in den nächsten Tagen gibt es Gewissheit: Die Länder benennen, sofern nicht schon geschehen, die ersten 1.000 Startchancen-Schulen. Anna Parrisius und Holger Schleper haben die Pläne der Länder bereits analysiert – mit besonderem Augenmerk auf den beruflichen Schulen. Obwohl es in der ersten Runde nun sogar mehr als 1.000 Nominierungen gibt, kommen sie bislang zu kurz. Dabei gibt es dort großen Handlungsbedarf. Besonders in einem Bereich könnten Maßnahmen des Startchancen-Programms besonders wirkungsvoll sein.
Große Wirkung versprachen sich auch die 29 beteiligten Länder von der Bologna-Reform. Die Studiengänge und -abschlüsse in Europa sollten einheitlicher werden. Und die Studierenden sollten in Auslandsaufenthalten europäische Nachbarländer kennenlernen. Über die Gründe, warum die meisten Länder, inklusive Deutschland, ihre selbst gesteckten Ziele verfehlen und was das über den europäischen Austausch aussagt, lesen Sie in der Analyse von Tim Gabel.
Zuletzt möchte ich Ihnen noch den Standpunkt der Brandenburger Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur Maria Nooke empfehlen. Sie beschreibt, welchen Einfluss die häufig verzerrte Wahrnehmung der DDR auf den Unterricht hat. Ihr Appell, an Schulen mehr DDR-Geschichte zu vermitteln, geht weit über eine veränderte Stundentafel hinaus.
Ich hoffe, Sie finden in dem bunten Blumenstrauß an Themen viele für Sie relevante Informationen!
Viel Spaß bei der Lektüre und ein schönes Wochenende
Was bringt das Startchancen-Programm den beruflichen Schulen in Deutschland? Auch diese Frage drängt aktuell in den Vordergrund. Denn in der Verwaltungsvereinbarung von Bund und Ländern heißt es: “Von der Förderung sollen ausdrücklich auch berufliche Schulen profitieren.” Und zum 1. Juni – also morgen – müssen die Länder zusammen mindestens 1.000 Schulen benannt haben, die nach den Sommerferien im Programm beginnen.
Ein Blick in die Länder zeigt: Es werden deutlich mehr als 1.000 Schulen sein. Der Schwerpunkt liegt dabei – so wie es vorgesehen ist – explizit auf den Grundschulen. Trotzdem fällt auf: Die beruflichen Schulen spielen nur eine sehr marginale Rolle. Dabei ist der Handlungsbedarf hier besonders groß.
“In den beruflichen Schulen herrscht größtmögliche Heterogenität, viele Jugendliche kommen aus sozioökonomisch benachteiligten Familien”, sagte etwa Claudia Burkard, Projektmanagerin der Bertelsmann-Stiftung Table.Briefings. Je nach Bundesland variiere die Lage zwar, einige Länder, zum Beispiel Hamburg, hätten zuletzt mehr investiert. “Aber Entscheider sagen einhellig, dass berufliche Schulen vergleichsweise stark hinterherhinken: Gebäude sind sehr veraltet, es fehlt an modernen Werkstätten, an zeitgemäßer digitaler Ausstattung.”
Lesen Sie auch: Berufsschulen: Der blinde Fleck
Der Berufsschulpakt von Bund und Ländern gibt hier wenig Anlass, auf eine schnelle Trendwende zu hoffen. Er wird aller Voraussicht nach auf einen Austausch aller relevanter Akteure beschränkt sein; möglicherweise wird es Empfehlungen geben. Das auf zehn Jahre angelegte Startchancen-Programm mit einem Gesamtvolumen von 20 Milliarden Euro von Bund und Ländern könnte da wirkungsvoller sein.
Allerdings: Mindestens drei Bundesländer benennen vorerst keine einzige berufliche Schule. Das ergab eine Länder-Abfrage von Table.Briefings:
In den Ländern, die schon für das kommende Schuljahr Berufsschulen ausgewählt haben, bewegt sich deren Anteil zwischen drei und 16 Prozent aller Startchancen-Schulen.
Vor besondere Anforderungen stellte die Länder offensichtlich die Auswahl der beruflichen Schulen: NRW und Niedersachsen haben für die Berufsschulen eigene Kriterien definiert und die von Bund und Ländern festgelegten Indikatoren Armut und Migration abgewandelt beziehungsweise ergänzt. Das Kultusministerium von Julia Willie Hamburg (Grüne) veröffentlichte am Donnerstag seine Liste mit den insgesamt 390 Startchancen-Schulen und auch den Sozialindex, der der Schulauswahl zugrunde liegt. Speziell für die beruflichen Schulen gelten dabei besondere Kriterien. Zu den Indikatoren Migrationshintergrund, nicht-deutsche Verkehrssprache im engen Umfeld und sonderpädagogischer Förderbedarf kommen hier noch die Anteile der Schüler in den Bildungsgängen der Berufsvorbereitung hinzu (in Niedersachsen: Berufseinstiegsschule und Berufsfachschule).
Jene Klassen also, in die Jugendliche kommen, die nach Abgang von der allgemeinbildenden Schule keine Ausbildung begonnen haben und die oft auch keinen Schulabschluss besitzen. Ziel der Bildungsgänge ist meist, dass die Jugendlichen noch einen Abschluss nachholen – und dass sie bestenfalls in Ausbildung kommen.
Den Azubi im Maurerwesen etwa wolle man mit dem Startchancen-Programm nicht adressieren, erläuterte Ministerin Hamburg. “Der geht seinen Bildungsweg.” Das Programm soll stattdessen diejenigen unterstützen, die noch nicht den Weg in eine Ausbildung gefunden haben. In der Bund-Länder-Vereinbarung heißt es, von der Förderung der Berufsschulen sollen “vorrangig Bildungsgänge der Berufs- und Ausbildungsvorbereitung” profitieren. Vor diesem Hintergrund berücksichtigt Niedersachsen, wie viele Personen, “die derzeit nicht erfolgreich in eine Ausbildung münden, wir eigentlich an den berufsbildenden Schulen haben”, erläuterte Hamburg in Hannover.
Ähnlich wie NRW ist Rheinland-Pfalz vorgegangen: Auf Grundlage des Einzugsgebiets wurde hier ein Sozialindex nach Hamburger Modell auf kommunaler Ebene berechnet und ein Ranking erstellt. “In den besonders belasteten Kommunen wurden diejenigen Schulen ausgewählt, an denen besonders viele Schülerinnen und Schüler das Berufsvorbereitungsjahr besuchen”, teilte das Kultusministerium mit. Daneben bezog Rheinland-Pfalz noch ein, wie hoch in der jeweiligen Region die Anzahl der Grundschulen und Schulen der Sekundarstufe I ist, die ebenfalls im Programm sind. Ziel dabei: dass gemeinsame Maßnahmen entstehen, die den unmittelbaren Übergang in Ausbildung fördern.
Ralf Becker, bei der GEW zuständig für Aus- und Weiterbildung, hält es für richtig, dass der Fokus auf der Berufsvorbereitung liegen soll. “Die Stärkung multiprofessioneller Teams ist für Berufsvorbereitungsklassen besonders hilfreich”, sagte er Table.Briefings. “In Projekten, die den Übergang in den Beruf fördern, tragen Sozialpädagogen und andere Fachkräfte entscheidend zum Erfolg bei.”
25 Jahre nach dem Start des Bologna-Prozesses zur Vereinheitlichung von Studiengängen und -abschlüssen in Europa ist eines der Hauptziele in vielen Ländern der European Higher Education Area (EHEA) nicht vollständig erreicht. Trotz deutlicher Fortschritte verfehlen viele EHEA-Länder die Vorgabe der Bologna-Reform, nach denen mindestens 20 Prozent der Hochschulabsolventinnen und -absolventen studienbezogene Auslandserfahrung gesammelt haben sollten.
Ein aktueller Bericht der Europäischen Kommission weist aus, dass die meisten Bologna-Länder – darunter Deutschland – diese Messlatte reißen. Nach den aktuellen Zahlen aus dem Jahr 2020/21 haben bislang nur rund 17 Prozent der deutschen Studierenden mindestens drei Monate Auslandserfahrung gesammelt, in Frankreich liegt der Wert im gleichen Zeitraum immerhin bei 19 Prozent. Insgesamt erreichen nur vier der 29 Länder der EHEA überhaupt das 20-Prozent-Ziel. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sieht als Grund dafür die “unzureichende Studienfinanzierung“.
