Willkommen im Bildungsjahr 2025. Es wird ein Jahr mit vielen alten, ungelösten Problemen und neuen Herausforderungen. Im Februar wird ein neuer Bundestag gewählt. Und irgendwie werden sich danach Partner für eine neue Bundesregierung finden müssen.
Das alles wird noch eine Zeit dauern. Wann ein neuer Bundestag den Haushalt für das laufende Jahr beschließen kann, ist ungewiss. Manche rechnen damit, dass womöglich erst in der zweiten Jahreshälfte so etwas wie Planungssicherheit in die Bundespolitik zurückkehren kann.
Bildung ist zwar Ländersache, aber der Bund hat einige wichtige Aufgaben übernommen. Das Startchancen-Programm oder der Ausbau des Ganztags sind zwei wichtige Beispiele. Offen ist, wie eine neue Bundesregierung mit der vorläufigen Einigung zum Digitalpakt II umgehen wird, die Bundesbildungsminister Cem Özdemir und die Länder vor Jahreswechsel gefunden haben. Was noch auf die Bildungsverantwortlichen in diesem Jahr zukommt, beziehungsweise, was sie sich dringend vornehmen sollten, das haben meine Kolleginnen Vera Kraft und Anna Parrisius für Sie analysiert.
Mein Kollege Robert Saar hat sich eines ganz anderen Themas angenommen: Er hat in der Ukraine eine Schule besucht, die Vorreiterin ist für die Frage, wie Schülerinnen und Schüler im Unterricht auf den Alltag im Krieg vorbereitet werden können. In diesem Fall auf einen Krieg, der gerade in ihrem Land stattfindet. Es ist eine Frage, die in Deutschland sehr zögerlich debattiert wird.
Bleiben Sie uns gewogen.
2025 muss ein Jahr der Bildungstransformation werden – zumindest, wenn bildungspolitische Entscheidungsträger die Erkenntnisse aus 2024 ernst nehmen. Eindrücklich und immer wieder aufs Neue hat das Jahr 2024 gezeigt: Um die Kompetenzen, die Gesundheit und das Wohlbefinden zu vieler junger Menschen steht es schlecht.
Ein Viertel der Viertklässler hat nur rudimentäre Mathekenntnisse, mehr als 40 Prozent der Achtklässler kann nicht reflektiert mit digitalen Medien und Informationen umgehen, ein Fünftel aller Schülerinnen und Schüler berichtet, psychisch belastet zu sein.
Ein Gefühl der Überraschung begleitet diese Studienergebnisse nur noch selten. Selbst die Frage nach dem ‘Warum’ ist meist schnell beantwortet, auch wenn sich die Antwort häufig in “multifaktoriellen Gründen” verliert.
Die große Frage aber, die unbeantwortet bleibt, geistert im Lehrerzimmer, auf Konferenzen und Bildungsmessen, auch in Gesprächen von Bildungsministerinnen und -ministern umher. Sie lautet: Wie gelingt der Systemwandel? Lange nicht alle wollen das deutsche Bildungssystem auf den Kopf stellen. An diesen Stellschrauben aber muss 2025 dringend gedreht werden:
Um einen Wandel im großen Stil zu erreichen, muss die Unterrichts- und Schulentwicklung datengestützt vorangetrieben werden. Die Bildungsministerkonferenz hat diesen Bereich bereits als “Steuerungsstellschraube” identifiziert. Die Ständige Wissenschaftliche Kommission (SWK) arbeitet ab diesem Jahr an einem Gutachten, das aufzeigen soll, wie Daten genutzt werden können, um Bildung und Bildungsgerechtigkeit in Deutschland verbessern zu können. Wie andere Länder dies bereits umsetzen, zeigt eine erst kürzlich erschienene Studie.
Entscheidend ist dabei, ob und wie es gelingt, vorhandene Daten wie das Alter und die festgestellten Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern zu nutzen, etwa um Bildungsverläufe zu analysieren. Zudem braucht es neue Daten, allen voran eine Schüler-ID. Dazu laufen bereits länderübergreifende Forschungsprojekte.
Neben dem Fokus auf Daten sollten auch Schulaufsichten für die Schulentwicklung stärker in den Blick genommen werden. Sie können Wissen in die Praxis weitergeben, Projekte vor Ort unterstützen und Schulen untereinander vernetzen. Bislang ist die Rolle von Schulaufsichten unterschätzt – und zu wenig erforscht. 2025 ist dazu nun immerhin ein Papier der SWK geplant. Zudem bietet das Startchancen-Programm eine einmalige Chance von Kooperation zwischen Schulen, Behörden und Landesinstituten – mit gleichzeitiger Evaluation.
Eine weitere Stellschraube – und Herausforderung – bleibt auch 2025 die Digitalisierung. Die Einigung zum Digitalpakt II wurde zwar noch kurz vor dem Jahreswechsel errungen, doch das Eckpunktepapier ist weder ein rechtssicherer Rahmen noch eine Garantie für die vom Bund in Aussicht gestellten 2,5 Milliarden Euro. Eine neue Regierung könnte das Fass noch einmal aufmachen, etwa um die Länder zu mehr Engagement in puncto Lehrkräftefortbildung oder Eigenmitteln zu drängen. Ein Scheitern des Digitalpakts II gilt jedoch als unwahrscheinlich.
Entscheidender ist, wie die Schulen digitale Kultur und digitales Lernen im neuen Jahr gestalten. Wie sieht ein angemessener Umgang mit digitalen Geräten in der Schule aus? Welche Kompetenzen sollten Schüler in Zeiten Künstlicher Intelligenz lernen und wie lassen sich diese prüfen? Die Schulen und Länder müssen hier Lösungen, auch ohne einheitliche Regelungen und länderübergreifende Reformen, finden.
2025 wird sich zeigen, ob das Versprechen auf ganztägige Förderung eingehalten wird. Ab dem Schuljahr 2026/27 haben alle Erstklässler Anspruch auf Betreuung über den Schulunterricht hinaus, bis 2029/30 gilt er bis Klasse vier. Allein bis 2026 braucht es nach Daten der Bundesregierung 342.000 neue Plätze – gesetzt den Fall, die Nachfrage steigt nicht.
An vielen Schulen braucht es dafür noch Anbauten, Mensen und Küchen. Und das in Zeiten des Personalmangels im Bau- und Planungswesen. Fast drei Milliarden Euro gibt es dafür vom Bund, allerdings nur bis Ende 2027, daran hat auch die Forderung der Länder auf Fristverlängerung nichts geändert.
