Table.Briefing: China

Allwetterfreundschaft mit Namibia + Später Rückzug von VW

Liebe Leserin, lieber Leser,

in der einstigen deutschen Kolonie Namibia wurde gestern gewählt. Wenn die Auszählung voraussichtlich am Wochenende beendet ist, könnte für Peking eine langjährige Allwetterfreundschaft enden. In enger Zusammenarbeit mit der Regierungspartei Swapo dominieren chinesische Unternehmen in allen wirtschaftlichen Kernbereichen des dünn besiedelten, aber rohstoffreichen Landes.

Vor allem junge Namibier wünschen sich eine neue Vision für das Land, in dem der Reichtum ungleich verteilt und die Arbeitslosigkeit hoch ist. Sie finden: Staatliche Aufträge sollten vermehrt an heimische Unternehmen gehen, die den Einheimischen Arbeit geben. Peking zeigt sich jedoch zuversichtlich, dass es weitergeht wie bisher.

Nicht mehr weiter wie bisher geht es für VW in Xinjiang. Elf Jahre nach der Eröffnung des Werkes in Urumqi, an der Seite des staatlichen Joint-Venture-Partners SAIC, zieht sich der Konzern aus der Region zurück. Auch wenn der Konzern sich noch immer von den Menschenrechtsverletzungen distanziert, stellt sich zu Recht die Frage: warum erst jetzt? Für VW endet das unrühmliche Kapitel mit dem Verlust von Reputation und sehr viel Geld.

Dass es Volkswagen gelungen ist, sich mit SAIC auf ein Ende der gemeinsamen Präsenz in Xinjiang zu einigen, hat wohl weniger mit dem Einfluss der Wolfsburger auf die Geschicke des Staatsunternehmens SAIC zu tun, sondern mit den internationalen Ambitionen der Chinesen, schreibt Marcel Grzanna. Eine rote Flagge, wie sie die Ratingagentur MSCI im vergangenen Jahr gehisst hatte, um Investoren vor den Risiken des Volkswagen-Abenteuers in Xinjiang zu warnen, konnte auch SAIC nicht ignorieren.

Ihr
Fabian Peltsch
Bild von Fabian  Peltsch

Analyse

Namibia: Das bedeuten die Präsidentschaftswahlen für die Allwetterfreundschaft mit China

Die einzige offizielle Mao-Statue außerhalb Chinas steht seit Sommer dieses Jahres auf einem Schulhof in Namibia.

Im Westen der namibischen Hauptstadt Windhoek befindet sich die einzige offizielle Mao-Zedong-Statue außerhalb Chinas. Sie wurde im Sommer 2024 als Wahrzeichen der von China mitfinanzierten “Chairman Mao Schule” im Stadtteil Otjomuise enthüllt. Chinas Botschafter Zhao Weiping erklärte zur Einweihung, der Große Vorsitzende stünde für die “ewige Freundschaft” der beiden Länder. Der namibische Schriftsteller und Politologe Joseph Diescho kritisierte die Errichtung der Statue auf “Namibias souveränem Boden” dagegen scharf: Die Entscheidung sei ganz offenbar ohne die Beteiligung von Namibiern getroffen worden, kommentierte er trocken.

So oder so: Die Statue ist ein deutliches Symbol für das selbstbewusste Auftreten der Chinesen in dem südafrikanischen Land, das bis 1915 deutsche Kolonie war und bis zur Unabhängigkeit im Jahr 1990 unter südafrikanischer Vorherrschaft stand. Von den drei Millionen Einwohnern des Landes sind laut Schätzungen zwischen 4.000 und 6.000 Menschen chinesische Staatsbürger oder chinesischstämmige Namibier, projektgebundene Vertragsarbeiter nicht einberechnet. Im Straßenbild sind sie, abgesehen von Restaurants, vereinzelten “China Shops” und dem übersehbaren China Town in der Hauptstadt erstaunlich unsichtbar.

Quasi-Monopol chinesischer Firmen

In der namibischen Wirtschaft sind die Chinesen dafür umso präsenter. Auch wenn die chinesischen Direktinvestitionen in Namibia im Gegensatz zu anderen afrikanischen Ländern wie Kenia, Südafrika oder Angola eher gering ausfallen, dominieren chinesische Firmen den Wettbewerb um staatliche Ausschreibungen in unzähligen Sektoren.

Chinesische Unternehmen haben in den vergangenen Jahren in Namibia Bürogebäude, Straßen, Eisenbahnen, Häfen und Flughäfen gebaut und erneuert. Der deutsch-namibische Politik- und Afrikawissenschaftler Henning Melber spricht im Interview mit Table.Briefings von einem “Quasi-Monopol chinesischer Firmen bei der Vergabe von Staatsaufträgen für öffentliche Arbeiten”.

Auch Mega-Projekte wie die größte Meerwasserentsalzungsanlage Namibias oder das größte Solarkraftwerk des Landes werden von chinesischen Konzernen unter Aufbietung von Win-Win-Superlativen umgesetzt. Besonders aktiv sind chinesische Firmen im Bergbausektor, der 14,4 Prozent zum namibischen Bruttoinlandsprodukt beiträgt. Ein Monopol haben die Chinesen dabei vor allem beim Abbau von Uran.

2019 hatte die China National Uranium Corporation Limited (CNUC) die Uranmine Rössing, eine der größten und am längsten betriebenen Uranminen der Welt, vom britisch-australischen Bergbaugiganten Rio Tinto übernommen. Etwa 4,5 Prozent des weltweiten Uranangebots kommen von hier. Im Gegenzug importiert Namibia hauptsächlich Konsumgüter, Textilien, Elektronik und leichte Maschinen aus China. Im vergangenen Jahr entfielen rund 8,9 Prozent der Gesamteinfuhren Namibias auf China. Damit ist die Volksrepublik nach Südafrika der wichtigste Wirtschaftspartner des Landes.

In der Bevölkerung gibt es zum Teil Ressentiments

Während die politische Elite des Landes die chinesischen Aktivitäten hofiert und befürwortet, sind unter den einfachen Namibiern Ressentiments nicht ungewöhnlich. Hört man sich auf den Straßen um, wird zwar anerkannt, dass China seine Projekte planmäßig und in der Regel gut umsetzt. Andererseits wird aber auch seit Jahren kritisiert, dass die Chinesen lokalen Arbeitskräften zu geringe Löhne zahlen und sie mitunter schlecht behandeln.

Erst im Januar hatte die chinesische Botschaft in Namibia derlei Vorwürfe erneut zurückgewiesen: Man halte sich an lokale Standards und Geschäftspraktiken. So negativ wie um das Jahr 2021, als es unter Führung des Gewerkschaftsaktivisten Michael Amushelelo sogar anti-chinesische Proteste gab, sei die Stimmung jedoch nicht mehr, sagt die Politikanalystin Rakkel Andreas, die für das namibischen Institute for Public Policy Research (IPPR) ein Papier über die chinesisch-namibischen Beziehungen mitgeschrieben hat.

“Die anti-chinesische Stimmung ging zum Teil auch darauf zurück, dass Namibier das Gefühl hatten, dass der Zustrom von kleinen chinesischen Pop-up-Läden Räume besetzte, in denen sie sonst ihre Waren verkauften.” Viele chinesische Geschäftsinhaber würden, sensibilisiert von den Ereignissen, mittlerweile umsichtiger vorgehen, sagt Andreas. Und gerade auf dem Land hätten ihre Läden auch eine Versorgungslücke geschlossen.

Peking glaubt an den Sieg der Regierungspartei

Bei den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen, die am Donnerstag stattfinden und voraussichtlich am Wochenende ausgezählt sein werden, habe China als Thema und Einflussagent dementsprechend kaum eine Rolle gespielt, sagt Andreas. Peking scheint am Wahlsieg der Swapo Party of Namibia (ehemals South-West Africa People’s Organisation), der Partei, die seit der Unabhängigkeit Namibias im Jahr 1990 ununterbrochen an der Macht ist, nicht zu zweifeln.

