die Uhr tickt. Noch zehn Tage, dann soll feststehen, mit welchen 1.000 Schulen das Startchancen-Programm nach dem Sommer losgeht. Auswahlkriterium ist ein Sozialindex. In manchen Bundesländern gibt es so einen Index schon lange, andere müssen ihn eigens für das Programm entwickeln. Teils mit Widerwillen, wie das Beispiel Bayern zeigt. Das Kultusministerium hatte sich lange dagegen ausgesprochen und jetzt doch noch kurz vor dem Stichtag einen entwickelt. Mein Kollege Holger Schleper hat sich die Kriterien angeschaut und auch in den anderen Ländern nachgefragt, wie es dort mit den Sozialindizes aussieht.
Er ist bei seiner Recherche auch noch auf andere Herausforderungen gestoßen, vor denen die Bildungspolitik bei der Umsetzung des Startchancen-Programms jetzt steht. Wie soll sie zum Beispiel mit einer möglichen Neid-Debatte umgehen? Wenn also die eine Schule bei Startchancen dabei ist, und die andere, die unter ähnlich widrigen Umständen arbeitet, ist es nicht? Und dann gibt es auch noch Schulen, die vielleicht gar nicht Startchancen-Schulen werden wollen.
Gut, dass es wenigstens schon Modelle für ein wirksames Konzept gibt. Die Familiengrundschulzentren haben schon Antworten gefunden, wie benachteiligte Kinder und Elternhäuser besser gefördert und abgeholt werden können. Zum zehnjährigen Bestehens der FGZ in NRW hat sich meine Kollegin Vera Kraft angeschaut, wie das Modell funktioniert und wie es wirkt.
Bleiben wir in NRW. Dort hat Milad Tabesch vor einem Jahr eine besondere Initiative entwickelt: “Ruhrpott für Europa”. Welche Ziele er damit verfolgt und was sie mit der Europawahl zu tun hat, lesen Sie im Porträt über ihn.
Ich wünsche Ihnen eine inspirierende Lektüre!
Mit dem Schuljahr 2024/25 beginnt das Startchancen-Programm. Aber schon jetzt verändert es bundesweit die Bildungslandschaft zum Teil fundamental, etwa wenn es um die Einführung eines Sozialindex geht. So hat Bayern trotz immer wieder geäußertem Widerwillen einen solchen Sozialindex zur Auswahl der Schulen im Programm eingeführt. Er umfasst nach Auskunft des Bayerischen Kultusministeriums die folgenden fünf gleich gewichteten Kriterien:
“Auf dieser Basis wurden für das erste Programmjahr – Schuljahr 2024/2025 – 100 staatliche Grund- und Mittelschulen ausgewählt”, teilte das Ministerium Table.Briefings mit. Insgesamt soll es in Bayern etwa 580 Startchancen-Schulen geben. Es sei ein Armutszeugnis, dass in Bayern im ersten Jahr nur 100 Schulen teilnehmen können, sagte dazu Gabriele Triebel (Grüne), stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Bildung und Kultus, zu Table.Briefings.
Dass das Land von Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler) nun mit einem Sozialindex arbeitet, ist bemerkenswert. Immerhin hatte Stolz noch im Februar im Landtag erklärt, kein Fan von einem Sozialindex zu sein. Die Vorsitzende des Bildungsausschusses, Ute Eiling-Hütig (CSU), sprach gar von der Gefahr der Stigmatisierung von Schulen. Nun ist der Sozialindex trotzdem da. “Es ist aber bedauerlich, dass die Staatsregierung ihn nur benutzt, weil sie dazu vom Bund gezwungen werden”, übt Triebel auch hier Kritik. In den kommenden zehn Jahren sollen etwa 1,4 Milliarden Euro an Bundesmitteln nach Bayern fließen.
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Das Startchancen-Programm ist bis 2034 angelegt. Insgesamt sollen mit ihm etwa 4.000 Schulen in herausfordernden Lagen unterstützt werden. Dafür steuert der Bund jährlich eine Milliarde Euro bei. Die Länder sollen gemeinsam die gleiche Summe aufbringen. Bis zum 1. Juni, so steht es in der Bund-Länder-Vereinbarung, müssen die ersten 1.000 Schulen benannt sein. Und sie müssen nach Indikatoren ausgewählt sein, die mindestens die Kriterien Armut und Migration berücksichtigen.
In zehn Tagen also soll die Liste stehen. Ein Blick in die Länder zeigt: Vielerorts ist das der Fall – in einigen Ländern wird allerdings noch mit heißer Nadel gestrickt. Bildungspolitik der unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Welche Schulen für das Programm vorgesehen sind, kann man etwa in Baden-Württemberg, Brandenburg, NRW, Rheinland-Pfalz, Thüringen und im Saarland nachlesen.
Zum Einsatz kommen dabei vielfältige Variationen von Sozialindizes. Baden-Württemberg zum Beispiel hat im ersten Schritt Schularten, für die vergleichbare Daten vorhanden sind, zu fünf Schulartgruppen zusammengefasst. Es sind öffentlichen Grundschulen, Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ), allgemeinbildende, weiterführende Schulen (ohne SBBZ), berufliche Schulen und Privatschulen.
Für die Auswahl der öffentlichen Grundschulen gelten nun neben Kriterien, die Armut und Migration erfassen sollen, auch diese Indikatoren:
Thüringen, als weiteres Beispiel, hat seine Schulen ebenfalls vor einigen Wochen benannt. Die Indikatoren für den Primarbereich berücksichtigen hier unter anderem den Anteil der Schüler mit den Förderschwerpunkten Lernen, emotionale und soziale Entwicklung und Sprache an allen Schülern der Schule.
Auch in den übrigen Ländern befindet man sich auf der Zielgeraden der Schulauswahl. Der niedersächsische Landtag etwa hat die Einführung eines Sozialindex in der Vorwoche beschlossen. Allerdings steht der Feinschliff der Datenauswahl und -gewichtung noch aus. In Sachsen, so ist zu hören, wird aktuell eine Kabinettsbefassung vorbereitet.
Das Ganze ist durchaus ein Wettlauf mit der Zeit. Denn die Programmvorgaben sehen auch vor, dass die Länder zu ihren Sozialindizes mit der Bund-Länder-Verhandlungsgruppe Einvernehmen herstellen müssen. Dazu erklärte das BMBF Table.Briefings noch vor wenigen Tagen: “Das Verfahren zur Herstellung des erforderlichen Einvernehmens zu den von den Ländern zugrunde gelegten Sozialkriterien wird in Kürze eingeleitet.”
Neben dem Faktor Zeit werden absehbar noch weitere Debatten den Programmstart begleiten. Dazu zählt die Frage, ob alle ausgewählten Schulen auch tatsächlich Startchancen-Schulen werden wollen. So ist aus einem Bundesland zu hören, dass nach einer Info-Veranstaltung immerhin ein Viertel der eingeladenen Schulen kein Interesse bekundet hatten. Aus Bayern heißt es, dass die 100 ausgewählten Schulen derzeit noch die Möglichkeit hätten, über eine Teilnahme am Programm zu entscheiden.
Und in NRW, so war zu lesen, hatten die angeschriebenen 400 Schulen und Schulträger in der Vorauswahl bis Mitte Mai Gelegenheit, sich zu entscheiden, ob sie der Einladung folgen wollen. “Die ersten Rückmeldungen sind sehr positiv”, hieß es Ende April vom Schulministerium. Dem Vernehmen nach wird sich der Auswahlprozess aber noch bis zum Monatsende hinziehen. Das gilt auch für das “Interessenbekundungsverfahren” in Hamburg, wie zu hören ist.
Vielsagend ist auch, dass Brandenburgs Bildungsministerium auf seinen Internetseiten offensiv die Frage formuliert: “Müssen die Schulen am Programm teilnehmen?” Dazu ist zu lesen, dass die Schulen gebeten würden, “das Programm in der Schulkonferenz zu diskutieren, um die Akzeptanz in der Schulgemeinschaft zu erhöhen”. Bei den FAQ in Baden-Württemberg heißt es für ausgewählte Schulen: “Es gibt keine Möglichkeit, die Teilnahme abzulehnen.”
Parallel wird hinter den Kulissen aber auch die Sorge formuliert, dass es eine Neiddebatte rund um die Schulauswahl geben könnte. Für sie sei es unverständlich, “dass in den beiden Landkreisen Merzig-Wadern und St. Wendel keine einzige weiterführende Schule und jeweils nur eine Grundschule eine Förderung erhalten soll”, kritisierte etwa die bildungspolitische Sprecherin der CDU-Fraktion im saarländischen Landtag, Jutta Schmitt-Lang, Anfang des Monats. Der ländliche Raum werde im Programm abgehängt.
Unter anderem Bremen greift dieser Neiddebatte vor. Es gebe sehr viel mehr Schulen, die den programmspezifischen Kriterien entsprächen, aber nicht am Startchancen-Programm teilnehmen könnten. Ursache seien die limitierten Bundesmittel. Die Bremer Stabsstelle “Startchancen” werde für diese sogenannten korrespondierenden Schulen “entlastende und begleitende Aufgaben übernehmen”. Zudem sollen sie zusätzliche Mittel durch Umverteilung und Neupriorisierung erhalten.
Viele der nominierten Startchancen-Schulen sind Familiengrundschulzentren. Diese gelten als Erfolgsmodell und – der Name verrät es bereits – richten sich an die ganze Familie. Im Vordergrund steht das Ziel, Bildungsungleichheit zu reduzieren und Brennpunktschulen attraktiver zu machen. Um das zu erreichen, werden die Eltern stark miteinbezogen. Zehn Jahre nach Gründung des ersten Familiengrundschulzentrums zeigt eine Umfrage unter den Koordinatoren, wie das Konzept in der Praxis funktioniert – und woran es bislang noch scheitert. Die Umfrageergebnisse lagen Table.Briefings vorab vor (hier zum Download).