2025 ist Zusammenarbeit gefragt: Ministerien, Stadtverwaltungen, Jugendämter müssen besser kooperieren. In den Schulen müssen alle Professionen einbezogen werden, Eltern, Schüler und außerschulische Akteure wie Sportvereine. Die Frage ist auch, ob sich ausreichend Personal auftreiben lässt. Nur mit kompetenten, multiprofessionellen Teams lässt sich die Forderung nach Bildung statt Betreuung umsetzen – der Schlüssel für mehr Bildungsgerechtigkeit.
Auch auf dem Ausbildungsmarkt braucht es Lösungen, die die tiefergehenden Probleme adressieren. Im Zentrum davon sollte die Frage stehen: Wie finden Jugendliche und Betriebe besser zueinander? Bislang scheitert das zu oft – etwa, weil sie nicht am gleichen Ort sind, weil Angebot und Berufswunsch nicht zusammenpassen, weil Qualifikationen von Bewerbern vermeintlich nicht ausreichen. 2024 sind so viele Ausbildungssuchende leer ausgegangen wie seit 14 Jahren nicht mehr. 2,9 Millionen der 20- bis 34-Jährige waren 2022 ungelernt.
Damit hier ein Wandel gelingt, muss der Übergangssektor endlich effektiver werden. Das neue Jahr wird zeigen, was die Ausbildungsgarantie, die die Ampel 2024 eingeführt hat, gebracht hat. Bildungsexperten kritisieren sie schon jetzt als zu restriktiv. Eine neue Bundesregierung sollte das Konzept neu überdenken oder zumindest verbessern.
Auch die vom BMBF als “Dachmarke” eingeführte “Exzellenzinitiative für Berufliche Bildung” muss auf den Prüfstand. Ist sie mehr als ein Label für bestehende Programme und kleine zusätzliche Initiativen – wie die Öffnung der 13 Begabtenförderwerke für einige wenige Azubis? Beim Pakt für berufliche Schulen, der 2025 richtig starten soll, müssen Bund und Länder sich fragen lassen, ob er ein reines Gesprächsformat bleibt oder auch Substanzielles folgen wird. Insgesamt müssen Bund und Länder, Politik und Sozialpartner, BMBF, BMAS und BMWK zielorientierter zusammenarbeiten.
Kinder und Jugendliche wissen oft selbst, was sie brauchen, um gut lernen zu können. Wie soll Unterricht aussehen, damit er spannend und relevant ist? Welche digitalen Tools helfen wirklich – und welche sind nur Spielerei? Wie sehen Lernräume aus, die nicht nur funktional, sondern auch inspirierend sind? Die Lebensrealitäten, Wünsche und Ideen junger Menschen sollten nicht nur gehört, sondern ernst genommen werden.
Anders als 2024 werden in diesem Jahr keine großen Vergleichsstudien veröffentlicht. Da schafft den Raum, Erkenntnisse zu reflektieren – und vor allem: ihnen Taten folgen zu lassen.
Schon im Korridor der Kiewer Maibutni-Schule ist der Krieg greifbar. Unter Fotos von Lehrern und Schülern weist ein Schild den Weg zum Schutzraum. Daneben eine Flagge des Freiwilligenbataillons “Georgische Legion”, handsigniert. Schulkinder hatten Spenden für die Einheit gesammelt, die seit 2014 gegen die russischen Invasoren kämpft.
Die Maibutni-Schule in Podil, Kiews ältestem Stadtteil, ist eine basisdemokratisch organisierte Freie Montessori-Reformschule. Und zugleich, auch auf Wunsch der ukrainischen Regierung, ein Ort, an dem die Kinder sehr handfest auf ein Leben im Krieg vorbereitet werden. In enger Kooperation mit den ukrainischen Streitkräften.
Kriegsvorbereitung als Unterrichtsfach, in Deutschland mag an so etwas kaum einer denken. Im vergangenen Mai hat die damalige Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) vorgeschlagen, Schülerinnen und Schüler auf einen möglichen Krieg vorzubereiten. Etwa mit koordinierten Zivilschutzübungen an Schulen. Sie hat kaum Unterstützung bekommen. CDU-Bildungspolitiker Thomas Jarzombek hielt damals in der Bild dagegen: “Wir müssen unsere Kinder schultüchtig machen und nicht kriegstüchtig.”
Die Ukraine aber befindet sich im Krieg. Was das bedeutet, wird auch an der Maibutni-Schule klar. Der Name bedeutet übersetzt so viel wie “Schule der Zukunft”. Es ist eine Schule der Widersprüche. Einerseits versucht sie, ihre Schüler zu freien Geistern zu erziehen. Es gibt hier keine Fächer, keine Sanktionen. Andererseits will sie darauf vorbereiten, wie sich im Krieg die Realitäten verschieben.
Makar Pysenko geht in die 10. Klasse. Er sagt: “Du kannst hier lernen, was du willst und worin du gut bist.” Anders als in der staatlichen Schule, auf die er vorher ging, werde hier humaner und gewaltfreier kommuniziert, sagt der 16-Jährige. Makar hat braun-gelockte, schulterlange Haare und eine stylische Brille auf der Nase. Ein sympathischer Typ. Dann gibt es den Makar, der sich auf Instagram zeigt, wie er mit Mitschülern an Kalaschnikows trainiert und Drohnen steuert. Alles im Rahmen des Unterrichts.
Die Soldaten, mit denen Makar und seine Klassenkameraden den Krieg trainieren, gehören zur berühmt-berüchtigten Asow-Brigade. Sie gilt als eine der stärkste Kampfeinheit der Ukraine. Im Ausland wird sie kritisch gesehen, weil sie zumindest in ihren Anfängen nach 2014 eine zu große Nähe zu Nationalsozialismus hatte. In der Ukraine werden ihre Kämpfer als Helden verehrt. Ein Status, den sie sich in der Schlacht um Mariopol blutig erkämpft haben.
Irina Senyk, 22, ist Lehrerin an der Maibutni-Schule. Mit ruhiger Stimme erklärt sie, dass sich ihr Beruf seit Kriegsbeginn verändert hat, es nicht mehr nur ums Lernen gehe. “Ich will auch die Kindheit und Jugend meiner Schüler schützen”, sagt sie. Dennoch findet sie es richtig, dass die Kriegsbildung Einzug in ihre Schule gefunden hat.