Die Swapo unterhält mit Peking eine langjährige “Allwetterfreundschaft”, die noch auf die Zeit vor der Unabhängigkeit zurückgeht und stets auch Parteispenden und Stipendien für Kader und Kaderkinder beinhaltete. Die Swapo-Regierung stand auch in ihrer antiimperialistischen Rhetorik und der Idee eines Sozialismus mit namibischer Charakteristik Peking stets nahe. Vielen Namibiern, insbesondere den jüngeren zufolge, mangelt es der Swapo jedoch an Visionen für die Zukunft, etwa ein Rezept gegen die hohe Arbeitslosigkeit. Sie sagen, die Partei habe eine korrupte Vetternwirtschaft geschaffen und den Ausverkauf des Landes vorangetrieben, vor allem auch an China.

Volk fordert Berücksichtigung namibischer Unternehmen

Der Handel Namibias mit der Volksrepublik sei nach wie vor nicht diversifiziert und trage daher nicht zu den wirtschaftlichen Ambitionen Namibias bei, durch Industrialisierung das Beschäftigungsniveau und den Lebensstandard zu erhöhen, schreibt der Thinktank IPPR. Noch einen Tag vor der Präsidentschaftswahl forderte die Construction Industries Federation of Namibia (CIF) die kommende Regierung auf, bei der Vergabe von Bauaufträgen mehr lokale Unternehmen zu berücksichtigen. Als schlechtes Beispiel nannte die Federation das Projekt zur Erneuerung der Ogongo-Oshakati-Pipeline im Wert von 12,56 Millionen Euro, das vollständig an ausländische Auftragnehmer vergeben wurde, darunter die China Gezhouba Group Company und die China Jiangxi Economic and Technical International Corporation.

“Im Falle der wahrscheinlichen Wahl der Swapo-Kandidatin Netumbo Nandi Ndaitwah wird die beiderseits erklärte Allwetterfreundschaft zwischen China und Namibia weiter gefestigt. Sie war bereits als Außenministerin eine zuverlässige Verbündete”, sagt Henning Melber. Sollte der Fall eintreten, dass sich die politischen Verhältnisse grundlegend ändern, wäre je nach Konstellation eine Revision dieser Beziehungen jedoch nicht gänzlich auszuschließen. “Insbesondere bei der bevorzugten Vergabe von Staatsaufträgen für öffentliche Arbeiten wie Straßenbau würde wohl das Quasi-Monopol chinesischer Firmen zugunsten der Berücksichtigung der heimischen Bauindustrie wanken. Der Präsenz Chinas im Bergbausektor und insbesondere der Uranförderung dürfte dies aber keinen Abbruch tun.”

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Xinjiang: Weshalb eine rote Flagge für Volkswagen hilfreich wurde

Ex-Volkswagen-Chef Martin Winterkorn und SAIC-Chef Mao Huanyuan bei der Vertragsunterzeichnung zum Bau der Fabrik in Urumqi 2014.
Ex-Volkswagen-Chef Martin Winterkorn (rechts) und SAIC-Chef Mao Huanyuan im Jahr 2012 bei der Vertragsunterzeichnung zum Bau der Fabrik in Urumqi. (Im Hintergrund: Bundeskanzlerin a.D. Angela Merkel und Chinas damaliger Ministerpräsident Wen Jiabao)

Der Rückzug aus Xinjiang bedeutet für den deutschen Autobauer Volkswagen das Ende einer desaströsen Fehleinschätzung. Weder entwickelte sich die Region zu einem lukrativen Standort für das Unternehmen in der Volksrepublik China, noch erwiesen sich die frühen Warnungen vor einem drastischen Ausmaß der Repressionen gegen die uigurische Minderheit als überzogen. Alles, was in Xinjiang für Volkswagen schiefgehen konnte, ging schief. Elf Jahre nach der Eröffnung des Werkes in Urumqi, an der Seite des staatlichen Joint-Venture-Partners SAIC, endet ein Kapitel, das den Konzern sehr viel Geld und Reputation gekostet hat.

Uiguren-Vertreter hadern, dass es erst die Entdeckung riesiger Umerziehungslager mit Platz für Hunderttausende Menschen, Dutzende Augenzeugen und einen Bericht des UN-Menschenrechtsbüros bedurfte, ehe Volkswagen das Ende seines Engagements anstieß. Dass in erster Linie die dramatische Menschenrechtssituation in Xinjiang ausschlaggebend war, weist Volkswagen dennoch bis heute offiziell von sich. Stattdessen begründet der Konzern die missliche wirtschaftliche Entwicklung des Standortes als vornehmlichen Beweggrund für seinen Antrieb.

SAIC will sein Geschäft internationalisieren

“Ein solches Vorgehen erweckt den Eindruck, dass ein Unternehmen wie Volkswagen sich weder mit seiner Verantwortung gegenüber den Betroffenen noch mit den globalen Erwartungen an ethisches Handeln ernsthaft auseinandersetzt. Der uigurischen Sache würde es helfen, wenn Unternehmen klar anerkennen, dass moralische Überlegungen eine Rolle spielen“, sagt der Berlin-Direktor Haiyer Kuerban vom Weltkongress der Uiguren (WUC).

Dass es Volkswagen gelungen ist, sich mit SAIC auf ein Ende der gemeinsamen Präsenz in Xinjiang zu einigen, hat wohl weniger mit dem Einfluss der Wolfsburger auf die Geschicke des Staatsunternehmens zu tun. Mag die Beziehung 1984 noch auf chinesischem Wissensdurst nach Wolfsburger Ingenieurswesen beruht haben, basiert sie heute auf Wolfsburger Abhängigkeit von chinesischer Marktkontrolle.

Der Markt war es auch, der SAIC die Tür öffnete, um einem Ende des Xinjiang-Engagements des Joint Ventures zustimmen zu können. Eine Rote Flagge, wie sie die Ratingagentur MSCI im vergangenen Jahr gehisst hatte, um Investoren vor den Risiken des Volkswagen-Abenteuers in Xinjiang zu warnen, kann auch ein Staatsunternehmen nicht ignorieren. SAIC und Dutzende andere chinesische Hersteller wollen ihr Geschäft internationalisieren und drängen auf die lukrativen Märkte wie Europa und die USA. Zunehmend gewinnt dort das Thema Lieferketten an Relevanz. Die Gesetzgebungen verlangen den Importeuren sehr konkrete Dokumentationen ab, dass der Bau ihrer Fahrzeuge in keinerlei Verbindung mit Zwangsarbeit steht.

Politischer Wille in Wolfsburg

Die Diskussionen um den Standort gingen jahrelang aneinander vorbei. Volkswagen betonte stets, dass in dem Werk keine Zwangsarbeiter beschäftigt wurden und ließ sich diese Aussagen durch ein strittiges Audit bestätigen. Doch das Argument ließ den eigentlichen Vorwurf der Kritiker unberücksichtigt. Denn die monierten eher die grundsätzliche Präsenz des Konzerns in einer Region, in der das gesamte industrielle Umfeld durch die Repressionen gegen die Uiguren getrübt ist. Der Konzern konnte nie den Eindruck verwischen, dass politischer Wille in Wolfsburg, ausgelöst durch möglichen Druck aus Peking, einst zu der Investition geführt hatten.

Als zu Beginn des Jahres der Einsatz von Zwangsarbeitern beim Bau einer Teststrecke des Joint Ventures in Turpan nachgewiesen wurde, zog Volkswagen seinen letzten Trumpf und distanzierte sich von dem Gemeinschaftsunternehmen. Weder kontrolliere man es, noch sei die Volkswagen AG rechtlich mit ihm verknüpft. Jetzt begründet die Kommunikationsabteilung von Volkswagen den Verkauf von Fabrik und Testrecke an ein Tochterunternehmen der staatlichen Shanghai Lingang Economic Development Group mit der “dynamischen Marktentwicklung”, die eine “Transformation des Gemeinschaftsunternehmens” nötig mache.