“Einen Auslandsaufenthalt muss man sich schlicht leisten können”, sagt GEW-Vize Andreas Keller im Gespräch mit Table.Briefings, “das können viele Studierende aber nicht.” In Deutschland müssten Bund und Länder die soziale Dimension des europäischen Hochschulraums ernst nehmen, BAföG und Mobilitätsstipendien ausbauen. Mit Blick auf die aktuell laufende Ministerkonferenz der EHEA in Tirana, forderte Keller aus der albanischen Hauptstadt, dass Deutschland das Kommuniqué ernst nimmt, das am Donnerstag auch Jakob von Weizsäcker unterzeichnet hat. Der saarländische Wissenschaftsminister ist als Vertreter Deutschlands vor Ort.
Auf Anfrage von Table.Briefings verweist von Weizsäcker mit Blick auf das Mobilitätsziel auf die Einschränkungen der Covid-19 Pandemie und die Auswirkungen des Angriffskrieges gegen die Ukraine. Vor dem Hintergrund, dass sich virtuelle Lehrangebote dynamisch entwickelt hätten – die nicht mit in die Auswertung einfließen (Anm. d. Red.) -, “wurde das Ziel von 20 Prozent in Deutschland knapp verfehlt. Aber wir liegen mit 17 Prozent deutlich über dem EU-Durchschnitt”.
Gemeinsames Ziel der EHEA-Staaten müsse weiter sein, die grenzüberschreitende Mobilität im Studium zu erhöhen. “Darum geht es auch bei der Aktualisierung der gemeinsamen Internationalisierungsstrategie von Bund und Ländern, die sich auf der Zielgeraden befindet”. Nach Informationen von Table.Briefings sehen Bund und Länder darin sogar ein Ziel von 33 Prozent internationaler Mobilität vor. Deutschland sei schon heute in der absoluten Spitzengruppe der beliebtesten Länder für internationale Studierende, sagt von Weizsäcker.
Mit Blick auf die Karriereperspektiven für Lehrende an Hochschulen, weist Andreas Keller darauf hin, dass es den europäischen Bildungsgewerkschaften gelungen sei, das Ziel attraktiver Beschäftigungsbedingungen in den Entwurf für das Tiranaer Kommuniqué aufzunehmen. Immer mehr Zeitverträge mit immer kürzeren Laufzeiten, lange und steinige Karrierewege – fast nirgendwo in Europa ist der Handlungsbedarf so groß wie in Deutschland. “Bund und Länder müssen auch diesen Teil der Verpflichtungen aus dem Kommuniqué beherzt angehen”, forderte der GEW-Hochschulexperte.
In einem Entwurf des Tiranaer Kommuniqués, das Table.Briefings exklusiv vorlag, wird neben alten Forderungen, wie dem weiteren Ausbau der Mobilität in Europa, auch eine Wertegemeinschaft beschworen. Angesichts der Zeitenwende und der globalen Krisen wollen die EHEA-Länder mit dem Abschlussdokument auch ihre fundamentalen Grundwerte stärker betonen, also etwa Wissenschaftsfreiheit, Hochschulautonomie, aber auch die Mitbestimmung von Studierenden und Beschäftigten.
“Neu ist zudem, dass für diese Grundwerte ein Kriterienrahmen entwickelt werden soll, der messbar macht, ob sie wirklich eingehalten werden”, sagt Andreas Keller. So ließe sich einordnen, wo die Länder stehen und wie die Implementierung vorangeht. “Wir werden in Zukunft sehr genau erfahren, wie es die einzelnen Länder mit der Wissenschaftsfreiheit und der Mitbestimmung halten.” Der Bologna-Prozess sei zwar grundsätzlich unverbindlich, aber eine quantitative Auswertung könne den Druck auf die einzelnen Staaten erhöhen.
“Basis des Europäischen Hochschulraums sind unsere gemeinsamen, von allen Mitgliedsstaaten geteilten Werte”, sagt dazu Jakob von Weizsäcker. Mit Blick auf die Phase nach der letzten Konferenz der EHEA Minister in Rom im Jahr 2020, sei die Suspendierung Russlands und Belarus aus den Gremien des Europäischen Hochschulraums ein großer Einschnitt gewesen. In Folge des Angriffskrieges gegen die Ukraine aber ein folgerichtiger. “Wir stehen an der Seite der Ukraine und versichern den Menschen unsere Solidarität. Auch dies wird Gegenstand des Tiranaer Kommuniqués sein.”
Der Bologna-Prozess ist und bleibe ein Katalysator für die Schaffung eines attraktiven und die Mobilität fördernden Europäischen Hochschulraums, sagt von Weizsäcker. “25 Jahre Bologna steht für ein Europa, das zusammenwächst, für eine ganze Generation junger Studierender, deren akademischer und kultureller Horizont sich durch die internationale Erfahrung geweitet hat.” Der europäische Hochschulraum sei dabei eine “wissenschaftliche Schicksalsgemeinschaft”, die die drängenden Herausforderungen unserer Zeit wie Digitalisierung und Dekarbonisierung gemeinsam und als Wertegemeinschaft angehen müsse.
Umfragen und Studien belegen, dass junge Menschen in ganz Deutschland immer weniger über die Geschichte der zweiten deutschen Diktatur wissen. Und dies, obwohl es eine schier unüberschaubare Sammlung didaktischer Lehr- und Lernmaterialien und umfangreiche Fortbildungsangebote gibt. DDR-Geschichte beziehungsweise die der deutschen Teilung haben in den schulischen Rahmenlehrplänen aller Bundesländer ihren Platz – in einigen Bundesländern sogar als Abiturschwerpunkt. Erfahrungsberichte belegen jedoch, dass die Behandlung der Zeit nach 1945 angesichts der eng bemessenen Stundentafel häufig gestrichen wird. Familienerinnerungen stellen somit neben sozialen Medien und Internet vielfach die zentrale Informationsquelle für junge Menschen dar.
In vielen Familienerzählungen wird der Alltag im Abstand der Jahre von den Diktaturerfahrungen abgekoppelt. Die DDR erscheint in einem viel positiveren Bild, als sie häufig zu DDR-Zeiten erlebt wurde. Auch, weil die schwierigen Erfahrungen der Transformation das Leben in der DDR im Rückblick einfacher erscheinen lassen. Kritik am Einigungsprozess und eine durch Medien und Veröffentlichungen befeuerte Polarisierung zwischen Ost und West verstärken stereotype Vorstellungen. Umso wichtiger ist die Aufgabe, im Schulunterricht eine Auseinandersetzung mit dem Diktaturcharakter und die Einbeziehung verschiedener Perspektiven zu ermöglichen.
Denn sowohl in den gesellschaftlichen Debatten als auch im politischen Diskurs nehmen Mythen, Fake Facts und verharmlosende Deutungen zu. Die gezielte Instrumentalisierung der Friedlichen Revolution mit Slogans wie “Wir sind das Volk” oder “Vollende die Wende – Friedliche Revolution 2.0”, aber auch Gleichsetzungen von Stasi und Verfassungsschutz durch rechtspopulistische Kräfte werden flankiert durch Veröffentlichungen mit dem Anspruch, eine neue Geschichte der DDR zu schreiben. Sie richtet den Fokus auf den Alltag und koppelt sie von der Systemfrage ab. Solche Weichzeichnung der DDR-Wirklichkeit im Alltag befeuert Mythen der Stabilität und der Geborgenheit in der DDR. Dabei zeigt sich Diktatur gerade auch und gerade in der Subtilität des Alltags.
Schulen sollten als Lernräume angesehen werden, in denen Deutungskontroversen behandelt und verhandelt werden. Kinder und Jugendliche müssen ihre Fragen stellen können. Gegensätzliche Meinungen sollten nicht als Störfaktoren, sondern als Chance zur Auseinandersetzung mit Geschichte angesehen werden. Nur so können junge Menschen zu eigenen, aber nicht beliebigen Urteilen kommen. So können sie sich ein eigenes Bild von der DDR, der deutschen Teilungsgeschichte und der Transformationszeit erarbeiten. Und nur so können sie Polarisierungen, Fake Facts und verharmlosende Deutungen als solche entlarven.