Mehr zum Thema: OECD-Bildungsdirektor Andreas Schleicher schreibt, was sich von der Ukraine lernen lässt
Die Schule ist alles andere als ein militärisches Ausbildungslager. Das komplette Gegenteil sogar. Wenn ein Kind nicht richtig mitarbeitet oder seine Leistungen nachlassen, hilft zunächst der Mentor, der jedem Kind zugewiesen ist. Alle zwei Wochen besprechen Schüler mit ihren Mentoren offen Erfolge und Rückschläge. Harte Interventionen, Strafen gar, gibt es nicht. Im schlimmsten Fall sucht der Schulleiter das Gespräch mit Schülern, die Probleme haben.
Konzeptionell setzt die Schule auf projektbezogenen Lernerfahrung. Ein Schuljahr besteht aus sechswöchigen Zyklen. Für jeden Zyklus wählen die Schüler aus einem großen Katalog ein neues Projekt. Sie können entscheiden, ob sie sich mal stärker auf klassische Fächer wie Mathematik und Englisch konzentrieren. Oder im kleinen Stadtteilladen Töpfern lernen. Und jetzt eben auch Schieß- und Gefechtsübungen absolvieren.
Wer sich dafür einschreibt, der kann von Asow-Kämpfern lernen, Häuser zu stürmen und Stellungen zu halten. Oder sich von Lehrer Valerii Khmelnytskyi, 27, einem gebürtigen Münchner, in Analyse und Politik des Krieges einführen lassen. Für ihn ist die Zusammenarbeit mit Asow Teil des Überlebenskampfes der Ukraine, in dem alle zusammenhalten müssen. “Uns eint das gemeinsame Ziel, die unabhängige Ukraine vor der Unterwerfung und Vernichtung zu bewahren”, sagt er. Pazifismus kann sich da keiner leisten.
Dafür gibt es auch das Fach “Verteidigung der Ukraine”. Das gab es schon, als Khmelnytskyi selbst Schüler war. Seit Kriegsbeginn aber hat es neue Bedeutung gewonnen und wurde jetzt grundlegend reformiert. Neu ist etwa ein ganzheitlicher Verteidigungsbegriff. In der 11. Klasse etwa werden auch Themen wie der Informationskrieg und Zivilisten in Krisensituationen behandelt. Die Maibutni-Schule gehört hier zu den Vorreitern im Land. Sie hilft, Lehrkräfte für das neu sortierte Fach auszubilden.
Bildungsminister Oksen Lisowyj, der sich als Lehrer nach dem russischen Angriff 2022 freiwillig der 95. Luftangriffsbrigade anschloss, legt Wert darauf, dass die Ukraine den Krieg ganz anders in den Schulen thematisiert, als Russland. Der Zeitung Neue Ukrainische Schule sagt er: “Wir bilden keine hirnlose Masse aus, die als Kanonenfutter für die Armee herhalten muss.” Vielmehr werde den Kindern der Stellenwert eines unabhängigen Landes und einer bestimmten Werteordnung nahegebracht.
Insgesamt stehen rund 40 Millionen Euro für das neue Fach bereit. Statt wöchentlich 45 Minuten ist ein voller Schultag pro Monat für “Verteidigung der Ukraine” vorgesehen. Das meiste Geld soll in Ausrüstung fließen, etwa Drohnen, medizinisches Trainingsgerät und modernisierte Übungsplätze. 2,5 Millionen Euro sind für Fort- und Weiterbildung der Lehrkräfte vorgesehen.
Inna Sowsun ist Rada-Abgeordnete und Co-Autorin des neuen Lehrplans. Sie beschreibt das Ziel der Reform so: “Es geht nicht darum, die Statuten der Streitkräfte zu studieren und acht Stunden Drill zu üben, sondern ein tiefes Verständnis dafür zu entwickeln, was es bedeutet, in einem Land zu leben, in dem ständig Krieg droht.” Dennoch sieht der Lehrplan zu rund 60 Prozent einen “praktischen Teil” vor.
Makar ist sich noch nicht sicher, ob er zur Armee gehen will. Eingezogen werden kann er erst in neun Jahren, vorher müsste er sich freiwillig melden. Eines weiß er aber jetzt schon: “Ich will eine große, freie und europäische Ukraine sehen, die aufblüht – und ich will ein Teil von ihr sein.” Robert Saar
Berlin und Brandenburg starten mit neuen Landesinstituten in das Jahr 2025. Mit dem Jahreswechsel hat das neue Berliner Landesinstitut für Lehrkräftebildung seine Adresse in einem neuen Bürogebäude in Berlin-Charlottenburg bezogen. Auf rund 17.000 Quadratmetern und fünf Etagen stehen dem Institut Seminarräume, Co-Working-Spaces und Mediatheken zur Verfügung. Mittelfristig sollen auch ein Medienforum, das Zentrum für Sprachbildung Berlin und die iMINT-Akademie einziehen. Zudem sollen Beratungs- und Unterstützungsplattformen wie das Leadership.Lab und ProSchul Teil des neuen Landesinstituts werden. Die Gründung des Instituts geht auf die Empfehlung der Berliner Expertenkommission zur Bildungsqualität unter der Leitung des Kieler Bildungswissenschaftlers Olaf Köller zurück.
In Brandenburg wird am kommenden Montag das neue Landesinstitut für Schule und Lehrkräftebildung (LIBRA) in Ludwigsfelde eröffnet. Das Landesinstitut wird für die Aus- und Weiterbildung sowie die Qualitätssicherung an Schulen verantwortlich sein, teilte das Ministerium mit.
Am bisherigen gemeinsamen Landesinstitut für Schule und Medien (LISUM), das ebenfalls in Ludwigsfelde seinen Hauptstandort hatte, wurden bisher nur Schulleitungen und einzelne Lehrkräfte als Multiplikatoren ausgebildet. Künftig sollen alle brandenburgischen Lehrkräfte in Ludwigsfelde oder den künftigen pädagogischen Zentren in Bernau, Cottbus, Neuruppin und Potsdam fortgebildet werden. Die fachliche Begleitung soll vor allem in den Kernfächern Mathematik und Deutsch gestärkt werden. Die Unterscheidung der Fortbildungen nach Schulformen wird durch eine Fachlogik abgelöst.
