es war ein langer Tag, den die 16 Kultusministerinnen und Kultusminister am Donnerstag in Völklingen verbracht haben. Immerhin in eindrucksvollem Ambiente: Die Kultusministerkonferenz war die erste Tagung im neu erschlossenen alten Wasserhochbehälter des Weltkulturerbes Alte Völklinger Hütte. Auf der Agenda der Schulseite standen 21 Punkte. Zum Beispiel ging es um nichts weniger als die zukünftige Arbeit der Kultusministerkonferenz. Und natürlich wurde auch wieder über den Digitalpakt diskutiert. Holger Schleper hat zu diesem und den anderen KMK-Themen mit Hessens Kultusminister Armin Schwarz gesprochen. Der findet im Interview deutliche Worte in Richtung des BMBF.
Was die KMK in der Völklinger Hütte beschlossen hat, wird erst heute Mittag offiziell bekannt gegeben. Damit Sie noch vor dem Wochenende auf dem aktuellen Stand sind, bekommen Sie daher heute Nachmittag noch ein zweites Briefing von uns.
Über eine Entscheidung aus der KMK wollen wir Sie aber schon jetzt informieren: Die Länder möchten in Zukunft einheitlich testen, mit welchen Kompetenzen Kinder in die Grundschule starten. Wie die Testungen konkret ablaufen sollen, weißVera Kraft.
Und noch etwas ist seit gestern bekannt – welche 15 Schulen ins Finale für den Deutschen Schulpreis 2024 einziehen. Der Preis ist die höchstdotierte und renommierteste Auszeichnung für deutsche Schulen.
Bis heute Mittag wünsche ich schon mal eine gute Lektüre. Dann gibt es Nachschub. In diesem Sinne, bis später!
Herr Schwarz, auf der KMK-Tagesordnung steht auch der Digitalpakt II. Über ihn verhandeln Bund und Länder seit Dezember 2022, Ausgang offen. Wie schätzen Sie die Stimmungslage in den Ländern ein?
Es gibt ein hohes Maß an Frustration, Ärger und Enttäuschung – und das völlig unabhängig von der Konstellation der jeweiligen Landesregierung. Ich habe mir mal eine Chronologie aufstellen lassen, wann was zwischen Bund und Ländern vereinbart worden ist. Zeitpläne, die verabredet waren, wurden vom Bund gebrochen. Vertrauen aufbauen dauert manchmal lange. Aber das trägt dann auch. Vertrauen einreißen hingegen, das bekommt man, wenn man sich Mühe gibt, innerhalb von einer Minute hin.
Was erwarten Sie nun vom BMBF?
Ich erwarte, dass die Bund-Länder-Vereinbarung über den Digitalpakt II zügig ausverhandelt wird und dass die Bundesregierung – wie von der Ministerpräsidentenkonferenz gefordert – mindestens 1,3 Milliarden Euro jährlich in ihre Planung für den Bundeshaushalt ab dem Jahr 2025 verankert. Ab 2025 heißt auch, dass es für das Engagement des Bundes keine zeitliche Begrenzung geben darf. Es war die Krönung, dass der Bund in seinem jüngsten Entwurf von einem letztmaligen Engagement gesprochen hat. Wenn der Bund sagt, die Digitalisierung an den Schulen geht uns nichts mehr an, finde ich das unsäglich.
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Beim Digitalpakt I hat der Bund 90 Prozent getragen, die Länder dagegen nur zehn Prozent. Jetzt fordert das BMBF eine 50/50-Aufteilung der Kosten. Was ist daran unfair?
So würde ich das noch nicht mal sagen. Allerdings: Nicht nur wir in Hessen, auch die anderen Kultusministerien haben es so verstanden, dass sich die Fortsetzung des Digitalpakts am Vorgänger orientiert. Jeder Euro, den der Bund gibt, ist gut. Aber wenn die Mittelverteilung nicht 90/10, sondern möglicherweise 50/50 sein soll, dann ist das eine völlig andere Ausgangslage. Auch an dieser Stelle ist man nicht bei dem geblieben, was angekündigt war. Wenn sich die FDP in dem von ihr besetzten Bildungsministerium von der Digitalisierung verabschiedet, ist das eine Bankrotterklärung für die selbsternannte Digitalpartei.
Am 3. Juli soll das Bundeskabinett den Haushaltsentwurf absegnen.
Ja, aber es gibt keinerlei Transparenz über das, was tatsächlich beraten wird und dementsprechend auch Null-Komma-Null Planungssicherheit für die Länder. Die Haushaltsaufstellung für das Jahr 2025 erfolgt in allen Bundesländern genau jetzt. Und wenn wir beim Digitalpakt kofinanzieren müssen, wäre es wichtig, wenn die Länder etwas von der Höhe der benötigten Gelder wüssten. Denn wir und unsere Partner in den Kommunen müssen uns das auch leisten können.
Der Digitalpakt II steht in den Sternen, dafür beginnt das Startchancen-Programm am 1. August. Was erhoffen Sie sich davon?
Das ist kein Programm, das ist ein Progrämmchen. Es erreicht 16 Prozent der hessischen Schulen und macht im Jahr nur wenig mehr als ein Prozent unseres Bildungsetats von derzeit fast fünfeinhalb Milliarden Euro aus. Natürlich, bei den Schulen, die dabei sind, kommt etwas an. Aber der Wirkungsgrad ist bei Weitem nicht so wie der Werbegrad. Frau Stark-Watzinger betont immer wieder, dass es das größte Bildungsprogramm sei, was es jemals gegeben hat, der Gamechanger. Es ist doch landläufig bekannt, dass es eine Medienkampagne der Bundesbildungsministerin ist, um davon abzulenken, was sie nicht liefern kann: den Digitalpakt.
Zehn Milliarden Euro vom Bund über zehn Jahre, dazu eine ambitionierte wissenschaftliche Begleitung und die Einführung eines Sozialindexes in allen Ländern. Klingt das nicht wirkungsvoll?
Wir haben in Hessen im Schuljahr 2013/2014 mit der sozialindizierten Zuweisung von Lehrkräften an Schulen begonnen. Hier haben wir 650 Stellen geschaffen. Bei den sozialpädagogischen Fachkräften sind es 1.150 Stellen. Um nur zwei Beispiele zu nennen. Wir investieren ohne besonderen administrativen Aufwand in Bereiche, die in die Startchancen-Kategorie fallen, jedes Jahr eine halbe Milliarde Euro. Im sogenannten Startchancen-Programm fließen jährlich nur etwa 78 Bundes-Millionen nach Hessen.
Welche Sozialindex-Kriterien hat Hessen genutzt?
Wir haben im ersten Schritt in Anlehnung an die Vorgehensweise des Bundes die Gesamtzahl der Schulen auf die Schulträgerregionen verteilt. Im zweiten Schritt erfolgte die Schulauswahl innerhalb dieser Regionen, insbesondere auf Basis eines eigens dafür aufgestellten Index mit Kategorien wie Armut und Migration. Und wir haben auf die Schulbudgets geschaut. Wenn eine Schule etwa aufgrund der freien Verwendung von Personalmitteln Rücklagen von mehr 100.000 Euro hatte, war sie außen vor.
Bayerns Kultusministerin Anna Stolz sagte Table.Briefings jüngst, dass sie die Bürokratie im Startchancen-Programm ärgert. Teilen Sie das?
Ich finde es fürchterlich, wenn unsere Lehrkräfte permanent damit befasst sind, irgendwelche Tabellen auszufüllen, weil dort entsprechende Rechenschaft abzulegen ist. Ich bin sehr für Transparenz. Aber Pädagoginnen und Pädagogen sind dazu da, pädagogisch zu wirken. Lehrer sind für den Unterricht da und nicht, um fürs BMBF ein Sammelsurium von Tabellen auszufüllen. Wenn ich sehe, was das Startchancen-Programm an Vorarbeiten erforderlich gemacht hat, droht ein Bürokratie-Monster. Ich bin sehr gespannt, wie die Details zu den Berichtspflichten und der wissenschaftlichen Begleitung sein werden. Und natürlich, wenn evaluiert wird, braucht die Evaluation auch eine Datengrundlage.
Das Stichwort Bürokratie passt auch sehr gut zur KMK-Reform. Gestern hat die KMK beschlossen, dass es künftig drei Ministerkonferenzen – Kultur, Wissenschaft und Schule – unter dem Dach der KMK geben wird. Der richtige Schritt?
Der Kulturbereich tagt schon seit dem Jahr 2018 separat. Und ich kann den Wunsch der Wissenschaftsseite nach größerer Eigenständigkeit nachvollziehen. Denn die Tagesordnungen sind geprägt durch Schulthemen. Aber wir dürfen nicht aus dem Blick verlieren, dass es gewichtige Querschnittsthemen gibt. Die Lehrkräftebildung, aber auch Fragen der Mobilität und wechselseitiger Anerkennung von Abschlüssen.
Die neue Struktur gilt schon ab dem 1. Juli.
Das ist im Grunde schon morgen, und das ist sehr herausfordernd. Man hätte sich, aus meiner Sicht, auch mehr Zeit nehmen können, um die bereichsübergreifende Zusammenarbeit auszuformulieren. Es geht hier um viel. Deswegen sage ich – mit Verlaub – wir müssen sehen, dass die KMK als Verbund erhalten und gerade bei übergreifenden Aufgaben arbeitsfähig bleibt.
An der Spitze der KMK soll künftig, den Bereichen entsprechend, ein dreiköpfiger Vorstand stehen. Verliert die Schulseite, die bislang immer die KMK-Präsidentin oder den KMK-Präsidenten stellte, so an Gewicht?
Wir werden ganz sicher wahrnehmbar bleiben. Es gibt in Deutschland mehr als elf Millionen Schülerinnen und Schüler. Die Schulseite ist in der Kultusministerkonferenz von elementarer Bedeutung. Das Zusammenwirken an der Spitze wird eine organisatorisch wichtige Frage sein.
Wie erfolgreich ein Kind seine Schullaufbahn meistern wird, zeichnet sich teils schon im Kindergartenalter ab. Um die Weichen richtig stellen und schwierige Startbedingungen ausgleichen zu können, hilft es, zu wissen, mit welchen Voraussetzungen Kinder in die Schule kommen. Viele Länder nutzen daher bereits verschiedene Diagnose-Tools, um die basalen Mathematik- und Deutsch-Kenntnisse von Kindern beim Übergang in die Grundschule zu testen.
Doch was, wie und ob überhaupt getestet wird, ist bislang nicht einheitlich geregelt. In Brandenburg und Sachsen-Anhalt kommt beispielsweise das Diagnose-Instrument ILeA Plus zum Einsatz, in Hessen setzt man auf quop und in Baden-Württemberg findet bei der Einschulung das HASE-Screening Verwendung.
