Table.Briefing: CEO Ausgabe: 22

Orlopp erfolgreich im Abwehrkampf + Wernicke für europäische Arzneimittel-Grundversorgung + Was eine Luxusmarke aufwertet

CEO.Table
Professional Briefing
#22 / 17. Mai 2025
Executive.Summary: Orlopp führt erfolgreichen Abwehrkampf gegen Unicredit
CEO.Talk: Merck-Deutschland-CEO Wernicke für Grundversorgung mit Arzneimitteln aus europäischer Produktion
CEO.Picks: Wenn Führungskräfte sich durch Zusammenarbeit bedroht fühlen
CEO.News: BMW-Aufsichtsrat – Reithofer geht, Peter übernimmt
Menschenrechtsverletzungen: VW will Risiken früh erkennen
CEO.Presseschau: SAP schafft Frauenquote ab + Kreditratings disziplinieren CEOs + Rechenleistung lieber mieten
CEO.Index: Neuer Hannover Re-CEO Jungsthöfel – vielversprechende Ausgangslage
CEO.Success: Hermès – Monobrand schlägt Luxus-Konzerne
CEO.Politics: Wird der Euro die neue Leitwährung, Frau Schnabel?
Berichterstattung: Mehrheit der EU-Wirtschaft unterstützt CSRD
Handelsrat: Šefčovič will Handelsabkommen schneller ratifizieren
CEO.Personnel: Streit neue Aufsichtsratsvorsitzende bei der Börse + Blume verjüngt Porschevorstand + Bernard neuer Sonova-CEO
CEO.Tech&Science: Bayer richtet Crop Science neu aus
CEO.Standpunkt: Katrin Leonhardt über die Zukunftsfähigkeit von Verwaltung und Förderinstitutionen
CEO.Quote: Roland Busch vertraut auf seine Strategie
Executive.Summary
Commerzbank-Chefin Bettina Orlopp auf der HV des Frankfurter Kreditinstituts in Wiesbaden.
Commerzbank-Chefin Bettina Orlopp auf der HV des Frankfurter Kreditinstituts in Wiesbaden.
Orlopp führt erfolgreichen Abwehrkampf gegen Unicredit
Von Thilo Boss
Die Strategie von Commerzbankchefin Bettina Orlopp im Abwehrkampf gegen eine feindliche Übernahme durch die Unicredit scheint aufzugehen. Vor und nach der Hauptversammlung (HV) in Wiesbaden haben führende deutsche Politiker parteiübergreifend auf die Eigenständigkeit von Deutschlands zweitgrößter Bank gepocht und sich hinter Orlopp gestellt. „Die Commerzbank ist ein wichtiger Teil des deutschen Bankensystems, gerade für die Mittelstandsfinanzierung. Sie braucht eine verlässliche Perspektive als eigenständiges Finanzinstitut. Ich lehne das feindliche Vorgehen der Unicredit ab“, sagte Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) dem CEO.Table.

Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) bezeichnete das Vorgehen des italienischen Kreditinstituts als „inakzeptabel“. Er stufte das Frankfurter Geldhaus als „systemrelevant“ ein. Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU) hatte schon in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Finanzausschusses des Bundestags vor der Regierungsbildung gegenüber dem CEO.Table ähnlich argumentiert, da die Commerzbank etwa ein Drittel des Kreditgeschäfts der deutschen mittelständischen Unternehmen finanziere. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) soll angeblich schon auf der Suche nach einem Ankerinvestor sein.

Eine Übernahme gilt gegen den Widerstand der deutschen Politik als schwierig. Unicredit-CEO Andrea Orcel hält trotzdem an ihr fest. Er soll nach Berichten der Nachrichtenagentur Bloomberg bereits in einem Brief schriftlich um Gesprächstermine mit der Bundesregierung angefragt haben. „Von Anfang an haben wir uns geduldet. Wir können bis 2027 warten und werden drei Dinge bewerten: den Meinungsaustausch mit der neuen deutschen Regierung, mit der wir uns noch nicht getroffen haben, und ob das Management der Commerzbank konstruktive und bilaterale Beziehungen wünscht. Vor allem aber werden wir die Ergebnisse bewerten“, lässt sich der Vorstandsvorsitzende der Mailänder Großbank im CEO.Table zitieren.

Unicredit hat sich rund 28 Prozent der Anteile des Frankfurter Dax-Konzerns gesichert. Bei 30 Prozent müssen die Mailänder, denen bereits die Hypovereinsbank gehört, den Aktionären ein offizielles Übernahmeangebot unterbreiten. Die EZB als Aufseherin genehmigte schon eine weitere Aufstockung der Commerzbank-Beteiligung. Auch das Bundeskartellamt hat grünes Licht gegeben. Der Bund hält nach seinem überraschenden Teilverkauf an die Italiener nur noch zwölf Prozent der Anteile. An der HV nahmen die Italiener allerdings überraschend nicht teil. Würde die Übernahme gelingen, steigt Unicredit mit einer Bilanzsumme von rund 1.300 Milliarden Euro zum drittgrößten europäischen Geldinstitut auf.

