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CEO.Table
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Professional Briefing
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#24
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31. Mai 2025
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Executive.Summary: Smart Meter – Deutschland bremst sich selbst aus
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CEO.Talk: Wie DE-CIX das Internet der Zukunft baut
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CEO.Picks: KI-Leadership in Zeiten geopolitischer Unsicherheit
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CEO.News: Kampagne zu digitaler Souveränität – Julian Nagelsmann wirbt für Schwarz Digits
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CEO.Presseschau: Anthropic-CEO warnt vor Arbeitslosigkeit durch KI + Großunternehmen werden grüner + Gender-Pay-Gap stabil
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CEO.Index: Tiefstwert trotz Erfahrung – Kreuzburg fällt zurück
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CEO.Politics: EU-Rüstungsfonds Safe – Wie die Mitglieder an Darlehen kommen sollen
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CEO.Economics: US-Zollpolitik ohne Inflationsschub?
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CEO.Personnel: Filosa übernimmt Stellantis + Chardon wird neuer Citroën-CEO + Kriwet geht zu Hidden Champion
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CEO.Standpunkt: Meckenstock über Leadership im Wandel
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Executive.Summary
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Smart Meter: Deutschland bremst sich selbst aus
Während das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWE) beim Rollout intelligenter Stromzähler (Smart Meter) mit einer „weiteren deutlichen Steigerung“ rechnet, wächst in der Branche der Unmut. Bastian Gierull, CEO von Octups Energy, sagt dem CEO.Table: „Der Smart Meter Rollout ist und bleibt zu langsam. Viele Messstellenbetreiber tun sich extrem schwer oder haben noch gar nicht angefangen.“
Fakt ist: Derzeit liegt die Ausstattungsquote intelligenter Messsysteme in Deutschland bei lediglich 2,18 Prozent – bei den gesetzlich vorgeschriebenen Pflichteinbaufällen bei 13,91 Prozent. Im EU-Vergleich belegt Deutschland damit Platz 27. Ab 2025 gilt für viele Haushalte und Betreiber eine gesetzliche Einbaupflicht. Die Zielvorgaben: 20 Prozent bis Ende 2025, 50 Prozent bis 2028, 95 Prozent bis 2030. Gierull hält die Erreichung der Ziele in diesem Jahr für unwahrscheinlich.

Smart Meter erfassen den Energieverbrauch präzise und übermitteln die Daten digital. In Verbindung mit dynamischen Stromtarifen können Verbraucher gezielt günstige Zeiten nutzen, Lastspitzen vermeiden und dadurch Netzentgelte senken.
Eine zentrale Rolle spielt dabei die sogenannte Demand-Side Flexibility (DSF) – also die Fähigkeit, den Stromverbrauch flexibel an Markt- oder Netzsignale anzupassen. Voraussetzung dafür ist eine flächendeckende Smart-Meter-Infrastruktur.
Wie groß das Potenzial ist, zeigt eine Studie des norwegischen Beratungs- und Zertifizierungsunternehmens DNV. Bei vollständiger Aktivierung der Nachfrageflexibilität bis 2030 könnten in der EU jährlich:
| • | 37,5 Millionen Tonnen CO₂ eingespart, | | • | bis zu 29,1 Milliarden Euro an Netzinvestitionen vermieden und | | • | 71 Milliarden Euro an direkten Verbraucherkosten reduziert werden. | | | Für Deutschland beziffert das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie den potenziellen volkswirtschaftlichen Nutzen auf bis zu 10,6 Milliarden Euro.
Das Problem: „Der Smart-Meter-Einbau ist für Messstellenbetreiber nicht kostendeckend“, sagt Patrick Vollmuth von der Forschungsstelle für Energiewirtschaft. Zudem erhöhe die hohe regulatorische Komplexität die Kosten deutlich.
Laut Bundesnetzagentur haben über die Hälfte der Betreiber bisher keine Geräte verbaut. „Die Umsetzung der Prozesse sowie die Integration in die bestehenden IT-Systeme ist anspruchsvoll“, so die Behörde. Sie fordert Kooperationen oder externe Dienstleister. Bei Verstößen drohen Maßnahmen und Zwangsgelder.
Die komplizierte deutsche Umsetzung des Smart-Meter-Rollouts stößt zunehmend auf Kritik. Digitale Energieanbieter wie Octopus Energy, Tibber, Ostrom und Rabot Energy fordern in einem offenen Brief an die Bundesregierung eine grundlegende Vereinfachung: „Smart Meter müssen an erster Stelle Stromflüsse messen und Messwerte übermitteln (TAF 7) – mehr nicht.“ Die teure Steuerfunktion gemäß § 14a EnWG sei überflüssig und könne über Cloudlösungen abgebildet werden. Der Gesetzgeber solle ein vereinfachtes „Smart Meter Light“ ermöglichen.