Dabei haben sich die Länder bereits 2020 darauf verständigt, zumindest in den “zentralen bildungspolitischen Fragen” einheitlicher vorzugehen. Neben der gegenseitigen Anerkennung von Abschlüssen spielte die Qualitätssicherung dabei eine große Rolle – beginnend im Elementarbereich. Im April 2023 einigten sich die Amtschefs darauf, ein Monitoring von Lernausgangslagen und Lernentwicklungen sowohl auf Individual- als auch auf Systemebene “länderübergreifend gemeinsam weiterzuverfolgen”.
Diese Einigung gab den Startschuss für das Projekt “StarS”. Der glamouröse Name steht für “Stark in die Grundschule starten”. Das Projekt soll ab 2027 in die Praxis gehen. Für die Umsetzung beauftragten die Länder das Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB), das auch den IQB-Bildungstrend verantwortet.
Mit dem KMK-Beschluss von dieser Woche kann das Projekt nun ab Juli in die offizielle Entwicklung starten. Ziel ist es, die Mathematik- und Deutsch-Kenntnisse sowie Aspekte der Selbstregulation und motivational-emotionale Orientierungen sowohl zu Schulbeginn als auch zu Beginn der zweiten Jahrgangsstufe zu testen. Die Ergebnisse sollen den Schulen in digitaler Form zur Verfügung stehen.
“Dieses Vorhaben ist eine große Chance, Synergien zu schaffen und ein gemeinsames Instrument zu entwickeln, das anschlussfähig ist an die anderen ländergemeinsamen Maßnahmen der Qualitätsentwicklung”, sagt Petra Stanat zu Table.Briefings. Als Direktorin des IQB leitet sie StarS von wissenschaftlicher Seite. In Zeiten knapper Haushaltskassen und nachlassender Schülerleistungen sei es nicht sinnvoll, dass jedes Land “das Rad selbst erfindet”. Denn aus lizenzrechtlichen und technischen Gründen könnten die Länder häufig nicht einmal untereinander die Materialien austauschen.
Übergehen möchte man die bisherigen Bemühungen der Länder aber keineswegs. “Wo gewünscht, arbeiten wir eng mit den Länder-Instituten zusammen”, so die IQB-Direktorin. Inhaltlich gebe es großen Konsens, welche basalen Kompetenzen man erfassen möchte. Bei den Fähigkeiten in Mathematik gehe es vor allem um Zählfähigkeiten, Mengenerfassung und ein erstes Operationsverständnis, sagt die verantwortliche Mathematikdidaktikerin Hedwig Gasteiger, Professorin an der Universität Osnabrück, zu Table.Briefings.
Die inhaltliche Entwicklung im Bereich Deutsch leitet der neu in die SWK berufene Deutschdidaktiker Michael Krelle von der TU Chemnitz. Bei den sprachlichen Fertigkeiten wolle man unter anderem den Wortschatz, die phonologische Bewusstheit sowie Lese- und Schreibvorerfahrungen erfassen, sagt Krelle zu Table.Briefings.
Eine größere Herausforderung bei der länderübergreifenden Umsetzung stellt die technische Kompatibilität dar. “Die Systeme, die in den Ländern bislang zum Einsatz kommen, stehen technisch meist für sich. Für ein übergreifendes System braucht man Schnittstellen, also technische Anschlussfähigkeit”, erklärt Stanat, die auch Professorin für Empirische Bildungsforschung ist. Ein solches technisches Grundgerüst existiert bereits. Denn mithilfe der Digitalpakt-Gelder hat das IQB-Institut ein System entwickelt, das Schnittstellen berücksichtigt und das schon für VERA, die IQB-Bildungstrends und andere computerbasierte Tests verwendet wird. Da das System Open Source ist, haben die Länder die Option, inhaltliche Ergänzungen vorzunehmen.
Die Erhebungen selbst sollen überwiegend digital stattfinden. Angestrebt sind primär Gruppentestungen wie auch in ILeA Plus oder quop, erfuhr Table.Briefings von den Ländern. Die Authentifizierung soll über den “Vermittlungsdienst für das digitale Identitätsmanagement in Schulen” (Vidis) laufen. Dabei handele es sich ebenfalls um eine ländergemeinsam entwickelte und weit verbreitete Infrastruktur, teilte ein KMK-Sprecher mit.
Sprachwissenschaftler Krelle sieht die digitale Testumgebung selbst bei jüngeren Kindern als unproblematisch an. “Die Bedienung des digitalen Systems wird sehr einfach, intuitiv und spielerisch gestaltet werden.”
Seitens der KMK hat die Entwicklung von StarS am gestrigen Donnerstag offiziell grünes Licht bekommen. Drei Jahre hat das IQB nun Zeit, zunächst die Tests zu Beginn der ersten Klasse vorzubereiten. Gut sechs Millionen Euro erhält das Institut dafür von den Ländern. Die Pilotphase ist für 2025 angedacht. Ab Herbst 2027 sollen die Länder der KMK zufolge die Lernausgangslagenuntersuchung und ab Herbst 2028 die Lernentwicklungsdiagnostik in den Schulen einsetzen können.
“Es geht um Grundlagen für den Weg zum Erreichen der Mindeststandards“, sagt Petra Stanat. Diese große Herausforderung lasse sich gemeinsam und mit mehr Kohärenz besser bewältigen. “Es macht Maßnahmen der Qualitätsentwicklung besser und effizienter, wenn sich die Länder austauschen und auch gemeinsam Fördermaterialien entwickeln.”
Auch auf politischer Seite wird das Projekt überwiegend positiv bewertet. “Mit StarS nehmen wir sehr ernst, was uns die Wissenschaft und die Schulpraxis immer wieder sagen: Auf den Anfang kommt es an! Und mit StarS schauen wir ganz genau auf den Anfang”, sagt etwa Daniel Hager-Mann, Ministerialdirektor im Kultusministerium von Baden-Württemberg, zu Table.Briefings.
Um wirklich den Anfang zu betrachten, müsste man die datengestützte Qualitätsentwicklung allerdings auf den Elementarbereich ausweiten. In naher Zukunft ist das nicht geplant. Technisch wäre es aber wohl möglich, wenn man die Testverfahren altersgerecht neu programmieren würde. Für die Bildungsforschung, die seit Jahrzehnten das Ziel hat, Lernerfolge quantitativ messbar zu machen, wäre das ein Durchbruch.
Einen Überblick, wie die Sprachstandserhebungen und die Sprachförderung in den Ländern bislang geregelt sind, bekommen Sie hier.
Der bildungspolitische Sprecher der Grünen und Vorsitzende des Bildungs- und Forschungsausschusses, Kai Gehring, hört auf. Er wird nach dem Ende der Legislaturperiode nicht mehr für den Bundestag kandidieren. “Nachdem ich fünfmal in die Herzkammer unserer Demokratie gewählt worden bin, werde ich kein sechstes Kapitel aufblättern, sondern ein neues Buch anfangen”, schrieb der Politiker am Mittwoch an politische Gefährten.
Er habe auch die Mitglieder seines Kreisverbands in Essen über seine Entscheidung informiert. Bei der Bundestagswahl 2025 will Gehring nicht mehr für seine Partei kandidieren. Er geht “mit tiefer Dankbarkeit, denn es war und ist mir Privileg und Ehre, mich für die Menschen in diesem Land einzusetzen”, schreibt Gehring. Er werde zu einem Zeitpunkt aufhören, an dem es beruflich für ihn am schönsten sei. Es sei ihm immer wichtig gewesen, diese Entscheidung selbstbestimmt zu treffen. Er will bis zum Ende der Wahlperiode seine Arbeit als Bundestagsabgeordneter für Essen und Vorsitzender des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung “mit der gleichen Leidenschaft wie bisher” fortsetzen. nik
Viele Jugendliche finden, dass ihre Lehrkräfte Nachholbedarf bei digitalen Kompetenzen haben. Das ist ein Ergebnis der neuen Sinus-Jugendstudie. Das Markt- und Sozialforschungsinstitut Sinus hat dafür 2023 deutschlandweit 72 qualitative Fallstudien mit 14- bis 17-Jährigen durchgeführt. Die Jugendlichen kamen aus allen Schularten und Milieus. Ob eine Lehrkraft digital kompetent ist, machten die Befragten vor allem daran fest, wie gut er oder sie im Unterricht mit technischen Geräten umgeht. Die Schüler erlebten dabei jüngere Pädagogen und Referendare generell als kompetenter. Je höher die Schulform, umso schlechter fiel ihre Bewertung aus.
Für diese Unterschiede zwischen den Schulformen haben die Forscher zwei Erklärungsansätze:
Die Antworten der Schüler zeigen, dass die Digitalisierung der Schulen oft noch unzureichend ist: Rund ein Drittel berichtet, digitale Medien kämen weitgehend selbstverständlich zum Einsatz. Ein weiteres Drittel beschreibt einen eher punktuellen Einsatz, etwa durch Onlinerecherchen im PC-Raum oder Youtube-Lernvideos. Das letzte Drittel berichtet, dass die Digitalisierung sich auf ein digitales Klassenbuch beschränkt und eine Schulplattform, auf der organisatorische Fragen geklärt werden. Dieses heterogene Bild berichten Schüler aller Schulformen. Es hängt also eher an der einzelnen Schule, wie weit die Digitalisierung fortgeschritten ist.
Insgesamt zeigt die Studie, dass die 14- bis 17-Jährigen heute besorgter sind als früher angesichts multipler Krisen. Viele blickten aber trotz der Krisen positiv in die Zukunft. Marc Calmbach, Hauptautor der Studie und Geschäftsführer des Sinus-Instituts, sagte bei der Präsentation der Studie: “Die Krisen stapeln sich und die Jugendlichen bewahren sich einen Bewältigungsoptimismus.” Anna Parrisius
Das KI-gestützte Lernsystem, das die Länder gemeinsam bis Ende 2026 umsetzen wollen, könnte bald schon Kontur annehmen. Für den heutigen Freitag wird die Ausschreibung des Projekts erwartet, wie Table.Briefings vorab erfuhr. Für die Umsetzung stehen rund 59 Millionen Euro aus dem Digitalpakt bereit. Träger des Projekts Adaptives Intelligentes System (AIS) ist das Medieninstitut der Länder (FWU).
Ziel des Projekts AIS ist es, ein KI-gestütztes Lernsystem zu schaffen, bei dem Schüler individuelle Lernpfade einschlagen können. AIS soll der vorläufigen Ausschreibung zufolge den Lernfortschritt der Kinder und Jugendlichen erfassen und auf dieser Basis Aufgaben und Inhalte individuell anpassen. Das soll wiederum Lehrkräfte unterstützen, ihre Schüler gezielter zu fördern.