Die Auseinandersetzung mit Diktatur und Demokratie muss sich auch in Methoden und Formen der Vermittlung ausdrücken. Dies stellt besonders Lehrkräfte vor große Herausforderungen. Denn der zum Teil einstündige Geschichtsunterricht gibt keinen ausreichenden Rahmen dafür her.
Ein weiteres gravierendes Problem besteht darin, dass gerade viele junge Lehrkräfte wenig eingeübt sind, sachkundig DDR-Geschichte zu vermitteln. Das rührt nicht zuletzt auch von ihrer Studienzeit her. So gibt es an Universitäten zwar inhaltlich und methodisch gut reflektierte Seminare zur DDR- beziehungsweise Diktaturgeschichte. Aber die Zahl der tatsächlich dazu thematisch angebotenen Lehrveranstaltungen hat stetig abgenommen. Wie aber sollen Lehrkräfte gegensätzliche Geschichtsbilder mit Jugendlichen im Unterricht reflektieren, wenn sie selbst darüber nie in einem Hochschulseminar diskutiert haben?
Daher hat der Bundeskongress der Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, der SED-Opferbeauftragten, der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur mit den Verfolgtenverbänden und Aufarbeitungsinitiativen am vergangenen Wochenende die Resolution “Mehr DDR-Vergangenheit vermitteln, mehr Diktaturgeschichte erklären” verabschiedet. Die Resolution richtet sich an die Bildungs- und Wissenschaftsministerien der Länder. Und ist verbunden mit dem dringenden Appell, sowohl in den Schulen als auch an den Universitäten die Vermittlung von und die Auseinandersetzung mit der Geschichte der SBZ/DDR, als auch mit der deutschen Teilung und deren friedlicher Überwindung zu intensivieren.
Zentrale Forderungen in der Resolution, die ich der stellvertretenden Vorsitzenden der Kultusministerkonferenz, Katharina Günther-Wünsch, am Sonntag übergeben habe, sind folgende:
Wir begehen in diesem Jahr 35 Jahre Friedliche Revolution. Für den gesellschaftlichen Zusammenhalt ist es dringend notwendig, dass auch gegenwärtige und künftige Generationen sich mit diesem Teil der Geschichte auseinandersetzen.
Maria Nooke ist seit 2017 Beauftragte des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur. Davor war sie stellvertretende Direktorin der Stiftung Berliner Mauer und leitete dort den Bereich Zeitzeugen und Biografieforschung.
Die gymnasiale Oberstufe in Nordrhein-Westfalen soll ein neues Prüfungsformat und ein fünftes Abiturfach erhalten. Mit dieser Reform komme das Schulministerium dem KMK-Beschluss nach, das Abitur bundesweit vergleichbarer zu gestalten, erklärte Ministerin Dorothee Feller beim Schulausschuss am Mittwoch. Das Landeskabinett hatte den Plänen bereits zuvor zugestimmt. Die Neuerungen sollen für alle Schülerinnen und Schüler gelten, die 2026 in die Oberstufe kommen, also 2029 ihr Abitur schreiben.
Der Rahmen der Kultusministerkonferenz lasse den Ländern genug Spielraum, um auch auf technische Veränderungen, etwa im Bereich Künstliche Intelligenz, zu reagieren, sagte Feller. Ein zentrales neues Element sollen daher Präsentationsprüfungen sein, bei denen Schüler ein Thema selbst erarbeiten und dann in der Prüfung vorstellen. Dies soll entsprechend schon in der Oberstufe eingeübt werden.
Details der Reform werden nun erarbeitet und Rechtsvorschriften entsprechend geändert. Bislang umfassen die Eckpunkte:
Da im Abitur aktuell drei schriftliche und eine mündliche Prüfung vorgesehen seien, komme man “um ein fünftes Prüfungsfach nicht herum”, wenn man gleichzeitig alternative Prüfungsformate etablieren wolle, sagte Feller. Den Plänen ist laut Ministerin ein einjähriger Dialogprozess mit allen relevanten Akteuren vorangegangen – also Schüler- und Elternvertretungen, Lehrerverbänden und Gewerkschaften. vkr
In einer repräsentativen Analyse will Sachsen im kommenden Schuljahr die Arbeitszeit von Lehrkräften untersuchen. “Wir wollen eine breite und valide Datenlage zur Arbeitsbelastung beruflicher Lehrkräfte”, sagt Kultusminister Christian Piwarz. Insgesamt 4.100 verbeamtete und angestellte Lehrkräfte mit verschiedenen Arbeitszeitmodellen wurden in einer flächendeckenden Stichprobe über alle Arten öffentlicher Schulen ausgewählt. Das entspreche etwa 15 Prozent der Lehrerschaft, sagte Kristina Stegner, die das Projekt beim beauftragten Wirtschaftsforschungsunternehmen Prognos AG leitet. Auch 410 Schulleitungen nehmen teil.
An der Untersuchung beteiligte Lehrer sollen ab der letzten Sommerferien-Woche bis zum Schuljahresende täglich in ein Online-Formular ihre Arbeitszeit eintragen. Dabei sollen sie nach einem wissenschaftlich erarbeiteten Katalog differenzieren, wofür sie die Zeit jeweils nutzten. Zudem will Prognos in Interviews mehr über die subjektive Belastung, insbesondere während Prüfungs- und Korrekturzeiten, herausfinden.
Bislang gibt es sonst nur ein länderübergreifendes Projekt der Telekom Stiftung zur Arbeitszeiterfassung für Lehrkräfte, an dem etwa Bremen mit ausgewählten Pilotschulen teilnimmt. Die Studie in Sachsen biete nun bundesweit einmalig die Möglichkeit, “mit Klischees aufzuräumen und zu zeigen, wie viel Lehrkräfte arbeiten und welche Belastungen im Schulalltag vorherrschen”, sagt René Michel, Vorsitzender des Sächsischen Lehrerverbands.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hatte bereits im Herbst 2023 auf eine Erfassung der Arbeitszeit von Lehrkräften gedrängt. Nach einer von der GEW in Auftrag gegebenen Studie arbeite ein Drittel der Vollzeitkräfte über 48 Stunden pro Woche. “Zentrale Treiber der Mehrarbeit sind neue und zusätzliche Aufgaben“, sagte Landesvorsitzender Burkhard Naumann.
Für die Analyse zur Arbeitsbelastung rechnet das Kultusministerium mit rund 540.000 Euro Kosten. Piwarz hofft für 2025 auf erste Ergebnisse der Studie, aus der auch Handlungsempfehlungen abgeleitet werden. Bisherige Untersuchungen dieser Art basierten auf Freiwilligkeit, sagte er. dpa/vkr
Der aktuelle Survey on Social and Emotional Skills der OECD zeigt, dass sozioemotionale Kompetenzen von Schülern im Alter von 10 und 15 Jahren im Jahr 2023 gegenüber der ersten Erhebung 2019 abgenommen haben. Das lässt sich vor allem durch die Pandemie erklären. An der Erhebung waren 16 Länder oder Regionen beteiligt, in Europa Spanien, Italien und Finnland. Insgesamt zeigen sich zum Teil überraschende Unterschiede zwischen den beiden Altersgruppen und zwischen den Geschlechtern:
Hannah Ulferts von der OECD hatte in dieser Woche erste Ergebnisse der Erhebung bei einer Veranstaltung der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung vorgestellt. Die gesamte Studie soll im Herbst veröffentlicht werden. Gemessen wurden bei der Studie vor allem folgende Kompetenzbereiche:
Ulferts sieht in den Ergebnissen einen wichtigen Hinweis darauf, dass Schulen der Förderung sozialer und emotionaler Kompetenzen mehr Gewicht beimessen müssen. Und die Psychologin sieht darin auch keine “Soft Skills”, wie sie oft bezeichnet werden. “Wenn ich sozioemotionale Kompetenzen fördere, fördere ich auch akademische Kompetenzen.” Die Studie zeige, dass Kinder und Jugendliche, die stressresistenter, aufgeschlossener und kooperativer sind, auch zu besseren Ergebnissen und Erfolgen kommen. Ulferts sagt auch, dass eine Messung wichtig sei, denn dadurch würden diese Fähigkeiten aufgewertet: “What is measured, is treasured.”