Das Landesinstitut für Schule und Medien war per Staatsvertrag zwischen den Ländern Berlin und Brandenburg im Jahr 2007 gegründet worden. Das Land Berlin hatte sich 2022 entschieden, die gemeinsame Einrichtung zu verlassen. Thorsten Denkler
Seit Jahresanfang soll es neue Verfahren zur Feststellung der beruflichen Eignung geben. Damit besteht für Menschen ohne formalen Berufsabschluss erstmals ein Anspruch auf Feststellung und Bescheinigung ihrer beruflichen Fertigkeiten am Maßstab eines dualen Ausbildungsberufes.
Bundesbildungsminister Cem Özdemir sagte, das Verfahren biete “neue Chancen für die zahlreichen berufserfahrenen Menschen ohne beruflichen Abschluss in Deutschland”. Es geht darum, Geleistetes auch formal anzuerkennen – “für mehr persönliche Aufstiegschancen und gegen den Fachkräftemangel”
Die Zielgruppen:
Das Berufsbildungsvalidierungs- und -digitalisierungsgesetz (BVaDiG) ist am 1. August 2024 in Kraft getreten. Darin wurden die notwendigen Änderungen im Berufsbildungsgesetz (BBiG) und der Handwerksordnung (HwO) für das neue Feststellungsverfahren getroffen. Wer ohne dualen Ausbildungsabschluss einen entsprechenden Beruf ausübt oder länger ausgeübt hat, kann seit 1. Januar einen Antrag stellen, seine berufliche Handlungsfähigkeit am Maßstab eines dualen Ausbildungsberufes auf der Grundlage des BBiG oder der HwO bei der zuständigen Stelle (meist einer Kammer) feststellen zu lassen. Thorsten Denkler
Research.Table: Ermittlungen gegen Vorständin in Fraunhofer-Affäre. Nach einer Strafanzeige ermittelt die Staatsanwaltschaft München I jetzt gegen Elisabeth Ewen aus dem Vorstand der Fraunhofer-Gesellschaft. Im Mittelpunkt steht der Anfangsverdacht der Untreue. Mehr lesen Sie hier.
Spiegel: Warum Bildungsforscher John Hattie das Gymnasium abschaffen würde. Der Neuseeländer beschreibt im Interview das deutsche Bildungssystem als das ungerechteste, das er kennt. Er staune, “dass man in Deutschland meint, schon bei etwa neun- bis zehnjährigen Kindern einschätzen zu können, was sie später leisten können”. Die frühe Selektion nach Leistung nehme ihnen die Chance, sich im Laufe ihrer Schulzeit zu entwickeln und zu verbessern. “Ich kann nicht verstehen, wie man so viel Talent vergeuden kann.” (“Schule ist nicht für die Eltern da, sondern für die Kinder”)
SZ: Warum im Wahlkampf jetzt die Forderung nach späterem Schulbeginn laut wird. 7:50 Uhr oder 8:45 Uhr – das macht vor allem für heranwachsende Schülerinnen und Schüler einen Riesenunterschied, schreibt die SZ. Studien zeigten: Pubertierende Kinder brauchen mehr Schlaf. Viele Schulen nähmen darauf aber keine Rücksicht. Gleitzeitmodelle könnten helfen. Oder einfach nur die grundsätzliche Verschiebung des Unterrichtsbeginns um eine Stunde. (Muss es wirklich 7.50 Uhr sein?)
MDR: Ist die Nationale Bildungsplattform gescheitert? Auf die Frage gibt es keine eindeutige Antwort. Obwohl 630 Millionen Euro investiert werden sollen. Mit der Umsetzung ist die bundeseigene Agentur für Sprunginnovationen in Leipzig (Sprind) beauftragt. Die Kritik: An Projekten wie der digitalen Zeugnismappe arbeiten schon andere. Auch die Länder. Viel mehr aber sei von Sprind noch nicht gekommen. (Wie es um die Nationale Bildungsplattform des Bundes steht)
SZ: Polnisch in Brandenburg: Immer mehr Schulen in Brandenburg bieten Polnisch als Unterrichtsfach an. Im Schuljahr 2023/2024 waren es 39 Schulen, wie das Bildungsministerium in Potsdam auf eine Anfrage der CDU-Landtagsfraktion antwortete. Das waren neun Schulen mehr als im Schuljahr davor. Für das laufende Schuljahr lagen der Behörde keine Daten vor. (An mehr Schulen in Brandenburg wird Polnisch gesprochen)
12. Februar 2025, 9 Uhr bis 14.30 Uhr, Mülheim an der Ruhr
Thementag Mentale Gesundheit für Kinder und Jugendliche
Die mentale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen rückt zunehmend in den Fokus – auch in der Schule. Das Mülheimer Bildungsnetzwerk MH/0/25 möchte einen Rahmen bieten, um sich zu diesem Themenkomplex auszutauschen und in Impulsvorträgen zu informieren. So stellen Vertreter einer Realschule ihr Schulfach “MindMatters” vor, dessen Schwerpunkt auf mentaler Gesundheit liegt. INFOS & ANMELDUNG
12. bis 15. Februar 2025, Berlin
Seminar Rassistischer Diskriminierung in der Schule wirksam entgegenwirken
Was tun, wenn es in der Schule zu einem rassistischen Vorfall kommt? Auf diese Frage will das Seminar Antworten geben. Es soll helfen, rassistische Diskriminierung zu erkennen und einzuordnen sowie darum, richtig und angemessen zu intervenieren. Das Angebot richtet sich unter anderem an Schulpersonal mit Beratungsfunktion wie Schulsozialarbeiter oder Beratungslehrkräfte. Die Teilnahme ist kostenfrei und für Interessenten aus allen Bundesländern zugänglich. Die Anmeldefrist endet am 20. Januar 2025. INFOS & ANMELDUNG
23. Februar 2025
Wettbewerb KI-Challenge: Unterrichtsprojekte zum Thema KI gesucht
MINT-Lehrkräfte aus ganz Europa sind angesprochen, ihre spezifischen MINT-Projekte bis zum 23. Februar einzureichen. Gefragt sind Kreativität, Aktivität der Schüler, Einbeziehung des Umfelds (Schule, Stadt, Region), Innovation, Nachhaltigkeit, Anwendungsmöglichkeiten in der Praxis und die Präsentation der Ergebnisse. Unter den Einreichungen wählt eine internationale Jury die zehn besten Projekte aus. Eine Delegation dieser Projektteams präsentiert ihre Ergebnisse im internationalen Finale am 6. Juni 2025 in Berlin. INFOS & ANMELDUNG
Willkommen im Bildungsjahr 2025. Es wird ein Jahr mit vielen alten, ungelösten Problemen und neuen Herausforderungen. Im Februar wird ein neuer Bundestag gewählt. Und irgendwie werden sich danach Partner für eine neue Bundesregierung finden müssen.