Die Ausschreibung soll recht offen gestaltet sein. Es bleibt daher spannend, welche Bewerber und Konzepte die Ausschreibung hervorbringt. Auf wissenschaftlicher Seite wird das Projekt jedenfalls als Hoffnungsträger bewertet. Es könnte eine große und noch dazu die womöglich letzte realistisch finanzierte Chance für Deutschland sein, effektive digitale Bildung in die Schulen zu bekommen, wie ein Experte für Intelligente Tutorielle Systeme zu Table.Briefings sagte. vkr
Wer ohne entsprechende Ausbildung in einem Ausbildungsberuf arbeitet, soll ab 2025 über eine Validierungsprüfung eine Anerkennung seiner beruflichen Kompetenzen erhalten können. Voraussetzung dafür ist, dass er oder sie schon eineinhalbmal so lang in dem Beruf arbeitet, wie die reguläre Ausbildung dauert – und er oder sie über 25 Jahre alt ist. Das geht aus dem Änderungsantrag der Ampel-Fraktionen hervor (zum Download). Am heutigen Freitag soll der Bundestag das Berufsvalidierungs- und -digitalisierungsgesetz (BVaDiG) in zweiter und dritter Lesung verabschieden.
Eine Altersgrenze von 25 Jahren war im Gesetzentwurf der Bundesregierung ursprünglich nicht vorgesehen. Das sorgte für Kritik der Sozialpartner: Wer jung und ungelernt sei, so die Sorge, könnte den Anreiz für eine duale Berufsausbildung verlieren. 2022 waren nach Daten des BIBB 750.000 der 20- bis 24-Jährigen ungelernt. Auch der Bundesrat sprach sich im März für eine Altersgrenze aus. Volker Born, Leiter für Berufliche Bildung beim ZDH, zeigt sich über die Änderung erleichtert. “Die duale Berufsausbildung bleibt der Königsweg für Schulabsolventinnen und Schulabsolventen”, sagte er Table.Briefings.
Aus Sicht der Sozialpartner bleiben trotzdem Leerstellen. Zum einen werden die Betroffenen die Kosten für ihre Validierung selbst tragen müssen. “Wer eine Familie ernähren muss oder arbeitslos ist, wird es sich nicht leisten können. Wir erwarten, dass hier schnell nachgebessert wird”, sagte Elke Hannack, stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes. Kathrin Tews, Referatsleiterin der DIHK für Kompetenzerfassung, kann sich vorstellen, dass ein Validierungszuschuss noch nachträglich kommen wird, so war es auch beim Gesetz zur Anerkennung ausländischer Abschlüsse. Schon die Anerkennung – ein reiner Papiervergleich – koste 100 bis 600 Euro. “Bei der Validierung, bei der Berufskompetenzen durch praxisnahe Aufgaben aus dem Berufsalltag bewertet werden, könnten die Kosten noch höher liegen, gerade in Berufen, für die extra Werkstätten gemietet und Material bezahlt werden müssen, zum Beispiel im gewerblich-technischen Bereich”, sagte Tews Table.Briefings.
Daneben sehen die Kammern den Zeitplan kritisch: Ab 2025 soll eine Validierung in allen Ausbildungsberufen möglich sein. Bisher wurde mit Unterstützung des BMBF aber nur in 46 der über 300 Ausbildungsberufe ein Verfahren entwickelt und erprobt. Die Zeit drängt also. Anna Parrisius
Mehr als jede zweite ausgeschriebene Stelle an Sachsen-Anhalts Schulen bleibt unbesetzt. Anfang Mai hatte das Bildungsministerium 511 Stellen ausgeschrieben, auf 268 davon gab es eigenen Angaben zufolge keine geeigneten Bewerber. Noch gravierender sieht die Lage für schwer zu besetzende Stellen aus. Obwohl die Lehrkräfte hier sogar eine Zulage erwartet, fanden sich für 62 von 75 ausgeschriebenen Stellen keine geeigneten Bewerber. An diesen Schulen, die sich häufig in ländlichem Raum befinden, blieben demnach mehr als 80 Prozent der Stellen unbesetzt. Zu den geeigneten Bewerbern zählt das Land dabei keineswegs nur grundständig ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer. Von den gut 250 Bewerbern waren rund zwei von drei Seiteneinsteiger.
Doch nicht nur der Lehrkräftemangel stellt eine enorme Herausforderung dar. In den ländlichen Gegenden steht sogar die ganze Existenz von Schulen auf dem Spiel. Diskutiert wird daher in Sachsen-Anhalt ein Gesetzesentwurf, der es Schulen derselben Schulform erlauben würde, zu fusionieren. “Bei der Einrichtung von Schulverbünden geht es in erster Linie darum, eine wohnortnahe Beschulung sicherzustellen”, teilte eine Sprecherin des Bildungsministeriums Table.Briefings mit.
An weiterführenden Schulen sind solche Kooperationen auch dann eine Möglichkeit, wenn die notwendige Klassenstärke ansonsten nicht erreicht wird. “Dadurch bleibt ein ausreichendes Kursangebot gewährleistet, und die Schülerinnen und Schüler können an ihrer bisherigen Schule bleiben, ohne kurz vor dem Abschluss wechseln zu müssen”, heißt es aus dem Ministerium.
Eva Gerth, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Sachsen-Anhalt sieht die geplanten Schulverbünde kritisch. Fusionierung im großen Stil lehne die Gewerkschaft ab, “da es oft zu einer Mehrbelastung von Lehrkräften kommt, die zwischen den einzelnen Schulen des Verbundes pendeln müssen, oft mehrfach am Tag”. Außerdem würden Zusammenlegungen von Schulen Unruhe schaffen.”Schulprogramme werden ruiniert und Verwaltungsaufgaben auf Lehrkräfte umverteilt“, sagt Gerth zu Table.Briefings.
Für Grundschulen besteht bereits die Möglichkeit, auf freiwilliger Basis zu Schulverbünden fusionieren. Die Nutzung durch die Kommunen halte sich jedoch sehr in Grenzen, sagt Eva Gerth. “Aus Sicht der GEW Sachsen-Anhalt ist die Fusion von Schulen eher eine Form der Sparpolitik.” Vera Kraft (mit dpa)
Bundesweit gibt es 72 lehrerbildende Hochschulen, das zeigt eine neue Übersichtskarte des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE). Am häufigsten bieten Hochschulen die gymnasiale Ausrichtung mit 60 Standorten an. Das Lehramt in der Sekundarstufe I wird an 51 Hochschulen angeboten. Danach folgen Grundschullehramt mit 49 und Berufsschullehramt mit 45 Studienmöglichkeiten. Sonderpädagogik kann man bundesweit nur an 29 Hochschulen studieren.
Von 2018 auf 2022 sank die Zahl derer, die Lehramt im ersten Fachsemester studieren. 2018 waren es noch 55.000 Studierende. 2022 lag die Zahl nur noch bei 45.000. Dieser Rückgang korreliert aus Sicht von Bianca Brinkmann vom Centrum für Hochschulentwicklung mit dem allgemeinen Rückgang von Studienanfängern. Der Anteil der Lehramtsstudierenden an der Gesamtstudienanfängerzahl lag die vergangenen Jahre immer zwischen acht und zehn Prozent. Der Rückgang hängt also nicht mit einem möglichen Interessensverlust zusammen.
Insbesondere der Bereich des Grundschullehramts weist eine konstant hohe Nachfrage auf. Das lässt sich auch an einem teilweise weiterhin hohen NC ablesen. Zudem wurden in vielen Ländern die Studienplätze im Grundschullehramt deutlich ausgebaut. Das zeigt sich an einer Erhöhung der Studienanfängerzahl von 7.000 im Jahr 2014 auf 11.000 im Jahr 2022. Auch im Bereich der Sonderpädagogik stieg das Angebot seit der Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention in Deutschland im Jahr 2009. 2012 gab es nur 19 Studienangebote zur Lehramtsausrichtung Sonderpädagogik, jetzt sind es 29. “Sonderpädagogik wird in Zukunft wahrscheinlich häufiger angeboten werden. Auch außerhalb von Förderschulen wird Sonderpädagogik immer relevanter. Das lässt sich auch daran erkennen, dass Studenten sich besonders oft für einen Förderschwerpunkt entscheiden, der vor allem für inklusive Schulen wichtig ist”, sagte Brinkmann Table.Briefings.
Insgesamt ist es schwierig, genaue Aussagen über die Entwicklung der Studierendenzahlen zu treffen. Nicht alle relevanten Daten werden länderübergreifend erfasst. Zum Teil gibt es starke Unterschiede bei den veröffentlichten Statistiken. Hier hängt es vor allem davon ab, welche Studierenden in die Statistik einbezogen werden. Gerade im Lehramt kommt es häufig vor, dass Studierende erst später aus einem Fachstudium ins Lehramt wechseln und so nicht zu den Erstsemestern zählen. Zudem ist nicht gewährleistet, dass jemand, der mit Lehramtsoption studiert, diese auch nutzen wird. Brinkmann sagt: “Wir brauchen vor allem eine bessere Datenlage, damit wir zuverlässigere Aussagen zur Ausbildung von zukünftigen Lehrkräften treffen können.” jgl
Der digitale Weiterbildungsanbieter Fobizz aus Hamburg gehört zu den Finalisten für den diesjährigen Deutschen Gründerpreis. Zusammen mit zwei anderen Unternehmen ist Fobizz in der Kategorie Aufsteiger nominiert. Die Plattform für Fort- und Weiterbildungen für Lehrkräfte hat mittlerweile mehr als 400.000 Nutzer.
Schwerpunkt der Fortbildungen ist unter anderem das Thema Künstliche Intelligenz im Klassenzimmer. Ob Fobizz den Preis gewinnt, entscheidet sich erst bei der finalen Auszeichnung im September. Mit der Nominierung erhält das Unternehmen allerdings schon jetzt eine individuelle Beratung sowie Medientraining. Zudem übernehmen Mitglieder des Kuratoriums des Deutschen Gründerpreises über einen Zeitraum von zwei Jahren Patenschaften für jeden Finalisten und stellen ihr Know-how und ihre Erfahrungen zur Verfügung.
Die rund 300 Experten des Deutschen Gründerpreises haben ihre Vorschläge für die Kategorie Aufsteiger unter anderem davon abhängig gemacht, dass die Unternehmen nicht älter als neun Jahre sind und bereits ein “außerordentliches Wachstum” verzeichnen.
