eine gute und eine schlechte Nachricht steckt in der Analyse von Anna Parrisius, die ich Ihnen heute ganz besonders empfehlen möchte. Die schlechte haben die Jugendforscher Klaus Hurrelmann und Simon Schnetzer in der bereits am Dienstag veröffentlichen neuen Trendstudie herausgearbeitet: Rechtspopulistische Tendenzen unter 14- bis 29-Jährigen nehmen zu. 22 Prozent würden bei einer Wahl die AfD präferieren, fast doppelt so viele wie noch ein Jahr zuvor.
Die gute Nachricht: Es gibt eine Antwort auf diesen Trend. Der Aktionsrat Bildung nennt in einem Gutachten konkrete Empfehlungen, wie das Bildungssystem den sozialen Zusammenhalt stärken sollte. Dabei geht es um die Beziehung zwischen Lehrern und Schülern, aber auch darum, sozialen Zusammenhalt als Faktor ins Bildungsmonitoring aufzunehmen. Ein weiterer Punkt: soziales Engagement bei Jugendlichen fördern.
Bei vielen jungen Menschen gibt es dafür auch eine große Offenheit. Das zeigt sich schon daran, wie viele junge Menschen ein Freiwilliges Soziales Jahr absolvieren. Doch die Mittel für Freiwilligendienste sind durch Einsparungsvorgaben des Finanzministeriums in Gefahr. Für dieses Jahr konnte die Mittelkürzung noch abgewendet werden, aber ob das auch für 2025 gelingt, ist mehr als fraglich. Tausende Stellen sind in Gefahr. Nicht nur viele engagierte junge Menschen würden leer ausgehen, sondern auch Kitas und Schulen drohen erhebliche Einschränkungen, denn für sie sind die FSJler eine feste Säule im Personal.
Aber das FSJ ist nicht das einzige Streitthema in der Bildungspolitik. Auch an der geplanten Bafög-Reform gibt es viel Kritik. Wolf Dermann von der Initiative ArbeiterKind.de sieht es vor allem als Problem, dass die Deckelung der Darlehensrückzahlung wegfallen soll. In seinem Standpunkt schreibt er, das würde junge Menschen aus finanziell benachteiligten Familien, die ja eigentlich vom Bafög profitieren sollen, abschrecken.
Ein schönes Wochenende wünscht
Wie eine Antwort auf die neue Jugendstudie lesen sich die neuen Empfehlungen des Aktionsrats Bildung. Der Befund der Trendstudie “Jugend in Deutschland 2024” von den Jugendforschern Klaus Hurrelmann und Simon Schnetzer: Rechtspopulistische Tendenzen unter 14- bis 29-Jährigen haben zugenommen. 22 Prozent würden bei einer Wahl die AfD präferieren, im vergangenen Jahr waren es 12 Prozent. Der Pessimismus hat zugenommen – obwohl die Pandemie vorüber ist. Die Inflation, aber auch eine mögliche Ausweitung von Krisen und Kriegen bereiten vielen Sorge.
Der Aktionsrat Bildung – ein Gremium aus neun Bildungsforschern, darunter Nele McElvany und Ludger Wößmann – fordert derweil in seinem neuen Gutachten (zum Download): Das Bildungssystem solle den sozialen Zusammenhalt stärken. Das Gremium, das sich 2005 auf Initiative der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft konstituiert hat und jährlich ein Gutachten herausgibt, will zwar bisher keine Spaltung der Gesellschaft konstatieren. Doch, sagte Erziehungswissenschaftler Siegfried Lenzen, Vorsitzender des Aktionsrats, bei der Präsentation, in der aktuellen Gemengelage aus Migration, Klimawandel, Krieg könnten Akteure vor allem Ängste triggern, und “selbst stabile Naturen zur Radikalisierung treiben”. Da sei es wichtig, dass Schulen das soziale Miteinander stärker als bisher als ihre Aufgabe betrachten.
Als Maß für die Qualität des Bildungssystems sollte sozialer Zusammenhalt zum verpflichtenden Teil schulischer Selbstevaluationen werden, fordern die Forscher. Konkret hieße das: Schulen befragen ihre Schüler nach ihrem Wohlbefinden und ob sie sich der Schulgemeinschaft zugehörig fühlen – und prüfen unter anderem auch, ob die Antworten sich etwa nach dem sozioökonomischen Hintergrund unterscheiden.