Unterstützung kommt von Energieexperte Prof. Lion Hirth, Energieexperte von der Hertie School: „Nach meiner Auffassung ist der deutsche Sonderweg bei Smart Metern einfach falsch. Zusätzliche Funktionen […] sollten aber nicht zum gesetzlich definierten Funktionsumfang gehören.“ | |
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CEO.Talk
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Ivo Ivanov, CEO von DE-CIX und Vorstandsvorsitzender der DE-CIX AG.
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Wie DE-CIX das Internet der Zukunft baut
„Die Zukunft des Internets erfordert einen dezentralen Aufbau digitaler Infrastruktur“, sagt Ivo Ivanov, CEO von DE-CIX, dem weltweit größten Betreiber von Internetknoten („Internet Exchanges“), im Gespräch mit Table.Briefings. Gemeint ist der Ausbau physischer Knotenpunkte, an denen Internetanbieter, Content-Netzwerke und Unternehmen ihre Netze direkt miteinander verbinden. „Nur mit lokalen Internet Exchanges in der Fläche werden Anwendungen wie autonomes Fahren oder humanoide Roboter bald möglich.“
Ein Beispiel ist ein Pilotprojekt im US-Bundesstaat Kansas: In Wichita errichtet DE-CIX in Partnerschaft mit einer Universität eine neue Infrastruktur. In den kommenden fünf bis sechs Jahren sollen weitere Hochschulen dem Beispiel folgen und über 100 neue Internet Exchanges entstehen, vor allem in ländlichen und bisher schlecht erschlossenen Regionen. „Im Radius von 100 bis 200 Kilometern können wir die nötige Konnektivität und Zusammenschaltungsleistung anbieten. Das ist die Zukunft“, ergänzt Ivanov.
Ein zentrales Thema ist dabei die Entwicklung von Anwendungen mit künstlicher Intelligenz. Besonders „AI-Inferencing“ reagiere empfindlich auf Verzögerungen, erklärt der Firmenchef. Das sogenannte „Dreieck der AI-Interconnection“ beschreibt die Verbindung zwischen KI-Modellen, vernetzten Endgeräten (etwa im Internet der Dinge oder an der Netzperipherie) und der Übertragungstechnologie – darunter Glasfaser, 5G, 6G oder Satellitenverbindungen. „Damit humanoide Roboter autonom reagieren können, muss die Infrastruktur extrem niedrige Latenzzeiten gewährleisten.“ Stehen, springen und balancieren – damit Roboter das selbständig können, sind Latenzzeiten im unteren einstelligen Millisekundenbereich erforderlich. Das entspreche einer maximalen Distanz von 80 bis 120 Kilometern zwischen Nutzer und Knotenpunkt.

„Geografische Verteilung ist entscheidend“, betont Ivanov. Um minimale Latenzzeiten für künftige AI-Anwendungen zu realisieren, verfolgt DE-CIX modulare Ansätze – etwa mit besonders kleinen Exchange-Einheiten, die in der Größe einem Pizzakarton ähneln werden. Diese lassen sich künftig an Mobilfunkmasten, in Einkaufszentren, Mini-Rechenzentren oder an Verkehrsknotenpunkten unterbringen.
Auch Neutralität spielt für das Unternehmen eine Rolle. „Wir sind weder Rechenzentrumsbetreiber noch Carrier, sondern bieten offene Zugänge für alle Netzwerke – egal, aus welchem Rechenzentrum, in dem wir präsent sind“, sagt Ivanov. Damit richtet sich das Angebot unter anderem an Unternehmen aus Branchen wie Finanzdienstleistungen, Automobilindustrie, Einzelhandel, Logistik und Gesundheitswesen – darunter auch Konzerne aus den Fortune 100.
Mit Blick auf Deutschland fordert Ivanov noch mehr Tempo: „Wir brauchen ein digitales Infrastruktursondervermögen, den Ausbau von 5G, 6G und Glasfaser sowie eine Fachkräftestrategie. Die Digitalisierung in Bund, Ländern und Kommunen ist entscheidend für Wachstum und Effizienz. Wir brauchen präzise Umsetzungen.“
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CEO.Picks
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Lars-Hendrik Röller (ESMT Berlin).