Auch eine empirische Begleitstudie der Universität zu Köln hat sich kürzlich Fobizz angeschaut. Es ging hier darum, wie wirksam die Fortbildungen von Fobizz sind. Dabei zeigte sich, dass die Fortbildungen von Fobizz einen Einfluss darauf hatten, wie häufig Lehrerinnen und Lehrer Künstliche Intelligenz im Unterricht einsetzen. Während vor der Weiterbildung KI von nur gut über einem Drittel der Lehrkräfte genutzt wurde, gaben nach der Fortbildung 87 Prozent der Lehrer an, KI zu nutzen. Auch der Anteil derjenigen, die sich gut vorbereitet fühlen, KI-Technologien in den eigenen Unterricht zu integrieren, stieg stark an. Fühlte sich zuvor nur jeder vierte Lehrer gut vorbereitet, waren es nach der Fortbildung knapp 90 Prozent. vkr
Bereits über 100.000 Beratungen – das ist der Erfolg der psychosozialen Beratung “Krisenchat”, die Kai Lanz im Frühjahr 2020 mit fünf Mitstreitern gründete. Die Corona-Pandemie stellte damals Schüler vor große persönliche Herausforderungen. Lanz wollte ein zeitgemäßes, leicht zugängliches Angebot für jene schaffen, die akut Hilfe brauchen: kostenlose Beratung per Livechat mit Psychologen und Sozialpädagogen, möglich zu jeder Tages- und Nachtzeit. Melden können sich die Betroffenen per SMS oder WhatsApp.
Fast vier Jahre später tut die Hilfe immer noch Not. Krisenchat ist laut eigener Aussage mittlerweile das größte Online-Hilfsangebot für junge Menschen. Circa 4.000 Anfragen bekommen Kai Lanz und sein Team pro Monat. Besonders in den frühen Abendstunden kann es zu längeren Wartezeiten kommen. Aufgrund einer begrenzten Zahl an Mitarbeitern seien sie “sehr ausgelastet”, sagt Lanz. Die meisten arbeiten ehrenamtlich.
Lanz selbst bewegt sich schon seit seinem Abitur 2019 “Vollzeit in dem tagtäglichen Auf und Ab und Wahnsinn des Gründertums”. Er gründete bereits in der Schulzeit Exclamo, den Vorläufer von Krisenchat. Mit zwei Mitschülern nahm er an seinem Berliner Gymnasium am Schulwettbewerb business@school der Boston Consulting Group teil.
Die Projektidee: eine Plattform, die Schüler mit sozialen und psychischen Problemen und Schulsozialarbeiter sowie -psychologen vernetzt. Helfen sollte sie auch gegen Mobbing, das Lanz und seine Mitstreiter bei Mitschülern beobachtet hatten. Die Plattform sollte die Hemmschwelle senken, sich Hilfe zu holen – gerade an Schulen, die keinen Schulpsychologen haben, wo sich Schüler an schulpsychologische Beratungszentren wenden mussten. Im bundesweiten Schnitt betreute 2022 ein Schulpsychologe 5.439 Kinder.
Die damals 18-Jährigen gewannen mit ihrer Idee den Social-Entrepreneur-Preis. Nach ihrem Abitur 2019 widmeten sie sich voll und ganz der Plattform. Die Implementierung an Schulen gestaltete sich jedoch schwieriger als gedacht, weshalb die Gründer entschieden, sich neu auszurichten. Im ersten Corona-Lockdown gründeten sie Krisenchat. Anstelle von Schulsozialarbeitern in ihrer Sprechstunde sollten den Schülern nun Experten per Chat bei Problemen zur Seite stehen. Fachliche Unterstützung holten sie sich von der Psychologin Melanie Eckert, die seit der Gründung als Co-CEO den psychosozialen Bereich der Plattform leitet.
Kai Lanz ist inzwischen 23 Jahre alt. Zeit für eine Ausbildung oder ein Studium hatte er neben seiner Arbeit für Krisenchat nicht. Das bedauert er aber auch nicht, denn er wolle künftig auf seinen Erfahrungen als Gründer aufbauen.
Die meisten jungen Menschen, die sich bei Krisenchat melden, sind zwischen 13 und 19 Jahre alt. Oft geht es um Mobbing, Einsamkeit oder Konflikte in der Familie, mit Freunden oder Partnern. Aber auch um Depressionen, selbstverletzendes Verhalten und Suizidalität.
Mittlerweile gibt es 450 aktive ehrenamtliche Berater bei Krisenchat. Zugelassen werden dabei zum Beispiel approbierte Psychotherapeuten oder Psychotherapeuten in Ausbildung, Ärzte mit der Zusatzqualifikation Psychotherapie, Pädagogen mit Beratungserfahrungen, aber auch Psychologie-Bachelorstudenten, die intensive Beratungserfahrung mitbringen. Um sie auf ihre anspruchsvolle Aufgabe vorzubereiten, hat Krisenchat zusätzlich ein internes Ausbildungsprogramm entwickelt: Dort lernen angehende Berater Grundsätze der Chatberatung, Gesprächstechniken und wie sie etwa mit suizidalen Gedanken von Jugendlichen umgehen.
In den ersten Tagen der Gründung war Lanz bei Ausfällen auch kurzfristig selbst als Berater eingesprungen. Heute übernimmt er eher Führungstätigkeiten. Das gemeinnützige Unternehmen finanziert sich über Spenden und Kooperationen mit Förderern, darunter Stiftungen und Krankenkassen. Außerdem wird es vom Bundesfamilienministerium gefördert. Lanz kümmert sich um das Fundraising und spricht mit Abgeordneten.
Mit seiner Arbeit will Lanz auch eine Entstigmatisierung psychischer Probleme vorantreiben. Daher produzieren Mitarbeiter inzwischen auch psychoedukativen Content für YouTube, Instagram und TikTok. Gerade arbeiten sie an einem Format, das sich speziell an Jungen richtet und für das sie mit Rappern und Streamern zusammenarbeiten, erzählt Lanz. “Junge Menschen sollen sich auf Augenhöhe abgeholt und wirklich verstanden fühlen.” Noah Raffenberg
Research.Table. Warum es wieder Rücktrittsforderungen gegen Bettina Stark-Watzinger gibt. Das BMBF wollte offenbar eine Prüfung anstrengen, ob Hochschullehrenden, die in einem offenen Brief propalästinensischen Protest in Schutz genommen hatten, Fördermittel gestrichen werden können. Warum der Versuch der Staatssekretärin Sabine Döring die Kritik zu widerlegen, nicht überzeugen konnte, lesen Sie hier.
Research.Table. OECD-Bericht zu KI: Wo Deutschlands Chancen liegen. Die Ausgangslage ist gut. Doch Datenschutz, Silodenken und Bürokratie verhindern derzeit, dass Deutschland im weltweiten KI-Wettbewerb noch besser positioniert ist. Was der OECD-Bericht Deutschland nun empfiehlt, lesen Sie hier.
Zeit: Mehr Unterstützung durch Jugendberufsagentur beim Wechsel in den Arbeitsmarkt in Hamburg. Der Hamburger Senat stellt eine neue Fachkräftestrategie vor. Unter anderem sollen junge Menschen beim Übergang von der Schule in den Beruf besser unterstützt werden. Man erhofft sich so, mehr Jugendliche für eine Ausbildung zu gewinnen. Die Jugendberufsagentur soll hierbei auch Jugendliche mit Behinderung mehr unterstützen. Die Opposition kritisiert das Vorhaben unter anderem als zu unkonkret. (Senat legt neue Fachkräftestrategie vor: Opposition skeptisch)
Heise: Wie unser Gehirn geklonte Stimmen erkennt. Eine Studie zeigt, dass unser Gehirn unterschiedlich auf geklonte Stimmen und reale Stimmen reagiert. Bei dem Klang einer geklonten Stimme reagiert insbesondere der Teil des Gehirns, der für die Analyse von Geräuschen zuständig ist. Zudem reagiert das Belohnungssystem im Gehirn weniger auf geklonte Stimmen. Studien wie diese zeigen, wie wichtig es auch in der Schule ist, über das Potenzial von solchen Deepfakes aufzuklären. Zudem ist die Erkenntnis, dass wir weniger auf geklonte Stimmen reagieren, für die Nutzung von KI-Stimmen zum Beispiel im Sprachunterricht relevant. (Studie: Gehirn verarbeitet geklonte Stimmen anders als natürliche Stimmen)
Netzpiloten Magazin: Die Probleme der Digitalisierung an Schulen müssen einheitlich gelöst werden. Die Umsetzung der Digitalisierung scheitert in der Schule an mehreren Stellen. Obwohl viele Schulkinder über ein Smartphone verfügen, erlernen nur wenige, wie dieses richtig einzusetzen ist. Um entsprechende Kompetenzen zu vermitteln, benötigen Schulen die entsprechende technische Infrastruktur, und auch Informatik ist nur an wenigen Schulen ein Schulfach. Die Umsetzung der Digitalisierung ist häufig in den Bundesländern unterschiedlich. Wenn also die Fortsetzung des Digitalpakts gelingen soll, muss es hier mehr Einheitlichkeit geben. (Warum ist die Digitalisierung an Schulen gescheitert?)
Education Next: KI-Training scheitert in den USA an Datenschutz und zu geringer Digitalisierung. Für das Training von KI sind große Menge an Datensätzen erforderlich. Einrichtungen wie das Institute of Education Sciences, das zum US-Bildungsministerium gehört, sammelten über die vergangenen Jahre viele Schülerdaten, zum Beispiel aus Vergleichsarbeiten. Doch diese für KI zu nutzen, ist schwierig. Die Antragstellung zur Nutzung der Daten ist aufwendig und wenig digitalisiert. Zudem fallen die Daten häufig unter bestimmte Datenschutzregelungen. Um KI zu entwickeln, die Schüler tatsächlich unterstützen kann, müssten Reglungen wie diese dringend modernisiert werden. (Modernizing Access to Education Data Could Improve Student Learning)
Tagesspiegel: Berliner Grüne gegen Hausaufgaben, Probeunterricht und Wiederholen von Schuljahren. Die schwarz-rote Regierung in Berlin überarbeitet momentan das Schulgesetz. Die Regierung sieht Probeunterricht beim Übergang von der Grundschule zum Gymnasium vor. Dieses Vorhaben lehnen die Grünen jedoch ab. Als Alternative sehen sie eine Eignungsprüfung. Die Grünen sehen in der Veränderung des Gesetzes die Chance darauf, nun eine Abschaffung von Hausaufgaben gesetzlich zu verankern. Schulische Leistungen sollen so weniger von den Umständen der Kinder zu Hause abhängen. An integrierten Sekundarschulen und Gemeinschaftsschulen ist es nicht mehr verpflichtend, dass Schüler bei unzureichenden Leistungen ein Jahr wiederholen müssen. Eine ähnliche Regelung wünschen sich die Grünen nun auch am Gymnasium. (“Nimmt Zeit für Erholung und Familie”: Grünen-Fraktion spricht sich gegen Hausaufgaben an Berliner Schulen aus)
es war ein langer Tag, den die 16 Kultusministerinnen und Kultusminister am Donnerstag in Völklingen verbracht haben. Immerhin in eindrucksvollem Ambiente: Die Kultusministerkonferenz war die erste Tagung im neu erschlossenen alten Wasserhochbehälter des Weltkulturerbes Alte Völklinger Hütte. Auf der Agenda der Schulseite standen 21 Punkte. Zum Beispiel ging es um nichts weniger als die zukünftige Arbeit der Kultusministerkonferenz. Und natürlich wurde auch wieder über den Digitalpakt diskutiert. Holger Schleper hat zu diesem und den anderen KMK-Themen mit Hessens Kultusminister Armin Schwarz gesprochen. Der findet im Interview deutliche Worte in Richtung des BMBF.