Vertrag des Joint Ventures bis 2040 verlängert

Eingebettet wurde die Nachricht in die Bekanntgabe der vorzeitigen Vertragsverlängerung des Gemeinschaftsunternehmens bis ins Jahr 2040. Mehr Elektro, weniger Emissionen – so lässt sich der Plan von SAIC-Volkswagen für die kommenden Jahre zusammenfassen. Bis 2030 soll es 18 neue E-Modelle geben, bis 2050 will man klimaneutral sein. Am Montag war das Joint Venture 40 Jahre alt geworden.

Innerhalb des Konzerns gibt man sich selbstkritischer. Es gibt Stimmen, die deutlich formulieren, dass man den Wandel in der öffentlichen Wahrnehmung der Menschenrechtsproblematik in Xinjiang hätte spüren müssen. Zumal der Konzern schon vor mehr als zehn Jahren wusste, dass die Entscheidung hochpolitisch war. Dennoch wollte Volkswagen davon überzeugt sein, das Richtige zu tun – wirtschaftlich wie sozial. Die Neue Seidenstraße war gerade erst als Idee geboren und verhieß eine viel engere Integration der Region in die internationale Wertschöpfung, verknüpft mit mehr Wohlstand und mehr Kaufkraft ihrer Bewohner. Wie im Jahr 1984 wehte durch die Wolfsburger Führungsetagen ein Pioniergeist, der sich als Schreckgespenst entpuppen sollte.

Weiterbeschäftigung für 40 Uiguren

Das Engagement uigurischer Arbeitnehmer in dem Werk in Urumqi stieß dem Vernehmen nach bei SAIC auf wenig Gegenliebe. Alle Uiguren hätten damals schon unter Generalverdacht gestanden, heißt es. Volkswagen musste Überzeugungsarbeit leisten. Die Integration der Uiguren in den örtlichen Arbeitsmarkt sollte dazu beitragen, dass sich die ethnischen Spannungen legen würden. Doch der Wunsch entpuppte sich als Vater des Gedankens.

Das Werk in Xinjiang übernimmt nun das Shanghai Motor Vehicle Inspection Centre (SMVIC), ein Unternehmen, das Fahrzeuge aufbereitet und für den Gebrauchtwagenmarkt tauglich macht. Volkswagen habe darauf bestanden, dass trotz Verkauf des Werkes den verbliebenen 40 uigurischen Mitarbeitern die Fortsetzung ihres Arbeitsverhältnisses garantiert wurde, heißt es. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass Volkswagen es nie erfahren wird, ob und wie lange der neue Besitzer die Vereinbarung tatsächlich einhält.

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News

Korruptionsvorwürfe: Minister Dong Jun droht Entlassung

Erneut gibt es Vorwürfe wegen Korruption gegen einen chinesischen Minister – und erneut trifft es das Verteidigungsministerium: Gegen Dong Jun sind einem Bericht zufolge Korruptionsermittlungen eingeleitet worden. Das Verfahren sei Teil einer größeren Untersuchung zur Korruption innerhalb des chinesischen Militärs, berichtete die Financial Times. Eine Sprecherin des Außenministeriums in Peking bezeichnete den Bericht als “Schatten-Jagen” und kommentierte ihn nicht weiter. Auch in den Fällen zuvor wollte Peking zunächst nichts von dem Vorgang wissen und gab keine Kommentare dazu ab.

Der frühere Marinekommandeur Dong war erst im Dezember 2023 zum Verteidigungsminister ernannt worden. Er löste Li Shangfu ab, der wiederum nach nur sieben Monaten im Amt den Posten räumen musste. Li wurde anschließend aus der Kommunistischen Partei Chinas ausgeschlossen, unter anderem weil ihm Bestechlichkeit vorgeworfen wurde. Seitdem wurde Li nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen. Sein Vorgänger Wei Fenghe war ebenfalls wegen Korruptionsverdachts aus der Kommunistischen Partei ausgeschlossen worden. ari

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EU-Beamtin: Keine Einigung im Zollstreit

Die Generaldirektorin für Handel, Sabine Weyand, hat Berichten widersprochen, denen zufolge die EU und China kurz vor einer Mindestpreis-Einigung im Zollstreit um chinesische E-Fahrzeuge stehen. “Ich denke, es gab einige ziemlich verwirrende Berichte über das bevorstehende Abkommen zu batteriebetriebenen Elektrofahrzeugen”, sagte Sabine Weyand, Generaldirektorin für Handel der EU in Brüssel, bei einer Veranstaltung.

“Wir haben 50 Stunden lang mit unseren chinesischen Kollegen diskutiert. Die Gespräche waren konstruktiv, haben aber nicht zu einer Einigung über Preisverpflichtungen geführt. Und es gibt strukturelle Probleme, die noch ungelöst sind”, zitiert die “South China Morning Post” Weyand. Der Vorsitzende des Handelsausschusses im EU-Parlament, Bernd Lange, hatte zu Beginn der Woche in einem Interview eine Lösung durch einen Mindestpreis in Aussicht gestellt. 

Die EU-Kommission fordert von den Herstellern aus China, sich auf Mindestpreise für ihre einzelnen Modelle zu verpflichten, die in die EU eingeführt werden. Diese sollen die Höhe der Ausgleichszölle beinhalten, die Ende Oktober in Kraft getreten waren. Die chinesische Führung lehnt dies aber weiterhin ab. ari

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Gefangenenaustausch: Wie Washington auf die Freilassung reagiert

Drei US-Amerikaner, die jahrelang in China inhaftiert waren, sind im Rahmen eines Gefangenenaustauschs zwischen Washington und Peking freigelassen worden. “Wir freuen uns, die Freilassung von Mark Swidan, Kai Li und John Leung aus der Haft in der Volksrepublik China bekannt zu geben”, sagte ein Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats der USA am Mittwoch gegenüber CNN. “Bald werden sie zurückkehren und zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder mit ihren Familien vereint sein.”

Der in Texas ansässige Geschäftsmann Mark Swidan war in China 12 Jahre lang wegen Delikten im Zusammenhang mit Drogen inhaftiert und 2019 trotz mangelnder Beweise zum Tode verurteilt, aber begnadigt. Der chinesischstämmige Amerikaner Kai Li wurde seit 2016 wegen Spionagevorwürfen festgehalten, die er bestreitet. John Leung wurde 2023 zu lebenslanger Haft verurteilt und beschuldigt, ein amerikanischer Spion zu sein. Die US-Amerikaner wurden im Austausch gegen bisher nicht näher identifizierte chinesische Staatsangehörige freigelassen.

Laut einem Bericht der US-Plattform Politico hatte es Jahre gedauert, bis der Deal abgeschlossen war. Ein US-Beamter sagte demnach, Präsident Joe Biden habe auf die Rückkehr der drei gedrängt, als er diesen Monat den chinesischen Präsidenten Xi Jinping bei einem Regionalgipfel in Peru traf. Im September ließ China den US-Pastor David Lin frei, der seit 2006 im Gefängnis saß.

In den USA weiterhin Reisewarnung für China

Am Mittwoch senkten die USA außerdem ihre Reisewarnung für China von Stufe 3, “Überdenken Sie Ihre Reise”, auf Stufe 2 “Erhöhte Vorsicht für Festlandchina”. Die USA hatten China 2022 in ihren Reisehinweisen als eines von sechs Ländern mit einer “D”-Warnung versehen, um auf die Gefahr hinzuweisen, dass US-Bürger inhaftiert und als Druckmittel benutzt werden könnten.

Eine Änderung der Stufe wurde davon abhängig gemacht, dass die Inhaftierung amerikanischer Staatsbürger geklärt wird. Die USA warnen in ihren Reisehinweisen allerdings weiterhin davor, dass US-Bürger in China “Verhören und Inhaftierungen ohne faire und transparente Behandlung nach dem Gesetz ausgesetzt werden können”. In Deutschland verweist das Auswärtige Amt in seinen Reise- und Sicherheitshinweisen auf das Risiko von Ausreisesperren gegen in China wohnhafte Ausländer, eine Reisewarnung oder Teilreisewarnung für China besteht laut dem Auswärtigen Amt aber nicht. ari/jul

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Vatikan: Darum gibt es die Papst-Audienzen nun auch auf Chinesisch

Die Ansprachen von Papst Franziskus sollen ab kommender Woche bei seiner wöchentlichen Generalaudienz auch in Mandarin übersetzt werden. Das erklärte der Papst am Mittwoch. Bei den Audienzen, die jeden Mittwoch im Vatikan stattfinden, spricht Papst Franziskus auf Italienisch. Seine Ansprachen wurden bislang auf Englisch, Französisch, Deutsch, Polnisch, Spanisch, Portugiesisch und Arabisch übersetzt und verlesen.