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KI-Leadership in Zeiten geopolitischer Unsicherheit
Europa steht vor einer entscheidenden Weggabelung. Wir können gestaltende Kraft im KI-Zeitalter werden – oder Zuschauer globaler Entwicklungen, die längst im Gange sind. Denn in einer Welt wachsender geopolitischer Spannungen ist KI nicht mehr nur eine Frage von Innovation, sondern Treiber internationaler Kräfteverschiebungen.
Drei Aspekte gilt es zu beachten:
| • | Europa muss schneller und effizienter werden. Um global wettbewerbsfähig zu bleiben, muss Europa gezielt in Innovation, Talente und Infrastruktur investieren. Bislang haben nur 13,5 Prozent der europäischen Firmen KI implementiert. Ein klares Zeichen dafür, dass wir uns zu langsam bewegen. Europa muss zudem die KI-Regulierung vereinfachen und reformieren. | | • | KI kann als Brücke zwischen Europa und den USA dienen. KI bietet die Chance, die transatlantische Zusammenarbeit zu vertiefen, Kapitalströme und gemeinsamer Innovation. Insbesondere mit Blick auf Verteidigungs- und Sicherheitssektoren muss Europa seine Fähigkeiten stärken, die europäischen Strukturen schaffen und fördern und zugleich eng mit Partnern kooperieren. | | • | Europa muss auf seiner industriellen Stärke aufsetzen. Europa hat viele Stärken und hat viele Weltmarktführer, zum Beispiel im Mittelstand. Hier müssen die Chancen von KI genutzt werden, um Wertschöpfung in Europa zu sichern. Dabei steht die Anwendung von KI im Vordergrund. Hier muss die Regulierung von KI förderlich sein. | | |

Für Führungskräfte bedeutet das: Jetzt ist der Moment, die Grundlagen für eine KI-Strategie, die auf Anwendungen setzt, weiter und schneller umzusetzen.
Lars-Hendrik Röller ist Gründer und Vorsitzender des Berlin Global Dialogue sowie Professor für Volkswirtschaftslehre an der ESMT Berlin. | |
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CEO.News
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Verena Hubertz (SPD), Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen im Podcast Table.Today.
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Bauministerin Hubertz will Beschränkungen für Neubau lockern
Die SPD-Bauministerin Verena Hubertz will den neuen Paragrafen 246e ins Baugesetzbuch aufnehmen und die Reform noch vor der Sommerpause ins Kabinett bringen. Mit der Änderung sollen Beschränkungen und bürokratische Hindernisse beim Neubau von Wohneinheiten ausgehebelt werden. Ein „game changer“ im Kampf gegen die Wohnungsknappheit, sagt Hubertz. In Deutschland fehlen derzeit rund 550.000 Wohnungen – vor allem bezahlbare. Mit dem neuen Recht bekämen die Kommunen künftig „eine Brechstange an die Hand“, sagt Hubertz im Podcast Table.Today. Die Änderung soll im Gegensatz zu dem früheren Gesetzentwurf der Ampel-Koalition für alle Kommunen gelten, nicht nur für angespannte Wohnungsmärkte.
Neuauflage für Wohnbündnis. Das Bündnis für bezahlbaren Wohnraum, mit dem Amtsvorgängerin Klara Geywitz alle Beteiligten des Wohnungsbaus an einen Tisch holte, um Lösungen zu besprechen, soll verschlankt und neu aufgesetzt werden. Das gesamte Podcast-Gespräch mit Hubertz hören Sie im Podcast hier. Michael Bröcker
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Jens Südekum, Ökonom und Professor an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf. (Privat)
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Jens Südekum wird Beauftragter für gesamtwirtschaftliche Entwicklung
Bundesfinanzminister Lars Klingbeil hat den Ökonomen Jens Südekum zu seinem persönlichen Beauftragten für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung ernannt. In dieser Rolle soll Südekum den Minister künftig in makroökonomischen Fragen beraten.
Klingbeil kündigte an, das Bundesfinanzministerium stärker auf Investitionen und Strukturreformen auszurichten: „Wir wollen Deutschland durch Investitionen und Strukturreformen schnell auf Wachstumskurs bringen“, so der Minister. Südekum sei dafür ein „führender Ökonom“, der Theorie und Praxis verbinde.
Südekum erklärte, er wolle dazu beitragen, Investitionen und Reformen zügig umzusetzen: „Es geht darum, effizient zu handeln und die Wirkung laufend zu analysieren.“ Michael Bröcker
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Julian Nagelsmann wirbt für Schwarz Digits
Der Bundestrainer der deutschen Fußballnationalmannschaft ist das neue Gesicht von Schwarz Digits, der IT- und Digitalsparte der Schwarz Gruppe (u. a. Lidl, Kaufland). Die Kampagne läuft über mehrere Monate und umfasst digitale Formate, Außenwerbung sowie einen TV-Spot am 4. Juni zum Nations-League-Spiel Deutschland gegen Portugal.