Was die KMK in der Völklinger Hütte beschlossen hat, wird erst heute Mittag offiziell bekannt gegeben. Damit Sie noch vor dem Wochenende auf dem aktuellen Stand sind, bekommen Sie daher heute Nachmittag noch ein zweites Briefing von uns.
Über eine Entscheidung aus der KMK wollen wir Sie aber schon jetzt informieren: Die Länder möchten in Zukunft einheitlich testen, mit welchen Kompetenzen Kinder in die Grundschule starten. Wie die Testungen konkret ablaufen sollen, weißVera Kraft.
Und noch etwas ist seit gestern bekannt – welche 15 Schulen ins Finale für den Deutschen Schulpreis 2024 einziehen. Der Preis ist die höchstdotierte und renommierteste Auszeichnung für deutsche Schulen.
Bis heute Mittag wünsche ich schon mal eine gute Lektüre. Dann gibt es Nachschub. In diesem Sinne, bis später!
Herr Schwarz, auf der KMK-Tagesordnung steht auch der Digitalpakt II. Über ihn verhandeln Bund und Länder seit Dezember 2022, Ausgang offen. Wie schätzen Sie die Stimmungslage in den Ländern ein?
Es gibt ein hohes Maß an Frustration, Ärger und Enttäuschung – und das völlig unabhängig von der Konstellation der jeweiligen Landesregierung. Ich habe mir mal eine Chronologie aufstellen lassen, wann was zwischen Bund und Ländern vereinbart worden ist. Zeitpläne, die verabredet waren, wurden vom Bund gebrochen. Vertrauen aufbauen dauert manchmal lange. Aber das trägt dann auch. Vertrauen einreißen hingegen, das bekommt man, wenn man sich Mühe gibt, innerhalb von einer Minute hin.
Was erwarten Sie nun vom BMBF?
Ich erwarte, dass die Bund-Länder-Vereinbarung über den Digitalpakt II zügig ausverhandelt wird und dass die Bundesregierung – wie von der Ministerpräsidentenkonferenz gefordert – mindestens 1,3 Milliarden Euro jährlich in ihre Planung für den Bundeshaushalt ab dem Jahr 2025 verankert. Ab 2025 heißt auch, dass es für das Engagement des Bundes keine zeitliche Begrenzung geben darf. Es war die Krönung, dass der Bund in seinem jüngsten Entwurf von einem letztmaligen Engagement gesprochen hat. Wenn der Bund sagt, die Digitalisierung an den Schulen geht uns nichts mehr an, finde ich das unsäglich.
Lesen Sie auch: Digitalpakt II – Was Bund und Länder trennt und was sie ähnlich sehen
Beim Digitalpakt I hat der Bund 90 Prozent getragen, die Länder dagegen nur zehn Prozent. Jetzt fordert das BMBF eine 50/50-Aufteilung der Kosten. Was ist daran unfair?
So würde ich das noch nicht mal sagen. Allerdings: Nicht nur wir in Hessen, auch die anderen Kultusministerien haben es so verstanden, dass sich die Fortsetzung des Digitalpakts am Vorgänger orientiert. Jeder Euro, den der Bund gibt, ist gut. Aber wenn die Mittelverteilung nicht 90/10, sondern möglicherweise 50/50 sein soll, dann ist das eine völlig andere Ausgangslage. Auch an dieser Stelle ist man nicht bei dem geblieben, was angekündigt war. Wenn sich die FDP in dem von ihr besetzten Bildungsministerium von der Digitalisierung verabschiedet, ist das eine Bankrotterklärung für die selbsternannte Digitalpartei.
Am 3. Juli soll das Bundeskabinett den Haushaltsentwurf absegnen.
Ja, aber es gibt keinerlei Transparenz über das, was tatsächlich beraten wird und dementsprechend auch Null-Komma-Null Planungssicherheit für die Länder. Die Haushaltsaufstellung für das Jahr 2025 erfolgt in allen Bundesländern genau jetzt. Und wenn wir beim Digitalpakt kofinanzieren müssen, wäre es wichtig, wenn die Länder etwas von der Höhe der benötigten Gelder wüssten. Denn wir und unsere Partner in den Kommunen müssen uns das auch leisten können.
Der Digitalpakt II steht in den Sternen, dafür beginnt das Startchancen-Programm am 1. August. Was erhoffen Sie sich davon?
Das ist kein Programm, das ist ein Progrämmchen. Es erreicht 16 Prozent der hessischen Schulen und macht im Jahr nur wenig mehr als ein Prozent unseres Bildungsetats von derzeit fast fünfeinhalb Milliarden Euro aus. Natürlich, bei den Schulen, die dabei sind, kommt etwas an. Aber der Wirkungsgrad ist bei Weitem nicht so wie der Werbegrad. Frau Stark-Watzinger betont immer wieder, dass es das größte Bildungsprogramm sei, was es jemals gegeben hat, der Gamechanger. Es ist doch landläufig bekannt, dass es eine Medienkampagne der Bundesbildungsministerin ist, um davon abzulenken, was sie nicht liefern kann: den Digitalpakt.
Zehn Milliarden Euro vom Bund über zehn Jahre, dazu eine ambitionierte wissenschaftliche Begleitung und die Einführung eines Sozialindexes in allen Ländern. Klingt das nicht wirkungsvoll?
Wir haben in Hessen im Schuljahr 2013/2014 mit der sozialindizierten Zuweisung von Lehrkräften an Schulen begonnen. Hier haben wir 650 Stellen geschaffen. Bei den sozialpädagogischen Fachkräften sind es 1.150 Stellen. Um nur zwei Beispiele zu nennen. Wir investieren ohne besonderen administrativen Aufwand in Bereiche, die in die Startchancen-Kategorie fallen, jedes Jahr eine halbe Milliarde Euro. Im sogenannten Startchancen-Programm fließen jährlich nur etwa 78 Bundes-Millionen nach Hessen.
Welche Sozialindex-Kriterien hat Hessen genutzt?
Wir haben im ersten Schritt in Anlehnung an die Vorgehensweise des Bundes die Gesamtzahl der Schulen auf die Schulträgerregionen verteilt. Im zweiten Schritt erfolgte die Schulauswahl innerhalb dieser Regionen, insbesondere auf Basis eines eigens dafür aufgestellten Index mit Kategorien wie Armut und Migration. Und wir haben auf die Schulbudgets geschaut. Wenn eine Schule etwa aufgrund der freien Verwendung von Personalmitteln Rücklagen von mehr 100.000 Euro hatte, war sie außen vor.
Bayerns Kultusministerin Anna Stolz sagte Table.Briefings jüngst, dass sie die Bürokratie im Startchancen-Programm ärgert. Teilen Sie das?
Ich finde es fürchterlich, wenn unsere Lehrkräfte permanent damit befasst sind, irgendwelche Tabellen auszufüllen, weil dort entsprechende Rechenschaft abzulegen ist. Ich bin sehr für Transparenz. Aber Pädagoginnen und Pädagogen sind dazu da, pädagogisch zu wirken. Lehrer sind für den Unterricht da und nicht, um fürs BMBF ein Sammelsurium von Tabellen auszufüllen. Wenn ich sehe, was das Startchancen-Programm an Vorarbeiten erforderlich gemacht hat, droht ein Bürokratie-Monster. Ich bin sehr gespannt, wie die Details zu den Berichtspflichten und der wissenschaftlichen Begleitung sein werden. Und natürlich, wenn evaluiert wird, braucht die Evaluation auch eine Datengrundlage.
Das Stichwort Bürokratie passt auch sehr gut zur KMK-Reform. Gestern hat die KMK beschlossen, dass es künftig drei Ministerkonferenzen – Kultur, Wissenschaft und Schule – unter dem Dach der KMK geben wird. Der richtige Schritt?
Der Kulturbereich tagt schon seit dem Jahr 2018 separat. Und ich kann den Wunsch der Wissenschaftsseite nach größerer Eigenständigkeit nachvollziehen. Denn die Tagesordnungen sind geprägt durch Schulthemen. Aber wir dürfen nicht aus dem Blick verlieren, dass es gewichtige Querschnittsthemen gibt. Die Lehrkräftebildung, aber auch Fragen der Mobilität und wechselseitiger Anerkennung von Abschlüssen.
Die neue Struktur gilt schon ab dem 1. Juli.
Das ist im Grunde schon morgen, und das ist sehr herausfordernd. Man hätte sich, aus meiner Sicht, auch mehr Zeit nehmen können, um die bereichsübergreifende Zusammenarbeit auszuformulieren. Es geht hier um viel. Deswegen sage ich – mit Verlaub – wir müssen sehen, dass die KMK als Verbund erhalten und gerade bei übergreifenden Aufgaben arbeitsfähig bleibt.
An der Spitze der KMK soll künftig, den Bereichen entsprechend, ein dreiköpfiger Vorstand stehen. Verliert die Schulseite, die bislang immer die KMK-Präsidentin oder den KMK-Präsidenten stellte, so an Gewicht?
Wir werden ganz sicher wahrnehmbar bleiben. Es gibt in Deutschland mehr als elf Millionen Schülerinnen und Schüler. Die Schulseite ist in der Kultusministerkonferenz von elementarer Bedeutung. Das Zusammenwirken an der Spitze wird eine organisatorisch wichtige Frage sein.
Wie erfolgreich ein Kind seine Schullaufbahn meistern wird, zeichnet sich teils schon im Kindergartenalter ab. Um die Weichen richtig stellen und schwierige Startbedingungen ausgleichen zu können, hilft es, zu wissen, mit welchen Voraussetzungen Kinder in die Schule kommen. Viele Länder nutzen daher bereits verschiedene Diagnose-Tools, um die basalen Mathematik- und Deutsch-Kenntnisse von Kindern beim Übergang in die Grundschule zu testen.
Doch was, wie und ob überhaupt getestet wird, ist bislang nicht einheitlich geregelt. In Brandenburg und Sachsen-Anhalt kommt beispielsweise das Diagnose-Instrument ILeA Plus zum Einsatz, in Hessen setzt man auf quop und in Baden-Württemberg findet bei der Einschulung das HASE-Screening Verwendung.