Orlopps Abwehrstrategie steht im Wesentlichen auf zwei Säulen. Zum einen will sie durch eine Verbesserung der Finanzperformance die Aktie für Anleger lukrativer machen. Der damit verbundene steigende Aktienkurs macht die Übernahme für die Unicredit teurer und damit unattraktiver. Den Gewinn will sie bis 2028 um mehr als die Hälfte auf 4,2 Milliarden Euro steigern. Die Commerzbank hatte 2024 einen Rekordgewinn erzielt. Nach Angaben von Union-Investment-Managerin Alexandra Annecke hat Orlopp den Anlegern eine Gesamtrendite von 82 Prozent eingefahren.



Zum anderen stärkt die Commerzbank-Chefin weiter das ohnehin schon starke Firmenkundengeschäft. Vor allem im Austausch mit der Politik ist dies ein entscheidender Faktor für deren Unterstützung. „Im Firmenkundengeschäft haben wir unser Angebot im zurückliegenden Jahr zielgerichtet ausgebaut“, sagte Orlopp auf der HV. Das gelte vor allem für wachstumsträchtige Geschäftsfelder wie Green Infrastructure Finance oder die Mittelstandsfinanzierung. „Als ein führender deutscher Außenhandelsfinanzierer erweitern wir punktuell das Netz unserer internationalen Standorte. Wir sind überall dort, wo unsere Kunden uns brauchen“, so Orlopp.

Die Commerzbank betreut 25.500 Firmenkunden mit einem Kreditvolumen von fast 100 Milliarden Euro in Deutschland. Mit einem Marktanteil von 30 Prozent ist sie die führende Bank in der Finanzierung des Außenhandels und begleitet den deutschen Mittelstand in über 70 Ländern. Laut einer FINANCE-Studie (Studien – FINANCE) lehnen Zweidrittel der befragten Top-Finanzentscheider deutscher Unternehmen eine Übernahme der Commerzbank ab. 77 Prozent der Firmenkunden, die die Commerzbank als Hausbank nutzen, bewerten eine Übernahme negativ. Als Gründe werden beispielsweise Sorgen um die Kreditversorgung und schlechtere Konditionen genannt.

In diese Richtung argumentiert auch Klaus Nieding, Vizepräsident der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Er sagte dem CEO.Table, es liege nicht im Interesse des Kapitalmarktes und der deutschen Wirtschaft, dass es in Deutschland nur noch eine große unabhängige deutsche Bank gebe. Die Bundesregierung müsse sich jetzt, nach dem dilettantisch gemanagten ersten Verkauf ihres Aktienpaktes an die Unicredit, der Übernahme deutlich entgegenstellen. Nieding: „Eine Commerzbank als Wurmfortsatz der Unicredit ist inakzeptabel.“
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CEO.Talk
Matthias Wernicke ist CEO von Merck-Deutschland (Healthcare Germany).
Matthias Wernicke ist CEO von Merck-Deutschland (Healthcare Germany).
Merck-Deutschland-CEO Wernicke für Grundversorgung mit Arzneimitteln aus europäischer Produktion
Von Thilo Boss
Um eine sichere Medikamentenversorgung in Deutschland zu gewährleisten und Lieferausfälle aus Asien vorzubeugen, hat Merck-Deutschland-CEO Matthias Wernicke die EU aufgefordert, eine europäische pharmazeutische Produktion aufzubauen. „Die Politik sollte Vorkehrungen treffen, dass die Grundversorgung mit Medikamenten beziehungsweise den wirkstoffrelevanten Vorprodukten aus europäischer Produktion gesichert ist“, sagte der Geschäftsführer von Merck Healthcare Germany im Gespräch mit dem CEO.Table. Während der Corona-Pandemie und nach dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs war es in Deutschland zu erheblichen Engpässen in der Medikamentenversorgung gekommen, wovon besonders die Krankenhaus-Apotheken betroffen waren.

Bei manchen Medikamenten – vor allem im Generika-Bereich – gebe es mittlerweile nur noch zwei oder drei Hersteller von relevanten Wirkstoffen. Falle einer aus oder werde die Lieferkette bei der Einfuhr aus anderen Ländern unterbrochen, könne es zu Lieferengpässen kommen, die die europäischen Hersteller nicht immer ausgleichen könnten. „Die Produktion dann für einen kurzen Zeitraum hochzufahren, ist rein technisch nicht möglich und macht zudem auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht keinen Sinn“, sagte Wernicke.

Derzeit gebe es in Deutschland in Summe allerdings keine Unterversorgung mit Medikamenten. Es stünden ausreichend Ersatzmedikamente zur Verfügung, die die gleiche Wirkung hätten. „In der Medikation macht das keinen Unterschied. Eine Behandlung ist also möglich. Es gibt keinen Notstand“, so Wernicke weiter.

Ausdrücklich bekannte sich der Geschäftsführer zum Standort Deutschland. Merck habe über die letzten zehn Jahre allein am Hauptsitz in Darmstadt zweieinhalb Milliarden Euro investiert. Zu schaffen mache der Branche dabei aber der enorme Bürokratieaufwand. „Wir haben in Deutschland Dutzende Datenschutz- und Ethik-Kommissionen, was an unserer föderalen Struktur liegt. Hier macht es Sinn, dies zu bündeln. Wer heute in Deutschland Pharmaforschung betreibt, muss einen unglaublichen Hürdenlauf machen, bevor das Medikament überhaupt erst in die Zulassung klinischer Studien kommt“, sagte Wernicke.