“Nächste Woche, wenn die Adventszeit beginnt, wird die chinesische Übersetzung auch hier in der Audienz zu hören sein”, sagte Franziskus. Die Beziehungen zwischen dem Vatikan und dem kommunistischen China sind seit jeher angespannt. Peking unterhält eine eigene Staatskirche, die den Papst nicht als oberste Autorität anerkennt. Daneben gibt es eine Untergrundkirche, die – mal mehr, mal weniger – vom Staat toleriert wird. In China gibt es schätzungsweise zehn bis zwölf Millionen Katholiken.

Papst Franziskus möchte die Beziehungen zu China für die Gläubigen im Land normalisieren. Im Oktober verlängerten der Vatikan und China ein Abkommen über die Ernennung katholischer Bischöfe im Land um vier Jahre. Der Vatikan erklärte, dass die Vereinbarung, die ursprünglich 2018 getroffen wurde, die jahrzehntelange Spaltung zwischen der papsttreuen Untergrundkirche und der von China kontrollierten Staatskirche überbrücken soll. fpe

  • Kirche

Presseschau

Nach Vorwürfen zu Uiguren: Volkswagen zieht sich aus Xinjiang zurück ZDF
China Responds to Possible EU Sanctions Over Russia War Drones NEWSWEEK
Amokläufe und Messerattacken: Auch Wirtschaftskrise steckt hinter der Gewaltwelle in China SPIEGEL
Peking schweigt zu Vorwurf: Chinas Verteidigungsminister Dong Jun unter Korruptionsverdacht N-TV
Jamieson Greer: Trump nominiert China-Hardliner zum Handelsbeauftragten SPIEGEL
Gefangenenaustausch zwischen USA und China – drei US-Bürger kommen frei WELT
China could launch military drills near Taiwan over president’s Pacific visit, sources say REUTERS
India’s New Nuclear Submarine Base Challenges China’s Naval Ambitions WALL STREET JOURNAL
US-Zollpläne: Wie Fentanyl aus China in die USA gelangt ZEIT
Experten: Chinas Kohlekonsum könnte 2025 Maximum erreichen und dann sinken UNTERNEHMEN-HEUTE
Smart: E-Automarke will Preise wegen China-Strafzöllen um 2000 Euro erhöhen HANDELSBLATT
China über Bluesky besorgt, weil es schwerer als X manipulierbar ist WINFUTURE

Heads

Maye Musk: Milliardärs-Mutter mit China-Affinität

Elon Musks Mutter, Maye Musk, genießt in der Volksrepublik Promi-Status.

Tech-Milliardär Elon Musk verfügt in China über exzellente politische Kontakte. Doch auch seine Mutter, Maye Musk, genießt in der Volksrepublik Promi-Status. Die Beliebtheit der 76-Jährigen mit silbergrauem Haar zeigt sich etwa auf der chinesischen Social-Media-Plattform Xiaohongshu, auf der sie mehr als eine halbe Million Follower hat. Ihre Beiträge, in denen sie Reisen, Modenschauen und Kooperationen dokumentiert, erhalten regelmäßig Tausende von Likes und Hunderte von Kommentaren.

Maye Musk begann ihre Modelkarriere mit 15 Jahren in Südafrika und erschien auf Titelseiten renommierter Magazine wie Vogue und Time. Nebenbei erwarb sie Abschlüsse in Ernährungswissenschaften und führte eine eigene Beratungspraxis. 2019 veröffentlichte sie ihre Autobiografie “A Woman Makes a Plan”. Als alleinerziehende Mutter zog sie ihre drei Kinder, darunter Elon Musk, groß.

Fashion-Ikone und geschäftstüchtige Businessfrau

Die Popularität von Maye Musk nahm 2020 Fahrt auf, als ihr Buch auf Chinesisch erschien und besonders bei Leserinnen großen Anklang fand. Musk sei ein Symbol für “würdevolles Altern und Selbstermächtigung”, sagte Olivia Plotnick, Gründerin der Shanghaier Social-Media-Agentur Wai Social, kürzlich gegenüber Bloomberg.

Wie ihr Sohn ist auch Mutter Musk äußerst geschäftstüchtig. Die Seniorin hat in den vergangenen Jahren enge Verbindungen zu chinesischen Unternehmen geknüpft. Sie ist Markenbotschafterin des Matratzenherstellers AISE Baobao, für den sie zuletzt im November China besuchte. Sie war auch schon das Gesicht für Werbekampagnen des Smartphone-Herstellers Oppo.

Botschafterin für China 

Was auffällt, ist, dass Maye Musk – wie ihr Sohn – China äußerst wohlgesonnen ist. Während eines Aufenthalts in Shanghai im Februar dieses Jahres besichtigte Maye Musk auch den Yu-Garten und zeigte sich beeindruckt von den prächtigen Dekorationen. Auf der Plattform X teilte sie Fotos und kommentierte: “In Shanghai sah ich die prächtigsten Darstellungen zum Jahr des Drachen.” Ihr Sohn, Elon Musk, antwortete darauf unter dem Post: “Mehr Menschen sollten China besuchen.” Die nationalistische Zeitung Global Times berichtete mit Freude über diesen Austausch.

Die große Beliebtheit von Maye Musk in China könnte für ihren Sohn – und damit jetzt wohl auch für Präsident Donald Trump – eine wertvolle Form von “Soft Power” darstellen. Andererseits: Sollten die politischen Spannungen zwischen den USA und China zunehmen und die Lage eskalieren, könnte auch Maye Musk sehr schnell kein Gesprächsthema mehr in Chinas sozialen Medien sein. Jörn Petring 

  • Gesellschaft

Personalien

Ying Zheng ist seit November Head of Strategy & Marketing bei Siemens China. Ying arbeitet seit dem Frühjahr 2023 für Siemens in China, zuletzt war sie Head of Business Excellence. Ihr Einsatzort ist Shanghai.

Darren Choi übersieht seit Herbst das Overseas Vendor Management bei Temu. Der in Bristol ausgebildete Business Developer wird sich vor allem auf die Temu-Expansion in den Regionen Türkei und Zentralasien konzentrieren.

Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!

Dessert

Angela Merkels Autobiografie “Freiheit” erschien diese Woche in 30 Ländern. Eine chinesische Version von Merkels politischen Memoiren liegt unter anderem beim taiwanischen Verlag Infortress Publishing unter dem Titel: “自由: 回憶錄1954-2021” vor. In ihrem Buch reflektiert Merkel nur relativ knapp über ihr Verhältnis zu China und erste Begegnungen mit Xi, den sie schon vor seinem Amtsantritt als Präsident mit ihren marxistisch-leninistischen Kenntnissen aus DDR-Zeiten zu beeindrucken wusste. Bemerkenswert: Merkel spricht sich hier erneut für die Ratifizierung des CAI-Investitionsabkommens mit China aus. “Ich bin unverändert überzeugt, dass das Abkommen ein Mehr an verlässlichen Rahmenbedingungen für Investitionen gegenüber der jetzigen Situation bedeuten würde.” Das CAI-Abkommen zwischen der EU und China liegt seit nun fast drei Jahren auf Eis – mit gegen null gehenden Chancen einer Reaktivierung. Das EU-Parlament hatte die Arbeit an dem Abkommen 2021 eingestellt, nachdem Peking mehrere EU-Parlamentarier mit Sanktionen belegt hatte. Bereits zuvor hatte es Skepsis wegen Klauseln zu Menschenrechts- und Arbeitsbedingungen im CAI gegeben. 

