CEO.Talk
Erscheinungsdatum: 07. März 2025

Tui-Chef Sebastian Ebel fordert Einwanderungsgesetz

Tui-Vorstandschef Sebastian Ebel hofft auf eine schnelle Einigung bei den Koalitionsgesprächen zwischen Union und SPD, damit eine neue Bundesregierung zügig Reformen zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands einleiten kann. „Es gibt also eine ganze Anzahl an Problemen – von den ökonomischen Rahmenbedingungen, der Bekämpfung des Fachkräftemangels bis zur Migration –, die die neue Bundesregierung anpacken und lösen muss. Ich hoffe, Union und SPD einigen sich jetzt schnell und nehmen dann zügig mit der Bildung einer neuen Bundesregierung ihre Arbeit auf – unideologisch und lösungsorientiert. Das ist das, was das Land jetzt braucht. Die Zeit drängt“, sagte Ebel dem CEO.Table.

Der deutsche Wirtschaftsstandort sei international in vielen Bereichen kaum konkurrenzfähig. Steuern und Auflagen sowie die Energiepreise seien im Vergleich zu den Wettbewerbern viel zu hoch. Zudem müsse unbedingt Bürokratie abgebaut werden, um Planungszeiten zu verkürzen und Arbeitskosten zu senken. „Und wir brauchen eine technologieoffene, innovative Wirtschaftsförderung, die Anreize zum Investieren setzt“, sagte Ebel.

Zudem forderte der Tui-CEO die Parteien auf, ein modernes Einwanderungsgesetz auf den Weg zu bringen. „Wir werden immer stärker mit dem Ausscheiden der Babyboomer aus dem Arbeitsmarkt auf die Anwerbung ausländischer Fachkräfte angewiesen sein, um die wirtschaftliche Stärke zu sichern. Finden Unternehmen keine qualifizierten Beschäftigten, werden sie Standorte schließen oder verlagern. Deshalb wundere ich mich, dass dieses Thema trotz aller Mahnungen aus der Wirtschaft bislang nur eine untergeordnete Rolle spielt“, meinte Ebel. Der Fachkräftemangel werde sich in der kommenden Legislaturperiode von Jahr zu Jahr in Deutschland verschärfen und sich zunehmend zu einer Wachstumsbremse entwickeln. Davon wäre auch die Tourismusbranche betroffen.

Ebel verwies darauf, dass Länder mit einem modernen Einwanderungsgesetz bereits gute Erfahrungen gemacht hätten. Kanada mit seinem Punktesystem, das sich seit Ende der 1960er-Jahre an Kriterien wie die berufliche Qualifikation, Sprachfähigkeit oder Arbeitserfahrung orientiere, sei ein gutes Beispiel. Ebel: „Ein solches System kann für uns in Deutschland als Blaupause dienen, um den immer schwierigeren Arbeitsmarkt zu entlasten.“

Donald Trump und seine America-First-Politik sieht Ebel als eine riesige Chance für Europa. Sie sei ein Weckruf für die Europäer. Stünden die EU-Mitgliedstaaten jetzt zusammen und würden ihre Potenziale heben, könne dies dazu führen, dass sie zu alter Stärke zurückfänden. „Wir Europäer müssen es nur wollen, und wir müssen es gemeinsam anpacken. Gelingt es, an einem Strang zu ziehen und die Europäische Union zu vertiefen, können wir Europäer Trump im Nachhinein sogar dankbar sein“, sagte Ebel.

Dies, so der Tui-CEO, könne allerdings nur gelingen, wenn sich in den Mitgliedstaaten ein Sinneswandel, weg vom nationalistischen Denken, durchsetze. „Die Europäer müssen es schaffen, das Klein-Klein hinter sich zu lassen. Sie müssen eine gemeinsame Sicherheits- und Wirtschaftspolitik definieren und umsetzen. Die EU muss schlagkräftiger und geschlossener werden, um mit China und den USA mithalten zu können", sagte Ebel weiter.

Den positiven, guten Auftakt und den vielversprechenden Ausblick des Konzerns auf das Jahr 2025 führt Ebel unter anderem auf das florierende Kreuzfahrtgeschäft, ein überdurchschnittliches Wachstum im gehobenen Preissegment sowie prosperierende Auslandsmärkte zurück. „Unsere Geschäfte in Osteuropa legen zu, die Schweiz läuft hervorragend und auch mit den Buchungen in den skandinavischen Ländern sind wir sehr zufrieden. In Deutschland läuft dagegen nicht alles so rund, wie wir uns es wünschen“, sagte Ebel.

Das ganze Interview lesen Sie unter dem Link.

Letzte Aktualisierung: 24. Juli 2025
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