Der Darmstädter Dax-Konzern hatte am Donnerstag die Unternehmenszahlen für das 1. Quartal vorgelegt. Danach erzielte die Sparte Healthcare weltweit starke Umsätze unter anderem mit Medikamenten gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Stoffwechselstörungen und Endokrinologie. Der Konzernumsatz stieg insgesamt um 2,5 Prozent auf 5,3 Milliarden Euro.

Das ganze Wortinterview können Sie hier abrufen.
CEO.Picks
Eric Quintane (ESMT Berlin).
Eric Quintane (ESMT Berlin).
Wenn Führungskräfte sich durch Zusammenarbeit bedroht fühlen
Von Eric Quintane
Teamübergreifende Zusammenarbeit ist entscheidend für Agilität, Innovation und Problemlösung. Viele Unternehmen erkennen, wie wichtig es ist, die Rolle ihrer Führungskräfte neu zu denken – auch, um bereichsübergreifende Kooperation zu fördern. Doch bei der Umsetzung machen die wenigsten spürbare Fortschritte (siehe Grafik). Meine gemeinsame Studie mit Julija Mell, Giles Hirst und Andrew Carnegie zeigt ein zentrales Problem auf, an dem Unternehmen ansetzen können, um ihre Führungskräfte für diese Rolle zu befähigen.



Suchen Mitarbeitende außerhalb ihrer Abteilung Rat, ohne ihre Führungskraft einzubeziehen, reagieren manche Vorgesetzte defensiv. Sie empfinden das Verhalten als Bedrohung ihrer Autorität oder als Kontrollverlust – und reagieren mit Widerstand: durch Zurückhalten von Unterstützung, Abwerten von Ideen oder das Ausbremsen gemeinsamer Initiativen.

Zusammenarbeit scheitert oft dort, wo Führungskräfte sich übergangen fühlen. CEOs müssen ihre Manager daher darin bestärken, bereichsübergreifende Kooperation als Zeichen der Abstimmung zu verstehen – nicht als Bedrohung.

Was CEOs beachten sollten:

 Territoriales Denken abbauen: Selbst gutwillige Führungskräfte können teamübergreifende Zusammenarbeit behindern, wenn Rollen und Erwartungen nicht klar definiert sind.
 Ratsuche „nach oben“ fördern: Wenn Führungskräfte aktiv in bereichsübergreifende Vorhaben eingebunden werden, stärkt das Vertrauen und schafft gemeinsame Ausrichtung.
 Führung neu denken: In vernetzten Organisationen basiert Erfolg auf Einfluss und geteilter Verantwortung – nicht auf Kontrolle.
 
Zusammenarbeit über Teamgrenzen hinweg gelingt nur, wenn Führung sie aktiv ermöglicht.

Eric Quintane ist Associate Professor of Organizational Behavior an der ESMT Berlin.
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CEO.News
Norbert Reithofer (links) verabschiedet sich nach fast vier Jahrzehnten von BMW und macht Platz für Nicolas Peter (rechts).
Norbert Reithofer (links) verabschiedet sich nach fast vier Jahrzehnten von BMW und macht Platz für Nicolas Peter (rechts).
BMW-Aufsichtsrat: Reithofer geht, Peter übernimmt   Nach 38 Jahren in verschiedenen Funktionen verabschiedet sich Norbert Reithofer von der BMW Group. Zuletzt war er Vorsitzender des Aufsichtsrats. Bei seiner finalen Hauptversammlung wurde er unter anderem als „wichtiger Architekt des heutigen Erfolgs“ von CEO Oliver Zipse gewürdigt. Sein Nachfolger steht bereits fest: Mit einer Zustimmung von 86,21 Prozent übernimmt Nicolas Peter das Amt zunächst für vier Jahre. Er verfügt über viel Erfahrung sowohl in der Automobilindustrie als auch bei BMW – vor seiner zweijährigen Cooling-off-Periode war er von 2017 bis 2023 Finanzvorstand.

Im ersten Quartal 2025 verzeichnet BMW insgesamt ein solides Ergebnis, das den gesetzten Erwartungen entspricht. „Je anspruchsvoller das Umfeld, umso entscheidender sind überzeugende Produkte, eine konsistente Strategie und hohe Flexibilität. Unser technologieoffener Ansatz bleibt ein zentraler Erfolgsfaktor“, erklärt Zipse. Die EBIT-Marke im Segment Automobile liegt mit 6,9 Prozent am oberen Ende der Jahresprognosen. Am stärksten vorangetrieben wird das Wachstum weiterhin durch die elektrischen Modelle mit einem Plus von 32,4 Prozent. Lisa Brunßen
VW will Risiken von Menschenrechtsverletzungen früh erkennen  Um Risiken von Menschenrechtsverletzungen frühzeitig zu identifizieren, hat der VW-Konzern ein eigenes Verfahren entwickelt. Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) verpflichtet Unternehmen dazu, mögliche Verstöße bei Lieferanten und Sublieferanten aufzudecken, bevor Schäden entstehen. Laut VW-Beauftragter Kerstin Waltenberg geschehe das beim Konzern „überaus selten“. Die häufig kritisierten Berichtspflichten verteidigt sie: „Berichtspflichten sind nichts Schlechtes.“ Welche Risiken sie dennoch in Europa und Deutschland sieht, lesen Sie im ESG.TableCaspar Dohmen

