für eine Sensation. Auf der Karosserie des neuen Konzeptautos E concept, das Audi gemeinsam mit dem chinesischen Partner SAIC entwickelt hat, prangen statt der vier Ringe, dem unverwechselbaren Logo des Herstellers, nur noch die vier Buchstaben: AUDI.
Beim Versuch, auf dem hart umkämpften chinesischen Markt an vergangene Erfolge anzuknüpfen, verzichtet der Hersteller sogar auf Teile seiner Identität. Doch wird das reichen? Mittlerweile gibt es mehr als 60 chinesische Automarken, von denen viele technisch Beeindruckendes leisten. “Ein Modellfeuerwerk in allen Preisklassen” urteilt Julia Fiedler, die in Guangzhou dabei ist und analysiert hat, weshalb es deutschen Autobauern besonders schwerfällt, junge Kunden in China für sich zu gewinnen.
Unser zweites Stück widmet sich dem Klimaschutz. Taiwan darf zwar nicht an der Weltklimakonferenz in Aserbaidschan teilnehmen – dafür sorgt wie bei anderen internationalen Konferenzen auch der Druck der chinesischen Regierung – folgt aber freiwillig ihren Vorgaben. Schließlich spürt der subtropische Inselstaat schon jetzt die Auswirkungen des Klimawandels. Was die taiwanische Regierung genau plant und welche Rolle Deutschland bei ihren Vorhaben spielt, hat David Demes für Sie aufgeschrieben.
Der britische Autor Samir Puri glaubt, dass es keinen neuen Kalten Krieg geben wird – schon allein deshalb, weil Schwellenländer wie Indien, Südafrika oder Indonesien wenig Lust verspüren, sich in klare geopolitische Fronten einzufügen. Für ihn ist “die wahre Geschichte dieses Jahrhunderts nicht die des Konfliktes zwischen dem Westen und den Autokratien Chinas und Russlands. Es ist die noch größere Geschichte der Verschiebung weg von einer durch den Westen geschaffenen Welt“, schreibt Puri in seinem neuen Buch “Westlessness”. Leonardo Pape stellt Autor und Buch vor.
Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre und einen schönen Tag,
Der deutsche Autobauer Audi sorgt bei der Guangzhou Autoshow in Südchina für eine hoch spannende Publikumspremiere. Gemeinsam mit Partner SAIC präsentieren die Ingolstädter den brandneuen Audi E Concept. Doch statt der vier Ringe als unverwechselbares Logo des Herstellers prangen nur noch vier Buchstaben auf der Karosserie: AUDI.
Die Verbannung des eigenen Logos spaltet die Autowelt. Ist das gewagte Rebranding als Kapitulation vor der chinesischen Konkurrenz zu verstehen oder als Kampfansage? Abgesehen vom neuen Logo: Das Design des zart-violetten Konzeptfahrzeugs ist modern, minimalistisch und könnte – mit einem anderen Logo versehen – so auch auf vielen der anderen Messestände stehen. Sprich: Es sieht sehr chinesisch aus, mit Audi hat das Auto optisch nur noch wenig zu tun.
Das macht eines deutlich: Das neue Modell zeigt Audis Bereitschaft zur echten Disruption. Dahinter steht das Bewusstsein, wirklich etwas ändern zu müssen. Und diese Erkenntnis könnte der erste Schritt zu einem dringend benötigten Durchbruch sein. Doch der Preis ist hoch. Alles wird dem Erfolg in China untergeordnet – sogar der Verzicht auf einen Teil seiner Identität.
SAIC-Audi macht seinen Stand zu einem Erlebnis, in das die Besucher eintauchen können. An Fotoapparaten können sie Selfies knipsen, die in vier großen Audi-Ringen erscheinen. Virtual Reality ermöglicht ihnen, ein digitales Auto zu erkunden, das auf ein leeres Podest projiziert wird. Prominent im Zentrum des Stands thront der Audi E Concept. “Das Logo von Audi vorher war klassisch und sah gut aus. Das neue ist aber jugendlicher”, sagt eine junge Frau. Ob das reicht? Kunden in China schauen vor allem auf den Preis. Das neue SAIC-Audi-Modell soll für einen Preis um die 300.000 Yuan erhältlich sein, das sind knapp 40.000 Euro – alles andere als ein Schnäppchen.