China.Table Redaktion

CHINA.TABLE REDAKTION

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    Liebe Leserin, lieber Leser,

    in der einstigen deutschen Kolonie Namibia wurde gestern gewählt. Wenn die Auszählung voraussichtlich am Wochenende beendet ist, könnte für Peking eine langjährige Allwetterfreundschaft enden. In enger Zusammenarbeit mit der Regierungspartei Swapo dominieren chinesische Unternehmen in allen wirtschaftlichen Kernbereichen des dünn besiedelten, aber rohstoffreichen Landes.

    Vor allem junge Namibier wünschen sich eine neue Vision für das Land, in dem der Reichtum ungleich verteilt und die Arbeitslosigkeit hoch ist. Sie finden: Staatliche Aufträge sollten vermehrt an heimische Unternehmen gehen, die den Einheimischen Arbeit geben. Peking zeigt sich jedoch zuversichtlich, dass es weitergeht wie bisher.

    Nicht mehr weiter wie bisher geht es für VW in Xinjiang. Elf Jahre nach der Eröffnung des Werkes in Urumqi, an der Seite des staatlichen Joint-Venture-Partners SAIC, zieht sich der Konzern aus der Region zurück. Auch wenn der Konzern sich noch immer von den Menschenrechtsverletzungen distanziert, stellt sich zu Recht die Frage: warum erst jetzt? Für VW endet das unrühmliche Kapitel mit dem Verlust von Reputation und sehr viel Geld.

    Dass es Volkswagen gelungen ist, sich mit SAIC auf ein Ende der gemeinsamen Präsenz in Xinjiang zu einigen, hat wohl weniger mit dem Einfluss der Wolfsburger auf die Geschicke des Staatsunternehmens SAIC zu tun, sondern mit den internationalen Ambitionen der Chinesen, schreibt Marcel Grzanna. Eine rote Flagge, wie sie die Ratingagentur MSCI im vergangenen Jahr gehisst hatte, um Investoren vor den Risiken des Volkswagen-Abenteuers in Xinjiang zu warnen, konnte auch SAIC nicht ignorieren.

    Ihr
    Fabian Peltsch
    Bild von Fabian  Peltsch

    Analyse

    Namibia: Das bedeuten die Präsidentschaftswahlen für die Allwetterfreundschaft mit China

    Die einzige offizielle Mao-Statue außerhalb Chinas steht seit Sommer dieses Jahres auf einem Schulhof in Namibia.

    Im Westen der namibischen Hauptstadt Windhoek befindet sich die einzige offizielle Mao-Zedong-Statue außerhalb Chinas. Sie wurde im Sommer 2024 als Wahrzeichen der von China mitfinanzierten “Chairman Mao Schule” im Stadtteil Otjomuise enthüllt. Chinas Botschafter Zhao Weiping erklärte zur Einweihung, der Große Vorsitzende stünde für die “ewige Freundschaft” der beiden Länder. Der namibische Schriftsteller und Politologe Joseph Diescho kritisierte die Errichtung der Statue auf “Namibias souveränem Boden” dagegen scharf: Die Entscheidung sei ganz offenbar ohne die Beteiligung von Namibiern getroffen worden, kommentierte er trocken.

    So oder so: Die Statue ist ein deutliches Symbol für das selbstbewusste Auftreten der Chinesen in dem südafrikanischen Land, das bis 1915 deutsche Kolonie war und bis zur Unabhängigkeit im Jahr 1990 unter südafrikanischer Vorherrschaft stand. Von den drei Millionen Einwohnern des Landes sind laut Schätzungen zwischen 4.000 und 6.000 Menschen chinesische Staatsbürger oder chinesischstämmige Namibier, projektgebundene Vertragsarbeiter nicht einberechnet. Im Straßenbild sind sie, abgesehen von Restaurants, vereinzelten “China Shops” und dem übersehbaren China Town in der Hauptstadt erstaunlich unsichtbar.

    Quasi-Monopol chinesischer Firmen

    In der namibischen Wirtschaft sind die Chinesen dafür umso präsenter. Auch wenn die chinesischen Direktinvestitionen in Namibia im Gegensatz zu anderen afrikanischen Ländern wie Kenia, Südafrika oder Angola eher gering ausfallen, dominieren chinesische Firmen den Wettbewerb um staatliche Ausschreibungen in unzähligen Sektoren.

    Chinesische Unternehmen haben in den vergangenen Jahren in Namibia Bürogebäude, Straßen, Eisenbahnen, Häfen und Flughäfen gebaut und erneuert. Der deutsch-namibische Politik- und Afrikawissenschaftler Henning Melber spricht im Interview mit Table.Briefings von einem “Quasi-Monopol chinesischer Firmen bei der Vergabe von Staatsaufträgen für öffentliche Arbeiten”.

    Auch Mega-Projekte wie die größte Meerwasserentsalzungsanlage Namibias oder das größte Solarkraftwerk des Landes werden von chinesischen Konzernen unter Aufbietung von Win-Win-Superlativen umgesetzt. Besonders aktiv sind chinesische Firmen im Bergbausektor, der 14,4 Prozent zum namibischen Bruttoinlandsprodukt beiträgt. Ein Monopol haben die Chinesen dabei vor allem beim Abbau von Uran.

    2019 hatte die China National Uranium Corporation Limited (CNUC) die Uranmine Rössing, eine der größten und am längsten betriebenen Uranminen der Welt, vom britisch-australischen Bergbaugiganten Rio Tinto übernommen. Etwa 4,5 Prozent des weltweiten Uranangebots kommen von hier. Im Gegenzug importiert Namibia hauptsächlich Konsumgüter, Textilien, Elektronik und leichte Maschinen aus China. Im vergangenen Jahr entfielen rund 8,9 Prozent der Gesamteinfuhren Namibias auf China. Damit ist die Volksrepublik nach Südafrika der wichtigste Wirtschaftspartner des Landes.

    In der Bevölkerung gibt es zum Teil Ressentiments

    Während die politische Elite des Landes die chinesischen Aktivitäten hofiert und befürwortet, sind unter den einfachen Namibiern Ressentiments nicht ungewöhnlich. Hört man sich auf den Straßen um, wird zwar anerkannt, dass China seine Projekte planmäßig und in der Regel gut umsetzt. Andererseits wird aber auch seit Jahren kritisiert, dass die Chinesen lokalen Arbeitskräften zu geringe Löhne zahlen und sie mitunter schlecht behandeln.

    Erst im Januar hatte die chinesische Botschaft in Namibia derlei Vorwürfe erneut zurückgewiesen: Man halte sich an lokale Standards und Geschäftspraktiken. So negativ wie um das Jahr 2021, als es unter Führung des Gewerkschaftsaktivisten Michael Amushelelo sogar anti-chinesische Proteste gab, sei die Stimmung jedoch nicht mehr, sagt die Politikanalystin Rakkel Andreas, die für das namibischen Institute for Public Policy Research (IPPR) ein Papier über die chinesisch-namibischen Beziehungen mitgeschrieben hat.

    “Die anti-chinesische Stimmung ging zum Teil auch darauf zurück, dass Namibier das Gefühl hatten, dass der Zustrom von kleinen chinesischen Pop-up-Läden Räume besetzte, in denen sie sonst ihre Waren verkauften.” Viele chinesische Geschäftsinhaber würden, sensibilisiert von den Ereignissen, mittlerweile umsichtiger vorgehen, sagt Andreas. Und gerade auf dem Land hätten ihre Läden auch eine Versorgungslücke geschlossen.

    Peking glaubt an den Sieg der Regierungspartei

    Bei den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen, die am Donnerstag stattfinden und voraussichtlich am Wochenende ausgezählt sein werden, habe China als Thema und Einflussagent dementsprechend kaum eine Rolle gespielt, sagt Andreas. Peking scheint am Wahlsieg der Swapo Party of Namibia (ehemals South-West Africa People’s Organisation), der Partei, die seit der Unabhängigkeit Namibias im Jahr 1990 ununterbrochen an der Macht ist, nicht zu zweifeln.