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Bilfinger-Chef Schulz setzt weiter auf Nachhaltigkeit CEO Thomas Schulz nutzte die Hauptversammlung des Industriedienstleistungskonzerns Bilfinger, um eine Zwischenbilanz der Konzernstrategie zu ziehen. Dabei betonte er insbesondere die Fortschritte bei der internen Effizienzsteigerung und der Positionierung des Unternehmens als Lösungsanbieter im Bereich Nachhaltigkeit: „Wir haben wichtige Fortschritte auf dem Weg zur Erreichung unserer mittelfristigen Ziele gemacht.“

Bilfinger wolle sich in der Prozessindustrie „zunehmend als Lösungsanbieter zur Effizienz- und Nachhaltigkeitssteigerung“ etablieren. Das Unternehmen bietet Dienstleistungen über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg an – von Engineering und Fertigung über Montage und Wartung bis zu digitalen Anwendungen. Laut dem Bilfinger-Management liege der strategische Fokus nach Fortschritten in der „Steigerung der operativen Exzellenz“ nunmehr verstärkt auf der Positionierung als Lösungsanbieter zur Steigerung von Effizienz und Nachhaltigkeit.

Der Umsatz des Konzerns lag im vergangenen Jahr bei knapp über fünf Milliarden Euro. Weltweit beschäftigt Bilfinger rund 30.000 Mitarbeitende. Die Kundschaft stammt vor allem aus den Branchen Energie, Chemie, Pharma, Öl und Gas. Die Ausschüttung für das Geschäftsjahr 2024 steigt von 1,80 Euro auf 2,40 Euro pro Aktie – ein Plus von 33 Prozent. Deniz Karaaslan
Warum der CFO die ESG-Tool-Auswahl nicht allein treffen sollte Ob CO₂-Grenzausgleich, Lieferkettengesetz oder CSRD: Die ESG-Berichtspflichten nehmen zu – und Excel stößt an seine Grenzen. Für zukunftsgerichtetes Nachhaltigkeitsmanagement braucht es digitale Lösungen, die Daten verlässlich, effizient und strategisch nutzbar machen. Doch welche ESG-Software passt zu Ihrem Unternehmen? Und wer im Top-Management sollte die Auswahl verantworten? Warum diese Entscheidung weit über die IT hinausreicht und worauf es bei der Auswahl der richtigen Software ankommt, lesen Sie im vollständigen Beitrag im ESG.Table. Anna Gauto
CEO.Presseschau
Handelsblatt: SAP schafft Frauenquote ab SAP gerät in die Kritik, da der Softwarekonzern auf politischen Druck der US-Regierung unter Präsident Donald Trump reagiert und die Frauenquote sowie weitere zentrale Elemente seiner Diversitätspolitik abschafft. CEO Christian Klein erntet dafür Kritik – jedoch auch überraschend viel Verständnis. („Ende der Frauenquote – Klein erntet Kritik, aber auch Verständnis“)

Heise: Karsten Wildberger gegen Regelungswut Bundesdigitalminister Karsten Wildberger, ehemals CEO von Ceconomy, stellte auf dem CDU-Wirtschaftsratstag Teile seines Regierungsprogramms vor. Er betont die Bedeutung einer stabilen europäischen Wertschöpfungskette und eines digitalen Binnenmarkts. Datenschutz und KI-Regulierung seien zentrale Elemente der digitalen Gesellschaft, dürften aber Innovationen nicht bremsen. („Neuer Digitalminister: Datenschutz darf nicht zur Innovationsbremse werden“)

It-Daily: Kreditratings disziplinieren CEOs Kreditratings beeinflussen maßgeblich die Entscheidungsfreude von Topmanagern, besonders bei riskanten Übernahmen. Die Untersuchung zeigt, dass vor allem übermäßig selbstsichere CEOs ihr Verhalten anpassen, sobald die Kreditwürdigkeit ihres Unternehmens gefährdet ist. („Ratingagenturen können CEOs disziplinieren“)

Business Insider: Yamini Rangan arbeitet sonntags HubSpot-CEO Yamini Rangan hat einen Weg gefunden, der „Sonntagsangst“ entgegenzuwirken: Sie startet ihre Arbeitswoche bereits am Sonntag mit einem persönlichen Arbeitstag. Seit fünfzehn Jahren hat sie kein Wochenende ohne Arbeit verbracht, betont jedoch, dass es nicht immer besonders belastend ist. („Die CEO von Hubspot verrät: Darum fange ich meine Arbeitswoche immer schon sonntags an“)

Capital: Warum Führungskräfte scheinbar keine Verantwortung übernehmen In extremen Fällen wird von Führungskräften erwartet, dass sie nicht eigenständig denken, sondern lediglich festgelegte Prozesse durchlaufen und Regeln befolgen. Dies führt zu einem Dilemma: Entscheiden sie eigenverantwortlich anders, setzen sie sich über Vorschriften hinweg. („Sind Deutschlands Führungskräfte verantwortungsscheu?“)

Forbes: Rechenleistung lieber mieten Fast die Hälfte der Technologieverantwortlichen gibt an, dass ihre Organisationen es bevorzugen würden, Rechenzentrumsinfrastruktur vor Ort über ein verbrauchsabhängiges Modell zu erwerben, anstatt sie vollständig zu kaufen. („What Execs Need To Know About Buying Infrastructure Tech“)

