Table.Briefing: China

Klimagipfel + Wolfgang Egger + Backbone-Netzwerk

  • China vor dem Klimagipfel: warten auf ein Signal
  • Wolfgang Eggert im Interview: “Als Designer hat man mehr Spielraum in einem chinesischen Unternehmen”
  • Tibets Exilregierung hofft auf neue Allianzen
  • Peking justiert grüne Anleihen neu
  • Greenpeace-Lob für Tencent und Chindata
  • China testet Backbone-Netzwerk
  • Chile hadert mit dem Sinovac-Impfstoff
  • Im Portrait: Mike Hofmann
Liebe Leserin, lieber Leser,

erst das mehr als frostige Treffen in Alaska zwischen den Außenministern Antony Blinken und Wang Yi, dann der Sanktions-Rundumschlag aus Peking gegen kritische europäische Stimmen. Die letzten Monate verliefen für das Dreieck Peking-Brüssel-Washington diplomatisch eher dezent holprig bis offen aggressiv. Bei einem Thema finden sich die EU-Staaten, die USA und China nun aber doch am selben Tisch wieder: der globale Kampf zur Rettung des Klimas. Chinas Präsident Xi Jinping hat die Einladung seines US-Amtskollegen Joe Biden angenommen und wird persönlich an dem Video-Klimagipfel teilnehmen.

China emittiert als das bevölkerungsreichste Land der Welt rund 28 Prozent der globalen Treibhausgase – mehr als USA und EU zusammen. Die Weltgemeinschaft braucht die Volksrepublik, um in Sachen Klimaschutz wirklich etwas voranzubringen. China hat daran aber auch ein eigenes Interesse, denn die Volksrepublik spürt den Klimawandel schon. Welche Früchte die bisherige Klima-Bemühungen getragen haben, analysiert Christiane Kühl vor dem hochrangig besetzten Online-Treffen.

Besser soll die CO2-Bilanz Chinas auch mit Elektro-Autos werden. Der chinesische Hersteller BYD hat bei der Shanghaier Automesse das Kompaktauto EA-1 vorgestellt. Frank Sieren hat dort mit dem federführenden Auto-Designer Wolfgang Egger gesprochen und stellte die Frage: Wie macht man den chinesischen Kund:innen einen Kompaktwagen schmackhaft, während andere Hersteller weiterhin auf SUV und Großlimousinen setzen?

Marcel Grzanna hat für die heutige Ausgabe mit dem früheren Sondergesandten des Dalai Lama, Kelsang Gyaltsen, gesprochen. Ende Mai wird die neugewählte tibetische Exilregierung ihre Arbeit im indischen Dharamsala aufnehmen. Gyaltsen erklärt, welche Herausforderungen die Tibeter zu bewältigen haben und warnt vor gefährlichen Parallelen zwischen dem aktuellen Vorgehen Pekings gegen die Uiguren und dem, was die chinesische Regierung in Tibet praktiziert hat.

Ihre
Amelie Richter
Bild von Amelie  Richter

Presseschau

China tech groups hire ex-regulators to fend off Beijing’s crackdown FT PAY
Federal government tears up Victoria’s Belt and Road agreements with China THE GUARDIAN
Statue of elderly woman being breast-fed removed from Chinese park after public outcry INDEPENDENT
Suspected state-backed Chinese hackers spied on US, European targets: cybersecurity expert SCMP
China urges Japan to reflect upon history of aggression XINHUA
Montenegro: Schulden und Verwundbarkeit gegenüber China SZ PAY
Widerstand gegen EU-China-Abkommen DW
Joe Bidens Klimagipfel mit 40 Regierungschefs: Wie die USA China zu mehr Klimaschutz drängenTAGESSPIEGEL
China: Staatsmedien und Partei zwingen Tesla zu Kotau HEISE

Analyse

China vor dem Klimagipfel: warten auf ein Signal

Nun ist es also klar: Chinas Präsident Xi Jinping wird an dem von seinem US-Counterpart Joe Biden ab dem heutigen Donnerstag ausgerichteten, virtuellen Klimagipfel teilnehmen. Er werde eine “wichtige” Rede halten, kündigte Außenamtssprecherin Hua Chunying am Mittwoch an. Man darf gespannt sein, was Xi zu sagen hat.

China emittiert als das bevölkerungsreichste Land der Welt rund 28 Prozent der globalen Treibhausgase – mehr als USA und EU zusammen. Zugleich spürt China den Klimawandel schon jetzt – Dürren etwa nehmen im ohnehin ariden Norden des Landes zu – und will daher auch aus Eigeninteresse viel in den Klimaschutz investieren. Im September 2020 kündigte Xi an, dass China bis 2060 kohlenstoffneutral werde. Den Emissionshöhepunkt will China vor 2030 erreichen. Beides zusammen wird auch “30/60-Ziel” genannt. Die EU will ab 2050 klimaneutral sein – und wünscht sich dies eigentlich auch von China.

China wird für den globalen Klimaschutz dringend gebraucht. Seine Bilanz ist bisher verwirrend bis durchwachsen. Ehrgeizigen Zielen und Rekord-Investitionen in erneuerbare Energien stehen Genehmigungen gewaltiger Kohlekraftwerk-Kapazitäten gegenüber – von denen aktuell niemand weiß, wie viel davon jemals gebaut werden wird. Über die Kohle wird intern gerungen. Konkrete Klimaschutz-Maßnahmen enthält auch der neue Fünfjahresplan 2021-2025 nicht.

Klare Emissionsziele für Chinas Provinzen

Die sollen in den konkreten Aktionsplänen der einzelnen Branchen und Provinzen, die derzeit auf Basis des Fünfjahresplans entstehen. Die ministeriellen und regionalen Pläne werden gegen Ende 2021 fertig sein, erwartet Byford Tsang von der Klima-Denkfabrik E3G. Präsident Xi Jinping habe wiederholt starke politische Signale gesendet, um die chinesische Bürokratie auf die neuen Klimaziele zu trimmen. “Beamte in Ministerien und Provinzen konkurrieren nun miteinander um die ehrgeizigsten Aktionspläne zur Dekarbonisierung”, so Tsang. Das Umweltministerium hatte zu Jahresanfang Richtlinien herausgegeben, die Pilotprojekte und klare Emissionsziele vor Ort verlangen. Peking, Shanghai, sowie die Provinzen Guangdong, Jiangsu und Hainan haben ihre Klimaziele schon veröffentlicht – aus denen sie nun ihre Aktionspläne ableiten. Shanghai etwa will den Emissionshöhepunkt schon 2025 erreichen und kündigte einen Aktionsplan zum Energiesparen und zur Emissionsminderung in Schlüsselsektoren wie Energie und Chemie an.

Die Branchenministerien entwickeln derweil eigene Ziele und Pläne. Für Stahl- und Aluminiumsektor sehen erste Entwürfe vor, dass sie bereits 2025 den Emissionshöhepunkt erreichen müssen. Bis 2030 soll der Stahlsektor laut Tsang seine Emissionen dann um 30 Prozent reduzieren, und 20 Prozent des Rohstahls mit Lichtbogenöfen herstellen. Im Vergleich zu traditionellen Hochöfen benötigen diese nur einen Bruchteil an Energie pro Tonne Stahl. Die Emissionen pro Tonne Stahl sinken bereits – doch die absolute Stahlproduktion steigt noch, 2020 um gut fünf Prozent. Das Industrieministerium will die Stahlproduktion schrittweise zurückfahren – denn anders wären diese Ziele nicht zu schaffen. Das gleiche gilt für sämtliche Schwerindustrien.

Erste Beispiele gibt es bereits. Die Stahlhochburg Tangshan nordöstlich von Peking kündigte kürzlich an, auf Pilotbasis die Gesamtmenge des lokal produzierten Stahls zu begrenzen und dies schrittweise auf die Koks-, Zement-, und Gießerei-Branchen auszuweiten. Baotou in der Inneren Mongolei reduzierte die Kapazität für die Aluminiumschmelze, um die selbst gesteckten Energieziele einzuhalten, wie China.Table berichtete.

Ära Kohle muss enden

Einfach ist das alles nicht. “Unternehmen und Industrien mit hohem CO2-Ausstoß in China müssen in den nächsten 30 Jahren aus dem Markt ausscheiden, wenn sie ihre Emissionen nicht senken können – und dies wird enorme finanzielle Risiken mit sich bringen“, sagte Ma Jun, früheres Mitglied des geldpolitischen Komitees der Zentralbank und heute an der Tsinghua-Universität, auf dem Boao-Forum. Unternehmen in stark verschmutzenden Branchen seien mit einem Umsatzrückgang konfrontiert, der zu mehr notleidenden Krediten führe, zitierte ihn die Nachrichtenagentur Bloomberg.

Auch die Ära der Kohle muss in China ein baldmögliches Ende finden. “Wir sprachen viel über Kohle”, sagte der US-Klimagesandte John Kerry nach den Treffen mit seinem Counterpart Xie Zhenhua in Shanghai. “Wenn es eine Ankündigung zu neuen kurzfristigen Klimazielen gibt, wird es dabei bestimmt um Kohle gehen” tweetete Yan Qin, Analystin für CO2-Märkte bei der Research-Firma Refinitiv, in Bezug auf Xis Auftritt beim Klimagipfel. Wohl auch mit Blick auf die Kohle- und Schwerindustrieprovinzen setzte Chinas Stimulusplan zur Überwindung der Coronakrise wie früher auf klassische Infrastrukturprogramme auch zugunsten von klimapolitisch problematischen Sektoren. Die Folge: Der Kohleabbau in Chinas Minen stieg im ersten Quartal 2021 um 15 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum, der Kohleverbrauch der Schwerindustrie um zehn Prozent und die Verstromung von Kohle und Gas um 14 Prozent, wie der Klimaexperte Lauri Myllyvirta tweetete.

