Executive Summary
Erscheinungsdatum: 17. Januar 2025

TKMS will bis 2026 Börsengang und staatliche Beteiligung

Von Thilo Boss und Michael Bröcker

Im Norden Deutschlands wächst ein neuer europäischer Rüstungschampion heran. Die ThyssenKrupp-Tochter Marine Systems (TKMS) hat in fünf Jahren den Turnaround von einem defizitären U-Boot-Bauer zu einer renditestarken Rüstungsfirma mit einer Marge von acht Prozent geschafft und verzeichnet heute ein volles Orderbuch. Der angeschlagene Essener Mutterkonzern mit CEO Miguel Ángel López Borrego an der Spitze will sich trotzdem von seiner Kieler Hightech-Tochter (Jahresumsatz rund zwei Milliarden Euro) trennen.

Mit der Heeresschmiede Rheinmetall, den optronischen Systemspezialisten Hensoldt, der Defence-Sparte der Lürssen-Werft (NVL) und dem Kölner Motorenbauer Deutz sind gleich eine Reihe potenzieller Interessenten an TKMS interessiert. An dem Bieterverfahren beteiligt sich auch der Bund, da die Regierung die U-Boote der Kieler als Schlüsseltechnologie für die Landesverteidigung ansehen. Deshalb war zuvor schon ein Verkauf an den US-Finanzinvestor Carlyle gescheitert.

Aufgrund der sensiblen Militärtechnologie haben Politiker von Union, SPD und Grüne bereits signalisiert, dass sie einen Staatseinstieg mit einer Sperrminorität für realistisch und sinnvoll erachten. „Das Unternehmen ist eine Perle. Sie bauen die besten nichtnukleare U-Boote der Welt. Bei Hensoldt haben wir mit dem Einstieg des Bundes gute Erfahrungen gemacht. Damit haben wir auch eine bessere Kontrolle über die Verwendung sensibler Technologien. Daher sprechen gute Argumente auch für eine Rolle des Bundes beim Bau von U-Booten", sagt Haushaltsexperte Sebastian Schäfer (Grüne). Und auch die Arbeitnehmerseite unterstützt eine staatliche Beteiligung. „Wir sind überzeugt, dass es den Staat als Ankerinvestor braucht, etwa durch eine Beteiligung des Bundes mit mindestens 25,1 Prozent", fordert Daniel Friedrich, Bezirksleiter der IG Metall Küste.

Im Gespräch mit dem CEO.Table sagte dazu der TKMS-CEO Oliver Burkhard : „Wir müssen jetzt die nächsten Schritte gehen und mit einem finanziell und technologisch anspruchsvollen Partner oder in einer Spinoff-Konstellation zu einem europäischen Champion heranwachsen.” Dabei gehe es vor allem um den Bau einer Plattform, auf der künftig sämtliche U-Boot-Typen gefertigt werden könnten. Wer dieses „Betriebssystem” baue, werde im Markt der Gewinner sein. Allein im Dezember erhielt TKMS die Aufträge für 4 U-Boote und die Polarstern 2, das neue Flaggschiff für die deutsche Klimaforschung. Der Bau der bisher größten Fregatte F127 ist ebenso geplant wie ein weltweit einmaliges Flugabwehrsystem für U-Boote.

In Europa würden, so Burkhard, bislang 26 verschiedene Fregatten-Typen gebaut. Das werde im globalen Wettbewerb nicht so bleiben. „Es wird mittelfristig eine Konsolidierung geben. In unserem Markt gilt: Size matters.“ Und TKMS will der Player sein, der dann ganz oben mitspielt.

In Berlin wird jetzt ein Spin-Off diskutiert, ein möglicher Börsengang mit Beteiligung des Bundes könnte schon 2026 passieren. Burkhard: „Entsprechende Signale aus der Politik sind ermutigend.“ Gestern besuchte Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD), der sich schon früher seine Sympathien für einen Staatseinstieg gezeigt hatte, die frühere Landeswerft in Wismar, die TKMS innerhalb von zwei Jahren ertüchtigen und produktionsbereit machen will. Dabei ging es auch um die kürzlich erteilten Aufträge der U-Boote für die Bundesmarine und Norwegen. In die Hauptwerft in Kiel hat TKMS 2019 und 2020 mehr als 200 Millionen Euro investiert.

Letzte Aktualisierung: 24. Juli 2025
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