New York Times: Deutsche Hersteller wollen raus aus den USA Deutsche Unternehmen investieren in den USA mehr als dreimal so viel wie US-amerikanische Unternehmen in Deutschland. Viele deutsche Unternehmen stellen diese Strategie nun infrage. Jüngste Umfragen deuten darauf hin, dass sich deutsche Hersteller von Investitionen in den USA zurückziehen, und diejenigen, die dort bereits vertreten sind, blicken pessimistischer in die Zukunft. („German Companies Grow Wary of Investing in the U.S.“)

Financial Times: Erfolgreiche Führungskräfte müssen auch sympathisch sein Als sympathisch bezeichnet zu werden, kann ambivalent wirken – einerseits positiv, andererseits mit wenig Substanz. Der Begriff wird oft als Synonym für „nicht bedrohlich“ verwendet, ähnlich wie „nett“, wodurch er an Bedeutung verliert. Im beruflichen Umfeld beschreibt „sympathisch“ häufig Personen, die noch nicht als Führungspersönlichkeiten wahrgenommen werden. („Leaders should do more to be likeable“)

Financial Times: Das leisten KI-Agenten Technologieunternehmen konkurrieren intensiv um die Entwicklung KI-gestützter Agenten, die unsere Produktivität am Arbeitsplatz erhöhen, indem sie uns bei alltäglichen und repetitiven Aufgaben unterstützen. Die Financial Times hat mehrere führende Anwendungen getestet – sowohl kostenlose als auch abonnementbasierte – und dabei Produkte von KI-Firmen wie OpenAI, Anthropic und Perplexity sowie von Tech-Giganten wie Google, Microsoft und Apple untersucht. („How AI agents compare on routine work tasks“)
CEO.Index
Neuer Hannover Re-CEO Jungsthöfel: Vielversprechende Ausgangslage
Von Roland Schatz
Vor sieben Wochen hat Clemens Jungsthöfel die Führung bei der Hannover Re von Jean-Jacques Henchoz übernommen – zu einem denkbar günstigen Zeitpunkt. Die neue Koalition hatte gerade einen überarbeiteten Gestaltungsrahmen für Infrastruktur-Maßnahmen beschlossen, die auch versichert werden müssen.



Schon während seiner Zeit als langjähriger CFO des Rückversicherers konnte Jungsthöfel dazu beitragen, dass sich der Börsenwert des Unternehmens seit 2019 verdoppelt hatte. Nun kann er das Unternehmen ohne lange Einarbeitungsphase weiterentwickeln. Im CEO.Table-Ranking 2024 bilden seine Werte vor allem bei Innovation eine gute Ausgangsbasis für seine zukünftige Entwicklung.



Medial sorgte er mit der Unterzeichnung einer Gedenkanzeige für Aufmerksamkeit. Dabei geht es im Gedenken an das 80-jährige Kriegsende um die Mitverantwortung deutscher Unternehmen im Dritten Reich. Insgesamt wird die Hannover Re von den Leitmedien ausgesprochen positiv bewertet – bessere Resultate erzielt in der Versicherungsbranche allein die HUK Coburg.

Die gesamte Studie zum 22. CEO Impact Index kann unter: www.mediatenor.de kostenfrei heruntergeladen werden. Wie auch alle anderen 21.

Roland Schatz ist Gründer und Chefredakteur des Forschungsinstituts Media Tenor International AG. 
CEO.Success
Hermès Boutique in Manhattan, New York.
Hermès Boutique in Manhattan, New York.
Hermès – Monobrand schlägt Luxus-Konzerne
Von Deniz Karaaslan & Kristian Kudela
Das französische Modehaus Hermès hat kürzlich den Luxusgiganten LVMH, geführt von Multimilliardär Bernard Arnault, erstmals in der Marktkapitalisierung überholt. Aktuell steht Hermès bei über 270 Milliarden Euro im Marktwert, LVMH liegt bei rund 254 Milliarden Euro (siehe Grafik). Das ist eine Benchmark in der Luxus-Mode-Branche, die sonst vom Prinzip „mehr, lauter, schneller“ geprägt scheint. „Hermès hat sich nie neu erfunden, sondern ist einfach an der Spitze angekommen – in Preis, Qualität und Klientel“, sagt Achim Berg, Gründer von Fashionsights und langjähriger Branchenexperte.

Hermès setzt auf zurückhaltenden „Quiet Luxury“ und gewinnt damit an der Börse. Laut Experte Berg sei ein zentraler Erfolgsfaktor für diese Marktstrategie die kontrollierte Distribution. Hermès lässt seine Kundschaft nicht einfach kaufen. Produkte wie beispielsweise die Birkin Bag seien schon „fast legendär“ schwer zugänglich. „Man kann nicht einfach in einen Store gehen und eine Tasche kaufen“, sagt Berg. Was Hermès-Produkte zudem besonders mache, sei ihre Wertstabilität. Taschen wie die Birkin Bag erzielen auf dem Zweitmarkt oft höhere Preise als in der Boutique. „Das ist ein klassisches Investment-Luxusgut, man spricht auch von einer Investment Bag.“



Wer nicht als loyaler Käufer registriert sei, bleibe außen vor. Das bezeichnet Thomas Bouige, Modeberater und Professor an der Pariser International Fashion Academy (IFA), als eine „brillante Strategie“. „Diese Exklusivität und die berühmten Wartelisten machen Hermès begehrenswerter als jede andere Marke. Im Luxussegment macht das sonst eigentlich niemand so“, betont Bouige. Das Modehaus setzt auf Handwerk mit hochwertigem Material anstatt auf „Hype“ in sozialen Medien. „Hermès zeigt, dass echter Luxus nicht laut sein muss – es geht darum, selbstbewusst und zurückhaltend zu sein und die Qualität für sich sprechen zu lassen.“ Soll heißen: Manchmal ist weniger mehr, vor allem wenn es darum geht, Kundschaft im Luxussegment anzusprechen.