Anfang Januar führte die Wübben Stiftung die Umfrage unter allen Koordinatoren von Familiengrundschulzentren (FGZ) in NRW durch. Diese zeigt: Fast alle der Grundschulzentren haben Elterncafés, drei Viertel haben offene Sprechstunden für Eltern und Familien. Darüber hinaus gibt es an mehr als der Hälfte dieser Schulen gemeinsame Feste, Spielenachmittage, Sprachkurse für Eltern oder Workshops zum Umgang mit digitalen Medien. Fast 90 Prozent der Angebote sind kostenfrei.
“Sowohl Kinder als auch Eltern sollen Schule als einen positiven Ort erleben, wo es um Spaß, Kreativität und Austausch geht”, sagt Kornelius Knettel zu Table.Briefings. Der Schulleiter des Familiengrundschulzentrums Sonnenstraße in Düsseldorf sieht jedoch eine große Herausforderung darin, dieses Konzept zu implementieren und zu verstetigen. Die Voraussetzungen dafür seien ausreichend personelle sowie finanzielle Ressourcen. Darüber hinaus “muss sich die gesamte Schulgemeinde mit dieser Thematik beschäftigen und offen für Veränderung sein“, so Knettel. Die FGZ-Leitung hat dabei eine Schnittstellenfunktion.
Das Ziel sei ein langfristiger Vertrauensaufbau zu den Eltern, sagt Markus Warnke, Geschäftsführer der Wübben Stiftung, die die FGZ mitentwickelt und mitfinanziert hat. Im Schnitt nimmt fast ein Viertel aller Eltern FGZ-Angebote regelmäßig in Anspruch. Wie gut eine Schule die Eltern erreicht, variiert jedoch stark – je nach Standort. Die Umfrage zeigt, dass die Spannweite von drei bis zu 80 Prozent der Familien reicht, die regelmäßig in Kontakt mit dem FGZ sind.
Geschäftsführer Warnke geht es aber um noch mehr: Die FGZ sollen als “Knotenpunkt im Sozialraum fungieren”. In der Praxis bedeutet das, dass es nicht nur den Austausch zwischen Eltern und Schule gibt, sondern auch zahlreiche Kooperationen mit lokalen Organisationen.
Fragt man die FGZ-Leitungen, so zeigt sich: In dem großen Versprechen, die Eltern zu aktivieren und mit ihnen zusammenzuarbeiten, liegt zugleich die größte Herausforderung. Mehr als jede dritte FGZ-Koordinierung nennt die Elternarbeit als größte Schwierigkeit. Besonders schwierig sei es, die “richtigen” Eltern zu erreichen. Also beispielsweise jene, bei denen die Bedarfe der Kinder besonders hoch sind. Darüber hinaus sei es herausfordernd, die Eltern zu einer verbindlichen und langfristigen Teilnahme an den FGZ-Angeboten zu motivieren.
In der Soziologie nennt man dieses Phänomen “Präventionsdilemma”. Die Informationen und Kurse erreichen demnach eher diejenigen, “die ohnehin bereits für die Probleme des Erziehungsalltags sensibilisiert sind”, wie die Sozialwissenschaftler Ullrich Bauer und Uwe Bittlingmayer feststellen. Hier brauche es “zielgruppenspezifische Rekrutierungsstrategien”, etwa um konkret sozioökonomisch benachteiligte Familien zu erreichen.
Björn Hermstein und Markus Sauerwein, beides Professoren für soziale Arbeit, haben sich kritisch mit dem Konzept der Familiengrundschulzentren auseinandergesetzt. Sie sehen in genau dieser Form der Elternbeteiligung auch ein potenzielles Risiko. Denn während die FGZ Expertise zum Umgang mit nur niedrigschwellig erreichbaren Familien sammle, seien die übrigen schulischen Organisationseinheiten von diesen Aufgaben weitgehend befreit. Womöglich sinke damit sogar das Verständnis für benachteiligte Familien, da es doch Angebote gebe, die diese “nur richtig nutzen” müssten.
Es brauche daher den intensiven Austausch auf Augenhöhe und “explizite Fortbildungsangebote für Lehrkräfte, weiteres pädagogisches sowie Verwaltungspersonal”, schreiben Hermstein und Sauerwein in ihrer Analyse.
Doch genau diese Zusammenarbeit mit dem Schulpersonal scheint nicht immer reibungslos zu verlaufen. Fast jede fünfte FGZ-Leitung sieht hier Herausforderungen, beispielsweise, wenn es um eine gemeinsame Haltung oder die Mitarbeit der Lehrkräfte bei den FGZ-Angeboten geht.
In den Augen der FGZ-Leitungen überwiegen die positiven Effekte dennoch klar. 86 Prozent geben an, dass die FGZ einen positiven Einfluss auf die Erziehungs- und Bildungspartnerschaft hat. Der Großteil der Leitungen beobachtet, dass Eltern durch das FGZ mehr Vertrauen in die Schule gewonnen haben und besser über die Abläufe und Verantwortlichkeiten Bescheid wissen. Auch die meisten Schülerinnen und Schüler haben nach Einschätzung der FGZ-Leitungen ein hohes Vertrauen in das Schulpersonal und profitieren von den Angeboten der Kinder- und Jugendhilfe.
70 Prozent der Koordinatoren sagen, dass sich das FGZ auch positiv auf die Sicherheit beim Übergang in die weiterführende Schule auswirke. Etwas mehr als die Hälfte der FGZ-Leitungen sieht sogar einen positiven Effekt auf die Lernentwicklungen der Schülerinnen und Schüler.
In Nordrhein-Westfalen gelten die Familiengrundschulzentren auch als politischer Erfolg. Sie leisten “einen wichtigen Beitrag, Familien zu unterstützen und zu stärken”, heißt es aus dem Schulministerium auf Anfrage. Vor zehn Jahren startete das erste FGZ in Gelsenkirchen. Mittlerweile sind es allein in NRW 160 Grundschulen dieser Art. Auch in Sachsen und Rheinland-Pfalz findet dieses Modell Anklang.
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Das Startchancen-Programm soll nun die bestehenden Angebote der Familiengrundschulzentren ergänzen, wie das nordrhein-westfälische Schulministerium Table.Briefings mitteilte. Zugleich sollen die bereits etablierten Strukturen der FGZ auch die Umsetzung des Startchancen-Programms unterstützen. Dazu prüfe man “mögliche Synergien”.
Die Förderung der FGZ soll dennoch bestehen bleiben. Sofern keine Doppelförderung vorliege, könnten Schulen aber zusätzliche Angebote aus dem Chancenbudget der Säule II des Startchancen-Programms finanzieren und innerhalb der Struktur des Familiengrundschulzentrums etablieren, heißt es aus dem Ministerium.
Die Bildungsplattform “Mein Bildungsraum” geht in die nächste Phase. Dafür kooperiert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit der Agentur für Sprunginnovationen “SPRIND”. Die Agentur soll “Mein Bildungsraum” zukunftsorientiert aufstellen und die Entwicklung einer Betreiberstruktur übernehmen. Das geht aus einem Schreiben des BMBF hervor, welches Table.Briefings exklusiv vorliegt.
Die Kooperation stelle den “nächsten logischen Schritt zur Weiterentwicklung” der Vernetzungsinfrastruktur dar, ist man sich im BMBF sicher. Konkret soll SPRIND eine sichere sowie flexibel erweiterbare Infrastruktur ausbauen. Zudem soll die Usability optimiert und ein nachhaltiges Betreiberkonzept entwickelt werden. Finales Ziel: “die Überführung in den operativen Betrieb”.
Die Zusammenarbeit soll nach aktuellem Plan zum 1. Juli beginnen. Die genauen Rahmenbedingungen werden derzeit noch ausgearbeitet. Das Geld für das Projekt stammt aus dem EU-Förderprogramm “NextGenerationEU“, woraus sich der Deutsche Aufbau- und Resilienzplan entwickelt hat.
In die Arbeit einfließen sollen sowohl die Ergebnisse eines erweiterten technischen Reviews als auch das Nutzer-Feedback aus der Testphase, welche im Oktober 2023 startete. Auch die Erfahrungen aus Pilotprojekten einzelner Bundesländer sollen Berücksichtigung finden.
Aus Innovationsperspektive könnte der Beschluss, die Bundesagentur einzubeziehen, als Beweis dafür verstanden werden, dass das SPRIND Freiheitsgesetz tatsächlich zu mehr Spielraum führt. Mit Blick auf die Digitalisierung an Schulen zeigt dieser Beschluss aber vor allem: Das BMBF hat die Hoffnung in den erfolgreichen Betrieb der Bildungsplattform noch nicht aufgegeben.
Das Portal, vormals bekannt als “Nationale Bildungsplattform” oder “Vernetzungsinfrastruktur”, hat das Ziel, Lernmanagementsysteme und digitale Bildungsangebote miteinander zu vernetzen. An dem Vorhaben gab es in den vergangenen Monaten jedoch vermehrt Zweifel – unter anderem bei der Frage, was der Mehrwert der Infrastruktur im Vergleich zu digitalen Vernetzungen der Länder ist. vkr
Christian Fühner, bildungspolitischer Sprecher der CDU in Niedersachsen, kritisiert Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) für ihre Pläne, Lehrpläne in der Sekundarstufe I zu vereinheitlichen. “Es droht ein Qualitätsverlust an allen Schulformen“, sagte Fühner Table.Briefings. Ab 2025 sollen Fünft- und Sechstklässler in Mathematik und Deutsch nach einem schulartübergreifenden Lehrplan lernen – unabhängig davon, ob sie auf ein Gymnasium, eine Integrierte Gesamtschule oder eine Oberschule gehen.
Die neuen Kerncurricula sollen nur noch nach zwei Anforderungsniveaus differenzieren: einem erhöhten Niveau für gymnasialen Unterricht und einem Niveau für alle anderen Schulformen. Eine Sprecherin des Kultusministeriums teilte Table.Briefings dazu mit: “Die Anforderungen für den gymnasialen Bildungsgang sollen auch Anwendung für die Schülerinnen und Schüler finden, die über die nichtgymnasialen Schulformen den Weg in eine gymnasiale Oberstufe anstreben.”