Wasserstoff aus erneuerbarer Energien

Im Kontrast dazu steht der Boom erneuerbarer Energien. “In den letzten fünf Jahren hat China dreieinhalb Mal mehr Solar- und Windkraftkapazität hinzugefügt als die EU”, schreibt Byford Tsang. “China stellt rund 70 Prozent der weltweiten Solarmodule her, und chinesische Hersteller haben über ein Drittel des globalen Marktes für Windkraftanlagen erobert.” Ihren Aufstieg verdanken Chinas Solarfirmen nicht zuletzt staatlicher Förderung sowie informellen Barrieren für Ausländer in ihrem riesigen Heimatmarkt. Dort soll der Anteil von Wind- und Solarenergie am tatsächlichen Stromverbrauch nach neuen Plänen der Nationalen Energieagentur (NEA) von 9,7 Prozent in 2020 auf 11 Prozent 2021 und 16,5 Prozent 2025 steigen. “Das würde jedes Jahr rund 100 zusätzliche Gigawatt bedeuten”, so Yan Qin, die den Plan diese Woche als “starken Schub” für Wind und Solar bezeichnete. China arbeitet seit einiger Zeit daran, die Einspeisung von Wind- und Solarstrom in die Netze zu verbessern.

Auch fördert die Regierung die Entwicklung von Brennstoffzellen durch Subventionen – der Wassersttoffantrieb kommt dadurch langsam in Gang. Das Startup Qingliqingwei aus Shenzhen zum Beispiel hat nach einem Bericht der South China Morning Post eine Flotte von Brennstoffzellen-Kleinlastern produziert, die es vermietet – unter anderem als Lieferwagen an Online-Kaufhäuser wie JD.com. Wasserstoff ist allerdings nur dann wirklich klimafreundlich, wenn er mithilfe erneuerbarer Energien hergestellt wird. Interessant sind daher Aktivitäten wie der Einstieg des Solarmodulherstellers Longi in den Wasserstoffsektor.

Viele Beobachter heben hervor, wie sehr die 30/60-Ziele Eingang in die Regierungskommunikation gefunden haben – was aller Probleme zum Trotz ein starkes Zeichen sei. Die 30/60-Ziele seien zu einem übergeordneten Prinzip geworden, das die Entwicklung Chinas bestimme, meint Byford Tsang. Laut der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua betrachte Peking das Erreichen dieser neuen Ziele als “Test für die Regierungsfähigkeit der Partei”. Da dürfte es an Entschlossenheit eigentlich nicht fehlen.

  • 14. Fünfjahresplan
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“Als Designer hat man mehr Spielraum in einem chinesischen Unternehmen”

Wolfgang Egger ist Auto-Designer.
Auto-Designer Wolfgang Egger

Die meisten Autohersteller behandeln ihre Kompaktfahrzeuge eher nachlässig. Entsprechend einfallslos sind die Autos. Warum konzentrieren Sie sich jetzt mit einem aufwendigen Design darauf?

Mir wurde immer gesagt, kleine Autos treffen in China auf viel weniger Akzeptanz als in Europa. Chinesen bevorzugen einfach große Autos und Wohnungen. Darüber haben wir bei BYD schon länger diskutiert und sind zum Ergebnis gekommen, dass dies auch in China nicht immer so bleiben wird. Die Persönlichkeit der Kunden manifestiert sich nicht nur an der Größe des Autos, sondern immer mehr am Design. Wir haben solche Entwicklungen ja auch in Europa durchgemacht. In den Siebzigern gab es in Europa auch einen starken Trend zu großen, nicht unbedingt sehr charakteristischen, Autos.

Und das ändert sich jetzt in China? Wenn man über die Messe geht, bekommt man einen anderen Eindruck. SUVs und Großlimousinen auf der einen, Minifahrzeuge für 4000 Euro auf der anderen Seite.

Ich bin davon überzeugt, dass Vielfalt in der Zukunft liegt. Die Kunden, die Batterieautos fahren, erfreuen sich mehr und mehr an kompakten, urbanen, aber eben auch besonders designten Autos mit genügend Platz für den Alltag. Diesen Trend wollen wir anführen. 

Eine schwierige Aufgabe, da der Spielraum bei Kompaktwagen sehr viel geringer ist. Die Autos dürfen ja nicht viel kosten…

…und sie sind auch von den Abmessungen sehr klein, was das Designen nicht einfacher macht. Doch umso größer ist die Herausforderung, etwas Knackiges, Einzigartiges zu entwickeln. Die Technik passt ja bei BYD. Die Plattformen, die Vernetzung, die Reichweite. Das ist alles da. Jetzt ist die Zeit reif für eine kompakte Ikone.

Also so etwas wie früher der Käfer oder heute der neue Mini oder der neue Fiat 500?

Genau. Das ist die Aufgabe, die wir uns gestellt haben. In diese Liste wollen wir gerne eingereiht werden. Ein Auto, das ein positives Lebensgefühl ausstrahlt. 

Was braucht es, damit eine Ikone entstehen kann?

Das Design muss mit ganz wenigen Strichen auskommen. Man darf es nicht wieder vergessen. Man muss es sofort wiedererkennen und gerne daran denken.  Und um die Ausstattung herum muss man ein Lifestyle-Konzept bauen. Verschiedene Lebensformen, die man sich individuell aussuchen kann. Da ist der Himmel nach oben offen. Unser EA1 ist ein möglichst individueller Volkswagen.

Allerdings tritt BYD dabei gegen schon sehr erfolgreiche Marken an. Zum Beispiel gegen den ID3 von Volkswagen. Wird da der Preis des Autos nicht am Ende entscheidend? 

Der Preis allein reicht nicht. Das Gesicht des Autos, die Ausstrahlung ist vielleicht sogar noch wichtiger. Das haben Mini und Fiat 500 ja vorgelebt. Und auch innerhalb der BYD-Auto-Familie wollen wir etwas Besonderes machen. Bei dem EA-1 ist es die Wasserwelt. Damit hat man bei den Linien schon ein Motiv: die Wellen. Und das sieht man eben dann in der C-Säule. Dieses Auto hat Kurven, es ist nicht so kantig. Und es hat Emotionen. Die sind bei den Autos der letzten Jahre ein wenig zu kurz gekommen. Da müssen wir nun gegensteuern. Wir müssen wieder designorientierter werden und nicht mehr so marketingorientiert. 

Was bedeutet das?

Dass man zum Beispiel Farben nimmt, die bisher im Autobau tabu waren: Rosa oder Pink. Natürlich kann man nicht irgendein Rosa oder Pink nehmen. Das muss man schon genau abstimmen. Dann kann das sehr schön werden. 

Also etwas Trendiges?

Ich würde das nicht so einschränken, sondern eher von mehr Vielfalt für junge Menschen in den Städten sprechen. Und dieser Trend hier in China wird hoffentlich auch international zu einer Öffnung führen. Die Autohersteller müssen wieder spielerischer werden.

Aber ist das nicht die Stärke der Europäer, allenfalls die der Franzosen und Italiener.

Das war mal eine Stärke. Europa hat sich, was das Design betrifft, manchmal schon ein wenig festgefahren. Inzwischen hat man als Designer mehr Spielraum in einem chinesischen Unternehmen. Es gibt weniger Denkbarrieren, Neues zu schaffen in diesen sehr dynamischen Gesellschaften. Und die chinesischen Unternehmen haben auch weniger Altlasten, die sie mit sich herumschleppen müssen. Sie werden nicht von einer Tradition erdrückt. 

Was ist der Nachteil der Arbeit in China? 

Ein Nachteil ist das Tempo. Es ist schlicht doppelt so schnell. Aber ich bin nicht einmal sicher, ob es nur ein Nachteil ist. Es kostet mehr Kraft, ist aber auch viel spannender. Die Prozesse sind kürzer, flexibler und manchmal wird auch eine Stufe total übersprungen. Da holt man dann schon tief Luft. Die Risikobereitschaft ist einfach höher. Dafür darf dann auch mal was schiefgehen. Und es wird ständig weiterentwickelt. Wir machen schon nach einem Jahr einen Facelift. Denn die Zeiten haben sich ja geändert. 

Brauchen wir eigentlich noch mehr Automodelle in diesen Zeiten des Überflusses?

Wir brauchen wieder mehr unverwechselbare Modelle und weniger verwechselbare Autos mit Emotionalität. Mit einem eigenen Charakter. Keine Maschinen.

Also Vorsprung durch Gefühl, statt Vorsprung durch Technik? 

Die Motortechnik ist heute jedenfalls nicht mehr so wichtig, seitdem es keinen Verbrennungsmotor mehr im Auto gibt. Lange war der Motor das Herzstück des Autos. Das ist bei einem E-Auto nicht mehr so. 

Und die Batterie? 

Nein, auch nicht die Batterie. Selbst die von BYD nicht, die technologisch weltweit ganz weit vorne ist. Die decken die Reichweite ab. Aber da werden die Hersteller sich annähern. Für den Kunden sind es nun zwei Aspekte, die den Autokauf zunehmend bestimmen. Das Design und die digitale Vernetzung. 

Das klingt eher nach einem neutralen Weltauto, als nach einem Auto, das darüber erzählt, wo es herkommt. 

Wir bei BYD finden es sehr wichtig zu zeigen, wo das Auto herkommt. Das war früher in Europa auch ausgeprägter. Denn, wenn es sichtbar wird, wo man herkommt, schafft das kulturelle Vielfalt. Und die ist heute wichtig.

Wo liegt denn das chinesische Element bei den BYD-Autos? 

Das sieht man an zwei Stellen besonders: Vorne in der Lichtlinie, der Schnurrbart des chinesischen Drachen. Und hinten in den Rückleuchten. Das Geflecht der chinesischen Knoten. Nicht zu dominant, aber doch als kulturelles Zitat sichtbar. Da entsteht gewissermaßen positive chinesische Energie und auch Stolz auf die eigene Kultur. 

Mit dem autonomen Fahren wird es vorbei sein mit den schönen Linien. Die Autos haben Hörner und überall schauen Sensoren heraus.

Das wird sich nicht durchsetzen. Wenn man sich die Lösungen hier auf der Messe anschaut, dann geht es inzwischen schon sehr stark darum, wie man die Technologie zugunsten eines schönen Designs verschwinden lassen kann, ohne bei der Sicherheit Kompromisse machen zu müssen. Das ist eine sehr spannende Zeit.

Was genau? 

Es ist am Ende die Hoffnung, dass es einem europäischen Designer, der sich stark von einem chinesischen Unternehmen und den dortigen kulturellen Eigenheiten inspirieren lässt – sie geradezu aufsaugt – gelingen möge, einen neuen ikonischen Trend aus China anzuführen, der auch für Europa relevant wird. Einen Trend, der allen hilft wieder nach vorne zu schauen. Offener zu werden. Die Zukunft wieder spielerischer zu gestalten. Dafür jedenfalls ist die Zeit jetzt reif. 