Das alles wird noch eine Zeit dauern. Wann ein neuer Bundestag den Haushalt für das laufende Jahr beschließen kann, ist ungewiss. Manche rechnen damit, dass womöglich erst in der zweiten Jahreshälfte so etwas wie Planungssicherheit in die Bundespolitik zurückkehren kann.
Bildung ist zwar Ländersache, aber der Bund hat einige wichtige Aufgaben übernommen. Das Startchancen-Programm oder der Ausbau des Ganztags sind zwei wichtige Beispiele. Offen ist, wie eine neue Bundesregierung mit der vorläufigen Einigung zum Digitalpakt II umgehen wird, die Bundesbildungsminister Cem Özdemir und die Länder vor Jahreswechsel gefunden haben. Was noch auf die Bildungsverantwortlichen in diesem Jahr zukommt, beziehungsweise, was sie sich dringend vornehmen sollten, das haben meine Kolleginnen Vera Kraft und Anna Parrisius für Sie analysiert.
Mein Kollege Robert Saar hat sich eines ganz anderen Themas angenommen: Er hat in der Ukraine eine Schule besucht, die Vorreiterin ist für die Frage, wie Schülerinnen und Schüler im Unterricht auf den Alltag im Krieg vorbereitet werden können. In diesem Fall auf einen Krieg, der gerade in ihrem Land stattfindet. Es ist eine Frage, die in Deutschland sehr zögerlich debattiert wird.
Bleiben Sie uns gewogen.
2025 muss ein Jahr der Bildungstransformation werden – zumindest, wenn bildungspolitische Entscheidungsträger die Erkenntnisse aus 2024 ernst nehmen. Eindrücklich und immer wieder aufs Neue hat das Jahr 2024 gezeigt: Um die Kompetenzen, die Gesundheit und das Wohlbefinden zu vieler junger Menschen steht es schlecht.
Ein Viertel der Viertklässler hat nur rudimentäre Mathekenntnisse, mehr als 40 Prozent der Achtklässler kann nicht reflektiert mit digitalen Medien und Informationen umgehen, ein Fünftel aller Schülerinnen und Schüler berichtet, psychisch belastet zu sein.
Ein Gefühl der Überraschung begleitet diese Studienergebnisse nur noch selten. Selbst die Frage nach dem ‘Warum’ ist meist schnell beantwortet, auch wenn sich die Antwort häufig in “multifaktoriellen Gründen” verliert.
Die große Frage aber, die unbeantwortet bleibt, geistert im Lehrerzimmer, auf Konferenzen und Bildungsmessen, auch in Gesprächen von Bildungsministerinnen und -ministern umher. Sie lautet: Wie gelingt der Systemwandel? Lange nicht alle wollen das deutsche Bildungssystem auf den Kopf stellen. An diesen Stellschrauben aber muss 2025 dringend gedreht werden:
Um einen Wandel im großen Stil zu erreichen, muss die Unterrichts- und Schulentwicklung datengestützt vorangetrieben werden. Die Bildungsministerkonferenz hat diesen Bereich bereits als “Steuerungsstellschraube” identifiziert. Die Ständige Wissenschaftliche Kommission (SWK) arbeitet ab diesem Jahr an einem Gutachten, das aufzeigen soll, wie Daten genutzt werden können, um Bildung und Bildungsgerechtigkeit in Deutschland verbessern zu können. Wie andere Länder dies bereits umsetzen, zeigt eine erst kürzlich erschienene Studie.
Entscheidend ist dabei, ob und wie es gelingt, vorhandene Daten wie das Alter und die festgestellten Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern zu nutzen, etwa um Bildungsverläufe zu analysieren. Zudem braucht es neue Daten, allen voran eine Schüler-ID. Dazu laufen bereits länderübergreifende Forschungsprojekte.
Neben dem Fokus auf Daten sollten auch Schulaufsichten für die Schulentwicklung stärker in den Blick genommen werden. Sie können Wissen in die Praxis weitergeben, Projekte vor Ort unterstützen und Schulen untereinander vernetzen. Bislang ist die Rolle von Schulaufsichten unterschätzt – und zu wenig erforscht. 2025 ist dazu nun immerhin ein Papier der SWK geplant. Zudem bietet das Startchancen-Programm eine einmalige Chance von Kooperation zwischen Schulen, Behörden und Landesinstituten – mit gleichzeitiger Evaluation.
Eine weitere Stellschraube – und Herausforderung – bleibt auch 2025 die Digitalisierung. Die Einigung zum Digitalpakt II wurde zwar noch kurz vor dem Jahreswechsel errungen, doch das Eckpunktepapier ist weder ein rechtssicherer Rahmen noch eine Garantie für die vom Bund in Aussicht gestellten 2,5 Milliarden Euro. Eine neue Regierung könnte das Fass noch einmal aufmachen, etwa um die Länder zu mehr Engagement in puncto Lehrkräftefortbildung oder Eigenmitteln zu drängen. Ein Scheitern des Digitalpakts II gilt jedoch als unwahrscheinlich.
Entscheidender ist, wie die Schulen digitale Kultur und digitales Lernen im neuen Jahr gestalten. Wie sieht ein angemessener Umgang mit digitalen Geräten in der Schule aus? Welche Kompetenzen sollten Schüler in Zeiten Künstlicher Intelligenz lernen und wie lassen sich diese prüfen? Die Schulen und Länder müssen hier Lösungen, auch ohne einheitliche Regelungen und länderübergreifende Reformen, finden.
2025 wird sich zeigen, ob das Versprechen auf ganztägige Förderung eingehalten wird. Ab dem Schuljahr 2026/27 haben alle Erstklässler Anspruch auf Betreuung über den Schulunterricht hinaus, bis 2029/30 gilt er bis Klasse vier. Allein bis 2026 braucht es nach Daten der Bundesregierung 342.000 neue Plätze – gesetzt den Fall, die Nachfrage steigt nicht.
An vielen Schulen braucht es dafür noch Anbauten, Mensen und Küchen. Und das in Zeiten des Personalmangels im Bau- und Planungswesen. Fast drei Milliarden Euro gibt es dafür vom Bund, allerdings nur bis Ende 2027, daran hat auch die Forderung der Länder auf Fristverlängerung nichts geändert.