    Die Swapo unterhält mit Peking eine langjährige “Allwetterfreundschaft”, die noch auf die Zeit vor der Unabhängigkeit zurückgeht und stets auch Parteispenden und Stipendien für Kader und Kaderkinder beinhaltete. Die Swapo-Regierung stand auch in ihrer antiimperialistischen Rhetorik und der Idee eines Sozialismus mit namibischer Charakteristik Peking stets nahe. Vielen Namibiern, insbesondere den jüngeren zufolge, mangelt es der Swapo jedoch an Visionen für die Zukunft, etwa ein Rezept gegen die hohe Arbeitslosigkeit. Sie sagen, die Partei habe eine korrupte Vetternwirtschaft geschaffen und den Ausverkauf des Landes vorangetrieben, vor allem auch an China.

    Volk fordert Berücksichtigung namibischer Unternehmen

    Der Handel Namibias mit der Volksrepublik sei nach wie vor nicht diversifiziert und trage daher nicht zu den wirtschaftlichen Ambitionen Namibias bei, durch Industrialisierung das Beschäftigungsniveau und den Lebensstandard zu erhöhen, schreibt der Thinktank IPPR. Noch einen Tag vor der Präsidentschaftswahl forderte die Construction Industries Federation of Namibia (CIF) die kommende Regierung auf, bei der Vergabe von Bauaufträgen mehr lokale Unternehmen zu berücksichtigen. Als schlechtes Beispiel nannte die Federation das Projekt zur Erneuerung der Ogongo-Oshakati-Pipeline im Wert von 12,56 Millionen Euro, das vollständig an ausländische Auftragnehmer vergeben wurde, darunter die China Gezhouba Group Company und die China Jiangxi Economic and Technical International Corporation.

    “Im Falle der wahrscheinlichen Wahl der Swapo-Kandidatin Netumbo Nandi Ndaitwah wird die beiderseits erklärte Allwetterfreundschaft zwischen China und Namibia weiter gefestigt. Sie war bereits als Außenministerin eine zuverlässige Verbündete”, sagt Henning Melber. Sollte der Fall eintreten, dass sich die politischen Verhältnisse grundlegend ändern, wäre je nach Konstellation eine Revision dieser Beziehungen jedoch nicht gänzlich auszuschließen. “Insbesondere bei der bevorzugten Vergabe von Staatsaufträgen für öffentliche Arbeiten wie Straßenbau würde wohl das Quasi-Monopol chinesischer Firmen zugunsten der Berücksichtigung der heimischen Bauindustrie wanken. Der Präsenz Chinas im Bergbausektor und insbesondere der Uranförderung dürfte dies aber keinen Abbruch tun.”

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    Xinjiang: Weshalb eine rote Flagge für Volkswagen hilfreich wurde

    Ex-Volkswagen-Chef Martin Winterkorn und SAIC-Chef Mao Huanyuan bei der Vertragsunterzeichnung zum Bau der Fabrik in Urumqi 2014.
    Ex-Volkswagen-Chef Martin Winterkorn (rechts) und SAIC-Chef Mao Huanyuan im Jahr 2012 bei der Vertragsunterzeichnung zum Bau der Fabrik in Urumqi. (Im Hintergrund: Bundeskanzlerin a.D. Angela Merkel und Chinas damaliger Ministerpräsident Wen Jiabao)

    Der Rückzug aus Xinjiang bedeutet für den deutschen Autobauer Volkswagen das Ende einer desaströsen Fehleinschätzung. Weder entwickelte sich die Region zu einem lukrativen Standort für das Unternehmen in der Volksrepublik China, noch erwiesen sich die frühen Warnungen vor einem drastischen Ausmaß der Repressionen gegen die uigurische Minderheit als überzogen. Alles, was in Xinjiang für Volkswagen schiefgehen konnte, ging schief. Elf Jahre nach der Eröffnung des Werkes in Urumqi, an der Seite des staatlichen Joint-Venture-Partners SAIC, endet ein Kapitel, das den Konzern sehr viel Geld und Reputation gekostet hat.

    Uiguren-Vertreter hadern, dass es erst die Entdeckung riesiger Umerziehungslager mit Platz für Hunderttausende Menschen, Dutzende Augenzeugen und einen Bericht des UN-Menschenrechtsbüros bedurfte, ehe Volkswagen das Ende seines Engagements anstieß. Dass in erster Linie die dramatische Menschenrechtssituation in Xinjiang ausschlaggebend war, weist Volkswagen dennoch bis heute offiziell von sich. Stattdessen begründet der Konzern die missliche wirtschaftliche Entwicklung des Standortes als vornehmlichen Beweggrund für seinen Antrieb.

    SAIC will sein Geschäft internationalisieren

    “Ein solches Vorgehen erweckt den Eindruck, dass ein Unternehmen wie Volkswagen sich weder mit seiner Verantwortung gegenüber den Betroffenen noch mit den globalen Erwartungen an ethisches Handeln ernsthaft auseinandersetzt. Der uigurischen Sache würde es helfen, wenn Unternehmen klar anerkennen, dass moralische Überlegungen eine Rolle spielen“, sagt der Berlin-Direktor Haiyer Kuerban vom Weltkongress der Uiguren (WUC).

    Dass es Volkswagen gelungen ist, sich mit SAIC auf ein Ende der gemeinsamen Präsenz in Xinjiang zu einigen, hat wohl weniger mit dem Einfluss der Wolfsburger auf die Geschicke des Staatsunternehmens zu tun. Mag die Beziehung 1984 noch auf chinesischem Wissensdurst nach Wolfsburger Ingenieurswesen beruht haben, basiert sie heute auf Wolfsburger Abhängigkeit von chinesischer Marktkontrolle.

    Der Markt war es auch, der SAIC die Tür öffnete, um einem Ende des Xinjiang-Engagements des Joint Ventures zustimmen zu können. Eine Rote Flagge, wie sie die Ratingagentur MSCI im vergangenen Jahr gehisst hatte, um Investoren vor den Risiken des Volkswagen-Abenteuers in Xinjiang zu warnen, kann auch ein Staatsunternehmen nicht ignorieren. SAIC und Dutzende andere chinesische Hersteller wollen ihr Geschäft internationalisieren und drängen auf die lukrativen Märkte wie Europa und die USA. Zunehmend gewinnt dort das Thema Lieferketten an Relevanz. Die Gesetzgebungen verlangen den Importeuren sehr konkrete Dokumentationen ab, dass der Bau ihrer Fahrzeuge in keinerlei Verbindung mit Zwangsarbeit steht.

    Politischer Wille in Wolfsburg

    Die Diskussionen um den Standort gingen jahrelang aneinander vorbei. Volkswagen betonte stets, dass in dem Werk keine Zwangsarbeiter beschäftigt wurden und ließ sich diese Aussagen durch ein strittiges Audit bestätigen. Doch das Argument ließ den eigentlichen Vorwurf der Kritiker unberücksichtigt. Denn die monierten eher die grundsätzliche Präsenz des Konzerns in einer Region, in der das gesamte industrielle Umfeld durch die Repressionen gegen die Uiguren getrübt ist. Der Konzern konnte nie den Eindruck verwischen, dass politischer Wille in Wolfsburg, ausgelöst durch möglichen Druck aus Peking, einst zu der Investition geführt hatten.

    Als zu Beginn des Jahres der Einsatz von Zwangsarbeitern beim Bau einer Teststrecke des Joint Ventures in Turpan nachgewiesen wurde, zog Volkswagen seinen letzten Trumpf und distanzierte sich von dem Gemeinschaftsunternehmen. Weder kontrolliere man es, noch sei die Volkswagen AG rechtlich mit ihm verknüpft. Jetzt begründet die Kommunikationsabteilung von Volkswagen den Verkauf von Fabrik und Testrecke an ein Tochterunternehmen der staatlichen Shanghai Lingang Economic Development Group mit der “dynamischen Marktentwicklung”, die eine “Transformation des Gemeinschaftsunternehmens” nötig mache.

    Vertrag des Joint Ventures bis 2040 verlängert

    Eingebettet wurde die Nachricht in die Bekanntgabe der vorzeitigen Vertragsverlängerung des Gemeinschaftsunternehmens bis ins Jahr 2040. Mehr Elektro, weniger Emissionen – so lässt sich der Plan von SAIC-Volkswagen für die kommenden Jahre zusammenfassen. Bis 2030 soll es 18 neue E-Modelle geben, bis 2050 will man klimaneutral sein. Am Montag war das Joint Venture 40 Jahre alt geworden.