Fühner kritisiert, die einheitlichen Kerncurricula seien “der erste Schritt hin zu einer möglichen Einheitsschule.” Da das Kultusministerium die Änderung der Lehrpläne ohne Zustimmung des Landtags erlassen kann, fürchtet er eine “Einführung durch die Hintertür”. Verstärken könne dies in seinen Augen auch die geplante Einführung des Stufenlehramts: Angehende Lehrkräfte für weiterführende Schulen sollen künftig so ausgebildet werden, dass sie in ihren Fächern an allen allgemeinbildenden Schulen der Sekundarbereiche I und II arbeiten können.
Tatsächlich heißt es im Koalitionsvertrag von Rot-Grün: “Wir wollen im Einklang mit den an Schule beteiligten Akteuren die Sek-I-Schulen, insbesondere Oberschulen, dabei unterstützen, sich zu Integrierten Gesamtschulen zu entwickeln.” Kultusministerin Hamburg betont in einer Stellungnahme jedoch, der Begriff Einheitsschule sei angesichts der Vielfältigkeit des Schulangebots “vollkommen unangemessen”. Bereits jetzt seien die Lehrpläne an vielen Stellen “nahezu deckungsgleich”. Und: “Die strukturelle sowie unterrichtliche Ausgestaltung der Schulform wird nicht durch die Kerncurricula entschieden. Diese Fragen werden im niedersächsischen Schulgesetz und den jeweiligen Organisationserlassen definiert.”
Gerade mit dem Schulgesetz sind die geplanten Lehrplanänderungen aber unvereinbar, argumentiert Wolfgang Schimpf, ehemals Vorsitzender der Niedersächsischen Direktorenvereinigung und Leiter des Max-Planck-Gymnasiums in Göttingen. Denn eigentlich, schreibt er in einem Gastbeitrag in der FAZ, sollten Lehrpläne nach Paragraf 122 (1) “die Ziele und Vorgaben für Schulformen und Schuljahrgänge konkretisieren”. Anna Parrisius
Bund und Länder wollen die Einstiegsvoraussetzungen für Jobs in der Kinderbetreuung senken und dadurch mehr Fachkräfte für Kitas und Ganztag gewinnen. Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) stellte dazu am Dienstag gemeinsam mit Bremens Bildungssenatorin Sascha Karolin Aulepp (SPD), die Vorsitzende der Jugend- und Familienministerkonferenz (JFMK) ist, eine Gesamtstrategie (hier zum Download) vor. Sie umfasst 46 Empfehlungen, die nun eine gemeinsame Arbeitsgruppe von KMK und JFMK zu konkreten Maßnahmen weiterentwickeln soll.
Ein Fokus liegt auf der Gewinnung ausländischer Fachkräfte. Ihnen soll der Berufseinstieg künftig auch mit geringeren Deutschkenntnissen möglich sein. Das Sprachniveau B2 solle als Regelvoraussetzung gelten; bislang wird häufig die Niveaustufe C1 erwartet. Für den Berufseinstieg sollen davon jedoch Ausnahmen gelten. Stattdessen sollen die Beschäftigten berufsbegleitende Weiterbildungsmöglichkeiten erhalten. Außerdem sollen Anerkennungsverfahren harmonisiert und vereinfacht werden.
Ein weiteres Potenzial sehen Bund und Länder in Personen ohne mittleren Schulabschluss. Bislang haben diese nicht in allen Bundesländern die Möglichkeit, direkt in eine erstqualifizierende Ausbildung einzusteigen. Die Länder prüfen daher, ihnen den Einstieg in eine berufsschulische Ausbildung zu ermöglichen, in der sie zusätzlich einen mittleren Schulabschluss erwerben können. Ein gutes Praxis-Beispiel sei Nordrhein-Westfalen, wo Personen ohne einschlägige Qualifikation bereits für unterstützende Aufgaben in Kitas und Ganztagsschulen eingesetzt werden können. Auch die in Hamburg mögliche Ausbildung zur Sozialpädagogischen Assistenz ist im Strategiepapier als Positivbeispiel genannt.
Überdies will die Politik die Erzieherausbildung grundsätzlich in den Blick nehmen. Um diese auch im Vergleich zu anderen dualen Berufsausbildungen attraktiv zu machen, ist der Ausbau vergüteter praxisintegrierter Ausbildungsmodelle angedacht. Damit wird auch ein Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag der aktuellen Bundesregierung aufgegriffen. Darin haben sich die Ampel-Parteien für eine vergütete und generell schulgeldfreie Erzieherausbildung ausgesprochen. max
Im Zuge einer neuen Schulordnung hat das Bundesbildungsministerium in Österreich für alle Schulen auch ein verpflichtendes Kinderschutzkonzept ab dem neuen Schuljahr 2024/25 eingeführt. Schülerinnen und Schüler sollen damit besser vor physischer und psychischer Gewalt bis hin zu sexuellem Missbrauch geschützt werden. Das Kinderschutzkonzept umfasst folgende Punkte:
Für die Beschäftigten an Schulen sind auch Aus- und Fortbildungen vorgesehen, die in Zusammenarbeit mit den Pädagogischen Hochschulen und dem Zentrum für Gewalt- und Mobbingprävention entwickelt werden.
“Mit der neuen Kinderschutz-Verordnung heben wir den Schutz der jüngsten Generation in unseren Schulen auf eine neue Ebene”, sagte Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) in der vergangenen Woche. Zustimmung kam auch vom Koalitionspartner: “Gerade beim Kinderschutz dürfen wir die Augen nicht verschließen, wir dürfen nicht mal kurz blinzeln. Darum bin ich wirklich froh, dass wir das größte Kinderschutzpaket seit Jahrzehnten auf den Weg gebracht haben”, sagte die Grünen-Abgeordnete zum Nationalrat, Barbara Neßler.
Als Vorbild kann die Bundeshauptstadt dienen. Die Bildungsdirektion in Wien hat bereits im Herbst 2022 alle Schulen aufgefordert, entsprechende Konzepte zu erstellen.
Österreich legt mit der Kinderschutzoffensive in Bildungseinrichtungen ein erstaunliches Tempo vor. Im Januar 2023 hatte Polaschek die Kampagne angekündigt, im September 2023 wurde sie beschlossen. Nun also geht es in die Umsetzung. Deutschland ist im Vergleich noch längst nicht so weit. Zwar hat die Kultusministerkonferenz bereits im März 2023 einen umfangreichen “Leitfaden zur Entwicklung und praktischen Umsetzung von Schutzkonzepten und Maßnahmen gegen sexuelle Gewalt an Schulen” vorgelegt. Aber eine flächendeckende Verankerung an Schulen fehlt bislang. Nur in einzelnen Bundesländern werden Schulen bislang verpflichtet, entsprechende Konzepte umzusetzen. aku
Es war irgendwann im Herbst 2022. Da hat sich Milad Tabesch gesagt: “Jetzt müssen wir was machen!” Der 27-Jährige aus Bochum machte damals in New York seinen Master, verfolgte die politischen Entwicklungen in Deutschland aber sehr genau. “Es war krass zu sehen, welchen Zulauf die AfD bekam, wie Rechtsextremismus und Demokratiefeindlichkeit stärker wurden.” Auch bei jungen Menschen, die jetzt erstmals ihre Stimme abgeben können. Die Europawahl 2024 ist die erste bundesweite Wahl, an der 16-Jährige teilnehmen dürfen. Nach Angaben der Bundeswahlleiterin betrifft das rund 1,4 Millionen Jugendliche im Alter von 16 und 17 Jahren. Da wollte der Student für Europäische Studien nicht wegschauen.
Zurück in Deutschland suchte er Anfang 2023 Förderpartner, um die Initiative “Ruhrpott für Europa” zu gründen – mit dem Ziel, Jugendliche zu motivieren, zur Wahl zu gehen und sich mit Europa zu beschäftigen. “Mein Plan war, mir nach dem Studium einen Job zu suchen, mit geregelter Arbeitszeit, einem guten Gehalt, und mich daneben für die Initiative zu engagieren.”
Aber es kam anders: Im Frühjahr 2023 erhielt er die Förderzusage von JoinPolitics, einem Start-up, das politische Talente fördert, “die mit Mut und Leidenschaft Lösungen für die großen Fragen unserer Zeit entwickeln”, wie es auf der Website heißt. Statt Job plus Ehrenamt ist die Initiative “Ruhrpott für Europa” für Tabesch nun beides zugleich. “Ich habe eine 70-Stunden-Woche, verdiene weniger als den Mindestlohn, aber es ist super erfüllend, weil ich nahezu täglich sehe, dass unsere Arbeit wirkt”, sagt Tabesch im Gespräch mit Table.Briefings. Wir – das sind neben ihm als Geschäftsführer vier junge Menschen, die vom Mini- bis zum Vollzeitjob bei der Initiative arbeiten, dazu noch 13 Ehrenamtliche.
“Zunächst wollten wir herausfinden, was die junge Generation im Ruhrgebiet mit Europa verbindet, welche Hoffnungen sie mit Blick auf die Europawahl haben, was sie kritisieren, wie sie eine europäische Zukunft sehen”, erklärt Tabesch. Sein Team hat dafür mehr als 20 Schulen besucht und die Forderungen und Wünsche der Schülerinnen und Schüler gesammelt. Zugang haben sie leicht gefunden, weil viele bei der Initiative kaum älter sind als die Schülerinnen und Schüler, viele haben wie sie Migrationshintergrund.
Als Ergebnisse der Gespräche mit den Jugendlichen entstand die “Junge Ruhrpott Agenda für Europa”, die die Initiative im Januar 2024 in der Bochumer Jahrhunderthalle der Öffentlichkeit vorstellte. Gekommen war an diesem Tag auch Prominenz aus Brüssel: Katarina Barley und andere Mitglieder des Europäischen Parlaments. Für die Schüler war es ein großer Moment, als die Vizepräsidentin ihre Wünsche vorlas.
Vielleicht zum ersten Mal haben sich die Jugendlichen hier gehört gefühlt. Tabesch hat es wie eine Brücke erlebt, die hier von der jungen Generation einer vermeintlich abgehängten Generation zu Europa geschlagen wurde. Und auch die Initiative Ruhrpott für Europa sieht sich entsprechend als Brückenbauer. “Wir verstehen uns als diverse, diskriminierungssensible europäische Initiative“, sagt er.
