Wenn Unternehmen Kosten senken, fällt das mittlere Management oft zuerst. In einer aktuellen Befragung der Unternehmensberatung Korn Ferry gaben 41 Prozent der Beschäftigten an, ihr Unternehmen habe Managementebenen abgebaut.
Doch die Arbeit verschwindet nicht, sie verlagert sich nach oben. Fast die Hälfte der Führungskräfte gibt in derselben Studie an, sich inzwischen mit der zusätzlichen Last überfordert zu fühlen. Gleichzeitig bringt neue Forschung mehr Differenzierung in die Betrachtung: Eine Harvard-Studie auf der Plattform Github belegt, dass erfahrene Entwickler mit Zugang zu generativer KI wie Copilot ihre Zeit für Projektmanagement um bis zu 25 Prozent reduzieren konnten, ohne an Produktivität zu verlieren. Bemerkenswert ist, dass dieser Effekt über zwei Jahre hinweg stabil blieb.
Damit verändert sich auch die Rolle von Führung. Klassische Steuerungsaufgaben übernehmen zunehmend Algorithmen. Gefragt sind stattdessen neue Kompetenzen – und die Fähigkeit, alte Routinen hinter sich zu lassen und Aufgaben aufzugeben, die früher zum Kern der eigenen Rolle gehörten. Das mittlere Management ist nicht überholt, sondern verändert sich grundlegend. Es geht nicht um Abschaffung, sondern darum, sich neu zu erfinden.
Für Führungskräfte gilt: Es reicht nicht, zu führen – man muss lernen, verlernen und beides mit Tempo.
Nora Grasselli ist Dozentin in Leadership und Program Director Executive Education an der ESMT Berlin. Die CEO.Picks sind eine Kooperation zwischen der ESMT und Table.Briefings.