Ziel ist es, digitale Souveränität stärker ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. „Im Profifußball, in Unternehmen und auf jedem Smartphone entstehen Unmengen an Daten“, so Christian Müller, Co-CEO von Schwarz Digits. „Digitale Souveränität heißt, selbstbestimmt entscheiden zu können, wer diese Daten bekommt und was er damit macht.“
Nagelsmann zieht Parallelen zu seiner Arbeit: „Souveränität bedeutet, eine Strategie zu haben, aber auch aufmerksam, flexibel und anpassungsfähig zu sein. Es bedeutet, mutig und entscheidungsfreudig zu sein.“
Auch Rolf Schumann, Co-CEO bei Schwarz Digits, sieht den Trainer als idealen Partner: „Julian Nagelsmann verkörpert genau das, was wir für Souveränität brauchen – im digitalen Raum wie auf dem Rasen: eine klare Strategie, Haltung und Mut.“
Schwarz Digits verantwortet unter anderem die Cloud STACKIT, Sicherheitslösungen von XM Cyber, KI-Anwendungen (unter anderem mit Aleph Alpha) sowie die App Omniac zum Schutz vor Datenlecks. Deniz Karaaslan
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Start-up- und Scale-up-Strategie: Wie die Kommission den Exodus verhindern will
Zu viele innovative Start-ups verlassen Europa, wenn sie in die Wachstumsphase kommen. Das soll sich ändern. Dazu hat die Kommission jetzt ihre Start-up- und Scale-up-Strategie vorgelegt. Lob kam vom European Startup Network (ESN). Der Dachverband für fast 50 nationale und regionale Start-up-Verbände aus ganz Europa nannte die Start-up- und Scale-up-Strategie „einen Schritt in die richtige Richtung“. Positiv hob der Verband hervor, dass die Kommissarin einen direkten Dialog mit der Branche geführt habe. Was die Kommission plant, lesen Sie im Europe.Table. Corinna Visser
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BYD in Brasilien: Klage wegen menschenunwürdiger Arbeitsbedingungen
Die brasilianische Staatsanwaltschaft hat Anklage gegen den chinesischen Autokonzern BYD sowie die Firmen JinJiang und Tecmonta erhoben. Der Vorwurf: sklavenähnliche Arbeitsbedingungen und internationaler Menschenhandel beim Bau einer neuen BYD-Fabrik in Camacari. Brasilien ist der wichtigste Auslandsmarkt für BYD.
Im vergangenen Jahr waren 220 chinesische Arbeiter von der Baustelle gerettet worden. Sie waren laut Ermittlungen unter falschen Versprechungen nach Brasilien gelockt und mit falschen Visa eingesetzt worden. Die Staatsanwaltschaft beschreibt die Unterkünfte als menschenunwürdig: Es habe zu wenige Toiletten, keine getrennten Sanitäranlagen und Betten ohne Matratzen gegeben. In einer Siedlung teilten sich 31 Personen eine einzige Toilette.
