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Erscheinungsdatum: 17. Januar 2025

Scharfe Kritik an AfD-Wirtschaftsprogramm

Führende Wirtschaftsvertreter kritisieren das Wirtschaftsprogramm der AfD sechs Wochen vor der Bundestagswahl scharf. Vor allem warnen die Präsidentin der Familienunternehmer, Marie-Christine Ostermann, die Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Hildegard Müller, der Präsident der Unternehmer NRW, Arndt G. Kirchhoff, sowie der Präsident des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), Bertram Kawlath, vor Folgen des von der Partei geforderten Austrittes aus der EU und des Euro sowie einer ausländerfeindlichen Einwanderungspolitik, die qualifizierte Fachkräfte abschrecke.

Marie-Christine Ostermann sagt, dass in der AfD-Wirtschaftspolitik „ein sinnloser Protektionismus die Oberhand“ habe. Bei einem EU-Austritt verliere Deutschland seine Rolle als Handels-Champion, da die deutschen Exporte zu mehr als die Hälfte in die EU-Staaten gingen. Ein Dexit, so Arbeitgeberpräsident Kirchhoff, würde allein für Nordrhein-Westfalen einen Einbruch der Wirtschaftsleistung von 38 Milliarden Euro und einen Verlust von fast 490 000 Arbeitsplätzen bedeuten. „Das wäre ein Himmelfahrtskommando und würde unser Land völlig ruinieren“, warnt Kirchhof.

Hochgerechnet auf den Bund aus den Erfahrungen des Brexits, so VDA-Präsidentin Hildegard Müller, wären hierzulande durch einen EU-Austritt etwa 2,2 Millionen Jobs gefährdet. VDMA-Präsident Kawlath: „Der geforderte Austritt aus dem Euro wäre für eine exportorientierte Branche wie den Maschinenbau ein dramatisches Problem. Wir brauchen zwingend offene Grenzen und eine offene Gesellschaft.“ Ein Rückzug auf den Nationalstaat würde Deutschland im globalen Konflikt zwischen den USA und China spürbar schwächen.

Geschlossen plädieren die Wirtschaftsvertreter für eine Willkommenskultur im Deutschland zur Bekämpfung des Fachkräftemangels. Die AfD, so Unternehmerpräsident Kirchhoff, setze auf Ausgrenzung und mache damit einseitig gegen Zuwanderung Stimmung. Dadurch würden qualifizierte Zuwanderer immer mehr abgeschreckt, nach Deutschland zu kommen. „Dabei wissen wir doch alle, dass wir diese angesichts des demografischen Wandels zwingend brauchen“, sagte Kirchhoff und verwies zudem darauf, dass es fatal wäre, wenn auch bei ausländischen Investoren der Eindruck entstünde, sie seien in Deutschland nicht willkommen. VDA-Präsidentin Hildegard Müller ergänzt: „Es ist wichtig, dass wir ein attraktives Land sind, dass die Menschen gerne zu uns kommen und gerne bei uns bleiben. Wir leben jeden Tag in unseren Unternehmen Weltoffenheit, Toleranz, Offenheit, von positiver Neugier geleiteten Austausch und Diversität. Diese Werte sind Teil unserer DNA als international agierende Unternehmen.“

Populisten, und teilweise Extremisten verlieren laut VDMA-Präsident Kawlath in erschreckender Art und Weise ihre Hemmungen und werden immer menschen- und demokratiefeindlicher. „ Hass, Ausgrenzung und Fremdenfeindlichkeit haben in unserer Gesellschaft keinen Platz. Wir alle – und damit meine ich explizit auch die Wirtschaft – müssen Haltung zeigen, für die Demokratie einstehen und Verantwortung übernehmen.“ bos

Letzte Aktualisierung: 24. Juli 2025
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