Die Veröffentlichung der Agenda im Januar hat der Initiative viel Aufmerksamkeit gebracht. Seitdem geben Tabesch und sein Team mit Unterstützung der Bertelsmann Stiftung, der Landeszentrale für politische Bildung NRW und der Stadtwerke Bochum Europa-Workshops in Schulen, in denen sie über die Europawahl aufklären und mit Jugendlichen zu Europa ins Gespräch kommen.
Sie haben auch eine Gesprächsreihe ins Leben gerufen – “Auf einen Çay zu Europa” -, bei der sie sich symbolisch zu einem Tee in Cafés oder an anderen Orten im Ruhrgebiet in einer Runde mit 20, 30 Gästen die Themen der Agenda vertiefen und darüber diskutieren. Zu Gast war schon der Rassismusforscher Karim Fereidooni. Für Ende Juni ist der Soziologe Aladin El-Mafaalani angekündigt. Es ist Tabesch wichtig, die Reihe auch nach der Europawahl weiterzuführen. “Wir wären verrückt, wenn wir den Rückenwind, den wir uns jetzt erarbeitet haben, nach der Europawahl nicht mehr nutzen würden.” Die Initiative will auch die Workshops in den Schulen nach der Wahl fortsetzen.
Lesen Sie hier: Was die ICCS-Studie über die politische Bildung junger Europäer aussagt
Tabesch, der SPD-Mitglied ist, sieht darin einen wichtigen Teil der Demokratiebildung. Aus seiner Sicht kommt die in Schulen zu kurz, insbesondere jenseits der Gymnasien. Daher fokussiert die Initiative ihr Engagement vor allem auf nicht-gymnasiale Schulen. Und dass die Initiative gerade im Ruhrgebiet aktiv ist, liegt auch nicht nur daran, dass Tabesch selbst in Bochum zu Hause ist. “Das Ruhrgebiet ist wahrscheinlich der vielfältigste Ort in Europa, an dem die meisten Sprachen gesprochen werden – der Ruhrpott ist Europa in a nutshell”, sagt er.
Und vor allem sei Europa viel mehr als das EU-Parlament in Brüssel. Auch das ist für Tabesch eine wichtige Botschaft. Die hat viel mit seinem eigenen Leben zu tun. Seine Eltern waren Anfang der 1990er-Jahre aus Afghanistan nach Deutschland geflüchtet. Mit ihnen kamen auch viele Verwandte und Freunde nach Deutschland und in viele andere Länder Europas. Tabesch hat sie in den Schulferien oft besucht. In den Niederlanden, in Schweden, Frankreich oder Österreich – überall waren Freunde und Familie. So wurde Europa für ihn zur Heimat.
Diesen Gedanken will er nun an Jugendliche weitergeben: “Ihr seid Teil dieses vielfältigen Europas und könnt es mitgestalten.” Er hofft, dass viele Erstwähler diese Botschaft am 9. Juni verinnerlichen. Annette Kuhn
Research.Table. Technologietransfer: Warum das Potenzial der HAWs ungenutzt bleibt. Die HAWs könnten einen deutlich größeren Beitrag zum Transfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft leisten. Die aktuellen Maßnahmen, allen voran die Dati, helfen aber kaum, um die Probleme anzugehen, sagen HAW-Vertreter. Was es stattdessen braucht, lesen Sie hier.
Research.Table. Warum die WissZeitVG-Stellungnahme des Bundesrats die Kompromiss-Suche der Koalition erschwert. Der Bundesrat hat die geplante Gesetzesnovellierung des WissZeitVG kommentiert. Die Stellungnahme der Länder ist zwar nicht bindend, hatte aber direkt Auswirkungen auf die Positionen der Koalitionsparteien. Von welchem Vorhaben die FDP jetzt abrückt, lesen Sie hier.
FR: Staatlicher Islamunterricht statt Einflussnahme aus dem Ausland. Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands sieht im Islamunterricht an Schulen eine Möglichkeit, Schüler vor Extremismus zu schützen. Ein staatlicher Islamunterricht würde auf den Wunsch einiger muslimischer Eltern reagieren, die die Qualität außerschulischer Unterrichtsmöglichkeiten kritisieren. Islamunterricht an Schulen wäre im Gegensatz zu manchem von Verbänden organisierten Unterricht unabhängiger. Der Islam, dem mehr als sechs Prozent der Bevölkerung in Deutschland angehören, würde so außerdem als Teil der Gesellschaft eher anerkannt werden. (Islamunterricht an deutschen Schulen? Lehrerverband will Muslime so “vor Extremisten schützen”)
Westdeutsche Zeitung: Seniorenengagement verhindert Ausbildungsabbrüche. Im Mentoring-Programm “VerAplus” unterstützen Freiwillige im Ruhestand Azubis während ihrer Ausbildungszeit. Sie tragen mit dazu bei, dass Azubis ihre Ausbildung nicht abbrechen oder ihre Leistungen verbessern können. Ein häufiges Problem ist, dass Azubis mit Migrationshintergrund in der Berufsschule an sprachlichen Hürden scheitern, auch wenn sie im Betrieb gut mitkommen. Hier können die Mentoren eingreifen und helfen. Die Erfolgsquote sei hoch, in bis zu 75 Prozent führten die Begleitungen zum vorher gesetzten Ziel. (“VerAplus” senkt die Abbrecherquote)
CNN: Britische Regierung will sexuelle Aufklärung in Schulen reduzieren. Die britische Regierung plant, das Schul-Curriculum so zu ändern, dass bestimmte Themen im Bereich sexueller Aufklärung gar nicht oder erst später unterrichtet werden dürfen. So dürfe Sexualaufklärung erst ab neun Jahren stattfinden, weiterführende Inhalte erst ab 13 Jahren vermittelt werden. Themen zu Geschlechtsidentität oder Transsexualität sollen gar nicht mehr behandelt werden. Kritiker der geplanten Änderung, darunter Lehrkräfte und Lehrergewerkschaften, sehen in dem Vorhaben einen Versuch der Regierung, konservative Wähler zurückzugewinnen. (Britain’s embattled Conservative government has a new target: Sex education)
Business Insider: Bessere Nachhilfe durch KI. Der Einsatz von KI in Lern-Apps führt dazu, dass diese immer besser auf Schülerprobleme eingehen können. Sie können deutlich schneller passende Inhalte für Schüler mit Nachhilfebedarf erstellen, außerdem kann KI die Programme vielseitiger und auch günstiger machen. Für den Erfolg von Nachhilfe ist eine persönliche Bindung zwischen Nachhilfelehrer und -schüler nach wie vor essenziell, damit die Schüler Selbstbewusstsein aufbauen, Lern-Apps können die jedoch gut ergänzen. Ein potenzieller weiterer Einsatzort für KI-gestützte Lernprogramme ist die Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitern. (Ein Edtech-VC erklärt, welche Investmentkriterien er hat und ob Lernapps die Nachhilfe ablösen werden)
Deutschlandfunk: Moderne Schulkonzepte sollen Schülern zu Eigenmotivation verhelfen. Wie Schule moderner gestaltet werden kann, zeigen Projekte wie die Universitätsschule in Dresden, die neue Lernkonzepte ausprobiert. Statt Unterricht in Schulfächern steht hier Projektarbeit im Vordergrund. Die Schüler sollen von den Lehrern darin geschult und begleitet werden, methodische Kompetenzen zu entwickeln, um sich Themen selbst zu erarbeiten. Ein anderer Ansatzpunkt ist der Schulbau: Statt Klassenräumen können Lernlandschaften entstehen, in denen jeder Raum eine andere Funktion erfüllt. Sie könnten Schüler stärker motivieren. (Bildung neu denken – Wie können Schulen moderner werden?)
23. Mai 2024, 18 bis 19 Uhr, online
Webinar A Modern Teaching Profession: Compensation, Preparation, Representation, Evaluation
Um unsere Demokratie zu stärken, wird häufig gefordert, schon bei der Demokratiebildung in Schulen anzusetzen. Welche Rolle hierbei Lehrer spielen können und sollen, ist dabei häufig Gegenstand von Diskussionen. Die Veranstaltung der Harvard Kennedy School behandelt aktuelle Schwierigkeiten der Demokratiebildung. ANMELDUNG
27. Mai 2024, 13.30 bis 15.00 Uhr, online
Diskussionsveranstaltung SWK Talks: Fort- und Weiterbildung
In der Reihe SWK Talks “Lehrkräftegewinnung und Lehrkräftebildung für einen hochwertigen Unterricht” geht es bei dieser letzten Veranstaltung um die Fort- und Weiterbildung. Gesprächsgäste sind Felicitas Thiel (Co-Vorsitzende der SWK), Birgit Pikowsky (Direktorin des Pädagogischen Landesinstituts Rheinland-Pfalz), Carolin Jesser (Rektorin einer Realschule) und Ulrike Tippe (HRK-Vizepräsidentin Digitalisierung). ANMELDUNG
28. Mai 2024, 14.30 bis 15.30 Uhr, online
Vortrag und Diskussion Ganzheitliche Bildung: Wie steht es um die sozial-emotionalen Kompetenzen von Schulkindern?
Die Veranstaltung der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung wirft einen Blick auf die Ergebnisse des internationalen Survey on Social and Emotional Skills der OECD. Zudem soll darüber diskutiert werden, welche Lehren sich aus der Umfrage für Deutschland ziehen lassen. ANMELDUNG
29. Mai 2024,15.00 bis 18.00 Uhr, Berlin
Coaching & Projektvorstellung Ein KI-Bot als Coach für Lehrkräfte?