    Innerhalb des Konzerns gibt man sich selbstkritischer. Es gibt Stimmen, die deutlich formulieren, dass man den Wandel in der öffentlichen Wahrnehmung der Menschenrechtsproblematik in Xinjiang hätte spüren müssen. Zumal der Konzern schon vor mehr als zehn Jahren wusste, dass die Entscheidung hochpolitisch war. Dennoch wollte Volkswagen davon überzeugt sein, das Richtige zu tun – wirtschaftlich wie sozial. Die Neue Seidenstraße war gerade erst als Idee geboren und verhieß eine viel engere Integration der Region in die internationale Wertschöpfung, verknüpft mit mehr Wohlstand und mehr Kaufkraft ihrer Bewohner. Wie im Jahr 1984 wehte durch die Wolfsburger Führungsetagen ein Pioniergeist, der sich als Schreckgespenst entpuppen sollte.

    Weiterbeschäftigung für 40 Uiguren

    Das Engagement uigurischer Arbeitnehmer in dem Werk in Urumqi stieß dem Vernehmen nach bei SAIC auf wenig Gegenliebe. Alle Uiguren hätten damals schon unter Generalverdacht gestanden, heißt es. Volkswagen musste Überzeugungsarbeit leisten. Die Integration der Uiguren in den örtlichen Arbeitsmarkt sollte dazu beitragen, dass sich die ethnischen Spannungen legen würden. Doch der Wunsch entpuppte sich als Vater des Gedankens.

    Das Werk in Xinjiang übernimmt nun das Shanghai Motor Vehicle Inspection Centre (SMVIC), ein Unternehmen, das Fahrzeuge aufbereitet und für den Gebrauchtwagenmarkt tauglich macht. Volkswagen habe darauf bestanden, dass trotz Verkauf des Werkes den verbliebenen 40 uigurischen Mitarbeitern die Fortsetzung ihres Arbeitsverhältnisses garantiert wurde, heißt es. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass Volkswagen es nie erfahren wird, ob und wie lange der neue Besitzer die Vereinbarung tatsächlich einhält.

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    Korruptionsvorwürfe: Minister Dong Jun droht Entlassung

    Erneut gibt es Vorwürfe wegen Korruption gegen einen chinesischen Minister – und erneut trifft es das Verteidigungsministerium: Gegen Dong Jun sind einem Bericht zufolge Korruptionsermittlungen eingeleitet worden. Das Verfahren sei Teil einer größeren Untersuchung zur Korruption innerhalb des chinesischen Militärs, berichtete die Financial Times. Eine Sprecherin des Außenministeriums in Peking bezeichnete den Bericht als “Schatten-Jagen” und kommentierte ihn nicht weiter. Auch in den Fällen zuvor wollte Peking zunächst nichts von dem Vorgang wissen und gab keine Kommentare dazu ab.

    Der frühere Marinekommandeur Dong war erst im Dezember 2023 zum Verteidigungsminister ernannt worden. Er löste Li Shangfu ab, der wiederum nach nur sieben Monaten im Amt den Posten räumen musste. Li wurde anschließend aus der Kommunistischen Partei Chinas ausgeschlossen, unter anderem weil ihm Bestechlichkeit vorgeworfen wurde. Seitdem wurde Li nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen. Sein Vorgänger Wei Fenghe war ebenfalls wegen Korruptionsverdachts aus der Kommunistischen Partei ausgeschlossen worden. ari

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    EU-Beamtin: Keine Einigung im Zollstreit

    Die Generaldirektorin für Handel, Sabine Weyand, hat Berichten widersprochen, denen zufolge die EU und China kurz vor einer Mindestpreis-Einigung im Zollstreit um chinesische E-Fahrzeuge stehen. “Ich denke, es gab einige ziemlich verwirrende Berichte über das bevorstehende Abkommen zu batteriebetriebenen Elektrofahrzeugen”, sagte Sabine Weyand, Generaldirektorin für Handel der EU in Brüssel, bei einer Veranstaltung.

    “Wir haben 50 Stunden lang mit unseren chinesischen Kollegen diskutiert. Die Gespräche waren konstruktiv, haben aber nicht zu einer Einigung über Preisverpflichtungen geführt. Und es gibt strukturelle Probleme, die noch ungelöst sind”, zitiert die “South China Morning Post” Weyand. Der Vorsitzende des Handelsausschusses im EU-Parlament, Bernd Lange, hatte zu Beginn der Woche in einem Interview eine Lösung durch einen Mindestpreis in Aussicht gestellt. 

    Die EU-Kommission fordert von den Herstellern aus China, sich auf Mindestpreise für ihre einzelnen Modelle zu verpflichten, die in die EU eingeführt werden. Diese sollen die Höhe der Ausgleichszölle beinhalten, die Ende Oktober in Kraft getreten waren. Die chinesische Führung lehnt dies aber weiterhin ab. ari

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    • EU-Kommission
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    Gefangenenaustausch: Wie Washington auf die Freilassung reagiert

    Drei US-Amerikaner, die jahrelang in China inhaftiert waren, sind im Rahmen eines Gefangenenaustauschs zwischen Washington und Peking freigelassen worden. “Wir freuen uns, die Freilassung von Mark Swidan, Kai Li und John Leung aus der Haft in der Volksrepublik China bekannt zu geben”, sagte ein Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats der USA am Mittwoch gegenüber CNN. “Bald werden sie zurückkehren und zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder mit ihren Familien vereint sein.”

    Der in Texas ansässige Geschäftsmann Mark Swidan war in China 12 Jahre lang wegen Delikten im Zusammenhang mit Drogen inhaftiert und 2019 trotz mangelnder Beweise zum Tode verurteilt, aber begnadigt. Der chinesischstämmige Amerikaner Kai Li wurde seit 2016 wegen Spionagevorwürfen festgehalten, die er bestreitet. John Leung wurde 2023 zu lebenslanger Haft verurteilt und beschuldigt, ein amerikanischer Spion zu sein. Die US-Amerikaner wurden im Austausch gegen bisher nicht näher identifizierte chinesische Staatsangehörige freigelassen.

    Laut einem Bericht der US-Plattform Politico hatte es Jahre gedauert, bis der Deal abgeschlossen war. Ein US-Beamter sagte demnach, Präsident Joe Biden habe auf die Rückkehr der drei gedrängt, als er diesen Monat den chinesischen Präsidenten Xi Jinping bei einem Regionalgipfel in Peru traf. Im September ließ China den US-Pastor David Lin frei, der seit 2006 im Gefängnis saß.

    In den USA weiterhin Reisewarnung für China

    Am Mittwoch senkten die USA außerdem ihre Reisewarnung für China von Stufe 3, “Überdenken Sie Ihre Reise”, auf Stufe 2 “Erhöhte Vorsicht für Festlandchina”. Die USA hatten China 2022 in ihren Reisehinweisen als eines von sechs Ländern mit einer “D”-Warnung versehen, um auf die Gefahr hinzuweisen, dass US-Bürger inhaftiert und als Druckmittel benutzt werden könnten.

    Eine Änderung der Stufe wurde davon abhängig gemacht, dass die Inhaftierung amerikanischer Staatsbürger geklärt wird. Die USA warnen in ihren Reisehinweisen allerdings weiterhin davor, dass US-Bürger in China “Verhören und Inhaftierungen ohne faire und transparente Behandlung nach dem Gesetz ausgesetzt werden können”. In Deutschland verweist das Auswärtige Amt in seinen Reise- und Sicherheitshinweisen auf das Risiko von Ausreisesperren gegen in China wohnhafte Ausländer, eine Reisewarnung oder Teilreisewarnung für China besteht laut dem Auswärtigen Amt aber nicht. ari/jul

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    Vatikan: Darum gibt es die Papst-Audienzen nun auch auf Chinesisch

    Die Ansprachen von Papst Franziskus sollen ab kommender Woche bei seiner wöchentlichen Generalaudienz auch in Mandarin übersetzt werden. Das erklärte der Papst am Mittwoch. Bei den Audienzen, die jeden Mittwoch im Vatikan stattfinden, spricht Papst Franziskus auf Italienisch. Seine Ansprachen wurden bislang auf Englisch, Französisch, Deutsch, Polnisch, Spanisch, Portugiesisch und Arabisch übersetzt und verlesen.