Die drei Unternehmen sollen umgerechnet rund 40 Millionen Euro Strafe zahlen. Zusätzlich fordern die Behörden individuelle Entschädigungen für die betroffenen Arbeiter. BYD teilte mit, man wolle mit den Behörden kooperieren. Die Vorwürfe hatte der Konzern im Dezember noch als Schmierkampagne bezeichnet. Mehr dazu finden Sie im China.Table. Julia Fiedler
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CEO.Presseschau
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t3n: Dario Amodei warnt vor Arbeitslosigkeit durch KI Dario Amodei, CEO von Anthropic, einem führenden Entwickler künstlicher Intelligenz, hat die USA mit einer eindringlichen Warnung aufgeschreckt. Seiner Einschätzung nach könnte der Vormarsch von KI Millionen Arbeitsplätze in Bereichen wie Technologie, Finanzen, Recht und Service bedrohen. („Anthropic-CEO warnt: KI könnte Millionen gut bezahlte Jobs vernichten“)
Telepolis: Jensen Huang warnt vor China Nvidia, führender Anbieter von KI-Chips, sieht sich in China wachsendem Wettbewerb ausgesetzt. Während das Unternehmen unter den US-Sanktionen leidet, nutzen chinesische Hersteller wie Huawei die Gelegenheit, um technologisch aufzuschließen. Nvidia-CEO Jensen Huang blickt besorgt auf die Entwicklung, denn Huawei hat in den vergangenen Jahren eigene Grafikprozessoren (GPUs) für künstliche Intelligenz entwickelt und stärkt damit seine Marktposition. („Nvidia-CEO warnt vor wachsender Konkurrenz aus China“)
Wirtschaftswoche: Rainer Neske für weniger Feiertage Rainer Neske, Vorstandschef der Landesbank Baden-Württemberg, spricht sich für eine Reduzierung von Feiertagen aus, um die Produktivität in Deutschland zu steigern. Seiner Ansicht nach wäre es ein sinnvolles Signal, ein oder zwei Feiertage zu streichen, ohne dass dies als unangemessen betrachtet werden sollte. („Feiertage? Es ist schon enorm, was da an Arbeitszeit verloren geht“)
Ecoreporter: Großunternehmen werden grüner Deutschlands größte Unternehmen haben 2024 erneut ihre direkten Treibhausgasemissionen gesenkt. Im Vergleich zum Vorjahr reduzierten die 40 im DAX gelisteten Konzerne ihre CO₂-Emissionen (Scope 1 und 2) von 184,1 Millionen auf 172,6 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente – ein Rückgang von gut 6 Prozent. („Studie: Licht und Schatten beim CO2-Ausstoß der DAX-Konzerne“)
Wirtschaftswoche: Gender-Pay-Gap stabil Eine neue Analyse verdeutlicht die anhaltende Ungleichheit zwischen Männern und Frauen in den Belegschaften der DAX-Unternehmen. In 29 der 33 untersuchten Konzerne verdienen Männer im Durchschnitt mehr als ihre weiblichen Kolleginnen. („So groß sind die Gehaltsunterschiede in den DAX-Konzernen“)
Projekt Magazin: Wechsel mit Vertrauen Ein Wechsel in die Führungsebene bringt häufig Unsicherheiten mit sich – sowohl für die neue Führungskraft als auch für das bestehende Team. Besonders wenn die Projektleitung von außen kommt, ist es entscheidend, dass sie sich Zeit nimmt, die Mitarbeitenden individuell kennenzulernen. („Vom Kollegen zur Führungskraft – Tipps für einen souveränen Rollenwechsel“)
Capital: Christian Klein hat Ärger Christian Klein hat SAP an die Spitze Europas geführt und das Unternehmen zur wertvollsten Marke des Kontinents gemacht. Doch die Führungsqualitäten, die diesen Erfolg ermöglichten, sorgen nun intern für Widerstand. Teile der Belegschaft stellen sich gegen ihn, da seine Strategie und Arbeitsweise nicht überall auf Zustimmung stoßen. („Wie SAP-CEO Christian Klein seinen guten Ruf aufs Spiel setzt“)
FAZ: Mark Branson leidet unter der Bürokratie Mark Branson, Chef der Finanzaufsicht BaFin, beschäftigt sich intensiv mit der Frage, wie tragfähig die US-Staatsfinanzen langfristig sind. Gleichzeitig sieht er sich in Deutschland mit bürokratischen Hürden konfrontiert, die ihm zu schaffen machen. („Kein Finanzmarkt ist grenzenlos stabil“)
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CEO.Index
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Tiefstwert trotz Erfahrung: Kreuzburg fällt zurück
Joachim Kreuzburg hat während seiner langen Amtszeit als Sartorius-Chef maßgeblich zum Wachstum und zur Wertschöpfung des Unternehmens beigetragen. Im herausfordernden Jahr 2024 geriet diese Bilanz jedoch in den Hintergrund – im Vordergrund stand der bevorstehende Führungswechsel.

Nicht nur Sartorius war von der Post-Pandemie-Flaute im Geschäft betroffen, auch Impfstoffhersteller wie Biontech sahen sich mit einem massiven Rückgang bei Stückzahlen und Preisen konfrontiert. Biontech gelingt jedoch ein strategischer Imagewandel, indem das Unternehmen auf das neue beziehungsweise alte Thema Krebsforschung setzt.
Als dienstältester CEO im DAX40 hatte Kreuzburg beste Voraussetzungen für eine starke Platzierung im CEO Impact Index. Aber mit nur 90,7 von 550 möglichen Punkten liegt er weit hinten.

Die gesamte Studie zum 24. CEO Impact Index kann unter: www.mediatenor.de kostenfrei heruntergeladen werden. Wie auch alle anderen 23.