Um Kunden in einer schwierigen wirtschaftlichen Gesamtlage zum Kauf zu bewegen, gibt es auf der Messe zahlreiche Sonderrabatte. Besonders hoch ist der Nachlass bei einem Modell von Volkswagen: dem Van VW Viloran. In einer Variante gewährt der Hersteller auf die Topausstattung des Fahrzeugs, Kostenpunkt umgerechnet 53.000 Euro, sogar rund 13.000 Euro Nachlass.
Auch außerhalb der Messe bringen die deutschen Hersteller manche Fahrzeuge nur mit Rabatten an die Käufer. “Der Preis des ID.3 ist so niedrig, dass die Leute das Auto in Betracht ziehen, obwohl die Technik in ihren Augen rückständig ist, weil zum Beispiel der Bildschirm nicht schnell genug reagiert”, sagt Mark Rainford vom Branchenportal Inside China Auto mit Sitz in Shanghai.
Die niedrigen Preise führt er auch auf einen allgemeinen Trend zurück: “Covid war der Beginn einer neuen Ära, in der es im Leben mehr um Erfahrungen geht. Die jungen Leute gehen mehr aus, sie gehen campen, surfen, wollen Spaß haben. Es geht nicht mehr so sehr um die Marke, die an der Tasche oder dem Auto prangt. Junge Leute erkennen, dass sie nicht so viel Geld ausgeben müssen, um ein wirklich gutes Erlebnis zu haben.”
Kunden, die weniger Wert auf Statussymbole setzen – das ist keine gute Nachricht für die deutschen Autohersteller, die genau davon leben. Der Glanz schwindet und damit auch der Wille, viel Geld auszugeben. Ab dem kommenden Sommer wird sich zeigen, ob der Audi E concept die chinesischen Kunden trotzdem überzeugen kann.
“Wenn Audi bessere Elektroautos macht, würde ich vielleicht zu Audi wechseln”, sagt ein Besucher des Standes in Guangzhou. Bessere Elektroautos – damit meinen chinesische Kunden vor allem bessere digitale Funktionen. Hier soll die Kooperation mit SAIC zum Ziel führen. Gemeinsam mit dem Partner wurde exklusiv für China die Advanced Digitized Platform entwickelt, ihre vier Zentralrechner sind hundertmal leistungsfähiger als bisherige Modelle.
Die Plattform verfügt zudem über eine innovative 800-Volt-Architektur für schnelles Laden: lediglich zehn Minuten genügen für 370 Kilometer Reichweite. Die Batterien stammen von CATL. Mit einer 100 kWh-Batterie soll der Audi mehr als 700 Kilometer Reichweite schaffen, die Gesamtleistung der zwei E-Motoren liegt bei 570 kW, in 3,6 Sekunden soll er auf 100 km/h beschleunigen.
“Ich halte das für klug, denn man braucht eine geteilte Strategie – eine für China und eine für den Rest der Welt. Um den Ruf der deutschen Marken zu retten, die hier als nicht so fortschrittlich gelten, hilft die Zusammenarbeit mit einer chinesischen Marke. Audi kann dabei gleichzeitig sein Erbe bewahren, wirklich gute, solide Autos zu bauen”, sagt Rainford. “Die Frage ist nur, ob es schon zu spät ist oder nicht. Denn inzwischen gibt es über 60 Marken in China, und viele davon sind Hightech.”
Wie Hightech geht, das kann man auch in Guangzhou sehen. Die Autoshow gehört mit denen in Peking und Shanghai zu den drei wichtigsten des Landes. Sie ist vor allem eine inländische Leistungsschau, bei der in diesem Jahr mehr als 1.100 Fahrzeuge ausgestellt werden, knapp die Hälfte davon elektrisch. Die Schlange am Stand von Newcomer Xiaomi ist die wohl längste. Eine Stunde oder mehr warten einige Besucher, um den SU7 Ultra zu sehen, die High Performance-Variante des sehr erfolgreichen ersten Autos des Smartphone-Herstellers. Das erste Modell SU7 von Xiaomi verkauft sich so gut, dass das Jahres-Verkaufsziel von 100.000 Fahrzeugen schon im November erreicht war.