Die Strategie zahlt sich aus: Während Unternehmen wie LVMH durch Preissensibilität und gesunkene Nachfrage bei Spirituosen (Moët Hennessy) oder Schmuck (Hublot, Tiffany & Co.) unter Druck stehen, glänzt Hermès mit zweistelligem Wachstum. Potenzielle Preisaufschläge, geprägt durch US-Zölle, wolle Hermès an die Kundschaft weitergeben. Hermès profitiert von einer sehr spezifischen Zielgruppe. „Die typischen Hermès-Kundinnen und -Kunden sind von makroökonomischen Schwankungen weit weniger betroffen als die sogenannten ‘aspirational customers'“, betont Berg.
CEO.Politics
Isabel Schnabel, Mitglied des EZB-Direktoriums, bei Table.Briefings.
Isabel Schnabel, Mitglied des EZB-Direktoriums, bei Table.Briefings.
Wird der Euro die neue Leitwährung, Frau Schnabel? Das Mitglied des EZB-Direktoriums, Isabel Schnabel, hat sich zuversichtlich gezeigt, dass die Inflationsrate im Euro-Raum in diesem Jahr die Zielmarke von zwei Prozent erreicht. „Wir sehen Teile der Inflation, vor allem bei den Dienstleistungen, die immer noch etwas hoch sind. Deshalb bleiben wir wachsam. Aber wir sind zuversichtlich, dass wir dieses Jahr auf die 2 Prozent zurückkommen“, sagte sie im Podcast Table.Today. Die US-amerikanische Zollpolitik werde die Preise in den USA steigen lassen, die Auswirkungen auf Europa seien differenziert betrachten, so die Ökonomin. „Auf kurze Sicht dürften tatsächlich eher Faktoren dominant sein, die die Inflation eher dämpfen“, sagte sie. Dazu zählte Schnabel die relativ stark gesunkenen Energiepreise in Europa und die sich abschwächende globale Wirtschaft. Mittelfristig werde die Zollpolitik aber auch in Europa die Preise treiben. „Man kann sich ja einen Zoll vorstellen wie einen Kostenschock. Der findet irgendwo in diesem System statt. Es bedeutet eben auch, dass Zwischenprodukte teurer werden. Und das kann sich dann durch diese Lieferketten, die ja inzwischen sehr eng verzahnt sind über die gesamte Welt, hochschaukeln und zu steigenden Preisen führen.“

Schnabel bestätigte, dass die umstrittene Handelspolitik der USA zu einer Stärkung des Euro geführt habe. „Man hat jetzt eigentlich eine historische Chance, die internationale Rolle des Euro weiter zu stärken.“ Die Bedeutung des Euro als internationale Leitwährung bedeute immer auch niedrigere Finanzierungskosten für die Unternehmen.

Das gesamte Gespräch mit der EZB-Ökonomin hören Sie an diesem Samstag ab 5 Uhr hier. Michael Bröcker

Berichterstattung: Mehrheit der EU-Wirtschaft unterstützt CSRD Die Mehrheit der europäischen Unternehmen unterstützt die EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung – und sie fürchtet auch nicht, dass die strengeren Vorgaben der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) zu einem entscheidenden Wettbewerbsnachteil werden. Zu diesem Ergebnis ist eine Umfrage unter 1062 Firmen in 26 Ländern gekommen. Initiiert wurde die Untersuchung von der Initiative We are Europe, mehrere ESG-Experten verschiedener Hochschulen haben die Arbeit wissenschaftlich begleitet. „Es gibt so viele negative Stimmen zu dieser Regulierung und zugleich fehlen verlässliche Daten“, sagte der Unternehmer und deutsche Sprecher Markus Adler zu Table.Briefings. „Deshalb wollten wir vor allem den Mittelstand befragen und dessen Stimmungslage darstellen.“ Die Zahlen widersprechen in Teilen der Darstellung großer Wirtschaftsverbände und der Politik, die argumentieren, dass die CSRD zu bürokratisch sei und Wirtschaftswachstum verhindere. Alle relevanten Zahlen und die deutschen Ergebnisse lesen Sie im ESG.TableMarc Winkelmann
Handelsrat: Šefčovič will Handelsabkommen schneller ratifizieren Beim Handelsministertreffen in Brüssel forderte EU-Handelskommissar Maroš Šefčovič schnellere Prozesse für die Unterzeichnung und Ratifizierung von Handelsabkommen. Bisher würde durch langwierige interne Verfahren wertvolle Zeit verloren gehen, wie etwa beim Mercosur-Abkommen. Konkrete Maßnahmen nannte Šefčovič nicht, verwies aber auf laufende Verhandlungen mit Ländern wie Indien und Indonesien.