Roland Schatz ist Gründer und Chefredakteur des Forschungsinstituts Media Tenor International AG. | |
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CEO.Politics
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EU-Rüstungsfonds Safe: Wie die Mitglieder an Darlehen kommen sollen
Die EU-Mitgliedstaaten haben am Dienstag die Einrichtung eines Rüstungsfonds in Höhe von 150 Milliarden Euro genehmigt. Über das Programm Security Action for Europe (Safe) will Brüssel in den kommenden fünf Jahren Darlehen an europäische Länder für gemeinsame Rüstungsprojekte vergeben.
Für den Fonds will die Kommission Geld am Kapitalmarkt leihen. Mitgliedstaaten haben ab Inkrafttreten sechs Monate Zeit, Beschaffungsvorhaben einzureichen. Nach Prüfung können der Kredit und etwaige Vorfinanzierungen von bis zu 15 Prozent bewilligt werden. Bei den Beschaffungen aus dem Safe-Fonds müssen mindestens 65 Prozent des Werts der Komponenten aus der EU, der Schweiz, Liechtenstein, Island, Norwegen oder der Ukraine kommen. Auch Güter aus Ländern mit EU-Beitrittsperspektive oder aus Staaten, die Sicherheitsabkommen mit der EU unterzeichnet haben, könnten unter die 65 Prozent fallen. Was sich die EU von dem Fonds erhofft, lesen Sie im Security.Table. Gabriel Bub
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Grüner Wasserstoff: So behindert CBAM die Dekarbonisierung im Globalen Süden
Der CO₂-Grenzausgleichsmechanismus der Europäischen Union (CBAM) stellt in seiner aktuellen Konstruktion infrage, ob er wirklich als Klimaschutz-Instrument oder teilweise nur als Handelshindernis funktioniert. Denn die bisherigen Regeln bremsen den Import von grünem Wasserstoff und die Energiewende in Ländern des Globalen Südens. Weil bei den CBAM-Regeln für den Import von grünem Wasserstoff eine fossilfreie Produktion nicht bevorzugt wird, fehlt etwa afrikanischen Ländern ein Anreiz, ihre Energieversorgung zu dekarbonisieren. Wieso die europäische Wasserstoff-Wirtschaft dennoch an den derzeitigen Regeln festhalten will, lesen Sie im Europe.Table. Lukas Knigge
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Sachverständige: Bildungspolitik muss sich um junge Erwachsene kümmern
Bildungs- und Sozialpolitik sollten sich mehr für Chancen im Übergang von der Schule in den Beruf einsetzen, fordern 15 Sachverständige. Sie kritisieren mangelnde Chancengleichheit im Übergangsbereich, der beruflichen Bildung und an den Hochschulen. Den gesamten Artikel lesen Sie im Bildung.Table. Anna Parrisius
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CEO.Economics
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US-Zollpolitik ohne Inflationsschub?
Alle Ökonomen sind sich einig: Die US-Zollpolitik sollte zu einem deutlichen Anstieg der Inflationsrate führen. Doch im April lag die Inflation in den USA mit 2,3 Prozent so niedrig wie seit Februar 2021 nicht mehr. Zugleich betrug das monatliche Handelsdefizit der USA in Gütern und Dienstleistungen 140 Milliarden Dollar – doppelt so viel wie in den Monaten zuvor.
Ich denke nicht, dass die Ökonomen grundsätzlich falschliegen – vielmehr kommen aktuell mehrere kurzfristige Effekte zusammen, die diese beiden überraschenden Entwicklungen erklären können.
Erwartungen sind entscheidend: Unternehmen in den USA – ebenso wie in exportierenden Ländern – haben die von Trump angekündigten Zölle frühzeitig erwartet. In der Folge wurden Güter bereits Ende 2024 und Anfang 2025 vorab zollfrei importiert. Das betrifft sowohl Endprodukte als auch Vorprodukte, die für die Produktion in den USA benötigt werden.
Zweiter Faktor: die Abwertung des US-Dollars. Der Dollar hat handelsgewichtet rund zehn Prozent gegenüber den wichtigsten Währungen abgewertet. Grund dafür ist das schwindende Vertrauen internationaler Finanzakteure in die US-Wirtschaftspolitik. Die Nachfrage nach US-Staatsanleihen ist zurückgegangen – und damit auch nach US-Dollar. Diese Abwertung verteuert Importe und verbilligt Exporte. Selbst bei unveränderten Mengen erhöht sich dadurch das Handelsdefizit rein rechnerisch.