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Tibets Exilregierung hofft auf neue Allianzen

Der frühere Sondergesandte des Dalai Lama beklagt eine wachsende Distanzierung der Welt zu den Tibetern. “Je enger die wirtschaftlichen Verbindungen der Staaten zur Volksrepublik China in den vergangenen Jahren geworden sind, desto größer ist der Abstand geworden, den die Politik dieser Staaten zur Tibet-Frage eingenommen hat”, sagte Kelsang Gyaltsen im Gespräch mit China.Table. Der heute 70-Jährige vertrat über viele Jahre an der Seite des Dalai Lamas die tibetische Exilregierung in den Autonomiegesprächen mit der Kommunistischen Partei. 2008 hatte Peking den Dialog eingestellt.

Die Rücksichtnahme auf die Befindlichkeiten der chinesischen Regierung sei in jüngster Vergangenheit enorm gewachsen, so Gyaltsen. Beispielsweise hätten politische Stiftungen deutscher Parteien die Zusammenarbeit mit den Tibetern “sang- und klanglos” aufgekündigt. Diese sukzessive Isolierung “spüren wir natürlich”.

Unter diesen erschwerten Bedingungen wird Ende Mai die neugewählte tibetische Exilregierung ihre Arbeit im indischen Dharamsala aufnehmen. In einem mehrstufigen Wahlprozess, der sich über mehrere Monate hinzog, hatten Zehntausende Exiltibeter aus 26 Ländern ein neues Parlament und einen neuen Präsidenten, den Sikyong, gewählt. Das offizielle Ergebnis wird Mitte Mai verkündet. Doch schon jetzt ist klar, dass der frühere Regierungssprecher Penpa Tsering künftig die Verantwortung tragen wird. Im entscheidenden Wahlgang hatte sich der 53-Jährige knapp gegen Kaydor Aukatsang, durchgesetzt, der viele Jahre als Berater des Vorgänger-Präsidenten tätig war. Das Parlament besteht aus 45 Abgeordneten.

Gegenüber China.Table kündigte der unterlegene Kandidat seine volle Unterstützung für die neue Regierung an. Aukatsang hatte in zahlreichen tibetischen Gemeinden für seine Wahl geworben und dabei den Fokus unter anderem auf die Modernisierung der Exilregierung gelegt. “Es ist wichtig, dass die Behandlung der Tibet-Frage im 21. Jahrhundert ankommt. Auch unsere Bewegung muss sich den neuen technologischen Möglichkeiten der Digitalisierung intensiv zuwenden, um auch künftig sichtbar auf der Agenda zu bleiben”, sagte Aukatsang. Sowohl für die Kommunikation als auch für die Administration würden die verfügbaren digitalen Mittel noch nicht ausreichend genutzt.

Integration der neuen Generation

Das sei zumal wichtig, um die neue Generation der Auslandstibeter, die in den 1990er Jahren und später geboren wurden, für die eigene Sache zu gewinnen. “Es ist eine Mammutaufgabe, die tibetische Gemeinschaft gegen die Fliehkräfte der Globalisierung zusammenzuhalten. Auch wir als Volksgruppe im Ausland müssen unseren jungen Menschen Perspektiven aufzeigen, wenn wir sie integrieren wollen”, sagt Aukatsang. Dazu gehöre es, jungen Frauen und Männern entsprechenden Zugang zu Netzwerken und Chancen zur Weiterentwicklung zu verschaffen.

Seit dem Einmarsch des chinesischen Militärs 1951 kämpft die Volksgruppe erfolglos gegen die Besatzung. Rund drei Millionen Tibeter leben in der Autonomen Region auf chinesischem Staatsgebiet. Weitere rund vier Millionen besiedeln Teile der angrenzenden Provinzen Sichuan, Yunnan, Qinghai und Gansu. Tibets Exilregierung flüchtete 1959 ins Ausland. Bis 2011 war der Dalai Lama nicht nur ihr geistiges, sondern auch ihr politisches Oberhaupt. Seitdem führt der Exilpräsident die Amtsgeschäfte. Zuletzt war es 2008 zu gewalttätigen Protesten mit vielen Toten in Tibet gegen die chinesische Herrschaft gekommen. Hunderte Mönche hatten sich in der Folge aus Protest selbst in Brand gesetzt, viele von ihnen starben. Die Konsequenz der Ereignisse war ein erhöhtes Sicherheitsaufkommen und eine politische Säuberung.

Ein Entgegenkommen der aktuellen chinesischen Regierung unter Staatspräsident Xi Jinping scheint so gut wie ausgeschlossen zu sein. Stattdessen hoffen die Exilanten darauf, ihre Koalitionen mit anderen unterdrückten Bevölkerungsgruppen in der Volksrepublik stärken zu können. Beispiel: Xinjiang. Schon seit den 1980er Jahren pflegen Uiguren und Tibeter Austausch miteinander. Auch die muslimische Bevölkerung in Xinjiang klagt über Überdrückung. Die US-Regierung spricht von einem Genozid.

Kerninteressen der globalen Ordnung

“Was jetzt in Xinjiang passiert, ähnelt in vielerlei Hinsicht dem, was die chinesische Regierung jahrzehntelang in Tibet praktiziert hat: eine Auslöschung der Sprache und Kultur“, sagt Aukatsang. Die Auslandsvertreter beider Volksgruppen wollen ihren Austausch weiter vertiefen. Man befinde sich nicht in einem Wettbewerb miteinander um die größere Aufmerksamkeit in der Welt. “Im Gegenteil sitzen wir alle in einem Boot, und die Welt sollte begreifen, dass es nicht nur um uigurische oder tibetische Interessen geht, sondern dass die Kerninteressen der globalen, demokratischen Ordnung auf dem Spiel stehen.”

Technische Mittel allein werden die Probleme der Tibeter nicht lösen können. Ihr größter Widersacher ist die Wirtschaftskraft der Volksrepublik China, die die Weltgemeinschaft zunehmend in ein Dilemma stürzt. Peking nutzt seinen Markt als Lockmittel und scheut nicht davor zurück, ausländische Unternehmen und Regierungen damit auch unter Druck zu setzen. Beispielsweise verlangt sie von anderen Staaten, dem Dalai Lama keine politische Bühne mehr zu bieten. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte das zuletzt 2007 im Kanzleramt getan, noch vor der Finanzkrise, in dessen Folge China endgültig zur globalen Wirtschaftsmacht aufgestiegen war. In der Folge litten zahlreiche deutsche Unternehmen unter Verzögerungen bei Lizenzierungen.

“Ich entscheide selbst, wen ich empfange und wo”, hatte Merkel damals gesagt. Seitdem haben sich die Kräfteverhältnisse in der Welt jedoch zugunsten der chinesischen Regierung verändert.

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News

Peking justiert grüne Anleihen neu

Grüne Anleihen dürfen in China zukünftig nicht mehr zu Finanzierung von fossilen Energieträgern wie “sauberer Kohle” genutzt werden. Das gaben die Zentralbank, die Entwicklungs- und Reformkommission und die Kommission zur Regulierung von Wertpapieren gestern bekannt. Dadurch nähert sich China langsam internationalen Green Finance Standards an, die Kohle- und Erdölprojekte ausschließen. Ziel der Reform ist es auch, internationale Investoren in den chinesischen Green Finance Markt zu locken.

Auch der Bau und Betrieb von Gaskraftwerken darf laut der neuen Regulierung nicht durch grüne Anleihen finanziert werden. Allerdings können der Bau und Betrieb von Erdgastransport- und Speicheranlagen – darunter fallen beispielsweise Pipelines und Flüssigerdgas-Terminals – weiterhin durch grüne Anleihen finanziert werden; ebenso wie der Bau von Großwasserkraftwerke, obwohl die dadurch entstehenden Stauseen häufig zu einer massiven Umweltzerstörung führen.

Und die Zentralbank betont, dass “die saubere Produktion und effiziente Nutzung von fossilen Energiequellen wie Kohle von großer Bedeutung für Chinas” wirtschaftliche Entwicklung sei. “Während sie die Tür zur “grünen Finanzierung” schließen, öffnen sie auch ein Fenster, indem sie in kommenden Standards zur “Übergangsfinanzierung” (“transition finance”) nach Möglichkeiten für Kohle suchen”, schreibt die Klimaexpertin Liu Hongqiao auf Twitter.

In Zukunft dürfen mit grünen Anleihen auch Projekte zur Kohlendioxidabscheidung, -nutzung und -speicherung finanziert werden. In Europa ist diese Technologie äußerst umstritten. Auch bestimmte Atomkraftwerke dürfen weiterhin mit grünen Anleihen finanziert werden, dazu zählen moderne Druckwasserreaktoren. In der EU wurde die Entscheidung, ob Kernenergie und fossiles Gas Bestandteile der Green Finance Taxonomie werden, jüngst verschoben. Ebenso nahmen die chinesischen Behörden die Sektoren grüne Landwirtschaft, nachhaltiger Bau und die Schonung von Wasserressourcen in die überarbeitete Regulierung zu grünen Anleihen auf.

Bereits im Sommer 2020 wurde die Überarbeitung der Standards für Grüne Anleihen angekündigt (China.Table berichtete). Die neuen Standards treten zum 1. Juli 2021 in Kraft. nib

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Greenpeace-Lob für Tencent und Chindata

Der Social Media- und Gamingriese Tencent ist auf der neuesten Rangliste von Greenpeace East Asia für die Nutzung sauberer Energien in Chinas Technologiesektor die Nummer Eins unter den Cloud-Anbietern. Die Chindata Group erzielte erneut den ersten Platz in der Kategorie der Betreiber von Rechenzentren.

Chindata ist laut Greenpeace bislang das einzige große chinesische Technologieunternehmen, das sich zur Klimaneutralität verpflichtet hat – und zwar schon ab 2030. Greenpeace honorierte, dass Chindata 2020 nach eigenen Angaben Verträge zur Entwicklung von Wind- und Solarprojekten mit 1,3 Gigawatt (GW) Kapazität in den Provinzen Shanxi und Hebei unterzeichnete. Zum Vergleich: Amazon war laut Bloomberg New Energy Finance 2020 mit 5,1 Gigawatt der weltgrößte Käufer erneuerbarer Energien. In Asien-Pazifik wurden demnach Verträge über 2,9 GW geschlossen – so dass Chindata daran einen großen Anteil hat. Gerade Rechenzentren sind eine wachsende Quelle von Treibhausgas-Emissionen. Der Energieverbrauch des Segments wird nach Greenpeace-Prognosen zwischen 2019 und 2023 um 66 Prozent steigen.