Helga Breuninger, Geschäftsführerin der gleichnamigen Stiftung, und Maya Hamdy, Diplompädagogin und Prompt Engineer, werden die von ihnen entwickelte intus3-KI vorstellen. Sie soll Lehrkräfte in herausfordernden Situationen bei der Lösungsfindung unterstützen. Für Teilnehmer gibt es die Möglichkeit, die KI auszuprobieren. ANMELDUNG
29. Mai 2024, 18.30 Uhr, Berlin
Diskussion “Quer durch die Stadt – Zwischen Moloch und Utopie” – Schule bauen in Berlin
Viele Schulgebäude in Berlin haben Sanierungsbedarf. Doch eine der größten Schwierigkeiten der Planung und Umsetzung ist die Koordination zwischen Senat und Bezirk, die beide für solche Bauvorhaben verantwortlich sind. Zusammen mir dem Pankower Schulstadtrat Jörn Pasternack können Teilnehmer zu diesem Thema diskutieren. ANMELDUNG
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Er ist bei seiner Recherche auch noch auf andere Herausforderungen gestoßen, vor denen die Bildungspolitik bei der Umsetzung des Startchancen-Programms jetzt steht. Wie soll sie zum Beispiel mit einer möglichen Neid-Debatte umgehen? Wenn also die eine Schule bei Startchancen dabei ist, und die andere, die unter ähnlich widrigen Umständen arbeitet, ist es nicht? Und dann gibt es auch noch Schulen, die vielleicht gar nicht Startchancen-Schulen werden wollen.
Gut, dass es wenigstens schon Modelle für ein wirksames Konzept gibt. Die Familiengrundschulzentren haben schon Antworten gefunden, wie benachteiligte Kinder und Elternhäuser besser gefördert und abgeholt werden können. Zum zehnjährigen Bestehens der FGZ in NRW hat sich meine Kollegin Vera Kraft angeschaut, wie das Modell funktioniert und wie es wirkt.
Bleiben wir in NRW. Dort hat Milad Tabesch vor einem Jahr eine besondere Initiative entwickelt: “Ruhrpott für Europa”. Welche Ziele er damit verfolgt und was sie mit der Europawahl zu tun hat, lesen Sie im Porträt über ihn.
Ich wünsche Ihnen eine inspirierende Lektüre!
Mit dem Schuljahr 2024/25 beginnt das Startchancen-Programm. Aber schon jetzt verändert es bundesweit die Bildungslandschaft zum Teil fundamental, etwa wenn es um die Einführung eines Sozialindex geht. So hat Bayern trotz immer wieder geäußertem Widerwillen einen solchen Sozialindex zur Auswahl der Schulen im Programm eingeführt. Er umfasst nach Auskunft des Bayerischen Kultusministeriums die folgenden fünf gleich gewichteten Kriterien:
“Auf dieser Basis wurden für das erste Programmjahr – Schuljahr 2024/2025 – 100 staatliche Grund- und Mittelschulen ausgewählt”, teilte das Ministerium Table.Briefings mit. Insgesamt soll es in Bayern etwa 580 Startchancen-Schulen geben. Es sei ein Armutszeugnis, dass in Bayern im ersten Jahr nur 100 Schulen teilnehmen können, sagte dazu Gabriele Triebel (Grüne), stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Bildung und Kultus, zu Table.Briefings.
Dass das Land von Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler) nun mit einem Sozialindex arbeitet, ist bemerkenswert. Immerhin hatte Stolz noch im Februar im Landtag erklärt, kein Fan von einem Sozialindex zu sein. Die Vorsitzende des Bildungsausschusses, Ute Eiling-Hütig (CSU), sprach gar von der Gefahr der Stigmatisierung von Schulen. Nun ist der Sozialindex trotzdem da. “Es ist aber bedauerlich, dass die Staatsregierung ihn nur benutzt, weil sie dazu vom Bund gezwungen werden”, übt Triebel auch hier Kritik. In den kommenden zehn Jahren sollen etwa 1,4 Milliarden Euro an Bundesmitteln nach Bayern fließen.
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Das Startchancen-Programm ist bis 2034 angelegt. Insgesamt sollen mit ihm etwa 4.000 Schulen in herausfordernden Lagen unterstützt werden. Dafür steuert der Bund jährlich eine Milliarde Euro bei. Die Länder sollen gemeinsam die gleiche Summe aufbringen. Bis zum 1. Juni, so steht es in der Bund-Länder-Vereinbarung, müssen die ersten 1.000 Schulen benannt sein. Und sie müssen nach Indikatoren ausgewählt sein, die mindestens die Kriterien Armut und Migration berücksichtigen.
In zehn Tagen also soll die Liste stehen. Ein Blick in die Länder zeigt: Vielerorts ist das der Fall – in einigen Ländern wird allerdings noch mit heißer Nadel gestrickt. Bildungspolitik der unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Welche Schulen für das Programm vorgesehen sind, kann man etwa in Baden-Württemberg, Brandenburg, NRW, Rheinland-Pfalz, Thüringen und im Saarland nachlesen.
Zum Einsatz kommen dabei vielfältige Variationen von Sozialindizes. Baden-Württemberg zum Beispiel hat im ersten Schritt Schularten, für die vergleichbare Daten vorhanden sind, zu fünf Schulartgruppen zusammengefasst. Es sind öffentlichen Grundschulen, Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ), allgemeinbildende, weiterführende Schulen (ohne SBBZ), berufliche Schulen und Privatschulen.
Für die Auswahl der öffentlichen Grundschulen gelten nun neben Kriterien, die Armut und Migration erfassen sollen, auch diese Indikatoren:
Thüringen, als weiteres Beispiel, hat seine Schulen ebenfalls vor einigen Wochen benannt. Die Indikatoren für den Primarbereich berücksichtigen hier unter anderem den Anteil der Schüler mit den Förderschwerpunkten Lernen, emotionale und soziale Entwicklung und Sprache an allen Schülern der Schule.
Auch in den übrigen Ländern befindet man sich auf der Zielgeraden der Schulauswahl. Der niedersächsische Landtag etwa hat die Einführung eines Sozialindex in der Vorwoche beschlossen. Allerdings steht der Feinschliff der Datenauswahl und -gewichtung noch aus. In Sachsen, so ist zu hören, wird aktuell eine Kabinettsbefassung vorbereitet.
Das Ganze ist durchaus ein Wettlauf mit der Zeit. Denn die Programmvorgaben sehen auch vor, dass die Länder zu ihren Sozialindizes mit der Bund-Länder-Verhandlungsgruppe Einvernehmen herstellen müssen. Dazu erklärte das BMBF Table.Briefings noch vor wenigen Tagen: “Das Verfahren zur Herstellung des erforderlichen Einvernehmens zu den von den Ländern zugrunde gelegten Sozialkriterien wird in Kürze eingeleitet.”
Neben dem Faktor Zeit werden absehbar noch weitere Debatten den Programmstart begleiten. Dazu zählt die Frage, ob alle ausgewählten Schulen auch tatsächlich Startchancen-Schulen werden wollen. So ist aus einem Bundesland zu hören, dass nach einer Info-Veranstaltung immerhin ein Viertel der eingeladenen Schulen kein Interesse bekundet hatten. Aus Bayern heißt es, dass die 100 ausgewählten Schulen derzeit noch die Möglichkeit hätten, über eine Teilnahme am Programm zu entscheiden.
Und in NRW, so war zu lesen, hatten die angeschriebenen 400 Schulen und Schulträger in der Vorauswahl bis Mitte Mai Gelegenheit, sich zu entscheiden, ob sie der Einladung folgen wollen. “Die ersten Rückmeldungen sind sehr positiv”, hieß es Ende April vom Schulministerium. Dem Vernehmen nach wird sich der Auswahlprozess aber noch bis zum Monatsende hinziehen. Das gilt auch für das “Interessenbekundungsverfahren” in Hamburg, wie zu hören ist.
Vielsagend ist auch, dass Brandenburgs Bildungsministerium auf seinen Internetseiten offensiv die Frage formuliert: “Müssen die Schulen am Programm teilnehmen?” Dazu ist zu lesen, dass die Schulen gebeten würden, “das Programm in der Schulkonferenz zu diskutieren, um die Akzeptanz in der Schulgemeinschaft zu erhöhen”. Bei den FAQ in Baden-Württemberg heißt es für ausgewählte Schulen: “Es gibt keine Möglichkeit, die Teilnahme abzulehnen.”
Parallel wird hinter den Kulissen aber auch die Sorge formuliert, dass es eine Neiddebatte rund um die Schulauswahl geben könnte. Für sie sei es unverständlich, “dass in den beiden Landkreisen Merzig-Wadern und St. Wendel keine einzige weiterführende Schule und jeweils nur eine Grundschule eine Förderung erhalten soll”, kritisierte etwa die bildungspolitische Sprecherin der CDU-Fraktion im saarländischen Landtag, Jutta Schmitt-Lang, Anfang des Monats. Der ländliche Raum werde im Programm abgehängt.
Unter anderem Bremen greift dieser Neiddebatte vor. Es gebe sehr viel mehr Schulen, die den programmspezifischen Kriterien entsprächen, aber nicht am Startchancen-Programm teilnehmen könnten. Ursache seien die limitierten Bundesmittel. Die Bremer Stabsstelle “Startchancen” werde für diese sogenannten korrespondierenden Schulen “entlastende und begleitende Aufgaben übernehmen”. Zudem sollen sie zusätzliche Mittel durch Umverteilung und Neupriorisierung erhalten.
Viele der nominierten Startchancen-Schulen sind Familiengrundschulzentren. Diese gelten als Erfolgsmodell und – der Name verrät es bereits – richten sich an die ganze Familie. Im Vordergrund steht das Ziel, Bildungsungleichheit zu reduzieren und Brennpunktschulen attraktiver zu machen. Um das zu erreichen, werden die Eltern stark miteinbezogen. Zehn Jahre nach Gründung des ersten Familiengrundschulzentrums zeigt eine Umfrage unter den Koordinatoren, wie das Konzept in der Praxis funktioniert – und woran es bislang noch scheitert. Die Umfrageergebnisse lagen Table.Briefings vorab vor (hier zum Download).
Anfang Januar führte die Wübben Stiftung die Umfrage unter allen Koordinatoren von Familiengrundschulzentren (FGZ) in NRW durch. Diese zeigt: Fast alle der Grundschulzentren haben Elterncafés, drei Viertel haben offene Sprechstunden für Eltern und Familien. Darüber hinaus gibt es an mehr als der Hälfte dieser Schulen gemeinsame Feste, Spielenachmittage, Sprachkurse für Eltern oder Workshops zum Umgang mit digitalen Medien. Fast 90 Prozent der Angebote sind kostenfrei.