Der Prototyp des SU7 Ultra hat 1548 PS, im März soll er auf den Markt kommen. Auch andere Hersteller haben High Performance-Modelle mitgebracht. Der E-Auto-Hersteller Jiyue bezeichnet seinen Robo X als Supersportwagen, der KI und autonomes Fahren vereint. Sprich: Das Auto, das in 1,9 Sekunden von 0 auf 100 beschleunigt, soll mit Baidus Apollo-System autonom auf der Rennstrecke fahren.
Erschwinglich sind Supersportwagen natürlich für die wenigsten, aber sie zeigen auf beeindruckende Weise, was Chinas Autobauer inzwischen technisch können – ein Modellfeuerwerk in allen Preisklassen. Los geht es bereits bei umgerechnet 7.000 Euro für ein Mini-E-Auto von Geely. Auf der Messe ist vor allem die jüngere, Lifestyle und preisbewusste Generation vertreten, die mit kostenlosen Getränken oder Tanzshows umworben wird. Influencer tragen per Livestream die Autobotschaft ins Land, manche davon bezahlt von den Herstellern. An den Ständen der Top-Marken ist ein gekonnter Zickzack-Lauf vonnöten, um Kollisionen mit Handystativen zu vermeiden.
Wenn dieser Tage in Aserbaidschan die Staats- und Regierungschefs der Welt über die Zukunft des Planeten verhandeln, bleibt eine der größten Volkswirtschaften ausgeschlossen. Obschon Taiwan – gemessen am durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommen – den 14. Platz unter den reichsten Ländern der Welt einnimmt, wurden Taiwans Umweltminister Peng Chi-ming und andere Regierungsvertreter nicht zum Weltklimagipfel eingeladen. Lediglich taiwanische NGOs dürfen am Rande des Gipfels als Beobachter teilnehmen.
Trotz des Ausschlusses verfolgt Taiwan die COP29 virtuell. Das taiwanische Umweltministerium hat eigens einen sogenannten “War Room” eingerichtet, in dem Minister Peng und seine Abteilungsleiter die Verhandlungen jeden Abend nachvollziehen. Interessierte Bürger können den Livestream auf Facebook verfolgen, während taiwanische NGO-Vertreter direkt aus Baku zugeschaltet werden und aktuelle Informationen teilen.
Als ausgebildeter Meteorologe und Unternehmer hat Peng bereits an elf COP-Gipfeln persönlich teilgenommen. Table.Briefings traf den Minister letzte Woche im Rahmen eines Gesprächs mit internationalen Medien in Taipeh. Peng ist die Dringlichkeit der Klimaproblematik für Taiwan deutlich bewusst.
Als subtropische Insel ist Taiwan bereits stark von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen. Peng geht davon aus, dass in zehn Jahren Temperaturen von 40 Grad Celsius im Sommer zur Normalität gehören werden. Er betont, dass Taiwan immer stärker von extremem Wetter geprägt sei, mit verheerenden Taifunen einerseits und Dürreperioden andererseits. “In Taiwan haben wir eine Hassliebe zu Taifunen. Sie bringen wichtige Wasserressourcen, doch sie fordern auch jedes Mal Menschenleben”, erklärt er.
Diese Auswirkungen seien schon heute wirtschaftlich für jeden einzelnen Bürger zu spüren, durch eine sogenannte “grüne Inflation”. “Die wird nicht unbedingt durch die Erhebung von CO₂-Gebühren ausgelöst; es kommt auch vor, dass ein Taifun unsere Ernte zerstört und die Preise in die Höhe schnellen lässt.”
Die Ausbreitung von Infektionskrankheiten wie dem Denguefieber verdeutlicht Taiwans Klimarisiken. Einst auf den Süden beschränkt, tritt die von Stechmücken übertragene Krankheit nun auch vermehrt im Norden Taiwans auf. “Wir erwarten, dass sich das Denguefieber künftig von Südostasien weiter nach Norden ausbreitet und möglicherweise auch Japan erreicht”, so Peng.