    “Nächste Woche, wenn die Adventszeit beginnt, wird die chinesische Übersetzung auch hier in der Audienz zu hören sein”, sagte Franziskus. Die Beziehungen zwischen dem Vatikan und dem kommunistischen China sind seit jeher angespannt. Peking unterhält eine eigene Staatskirche, die den Papst nicht als oberste Autorität anerkennt. Daneben gibt es eine Untergrundkirche, die – mal mehr, mal weniger – vom Staat toleriert wird. In China gibt es schätzungsweise zehn bis zwölf Millionen Katholiken.

    Papst Franziskus möchte die Beziehungen zu China für die Gläubigen im Land normalisieren. Im Oktober verlängerten der Vatikan und China ein Abkommen über die Ernennung katholischer Bischöfe im Land um vier Jahre. Der Vatikan erklärte, dass die Vereinbarung, die ursprünglich 2018 getroffen wurde, die jahrzehntelange Spaltung zwischen der papsttreuen Untergrundkirche und der von China kontrollierten Staatskirche überbrücken soll. fpe

    • Kirche

    Presseschau

    Nach Vorwürfen zu Uiguren: Volkswagen zieht sich aus Xinjiang zurück ZDF
    China Responds to Possible EU Sanctions Over Russia War Drones NEWSWEEK
    Amokläufe und Messerattacken: Auch Wirtschaftskrise steckt hinter der Gewaltwelle in China SPIEGEL
    Peking schweigt zu Vorwurf: Chinas Verteidigungsminister Dong Jun unter Korruptionsverdacht N-TV
    Jamieson Greer: Trump nominiert China-Hardliner zum Handelsbeauftragten SPIEGEL
    Gefangenenaustausch zwischen USA und China – drei US-Bürger kommen frei WELT
    China could launch military drills near Taiwan over president’s Pacific visit, sources say REUTERS
    India’s New Nuclear Submarine Base Challenges China’s Naval Ambitions WALL STREET JOURNAL
    US-Zollpläne: Wie Fentanyl aus China in die USA gelangt ZEIT
    Experten: Chinas Kohlekonsum könnte 2025 Maximum erreichen und dann sinken UNTERNEHMEN-HEUTE
    Smart: E-Automarke will Preise wegen China-Strafzöllen um 2000 Euro erhöhen HANDELSBLATT
    China über Bluesky besorgt, weil es schwerer als X manipulierbar ist WINFUTURE

    Heads

    Maye Musk: Milliardärs-Mutter mit China-Affinität

    Elon Musks Mutter, Maye Musk, genießt in der Volksrepublik Promi-Status.

    Tech-Milliardär Elon Musk verfügt in China über exzellente politische Kontakte. Doch auch seine Mutter, Maye Musk, genießt in der Volksrepublik Promi-Status. Die Beliebtheit der 76-Jährigen mit silbergrauem Haar zeigt sich etwa auf der chinesischen Social-Media-Plattform Xiaohongshu, auf der sie mehr als eine halbe Million Follower hat. Ihre Beiträge, in denen sie Reisen, Modenschauen und Kooperationen dokumentiert, erhalten regelmäßig Tausende von Likes und Hunderte von Kommentaren.

    Maye Musk begann ihre Modelkarriere mit 15 Jahren in Südafrika und erschien auf Titelseiten renommierter Magazine wie Vogue und Time. Nebenbei erwarb sie Abschlüsse in Ernährungswissenschaften und führte eine eigene Beratungspraxis. 2019 veröffentlichte sie ihre Autobiografie “A Woman Makes a Plan”. Als alleinerziehende Mutter zog sie ihre drei Kinder, darunter Elon Musk, groß.

    Fashion-Ikone und geschäftstüchtige Businessfrau

    Die Popularität von Maye Musk nahm 2020 Fahrt auf, als ihr Buch auf Chinesisch erschien und besonders bei Leserinnen großen Anklang fand. Musk sei ein Symbol für “würdevolles Altern und Selbstermächtigung”, sagte Olivia Plotnick, Gründerin der Shanghaier Social-Media-Agentur Wai Social, kürzlich gegenüber Bloomberg.

    Wie ihr Sohn ist auch Mutter Musk äußerst geschäftstüchtig. Die Seniorin hat in den vergangenen Jahren enge Verbindungen zu chinesischen Unternehmen geknüpft. Sie ist Markenbotschafterin des Matratzenherstellers AISE Baobao, für den sie zuletzt im November China besuchte. Sie war auch schon das Gesicht für Werbekampagnen des Smartphone-Herstellers Oppo.

    Botschafterin für China 

    Was auffällt, ist, dass Maye Musk – wie ihr Sohn – China äußerst wohlgesonnen ist. Während eines Aufenthalts in Shanghai im Februar dieses Jahres besichtigte Maye Musk auch den Yu-Garten und zeigte sich beeindruckt von den prächtigen Dekorationen. Auf der Plattform X teilte sie Fotos und kommentierte: “In Shanghai sah ich die prächtigsten Darstellungen zum Jahr des Drachen.” Ihr Sohn, Elon Musk, antwortete darauf unter dem Post: “Mehr Menschen sollten China besuchen.” Die nationalistische Zeitung Global Times berichtete mit Freude über diesen Austausch.

    Die große Beliebtheit von Maye Musk in China könnte für ihren Sohn – und damit jetzt wohl auch für Präsident Donald Trump – eine wertvolle Form von “Soft Power” darstellen. Andererseits: Sollten die politischen Spannungen zwischen den USA und China zunehmen und die Lage eskalieren, könnte auch Maye Musk sehr schnell kein Gesprächsthema mehr in Chinas sozialen Medien sein. Jörn Petring 

    • Gesellschaft

    Personalien

    Ying Zheng ist seit November Head of Strategy & Marketing bei Siemens China. Ying arbeitet seit dem Frühjahr 2023 für Siemens in China, zuletzt war sie Head of Business Excellence. Ihr Einsatzort ist Shanghai.

    Darren Choi übersieht seit Herbst das Overseas Vendor Management bei Temu. Der in Bristol ausgebildete Business Developer wird sich vor allem auf die Temu-Expansion in den Regionen Türkei und Zentralasien konzentrieren.

    Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!

    Dessert

    Angela Merkels Autobiografie “Freiheit” erschien diese Woche in 30 Ländern. Eine chinesische Version von Merkels politischen Memoiren liegt unter anderem beim taiwanischen Verlag Infortress Publishing unter dem Titel: “自由: 回憶錄1954-2021” vor. In ihrem Buch reflektiert Merkel nur relativ knapp über ihr Verhältnis zu China und erste Begegnungen mit Xi, den sie schon vor seinem Amtsantritt als Präsident mit ihren marxistisch-leninistischen Kenntnissen aus DDR-Zeiten zu beeindrucken wusste. Bemerkenswert: Merkel spricht sich hier erneut für die Ratifizierung des CAI-Investitionsabkommens mit China aus. “Ich bin unverändert überzeugt, dass das Abkommen ein Mehr an verlässlichen Rahmenbedingungen für Investitionen gegenüber der jetzigen Situation bedeuten würde.” Das CAI-Abkommen zwischen der EU und China liegt seit nun fast drei Jahren auf Eis – mit gegen null gehenden Chancen einer Reaktivierung. Das EU-Parlament hatte die Arbeit an dem Abkommen 2021 eingestellt, nachdem Peking mehrere EU-Parlamentarier mit Sanktionen belegt hatte. Bereits zuvor hatte es Skepsis wegen Klauseln zu Menschenrechts- und Arbeitsbedingungen im CAI gegeben. 

    China.Table Redaktion

    CHINA.TABLE REDAKTION

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