Tencent lobte Greenpeace für den Gesamtfortschritt etwa bei der Transparenz des Unternehmens, der Zunahme der Beschaffung erneuerbarer Energien und der jüngsten Ankündigung, ebenfalls auf eine CO2-Neutralität hinzuarbeiten. Im Gegensatz dazu fiel Tencents Dauerrivale Alibaba in der Kategorie der Cloud-Anbieter aufgrund eines geringen Einsatzes sauberer Energie und mangelnder Transparenz im Vergleich zum letzten Ranking 2019 vom ersten auf den vierten Platz zurück.

Generell sind Energieverbrauch und CO2-Emissionen des Tech-Sektors eher ein neues Thema. Größtes Problem sind dabei die digitalen Währungen wie Bitcoin mit ihren riesigen Rechneranlagen – von denen viele in China stehen. Der jährliche Energieverbrauch der Bitcoin-Blockchain wird nach einer kürzlich im angesehenen Magazin Nature Communications publizierte Studie der Chinesischen Akademie der Wissenschaften und der Tsinghua-Universität 2024 bei knapp 300 Terawattstunden ihren Höhepunkt erreichen – und dabei 130 Millionen Tonnen Treibhausgase emittieren. Dies wäre mehr als die gesamten Treibhausgasemissionen von Tschechien 2016. Die Innere Mongolei – wegen der niedrigen Strompreise ein Bitcoin-Zentrum – will deshalb nach einem Bericht der Global Times bis Mai sämtliche Bitcoin-Minen in der Region schließen.

Mit Stand April 2021 haben laut Greenpeace 13 der 22 größten chinesischen Technologieunternehmen begonnen, erneuerbare Energien einzukaufen. 2019 waren es lediglich acht Unternehmen gewesen. Allerdings ist das Ausmaß der Nutzung der Erneuerbaren mit Ausnahme von Chindata eher bescheiden: Bei Chindata machen Wind, Solar und Co. bereits 51 Prozent aus, beim Suchmaschinen- und KI-Riese Baidu sind es neun Prozent. Alle anderen haben eine Nutzungsrate für erneuerbare Energien von unter drei Prozent. ck

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China testet Backbone-Netzwerk

China testet mit einem experimentellen Netzwerk die Zukunft der Internet-Technologie. Der Startschuss dafür fiel bei der Eröffnung des Testzentrums “Future Internet Technology Infrastructure” (FITI) an der Tsinghua-Universität, wie Staatsmedien bekannt gaben. Demnach soll FITI rund 40 chinesische Universitäten in 35 Städten mit einer enormen Bandbreite und einer weitaus geringeren Latenz als das bestehende Internet verbinden. Das dabei aufgebaute Netzwerk soll den Medienberichten zufolge als Backbone-Netzwerk für die Forschungseinrichtung China Environment for Network Innovations (CENI) genutzt werden.

CENI soll nach seiner Fertigstellung im Jahr 2023 zum Prototypen des “künftigen Internets” werden, berichtete South China Morning Post (SCMP). Die Volksrepublik will damit unabhängiger von westlicher und vor allem US-Technologie werden. Der Bau des chinesischen Versuchsnetzwerks begann laut dem führenden CENI-Wissenschaftler bei China Unicom, Tan Hang, zufolge bereits 2019, wie SCMP berichtete. Demnach will China damit auch dem US-Programm für Netzwerkinnovationen, Global Environment for Network Innovations (GENI), Konkurrenz machen. So will China beispielsweise ein neues Betriebssystem entwickeln, um den Datenfluss zu verwalten. Dabei soll selbstgebaute Hardware, von Routern über Server bis hin zu Computerchips, eingesetzt werden, wird Wissenschaftler Tan zitiert.

Die neue Infrastruktur soll dem Bericht zufolge 1,7 Milliarden Yuan (rund 217 Millionen Euro) gekostet haben. Mehr als 4000 Teams können Tan zufolge gleichzeitig separate Experimente in dem Versuchsnetzwerk durchführen. Das Netzwerk ist demnach nicht isoliert, sondern wird sich mit dem bestehenden Internet und anderen Versuchsnetzwerken in anderen Ländern verbinden, wie beispielsweise mit dem Netzwerk von “Future Internet Research and Experimentation” (FIRE), dem Programm zur Erforschung des Internets der Europäischen Union. ari


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Chile hadert mit dem Sinovac-Impfstoff

Die Immunisierungs-Kampagne in Chile läuft viel zügiger als in der EU, und es ist auch viel Impfstoff da. Dennoch gibt es eine neue Welle von Covid-Infektionen in Chile. Denn der chinesische Wirkstoff von Sinovac, der dort zum Einsatz kommt, bietet nach der ersten Spritze noch nicht viel Schutz. Die Chilenen haben dennoch Berichten zufolge schon nach ihren Erstimpfungen mit Vorsicht und Hygiene nachgelassen.

Die Wirksamkeitsrate für schwere Verläufe liegt bei Sinovac nach der ersten Dosis lediglich bei rund 16 Prozent, während Biontech hier auf 85 Prozent kommt. Erst nach der zweiten Dosis baut sich der volle Impfschutz mit einer Wirksamkeitsrate um 67 Prozent auf. Die chinesische Regierung hatte bereits zugegeben, dass der chinesische Impfstoff nicht ganz so durchschlagend wirkt wie die Konkurrenzprodukte von Biontech oder Astrazeneca.

Erst nach der zweiten Dosis bietet der Totimpfstoff von Sinovac einen ausreichenden Bevölkerungsschutz. Es ist nicht so, dass das Sinovac-Produkt schlecht ist – es ist eher so, dass die Wirkung der gentechnischen Impfstoffe von Biontech sogar noch höher ausgefallen ist als vom Hersteller erhofft. fin

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Portrait

Mike Hofmann

Mike Hofmann ist Geschäftsführer von Melchers China.

Eigentlich wollte Mike Hofmann “nur mal eben” nach China. “Die Berichterstattung der Olympischen Sommerspiele hat 2008 das China-Fieber in mir geweckt”, sagt der heute 37 Jahre alte Manager. Kurz nach seinem Studium ging es dann los: Ein halbjähriges Praktikum bei Daimler lockte ihn nach Peking.

Das war vor 14 Jahren – und heute ist Mike Hofmann immer noch dort. Peking ist seine neue Heimat geworden. Hier hat er seinen ersten Job angenommen, hier hat er eine Chinesin geheiratet. Aus dem einstigen Praktikanten von Daimler ist heute der Geschäftsführer von Melchers China am Standort Peking geworden. 

Mehr als 80 Kunden berät und vertritt das in Bremen ansässige Familienunternehmen auf dem chinesischen Markt, darunter große Namen wie den Uhrenhersteller Breitling. Bereits 1866 ließ sich das Unternehmen in China als eines der ersten deutschen traditionellen Handelshäuser nieder. Bis heute liegt der Schwerpunkt im Einzelhandel unter anderem auf Luxusgütern, aber auch der Maschinenbausektor und die Luftfahrt sind Geschäftsfelder. Mike Hofmann selbst betreut neben der Luftfahrt einen vergleichsweise jungen Bereich: Seit einem Jahr hat sich das Handelshaus mit dem deutschen Pharmaunternehmen Dr. Franz Köhler Chemie aus Bensheim zu dem Joint Venture Koehler Pharmaceuticals in der Gesundheitswirtschaft zusammengetan. Das Unternehmen hat sich auf das Geschäft von organprotektiven Lösungen in der Herz- und Transplantationschirurgie spezialisiert. “Gerade in Pandemie-Zeiten ist es wahre Pionierarbeit, das Joint Venture voranzubringen”, sagt Hofmann. 

Generell habe die Coronakrise die Arbeit der etwa 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Melchers China umgekrempelt. “Wir betreuen Kunden, die die Wartung oder Kabinenausstattung von Flugzeugen übernehmen”, sagt Hofmann.

Doch auch ohne die Pandemie habe sich seine Arbeit in den vergangenen Jahren stark verändert. “Bis vor kurzem haben deutsche Mittelständler gesagt: Ich möchte gar nicht so viel zu tun haben mit China.” Hauptsache, das Produkt kommt beim Kunden an. Das hat sich mit der wachsenden Bedeutung Chinas stark gewandelt. “Mittlerweile möchten immer mehr europäische Mittelständler sogar eine eigene Niederlassung in China haben”, sagt Hofmann. So hat sich auch sein Job und die Ausrichtung Melchers gewandelt – weg vom klassischen Handelshaus, hin zum Dienstleistungsprovider. Buchhaltung, Rechtsberatung, Personalmanagement – früher hatten Hofmann und das Handelshaus nur wenig damit zu tun.

Vor drei Jahren leitete Mike Hofmann noch die deutsche Auslandshandelskammer in Peking. Dann sehnte er sich nach einer neuen Herausforderung. “Melchers hat sich zu der Zeit strukturell neu aufgestellt. Das hat mich gereizt.” Neben seinem Vollzeitjob unterstützt Hofmann weibliche Führungskräfte und junge Berufstätige als Mentor der Non-Profit-Organisation Viva Beijing Professional und promoviert im strategischen Management. Leon Kirschgens

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Dessert

Das Ölgemälde “Sklave und Löwe” von Xu Beihong soll laut Christie´s das “am höchsten eingeschätzte asiatische Kunstwerk” sein. Das Bild von 1924 ist derzeit in Hongkong ausgestellt und wird noch nach Peking und Shanghai wandern, bevor es zur diesjährigen Art Basel Hongkong Ende Mai versteigert wird. Es soll voraussichtlich zwischen 45 und 58 Millionen US-Dollar einbringen. 2006 hatte Christie´s Xus Werk schon einmal zu einem Rekordpreis von 53,9 Millionen Hongkong Dollar (umgerechnet knapp sieben Millionen US-Dollar) versteigert.