Obwohl Taiwan kein Mitglied der Vereinten Nationen ist, folgt das Land freiwillig den Vorgaben der Weltklimakonferenz. “Taiwan wird im Bereich Klimaschutz nie die Nummer eins sein, aber wir wollen schnell aufholen”, betont Peng. 2015 setzte sich Taiwan das Ziel, bis 2050 die CO₂-Emissionen um 50 Prozent zu senken. Im letzten Jahr verabschiedete das Parlament ein Gesetz, mit dessen Hilfe bis zum Jahr 2050 Netto-Null-Emissionen erreicht werden sollen.
Ein wichtiger Schritt in diese Richtung ist die Einführung der sogenannten “Taiwan Carbon Solution Exchange“, einer Plattform für den Handel mit Emissionszertifikaten, die vergangenen Monat in Betrieb genommen wurde. Ab 2026 soll außerdem eine CO₂-Abgabe von 300 Taiwan Dollar pro Tonne für Unternehmen gelten, die jährlich mehr als 25.000 Tonnen CO₂ ausstoßen. Das sind umgerechnet 8,75 Euro. Bemessungsgrundlage sind dabei die Emissionen des Vorjahres.
In diesem Zusammenhang zeigt sich Minister Peng besonders dankbar für die gute Zusammenarbeit mit der Bundesrepublik Deutschland. “In den letzten sieben Jahren hat Deutschland Taiwan in vielerlei Hinsicht unterstützt, wie z. B. durch die Weiterbildung von Kollegen im Bereich Emissionshandel. Deutschland hat uns hier erheblich geholfen”, so Peng gegenüber Table.Briefings. Erst im September letzten Jahres hatte der Minister Deutschland besucht. “Ich hoffe, dass ich nächstes Jahr wieder eine Delegation nach Deutschland führen kann, da das Emissionshandelssystem ein unverzichtbarer Bestandteil unserer Umweltpolitik in Taiwan sein wird”, fügt er hinzu.
Vergangene Woche war außerdem Udo Philipp, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, in Taipeh zu Gast. Philipp und Peng waren bereits letztes Jahr in Deutschland aufeinander getroffen. Der Staatssekretär nahm an zwei Konferenzen zur Deutsch-Taiwanischen Wirtschaftskooperation und Handelspolitik teil und besuchte den Halbleiterhersteller TSMC in Hsinchu.
Deutschland begrüße das neue TSMC-Werk in Dresden, habe aber auch einige Bedenken, etwa hinsichtlich des Wasser- und Stromverbrauchs sowie der Umweltstandards, erklärt Peng. “Als Umweltminister habe ich unsere Haltung zu TSMC dargelegt. Es hat die Deutschen beruhigt, aus erster Hand zu hören, dass die Umweltschutzstandards von TSMC hoch sind.” Der Austausch mit Deutschland sei äußerst eng.
Ein weiterer Schwerpunkt der Regierung ist die Schaffung eines Grünen Wachstumsfonds im Wert von 100 Milliarden Taiwan Dollar (rund drei Milliarden Euro). Dieser Fonds soll Unternehmen unterstützen, die im Bereich Klimaneutralität, Kreislaufwirtschaft oder anderen umweltbezogenen Projekten tätig sind.
Trotz aller Bemühungen im Bereich Emissionshandel und grünes Wachstum wird Taiwans Energiemix nach wie vor von fossilen Brennstoffen dominiert; Kohle und LNG machten letztes Jahr fast 82 Prozent der Stromproduktion aus. Bis 2030 will das Land 30 Prozent seines Stroms aus erneuerbaren Quellen beziehen, bisher sind es gerade mal 9,5 Prozent. Der Ausbau der Windenergie geht dabei nur schleppend voran.
Für die Zukunft schwebt Peng ein Anschluss Taiwans an internationale Stromnetze vor. Er verweist auf Singapur, das plant, in den nächsten Jahren über neue Unterseekabel grünen Strom aus Australien, Indonesien und Malaysia zu importieren, da ihm Flächen für Solar- und Windenergie fehlen.