Auch mit den USA kommt Bewegung in die Gespräche. Nach Treffen zwischen Šefčovič und US-Vertretern zeigt sich die EU vorsichtig optimistisch, dass die USA ihren Kurs ändern könnten. Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche betonte die EU verhandle „aus einer Position der Stärke“. Šefčovič warnte vor einer dauerhaften Aussetzung von Gegenzöllen ohne Einigung. Den ganzen Artikel können Sie im Europe.Table lesen. János Allenbach-Ammann

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CEO.Personnel
Saarbrücker Zeitung: Christina Streit wacht über die Börse Clara-Christina Streit übernimmt ab sofort den Vorsitz des Aufsichtsrats der Deutschen Börse und folgt damit auf Martin Jetter. Direkt nach der Hauptversammlung wählte das Kontrollgremium des DAX-Konzerns Streit zur neuen Vorsitzenden. („Deutsche Börse hat neue Aufsichtsratschefin“)

Manager Magazin: Frank Niehage könnte Solaris-CEO werden Frank Niehage, bekanntes Gesicht der deutschen Finanzbranche, wird derzeit als aussichtsreicher Kandidat für die CEO-Nachfolge beim Berliner Fintech Solaris gehandelt. Zuvor war er Chef des Onlinebrokers FlatexDegiro. („Ist das der künftige Solaris-CEO?“)

Cash: Eric Bernard wird Sonova-CEO Sonova hat im Geschäftsjahr 2024/25 seine Umsatz- und Gewinnziele erreicht und überrascht mit einer Dividendenerhöhung auf 4,40 Franken. Zudem kündigte CEO Arnd Kaldowski seinen Rücktritt zum 30. September an. Sein Nachfolger wird Eric Bernard, ehemaliger CEO von WS Audiology, der am 1. Juli ins Unternehmen eintritt und am 1. Oktober die Führung übernimmt. („Sonova überrascht mit Dividendenerhöhung und CEO-Wechsel – Aktie schnellt in die Höhe „)

EQS-News: Matthias Gärtner verlässt Medios Bei der Medios AG stehen Veränderungen im Vorstand an: Vorstandsvorsitzender Matthias Gärtner wird seinen Posten nach einer Übergangsphase an einen Nachfolger übergeben und bleibt höchstens bis zum 31. Dezember im Amt. Auch Chief Operating Officer Mi-Young Miehler verlässt das Unternehmen und scheidet zum 30. Juni 2025 aus. („Änderungen im Vorstand der Medios AG – Matthias Gärtner scheidet aus“)

Spiegel: Oliver Blume verjüngt Porschevorstand Porsche-Chef Oliver Blume setzt den Verjüngungskurs im Vorstand fort. Einkaufschefin Barbara Frenkel und Personalchef Andreas Haffner scheiden altersbedingt aus. Ab Mitte August übernimmt Vera Schalwig (45) die Position der Personalchefin, womit die gesetzliche Frauenquote im Vorstand weiterhin erfüllt bleibt. („https://www.spiegel.de/wirtschaft/porsche-tauscht-vorstaendin-aus-a-2744a03f-ce0e-4402-b712-36ad868cb7c8“)

Auto Motor und Sport: Antonio Filosa Favorit bei Stellantis – Entscheidung steht offenbar kurz bevor Favorit für die Position ist der aktuelle Amerika-Chef Antonio Filosa. Seit dem Rücktritt von Carlos Tavares im Dezember 2024 war der Posten unbesetzt. Während der Übergangsphase übernahm Aufsichtsratsvorsitzender John Elkann die Leitung kommissarisch. („Stellantis kurz vor CEO-Entscheidung“)

Börsen-Zeitung: Thomas Rabe in der Kritik Mehrere Fondsgesellschaften und Aktionärsberater sprechen sich gegen die Wiederwahl von RTL-Chef Thomas Rabe als Aufsichtsratschef von Adidas aus. Neben der bereits seit Längerem kritisierten Ämterhäufung wird ihm nun vorgeworfen, als Vorsitzender des Nominierungsausschusses weder frühzeitig einen Nachfolger bestimmt noch die Frauenquote im Aufsichtsrat verbessert zu haben. („Breite Front gegen Rabe als Adidas-Aufsichtsratschef“)
CEO.Tech&Science
Bayer richtet Crop Science neu aus Um seine internationale Wettbewerbsfähigkeit zu sichern, richtet Bayer Produktion sowie Forschung und Entwicklung (F&E) der Division Crop Science in Deutschland neu aus. In Zukunft soll der Fokus stärker auf innovativen Technologien und Produkten liegen, mit denen sich das Unternehmen insbesondere von asiatischen Herstellern von Pflanzenschutz-Generika abgrenzen und hervorheben will. Diese drängen mit Überkapazitäten und Niedrigstpreisen auf den Markt. Zudem kommt es zu zunehmenden regulatorischen und nationalen Exporthemmnissen. Die Umstrukturierungen sind Teil eines umfassenden „Fünfjahresplans“, der im März vorgestellt wurde.