2025 ist Zusammenarbeit gefragt: Ministerien, Stadtverwaltungen, Jugendämter müssen besser kooperieren. In den Schulen müssen alle Professionen einbezogen werden, Eltern, Schüler und außerschulische Akteure wie Sportvereine. Die Frage ist auch, ob sich ausreichend Personal auftreiben lässt. Nur mit kompetenten, multiprofessionellen Teams lässt sich die Forderung nach Bildung statt Betreuung umsetzen – der Schlüssel für mehr Bildungsgerechtigkeit.
Auch auf dem Ausbildungsmarkt braucht es Lösungen, die die tiefergehenden Probleme adressieren. Im Zentrum davon sollte die Frage stehen: Wie finden Jugendliche und Betriebe besser zueinander? Bislang scheitert das zu oft – etwa, weil sie nicht am gleichen Ort sind, weil Angebot und Berufswunsch nicht zusammenpassen, weil Qualifikationen von Bewerbern vermeintlich nicht ausreichen. 2024 sind so viele Ausbildungssuchende leer ausgegangen wie seit 14 Jahren nicht mehr. 2,9 Millionen der 20- bis 34-Jährige waren 2022 ungelernt.
Damit hier ein Wandel gelingt, muss der Übergangssektor endlich effektiver werden. Das neue Jahr wird zeigen, was die Ausbildungsgarantie, die die Ampel 2024 eingeführt hat, gebracht hat. Bildungsexperten kritisieren sie schon jetzt als zu restriktiv. Eine neue Bundesregierung sollte das Konzept neu überdenken oder zumindest verbessern.
Auch die vom BMBF als “Dachmarke” eingeführte “Exzellenzinitiative für Berufliche Bildung” muss auf den Prüfstand. Ist sie mehr als ein Label für bestehende Programme und kleine zusätzliche Initiativen – wie die Öffnung der 13 Begabtenförderwerke für einige wenige Azubis? Beim Pakt für berufliche Schulen, der 2025 richtig starten soll, müssen Bund und Länder sich fragen lassen, ob er ein reines Gesprächsformat bleibt oder auch Substanzielles folgen wird. Insgesamt müssen Bund und Länder, Politik und Sozialpartner, BMBF, BMAS und BMWK zielorientierter zusammenarbeiten.
Kinder und Jugendliche wissen oft selbst, was sie brauchen, um gut lernen zu können. Wie soll Unterricht aussehen, damit er spannend und relevant ist? Welche digitalen Tools helfen wirklich – und welche sind nur Spielerei? Wie sehen Lernräume aus, die nicht nur funktional, sondern auch inspirierend sind? Die Lebensrealitäten, Wünsche und Ideen junger Menschen sollten nicht nur gehört, sondern ernst genommen werden.
Anders als 2024 werden in diesem Jahr keine großen Vergleichsstudien veröffentlicht. Da schafft den Raum, Erkenntnisse zu reflektieren – und vor allem: ihnen Taten folgen zu lassen.
Schon im Korridor der Kiewer Maibutni-Schule ist der Krieg greifbar. Unter Fotos von Lehrern und Schülern weist ein Schild den Weg zum Schutzraum. Daneben eine Flagge des Freiwilligenbataillons “Georgische Legion”, handsigniert. Schulkinder hatten Spenden für die Einheit gesammelt, die seit 2014 gegen die russischen Invasoren kämpft.
Die Maibutni-Schule in Podil, Kiews ältestem Stadtteil, ist eine basisdemokratisch organisierte Freie Montessori-Reformschule. Und zugleich, auch auf Wunsch der ukrainischen Regierung, ein Ort, an dem die Kinder sehr handfest auf ein Leben im Krieg vorbereitet werden. In enger Kooperation mit den ukrainischen Streitkräften.
Kriegsvorbereitung als Unterrichtsfach, in Deutschland mag an so etwas kaum einer denken. Im vergangenen Mai hat die damalige Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) vorgeschlagen, Schülerinnen und Schüler auf einen möglichen Krieg vorzubereiten. Etwa mit koordinierten Zivilschutzübungen an Schulen. Sie hat kaum Unterstützung bekommen. CDU-Bildungspolitiker Thomas Jarzombek hielt damals in der Bild dagegen: “Wir müssen unsere Kinder schultüchtig machen und nicht kriegstüchtig.”
Die Ukraine aber befindet sich im Krieg. Was das bedeutet, wird auch an der Maibutni-Schule klar. Der Name bedeutet übersetzt so viel wie “Schule der Zukunft”. Es ist eine Schule der Widersprüche. Einerseits versucht sie, ihre Schüler zu freien Geistern zu erziehen. Es gibt hier keine Fächer, keine Sanktionen. Andererseits will sie darauf vorbereiten, wie sich im Krieg die Realitäten verschieben.
Makar Pysenko geht in die 10. Klasse. Er sagt: “Du kannst hier lernen, was du willst und worin du gut bist.” Anders als in der staatlichen Schule, auf die er vorher ging, werde hier humaner und gewaltfreier kommuniziert, sagt der 16-Jährige. Makar hat braun-gelockte, schulterlange Haare und eine stylische Brille auf der Nase. Ein sympathischer Typ. Dann gibt es den Makar, der sich auf Instagram zeigt, wie er mit Mitschülern an Kalaschnikows trainiert und Drohnen steuert. Alles im Rahmen des Unterrichts.
Die Soldaten, mit denen Makar und seine Klassenkameraden den Krieg trainieren, gehören zur berühmt-berüchtigten Asow-Brigade. Sie gilt als eine der stärkste Kampfeinheit der Ukraine. Im Ausland wird sie kritisch gesehen, weil sie zumindest in ihren Anfängen nach 2014 eine zu große Nähe zu Nationalsozialismus hatte. In der Ukraine werden ihre Kämpfer als Helden verehrt. Ein Status, den sie sich in der Schlacht um Mariopol blutig erkämpft haben.
Irina Senyk, 22, ist Lehrerin an der Maibutni-Schule. Mit ruhiger Stimme erklärt sie, dass sich ihr Beruf seit Kriegsbeginn verändert hat, es nicht mehr nur ums Lernen gehe. “Ich will auch die Kindheit und Jugend meiner Schüler schützen”, sagt sie. Dennoch findet sie es richtig, dass die Kriegsbildung Einzug in ihre Schule gefunden hat.