Der Survey on Social and Emotional Skills startet jetzt in die Rekrutierungsphase für den nächsten Durchlauf, in dem die sozialen und emotionalen Kompetenzen der 10- und 15-jährigen Schulkinder zwischen 2025 und 2027 gemessen werden. Es ist – nach 2019 und 2023 – die dritte Messung. Deutschland war bei den ersten beiden Runden nicht dabei. Für den dritten Durchlauf steht das noch nicht fest. Annette Kuhn
Schon im vergangenen Jahr stand das Bundesprogramm “Respekt Coaches” kurz vor dem Aus. Für 2025 ist die Fortführung nun wieder in Gefahr. Denn die Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) hat massive Sparvorgaben. Der Etat ihres Ministeriums umfasst derzeit rund 13,9 Milliarden Euro. Davon soll sie rund 900 Millionen Euro einsparen (Table.Briefings berichtete). Da der größte Teil ihres Etats aber gesetzlich vorgeschriebene Familienleistungen wie Elterngeld und Kinderzuschlag sind, gilt es als wahrscheinlich, dass sie bei der Demokratieförderung spart. Davon sind auch andere Initiativen betroffen.
Im Rahmen des 2018 gestarteten Programms “Respekt Coaches” haben bislang etwa 400 pädagogische Fachkräfte an 600 Schulen Demokratiebildung an Schulen gefördert. Ziel ist es, “junge Menschen vor Extremismus in all seinen Erscheinungsformen, vor Rassismus sowie gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit zu schützen”, wie es beim Ministerium heißt.
Das drohende Aus des erfolgreichen Programms beziehungsweise weitere massive Kürzungen soll nun eine Petition verhindern, die ein Schülersprecher der Eichendorffschule, einer Mittelschule in Erlangen, beim Bundestag eingebracht hat. Er fordert den Fortbestand und Ausbau der Respekt Coaches für 2025 und darüber hinaus die Überführung in ein Regelprogramm. “Für eine wehrhafte Demokratie brauchen wir an allen Schulen derartige Programme”, heißt es in der Petition. Die Wirksamkeit der Respekt Coaches hat eine wissenschaftliche Evaluation bereits 2021 belegt. Die Mitzeichnungsfrist läuft noch bis Mitte Juni.
Lesen Sie hier: Deutscher Schulpreis rückt Mittelschule in den Fokus
Doch auch die Existenz anderer zivilgesellschaftlicher Projekte und Initiativen ist bedroht. Ein breites Bündnis aus mehr als 50 gemeinnützigen Organisationen warnt vor den dramatischen Folgen. Angesichts des zunehmenden Rechtsextremismus und der gesellschaftlichen Polarisierung wären Kürzungen bei der Demokratieförderung, der Kinder- und Jugendarbeit, der politischen Bildung und bei Freiwilligendiensten fatal, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung.
Das Bündnis wendet sich, ebenfalls mit einer Petition, direkt an Bundeskanzler Olaf Scholz: “Sparen Sie nicht am falschen Ende.” Bis zur parlamentarischen Sommerpause Anfang Juli soll der Regierungsentwurf für den Haushalt 2025 beschlossen sein.
Das Programm “Respekt Coaches” wollte Paus ursprünglich bereits in diesem Jahr auslaufen lassen. Im Etat waren nur noch 2,5 Millionen Euro vorgesehen. Bei den Nachverhandlungen zum Haushalt wurde der Posten zwar doch noch um 20 Millionen Euro erhöht (Table.Briefing berichtete). Die Förderung war damit aber deutlich niedriger als noch 2022 mit 36 Millionen Euro und 2023 mit 31 Millionen Euro. aku/vkr
Research.Table. Investitionen in KI: Warum der EU-Rechnungshof der Kommission ein schlechtes Zeugnis ausstellt. Der Europäische Rechnungshof hat in einem Prüfbericht festgestellt, dass die Kommission bei Investitionen in KI international immer weiter zurückfällt. Er kritisiert zudem die unzureichende Überwachung und Nutzung von Forschungsergebnissen. Welche Maßnahmen die EU-Kommission nun ergreifen sollte, lesen Sie hier.
Research.Table. Deutsche Hochschulen: So überwacht die KP chinesische Studierende. Deutsche Hochschulen haben kaum Möglichkeiten, sich gegen die Beobachtung chinesischer Studierender durch KP-Stellen zu wehren. Was hinter dem Rücken der Hochschulen passiert und wie durch Denunzierung unter Kommilitonen, ein Klima der Unsicherheit entsteht, lesen Sie hier.
Tagesspiegel: Einladungen der AfD zu Debatten in Schulen. Zur Europawahl dürfen nun auch 16-Jährige ihre Stimme abgeben. Vor diesem Hintergrund werden häufig Parteivertreter in die Schulen geladen, um sich in Diskussionsveranstaltungen vorzustellen. Ob auch die AfD eingeladen werden sollte, ist an vielen Schulen umstritten. In Berlin sprechen sich jedoch einige Lehrkräfte dafür aus, die Partei trotzdem einzuladen. Schüler könnten so mit kritischen Nachfragen selbst feststellen, dass einige der geäußerten Statements logische Lücken aufweisen. Die Berliner AfD ist zudem im Gegensatz zu anderen Landesverbänden nicht als gesichert rechtsextrem eingestuft. (Vor der Europawahl: Sollten Berlins Schulen die AfD zu Debatten einladen?)
Handwerksblatt: Mehr Geld für Azubis in der Bäckerei. Im Bäckerhandwerk fehlen Azubis. Ihre Zahl halbierte sich innerhalb der vergangenen zehn Jahre. Um mehr Menschen für die Ausbildung zu gewinnen, lockt der neue “Azubi-Tarif” mit 25 Prozent mehr Geld für die Ausbildungsvergütung. Zudem fordert der Bäckerverband eine Modernisierung der Ausbildung. So solle der Ausbildungsinhalt aktueller und die Ausbildung flexibler werden. (Bäckerei-Azubis bekommen deutlich mehr Geld)
SZ: EGMR lehnt Klage für kostenloses Schulticket ab. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat eine Klage von Eltern für unzulässig erklärt. Die Eltern sahen das gesetzliche Recht auf Bildung dadurch verletzt, dass sie sich an den Kosten für die Schülertickets beteiligen müssen. Es besteht bei den Klägern die Befürchtung, dass Eltern sich aufgrund der Ticketkosten eher für die nächstgelegene Schule entscheiden und nicht für die beste Schule für ihr Kind. Eine ähnliche Klage scheiterte schon 2019 vor dem Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg. (Gerichtshof für Menschenrechte: Schulbus-Klage unzulässig)
Tagesspiegel: Kurzpraktika in Berlin für bessere Berufsorientierung. In einer Praktikumswoche haben 15- bis 18-jährige Schüler die Möglichkeit, den Arbeitsalltag in verschiedenen Betrieben kennenzulernen. Nach einem Pilotprojekt im vergangenen Jahr wird das einwöchige Praktikum ausgebaut. Statt damals 1.400 Praktikumstage hat das Projekt nun einen Umfang von 5.000 Praktikumstagen. Durch die Erfahrungen, die Jugendliche sammeln, sollen sie klarere Vorstellungen von ihrem späteren Berufswunsch bekommen. Berlin verspricht sich zudem durch das Projekt, mehr Azubis zu gewinnen. Bis 2025 muss Berlin 2.000 weitere Ausbildungsplätze schaffen, um die Ausbildungsumlage zu verhindern. (Berliner Jugendliche lernen Arbeitgeber kennen: Berufsorientierung soll mit Kurzpraktikum gelingen)
Deutschlandfunk: Schießen als Schulfach für Neuntklässler in Polen. Schießunterricht ist seit zwei Jahren ein Pflichtfach in Polen. Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine findet dieser nun schon ab der neunten Klasse statt. Bei einem Besuch an einer Schule zeigt sich: Die Schüler stehen positiv zu dem Fach. Auch im Kollegium wird es als eine wichtige Maßnahme erachtet, um sich auf den Ernstfall eines Angriffs vorzubereiten. Die Einführung des Fachs selbst und seine Ausweitung standen in Polen nie groß in der Kritik. Beschwerden vom Lehrerverband oder von Schulpsychologen bezogen sich eher auf Probleme der Infrastruktur oder die Kürzung von anderen Fächern. (Schießunterricht an Schulen als Reaktion auf Russlands Krieg)
in den nächsten Tagen gibt es Gewissheit: Die Länder benennen, sofern nicht schon geschehen, die ersten 1.000 Startchancen-Schulen. Anna Parrisius und Holger Schleper haben die Pläne der Länder bereits analysiert – mit besonderem Augenmerk auf den beruflichen Schulen. Obwohl es in der ersten Runde nun sogar mehr als 1.000 Nominierungen gibt, kommen sie bislang zu kurz. Dabei gibt es dort großen Handlungsbedarf. Besonders in einem Bereich könnten Maßnahmen des Startchancen-Programms besonders wirkungsvoll sein.