“Sowohl Kinder als auch Eltern sollen Schule als einen positiven Ort erleben, wo es um Spaß, Kreativität und Austausch geht”, sagt Kornelius Knettel zu Table.Briefings. Der Schulleiter des Familiengrundschulzentrums Sonnenstraße in Düsseldorf sieht jedoch eine große Herausforderung darin, dieses Konzept zu implementieren und zu verstetigen. Die Voraussetzungen dafür seien ausreichend personelle sowie finanzielle Ressourcen. Darüber hinaus “muss sich die gesamte Schulgemeinde mit dieser Thematik beschäftigen und offen für Veränderung sein“, so Knettel. Die FGZ-Leitung hat dabei eine Schnittstellenfunktion.
Das Ziel sei ein langfristiger Vertrauensaufbau zu den Eltern, sagt Markus Warnke, Geschäftsführer der Wübben Stiftung, die die FGZ mitentwickelt und mitfinanziert hat. Im Schnitt nimmt fast ein Viertel aller Eltern FGZ-Angebote regelmäßig in Anspruch. Wie gut eine Schule die Eltern erreicht, variiert jedoch stark – je nach Standort. Die Umfrage zeigt, dass die Spannweite von drei bis zu 80 Prozent der Familien reicht, die regelmäßig in Kontakt mit dem FGZ sind.
Geschäftsführer Warnke geht es aber um noch mehr: Die FGZ sollen als “Knotenpunkt im Sozialraum fungieren”. In der Praxis bedeutet das, dass es nicht nur den Austausch zwischen Eltern und Schule gibt, sondern auch zahlreiche Kooperationen mit lokalen Organisationen.
Fragt man die FGZ-Leitungen, so zeigt sich: In dem großen Versprechen, die Eltern zu aktivieren und mit ihnen zusammenzuarbeiten, liegt zugleich die größte Herausforderung. Mehr als jede dritte FGZ-Koordinierung nennt die Elternarbeit als größte Schwierigkeit. Besonders schwierig sei es, die “richtigen” Eltern zu erreichen. Also beispielsweise jene, bei denen die Bedarfe der Kinder besonders hoch sind. Darüber hinaus sei es herausfordernd, die Eltern zu einer verbindlichen und langfristigen Teilnahme an den FGZ-Angeboten zu motivieren.
In der Soziologie nennt man dieses Phänomen “Präventionsdilemma”. Die Informationen und Kurse erreichen demnach eher diejenigen, “die ohnehin bereits für die Probleme des Erziehungsalltags sensibilisiert sind”, wie die Sozialwissenschaftler Ullrich Bauer und Uwe Bittlingmayer feststellen. Hier brauche es “zielgruppenspezifische Rekrutierungsstrategien”, etwa um konkret sozioökonomisch benachteiligte Familien zu erreichen.
Björn Hermstein und Markus Sauerwein, beides Professoren für soziale Arbeit, haben sich kritisch mit dem Konzept der Familiengrundschulzentren auseinandergesetzt. Sie sehen in genau dieser Form der Elternbeteiligung auch ein potenzielles Risiko. Denn während die FGZ Expertise zum Umgang mit nur niedrigschwellig erreichbaren Familien sammle, seien die übrigen schulischen Organisationseinheiten von diesen Aufgaben weitgehend befreit. Womöglich sinke damit sogar das Verständnis für benachteiligte Familien, da es doch Angebote gebe, die diese “nur richtig nutzen” müssten.
Es brauche daher den intensiven Austausch auf Augenhöhe und “explizite Fortbildungsangebote für Lehrkräfte, weiteres pädagogisches sowie Verwaltungspersonal”, schreiben Hermstein und Sauerwein in ihrer Analyse.
Doch genau diese Zusammenarbeit mit dem Schulpersonal scheint nicht immer reibungslos zu verlaufen. Fast jede fünfte FGZ-Leitung sieht hier Herausforderungen, beispielsweise, wenn es um eine gemeinsame Haltung oder die Mitarbeit der Lehrkräfte bei den FGZ-Angeboten geht.
In den Augen der FGZ-Leitungen überwiegen die positiven Effekte dennoch klar. 86 Prozent geben an, dass die FGZ einen positiven Einfluss auf die Erziehungs- und Bildungspartnerschaft hat. Der Großteil der Leitungen beobachtet, dass Eltern durch das FGZ mehr Vertrauen in die Schule gewonnen haben und besser über die Abläufe und Verantwortlichkeiten Bescheid wissen. Auch die meisten Schülerinnen und Schüler haben nach Einschätzung der FGZ-Leitungen ein hohes Vertrauen in das Schulpersonal und profitieren von den Angeboten der Kinder- und Jugendhilfe.
70 Prozent der Koordinatoren sagen, dass sich das FGZ auch positiv auf die Sicherheit beim Übergang in die weiterführende Schule auswirke. Etwas mehr als die Hälfte der FGZ-Leitungen sieht sogar einen positiven Effekt auf die Lernentwicklungen der Schülerinnen und Schüler.
In Nordrhein-Westfalen gelten die Familiengrundschulzentren auch als politischer Erfolg. Sie leisten “einen wichtigen Beitrag, Familien zu unterstützen und zu stärken”, heißt es aus dem Schulministerium auf Anfrage. Vor zehn Jahren startete das erste FGZ in Gelsenkirchen. Mittlerweile sind es allein in NRW 160 Grundschulen dieser Art. Auch in Sachsen und Rheinland-Pfalz findet dieses Modell Anklang.
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Das Startchancen-Programm soll nun die bestehenden Angebote der Familiengrundschulzentren ergänzen, wie das nordrhein-westfälische Schulministerium Table.Briefings mitteilte. Zugleich sollen die bereits etablierten Strukturen der FGZ auch die Umsetzung des Startchancen-Programms unterstützen. Dazu prüfe man “mögliche Synergien”.
Die Förderung der FGZ soll dennoch bestehen bleiben. Sofern keine Doppelförderung vorliege, könnten Schulen aber zusätzliche Angebote aus dem Chancenbudget der Säule II des Startchancen-Programms finanzieren und innerhalb der Struktur des Familiengrundschulzentrums etablieren, heißt es aus dem Ministerium.
Die Bildungsplattform “Mein Bildungsraum” geht in die nächste Phase. Dafür kooperiert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit der Agentur für Sprunginnovationen “SPRIND”. Die Agentur soll “Mein Bildungsraum” zukunftsorientiert aufstellen und die Entwicklung einer Betreiberstruktur übernehmen. Das geht aus einem Schreiben des BMBF hervor, welches Table.Briefings exklusiv vorliegt.
Die Kooperation stelle den “nächsten logischen Schritt zur Weiterentwicklung” der Vernetzungsinfrastruktur dar, ist man sich im BMBF sicher. Konkret soll SPRIND eine sichere sowie flexibel erweiterbare Infrastruktur ausbauen. Zudem soll die Usability optimiert und ein nachhaltiges Betreiberkonzept entwickelt werden. Finales Ziel: “die Überführung in den operativen Betrieb”.
Die Zusammenarbeit soll nach aktuellem Plan zum 1. Juli beginnen. Die genauen Rahmenbedingungen werden derzeit noch ausgearbeitet. Das Geld für das Projekt stammt aus dem EU-Förderprogramm “NextGenerationEU“, woraus sich der Deutsche Aufbau- und Resilienzplan entwickelt hat.
In die Arbeit einfließen sollen sowohl die Ergebnisse eines erweiterten technischen Reviews als auch das Nutzer-Feedback aus der Testphase, welche im Oktober 2023 startete. Auch die Erfahrungen aus Pilotprojekten einzelner Bundesländer sollen Berücksichtigung finden.
Aus Innovationsperspektive könnte der Beschluss, die Bundesagentur einzubeziehen, als Beweis dafür verstanden werden, dass das SPRIND Freiheitsgesetz tatsächlich zu mehr Spielraum führt. Mit Blick auf die Digitalisierung an Schulen zeigt dieser Beschluss aber vor allem: Das BMBF hat die Hoffnung in den erfolgreichen Betrieb der Bildungsplattform noch nicht aufgegeben.
Das Portal, vormals bekannt als “Nationale Bildungsplattform” oder “Vernetzungsinfrastruktur”, hat das Ziel, Lernmanagementsysteme und digitale Bildungsangebote miteinander zu vernetzen. An dem Vorhaben gab es in den vergangenen Monaten jedoch vermehrt Zweifel – unter anderem bei der Frage, was der Mehrwert der Infrastruktur im Vergleich zu digitalen Vernetzungen der Länder ist. vkr
Christian Fühner, bildungspolitischer Sprecher der CDU in Niedersachsen, kritisiert Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) für ihre Pläne, Lehrpläne in der Sekundarstufe I zu vereinheitlichen. “Es droht ein Qualitätsverlust an allen Schulformen“, sagte Fühner Table.Briefings. Ab 2025 sollen Fünft- und Sechstklässler in Mathematik und Deutsch nach einem schulartübergreifenden Lehrplan lernen – unabhängig davon, ob sie auf ein Gymnasium, eine Integrierte Gesamtschule oder eine Oberschule gehen.
Die neuen Kerncurricula sollen nur noch nach zwei Anforderungsniveaus differenzieren: einem erhöhten Niveau für gymnasialen Unterricht und einem Niveau für alle anderen Schulformen. Eine Sprecherin des Kultusministeriums teilte Table.Briefings dazu mit: “Die Anforderungen für den gymnasialen Bildungsgang sollen auch Anwendung für die Schülerinnen und Schüler finden, die über die nichtgymnasialen Schulformen den Weg in eine gymnasiale Oberstufe anstreben.”
Fühner kritisiert, die einheitlichen Kerncurricula seien “der erste Schritt hin zu einer möglichen Einheitsschule.” Da das Kultusministerium die Änderung der Lehrpläne ohne Zustimmung des Landtags erlassen kann, fürchtet er eine “Einführung durch die Hintertür”. Verstärken könne dies in seinen Augen auch die geplante Einführung des Stufenlehramts: Angehende Lehrkräfte für weiterführende Schulen sollen künftig so ausgebildet werden, dass sie in ihren Fächern an allen allgemeinbildenden Schulen der Sekundarbereiche I und II arbeiten können.