China.Table Redaktion

CHINA.TABLE REDAKTION

Licenses:
    • China vor dem Klimagipfel: warten auf ein Signal
    • Wolfgang Eggert im Interview: “Als Designer hat man mehr Spielraum in einem chinesischen Unternehmen”
    • Tibets Exilregierung hofft auf neue Allianzen
    • Peking justiert grüne Anleihen neu
    • Greenpeace-Lob für Tencent und Chindata
    • China testet Backbone-Netzwerk
    • Chile hadert mit dem Sinovac-Impfstoff
    • Im Portrait: Mike Hofmann
    Liebe Leserin, lieber Leser,

    erst das mehr als frostige Treffen in Alaska zwischen den Außenministern Antony Blinken und Wang Yi, dann der Sanktions-Rundumschlag aus Peking gegen kritische europäische Stimmen. Die letzten Monate verliefen für das Dreieck Peking-Brüssel-Washington diplomatisch eher dezent holprig bis offen aggressiv. Bei einem Thema finden sich die EU-Staaten, die USA und China nun aber doch am selben Tisch wieder: der globale Kampf zur Rettung des Klimas. Chinas Präsident Xi Jinping hat die Einladung seines US-Amtskollegen Joe Biden angenommen und wird persönlich an dem Video-Klimagipfel teilnehmen.

    China emittiert als das bevölkerungsreichste Land der Welt rund 28 Prozent der globalen Treibhausgase – mehr als USA und EU zusammen. Die Weltgemeinschaft braucht die Volksrepublik, um in Sachen Klimaschutz wirklich etwas voranzubringen. China hat daran aber auch ein eigenes Interesse, denn die Volksrepublik spürt den Klimawandel schon. Welche Früchte die bisherige Klima-Bemühungen getragen haben, analysiert Christiane Kühl vor dem hochrangig besetzten Online-Treffen.

    Besser soll die CO2-Bilanz Chinas auch mit Elektro-Autos werden. Der chinesische Hersteller BYD hat bei der Shanghaier Automesse das Kompaktauto EA-1 vorgestellt. Frank Sieren hat dort mit dem federführenden Auto-Designer Wolfgang Egger gesprochen und stellte die Frage: Wie macht man den chinesischen Kund:innen einen Kompaktwagen schmackhaft, während andere Hersteller weiterhin auf SUV und Großlimousinen setzen?

    Marcel Grzanna hat für die heutige Ausgabe mit dem früheren Sondergesandten des Dalai Lama, Kelsang Gyaltsen, gesprochen. Ende Mai wird die neugewählte tibetische Exilregierung ihre Arbeit im indischen Dharamsala aufnehmen. Gyaltsen erklärt, welche Herausforderungen die Tibeter zu bewältigen haben und warnt vor gefährlichen Parallelen zwischen dem aktuellen Vorgehen Pekings gegen die Uiguren und dem, was die chinesische Regierung in Tibet praktiziert hat.

    Ihre
    Amelie Richter
    Bild von Amelie  Richter

    Presseschau

    China tech groups hire ex-regulators to fend off Beijing’s crackdown FT PAY
    Federal government tears up Victoria’s Belt and Road agreements with China THE GUARDIAN
    Statue of elderly woman being breast-fed removed from Chinese park after public outcry INDEPENDENT
    Suspected state-backed Chinese hackers spied on US, European targets: cybersecurity expert SCMP
    China urges Japan to reflect upon history of aggression XINHUA
    Montenegro: Schulden und Verwundbarkeit gegenüber China SZ PAY
    Widerstand gegen EU-China-Abkommen DW
    Joe Bidens Klimagipfel mit 40 Regierungschefs: Wie die USA China zu mehr Klimaschutz drängenTAGESSPIEGEL
    China: Staatsmedien und Partei zwingen Tesla zu Kotau HEISE

    Analyse

    China vor dem Klimagipfel: warten auf ein Signal

    Nun ist es also klar: Chinas Präsident Xi Jinping wird an dem von seinem US-Counterpart Joe Biden ab dem heutigen Donnerstag ausgerichteten, virtuellen Klimagipfel teilnehmen. Er werde eine “wichtige” Rede halten, kündigte Außenamtssprecherin Hua Chunying am Mittwoch an. Man darf gespannt sein, was Xi zu sagen hat.

    China emittiert als das bevölkerungsreichste Land der Welt rund 28 Prozent der globalen Treibhausgase – mehr als USA und EU zusammen. Zugleich spürt China den Klimawandel schon jetzt – Dürren etwa nehmen im ohnehin ariden Norden des Landes zu – und will daher auch aus Eigeninteresse viel in den Klimaschutz investieren. Im September 2020 kündigte Xi an, dass China bis 2060 kohlenstoffneutral werde. Den Emissionshöhepunkt will China vor 2030 erreichen. Beides zusammen wird auch “30/60-Ziel” genannt. Die EU will ab 2050 klimaneutral sein – und wünscht sich dies eigentlich auch von China.

    China wird für den globalen Klimaschutz dringend gebraucht. Seine Bilanz ist bisher verwirrend bis durchwachsen. Ehrgeizigen Zielen und Rekord-Investitionen in erneuerbare Energien stehen Genehmigungen gewaltiger Kohlekraftwerk-Kapazitäten gegenüber – von denen aktuell niemand weiß, wie viel davon jemals gebaut werden wird. Über die Kohle wird intern gerungen. Konkrete Klimaschutz-Maßnahmen enthält auch der neue Fünfjahresplan 2021-2025 nicht.

    Klare Emissionsziele für Chinas Provinzen

    Die sollen in den konkreten Aktionsplänen der einzelnen Branchen und Provinzen, die derzeit auf Basis des Fünfjahresplans entstehen. Die ministeriellen und regionalen Pläne werden gegen Ende 2021 fertig sein, erwartet Byford Tsang von der Klima-Denkfabrik E3G. Präsident Xi Jinping habe wiederholt starke politische Signale gesendet, um die chinesische Bürokratie auf die neuen Klimaziele zu trimmen. “Beamte in Ministerien und Provinzen konkurrieren nun miteinander um die ehrgeizigsten Aktionspläne zur Dekarbonisierung”, so Tsang. Das Umweltministerium hatte zu Jahresanfang Richtlinien herausgegeben, die Pilotprojekte und klare Emissionsziele vor Ort verlangen. Peking, Shanghai, sowie die Provinzen Guangdong, Jiangsu und Hainan haben ihre Klimaziele schon veröffentlicht – aus denen sie nun ihre Aktionspläne ableiten. Shanghai etwa will den Emissionshöhepunkt schon 2025 erreichen und kündigte einen Aktionsplan zum Energiesparen und zur Emissionsminderung in Schlüsselsektoren wie Energie und Chemie an.

    Die Branchenministerien entwickeln derweil eigene Ziele und Pläne. Für Stahl- und Aluminiumsektor sehen erste Entwürfe vor, dass sie bereits 2025 den Emissionshöhepunkt erreichen müssen. Bis 2030 soll der Stahlsektor laut Tsang seine Emissionen dann um 30 Prozent reduzieren, und 20 Prozent des Rohstahls mit Lichtbogenöfen herstellen. Im Vergleich zu traditionellen Hochöfen benötigen diese nur einen Bruchteil an Energie pro Tonne Stahl. Die Emissionen pro Tonne Stahl sinken bereits – doch die absolute Stahlproduktion steigt noch, 2020 um gut fünf Prozent. Das Industrieministerium will die Stahlproduktion schrittweise zurückfahren – denn anders wären diese Ziele nicht zu schaffen. Das gleiche gilt für sämtliche Schwerindustrien.

    Erste Beispiele gibt es bereits. Die Stahlhochburg Tangshan nordöstlich von Peking kündigte kürzlich an, auf Pilotbasis die Gesamtmenge des lokal produzierten Stahls zu begrenzen und dies schrittweise auf die Koks-, Zement-, und Gießerei-Branchen auszuweiten. Baotou in der Inneren Mongolei reduzierte die Kapazität für die Aluminiumschmelze, um die selbst gesteckten Energieziele einzuhalten, wie China.Table berichtete.

    Ära Kohle muss enden

    Einfach ist das alles nicht. “Unternehmen und Industrien mit hohem CO2-Ausstoß in China müssen in den nächsten 30 Jahren aus dem Markt ausscheiden, wenn sie ihre Emissionen nicht senken können – und dies wird enorme finanzielle Risiken mit sich bringen“, sagte Ma Jun, früheres Mitglied des geldpolitischen Komitees der Zentralbank und heute an der Tsinghua-Universität, auf dem Boao-Forum. Unternehmen in stark verschmutzenden Branchen seien mit einem Umsatzrückgang konfrontiert, der zu mehr notleidenden Krediten führe, zitierte ihn die Nachrichtenagentur Bloomberg.

    Auch die Ära der Kohle muss in China ein baldmögliches Ende finden. “Wir sprachen viel über Kohle”, sagte der US-Klimagesandte John Kerry nach den Treffen mit seinem Counterpart Xie Zhenhua in Shanghai. “Wenn es eine Ankündigung zu neuen kurzfristigen Klimazielen gibt, wird es dabei bestimmt um Kohle gehen” tweetete Yan Qin, Analystin für CO2-Märkte bei der Research-Firma Refinitiv, in Bezug auf Xis Auftritt beim Klimagipfel. Wohl auch mit Blick auf die Kohle- und Schwerindustrieprovinzen setzte Chinas Stimulusplan zur Überwindung der Coronakrise wie früher auf klassische Infrastrukturprogramme auch zugunsten von klimapolitisch problematischen Sektoren. Die Folge: Der Kohleabbau in Chinas Minen stieg im ersten Quartal 2021 um 15 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum, der Kohleverbrauch der Schwerindustrie um zehn Prozent und die Verstromung von Kohle und Gas um 14 Prozent, wie der Klimaexperte Lauri Myllyvirta tweetete.