Große Wirkung versprachen sich auch die 29 beteiligten Länder von der Bologna-Reform. Die Studiengänge und -abschlüsse in Europa sollten einheitlicher werden. Und die Studierenden sollten in Auslandsaufenthalten europäische Nachbarländer kennenlernen. Über die Gründe, warum die meisten Länder, inklusive Deutschland, ihre selbst gesteckten Ziele verfehlen und was das über den europäischen Austausch aussagt, lesen Sie in der Analyse von Tim Gabel.
Zuletzt möchte ich Ihnen noch den Standpunkt der Brandenburger Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur Maria Nooke empfehlen. Sie beschreibt, welchen Einfluss die häufig verzerrte Wahrnehmung der DDR auf den Unterricht hat. Ihr Appell, an Schulen mehr DDR-Geschichte zu vermitteln, geht weit über eine veränderte Stundentafel hinaus.
Ich hoffe, Sie finden in dem bunten Blumenstrauß an Themen viele für Sie relevante Informationen!
Viel Spaß bei der Lektüre und ein schönes Wochenende
Was bringt das Startchancen-Programm den beruflichen Schulen in Deutschland? Auch diese Frage drängt aktuell in den Vordergrund. Denn in der Verwaltungsvereinbarung von Bund und Ländern heißt es: “Von der Förderung sollen ausdrücklich auch berufliche Schulen profitieren.” Und zum 1. Juni – also morgen – müssen die Länder zusammen mindestens 1.000 Schulen benannt haben, die nach den Sommerferien im Programm beginnen.
Ein Blick in die Länder zeigt: Es werden deutlich mehr als 1.000 Schulen sein. Der Schwerpunkt liegt dabei – so wie es vorgesehen ist – explizit auf den Grundschulen. Trotzdem fällt auf: Die beruflichen Schulen spielen nur eine sehr marginale Rolle. Dabei ist der Handlungsbedarf hier besonders groß.
“In den beruflichen Schulen herrscht größtmögliche Heterogenität, viele Jugendliche kommen aus sozioökonomisch benachteiligten Familien”, sagte etwa Claudia Burkard, Projektmanagerin der Bertelsmann-Stiftung Table.Briefings. Je nach Bundesland variiere die Lage zwar, einige Länder, zum Beispiel Hamburg, hätten zuletzt mehr investiert. “Aber Entscheider sagen einhellig, dass berufliche Schulen vergleichsweise stark hinterherhinken: Gebäude sind sehr veraltet, es fehlt an modernen Werkstätten, an zeitgemäßer digitaler Ausstattung.”
Lesen Sie auch: Berufsschulen: Der blinde Fleck
Der Berufsschulpakt von Bund und Ländern gibt hier wenig Anlass, auf eine schnelle Trendwende zu hoffen. Er wird aller Voraussicht nach auf einen Austausch aller relevanter Akteure beschränkt sein; möglicherweise wird es Empfehlungen geben. Das auf zehn Jahre angelegte Startchancen-Programm mit einem Gesamtvolumen von 20 Milliarden Euro von Bund und Ländern könnte da wirkungsvoller sein.
Allerdings: Mindestens drei Bundesländer benennen vorerst keine einzige berufliche Schule. Das ergab eine Länder-Abfrage von Table.Briefings:
In den Ländern, die schon für das kommende Schuljahr Berufsschulen ausgewählt haben, bewegt sich deren Anteil zwischen drei und 16 Prozent aller Startchancen-Schulen.
Vor besondere Anforderungen stellte die Länder offensichtlich die Auswahl der beruflichen Schulen: NRW und Niedersachsen haben für die Berufsschulen eigene Kriterien definiert und die von Bund und Ländern festgelegten Indikatoren Armut und Migration abgewandelt beziehungsweise ergänzt. Das Kultusministerium von Julia Willie Hamburg (Grüne) veröffentlichte am Donnerstag seine Liste mit den insgesamt 390 Startchancen-Schulen und auch den Sozialindex, der der Schulauswahl zugrunde liegt. Speziell für die beruflichen Schulen gelten dabei besondere Kriterien. Zu den Indikatoren Migrationshintergrund, nicht-deutsche Verkehrssprache im engen Umfeld und sonderpädagogischer Förderbedarf kommen hier noch die Anteile der Schüler in den Bildungsgängen der Berufsvorbereitung hinzu (in Niedersachsen: Berufseinstiegsschule und Berufsfachschule).
Jene Klassen also, in die Jugendliche kommen, die nach Abgang von der allgemeinbildenden Schule keine Ausbildung begonnen haben und die oft auch keinen Schulabschluss besitzen. Ziel der Bildungsgänge ist meist, dass die Jugendlichen noch einen Abschluss nachholen – und dass sie bestenfalls in Ausbildung kommen.
Den Azubi im Maurerwesen etwa wolle man mit dem Startchancen-Programm nicht adressieren, erläuterte Ministerin Hamburg. “Der geht seinen Bildungsweg.” Das Programm soll stattdessen diejenigen unterstützen, die noch nicht den Weg in eine Ausbildung gefunden haben. In der Bund-Länder-Vereinbarung heißt es, von der Förderung der Berufsschulen sollen “vorrangig Bildungsgänge der Berufs- und Ausbildungsvorbereitung” profitieren. Vor diesem Hintergrund berücksichtigt Niedersachsen, wie viele Personen, “die derzeit nicht erfolgreich in eine Ausbildung münden, wir eigentlich an den berufsbildenden Schulen haben”, erläuterte Hamburg in Hannover.
Ähnlich wie NRW ist Rheinland-Pfalz vorgegangen: Auf Grundlage des Einzugsgebiets wurde hier ein Sozialindex nach Hamburger Modell auf kommunaler Ebene berechnet und ein Ranking erstellt. “In den besonders belasteten Kommunen wurden diejenigen Schulen ausgewählt, an denen besonders viele Schülerinnen und Schüler das Berufsvorbereitungsjahr besuchen”, teilte das Kultusministerium mit. Daneben bezog Rheinland-Pfalz noch ein, wie hoch in der jeweiligen Region die Anzahl der Grundschulen und Schulen der Sekundarstufe I ist, die ebenfalls im Programm sind. Ziel dabei: dass gemeinsame Maßnahmen entstehen, die den unmittelbaren Übergang in Ausbildung fördern.
Ralf Becker, bei der GEW zuständig für Aus- und Weiterbildung, hält es für richtig, dass der Fokus auf der Berufsvorbereitung liegen soll. “Die Stärkung multiprofessioneller Teams ist für Berufsvorbereitungsklassen besonders hilfreich”, sagte er Table.Briefings. “In Projekten, die den Übergang in den Beruf fördern, tragen Sozialpädagogen und andere Fachkräfte entscheidend zum Erfolg bei.”
25 Jahre nach dem Start des Bologna-Prozesses zur Vereinheitlichung von Studiengängen und -abschlüssen in Europa ist eines der Hauptziele in vielen Ländern der European Higher Education Area (EHEA) nicht vollständig erreicht. Trotz deutlicher Fortschritte verfehlen viele EHEA-Länder die Vorgabe der Bologna-Reform, nach denen mindestens 20 Prozent der Hochschulabsolventinnen und -absolventen studienbezogene Auslandserfahrung gesammelt haben sollten.
Ein aktueller Bericht der Europäischen Kommission weist aus, dass die meisten Bologna-Länder – darunter Deutschland – diese Messlatte reißen. Nach den aktuellen Zahlen aus dem Jahr 2020/21 haben bislang nur rund 17 Prozent der deutschen Studierenden mindestens drei Monate Auslandserfahrung gesammelt, in Frankreich liegt der Wert im gleichen Zeitraum immerhin bei 19 Prozent. Insgesamt erreichen nur vier der 29 Länder der EHEA überhaupt das 20-Prozent-Ziel. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sieht als Grund dafür die “unzureichende Studienfinanzierung“.