Mehr zum Thema: OECD-Bildungsdirektor Andreas Schleicher schreibt, was sich von der Ukraine lernen lässt
Die Schule ist alles andere als ein militärisches Ausbildungslager. Das komplette Gegenteil sogar. Wenn ein Kind nicht richtig mitarbeitet oder seine Leistungen nachlassen, hilft zunächst der Mentor, der jedem Kind zugewiesen ist. Alle zwei Wochen besprechen Schüler mit ihren Mentoren offen Erfolge und Rückschläge. Harte Interventionen, Strafen gar, gibt es nicht. Im schlimmsten Fall sucht der Schulleiter das Gespräch mit Schülern, die Probleme haben.
Konzeptionell setzt die Schule auf projektbezogenen Lernerfahrung. Ein Schuljahr besteht aus sechswöchigen Zyklen. Für jeden Zyklus wählen die Schüler aus einem großen Katalog ein neues Projekt. Sie können entscheiden, ob sie sich mal stärker auf klassische Fächer wie Mathematik und Englisch konzentrieren. Oder im kleinen Stadtteilladen Töpfern lernen. Und jetzt eben auch Schieß- und Gefechtsübungen absolvieren.
Wer sich dafür einschreibt, der kann von Asow-Kämpfern lernen, Häuser zu stürmen und Stellungen zu halten. Oder sich von Lehrer Valerii Khmelnytskyi, 27, einem gebürtigen Münchner, in Analyse und Politik des Krieges einführen lassen. Für ihn ist die Zusammenarbeit mit Asow Teil des Überlebenskampfes der Ukraine, in dem alle zusammenhalten müssen. “Uns eint das gemeinsame Ziel, die unabhängige Ukraine vor der Unterwerfung und Vernichtung zu bewahren”, sagt er. Pazifismus kann sich da keiner leisten.
Dafür gibt es auch das Fach “Verteidigung der Ukraine”. Das gab es schon, als Khmelnytskyi selbst Schüler war. Seit Kriegsbeginn aber hat es neue Bedeutung gewonnen und wurde jetzt grundlegend reformiert. Neu ist etwa ein ganzheitlicher Verteidigungsbegriff. In der 11. Klasse etwa werden auch Themen wie der Informationskrieg und Zivilisten in Krisensituationen behandelt. Die Maibutni-Schule gehört hier zu den Vorreitern im Land. Sie hilft, Lehrkräfte für das neu sortierte Fach auszubilden.
Bildungsminister Oksen Lisowyj, der sich als Lehrer nach dem russischen Angriff 2022 freiwillig der 95. Luftangriffsbrigade anschloss, legt Wert darauf, dass die Ukraine den Krieg ganz anders in den Schulen thematisiert, als Russland. Der Zeitung Neue Ukrainische Schule sagt er: “Wir bilden keine hirnlose Masse aus, die als Kanonenfutter für die Armee herhalten muss.” Vielmehr werde den Kindern der Stellenwert eines unabhängigen Landes und einer bestimmten Werteordnung nahegebracht.
Insgesamt stehen rund 40 Millionen Euro für das neue Fach bereit. Statt wöchentlich 45 Minuten ist ein voller Schultag pro Monat für “Verteidigung der Ukraine” vorgesehen. Das meiste Geld soll in Ausrüstung fließen, etwa Drohnen, medizinisches Trainingsgerät und modernisierte Übungsplätze. 2,5 Millionen Euro sind für Fort- und Weiterbildung der Lehrkräfte vorgesehen.
Inna Sowsun ist Rada-Abgeordnete und Co-Autorin des neuen Lehrplans. Sie beschreibt das Ziel der Reform so: “Es geht nicht darum, die Statuten der Streitkräfte zu studieren und acht Stunden Drill zu üben, sondern ein tiefes Verständnis dafür zu entwickeln, was es bedeutet, in einem Land zu leben, in dem ständig Krieg droht.” Dennoch sieht der Lehrplan zu rund 60 Prozent einen “praktischen Teil” vor.
Makar ist sich noch nicht sicher, ob er zur Armee gehen will. Eingezogen werden kann er erst in neun Jahren, vorher müsste er sich freiwillig melden. Eines weiß er aber jetzt schon: “Ich will eine große, freie und europäische Ukraine sehen, die aufblüht – und ich will ein Teil von ihr sein.” Robert Saar
Berlin und Brandenburg starten mit neuen Landesinstituten in das Jahr 2025. Mit dem Jahreswechsel hat das neue Berliner Landesinstitut für Lehrkräftebildung seine Adresse in einem neuen Bürogebäude in Berlin-Charlottenburg bezogen. Auf rund 17.000 Quadratmetern und fünf Etagen stehen dem Institut Seminarräume, Co-Working-Spaces und Mediatheken zur Verfügung. Mittelfristig sollen auch ein Medienforum, das Zentrum für Sprachbildung Berlin und die iMINT-Akademie einziehen. Zudem sollen Beratungs- und Unterstützungsplattformen wie das Leadership.Lab und ProSchul Teil des neuen Landesinstituts werden. Die Gründung des Instituts geht auf die Empfehlung der Berliner Expertenkommission zur Bildungsqualität unter der Leitung des Kieler Bildungswissenschaftlers Olaf Köller zurück.
In Brandenburg wird am kommenden Montag das neue Landesinstitut für Schule und Lehrkräftebildung (LIBRA) in Ludwigsfelde eröffnet. Das Landesinstitut wird für die Aus- und Weiterbildung sowie die Qualitätssicherung an Schulen verantwortlich sein, teilte das Ministerium mit.
Am bisherigen gemeinsamen Landesinstitut für Schule und Medien (LISUM), das ebenfalls in Ludwigsfelde seinen Hauptstandort hatte, wurden bisher nur Schulleitungen und einzelne Lehrkräfte als Multiplikatoren ausgebildet. Künftig sollen alle brandenburgischen Lehrkräfte in Ludwigsfelde oder den künftigen pädagogischen Zentren in Bernau, Cottbus, Neuruppin und Potsdam fortgebildet werden. Die fachliche Begleitung soll vor allem in den Kernfächern Mathematik und Deutsch gestärkt werden. Die Unterscheidung der Fortbildungen nach Schulformen wird durch eine Fachlogik abgelöst.