Diese Entwicklungen wirken auch auf die Inflation. Importeure haben derzeit einen Anreiz, zollfreie Ware zurückzuhalten. Wer wartet, bis Wettbewerber Zölle zahlen müssen, kann die eigenen Produkte später zu höheren Preisen verkaufen – und höhere Gewinne erzielen. Das betrifft natürlich nur nicht verderbliche Güter, nicht etwa Lebensmittel.
So lag die Inflationsrate für Lebensmittel im April bereits bei 2,8 Prozent – deutlich höher als die allgemeine Rate. Gleichzeitig sind die Energiepreise im April um 3,7 Prozent gefallen. Der Rückgang erklärt sich allerdings nicht nur durch ein gestiegenes Angebot („drill, baby, drill“), sondern vor allem durch die Erwartung eines schwächeren Wirtschaftswachstums – sowohl in den USA als auch weltweit infolge der Zollpolitik.
Ein weiterer Aspekt: die Logistik. Die Effekte der Zölle auf Preise und Inflation treten mit Verzögerung auf – auch wegen der Lieferketten. Ein Containerschiff von Shanghai nach Los Angeles ist mehrere Wochen unterwegs. Unternehmen versuchen, die Ankunft ihrer Lieferungen so zu timen, dass sie in eine Phase niedriger Zölle fällt. Entsprechend kommt es zu Verzögerungen, leerstehenden Häfen in den USA und Schiffen, die länger als geplant in chinesischen Häfen verweilen. Diese Versuche der zeitlichen Optimierung führen letztlich zu Ineffizienzen – und zu höheren Preisen für US-amerikanische Unternehmen und Verbraucher.
Fazit: Die inflationären Effekte der US-Zollpolitik werden mit Zeitverzögerung sichtbar – sowohl in den Lieferketten als auch in den Inflationsdaten. | |
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CEO.Personnel
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Spiegel: Antonio Filosa übernimmt Stellantis Der erfahrene US-Manager Antonio Filosa soll Stellantis wieder auf Erfolgskurs bringen. Mit 25 Jahren Erfahrung in der Industrie kennt er die Branche bestens und stammt zudem aus den eigenen Reihen des Unternehmens. Zuletzt verantwortete Filosa das operative Geschäft von Stellantis in Nord- und Südamerika und bringt damit umfassende Kenntnisse über die internationalen Märkte mit. („Antonio Filosa rückt an die Spitze von Stellantis“)
Handelsblatt: Michele Molon wird Schwan-Stabilo-Chef Sebastian Schwanhäußer gibt seine Rolle als Chef des traditionsreichen Familienunternehmens Schwan-Stabilo auf. Zum Ende des Geschäftsjahres wechselt er am 1. Juli an die Spitze des Firmenbeirats und bleibt dem Unternehmen in beratender Funktion erhalten. Sein Nachfolger stammt nicht aus der Familie: Michele Molon tritt die Führung im Oktober an. Der Manager kommt vom Luxuskonzern Swarovski International, wo er zuletzt als Chief Commercial Officer tätig war. („Schwan-Stabilo – neuer Chef kommt von Swarovski“)
Horizont: Xavier Chardon wird Citroën-CEO Zum 2. Juni wird Xavier Chardon neuer Chief Executive Officer von Citroën. Aktuell leitet er noch VW France, wo er seit September 2021 an der Spitze des französischen Marktes für den Wolfsburger Autohersteller steht. („Ex-VW-Marketingchef Xavier Chardon wird CEO von Citroën“)
Manager Magazin: Carla Kriwet zieht es zu Hidden Champion Im Juli übernimmt Carla Kriwet, die ehemalige Chefin von Fresenius Medical Care, die Führung des Plochinger Keramikspezialisten CeramTec, einem Hidden Champion der Branche. Ihr Vorgänger, Hadi Saleh, hat seinen Rückzug von der Unternehmensspitze zum Jahresende angekündigt und wird anschließend in den Aufsichtsrat wechseln. („Carla Kriwet heuert bei Keramikspezialist CeramTec an“)
Weser Kurier: Rainer Böse wird Stahlwerk-Chef Rainer Böse tritt als neuer Chef des Bremer Stahlwerks Arcelor-Mittal an. Sein Amtsantritt erfolgt in einer anspruchsvollen Phase, in der das Unternehmen seine Produktion auf klimafreundlichere Verfahren umstellen und gleichzeitig seine Wettbewerbsfähigkeit sichern muss. („Bremer Stahlwerk bekommt neuen Chef“)
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CEO.Standpunkt
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Cordula Meckenstock, Co-CEO von lawpilots. (Foto: Niklas Patzig)
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Leadership im Wandel: Führung heißt nicht mehr Kontrolle, sondern Kontext
Leadership und Kultur sind keine Wohlfühlthemen, sie entscheiden über Erfolg oder Stillstand. In einer Welt, die sich schnell verändert, sind sie keine Kür, sondern Voraussetzung für Handlungsfähigkeit. Wer heute auf Dauer wettbewerbsfähig sein will, braucht Klarheit in der Führung und eine Kultur, die Initiative erlaubt. Es reicht nicht mehr, das Richtige zu wollen. Man muss es auch können.