“Einen Auslandsaufenthalt muss man sich schlicht leisten können”, sagt GEW-Vize Andreas Keller im Gespräch mit Table.Briefings, “das können viele Studierende aber nicht.” In Deutschland müssten Bund und Länder die soziale Dimension des europäischen Hochschulraums ernst nehmen, BAföG und Mobilitätsstipendien ausbauen. Mit Blick auf die aktuell laufende Ministerkonferenz der EHEA in Tirana, forderte Keller aus der albanischen Hauptstadt, dass Deutschland das Kommuniqué ernst nimmt, das am Donnerstag auch Jakob von Weizsäcker unterzeichnet hat. Der saarländische Wissenschaftsminister ist als Vertreter Deutschlands vor Ort.
Auf Anfrage von Table.Briefings verweist von Weizsäcker mit Blick auf das Mobilitätsziel auf die Einschränkungen der Covid-19 Pandemie und die Auswirkungen des Angriffskrieges gegen die Ukraine. Vor dem Hintergrund, dass sich virtuelle Lehrangebote dynamisch entwickelt hätten – die nicht mit in die Auswertung einfließen (Anm. d. Red.) -, “wurde das Ziel von 20 Prozent in Deutschland knapp verfehlt. Aber wir liegen mit 17 Prozent deutlich über dem EU-Durchschnitt”.
Gemeinsames Ziel der EHEA-Staaten müsse weiter sein, die grenzüberschreitende Mobilität im Studium zu erhöhen. “Darum geht es auch bei der Aktualisierung der gemeinsamen Internationalisierungsstrategie von Bund und Ländern, die sich auf der Zielgeraden befindet”. Nach Informationen von Table.Briefings sehen Bund und Länder darin sogar ein Ziel von 33 Prozent internationaler Mobilität vor. Deutschland sei schon heute in der absoluten Spitzengruppe der beliebtesten Länder für internationale Studierende, sagt von Weizsäcker.
Mit Blick auf die Karriereperspektiven für Lehrende an Hochschulen, weist Andreas Keller darauf hin, dass es den europäischen Bildungsgewerkschaften gelungen sei, das Ziel attraktiver Beschäftigungsbedingungen in den Entwurf für das Tiranaer Kommuniqué aufzunehmen. Immer mehr Zeitverträge mit immer kürzeren Laufzeiten, lange und steinige Karrierewege – fast nirgendwo in Europa ist der Handlungsbedarf so groß wie in Deutschland. “Bund und Länder müssen auch diesen Teil der Verpflichtungen aus dem Kommuniqué beherzt angehen”, forderte der GEW-Hochschulexperte.
In einem Entwurf des Tiranaer Kommuniqués, das Table.Briefings exklusiv vorlag, wird neben alten Forderungen, wie dem weiteren Ausbau der Mobilität in Europa, auch eine Wertegemeinschaft beschworen. Angesichts der Zeitenwende und der globalen Krisen wollen die EHEA-Länder mit dem Abschlussdokument auch ihre fundamentalen Grundwerte stärker betonen, also etwa Wissenschaftsfreiheit, Hochschulautonomie, aber auch die Mitbestimmung von Studierenden und Beschäftigten.
“Neu ist zudem, dass für diese Grundwerte ein Kriterienrahmen entwickelt werden soll, der messbar macht, ob sie wirklich eingehalten werden”, sagt Andreas Keller. So ließe sich einordnen, wo die Länder stehen und wie die Implementierung vorangeht. “Wir werden in Zukunft sehr genau erfahren, wie es die einzelnen Länder mit der Wissenschaftsfreiheit und der Mitbestimmung halten.” Der Bologna-Prozess sei zwar grundsätzlich unverbindlich, aber eine quantitative Auswertung könne den Druck auf die einzelnen Staaten erhöhen.
“Basis des Europäischen Hochschulraums sind unsere gemeinsamen, von allen Mitgliedsstaaten geteilten Werte”, sagt dazu Jakob von Weizsäcker. Mit Blick auf die Phase nach der letzten Konferenz der EHEA Minister in Rom im Jahr 2020, sei die Suspendierung Russlands und Belarus aus den Gremien des Europäischen Hochschulraums ein großer Einschnitt gewesen. In Folge des Angriffskrieges gegen die Ukraine aber ein folgerichtiger. “Wir stehen an der Seite der Ukraine und versichern den Menschen unsere Solidarität. Auch dies wird Gegenstand des Tiranaer Kommuniqués sein.”
Der Bologna-Prozess ist und bleibe ein Katalysator für die Schaffung eines attraktiven und die Mobilität fördernden Europäischen Hochschulraums, sagt von Weizsäcker. “25 Jahre Bologna steht für ein Europa, das zusammenwächst, für eine ganze Generation junger Studierender, deren akademischer und kultureller Horizont sich durch die internationale Erfahrung geweitet hat.” Der europäische Hochschulraum sei dabei eine “wissenschaftliche Schicksalsgemeinschaft”, die die drängenden Herausforderungen unserer Zeit wie Digitalisierung und Dekarbonisierung gemeinsam und als Wertegemeinschaft angehen müsse.
Umfragen und Studien belegen, dass junge Menschen in ganz Deutschland immer weniger über die Geschichte der zweiten deutschen Diktatur wissen. Und dies, obwohl es eine schier unüberschaubare Sammlung didaktischer Lehr- und Lernmaterialien und umfangreiche Fortbildungsangebote gibt. DDR-Geschichte beziehungsweise die der deutschen Teilung haben in den schulischen Rahmenlehrplänen aller Bundesländer ihren Platz – in einigen Bundesländern sogar als Abiturschwerpunkt. Erfahrungsberichte belegen jedoch, dass die Behandlung der Zeit nach 1945 angesichts der eng bemessenen Stundentafel häufig gestrichen wird. Familienerinnerungen stellen somit neben sozialen Medien und Internet vielfach die zentrale Informationsquelle für junge Menschen dar.
In vielen Familienerzählungen wird der Alltag im Abstand der Jahre von den Diktaturerfahrungen abgekoppelt. Die DDR erscheint in einem viel positiveren Bild, als sie häufig zu DDR-Zeiten erlebt wurde. Auch, weil die schwierigen Erfahrungen der Transformation das Leben in der DDR im Rückblick einfacher erscheinen lassen. Kritik am Einigungsprozess und eine durch Medien und Veröffentlichungen befeuerte Polarisierung zwischen Ost und West verstärken stereotype Vorstellungen. Umso wichtiger ist die Aufgabe, im Schulunterricht eine Auseinandersetzung mit dem Diktaturcharakter und die Einbeziehung verschiedener Perspektiven zu ermöglichen.
Denn sowohl in den gesellschaftlichen Debatten als auch im politischen Diskurs nehmen Mythen, Fake Facts und verharmlosende Deutungen zu. Die gezielte Instrumentalisierung der Friedlichen Revolution mit Slogans wie “Wir sind das Volk” oder “Vollende die Wende – Friedliche Revolution 2.0”, aber auch Gleichsetzungen von Stasi und Verfassungsschutz durch rechtspopulistische Kräfte werden flankiert durch Veröffentlichungen mit dem Anspruch, eine neue Geschichte der DDR zu schreiben. Sie richtet den Fokus auf den Alltag und koppelt sie von der Systemfrage ab. Solche Weichzeichnung der DDR-Wirklichkeit im Alltag befeuert Mythen der Stabilität und der Geborgenheit in der DDR. Dabei zeigt sich Diktatur gerade auch und gerade in der Subtilität des Alltags.
Schulen sollten als Lernräume angesehen werden, in denen Deutungskontroversen behandelt und verhandelt werden. Kinder und Jugendliche müssen ihre Fragen stellen können. Gegensätzliche Meinungen sollten nicht als Störfaktoren, sondern als Chance zur Auseinandersetzung mit Geschichte angesehen werden. Nur so können junge Menschen zu eigenen, aber nicht beliebigen Urteilen kommen. So können sie sich ein eigenes Bild von der DDR, der deutschen Teilungsgeschichte und der Transformationszeit erarbeiten. Und nur so können sie Polarisierungen, Fake Facts und verharmlosende Deutungen als solche entlarven.
