Wohin steuert der Energiemarkt, Herr Rabe?

Jan Rabe, CEO von Rabot Energy, einem digitalen Stromanbieter für dynamische Tarife, sieht den Energiemarkt vor seinem Neobanken-Moment. Warum volatile Preise, Smart Meter und flexible Lasten jetzt die Spielregeln verändern.

20. Dezember 2025
Jan Rabe ist Gründer und CEO des digitalen Stromanbieters Rabot Energy. (Rabot Energy)

Der Strommarkt befindet sich in einem strukturellen Umbruch. Mit dem wachsenden Anteil erneuerbarer Energien nehmen die Preisschwankungen zu, zugleich entstehen auf der Verbraucherseite neue steuerbare Lasten wie Elektroautos, Wärmepumpen und Batteriespeicher. Das verändert die Spielregeln im Markt.

Für Jan Rabe, CEO von Rabot Energy, zeigt sich darin eine klare Parallele zum digitalen Wandel im Bankensektor vor rund einem Jahrzehnt. „Neobanken sind mit eigener Technologie gestartet, während klassische Banken auf teuren Altsystemen saßen. Im Energiemarkt erleben wir gerade eine sehr ähnliche Phase.“ Ausgelöst wurde dieser Wandel vor allem durch die Energiekrise. „Im Banking war es die Regulierung, im Energiemarkt war es die Krise. Erst als Strom plötzlich extrem teuer wurde, haben viele Haushalte angefangen, sich wirklich mit ihrem Tarif zu beschäftigen“, sagt Rabe.

Vor diesem Hintergrund entsteht eine neue Generation von Energieversorgern. Rabot Energy ist ein digitaler Stromanbieter mit rund 150.000 Kunden in Deutschland, der auf dynamische Stromtarife und automatisierte Verbrauchssteuerung setzt. Seit dem 1. Januar sind alle Stromanbieter verpflichtet, mindestens einen dynamischen Stromtarif anzubieten.

Die größten Effekte entstehen dort, wo der Verbrauch flexibel gesteuert werden kann. Haushalte mit Elektroauto, Wärmepumpe oder Batteriespeicher können ihren Strombezug nahezu automatisch in günstige Zeiten verschieben. „Das spart Geld für den Einzelnen und stabilisiert zugleich das Stromsystem“, sagt Rabe. Flexibilität sei damit ein zentrales Element für eine funktionierende Energiewende.

Eine zentrale Voraussetzung für flexible Stromtarife sind Smart Meter. Allerdings hinkt Deutschland beim Ausbau der digitalen Messinfrastruktur hinterher. Nach Angaben der Bundesnetzagentur waren Ende Juni lediglich rund 16,4 Prozent der gesetzlich vorgesehenen Pflichtfälle mit einem intelligenten Messsystem ausgestattet. Bezogen auf alle Messstellen liegt die Quote bei etwa drei Prozent. Damit zählt Deutschland beim Smart-Meter-Rollout weiterhin zu den Schlusslichtern in Europa. Alexander Wiedmann

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Letzte Aktualisierung: 20. Dezember 2025