    Wasserstoff aus erneuerbarer Energien

    Im Kontrast dazu steht der Boom erneuerbarer Energien. “In den letzten fünf Jahren hat China dreieinhalb Mal mehr Solar- und Windkraftkapazität hinzugefügt als die EU”, schreibt Byford Tsang. “China stellt rund 70 Prozent der weltweiten Solarmodule her, und chinesische Hersteller haben über ein Drittel des globalen Marktes für Windkraftanlagen erobert.” Ihren Aufstieg verdanken Chinas Solarfirmen nicht zuletzt staatlicher Förderung sowie informellen Barrieren für Ausländer in ihrem riesigen Heimatmarkt. Dort soll der Anteil von Wind- und Solarenergie am tatsächlichen Stromverbrauch nach neuen Plänen der Nationalen Energieagentur (NEA) von 9,7 Prozent in 2020 auf 11 Prozent 2021 und 16,5 Prozent 2025 steigen. “Das würde jedes Jahr rund 100 zusätzliche Gigawatt bedeuten”, so Yan Qin, die den Plan diese Woche als “starken Schub” für Wind und Solar bezeichnete. China arbeitet seit einiger Zeit daran, die Einspeisung von Wind- und Solarstrom in die Netze zu verbessern.

    Auch fördert die Regierung die Entwicklung von Brennstoffzellen durch Subventionen – der Wassersttoffantrieb kommt dadurch langsam in Gang. Das Startup Qingliqingwei aus Shenzhen zum Beispiel hat nach einem Bericht der South China Morning Post eine Flotte von Brennstoffzellen-Kleinlastern produziert, die es vermietet – unter anderem als Lieferwagen an Online-Kaufhäuser wie JD.com. Wasserstoff ist allerdings nur dann wirklich klimafreundlich, wenn er mithilfe erneuerbarer Energien hergestellt wird. Interessant sind daher Aktivitäten wie der Einstieg des Solarmodulherstellers Longi in den Wasserstoffsektor.

    Viele Beobachter heben hervor, wie sehr die 30/60-Ziele Eingang in die Regierungskommunikation gefunden haben – was aller Probleme zum Trotz ein starkes Zeichen sei. Die 30/60-Ziele seien zu einem übergeordneten Prinzip geworden, das die Entwicklung Chinas bestimme, meint Byford Tsang. Laut der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua betrachte Peking das Erreichen dieser neuen Ziele als “Test für die Regierungsfähigkeit der Partei”. Da dürfte es an Entschlossenheit eigentlich nicht fehlen.

    • 14. Fünfjahresplan
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    • Nachhaltigkeit
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    “Als Designer hat man mehr Spielraum in einem chinesischen Unternehmen”

    Wolfgang Egger ist Auto-Designer.
    Auto-Designer Wolfgang Egger

    Die meisten Autohersteller behandeln ihre Kompaktfahrzeuge eher nachlässig. Entsprechend einfallslos sind die Autos. Warum konzentrieren Sie sich jetzt mit einem aufwendigen Design darauf?

    Mir wurde immer gesagt, kleine Autos treffen in China auf viel weniger Akzeptanz als in Europa. Chinesen bevorzugen einfach große Autos und Wohnungen. Darüber haben wir bei BYD schon länger diskutiert und sind zum Ergebnis gekommen, dass dies auch in China nicht immer so bleiben wird. Die Persönlichkeit der Kunden manifestiert sich nicht nur an der Größe des Autos, sondern immer mehr am Design. Wir haben solche Entwicklungen ja auch in Europa durchgemacht. In den Siebzigern gab es in Europa auch einen starken Trend zu großen, nicht unbedingt sehr charakteristischen, Autos.

    Und das ändert sich jetzt in China? Wenn man über die Messe geht, bekommt man einen anderen Eindruck. SUVs und Großlimousinen auf der einen, Minifahrzeuge für 4000 Euro auf der anderen Seite.

    Ich bin davon überzeugt, dass Vielfalt in der Zukunft liegt. Die Kunden, die Batterieautos fahren, erfreuen sich mehr und mehr an kompakten, urbanen, aber eben auch besonders designten Autos mit genügend Platz für den Alltag. Diesen Trend wollen wir anführen. 

    Eine schwierige Aufgabe, da der Spielraum bei Kompaktwagen sehr viel geringer ist. Die Autos dürfen ja nicht viel kosten…

    …und sie sind auch von den Abmessungen sehr klein, was das Designen nicht einfacher macht. Doch umso größer ist die Herausforderung, etwas Knackiges, Einzigartiges zu entwickeln. Die Technik passt ja bei BYD. Die Plattformen, die Vernetzung, die Reichweite. Das ist alles da. Jetzt ist die Zeit reif für eine kompakte Ikone.

    Also so etwas wie früher der Käfer oder heute der neue Mini oder der neue Fiat 500?

    Genau. Das ist die Aufgabe, die wir uns gestellt haben. In diese Liste wollen wir gerne eingereiht werden. Ein Auto, das ein positives Lebensgefühl ausstrahlt. 

    Was braucht es, damit eine Ikone entstehen kann?

    Das Design muss mit ganz wenigen Strichen auskommen. Man darf es nicht wieder vergessen. Man muss es sofort wiedererkennen und gerne daran denken.  Und um die Ausstattung herum muss man ein Lifestyle-Konzept bauen. Verschiedene Lebensformen, die man sich individuell aussuchen kann. Da ist der Himmel nach oben offen. Unser EA1 ist ein möglichst individueller Volkswagen.

    Allerdings tritt BYD dabei gegen schon sehr erfolgreiche Marken an. Zum Beispiel gegen den ID3 von Volkswagen. Wird da der Preis des Autos nicht am Ende entscheidend? 

    Der Preis allein reicht nicht. Das Gesicht des Autos, die Ausstrahlung ist vielleicht sogar noch wichtiger. Das haben Mini und Fiat 500 ja vorgelebt. Und auch innerhalb der BYD-Auto-Familie wollen wir etwas Besonderes machen. Bei dem EA-1 ist es die Wasserwelt. Damit hat man bei den Linien schon ein Motiv: die Wellen. Und das sieht man eben dann in der C-Säule. Dieses Auto hat Kurven, es ist nicht so kantig. Und es hat Emotionen. Die sind bei den Autos der letzten Jahre ein wenig zu kurz gekommen. Da müssen wir nun gegensteuern. Wir müssen wieder designorientierter werden und nicht mehr so marketingorientiert. 

    Was bedeutet das?

    Dass man zum Beispiel Farben nimmt, die bisher im Autobau tabu waren: Rosa oder Pink. Natürlich kann man nicht irgendein Rosa oder Pink nehmen. Das muss man schon genau abstimmen. Dann kann das sehr schön werden. 

    Also etwas Trendiges?

    Ich würde das nicht so einschränken, sondern eher von mehr Vielfalt für junge Menschen in den Städten sprechen. Und dieser Trend hier in China wird hoffentlich auch international zu einer Öffnung führen. Die Autohersteller müssen wieder spielerischer werden.

    Aber ist das nicht die Stärke der Europäer, allenfalls die der Franzosen und Italiener.

    Das war mal eine Stärke. Europa hat sich, was das Design betrifft, manchmal schon ein wenig festgefahren. Inzwischen hat man als Designer mehr Spielraum in einem chinesischen Unternehmen. Es gibt weniger Denkbarrieren, Neues zu schaffen in diesen sehr dynamischen Gesellschaften. Und die chinesischen Unternehmen haben auch weniger Altlasten, die sie mit sich herumschleppen müssen. Sie werden nicht von einer Tradition erdrückt. 

    Was ist der Nachteil der Arbeit in China? 

    Ein Nachteil ist das Tempo. Es ist schlicht doppelt so schnell. Aber ich bin nicht einmal sicher, ob es nur ein Nachteil ist. Es kostet mehr Kraft, ist aber auch viel spannender. Die Prozesse sind kürzer, flexibler und manchmal wird auch eine Stufe total übersprungen. Da holt man dann schon tief Luft. Die Risikobereitschaft ist einfach höher. Dafür darf dann auch mal was schiefgehen. Und es wird ständig weiterentwickelt. Wir machen schon nach einem Jahr einen Facelift. Denn die Zeiten haben sich ja geändert. 

    Brauchen wir eigentlich noch mehr Automodelle in diesen Zeiten des Überflusses?

    Wir brauchen wieder mehr unverwechselbare Modelle und weniger verwechselbare Autos mit Emotionalität. Mit einem eigenen Charakter. Keine Maschinen.

    Also Vorsprung durch Gefühl, statt Vorsprung durch Technik? 

    Die Motortechnik ist heute jedenfalls nicht mehr so wichtig, seitdem es keinen Verbrennungsmotor mehr im Auto gibt. Lange war der Motor das Herzstück des Autos. Das ist bei einem E-Auto nicht mehr so. 

    Und die Batterie? 

    Nein, auch nicht die Batterie. Selbst die von BYD nicht, die technologisch weltweit ganz weit vorne ist. Die decken die Reichweite ab. Aber da werden die Hersteller sich annähern. Für den Kunden sind es nun zwei Aspekte, die den Autokauf zunehmend bestimmen. Das Design und die digitale Vernetzung. 

    Das klingt eher nach einem neutralen Weltauto, als nach einem Auto, das darüber erzählt, wo es herkommt. 

    Wir bei BYD finden es sehr wichtig zu zeigen, wo das Auto herkommt. Das war früher in Europa auch ausgeprägter. Denn, wenn es sichtbar wird, wo man herkommt, schafft das kulturelle Vielfalt. Und die ist heute wichtig.

    Wo liegt denn das chinesische Element bei den BYD-Autos? 

    Das sieht man an zwei Stellen besonders: Vorne in der Lichtlinie, der Schnurrbart des chinesischen Drachen. Und hinten in den Rückleuchten. Das Geflecht der chinesischen Knoten. Nicht zu dominant, aber doch als kulturelles Zitat sichtbar. Da entsteht gewissermaßen positive chinesische Energie und auch Stolz auf die eigene Kultur. 

    Mit dem autonomen Fahren wird es vorbei sein mit den schönen Linien. Die Autos haben Hörner und überall schauen Sensoren heraus.

    Das wird sich nicht durchsetzen. Wenn man sich die Lösungen hier auf der Messe anschaut, dann geht es inzwischen schon sehr stark darum, wie man die Technologie zugunsten eines schönen Designs verschwinden lassen kann, ohne bei der Sicherheit Kompromisse machen zu müssen. Das ist eine sehr spannende Zeit.

    Was genau? 

    Es ist am Ende die Hoffnung, dass es einem europäischen Designer, der sich stark von einem chinesischen Unternehmen und den dortigen kulturellen Eigenheiten inspirieren lässt – sie geradezu aufsaugt – gelingen möge, einen neuen ikonischen Trend aus China anzuführen, der auch für Europa relevant wird. Einen Trend, der allen hilft wieder nach vorne zu schauen. Offener zu werden. Die Zukunft wieder spielerischer zu gestalten. Dafür jedenfalls ist die Zeit jetzt reif. 