Tatsächlich heißt es im Koalitionsvertrag von Rot-Grün: “Wir wollen im Einklang mit den an Schule beteiligten Akteuren die Sek-I-Schulen, insbesondere Oberschulen, dabei unterstützen, sich zu Integrierten Gesamtschulen zu entwickeln.” Kultusministerin Hamburg betont in einer Stellungnahme jedoch, der Begriff Einheitsschule sei angesichts der Vielfältigkeit des Schulangebots “vollkommen unangemessen”. Bereits jetzt seien die Lehrpläne an vielen Stellen “nahezu deckungsgleich”. Und: “Die strukturelle sowie unterrichtliche Ausgestaltung der Schulform wird nicht durch die Kerncurricula entschieden. Diese Fragen werden im niedersächsischen Schulgesetz und den jeweiligen Organisationserlassen definiert.”
Gerade mit dem Schulgesetz sind die geplanten Lehrplanänderungen aber unvereinbar, argumentiert Wolfgang Schimpf, ehemals Vorsitzender der Niedersächsischen Direktorenvereinigung und Leiter des Max-Planck-Gymnasiums in Göttingen. Denn eigentlich, schreibt er in einem Gastbeitrag in der FAZ, sollten Lehrpläne nach Paragraf 122 (1) “die Ziele und Vorgaben für Schulformen und Schuljahrgänge konkretisieren”. Anna Parrisius
Bund und Länder wollen die Einstiegsvoraussetzungen für Jobs in der Kinderbetreuung senken und dadurch mehr Fachkräfte für Kitas und Ganztag gewinnen. Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) stellte dazu am Dienstag gemeinsam mit Bremens Bildungssenatorin Sascha Karolin Aulepp (SPD), die Vorsitzende der Jugend- und Familienministerkonferenz (JFMK) ist, eine Gesamtstrategie (hier zum Download) vor. Sie umfasst 46 Empfehlungen, die nun eine gemeinsame Arbeitsgruppe von KMK und JFMK zu konkreten Maßnahmen weiterentwickeln soll.
Ein Fokus liegt auf der Gewinnung ausländischer Fachkräfte. Ihnen soll der Berufseinstieg künftig auch mit geringeren Deutschkenntnissen möglich sein. Das Sprachniveau B2 solle als Regelvoraussetzung gelten; bislang wird häufig die Niveaustufe C1 erwartet. Für den Berufseinstieg sollen davon jedoch Ausnahmen gelten. Stattdessen sollen die Beschäftigten berufsbegleitende Weiterbildungsmöglichkeiten erhalten. Außerdem sollen Anerkennungsverfahren harmonisiert und vereinfacht werden.
Ein weiteres Potenzial sehen Bund und Länder in Personen ohne mittleren Schulabschluss. Bislang haben diese nicht in allen Bundesländern die Möglichkeit, direkt in eine erstqualifizierende Ausbildung einzusteigen. Die Länder prüfen daher, ihnen den Einstieg in eine berufsschulische Ausbildung zu ermöglichen, in der sie zusätzlich einen mittleren Schulabschluss erwerben können. Ein gutes Praxis-Beispiel sei Nordrhein-Westfalen, wo Personen ohne einschlägige Qualifikation bereits für unterstützende Aufgaben in Kitas und Ganztagsschulen eingesetzt werden können. Auch die in Hamburg mögliche Ausbildung zur Sozialpädagogischen Assistenz ist im Strategiepapier als Positivbeispiel genannt.
Überdies will die Politik die Erzieherausbildung grundsätzlich in den Blick nehmen. Um diese auch im Vergleich zu anderen dualen Berufsausbildungen attraktiv zu machen, ist der Ausbau vergüteter praxisintegrierter Ausbildungsmodelle angedacht. Damit wird auch ein Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag der aktuellen Bundesregierung aufgegriffen. Darin haben sich die Ampel-Parteien für eine vergütete und generell schulgeldfreie Erzieherausbildung ausgesprochen. max
Im Zuge einer neuen Schulordnung hat das Bundesbildungsministerium in Österreich für alle Schulen auch ein verpflichtendes Kinderschutzkonzept ab dem neuen Schuljahr 2024/25 eingeführt. Schülerinnen und Schüler sollen damit besser vor physischer und psychischer Gewalt bis hin zu sexuellem Missbrauch geschützt werden. Das Kinderschutzkonzept umfasst folgende Punkte:
Für die Beschäftigten an Schulen sind auch Aus- und Fortbildungen vorgesehen, die in Zusammenarbeit mit den Pädagogischen Hochschulen und dem Zentrum für Gewalt- und Mobbingprävention entwickelt werden.
“Mit der neuen Kinderschutz-Verordnung heben wir den Schutz der jüngsten Generation in unseren Schulen auf eine neue Ebene”, sagte Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) in der vergangenen Woche. Zustimmung kam auch vom Koalitionspartner: “Gerade beim Kinderschutz dürfen wir die Augen nicht verschließen, wir dürfen nicht mal kurz blinzeln. Darum bin ich wirklich froh, dass wir das größte Kinderschutzpaket seit Jahrzehnten auf den Weg gebracht haben”, sagte die Grünen-Abgeordnete zum Nationalrat, Barbara Neßler.
Als Vorbild kann die Bundeshauptstadt dienen. Die Bildungsdirektion in Wien hat bereits im Herbst 2022 alle Schulen aufgefordert, entsprechende Konzepte zu erstellen.
Österreich legt mit der Kinderschutzoffensive in Bildungseinrichtungen ein erstaunliches Tempo vor. Im Januar 2023 hatte Polaschek die Kampagne angekündigt, im September 2023 wurde sie beschlossen. Nun also geht es in die Umsetzung. Deutschland ist im Vergleich noch längst nicht so weit. Zwar hat die Kultusministerkonferenz bereits im März 2023 einen umfangreichen “Leitfaden zur Entwicklung und praktischen Umsetzung von Schutzkonzepten und Maßnahmen gegen sexuelle Gewalt an Schulen” vorgelegt. Aber eine flächendeckende Verankerung an Schulen fehlt bislang. Nur in einzelnen Bundesländern werden Schulen bislang verpflichtet, entsprechende Konzepte umzusetzen. aku
Es war irgendwann im Herbst 2022. Da hat sich Milad Tabesch gesagt: “Jetzt müssen wir was machen!” Der 27-Jährige aus Bochum machte damals in New York seinen Master, verfolgte die politischen Entwicklungen in Deutschland aber sehr genau. “Es war krass zu sehen, welchen Zulauf die AfD bekam, wie Rechtsextremismus und Demokratiefeindlichkeit stärker wurden.” Auch bei jungen Menschen, die jetzt erstmals ihre Stimme abgeben können. Die Europawahl 2024 ist die erste bundesweite Wahl, an der 16-Jährige teilnehmen dürfen. Nach Angaben der Bundeswahlleiterin betrifft das rund 1,4 Millionen Jugendliche im Alter von 16 und 17 Jahren. Da wollte der Student für Europäische Studien nicht wegschauen.
Zurück in Deutschland suchte er Anfang 2023 Förderpartner, um die Initiative “Ruhrpott für Europa” zu gründen – mit dem Ziel, Jugendliche zu motivieren, zur Wahl zu gehen und sich mit Europa zu beschäftigen. “Mein Plan war, mir nach dem Studium einen Job zu suchen, mit geregelter Arbeitszeit, einem guten Gehalt, und mich daneben für die Initiative zu engagieren.”
Aber es kam anders: Im Frühjahr 2023 erhielt er die Förderzusage von JoinPolitics, einem Start-up, das politische Talente fördert, “die mit Mut und Leidenschaft Lösungen für die großen Fragen unserer Zeit entwickeln”, wie es auf der Website heißt. Statt Job plus Ehrenamt ist die Initiative “Ruhrpott für Europa” für Tabesch nun beides zugleich. “Ich habe eine 70-Stunden-Woche, verdiene weniger als den Mindestlohn, aber es ist super erfüllend, weil ich nahezu täglich sehe, dass unsere Arbeit wirkt”, sagt Tabesch im Gespräch mit Table.Briefings. Wir – das sind neben ihm als Geschäftsführer vier junge Menschen, die vom Mini- bis zum Vollzeitjob bei der Initiative arbeiten, dazu noch 13 Ehrenamtliche.
“Zunächst wollten wir herausfinden, was die junge Generation im Ruhrgebiet mit Europa verbindet, welche Hoffnungen sie mit Blick auf die Europawahl haben, was sie kritisieren, wie sie eine europäische Zukunft sehen”, erklärt Tabesch. Sein Team hat dafür mehr als 20 Schulen besucht und die Forderungen und Wünsche der Schülerinnen und Schüler gesammelt. Zugang haben sie leicht gefunden, weil viele bei der Initiative kaum älter sind als die Schülerinnen und Schüler, viele haben wie sie Migrationshintergrund.
Als Ergebnisse der Gespräche mit den Jugendlichen entstand die “Junge Ruhrpott Agenda für Europa”, die die Initiative im Januar 2024 in der Bochumer Jahrhunderthalle der Öffentlichkeit vorstellte. Gekommen war an diesem Tag auch Prominenz aus Brüssel: Katarina Barley und andere Mitglieder des Europäischen Parlaments. Für die Schüler war es ein großer Moment, als die Vizepräsidentin ihre Wünsche vorlas.
Vielleicht zum ersten Mal haben sich die Jugendlichen hier gehört gefühlt. Tabesch hat es wie eine Brücke erlebt, die hier von der jungen Generation einer vermeintlich abgehängten Generation zu Europa geschlagen wurde. Und auch die Initiative Ruhrpott für Europa sieht sich entsprechend als Brückenbauer. “Wir verstehen uns als diverse, diskriminierungssensible europäische Initiative“, sagt er.
Die Veröffentlichung der Agenda im Januar hat der Initiative viel Aufmerksamkeit gebracht. Seitdem geben Tabesch und sein Team mit Unterstützung der Bertelsmann Stiftung, der Landeszentrale für politische Bildung NRW und der Stadtwerke Bochum Europa-Workshops in Schulen, in denen sie über die Europawahl aufklären und mit Jugendlichen zu Europa ins Gespräch kommen.