Dokumentieren sollten Schulen daneben Mobbing- und Gewaltfälle, und welche Wirkung Schulfeste oder Patenprogramme entfalten. “Es gibt bereits viele Bildungsmaßnahmen, die den Zusammenhalt stärken sollen”, sagt Tina Seidel, Mitglied im Aktionsrat und Bildungsforscherin der TU München. “Was es aber braucht, ist eine stärkere Reflexion: Was machen wir genau und was erreichen wir damit?” Partiell würden manche Schule solche Daten schon erheben. Allerdings ohne den klaren Auftrag, sie dafür zu nutzen, das Miteinander zu stärken.
Auch in das nationale Bildungsmonitoring, den IQB-Bildungstrend, und die Pisa-Studie sollten Fragen zum sozialen Zusammenhalt stärker einfließen, fordern die Wissenschaftler. “Bisher gibt es nur vereinzelte Fragen, etwa dazu, wie Schüler die Beziehung zu ihren Lehrkräften wahrnehmen”, sagt Seidel. Sie empfiehlt einen Index für soziale Kohäsion, damit die Länder und der Bund Problembereiche schneller identifizieren und mit Fördermitteln zielgenau gegensteuern können. Das Startchancen-Programm könnte mit dem Schulleiterbudget erste Möglichkeiten bieten, etwa indem Schulleiter das Geld für Antimobbing- oder Mentoring-Programme nutzen.
Eine Lücke sehen die Forscher in den Rahmen- und Lehrplänen: In Fächern wie Politik oder Ethik, aber auch in Gesprächen mit dem Klassenlehrer sollten die sozialen Beziehungen und eine Ausrichtung auf das Gemeinwohl nicht nur indirekt gefördert, sondern auch explizit angesprochen werden. Und stärken müssten Grund- wie Sekundar-, Berufs- oder Hochschulen dringend die positive Identifikation mit der (Hoch-)Schulgemeinschaft. “Damit tun wir uns in Deutschland noch in allen Bildungsphasen schwer”, sagt Aktionsrat-Mitglied Karl Wilbers. Der Wirtschaftspädagoge von der Uni Erlangen-Nürnberg sieht auch Luft nach oben, wenn es darum geht, Lehrkräften ein positives Arbeitsklima zu schaffen. Anders als in der freien Wirtschaft – Stichwort Kicker oder Obstkorb – sei das für Schulen kaum Thema. Dabei wären ein besseres Arbeitsklima und bessere Beziehungen im Kollegium auch der Arbeit mit den Schülerinnen und Schülern zuträglich.
Die Beziehung von Lehrern und Schülern sei insgesamt entscheidend, sagt Tina Seidel. “Sie ist ein wesentlicher Faktor dafür, ob Schüler sich wohlfühlen und gern engagieren.” Im internationalen Vergleich schneide Deutschland hier aber nicht so gut ab, vor allem Jugendliche an weiterführenden Schulen sähen laut Pisa und IQB-Bildungstrend Nachholbedarf. Der Grund: Die Zeit für die Interaktion zwischen Schülern und Lehrkräften sei limitiert. Und: “Gerade Lehrer an Sekundarschulen, insbesondere an Gymnasien, sehen sich primär als Vermittler von Fachinhalten, weniger als Beziehungsgestalter.” Auch die Geschichtslehrerin, die ihre Klasse zwei Stunden pro Woche unterrichtet, könne aber direkt einen Unterschied machen – indem sie ihre Aufgabe stärker in der Beziehungsarbeit sieht.
Das soziale Engagement von Schülern empfiehlt das Wissenschaftlergremium zu fördern – nicht durch einen sozialen Pflichtdienst, wie ihn Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier vorgeschlagen hat, sondern durch ein “Soziales-Engagement-Portfolio”. Einerseits könnten Mindestanforderungen für ein Engagement in der Schule festgelegt werden, etwa in Form eines Pausenhofdienstes. Andererseits sollte ehrenamtliches Engagement neben der Schule als Rettungsschwimmer oder im Musikverein einfließen. Das Portfolio könnten Schüler auch bei Bewerbungen mit einreichen. “Es würde unterstreichen, was die Schule und unsere Gesellschaft wertschätzen”, sagt Tina Seidel. Vorbild ist der Ehrenamtsnachweis in Bayern, den im Freistaat Schüler ab 14 Jahren für ein Ehrenamt im Umfang von 60 Stunden erhalten können.
Bei den Trägern wächst erneut die Sorge vor einer Kürzung der Bundesmittel für die Freiwilligendienste. Bereits für das laufende Haushaltsjahr hatte das Familienministerium ursprünglich geplant, das Budget für das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) und das Freiwillige Ökologische Jahr (FÖJ) von 121 auf 96 Millionen Euro pro Jahr zu kürzen. Die Mittel für den Bundesfreiwilligendienst (BFD) sollten von 207 auf 154 Millionen Euro sinken. Am Ende traten die Parlamentarier der Ampel-Koalition als Retter auf: In der finalen Bereinigungssitzung des Haushaltsausschusses sorgten sie dafür, dass die Finanzierung für 2024 auf dem vorherigen Niveau fortgeführt wird.