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    Tibets Exilregierung hofft auf neue Allianzen

    Der frühere Sondergesandte des Dalai Lama beklagt eine wachsende Distanzierung der Welt zu den Tibetern. “Je enger die wirtschaftlichen Verbindungen der Staaten zur Volksrepublik China in den vergangenen Jahren geworden sind, desto größer ist der Abstand geworden, den die Politik dieser Staaten zur Tibet-Frage eingenommen hat”, sagte Kelsang Gyaltsen im Gespräch mit China.Table. Der heute 70-Jährige vertrat über viele Jahre an der Seite des Dalai Lamas die tibetische Exilregierung in den Autonomiegesprächen mit der Kommunistischen Partei. 2008 hatte Peking den Dialog eingestellt.

    Die Rücksichtnahme auf die Befindlichkeiten der chinesischen Regierung sei in jüngster Vergangenheit enorm gewachsen, so Gyaltsen. Beispielsweise hätten politische Stiftungen deutscher Parteien die Zusammenarbeit mit den Tibetern “sang- und klanglos” aufgekündigt. Diese sukzessive Isolierung “spüren wir natürlich”.

    Unter diesen erschwerten Bedingungen wird Ende Mai die neugewählte tibetische Exilregierung ihre Arbeit im indischen Dharamsala aufnehmen. In einem mehrstufigen Wahlprozess, der sich über mehrere Monate hinzog, hatten Zehntausende Exiltibeter aus 26 Ländern ein neues Parlament und einen neuen Präsidenten, den Sikyong, gewählt. Das offizielle Ergebnis wird Mitte Mai verkündet. Doch schon jetzt ist klar, dass der frühere Regierungssprecher Penpa Tsering künftig die Verantwortung tragen wird. Im entscheidenden Wahlgang hatte sich der 53-Jährige knapp gegen Kaydor Aukatsang, durchgesetzt, der viele Jahre als Berater des Vorgänger-Präsidenten tätig war. Das Parlament besteht aus 45 Abgeordneten.

    Gegenüber China.Table kündigte der unterlegene Kandidat seine volle Unterstützung für die neue Regierung an. Aukatsang hatte in zahlreichen tibetischen Gemeinden für seine Wahl geworben und dabei den Fokus unter anderem auf die Modernisierung der Exilregierung gelegt. “Es ist wichtig, dass die Behandlung der Tibet-Frage im 21. Jahrhundert ankommt. Auch unsere Bewegung muss sich den neuen technologischen Möglichkeiten der Digitalisierung intensiv zuwenden, um auch künftig sichtbar auf der Agenda zu bleiben”, sagte Aukatsang. Sowohl für die Kommunikation als auch für die Administration würden die verfügbaren digitalen Mittel noch nicht ausreichend genutzt.

    Integration der neuen Generation

    Das sei zumal wichtig, um die neue Generation der Auslandstibeter, die in den 1990er Jahren und später geboren wurden, für die eigene Sache zu gewinnen. “Es ist eine Mammutaufgabe, die tibetische Gemeinschaft gegen die Fliehkräfte der Globalisierung zusammenzuhalten. Auch wir als Volksgruppe im Ausland müssen unseren jungen Menschen Perspektiven aufzeigen, wenn wir sie integrieren wollen”, sagt Aukatsang. Dazu gehöre es, jungen Frauen und Männern entsprechenden Zugang zu Netzwerken und Chancen zur Weiterentwicklung zu verschaffen.

    Seit dem Einmarsch des chinesischen Militärs 1951 kämpft die Volksgruppe erfolglos gegen die Besatzung. Rund drei Millionen Tibeter leben in der Autonomen Region auf chinesischem Staatsgebiet. Weitere rund vier Millionen besiedeln Teile der angrenzenden Provinzen Sichuan, Yunnan, Qinghai und Gansu. Tibets Exilregierung flüchtete 1959 ins Ausland. Bis 2011 war der Dalai Lama nicht nur ihr geistiges, sondern auch ihr politisches Oberhaupt. Seitdem führt der Exilpräsident die Amtsgeschäfte. Zuletzt war es 2008 zu gewalttätigen Protesten mit vielen Toten in Tibet gegen die chinesische Herrschaft gekommen. Hunderte Mönche hatten sich in der Folge aus Protest selbst in Brand gesetzt, viele von ihnen starben. Die Konsequenz der Ereignisse war ein erhöhtes Sicherheitsaufkommen und eine politische Säuberung.

    Ein Entgegenkommen der aktuellen chinesischen Regierung unter Staatspräsident Xi Jinping scheint so gut wie ausgeschlossen zu sein. Stattdessen hoffen die Exilanten darauf, ihre Koalitionen mit anderen unterdrückten Bevölkerungsgruppen in der Volksrepublik stärken zu können. Beispiel: Xinjiang. Schon seit den 1980er Jahren pflegen Uiguren und Tibeter Austausch miteinander. Auch die muslimische Bevölkerung in Xinjiang klagt über Überdrückung. Die US-Regierung spricht von einem Genozid.

    Kerninteressen der globalen Ordnung

    “Was jetzt in Xinjiang passiert, ähnelt in vielerlei Hinsicht dem, was die chinesische Regierung jahrzehntelang in Tibet praktiziert hat: eine Auslöschung der Sprache und Kultur“, sagt Aukatsang. Die Auslandsvertreter beider Volksgruppen wollen ihren Austausch weiter vertiefen. Man befinde sich nicht in einem Wettbewerb miteinander um die größere Aufmerksamkeit in der Welt. “Im Gegenteil sitzen wir alle in einem Boot, und die Welt sollte begreifen, dass es nicht nur um uigurische oder tibetische Interessen geht, sondern dass die Kerninteressen der globalen, demokratischen Ordnung auf dem Spiel stehen.”

    Technische Mittel allein werden die Probleme der Tibeter nicht lösen können. Ihr größter Widersacher ist die Wirtschaftskraft der Volksrepublik China, die die Weltgemeinschaft zunehmend in ein Dilemma stürzt. Peking nutzt seinen Markt als Lockmittel und scheut nicht davor zurück, ausländische Unternehmen und Regierungen damit auch unter Druck zu setzen. Beispielsweise verlangt sie von anderen Staaten, dem Dalai Lama keine politische Bühne mehr zu bieten. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte das zuletzt 2007 im Kanzleramt getan, noch vor der Finanzkrise, in dessen Folge China endgültig zur globalen Wirtschaftsmacht aufgestiegen war. In der Folge litten zahlreiche deutsche Unternehmen unter Verzögerungen bei Lizenzierungen.

    “Ich entscheide selbst, wen ich empfange und wo”, hatte Merkel damals gesagt. Seitdem haben sich die Kräfteverhältnisse in der Welt jedoch zugunsten der chinesischen Regierung verändert.

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    News

    Peking justiert grüne Anleihen neu

    Grüne Anleihen dürfen in China zukünftig nicht mehr zu Finanzierung von fossilen Energieträgern wie “sauberer Kohle” genutzt werden. Das gaben die Zentralbank, die Entwicklungs- und Reformkommission und die Kommission zur Regulierung von Wertpapieren gestern bekannt. Dadurch nähert sich China langsam internationalen Green Finance Standards an, die Kohle- und Erdölprojekte ausschließen. Ziel der Reform ist es auch, internationale Investoren in den chinesischen Green Finance Markt zu locken.

    Auch der Bau und Betrieb von Gaskraftwerken darf laut der neuen Regulierung nicht durch grüne Anleihen finanziert werden. Allerdings können der Bau und Betrieb von Erdgastransport- und Speicheranlagen – darunter fallen beispielsweise Pipelines und Flüssigerdgas-Terminals – weiterhin durch grüne Anleihen finanziert werden; ebenso wie der Bau von Großwasserkraftwerke, obwohl die dadurch entstehenden Stauseen häufig zu einer massiven Umweltzerstörung führen.

    Und die Zentralbank betont, dass “die saubere Produktion und effiziente Nutzung von fossilen Energiequellen wie Kohle von großer Bedeutung für Chinas” wirtschaftliche Entwicklung sei. “Während sie die Tür zur “grünen Finanzierung” schließen, öffnen sie auch ein Fenster, indem sie in kommenden Standards zur “Übergangsfinanzierung” (“transition finance”) nach Möglichkeiten für Kohle suchen”, schreibt die Klimaexpertin Liu Hongqiao auf Twitter.

    In Zukunft dürfen mit grünen Anleihen auch Projekte zur Kohlendioxidabscheidung, -nutzung und -speicherung finanziert werden. In Europa ist diese Technologie äußerst umstritten. Auch bestimmte Atomkraftwerke dürfen weiterhin mit grünen Anleihen finanziert werden, dazu zählen moderne Druckwasserreaktoren. In der EU wurde die Entscheidung, ob Kernenergie und fossiles Gas Bestandteile der Green Finance Taxonomie werden, jüngst verschoben. Ebenso nahmen die chinesischen Behörden die Sektoren grüne Landwirtschaft, nachhaltiger Bau und die Schonung von Wasserressourcen in die überarbeitete Regulierung zu grünen Anleihen auf.

    Bereits im Sommer 2020 wurde die Überarbeitung der Standards für Grüne Anleihen angekündigt (China.Table berichtete). Die neuen Standards treten zum 1. Juli 2021 in Kraft. nib

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    Greenpeace-Lob für Tencent und Chindata

    Der Social Media- und Gamingriese Tencent ist auf der neuesten Rangliste von Greenpeace East Asia für die Nutzung sauberer Energien in Chinas Technologiesektor die Nummer Eins unter den Cloud-Anbietern. Die Chindata Group erzielte erneut den ersten Platz in der Kategorie der Betreiber von Rechenzentren.

    Chindata ist laut Greenpeace bislang das einzige große chinesische Technologieunternehmen, das sich zur Klimaneutralität verpflichtet hat – und zwar schon ab 2030. Greenpeace honorierte, dass Chindata 2020 nach eigenen Angaben Verträge zur Entwicklung von Wind- und Solarprojekten mit 1,3 Gigawatt (GW) Kapazität in den Provinzen Shanxi und Hebei unterzeichnete. Zum Vergleich: Amazon war laut Bloomberg New Energy Finance 2020 mit 5,1 Gigawatt der weltgrößte Käufer erneuerbarer Energien. In Asien-Pazifik wurden demnach Verträge über 2,9 GW geschlossen – so dass Chindata daran einen großen Anteil hat. Gerade Rechenzentren sind eine wachsende Quelle von Treibhausgas-Emissionen. Der Energieverbrauch des Segments wird nach Greenpeace-Prognosen zwischen 2019 und 2023 um 66 Prozent steigen.