Sie haben auch eine Gesprächsreihe ins Leben gerufen – “Auf einen Çay zu Europa” -, bei der sie sich symbolisch zu einem Tee in Cafés oder an anderen Orten im Ruhrgebiet in einer Runde mit 20, 30 Gästen die Themen der Agenda vertiefen und darüber diskutieren. Zu Gast war schon der Rassismusforscher Karim Fereidooni. Für Ende Juni ist der Soziologe Aladin El-Mafaalani angekündigt. Es ist Tabesch wichtig, die Reihe auch nach der Europawahl weiterzuführen. “Wir wären verrückt, wenn wir den Rückenwind, den wir uns jetzt erarbeitet haben, nach der Europawahl nicht mehr nutzen würden.” Die Initiative will auch die Workshops in den Schulen nach der Wahl fortsetzen.
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Tabesch, der SPD-Mitglied ist, sieht darin einen wichtigen Teil der Demokratiebildung. Aus seiner Sicht kommt die in Schulen zu kurz, insbesondere jenseits der Gymnasien. Daher fokussiert die Initiative ihr Engagement vor allem auf nicht-gymnasiale Schulen. Und dass die Initiative gerade im Ruhrgebiet aktiv ist, liegt auch nicht nur daran, dass Tabesch selbst in Bochum zu Hause ist. “Das Ruhrgebiet ist wahrscheinlich der vielfältigste Ort in Europa, an dem die meisten Sprachen gesprochen werden – der Ruhrpott ist Europa in a nutshell”, sagt er.
Und vor allem sei Europa viel mehr als das EU-Parlament in Brüssel. Auch das ist für Tabesch eine wichtige Botschaft. Die hat viel mit seinem eigenen Leben zu tun. Seine Eltern waren Anfang der 1990er-Jahre aus Afghanistan nach Deutschland geflüchtet. Mit ihnen kamen auch viele Verwandte und Freunde nach Deutschland und in viele andere Länder Europas. Tabesch hat sie in den Schulferien oft besucht. In den Niederlanden, in Schweden, Frankreich oder Österreich – überall waren Freunde und Familie. So wurde Europa für ihn zur Heimat.
Diesen Gedanken will er nun an Jugendliche weitergeben: “Ihr seid Teil dieses vielfältigen Europas und könnt es mitgestalten.” Er hofft, dass viele Erstwähler diese Botschaft am 9. Juni verinnerlichen. Annette Kuhn
Research.Table. Technologietransfer: Warum das Potenzial der HAWs ungenutzt bleibt. Die HAWs könnten einen deutlich größeren Beitrag zum Transfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft leisten. Die aktuellen Maßnahmen, allen voran die Dati, helfen aber kaum, um die Probleme anzugehen, sagen HAW-Vertreter. Was es stattdessen braucht, lesen Sie hier.
Research.Table. Warum die WissZeitVG-Stellungnahme des Bundesrats die Kompromiss-Suche der Koalition erschwert. Der Bundesrat hat die geplante Gesetzesnovellierung des WissZeitVG kommentiert. Die Stellungnahme der Länder ist zwar nicht bindend, hatte aber direkt Auswirkungen auf die Positionen der Koalitionsparteien. Von welchem Vorhaben die FDP jetzt abrückt, lesen Sie hier.
FR: Staatlicher Islamunterricht statt Einflussnahme aus dem Ausland. Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands sieht im Islamunterricht an Schulen eine Möglichkeit, Schüler vor Extremismus zu schützen. Ein staatlicher Islamunterricht würde auf den Wunsch einiger muslimischer Eltern reagieren, die die Qualität außerschulischer Unterrichtsmöglichkeiten kritisieren. Islamunterricht an Schulen wäre im Gegensatz zu manchem von Verbänden organisierten Unterricht unabhängiger. Der Islam, dem mehr als sechs Prozent der Bevölkerung in Deutschland angehören, würde so außerdem als Teil der Gesellschaft eher anerkannt werden. (Islamunterricht an deutschen Schulen? Lehrerverband will Muslime so “vor Extremisten schützen”)
Westdeutsche Zeitung: Seniorenengagement verhindert Ausbildungsabbrüche. Im Mentoring-Programm “VerAplus” unterstützen Freiwillige im Ruhestand Azubis während ihrer Ausbildungszeit. Sie tragen mit dazu bei, dass Azubis ihre Ausbildung nicht abbrechen oder ihre Leistungen verbessern können. Ein häufiges Problem ist, dass Azubis mit Migrationshintergrund in der Berufsschule an sprachlichen Hürden scheitern, auch wenn sie im Betrieb gut mitkommen. Hier können die Mentoren eingreifen und helfen. Die Erfolgsquote sei hoch, in bis zu 75 Prozent führten die Begleitungen zum vorher gesetzten Ziel. (“VerAplus” senkt die Abbrecherquote)
CNN: Britische Regierung will sexuelle Aufklärung in Schulen reduzieren. Die britische Regierung plant, das Schul-Curriculum so zu ändern, dass bestimmte Themen im Bereich sexueller Aufklärung gar nicht oder erst später unterrichtet werden dürfen. So dürfe Sexualaufklärung erst ab neun Jahren stattfinden, weiterführende Inhalte erst ab 13 Jahren vermittelt werden. Themen zu Geschlechtsidentität oder Transsexualität sollen gar nicht mehr behandelt werden. Kritiker der geplanten Änderung, darunter Lehrkräfte und Lehrergewerkschaften, sehen in dem Vorhaben einen Versuch der Regierung, konservative Wähler zurückzugewinnen. (Britain’s embattled Conservative government has a new target: Sex education)
Business Insider: Bessere Nachhilfe durch KI. Der Einsatz von KI in Lern-Apps führt dazu, dass diese immer besser auf Schülerprobleme eingehen können. Sie können deutlich schneller passende Inhalte für Schüler mit Nachhilfebedarf erstellen, außerdem kann KI die Programme vielseitiger und auch günstiger machen. Für den Erfolg von Nachhilfe ist eine persönliche Bindung zwischen Nachhilfelehrer und -schüler nach wie vor essenziell, damit die Schüler Selbstbewusstsein aufbauen, Lern-Apps können die jedoch gut ergänzen. Ein potenzieller weiterer Einsatzort für KI-gestützte Lernprogramme ist die Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitern. (Ein Edtech-VC erklärt, welche Investmentkriterien er hat und ob Lernapps die Nachhilfe ablösen werden)
Deutschlandfunk: Moderne Schulkonzepte sollen Schülern zu Eigenmotivation verhelfen. Wie Schule moderner gestaltet werden kann, zeigen Projekte wie die Universitätsschule in Dresden, die neue Lernkonzepte ausprobiert. Statt Unterricht in Schulfächern steht hier Projektarbeit im Vordergrund. Die Schüler sollen von den Lehrern darin geschult und begleitet werden, methodische Kompetenzen zu entwickeln, um sich Themen selbst zu erarbeiten. Ein anderer Ansatzpunkt ist der Schulbau: Statt Klassenräumen können Lernlandschaften entstehen, in denen jeder Raum eine andere Funktion erfüllt. Sie könnten Schüler stärker motivieren. (Bildung neu denken – Wie können Schulen moderner werden?)
23. Mai 2024, 18 bis 19 Uhr, online
Webinar A Modern Teaching Profession: Compensation, Preparation, Representation, Evaluation
Um unsere Demokratie zu stärken, wird häufig gefordert, schon bei der Demokratiebildung in Schulen anzusetzen. Welche Rolle hierbei Lehrer spielen können und sollen, ist dabei häufig Gegenstand von Diskussionen. Die Veranstaltung der Harvard Kennedy School behandelt aktuelle Schwierigkeiten der Demokratiebildung. ANMELDUNG
27. Mai 2024, 13.30 bis 15.00 Uhr, online
Diskussionsveranstaltung SWK Talks: Fort- und Weiterbildung
In der Reihe SWK Talks “Lehrkräftegewinnung und Lehrkräftebildung für einen hochwertigen Unterricht” geht es bei dieser letzten Veranstaltung um die Fort- und Weiterbildung. Gesprächsgäste sind Felicitas Thiel (Co-Vorsitzende der SWK), Birgit Pikowsky (Direktorin des Pädagogischen Landesinstituts Rheinland-Pfalz), Carolin Jesser (Rektorin einer Realschule) und Ulrike Tippe (HRK-Vizepräsidentin Digitalisierung). ANMELDUNG
28. Mai 2024, 14.30 bis 15.30 Uhr, online
Vortrag und Diskussion Ganzheitliche Bildung: Wie steht es um die sozial-emotionalen Kompetenzen von Schulkindern?
Die Veranstaltung der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung wirft einen Blick auf die Ergebnisse des internationalen Survey on Social and Emotional Skills der OECD. Zudem soll darüber diskutiert werden, welche Lehren sich aus der Umfrage für Deutschland ziehen lassen. ANMELDUNG
29. Mai 2024,15.00 bis 18.00 Uhr, Berlin
Coaching & Projektvorstellung Ein KI-Bot als Coach für Lehrkräfte?
Helga Breuninger, Geschäftsführerin der gleichnamigen Stiftung, und Maya Hamdy, Diplompädagogin und Prompt Engineer, werden die von ihnen entwickelte intus3-KI vorstellen. Sie soll Lehrkräfte in herausfordernden Situationen bei der Lösungsfindung unterstützen. Für Teilnehmer gibt es die Möglichkeit, die KI auszuprobieren. ANMELDUNG
29. Mai 2024, 18.30 Uhr, Berlin
Diskussion “Quer durch die Stadt – Zwischen Moloch und Utopie” – Schule bauen in Berlin
Viele Schulgebäude in Berlin haben Sanierungsbedarf. Doch eine der größten Schwierigkeiten der Planung und Umsetzung ist die Koordination zwischen Senat und Bezirk, die beide für solche Bauvorhaben verantwortlich sind. Zusammen mir dem Pankower Schulstadtrat Jörn Pasternack können Teilnehmer zu diesem Thema diskutieren. ANMELDUNG