„Machen und messen, machen und messen“ – dieser Satz von Isabel Bonacker (stellvertretende Vorsitzende des Verwaltungsrates und Mitinhaberin der BABOR BEAUTY GROUP) bringt es für mich auf den Punkt. In Deutschland reden wir gern über Prozesse, aber nicht genug über Geschwindigkeit. Innovation verlangt Mut, Wiederholung, Präzision und den Willen, sich messen zu lassen. Viele große Unternehmen haben diese Fähigkeit irgendwann auf dem Weg zur Stabilität verloren. Die Fehlervermeidung ist zur Maxime geworden. Nicht der Fortschritt. Dabei braucht Transformation beides: Sicherheit im Fundament und Flexibilität in der gesamten Organisation.
Kulturwandel kann man nicht herbeireden. Er lässt sich weder mit Kommunikationskampagnen kaschieren noch per Anordnung oder Richtlinie erzwingen. Wie schwer das in der Praxis sein kann, zeigt aktuell auch Bayer: Der CEO gibt ein klares Signal für Veränderung, doch die Organisation tut sich schwer, dieses Signal aufzunehmen und in konkretes Handeln zu übersetzen. Wandel braucht mehr als Ansagen von oben, er braucht gemeinsame Umsetzungskraft. Er beginnt dort, wo Führung klar Haltung zeigt und das Signal sendet, dass Tempo, Experimente und offenes Feedback ausdrücklich erwünscht sind. Nur wenn dies von oben gelebt wird, kann eine Organisation diese Haltung verinnerlichen und in die tägliche Arbeit überführen. Mut wird dann nicht bestraft, sondern verstärkt.
Was ich als CEO in einem Scale-up besonders schätze: Wir verankern Kultur mit dem Wachstum. Wir gestalten sie aktiv mit und nutzen das als strategische Chance. Je früher Haltung Teil der DNA eines Unternehmens wird, desto stabiler ist es in Zeiten des Wandels. Bei lawpilots erleben wir genau das: Unser Wachstum geht mit wachsender Verantwortung einher. Diese gilt der Kommunikation, der Kultur und der Fähigkeit, komplexe Themen wie Compliance, ESG oder KI so zu vermitteln, dass sie im Alltag wirklich verstanden und gelebt werden.
Gute Führung entsteht oft durch Perspektivwechsel. Statt sich beim Reifenwechsel im Flugzeug an anderen Airlines zu orientieren, lohnt sich der Blick zur Formel 1: Geschwindigkeit, Präzision und Teamarbeit auf höchstem Niveau lassen sich auf viele Unternehmensprozesse übertragen. Auch der CEO von Microsoft zeigt, wie wirksam eine Kultur sein kann, die auf Neugier, Demut und Empathie setzt. Diese Art von Unternehmenskultur verbindet wirtschaftlichen Erfolg mit innerer Haltung und langfristiger Wirkung. Wer offen bleibt für ungewöhnliche Vorbilder, trifft bessere Entscheidungen.
Denn die zentrale Aufgabe von Führung ist es nicht, alles zu wissen; sondern Räume zu schaffen, in denen Neues entstehen darf. Das bedeutet: zuhören, loslassen, mitlernen. Führung ist nicht mehr Kontrolle, sondern Kontext. Kultur ist kein Nebenschauplatz, sondern Kerngeschäft. Wer das heute nicht erkennt, wird morgen weder Talente halten noch Dynamik entfalten.
Cordula Meckenstock ist seit Januar 2025 Co-CEO des Legal & Educational RegTech Unternehmens lawpilots mit Sitz in Berlin. Nach dem Jurastudium und der Promotion im internationalen Investitionsschutzrecht arbeitete sie unter anderem bei KPMG, Gibson Dunn sowie im Bundeswirtschaftsministerium. Internationale Führungsstationen folgten bei Siemens Airport Logistics, Grünenthal und BayWa, wo sie globale Verantwortung für Compliance, Data Privacy&Data Ethics, ESG und Transformation trug. Seit 2019 ist sie zudem Honorarprofessorin an der Universität Leipzig. | |
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