Allerdings gilt der Beschluss nur für das laufende Haushaltsjahr. In der mittelfristigen Finanzplanung ab 2025 sind die Mittelkürzungen weiterhin vorgesehen. Und da Finanzminister Christian Lindner dem Familienministerium eine Sparauflage von knapp 900 Millionen Euro verordnet hat, ist die Sorge erneut groß.
Denn auch in diesem Jahr werden die Träger wohl bis zur finalen Verabschiedung des Bundeshaushalts bangen müssen. Die allerdings findet frühestens im Herbst statt. Die Plätze für das Jahr 2024/25 müssen allerdings schon jetzt vergeben und Verträge unterschrieben werden. Denn die Abiturienten wollen allmählich wissen, wie es für sie nach dem Abschluss weitergeht. Und in den Einsatzstellen sind die Freiwilligendienstleistenden oft ein nicht unwesentlicher Teil der Personalplanung.
“Die geplanten Kürzungen der Bundesmittel ab dem Jahr 2025 setzen die Freiwilligendienste stark unter Druck und werden perspektivisch zu einer Reduzierung der Angebote und zu einem deutlichen Wegfall von Plätzen in den Freiwilligendiensten führen”, erklärte Monique Weigelt, Sprecherin des Bundesarbeitskreises FSJ, gegenüber Table.Briefings.
Die Initiative “FWD stärken” beziffert das Ausmaß der befürchteten Kürzungen: “Wir hören von den Trägern und Zentralstellen, dass beim FSJ für den Jahrgang 2025/26 rund 16.000 Plätze in Gefahr sind, das entspricht rund 25 Prozent aller Plätze”, teilte die Initiative gegenüber Table.Briefings mit. Beim BFD sei die Lage ähnlich dramatisch: Hier könnten ab dem 1. Januar 2025 10.000 und damit rund ein Viertel aller Plätze wegfallen.
Bundesweit absolvieren jährlich rund 100.000 Menschen einen Freiwilligendienst. Viele von ihnen sind im Bildungsbereich tätig. Laut der letzten statistischen Erhebung für das Jahr 2021/22 absolvierten 19,4 Prozent ihr FSJ in Kindertagesstätten; weitere 14,7 Prozent in Schulen (siehe Grafik).
“Sie erfüllen einen wichtigen Zweck in der Entlastung von Lehrkräften, unter anderem bei der Betreuung und Beaufsichtigung von Schülerinnen und Schülern, zum Beispiel im Ganztag, oder auch als zusätzliche Unterstützung in der Verwaltung”, erklärt Tomi Neckov, stellvertretender Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), gegenüber Table.Briefings.
Mit Blick auf den ab 2026/27 schrittweise in Kraft tretenden Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung rücken zudem auch zivilgesellschaftliche Akteure in den Blickpunkt, die ebenfalls auf Freiwilligendienstleistende angewiesen sind. So rechnet auch die Deutsche Sportjugend (DSJ) mit dem Wegfall von rund 1000 Stellen, sofern sich an den aktuellen Haushaltsplanungen nichts ändern sollte. “Schlussendlich bewegt ein Freiwilliger etwa 200 Kinder – jede Woche. Das heißt, es fallen Woche für Woche mehr als 200.000 Kinderbewegungsstunden im Verein weg”, macht Vorstandsmitglied Julian Lagemann gegenüber Table.Briefings deutlich.
An diesem Freitag sind die Freiwilligendienste auch Thema im Bundestag. Auf der Tagesordnung steht die Verabschiedung des Freiwilligen-Teilzeitgesetzes. Bundesfamilienministerin Lisa Paus will damit die Möglichkeit schaffen, einen Freiwilligendienst auch in Teilzeit zu absolvieren, ohne dass dies – wie bisher – mit einem berechtigten Interesse begründet werden muss.
Allerdings dürfte es in der Parlamentsdebatte trotzdem auch um die Mittel im Bundeshaushalt gehen. Denn parallel hat die Unionsfraktion einen Antrag gestellt, der Paus und Lindner auffordert, Planungssicherheit für die Projektträger herzustellen. “Das Herumeiern der Bundesregierung um die Finanzierung der Freiwilligendienste löst starke Verunsicherung aus. Es muss jetzt schnellstmöglich für Klarheit gesorgt werden”, sagte Silvia Breher, familienpolitische Sprecherin der CDU/CSU-Fraktion, Table.Briefings.