„Wir bekennen uns ausdrücklich zum Standort Deutschland. Um diesem Bekenntnis in Zeiten erheblicher Herausforderungen gerecht zu werden, müssen wir uns jedoch neu ausrichten“, so Frank Terhorst, Leiter Strategie und Nachhaltigkeit der Division Crop Science. Konkrete Maßnahmen beinhalten die Einstellung der Aktivitäten in Frankfurt am Main bis Ende 2028 mit einem Teilverkauf der Produktion und Verlagerung nach Dormagen, Knapsack und Monheim. Letzterer soll der zentrale F&E-Standort für Pflanzenschutzmittel werden, während Dormagen der größte Produktionsstandort bleibt. Rund 700 Mitarbeitende sind betroffen, Bayer arbeitet mit den Arbeitnehmervertretungen an sozialverträglichen Lösungen. Lisa Brunßen
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Wenn Deutschland jetzt entschieden handelt, kann es sich als starker Player in der digitalen Welt positionieren. Forum Digitale Souveränität, schwarz digits
CEO.Standpunkt
Die promovierte Ökonomin Katrin Leonhardt ist seit 2020 Vorsitzende des Vorstands der SAB.
Die promovierte Ökonomin Katrin Leonhardt ist seit 2020 Vorsitzende des Vorstands der SAB.
Chefsache Digitalisierung – wie Verwaltung und Förderinstitutionen zukunftsfähig werden
Von Katrin Leonhardt
Digitalisierung und Bürokratieabbau rücken mit der Priorisierung von Reformen zur Wettbewerbsfähigkeit der neuen Bundesregierung mit neuer Energie in den Handlungsfokus. Die Digitalisierung von Förderprozessen bietet enormes Potenzial für entscheidende Effekte: Vereinfachung und Standardisierung, Transparenz und Einfachheit für die Kunden, Wirksamkeitssteigerung der Mittelverwendung, Kosten- und schließlich Personaleinsparungen bei allen Beteiligten.

Die Digitalisierung von Förderung kann öffentliche Leistungen modernisieren, von den Prozessen der Richtlinienerstellung über die Prozesse von Antragstellung bis Verwendungsnachweisführung bis hin zur Wirksamkeitsmessung. Öffentliche Verwaltung und Förderinstitutionen stehen vor der Herausforderung, angesichts knapper Mittel und der demografischen Entwicklung zügig komplexe Prozesse nicht nur zu modernisieren, sondern grundlegend neu zu denken.

Doch auch bei der Digitalisierung von Förderung gilt: „It needs two to tango“. Politische Rahmengeber sind verantwortlich für die Vorgabe und Umsetzung klarer Ziele. Die Komplexität von Richtlinien, Nachweisen und Prüftiefen ist zu reduzieren. Zielgruppen und Fördergegenstände sind eindeutig und standardisiert zu definieren. Gold-Plating von EU- und Bundesvorschriften ist zu unterbinden.

Förderinstitutionen setzen die konkrete Digitalisierung um: digitaler Antrag und Verwendungsnachweis statt per Papier. Nutzung verfügbarer Daten statt wiederholter Vorlage. Datengestütztes Controlling von Geschäftsprozessen und Einsatz von Künstlicher Intelligenz. Nur gemeinsam sind wir stark. Nur partnerschaftlich gelingen Fortschritte.

Zur Digitalisierung von öffentlichen Institutionen braucht es aber mehr als nur digitale Technik. Es braucht eine mutige Weiterentwicklung von Strategie, Prozessen & Struktur und Kultur. Transformation gelingt nur gesamthaft. Und nur mit einem nachhaltigen „Tone from the top“. So sehr gilt „energy flows, where attention goes“, so sehr müssen auch Führungskräfte in den Organisationen dranbleiben, klare Orientierung geben und nötige Schritte eng begleiten. Dazu braucht es in der öffentlichen Verwaltung ein gutes Führungsverständnis und Accountability. Klar definierte und spürbare Führungskompetenzen bringen Organisationen voran.

Führungskräfte ermöglichen den richtigen Grad von Partizipation der Mitarbeitenden. Sie sind Role Model für die Transformation, setzen den Rahmen und Leitplanken: front-to-end entlang der Wertschöpfung, mit iterativem Vorgehen und Verankerung einer Lernkultur. Sie steuern Vereinfachung, Standardisierung und Digitalisierung. So wird Digitalisierung gedacht und gelebt: strategisch geführt und operativ breit umgesetzt.

Der Weg zu effizienter Verwaltung ist überwiegend ein kultureller. Gewachsene Abläufe und Einstellungen, lieb gewonnene Routinen, mangelnde Vernetztheit benötigen Investitionen in Qualifizierung für agiles Mindset und Methoden, Verständnis, was Digitalisierung und KI kann, sowie effektive Zusammenarbeit und das Zusammenwachsen durch gemeinsame Ziele.

Fazit: Bürokratieabbau in der Förderung bietet gerade jetzt enormes Effizienz- und Modernisierungspotenzial. Unsere Erfahrung zeigt: Er kann gelingen, durch eine Digitalisierung, die strategisch geführt, klug strukturiert und vor allem kulturell begleitet wird.

Katrin Leonhardt ist seit Juli 2020 Vorstandsvorsitzende der Sächsischen Aufbaubank – Förderbank – (SAB). Zuvor war sie zwei Jahrzehnte für die KfW Bankengruppe tätig, zuletzt als Direktorin für Individualfinanzierung und öffentliche Kunden. Seit 2024 ist sie Mitglied im Mittelstandsrat der KfW und im Finanz- und Wirtschaftsrat des Verbands kommunaler Unternehmen.
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CEO.Table Redaktion
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Kristián-Kudela Kristián Kudela
Lisa-Brunßen Lisa Brunßen
Alexander-Güntzler Alexander Güntzler
Deniz-Karaaslan Deniz Karaaslan