Dabei haben sich die Länder bereits 2020 darauf verständigt, zumindest in den “zentralen bildungspolitischen Fragen” einheitlicher vorzugehen. Neben der gegenseitigen Anerkennung von Abschlüssen spielte die Qualitätssicherung dabei eine große Rolle – beginnend im Elementarbereich. Im April 2023 einigten sich die Amtschefs darauf, ein Monitoring von Lernausgangslagen und Lernentwicklungen sowohl auf Individual- als auch auf Systemebene “länderübergreifend gemeinsam weiterzuverfolgen”.
Diese Einigung gab den Startschuss für das Projekt “StarS”. Der glamouröse Name steht für “Stark in die Grundschule starten”. Das Projekt soll ab 2027 in die Praxis gehen. Für die Umsetzung beauftragten die Länder das Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB), das auch den IQB-Bildungstrend verantwortet.
Mit dem KMK-Beschluss von dieser Woche kann das Projekt nun ab Juli in die offizielle Entwicklung starten. Ziel ist es, die Mathematik- und Deutsch-Kenntnisse sowie Aspekte der Selbstregulation und motivational-emotionale Orientierungen sowohl zu Schulbeginn als auch zu Beginn der zweiten Jahrgangsstufe zu testen. Die Ergebnisse sollen den Schulen in digitaler Form zur Verfügung stehen.
“Dieses Vorhaben ist eine große Chance, Synergien zu schaffen und ein gemeinsames Instrument zu entwickeln, das anschlussfähig ist an die anderen ländergemeinsamen Maßnahmen der Qualitätsentwicklung”, sagt Petra Stanat zu Table.Briefings. Als Direktorin des IQB leitet sie StarS von wissenschaftlicher Seite. In Zeiten knapper Haushaltskassen und nachlassender Schülerleistungen sei es nicht sinnvoll, dass jedes Land “das Rad selbst erfindet”. Denn aus lizenzrechtlichen und technischen Gründen könnten die Länder häufig nicht einmal untereinander die Materialien austauschen.
Übergehen möchte man die bisherigen Bemühungen der Länder aber keineswegs. “Wo gewünscht, arbeiten wir eng mit den Länder-Instituten zusammen”, so die IQB-Direktorin. Inhaltlich gebe es großen Konsens, welche basalen Kompetenzen man erfassen möchte. Bei den Fähigkeiten in Mathematik gehe es vor allem um Zählfähigkeiten, Mengenerfassung und ein erstes Operationsverständnis, sagt die verantwortliche Mathematikdidaktikerin Hedwig Gasteiger, Professorin an der Universität Osnabrück, zu Table.Briefings.
Die inhaltliche Entwicklung im Bereich Deutsch leitet der neu in die SWK berufene Deutschdidaktiker Michael Krelle von der TU Chemnitz. Bei den sprachlichen Fertigkeiten wolle man unter anderem den Wortschatz, die phonologische Bewusstheit sowie Lese- und Schreibvorerfahrungen erfassen, sagt Krelle zu Table.Briefings.
Eine größere Herausforderung bei der länderübergreifenden Umsetzung stellt die technische Kompatibilität dar. “Die Systeme, die in den Ländern bislang zum Einsatz kommen, stehen technisch meist für sich. Für ein übergreifendes System braucht man Schnittstellen, also technische Anschlussfähigkeit”, erklärt Stanat, die auch Professorin für Empirische Bildungsforschung ist. Ein solches technisches Grundgerüst existiert bereits. Denn mithilfe der Digitalpakt-Gelder hat das IQB-Institut ein System entwickelt, das Schnittstellen berücksichtigt und das schon für VERA, die IQB-Bildungstrends und andere computerbasierte Tests verwendet wird. Da das System Open Source ist, haben die Länder die Option, inhaltliche Ergänzungen vorzunehmen.
Die Erhebungen selbst sollen überwiegend digital stattfinden. Angestrebt sind primär Gruppentestungen wie auch in ILeA Plus oder quop, erfuhr Table.Briefings von den Ländern. Die Authentifizierung soll über den “Vermittlungsdienst für das digitale Identitätsmanagement in Schulen” (Vidis) laufen. Dabei handele es sich ebenfalls um eine ländergemeinsam entwickelte und weit verbreitete Infrastruktur, teilte ein KMK-Sprecher mit.
Sprachwissenschaftler Krelle sieht die digitale Testumgebung selbst bei jüngeren Kindern als unproblematisch an. “Die Bedienung des digitalen Systems wird sehr einfach, intuitiv und spielerisch gestaltet werden.”
Seitens der KMK hat die Entwicklung von StarS am gestrigen Donnerstag offiziell grünes Licht bekommen. Drei Jahre hat das IQB nun Zeit, zunächst die Tests zu Beginn der ersten Klasse vorzubereiten. Gut sechs Millionen Euro erhält das Institut dafür von den Ländern. Die Pilotphase ist für 2025 angedacht. Ab Herbst 2027 sollen die Länder der KMK zufolge die Lernausgangslagenuntersuchung und ab Herbst 2028 die Lernentwicklungsdiagnostik in den Schulen einsetzen können.
“Es geht um Grundlagen für den Weg zum Erreichen der Mindeststandards“, sagt Petra Stanat. Diese große Herausforderung lasse sich gemeinsam und mit mehr Kohärenz besser bewältigen. “Es macht Maßnahmen der Qualitätsentwicklung besser und effizienter, wenn sich die Länder austauschen und auch gemeinsam Fördermaterialien entwickeln.”
Auch auf politischer Seite wird das Projekt überwiegend positiv bewertet. “Mit StarS nehmen wir sehr ernst, was uns die Wissenschaft und die Schulpraxis immer wieder sagen: Auf den Anfang kommt es an! Und mit StarS schauen wir ganz genau auf den Anfang”, sagt etwa Daniel Hager-Mann, Ministerialdirektor im Kultusministerium von Baden-Württemberg, zu Table.Briefings.
Um wirklich den Anfang zu betrachten, müsste man die datengestützte Qualitätsentwicklung allerdings auf den Elementarbereich ausweiten. In naher Zukunft ist das nicht geplant. Technisch wäre es aber wohl möglich, wenn man die Testverfahren altersgerecht neu programmieren würde. Für die Bildungsforschung, die seit Jahrzehnten das Ziel hat, Lernerfolge quantitativ messbar zu machen, wäre das ein Durchbruch.
Einen Überblick, wie die Sprachstandserhebungen und die Sprachförderung in den Ländern bislang geregelt sind, bekommen Sie hier.
Der bildungspolitische Sprecher der Grünen und Vorsitzende des Bildungs- und Forschungsausschusses, Kai Gehring, hört auf. Er wird nach dem Ende der Legislaturperiode nicht mehr für den Bundestag kandidieren. “Nachdem ich fünfmal in die Herzkammer unserer Demokratie gewählt worden bin, werde ich kein sechstes Kapitel aufblättern, sondern ein neues Buch anfangen”, schrieb der Politiker am Mittwoch an politische Gefährten.
Er habe auch die Mitglieder seines Kreisverbands in Essen über seine Entscheidung informiert. Bei der Bundestagswahl 2025 will Gehring nicht mehr für seine Partei kandidieren. Er geht “mit tiefer Dankbarkeit, denn es war und ist mir Privileg und Ehre, mich für die Menschen in diesem Land einzusetzen”, schreibt Gehring. Er werde zu einem Zeitpunkt aufhören, an dem es beruflich für ihn am schönsten sei. Es sei ihm immer wichtig gewesen, diese Entscheidung selbstbestimmt zu treffen. Er will bis zum Ende der Wahlperiode seine Arbeit als Bundestagsabgeordneter für Essen und Vorsitzender des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung “mit der gleichen Leidenschaft wie bisher” fortsetzen. nik
Viele Jugendliche finden, dass ihre Lehrkräfte Nachholbedarf bei digitalen Kompetenzen haben. Das ist ein Ergebnis der neuen Sinus-Jugendstudie. Das Markt- und Sozialforschungsinstitut Sinus hat dafür 2023 deutschlandweit 72 qualitative Fallstudien mit 14- bis 17-Jährigen durchgeführt. Die Jugendlichen kamen aus allen Schularten und Milieus. Ob eine Lehrkraft digital kompetent ist, machten die Befragten vor allem daran fest, wie gut er oder sie im Unterricht mit technischen Geräten umgeht. Die Schüler erlebten dabei jüngere Pädagogen und Referendare generell als kompetenter. Je höher die Schulform, umso schlechter fiel ihre Bewertung aus.
Für diese Unterschiede zwischen den Schulformen haben die Forscher zwei Erklärungsansätze:
Die Antworten der Schüler zeigen, dass die Digitalisierung der Schulen oft noch unzureichend ist: Rund ein Drittel berichtet, digitale Medien kämen weitgehend selbstverständlich zum Einsatz. Ein weiteres Drittel beschreibt einen eher punktuellen Einsatz, etwa durch Onlinerecherchen im PC-Raum oder Youtube-Lernvideos. Das letzte Drittel berichtet, dass die Digitalisierung sich auf ein digitales Klassenbuch beschränkt und eine Schulplattform, auf der organisatorische Fragen geklärt werden. Dieses heterogene Bild berichten Schüler aller Schulformen. Es hängt also eher an der einzelnen Schule, wie weit die Digitalisierung fortgeschritten ist.
Insgesamt zeigt die Studie, dass die 14- bis 17-Jährigen heute besorgter sind als früher angesichts multipler Krisen. Viele blickten aber trotz der Krisen positiv in die Zukunft. Marc Calmbach, Hauptautor der Studie und Geschäftsführer des Sinus-Instituts, sagte bei der Präsentation der Studie: “Die Krisen stapeln sich und die Jugendlichen bewahren sich einen Bewältigungsoptimismus.” Anna Parrisius
Das KI-gestützte Lernsystem, das die Länder gemeinsam bis Ende 2026 umsetzen wollen, könnte bald schon Kontur annehmen. Für den heutigen Freitag wird die Ausschreibung des Projekts erwartet, wie Table.Briefings vorab erfuhr. Für die Umsetzung stehen rund 59 Millionen Euro aus dem Digitalpakt bereit. Träger des Projekts Adaptives Intelligentes System (AIS) ist das Medieninstitut der Länder (FWU).
Ziel des Projekts AIS ist es, ein KI-gestütztes Lernsystem zu schaffen, bei dem Schüler individuelle Lernpfade einschlagen können. AIS soll der vorläufigen Ausschreibung zufolge den Lernfortschritt der Kinder und Jugendlichen erfassen und auf dieser Basis Aufgaben und Inhalte individuell anpassen. Das soll wiederum Lehrkräfte unterstützen, ihre Schüler gezielter zu fördern.