    Tencent lobte Greenpeace für den Gesamtfortschritt etwa bei der Transparenz des Unternehmens, der Zunahme der Beschaffung erneuerbarer Energien und der jüngsten Ankündigung, ebenfalls auf eine CO2-Neutralität hinzuarbeiten. Im Gegensatz dazu fiel Tencents Dauerrivale Alibaba in der Kategorie der Cloud-Anbieter aufgrund eines geringen Einsatzes sauberer Energie und mangelnder Transparenz im Vergleich zum letzten Ranking 2019 vom ersten auf den vierten Platz zurück.

    Generell sind Energieverbrauch und CO2-Emissionen des Tech-Sektors eher ein neues Thema. Größtes Problem sind dabei die digitalen Währungen wie Bitcoin mit ihren riesigen Rechneranlagen – von denen viele in China stehen. Der jährliche Energieverbrauch der Bitcoin-Blockchain wird nach einer kürzlich im angesehenen Magazin Nature Communications publizierte Studie der Chinesischen Akademie der Wissenschaften und der Tsinghua-Universität 2024 bei knapp 300 Terawattstunden ihren Höhepunkt erreichen – und dabei 130 Millionen Tonnen Treibhausgase emittieren. Dies wäre mehr als die gesamten Treibhausgasemissionen von Tschechien 2016. Die Innere Mongolei – wegen der niedrigen Strompreise ein Bitcoin-Zentrum – will deshalb nach einem Bericht der Global Times bis Mai sämtliche Bitcoin-Minen in der Region schließen.

    Mit Stand April 2021 haben laut Greenpeace 13 der 22 größten chinesischen Technologieunternehmen begonnen, erneuerbare Energien einzukaufen. 2019 waren es lediglich acht Unternehmen gewesen. Allerdings ist das Ausmaß der Nutzung der Erneuerbaren mit Ausnahme von Chindata eher bescheiden: Bei Chindata machen Wind, Solar und Co. bereits 51 Prozent aus, beim Suchmaschinen- und KI-Riese Baidu sind es neun Prozent. Alle anderen haben eine Nutzungsrate für erneuerbare Energien von unter drei Prozent. ck

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    China testet Backbone-Netzwerk

    China testet mit einem experimentellen Netzwerk die Zukunft der Internet-Technologie. Der Startschuss dafür fiel bei der Eröffnung des Testzentrums “Future Internet Technology Infrastructure” (FITI) an der Tsinghua-Universität, wie Staatsmedien bekannt gaben. Demnach soll FITI rund 40 chinesische Universitäten in 35 Städten mit einer enormen Bandbreite und einer weitaus geringeren Latenz als das bestehende Internet verbinden. Das dabei aufgebaute Netzwerk soll den Medienberichten zufolge als Backbone-Netzwerk für die Forschungseinrichtung China Environment for Network Innovations (CENI) genutzt werden.

    CENI soll nach seiner Fertigstellung im Jahr 2023 zum Prototypen des “künftigen Internets” werden, berichtete South China Morning Post (SCMP). Die Volksrepublik will damit unabhängiger von westlicher und vor allem US-Technologie werden. Der Bau des chinesischen Versuchsnetzwerks begann laut dem führenden CENI-Wissenschaftler bei China Unicom, Tan Hang, zufolge bereits 2019, wie SCMP berichtete. Demnach will China damit auch dem US-Programm für Netzwerkinnovationen, Global Environment for Network Innovations (GENI), Konkurrenz machen. So will China beispielsweise ein neues Betriebssystem entwickeln, um den Datenfluss zu verwalten. Dabei soll selbstgebaute Hardware, von Routern über Server bis hin zu Computerchips, eingesetzt werden, wird Wissenschaftler Tan zitiert.

    Die neue Infrastruktur soll dem Bericht zufolge 1,7 Milliarden Yuan (rund 217 Millionen Euro) gekostet haben. Mehr als 4000 Teams können Tan zufolge gleichzeitig separate Experimente in dem Versuchsnetzwerk durchführen. Das Netzwerk ist demnach nicht isoliert, sondern wird sich mit dem bestehenden Internet und anderen Versuchsnetzwerken in anderen Ländern verbinden, wie beispielsweise mit dem Netzwerk von “Future Internet Research and Experimentation” (FIRE), dem Programm zur Erforschung des Internets der Europäischen Union. ari


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    Chile hadert mit dem Sinovac-Impfstoff

    Die Immunisierungs-Kampagne in Chile läuft viel zügiger als in der EU, und es ist auch viel Impfstoff da. Dennoch gibt es eine neue Welle von Covid-Infektionen in Chile. Denn der chinesische Wirkstoff von Sinovac, der dort zum Einsatz kommt, bietet nach der ersten Spritze noch nicht viel Schutz. Die Chilenen haben dennoch Berichten zufolge schon nach ihren Erstimpfungen mit Vorsicht und Hygiene nachgelassen.

    Die Wirksamkeitsrate für schwere Verläufe liegt bei Sinovac nach der ersten Dosis lediglich bei rund 16 Prozent, während Biontech hier auf 85 Prozent kommt. Erst nach der zweiten Dosis baut sich der volle Impfschutz mit einer Wirksamkeitsrate um 67 Prozent auf. Die chinesische Regierung hatte bereits zugegeben, dass der chinesische Impfstoff nicht ganz so durchschlagend wirkt wie die Konkurrenzprodukte von Biontech oder Astrazeneca.

    Erst nach der zweiten Dosis bietet der Totimpfstoff von Sinovac einen ausreichenden Bevölkerungsschutz. Es ist nicht so, dass das Sinovac-Produkt schlecht ist – es ist eher so, dass die Wirkung der gentechnischen Impfstoffe von Biontech sogar noch höher ausgefallen ist als vom Hersteller erhofft. fin

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    Portrait

    Mike Hofmann

    Mike Hofmann ist Geschäftsführer von Melchers China.

    Eigentlich wollte Mike Hofmann “nur mal eben” nach China. “Die Berichterstattung der Olympischen Sommerspiele hat 2008 das China-Fieber in mir geweckt”, sagt der heute 37 Jahre alte Manager. Kurz nach seinem Studium ging es dann los: Ein halbjähriges Praktikum bei Daimler lockte ihn nach Peking.

    Das war vor 14 Jahren – und heute ist Mike Hofmann immer noch dort. Peking ist seine neue Heimat geworden. Hier hat er seinen ersten Job angenommen, hier hat er eine Chinesin geheiratet. Aus dem einstigen Praktikanten von Daimler ist heute der Geschäftsführer von Melchers China am Standort Peking geworden. 

    Mehr als 80 Kunden berät und vertritt das in Bremen ansässige Familienunternehmen auf dem chinesischen Markt, darunter große Namen wie den Uhrenhersteller Breitling. Bereits 1866 ließ sich das Unternehmen in China als eines der ersten deutschen traditionellen Handelshäuser nieder. Bis heute liegt der Schwerpunkt im Einzelhandel unter anderem auf Luxusgütern, aber auch der Maschinenbausektor und die Luftfahrt sind Geschäftsfelder. Mike Hofmann selbst betreut neben der Luftfahrt einen vergleichsweise jungen Bereich: Seit einem Jahr hat sich das Handelshaus mit dem deutschen Pharmaunternehmen Dr. Franz Köhler Chemie aus Bensheim zu dem Joint Venture Koehler Pharmaceuticals in der Gesundheitswirtschaft zusammengetan. Das Unternehmen hat sich auf das Geschäft von organprotektiven Lösungen in der Herz- und Transplantationschirurgie spezialisiert. “Gerade in Pandemie-Zeiten ist es wahre Pionierarbeit, das Joint Venture voranzubringen”, sagt Hofmann. 

    Generell habe die Coronakrise die Arbeit der etwa 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Melchers China umgekrempelt. “Wir betreuen Kunden, die die Wartung oder Kabinenausstattung von Flugzeugen übernehmen”, sagt Hofmann.

    Doch auch ohne die Pandemie habe sich seine Arbeit in den vergangenen Jahren stark verändert. “Bis vor kurzem haben deutsche Mittelständler gesagt: Ich möchte gar nicht so viel zu tun haben mit China.” Hauptsache, das Produkt kommt beim Kunden an. Das hat sich mit der wachsenden Bedeutung Chinas stark gewandelt. “Mittlerweile möchten immer mehr europäische Mittelständler sogar eine eigene Niederlassung in China haben”, sagt Hofmann. So hat sich auch sein Job und die Ausrichtung Melchers gewandelt – weg vom klassischen Handelshaus, hin zum Dienstleistungsprovider. Buchhaltung, Rechtsberatung, Personalmanagement – früher hatten Hofmann und das Handelshaus nur wenig damit zu tun.

    Vor drei Jahren leitete Mike Hofmann noch die deutsche Auslandshandelskammer in Peking. Dann sehnte er sich nach einer neuen Herausforderung. “Melchers hat sich zu der Zeit strukturell neu aufgestellt. Das hat mich gereizt.” Neben seinem Vollzeitjob unterstützt Hofmann weibliche Führungskräfte und junge Berufstätige als Mentor der Non-Profit-Organisation Viva Beijing Professional und promoviert im strategischen Management. Leon Kirschgens

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    Dessert

    Das Ölgemälde “Sklave und Löwe” von Xu Beihong soll laut Christie´s das “am höchsten eingeschätzte asiatische Kunstwerk” sein. Das Bild von 1924 ist derzeit in Hongkong ausgestellt und wird noch nach Peking und Shanghai wandern, bevor es zur diesjährigen Art Basel Hongkong Ende Mai versteigert wird. Es soll voraussichtlich zwischen 45 und 58 Millionen US-Dollar einbringen. 2006 hatte Christie´s Xus Werk schon einmal zu einem Rekordpreis von 53,9 Millionen Hongkong Dollar (umgerechnet knapp sieben Millionen US-Dollar) versteigert.

    China.Table Redaktion

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