Das Landesinstitut für Schule und Medien war per Staatsvertrag zwischen den Ländern Berlin und Brandenburg im Jahr 2007 gegründet worden. Das Land Berlin hatte sich 2022 entschieden, die gemeinsame Einrichtung zu verlassen. Thorsten Denkler
Seit Jahresanfang soll es neue Verfahren zur Feststellung der beruflichen Eignung geben. Damit besteht für Menschen ohne formalen Berufsabschluss erstmals ein Anspruch auf Feststellung und Bescheinigung ihrer beruflichen Fertigkeiten am Maßstab eines dualen Ausbildungsberufes.
Bundesbildungsminister Cem Özdemir sagte, das Verfahren biete “neue Chancen für die zahlreichen berufserfahrenen Menschen ohne beruflichen Abschluss in Deutschland”. Es geht darum, Geleistetes auch formal anzuerkennen – “für mehr persönliche Aufstiegschancen und gegen den Fachkräftemangel”
Die Zielgruppen:
Das Berufsbildungsvalidierungs- und -digitalisierungsgesetz (BVaDiG) ist am 1. August 2024 in Kraft getreten. Darin wurden die notwendigen Änderungen im Berufsbildungsgesetz (BBiG) und der Handwerksordnung (HwO) für das neue Feststellungsverfahren getroffen. Wer ohne dualen Ausbildungsabschluss einen entsprechenden Beruf ausübt oder länger ausgeübt hat, kann seit 1. Januar einen Antrag stellen, seine berufliche Handlungsfähigkeit am Maßstab eines dualen Ausbildungsberufes auf der Grundlage des BBiG oder der HwO bei der zuständigen Stelle (meist einer Kammer) feststellen zu lassen. Thorsten Denkler
Research.Table: Ermittlungen gegen Vorständin in Fraunhofer-Affäre. Nach einer Strafanzeige ermittelt die Staatsanwaltschaft München I jetzt gegen Elisabeth Ewen aus dem Vorstand der Fraunhofer-Gesellschaft. Im Mittelpunkt steht der Anfangsverdacht der Untreue. Mehr lesen Sie hier.
Spiegel: Warum Bildungsforscher John Hattie das Gymnasium abschaffen würde. Der Neuseeländer beschreibt im Interview das deutsche Bildungssystem als das ungerechteste, das er kennt. Er staune, “dass man in Deutschland meint, schon bei etwa neun- bis zehnjährigen Kindern einschätzen zu können, was sie später leisten können”. Die frühe Selektion nach Leistung nehme ihnen die Chance, sich im Laufe ihrer Schulzeit zu entwickeln und zu verbessern. “Ich kann nicht verstehen, wie man so viel Talent vergeuden kann.” (“Schule ist nicht für die Eltern da, sondern für die Kinder”)
SZ: Warum im Wahlkampf jetzt die Forderung nach späterem Schulbeginn laut wird. 7:50 Uhr oder 8:45 Uhr – das macht vor allem für heranwachsende Schülerinnen und Schüler einen Riesenunterschied, schreibt die SZ. Studien zeigten: Pubertierende Kinder brauchen mehr Schlaf. Viele Schulen nähmen darauf aber keine Rücksicht. Gleitzeitmodelle könnten helfen. Oder einfach nur die grundsätzliche Verschiebung des Unterrichtsbeginns um eine Stunde. (Muss es wirklich 7.50 Uhr sein?)
MDR: Ist die Nationale Bildungsplattform gescheitert? Auf die Frage gibt es keine eindeutige Antwort. Obwohl 630 Millionen Euro investiert werden sollen. Mit der Umsetzung ist die bundeseigene Agentur für Sprunginnovationen in Leipzig (Sprind) beauftragt. Die Kritik: An Projekten wie der digitalen Zeugnismappe arbeiten schon andere. Auch die Länder. Viel mehr aber sei von Sprind noch nicht gekommen. (Wie es um die Nationale Bildungsplattform des Bundes steht)
SZ: Polnisch in Brandenburg: Immer mehr Schulen in Brandenburg bieten Polnisch als Unterrichtsfach an. Im Schuljahr 2023/2024 waren es 39 Schulen, wie das Bildungsministerium in Potsdam auf eine Anfrage der CDU-Landtagsfraktion antwortete. Das waren neun Schulen mehr als im Schuljahr davor. Für das laufende Schuljahr lagen der Behörde keine Daten vor. (An mehr Schulen in Brandenburg wird Polnisch gesprochen)
12. Februar 2025, 9 Uhr bis 14.30 Uhr, Mülheim an der Ruhr
Thementag Mentale Gesundheit für Kinder und Jugendliche
Die mentale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen rückt zunehmend in den Fokus – auch in der Schule. Das Mülheimer Bildungsnetzwerk MH/0/25 möchte einen Rahmen bieten, um sich zu diesem Themenkomplex auszutauschen und in Impulsvorträgen zu informieren. So stellen Vertreter einer Realschule ihr Schulfach “MindMatters” vor, dessen Schwerpunkt auf mentaler Gesundheit liegt. INFOS & ANMELDUNG
12. bis 15. Februar 2025, Berlin
Seminar Rassistischer Diskriminierung in der Schule wirksam entgegenwirken
Was tun, wenn es in der Schule zu einem rassistischen Vorfall kommt? Auf diese Frage will das Seminar Antworten geben. Es soll helfen, rassistische Diskriminierung zu erkennen und einzuordnen sowie darum, richtig und angemessen zu intervenieren. Das Angebot richtet sich unter anderem an Schulpersonal mit Beratungsfunktion wie Schulsozialarbeiter oder Beratungslehrkräfte. Die Teilnahme ist kostenfrei und für Interessenten aus allen Bundesländern zugänglich. Die Anmeldefrist endet am 20. Januar 2025. INFOS & ANMELDUNG
23. Februar 2025
Wettbewerb KI-Challenge: Unterrichtsprojekte zum Thema KI gesucht
MINT-Lehrkräfte aus ganz Europa sind angesprochen, ihre spezifischen MINT-Projekte bis zum 23. Februar einzureichen. Gefragt sind Kreativität, Aktivität der Schüler, Einbeziehung des Umfelds (Schule, Stadt, Region), Innovation, Nachhaltigkeit, Anwendungsmöglichkeiten in der Praxis und die Präsentation der Ergebnisse. Unter den Einreichungen wählt eine internationale Jury die zehn besten Projekte aus. Eine Delegation dieser Projektteams präsentiert ihre Ergebnisse im internationalen Finale am 6. Juni 2025 in Berlin. INFOS & ANMELDUNG