Die Ausschreibung soll recht offen gestaltet sein. Es bleibt daher spannend, welche Bewerber und Konzepte die Ausschreibung hervorbringt. Auf wissenschaftlicher Seite wird das Projekt jedenfalls als Hoffnungsträger bewertet. Es könnte eine große und noch dazu die womöglich letzte realistisch finanzierte Chance für Deutschland sein, effektive digitale Bildung in die Schulen zu bekommen, wie ein Experte für Intelligente Tutorielle Systeme zu Table.Briefings sagte. vkr
Wer ohne entsprechende Ausbildung in einem Ausbildungsberuf arbeitet, soll ab 2025 über eine Validierungsprüfung eine Anerkennung seiner beruflichen Kompetenzen erhalten können. Voraussetzung dafür ist, dass er oder sie schon eineinhalbmal so lang in dem Beruf arbeitet, wie die reguläre Ausbildung dauert – und er oder sie über 25 Jahre alt ist. Das geht aus dem Änderungsantrag der Ampel-Fraktionen hervor (zum Download). Am heutigen Freitag soll der Bundestag das Berufsvalidierungs- und -digitalisierungsgesetz (BVaDiG) in zweiter und dritter Lesung verabschieden.
Eine Altersgrenze von 25 Jahren war im Gesetzentwurf der Bundesregierung ursprünglich nicht vorgesehen. Das sorgte für Kritik der Sozialpartner: Wer jung und ungelernt sei, so die Sorge, könnte den Anreiz für eine duale Berufsausbildung verlieren. 2022 waren nach Daten des BIBB 750.000 der 20- bis 24-Jährigen ungelernt. Auch der Bundesrat sprach sich im März für eine Altersgrenze aus. Volker Born, Leiter für Berufliche Bildung beim ZDH, zeigt sich über die Änderung erleichtert. “Die duale Berufsausbildung bleibt der Königsweg für Schulabsolventinnen und Schulabsolventen”, sagte er Table.Briefings.
Aus Sicht der Sozialpartner bleiben trotzdem Leerstellen. Zum einen werden die Betroffenen die Kosten für ihre Validierung selbst tragen müssen. “Wer eine Familie ernähren muss oder arbeitslos ist, wird es sich nicht leisten können. Wir erwarten, dass hier schnell nachgebessert wird”, sagte Elke Hannack, stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes. Kathrin Tews, Referatsleiterin der DIHK für Kompetenzerfassung, kann sich vorstellen, dass ein Validierungszuschuss noch nachträglich kommen wird, so war es auch beim Gesetz zur Anerkennung ausländischer Abschlüsse. Schon die Anerkennung – ein reiner Papiervergleich – koste 100 bis 600 Euro. “Bei der Validierung, bei der Berufskompetenzen durch praxisnahe Aufgaben aus dem Berufsalltag bewertet werden, könnten die Kosten noch höher liegen, gerade in Berufen, für die extra Werkstätten gemietet und Material bezahlt werden müssen, zum Beispiel im gewerblich-technischen Bereich”, sagte Tews Table.Briefings.
Daneben sehen die Kammern den Zeitplan kritisch: Ab 2025 soll eine Validierung in allen Ausbildungsberufen möglich sein. Bisher wurde mit Unterstützung des BMBF aber nur in 46 der über 300 Ausbildungsberufe ein Verfahren entwickelt und erprobt. Die Zeit drängt also. Anna Parrisius
Mehr als jede zweite ausgeschriebene Stelle an Sachsen-Anhalts Schulen bleibt unbesetzt. Anfang Mai hatte das Bildungsministerium 511 Stellen ausgeschrieben, auf 268 davon gab es eigenen Angaben zufolge keine geeigneten Bewerber. Noch gravierender sieht die Lage für schwer zu besetzende Stellen aus. Obwohl die Lehrkräfte hier sogar eine Zulage erwartet, fanden sich für 62 von 75 ausgeschriebenen Stellen keine geeigneten Bewerber. An diesen Schulen, die sich häufig in ländlichem Raum befinden, blieben demnach mehr als 80 Prozent der Stellen unbesetzt. Zu den geeigneten Bewerbern zählt das Land dabei keineswegs nur grundständig ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer. Von den gut 250 Bewerbern waren rund zwei von drei Seiteneinsteiger.
Doch nicht nur der Lehrkräftemangel stellt eine enorme Herausforderung dar. In den ländlichen Gegenden steht sogar die ganze Existenz von Schulen auf dem Spiel. Diskutiert wird daher in Sachsen-Anhalt ein Gesetzesentwurf, der es Schulen derselben Schulform erlauben würde, zu fusionieren. “Bei der Einrichtung von Schulverbünden geht es in erster Linie darum, eine wohnortnahe Beschulung sicherzustellen”, teilte eine Sprecherin des Bildungsministeriums Table.Briefings mit.
An weiterführenden Schulen sind solche Kooperationen auch dann eine Möglichkeit, wenn die notwendige Klassenstärke ansonsten nicht erreicht wird. “Dadurch bleibt ein ausreichendes Kursangebot gewährleistet, und die Schülerinnen und Schüler können an ihrer bisherigen Schule bleiben, ohne kurz vor dem Abschluss wechseln zu müssen”, heißt es aus dem Ministerium.
Eva Gerth, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Sachsen-Anhalt sieht die geplanten Schulverbünde kritisch. Fusionierung im großen Stil lehne die Gewerkschaft ab, “da es oft zu einer Mehrbelastung von Lehrkräften kommt, die zwischen den einzelnen Schulen des Verbundes pendeln müssen, oft mehrfach am Tag”. Außerdem würden Zusammenlegungen von Schulen Unruhe schaffen.”Schulprogramme werden ruiniert und Verwaltungsaufgaben auf Lehrkräfte umverteilt“, sagt Gerth zu Table.Briefings.
Für Grundschulen besteht bereits die Möglichkeit, auf freiwilliger Basis zu Schulverbünden fusionieren. Die Nutzung durch die Kommunen halte sich jedoch sehr in Grenzen, sagt Eva Gerth. “Aus Sicht der GEW Sachsen-Anhalt ist die Fusion von Schulen eher eine Form der Sparpolitik.” Vera Kraft (mit dpa)
Bundesweit gibt es 72 lehrerbildende Hochschulen, das zeigt eine neue Übersichtskarte des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE). Am häufigsten bieten Hochschulen die gymnasiale Ausrichtung mit 60 Standorten an. Das Lehramt in der Sekundarstufe I wird an 51 Hochschulen angeboten. Danach folgen Grundschullehramt mit 49 und Berufsschullehramt mit 45 Studienmöglichkeiten. Sonderpädagogik kann man bundesweit nur an 29 Hochschulen studieren.
Von 2018 auf 2022 sank die Zahl derer, die Lehramt im ersten Fachsemester studieren. 2018 waren es noch 55.000 Studierende. 2022 lag die Zahl nur noch bei 45.000. Dieser Rückgang korreliert aus Sicht von Bianca Brinkmann vom Centrum für Hochschulentwicklung mit dem allgemeinen Rückgang von Studienanfängern. Der Anteil der Lehramtsstudierenden an der Gesamtstudienanfängerzahl lag die vergangenen Jahre immer zwischen acht und zehn Prozent. Der Rückgang hängt also nicht mit einem möglichen Interessensverlust zusammen.
Insbesondere der Bereich des Grundschullehramts weist eine konstant hohe Nachfrage auf. Das lässt sich auch an einem teilweise weiterhin hohen NC ablesen. Zudem wurden in vielen Ländern die Studienplätze im Grundschullehramt deutlich ausgebaut. Das zeigt sich an einer Erhöhung der Studienanfängerzahl von 7.000 im Jahr 2014 auf 11.000 im Jahr 2022. Auch im Bereich der Sonderpädagogik stieg das Angebot seit der Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention in Deutschland im Jahr 2009. 2012 gab es nur 19 Studienangebote zur Lehramtsausrichtung Sonderpädagogik, jetzt sind es 29. “Sonderpädagogik wird in Zukunft wahrscheinlich häufiger angeboten werden. Auch außerhalb von Förderschulen wird Sonderpädagogik immer relevanter. Das lässt sich auch daran erkennen, dass Studenten sich besonders oft für einen Förderschwerpunkt entscheiden, der vor allem für inklusive Schulen wichtig ist”, sagte Brinkmann Table.Briefings.
Insgesamt ist es schwierig, genaue Aussagen über die Entwicklung der Studierendenzahlen zu treffen. Nicht alle relevanten Daten werden länderübergreifend erfasst. Zum Teil gibt es starke Unterschiede bei den veröffentlichten Statistiken. Hier hängt es vor allem davon ab, welche Studierenden in die Statistik einbezogen werden. Gerade im Lehramt kommt es häufig vor, dass Studierende erst später aus einem Fachstudium ins Lehramt wechseln und so nicht zu den Erstsemestern zählen. Zudem ist nicht gewährleistet, dass jemand, der mit Lehramtsoption studiert, diese auch nutzen wird. Brinkmann sagt: “Wir brauchen vor allem eine bessere Datenlage, damit wir zuverlässigere Aussagen zur Ausbildung von zukünftigen Lehrkräften treffen können.” jgl
Der digitale Weiterbildungsanbieter Fobizz aus Hamburg gehört zu den Finalisten für den diesjährigen Deutschen Gründerpreis. Zusammen mit zwei anderen Unternehmen ist Fobizz in der Kategorie Aufsteiger nominiert. Die Plattform für Fort- und Weiterbildungen für Lehrkräfte hat mittlerweile mehr als 400.000 Nutzer.
Schwerpunkt der Fortbildungen ist unter anderem das Thema Künstliche Intelligenz im Klassenzimmer. Ob Fobizz den Preis gewinnt, entscheidet sich erst bei der finalen Auszeichnung im September. Mit der Nominierung erhält das Unternehmen allerdings schon jetzt eine individuelle Beratung sowie Medientraining. Zudem übernehmen Mitglieder des Kuratoriums des Deutschen Gründerpreises über einen Zeitraum von zwei Jahren Patenschaften für jeden Finalisten und stellen ihr Know-how und ihre Erfahrungen zur Verfügung.
Die rund 300 Experten des Deutschen Gründerpreises haben ihre Vorschläge für die Kategorie Aufsteiger unter anderem davon abhängig gemacht, dass die Unternehmen nicht älter als neun Jahre sind und bereits ein “außerordentliches Wachstum” verzeichnen.