Als Insel, die 96,7 Prozent ihrer Energieträger (inklusive Kraftstoffe) importieren muss, ist Taiwan besonders anfällig für geopolitische Risiken, wie eine mögliche Blockade durch China. Während Taiwans letzter Atomreaktor im Mai nächsten Jahres stillgelegt werden soll, ist die öffentliche Debatte über die Atomkraft noch nicht abgeschlossen. Premierminister Cho Jung-tai betonte erst kürzlich, dass Taiwan für den Einsatz neuer Nukleartechnologien zur Deckung des steigenden Energiebedarfs der Halbleiter- und KI-Industrie offen sei. David Demes
Der EU-Außenrat hat am Montag über den Einsatz chinesischer Drohnen in Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine gesprochen. Chinas wachsende Unterstützung für Russland im Krieg in der Ukraine “wird und muss Konsequenzen haben”, sagte die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock bei dem Treffen der EU-Außenminister in Brüssel.
Die EU habe “schlüssige” Beweise dafür, dass bewaffnete Drohnen für Russland in China hergestellt würden, hieß es im Vorfeld des Treffens aus EU-Kreisen. Ob die Produktion der Drohnen von der Staatsführung Peking genehmigt worden sei, sei jedoch unklar.
Bundeskanzler Olaf Scholz wird nach eigenen Worten die Frage bei seinem Treffen mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping am Dienstag ansprechen. “Es ist immer ein Thema meiner Gespräche, alle davor zu warnen, dass sie letale Waffen an Russland liefern”, sagte Scholz am Montag am Rande des G20-Gipfels in Rio de Janeiro. Er habe zudem in seinen Gesprächen mit China stets auch die Lieferungen sogenannter Dual-Use-Güter thematisiert, weil man nicht naiv sein dürfe. Scholz ging nicht auf die Frage nach etwaigen Sanktionen gegen China ein.
“Die Rolle Chinas wird größer und größer”, sagte der scheidende EU-Außenbeauftragte Josep Borrell nach dem Treffen. “Ohne Nordkorea, ohne den Iran, ohne China wäre Russland nicht fähig, diesen Krieg weiterzukämpfen.” Er sei besorgt über Berichte über die Produktion und Lieferung kompletter Waffensysteme aus diesen drei Ländern, insbesondere aber aus Nordkorea und dem Iran, den “Lieferanten der direkten militärischen Kriegsführung”. Zum Fall der chinesischen Drohnen äußerte sich Borrell nach dem Treffen nicht konkret.
Scholz betonte, er werde im Gespräch mit Xi auch über die nordkoreanischen Soldaten sprechen, die mittlerweile in Russland stationiert und im Krieg gegen die Ukraine eingesetzt worden seien. “Das kann nicht hingenommen werden und ist im Übrigen eine schlimme Veränderung”, sagte er. Der Einsatz sei eine Eskalation. “Ich sehe übrigens, dass das ziemlich viele hier so sehen”, sagte er zu Diskussionen auf dem G20-Gipfel der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer.
Die EU versucht, gegen Länder vorzugehen, die Russlands Kriegsanstrengungen unterstützen. Am Montag genehmigte die Diplomaten Schritte zur Ausweitung der Sanktionen gegen den Iran wegen seiner Unterstützung Moskaus. China ist die wichtigste russische Quelle für viele bereits eingeschränkte Dual-Use-Güter. Die EU hatte deshalb bereits mehrere chinesische Unternehmen mit Sanktionen belegt.
“Wir zeigen Schwäche, wir müssen standhaft bleiben”, sagte der litauische Außenminister Gabrielius Landsbergis. “Wir könnten eine sehr starke Botschaft senden, dass wir das nicht zulassen. Wenn wir das nicht tun, trägt das dazu bei, diese Chaos-Koalition, die Russland bildet, zu festigen.” ari/rtr
Chinas Staatschef Xi Jinping hat am Montag am Rande des G20-Gipfels erstmals den britischen Regierungschef Keir Starmer (Labour Partei) ´ getroffen. Starmer schlug dabei einen optimistischen Ton an und sagte, er wolle mit Peking in Bereichen wie Handel, Wirtschaft und Klima zusammenarbeiten und eine breitere Kooperation in den Bereichen Wissenschaft, Technologie, Gesundheit und Bildung anstreben. Es war das erste Treffen Xis mit einem britischen Premier seit 2018.