Die Auseinandersetzung mit Diktatur und Demokratie muss sich auch in Methoden und Formen der Vermittlung ausdrücken. Dies stellt besonders Lehrkräfte vor große Herausforderungen. Denn der zum Teil einstündige Geschichtsunterricht gibt keinen ausreichenden Rahmen dafür her.
Ein weiteres gravierendes Problem besteht darin, dass gerade viele junge Lehrkräfte wenig eingeübt sind, sachkundig DDR-Geschichte zu vermitteln. Das rührt nicht zuletzt auch von ihrer Studienzeit her. So gibt es an Universitäten zwar inhaltlich und methodisch gut reflektierte Seminare zur DDR- beziehungsweise Diktaturgeschichte. Aber die Zahl der tatsächlich dazu thematisch angebotenen Lehrveranstaltungen hat stetig abgenommen. Wie aber sollen Lehrkräfte gegensätzliche Geschichtsbilder mit Jugendlichen im Unterricht reflektieren, wenn sie selbst darüber nie in einem Hochschulseminar diskutiert haben?
Daher hat der Bundeskongress der Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, der SED-Opferbeauftragten, der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur mit den Verfolgtenverbänden und Aufarbeitungsinitiativen am vergangenen Wochenende die Resolution “Mehr DDR-Vergangenheit vermitteln, mehr Diktaturgeschichte erklären” verabschiedet. Die Resolution richtet sich an die Bildungs- und Wissenschaftsministerien der Länder. Und ist verbunden mit dem dringenden Appell, sowohl in den Schulen als auch an den Universitäten die Vermittlung von und die Auseinandersetzung mit der Geschichte der SBZ/DDR, als auch mit der deutschen Teilung und deren friedlicher Überwindung zu intensivieren.
Zentrale Forderungen in der Resolution, die ich der stellvertretenden Vorsitzenden der Kultusministerkonferenz, Katharina Günther-Wünsch, am Sonntag übergeben habe, sind folgende:
Wir begehen in diesem Jahr 35 Jahre Friedliche Revolution. Für den gesellschaftlichen Zusammenhalt ist es dringend notwendig, dass auch gegenwärtige und künftige Generationen sich mit diesem Teil der Geschichte auseinandersetzen.
Maria Nooke ist seit 2017 Beauftragte des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur. Davor war sie stellvertretende Direktorin der Stiftung Berliner Mauer und leitete dort den Bereich Zeitzeugen und Biografieforschung.
Die gymnasiale Oberstufe in Nordrhein-Westfalen soll ein neues Prüfungsformat und ein fünftes Abiturfach erhalten. Mit dieser Reform komme das Schulministerium dem KMK-Beschluss nach, das Abitur bundesweit vergleichbarer zu gestalten, erklärte Ministerin Dorothee Feller beim Schulausschuss am Mittwoch. Das Landeskabinett hatte den Plänen bereits zuvor zugestimmt. Die Neuerungen sollen für alle Schülerinnen und Schüler gelten, die 2026 in die Oberstufe kommen, also 2029 ihr Abitur schreiben.
Der Rahmen der Kultusministerkonferenz lasse den Ländern genug Spielraum, um auch auf technische Veränderungen, etwa im Bereich Künstliche Intelligenz, zu reagieren, sagte Feller. Ein zentrales neues Element sollen daher Präsentationsprüfungen sein, bei denen Schüler ein Thema selbst erarbeiten und dann in der Prüfung vorstellen. Dies soll entsprechend schon in der Oberstufe eingeübt werden.
Details der Reform werden nun erarbeitet und Rechtsvorschriften entsprechend geändert. Bislang umfassen die Eckpunkte:
Da im Abitur aktuell drei schriftliche und eine mündliche Prüfung vorgesehen seien, komme man “um ein fünftes Prüfungsfach nicht herum”, wenn man gleichzeitig alternative Prüfungsformate etablieren wolle, sagte Feller. Den Plänen ist laut Ministerin ein einjähriger Dialogprozess mit allen relevanten Akteuren vorangegangen – also Schüler- und Elternvertretungen, Lehrerverbänden und Gewerkschaften. vkr
In einer repräsentativen Analyse will Sachsen im kommenden Schuljahr die Arbeitszeit von Lehrkräften untersuchen. “Wir wollen eine breite und valide Datenlage zur Arbeitsbelastung beruflicher Lehrkräfte”, sagt Kultusminister Christian Piwarz. Insgesamt 4.100 verbeamtete und angestellte Lehrkräfte mit verschiedenen Arbeitszeitmodellen wurden in einer flächendeckenden Stichprobe über alle Arten öffentlicher Schulen ausgewählt. Das entspreche etwa 15 Prozent der Lehrerschaft, sagte Kristina Stegner, die das Projekt beim beauftragten Wirtschaftsforschungsunternehmen Prognos AG leitet. Auch 410 Schulleitungen nehmen teil.
An der Untersuchung beteiligte Lehrer sollen ab der letzten Sommerferien-Woche bis zum Schuljahresende täglich in ein Online-Formular ihre Arbeitszeit eintragen. Dabei sollen sie nach einem wissenschaftlich erarbeiteten Katalog differenzieren, wofür sie die Zeit jeweils nutzten. Zudem will Prognos in Interviews mehr über die subjektive Belastung, insbesondere während Prüfungs- und Korrekturzeiten, herausfinden.
Bislang gibt es sonst nur ein länderübergreifendes Projekt der Telekom Stiftung zur Arbeitszeiterfassung für Lehrkräfte, an dem etwa Bremen mit ausgewählten Pilotschulen teilnimmt. Die Studie in Sachsen biete nun bundesweit einmalig die Möglichkeit, “mit Klischees aufzuräumen und zu zeigen, wie viel Lehrkräfte arbeiten und welche Belastungen im Schulalltag vorherrschen”, sagt René Michel, Vorsitzender des Sächsischen Lehrerverbands.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hatte bereits im Herbst 2023 auf eine Erfassung der Arbeitszeit von Lehrkräften gedrängt. Nach einer von der GEW in Auftrag gegebenen Studie arbeite ein Drittel der Vollzeitkräfte über 48 Stunden pro Woche. “Zentrale Treiber der Mehrarbeit sind neue und zusätzliche Aufgaben“, sagte Landesvorsitzender Burkhard Naumann.
Für die Analyse zur Arbeitsbelastung rechnet das Kultusministerium mit rund 540.000 Euro Kosten. Piwarz hofft für 2025 auf erste Ergebnisse der Studie, aus der auch Handlungsempfehlungen abgeleitet werden. Bisherige Untersuchungen dieser Art basierten auf Freiwilligkeit, sagte er. dpa/vkr
Der aktuelle Survey on Social and Emotional Skills der OECD zeigt, dass sozioemotionale Kompetenzen von Schülern im Alter von 10 und 15 Jahren im Jahr 2023 gegenüber der ersten Erhebung 2019 abgenommen haben. Das lässt sich vor allem durch die Pandemie erklären. An der Erhebung waren 16 Länder oder Regionen beteiligt, in Europa Spanien, Italien und Finnland. Insgesamt zeigen sich zum Teil überraschende Unterschiede zwischen den beiden Altersgruppen und zwischen den Geschlechtern:
Hannah Ulferts von der OECD hatte in dieser Woche erste Ergebnisse der Erhebung bei einer Veranstaltung der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung vorgestellt. Die gesamte Studie soll im Herbst veröffentlicht werden. Gemessen wurden bei der Studie vor allem folgende Kompetenzbereiche:
Ulferts sieht in den Ergebnissen einen wichtigen Hinweis darauf, dass Schulen der Förderung sozialer und emotionaler Kompetenzen mehr Gewicht beimessen müssen. Und die Psychologin sieht darin auch keine “Soft Skills”, wie sie oft bezeichnet werden. “Wenn ich sozioemotionale Kompetenzen fördere, fördere ich auch akademische Kompetenzen.” Die Studie zeige, dass Kinder und Jugendliche, die stressresistenter, aufgeschlossener und kooperativer sind, auch zu besseren Ergebnissen und Erfolgen kommen. Ulferts sagt auch, dass eine Messung wichtig sei, denn dadurch würden diese Fähigkeiten aufgewertet: “What is measured, is treasured.”