Auch eine empirische Begleitstudie der Universität zu Köln hat sich kürzlich Fobizz angeschaut. Es ging hier darum, wie wirksam die Fortbildungen von Fobizz sind. Dabei zeigte sich, dass die Fortbildungen von Fobizz einen Einfluss darauf hatten, wie häufig Lehrerinnen und Lehrer Künstliche Intelligenz im Unterricht einsetzen. Während vor der Weiterbildung KI von nur gut über einem Drittel der Lehrkräfte genutzt wurde, gaben nach der Fortbildung 87 Prozent der Lehrer an, KI zu nutzen. Auch der Anteil derjenigen, die sich gut vorbereitet fühlen, KI-Technologien in den eigenen Unterricht zu integrieren, stieg stark an. Fühlte sich zuvor nur jeder vierte Lehrer gut vorbereitet, waren es nach der Fortbildung knapp 90 Prozent. vkr
Bereits über 100.000 Beratungen – das ist der Erfolg der psychosozialen Beratung “Krisenchat”, die Kai Lanz im Frühjahr 2020 mit fünf Mitstreitern gründete. Die Corona-Pandemie stellte damals Schüler vor große persönliche Herausforderungen. Lanz wollte ein zeitgemäßes, leicht zugängliches Angebot für jene schaffen, die akut Hilfe brauchen: kostenlose Beratung per Livechat mit Psychologen und Sozialpädagogen, möglich zu jeder Tages- und Nachtzeit. Melden können sich die Betroffenen per SMS oder WhatsApp.
Fast vier Jahre später tut die Hilfe immer noch Not. Krisenchat ist laut eigener Aussage mittlerweile das größte Online-Hilfsangebot für junge Menschen. Circa 4.000 Anfragen bekommen Kai Lanz und sein Team pro Monat. Besonders in den frühen Abendstunden kann es zu längeren Wartezeiten kommen. Aufgrund einer begrenzten Zahl an Mitarbeitern seien sie “sehr ausgelastet”, sagt Lanz. Die meisten arbeiten ehrenamtlich.
Lanz selbst bewegt sich schon seit seinem Abitur 2019 “Vollzeit in dem tagtäglichen Auf und Ab und Wahnsinn des Gründertums”. Er gründete bereits in der Schulzeit Exclamo, den Vorläufer von Krisenchat. Mit zwei Mitschülern nahm er an seinem Berliner Gymnasium am Schulwettbewerb business@school der Boston Consulting Group teil.
Die Projektidee: eine Plattform, die Schüler mit sozialen und psychischen Problemen und Schulsozialarbeiter sowie -psychologen vernetzt. Helfen sollte sie auch gegen Mobbing, das Lanz und seine Mitstreiter bei Mitschülern beobachtet hatten. Die Plattform sollte die Hemmschwelle senken, sich Hilfe zu holen – gerade an Schulen, die keinen Schulpsychologen haben, wo sich Schüler an schulpsychologische Beratungszentren wenden mussten. Im bundesweiten Schnitt betreute 2022 ein Schulpsychologe 5.439 Kinder.
Die damals 18-Jährigen gewannen mit ihrer Idee den Social-Entrepreneur-Preis. Nach ihrem Abitur 2019 widmeten sie sich voll und ganz der Plattform. Die Implementierung an Schulen gestaltete sich jedoch schwieriger als gedacht, weshalb die Gründer entschieden, sich neu auszurichten. Im ersten Corona-Lockdown gründeten sie Krisenchat. Anstelle von Schulsozialarbeitern in ihrer Sprechstunde sollten den Schülern nun Experten per Chat bei Problemen zur Seite stehen. Fachliche Unterstützung holten sie sich von der Psychologin Melanie Eckert, die seit der Gründung als Co-CEO den psychosozialen Bereich der Plattform leitet.
Kai Lanz ist inzwischen 23 Jahre alt. Zeit für eine Ausbildung oder ein Studium hatte er neben seiner Arbeit für Krisenchat nicht. Das bedauert er aber auch nicht, denn er wolle künftig auf seinen Erfahrungen als Gründer aufbauen.
Die meisten jungen Menschen, die sich bei Krisenchat melden, sind zwischen 13 und 19 Jahre alt. Oft geht es um Mobbing, Einsamkeit oder Konflikte in der Familie, mit Freunden oder Partnern. Aber auch um Depressionen, selbstverletzendes Verhalten und Suizidalität.
Mittlerweile gibt es 450 aktive ehrenamtliche Berater bei Krisenchat. Zugelassen werden dabei zum Beispiel approbierte Psychotherapeuten oder Psychotherapeuten in Ausbildung, Ärzte mit der Zusatzqualifikation Psychotherapie, Pädagogen mit Beratungserfahrungen, aber auch Psychologie-Bachelorstudenten, die intensive Beratungserfahrung mitbringen. Um sie auf ihre anspruchsvolle Aufgabe vorzubereiten, hat Krisenchat zusätzlich ein internes Ausbildungsprogramm entwickelt: Dort lernen angehende Berater Grundsätze der Chatberatung, Gesprächstechniken und wie sie etwa mit suizidalen Gedanken von Jugendlichen umgehen.
In den ersten Tagen der Gründung war Lanz bei Ausfällen auch kurzfristig selbst als Berater eingesprungen. Heute übernimmt er eher Führungstätigkeiten. Das gemeinnützige Unternehmen finanziert sich über Spenden und Kooperationen mit Förderern, darunter Stiftungen und Krankenkassen. Außerdem wird es vom Bundesfamilienministerium gefördert. Lanz kümmert sich um das Fundraising und spricht mit Abgeordneten.
Mit seiner Arbeit will Lanz auch eine Entstigmatisierung psychischer Probleme vorantreiben. Daher produzieren Mitarbeiter inzwischen auch psychoedukativen Content für YouTube, Instagram und TikTok. Gerade arbeiten sie an einem Format, das sich speziell an Jungen richtet und für das sie mit Rappern und Streamern zusammenarbeiten, erzählt Lanz. “Junge Menschen sollen sich auf Augenhöhe abgeholt und wirklich verstanden fühlen.” Noah Raffenberg
Research.Table. Warum es wieder Rücktrittsforderungen gegen Bettina Stark-Watzinger gibt. Das BMBF wollte offenbar eine Prüfung anstrengen, ob Hochschullehrenden, die in einem offenen Brief propalästinensischen Protest in Schutz genommen hatten, Fördermittel gestrichen werden können. Warum der Versuch der Staatssekretärin Sabine Döring die Kritik zu widerlegen, nicht überzeugen konnte, lesen Sie hier.
Research.Table. OECD-Bericht zu KI: Wo Deutschlands Chancen liegen. Die Ausgangslage ist gut. Doch Datenschutz, Silodenken und Bürokratie verhindern derzeit, dass Deutschland im weltweiten KI-Wettbewerb noch besser positioniert ist. Was der OECD-Bericht Deutschland nun empfiehlt, lesen Sie hier.
Zeit: Mehr Unterstützung durch Jugendberufsagentur beim Wechsel in den Arbeitsmarkt in Hamburg. Der Hamburger Senat stellt eine neue Fachkräftestrategie vor. Unter anderem sollen junge Menschen beim Übergang von der Schule in den Beruf besser unterstützt werden. Man erhofft sich so, mehr Jugendliche für eine Ausbildung zu gewinnen. Die Jugendberufsagentur soll hierbei auch Jugendliche mit Behinderung mehr unterstützen. Die Opposition kritisiert das Vorhaben unter anderem als zu unkonkret. (Senat legt neue Fachkräftestrategie vor: Opposition skeptisch)
Heise: Wie unser Gehirn geklonte Stimmen erkennt. Eine Studie zeigt, dass unser Gehirn unterschiedlich auf geklonte Stimmen und reale Stimmen reagiert. Bei dem Klang einer geklonten Stimme reagiert insbesondere der Teil des Gehirns, der für die Analyse von Geräuschen zuständig ist. Zudem reagiert das Belohnungssystem im Gehirn weniger auf geklonte Stimmen. Studien wie diese zeigen, wie wichtig es auch in der Schule ist, über das Potenzial von solchen Deepfakes aufzuklären. Zudem ist die Erkenntnis, dass wir weniger auf geklonte Stimmen reagieren, für die Nutzung von KI-Stimmen zum Beispiel im Sprachunterricht relevant. (Studie: Gehirn verarbeitet geklonte Stimmen anders als natürliche Stimmen)
Netzpiloten Magazin: Die Probleme der Digitalisierung an Schulen müssen einheitlich gelöst werden. Die Umsetzung der Digitalisierung scheitert in der Schule an mehreren Stellen. Obwohl viele Schulkinder über ein Smartphone verfügen, erlernen nur wenige, wie dieses richtig einzusetzen ist. Um entsprechende Kompetenzen zu vermitteln, benötigen Schulen die entsprechende technische Infrastruktur, und auch Informatik ist nur an wenigen Schulen ein Schulfach. Die Umsetzung der Digitalisierung ist häufig in den Bundesländern unterschiedlich. Wenn also die Fortsetzung des Digitalpakts gelingen soll, muss es hier mehr Einheitlichkeit geben. (Warum ist die Digitalisierung an Schulen gescheitert?)
Education Next: KI-Training scheitert in den USA an Datenschutz und zu geringer Digitalisierung. Für das Training von KI sind große Menge an Datensätzen erforderlich. Einrichtungen wie das Institute of Education Sciences, das zum US-Bildungsministerium gehört, sammelten über die vergangenen Jahre viele Schülerdaten, zum Beispiel aus Vergleichsarbeiten. Doch diese für KI zu nutzen, ist schwierig. Die Antragstellung zur Nutzung der Daten ist aufwendig und wenig digitalisiert. Zudem fallen die Daten häufig unter bestimmte Datenschutzregelungen. Um KI zu entwickeln, die Schüler tatsächlich unterstützen kann, müssten Reglungen wie diese dringend modernisiert werden. (Modernizing Access to Education Data Could Improve Student Learning)
Tagesspiegel: Berliner Grüne gegen Hausaufgaben, Probeunterricht und Wiederholen von Schuljahren. Die schwarz-rote Regierung in Berlin überarbeitet momentan das Schulgesetz. Die Regierung sieht Probeunterricht beim Übergang von der Grundschule zum Gymnasium vor. Dieses Vorhaben lehnen die Grünen jedoch ab. Als Alternative sehen sie eine Eignungsprüfung. Die Grünen sehen in der Veränderung des Gesetzes die Chance darauf, nun eine Abschaffung von Hausaufgaben gesetzlich zu verankern. Schulische Leistungen sollen so weniger von den Umständen der Kinder zu Hause abhängen. An integrierten Sekundarschulen und Gemeinschaftsschulen ist es nicht mehr verpflichtend, dass Schüler bei unzureichenden Leistungen ein Jahr wiederholen müssen. Eine ähnliche Regelung wünschen sich die Grünen nun auch am Gymnasium. (“Nimmt Zeit für Erholung und Familie”: Grünen-Fraktion spricht sich gegen Hausaufgaben an Berliner Schulen aus)