“Großbritannien wird ein berechenbarer, konsequenter, souveräner Akteur sein, der sich der Rechtsstaatlichkeit verpflichtet fühlt”, sagte Starmer und fügte hinzu, er habe Xis Offenheit in einem Telefonat im August geschätzt. Starmer sagte, er würde Xi gerne für ein “vollständiges bilaterales” Gespräch in Peking oder London treffen und er hoffe, dass Finanzministerin Rachel Reeves im nächsten Jahr mit Vizepremier He Lifeng zusammentreffen werde, um die wirtschaftliche und finanzielle Zusammenarbeit zu besprechen.
Der kooperative Ton des Treffens stand eher im Gegensatz zu den britisch-chinesischen Beziehungen unter der konservativen Tory-Regierung, insbesondere in Bezug auf Menschenrechte, Hongkong und Vorwürfe chinesischer Spionage. Politico berichtete am Montag, dass britische Journalisten von chinesischen Offiziellen aus dem Raum des Treffens verwiesen wurden, als Starmer Menschenrechtsthemen ansprach.
Auch Australiens Premierminister Anthony Albanese traf sich am Montag in Brasilien mit Xi. Peking sieht die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Australien als Modell dafür wie es sich den amerikanisch-chinesischen Handel in der Trump-Ära vorstellt – während Canberra auch enger mit Washington im Sicherheits- und Verteidigungsbereich zusammenarbeiten will. Albanese sagte, es habe “ermutigende Fortschritte bei der Stabilisierung unserer Beziehungen” gegeben. “Der Handel fließt freier zum Nutzen beider Länder, der Menschen und der Unternehmen auf beiden Seiten”, sagte er in seiner offiziellen Eröffnungsrede. Australien und China würden nach Möglichkeiten suchen, bei der Energiewende und beim Klimawandel zusammenzuarbeiten.
Xi betonte gegenüber Albanese, dass die Beziehung der beiden Staaten eine Wende erreicht habe und die beiden Länder eine positive Entwicklungsdynamik aufrechterhielten, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua.
Bundeskanzler Olaf Scholz soll Xi bilateral am Dienstagvormittag am Rande des G20-Gipfels treffen.
Die Zahl der chinesischen Auslandsstudenten in den USA ist gesunken. Seit dem Schuljahr von 2009/10 stellten Chinesen stets die größte Gruppe der Auslandsstudenten. Nun gibt es zum ersten Mal seit 15 Jahren mehr indische als chinesische Studenten in den USA. Laut einer Umfrage des Institutes for International Education (IIE), die vom amerikanischen Außenministerium finanziert wurde, studierten im Schuljahr 2023/24 mehr als 330.000 Inder in den USA, ein Anstieg um 23 Prozent gegenüber dem Vorjahr, während die Zahl der chinesischen Studenten um vier Prozent auf 277.000 sank.
Laut einem Bericht der South China Morning Post ist seit dem Schuljahr von 2019/20 die Zahl der chinesischen Studenten in den USA kontinuierlich gesunken. Donald Trump hat bereits in seiner ersten Amtszeit, die 2016 begann, zahlreiche Reise- und Immigrationsbeschränkungen verhängt und erklärt, er wolle die Zahl der Studenten und Forscher aus China begrenzen. Im Juni erklärte der Vize-Außenminister Kurt Campbell, er bevorzuge, “dass mehr chinesische Studenten in den USA Geistes- und Sozialwissenschaften statt Teilchenphysik” studieren würden. In wissenschaftlichen Studiengängen, Mathematik, Ingenieurwissenschaften oder IT wünsche er sich eine “sehr viel größere Zahl indischer Studenten”.
Chinesische Studenten geben sehr unterschiedliche Gründe dafür an, weshalb sie nicht im Ausland studieren möchten oder anderen Länder als den USA den Vorzug geben, darunter geopolitische Spannungen, Sicherheitsbedenken, Jobunsicherheit und die steigende Qualität chinesischer Universitäten. Im vergangenen Jahr machten sie auch die Angst, an der US-Grenze angehalten oder deportiert zu werden, geltend.