Der Survey on Social and Emotional Skills startet jetzt in die Rekrutierungsphase für den nächsten Durchlauf, in dem die sozialen und emotionalen Kompetenzen der 10- und 15-jährigen Schulkinder zwischen 2025 und 2027 gemessen werden. Es ist – nach 2019 und 2023 – die dritte Messung. Deutschland war bei den ersten beiden Runden nicht dabei. Für den dritten Durchlauf steht das noch nicht fest. Annette Kuhn
Schon im vergangenen Jahr stand das Bundesprogramm “Respekt Coaches” kurz vor dem Aus. Für 2025 ist die Fortführung nun wieder in Gefahr. Denn die Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) hat massive Sparvorgaben. Der Etat ihres Ministeriums umfasst derzeit rund 13,9 Milliarden Euro. Davon soll sie rund 900 Millionen Euro einsparen (Table.Briefings berichtete). Da der größte Teil ihres Etats aber gesetzlich vorgeschriebene Familienleistungen wie Elterngeld und Kinderzuschlag sind, gilt es als wahrscheinlich, dass sie bei der Demokratieförderung spart. Davon sind auch andere Initiativen betroffen.
Im Rahmen des 2018 gestarteten Programms “Respekt Coaches” haben bislang etwa 400 pädagogische Fachkräfte an 600 Schulen Demokratiebildung an Schulen gefördert. Ziel ist es, “junge Menschen vor Extremismus in all seinen Erscheinungsformen, vor Rassismus sowie gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit zu schützen”, wie es beim Ministerium heißt.
Das drohende Aus des erfolgreichen Programms beziehungsweise weitere massive Kürzungen soll nun eine Petition verhindern, die ein Schülersprecher der Eichendorffschule, einer Mittelschule in Erlangen, beim Bundestag eingebracht hat. Er fordert den Fortbestand und Ausbau der Respekt Coaches für 2025 und darüber hinaus die Überführung in ein Regelprogramm. “Für eine wehrhafte Demokratie brauchen wir an allen Schulen derartige Programme”, heißt es in der Petition. Die Wirksamkeit der Respekt Coaches hat eine wissenschaftliche Evaluation bereits 2021 belegt. Die Mitzeichnungsfrist läuft noch bis Mitte Juni.
Lesen Sie hier: Deutscher Schulpreis rückt Mittelschule in den Fokus
Doch auch die Existenz anderer zivilgesellschaftlicher Projekte und Initiativen ist bedroht. Ein breites Bündnis aus mehr als 50 gemeinnützigen Organisationen warnt vor den dramatischen Folgen. Angesichts des zunehmenden Rechtsextremismus und der gesellschaftlichen Polarisierung wären Kürzungen bei der Demokratieförderung, der Kinder- und Jugendarbeit, der politischen Bildung und bei Freiwilligendiensten fatal, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung.
Das Bündnis wendet sich, ebenfalls mit einer Petition, direkt an Bundeskanzler Olaf Scholz: “Sparen Sie nicht am falschen Ende.” Bis zur parlamentarischen Sommerpause Anfang Juli soll der Regierungsentwurf für den Haushalt 2025 beschlossen sein.
Das Programm “Respekt Coaches” wollte Paus ursprünglich bereits in diesem Jahr auslaufen lassen. Im Etat waren nur noch 2,5 Millionen Euro vorgesehen. Bei den Nachverhandlungen zum Haushalt wurde der Posten zwar doch noch um 20 Millionen Euro erhöht (Table.Briefing berichtete). Die Förderung war damit aber deutlich niedriger als noch 2022 mit 36 Millionen Euro und 2023 mit 31 Millionen Euro. aku/vkr
Research.Table. Investitionen in KI: Warum der EU-Rechnungshof der Kommission ein schlechtes Zeugnis ausstellt. Der Europäische Rechnungshof hat in einem Prüfbericht festgestellt, dass die Kommission bei Investitionen in KI international immer weiter zurückfällt. Er kritisiert zudem die unzureichende Überwachung und Nutzung von Forschungsergebnissen. Welche Maßnahmen die EU-Kommission nun ergreifen sollte, lesen Sie hier.
Research.Table. Deutsche Hochschulen: So überwacht die KP chinesische Studierende. Deutsche Hochschulen haben kaum Möglichkeiten, sich gegen die Beobachtung chinesischer Studierender durch KP-Stellen zu wehren. Was hinter dem Rücken der Hochschulen passiert und wie durch Denunzierung unter Kommilitonen, ein Klima der Unsicherheit entsteht, lesen Sie hier.
Tagesspiegel: Einladungen der AfD zu Debatten in Schulen. Zur Europawahl dürfen nun auch 16-Jährige ihre Stimme abgeben. Vor diesem Hintergrund werden häufig Parteivertreter in die Schulen geladen, um sich in Diskussionsveranstaltungen vorzustellen. Ob auch die AfD eingeladen werden sollte, ist an vielen Schulen umstritten. In Berlin sprechen sich jedoch einige Lehrkräfte dafür aus, die Partei trotzdem einzuladen. Schüler könnten so mit kritischen Nachfragen selbst feststellen, dass einige der geäußerten Statements logische Lücken aufweisen. Die Berliner AfD ist zudem im Gegensatz zu anderen Landesverbänden nicht als gesichert rechtsextrem eingestuft. (Vor der Europawahl: Sollten Berlins Schulen die AfD zu Debatten einladen?)
Handwerksblatt: Mehr Geld für Azubis in der Bäckerei. Im Bäckerhandwerk fehlen Azubis. Ihre Zahl halbierte sich innerhalb der vergangenen zehn Jahre. Um mehr Menschen für die Ausbildung zu gewinnen, lockt der neue “Azubi-Tarif” mit 25 Prozent mehr Geld für die Ausbildungsvergütung. Zudem fordert der Bäckerverband eine Modernisierung der Ausbildung. So solle der Ausbildungsinhalt aktueller und die Ausbildung flexibler werden. (Bäckerei-Azubis bekommen deutlich mehr Geld)
SZ: EGMR lehnt Klage für kostenloses Schulticket ab. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat eine Klage von Eltern für unzulässig erklärt. Die Eltern sahen das gesetzliche Recht auf Bildung dadurch verletzt, dass sie sich an den Kosten für die Schülertickets beteiligen müssen. Es besteht bei den Klägern die Befürchtung, dass Eltern sich aufgrund der Ticketkosten eher für die nächstgelegene Schule entscheiden und nicht für die beste Schule für ihr Kind. Eine ähnliche Klage scheiterte schon 2019 vor dem Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg. (Gerichtshof für Menschenrechte: Schulbus-Klage unzulässig)
Tagesspiegel: Kurzpraktika in Berlin für bessere Berufsorientierung. In einer Praktikumswoche haben 15- bis 18-jährige Schüler die Möglichkeit, den Arbeitsalltag in verschiedenen Betrieben kennenzulernen. Nach einem Pilotprojekt im vergangenen Jahr wird das einwöchige Praktikum ausgebaut. Statt damals 1.400 Praktikumstage hat das Projekt nun einen Umfang von 5.000 Praktikumstagen. Durch die Erfahrungen, die Jugendliche sammeln, sollen sie klarere Vorstellungen von ihrem späteren Berufswunsch bekommen. Berlin verspricht sich zudem durch das Projekt, mehr Azubis zu gewinnen. Bis 2025 muss Berlin 2.000 weitere Ausbildungsplätze schaffen, um die Ausbildungsumlage zu verhindern. (Berliner Jugendliche lernen Arbeitgeber kennen: Berufsorientierung soll mit Kurzpraktikum gelingen)
Deutschlandfunk: Schießen als Schulfach für Neuntklässler in Polen. Schießunterricht ist seit zwei Jahren ein Pflichtfach in Polen. Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine findet dieser nun schon ab der neunten Klasse statt. Bei einem Besuch an einer Schule zeigt sich: Die Schüler stehen positiv zu dem Fach. Auch im Kollegium wird es als eine wichtige Maßnahme erachtet, um sich auf den Ernstfall eines Angriffs vorzubereiten. Die Einführung des Fachs selbst und seine Ausweitung standen in Polen nie groß in der Kritik. Beschwerden vom Lehrerverband oder von Schulpsychologen bezogen sich eher auf Probleme der Infrastruktur oder die Kürzung von anderen Fächern. (Schießunterricht an Schulen als Reaktion auf Russlands Krieg)