Dazu kommt, dass es aufgrund der schnellen Alterung der chinesischen Gesellschaft immer weniger junge Chinesen gibt. Die USA gelten allerdings nach wie vor als bevorzugte Auslandsdestination chinesischer Studenten. aiko
Erstmals seit 2021 gibt China wieder Staatsanleihen in US-Dollar aus. Seit vergangener Woche können Investoren in Saudi-Arabien entsprechende Sovereignty Bonds der Volksrepublik zeichnen. Das Gesamtvolumen beläuft sich auf zwei Milliarden US-Dollar. Die Emission am saudischen Finanzmarkt ist ein weiterer Baustein der engeren volkswirtschaftlichen Verflechtung beider Staaten.
Mit der Anleihen-Ausgabe unterstütze China eine der Hauptsäulen von Saudi-Arabiens strategischer Initiative Vision 2030, sagte der saudische Ökonom Talat Hafiz dem örtlichen Nachrichtenportal Arab News. Sie helfe der saudischen Regierung dabei, die eigene Wirtschaft durch Diversifizierung und Verbesserung des lokalen Finanzmarkts weiter anzuschieben. Saudi-Arabien möchte seine Volkswirtschaft, die hauptsächlich auf dem Export von Öl beruht, transformieren.
Im September besprachen der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman und Chinas Ministerpräsident Li Qiang Aspekte einer gemeinsamen Zusammenarbeit und die Möglichkeiten, die Vision 2030 mit der chinesischen Neue-Seidenstraße-Initiative in Einklang zu bringen. Bei der Sitzung in Riad wurden die Chancen in den Bereichen Energie, Handel und Investitionen sowie Technologie und Sicherheit betont und Grundlagen für eine verbesserte Koordinierung gelegt. grz
Als Samir Puri im Oktober einer Einladung zur Asien-Pazifik-Konferenz (APK) der deutschen Wirtschaft in Neu-Delhi folgte, staunte er nicht nur über den akuten Biermangel beim Abendempfang. Noch bemerkenswerter waren für ihn die geopolitischen und ökonomischen Vorzeichen des Aufeinandertreffens zwischen Deutschland und dem Gastgeberland. Die Vertreterinnen und Vertreter der weltweit drittgrößten Volkswirtschaft sahen sich einem Indien gegenüber, dessen Premierminister Narendra Modi offen das Ziel ausgibt, bald auf ebendiesen Platz vorzurücken und das Deutschland auf Augenhöhe begegnete.
Für Puri war es ein denkwürdiger Anblick: “Solch eine Konferenz wäre vor 20 Jahren nicht möglich gewesen, die ökonomischen Kräfteverhältnisse waren zu verschieden.” Sein Eindruck fügte sich nahtlos in seine geopolitische Wahrnehmung ein. “Die wahre Geschichte dieses Jahrhunderts ist nicht die des Konfliktes zwischen dem Westen und den Autokratien Chinas und Russlands. Es ist die noch größere Geschichte der Verschiebung weg von einer durch den Westen geschaffenen Welt“, schreibt Puri in seinem im Juli dieses Jahres erschienenen Buch Westlessness.
Puri setzt den Begriff, entlehnt aus Debatten auf der Münchner Sicherheitskonferenz, jenen Beobachtern entgegen, die die Welt in einer neuen Ära des Kalten Krieges wähnen. In der bereits anbrechenden “westloseren” Ära, schreibt er, verliere der Westen einen Teil seiner Macht, die Welt wirtschaftlich und politisch zu lenken. Ein Kalter Krieg wie ihn die USA und die Sowjetunion damals führten, sei schon deshalb nicht möglich, weil es heute keine annähernd vergleichbar dominanten Akteure mehr gebe – und weil bedeutende Schwellenländer wie Indien, Südafrika oder Indonesien und viele andere nicht westliche Akteure wenig Lust verspüren, sich in klare geopolitische Fronten einzufügen.
Dabei stellt Puri den Wert demokratischer Ideale und ihre Bedrohung durch autokratische Mächte keinesfalls infrage. Nach dem Studium am King’s College in London und in Cambridge führte ihn eine seiner beruflichen Stationen als Beamter im britischen Außenministerium in den Donbass, als Beobachter während der russischen Invasion ab 2014. In einem früheren Buch setzte sich Puri mit Russlands Expansionsstreben auseinander, aktuell forscht er auch dazu, wie Chinas Taiwan bedroht. Von sich selbst spricht er ohne Zögern als “Westerner”.
Puri wuchs in Großbritannien auf, seine Eltern waren zuvor aus Ostafrika eingewandert, ihre Wurzeln hatten beide in Indien: “Meine Familie hat in drei Generationen auf drei verschiedenen Kontinenten gelebt: Asien, Afrika und Europa.” 2020 zog Puri nach Singapur, arbeitet dort drei Jahre lang im Organisationsteam des Shangri-La-Dialogs, Asiens wichtigster Konferenz für Sicherheitspolitik. Mittlerweile arbeitet er von seiner neuen Wahlheimat Singapur aus als Analyst bei der Denkfabrik Chatham House.
Singapur sei für ihn ein symbolischer Ort der “westloseren” Welt – mit einer kolonialen Vergangenheit und tiefen Prägung durch den globalen Kapitalismus, doch zugleich mit einem ausgeprägten kulturellen Selbstbewusstsein – und ohne liberale Demokratie.
All diese Merkmale finden sich in unterschiedlichen Schattierungen an vielen Orten der nicht westlichen Welt wieder, auch in China, das in Puris Augen weiterhin für “die größte ökonomische Erfolgsgeschichte außerhalb des Westens zu unseren Lebzeiten” steht. Doch Chinas politisches Modell nähmen sich nur die wenigsten Länder zum Vorbild. Stattdessen verfolgten viele nicht westliche Länder eine Art “gemanagter Demokratie” mit mehr oder weniger freien Wahlen und politischen Diskursen.
Puri sieht die Welt auf dem Weg in ein Zeitalter der Multipolarität. Die vor Kurzem vergrößerte Staatengruppe der Brics+ ist für ihn ein markanter Ausdruck dieser Entwicklung. Ihr Ziel sei es keinesfalls, ein umfassendes Bündnis wie die EU oder Nato zu schaffen. Doch gerade durch ihre Unverbindlichkeit biete die Gruppierung ihren Mitgliedern eine Plattform, sich untereinander zu vernetzen und flexibel zusammenzuarbeiten: “Viele Beobachter sehen in der fehlenden Institutionalisierung der Brics eine Schwäche, doch eigentlich ist sie eine Stärke.”
Abseits von Geopolitik und globalen Wirtschaftsströmen widmet sich Puri indischen Filme und chinesischen Videospiele sowie den Feinheiten hybrider Küchen und Migrationsgeschichten. Im besten Fall, so kann man es sich aus der Lektüre seines Buches erträumen, birgt die “westlosere” Welt die Verheißung friedlicher und gleichberechtigter Begegnungen von einer Vielfalt von Lebenswelten. Man mag darin einen Verlust der eigenen Vormacht sehen – oder einen Gewinn für alle. Leonardo Pape
David Chau Shing Yim ist als Verwaltungsratsmitglied der China Evergrande New Energy Vehicle Group Limited zurückgetreten. Die dadurch vakante gewordenen Vorsitze des Prüfungsausschusses, des Vergütungsausschusses und des Corporate-Governance-Ausschusses übernimmt Vincent Gar-Gene Leung. Kenan Wang wird derweil Mitglied des Prüfungsausschusses des Verwaltungsrats.
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Weshalb in die Ferne schweifen, wenn das eigene Land doch so viel zu bieten hat? Mit einer ordentlichen Portion Lagerfeuer-Romantik wollen die Hersteller von Wohnmobilen, wie hier bei der Autoshow in Guangzhou, potenziellen Kunden in der Volksrepublik das Reisen mit dem Hotelzimmer auf vier Rädern schmackhaft machen. Das Lagerfeuer im Bild ist übrigens nur die elektrische Illusion eines Lagerfeuers. Vermutlich steht die Attrappe sinnbildlich für die zukünftige Elektrifizierung der Wohnmobil-Flotte auf dem Markt.