Die zuständigen Fachpolitker in der Ampel-Koalition beteuern, Kürzungen bei den Freiwilligendiensten verhindern zu wollen. “Mit der Abwendung der Kürzungen für den Bundeshaushalt 2024 bei den Freiwilligendiensten hat das Parlament mit der Mehrheit der Ampel-Fraktionen deutlich gemacht, dass die Freiwilligendienste langfristig finanziell abgesichert werden sollen”, sagte der zuständige SPD-Berichterstatter Erik von Malottki Table.Briefings. Er erwarte deshalb, “dass die Bundesregierung den Willen des Parlaments umsetzt und jetzt den Jahrgang 2024/2025 absichert”.
Der familienpolitische Sprecher der FDP, Matthias Seestern-Pauly, erklärte, dass die Bundesregierung derzeit mit der Aufstellung der Haushaltspläne für 2025 befasst sei. Bis zum 2. Mai müssen diese bei Finanzminister Christian Lindner eingereicht werden. “Wir werden uns weiterhin dafür einsetzen, dass die Freiwilligendienste im kommenden Haushaltsjahr auskömmlich finanziert werden“, so Seestern-Pauly.
Die Bundesregierung hält sich zu konkreten Projekten mit Verweis auf die laufenden Haushaltsplanungen derzeit bedeckt. Aus Koalitionskreisen heißt es gegenüber Table.Briefings: “Die Ampelkoalition ist gut beraten, die Finanzierung der Freiwilligendienste auf dem Niveau der Bereinigungssitzung des Haushaltsausschusses des Bundestags vom November 2023 fortzuführen. Die Arbeit der Freiwilligendienste ist von unschätzbarem Wert für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Dies gilt es zu fördern.” Ein Versprechen ist das allerdings noch nicht.
Das Bafög steckt in der Krise. Die Hilfe des Staates zum Lebensunterhalt von Studierenden ist von einem Förderinstrument zu einem Ladenhüter geworden. In den vergangenen zehn Jahren ist der Anteil der Studierenden, die Leistungen erhalten, von 25 Prozent auf 11 Prozent eingebrochen. Ein wichtiger Grund dafür findet sich in den Daten der großen 22. Sozialerhebung der Studierendenwerke: 16 Prozent aller befragten Studierenden geben an, Bafög gar nicht erst zu beantragen, weil sie Angst vor dem damit verbundenen Darlehen haben – weit mehr also als diejenigen, die die Förderung erhalten.
Eigentlich hatte die Koalition im Bund diese Hürde erkannt und daher im Koalitionsvertrag festgeschrieben, dass man eine Senkung des Darlehensanteils des Bafög zumindest prüfen wolle. Doch aus dem Bundesbildungsministerium kommt mit dem neuen Bafög-Entwurf, der noch vor der Sommerpause verabschiedet werden soll, ein gegenteiliges Signal. Anstatt die Verschuldungsängste ernst zu nehmen, will man die Höhe der maximalen Darlehensrückzahlung ab Herbst 2025 für alle erhöhen. Auch für diejenigen, die vor über zehn Jahren Bafög aufgenommen hatten, im Vertrauen darauf, nicht mehr als 10.000 Euro zurückzahlen zu müssen.
Selbst wenn der Beitrag erst einmal lediglich auf 11.550 Euro steigen soll, so ist das Signal fatal: Wer Bafög aufnimmt, kann sich nachher nicht mehr sicher sein, wie viel am Ende zurückgezahlt werden muss – die Regierung behält sich vor, selbst nach Förderungsende den Rückzahlungsbetrag einseitig höher zu setzen. Das Bafög wäre auf einen Schlag so wenig vertrauenswürdig wie das Darlehen beim betrügerischen Kredithai.
Doch warum ist es für Studienanfänger:innen aus einem nichtakademischen Elternhaus so eine hohe Hürde, ein Darlehen für ein Studium aufzunehmen? Einer der prägendsten Punkte ist die tief verwurzelte Angst vor Schulden, die in vielen Familien mit begrenzten finanziellen Mitteln vorherrscht. Diese Angst ist nicht nur finanzieller Natur, sondern trägt auch eine bedeutende psychologische Last. Wenn man tagtäglich beobachtet, wie schwer die Familie kämpft, um die Grundbedürfnisse zu decken, wird die Aussicht, freiwillig Schulden für ein Studium aufzunehmen, oft als unvertretbar empfunden.
Diese Unsicherheit geht Hand in Hand mit dem Druck, sofort zur finanziellen Sicherheit der Familie beizutragen. In Haushalten, die jeden Cent umdrehen müssen, ist der Gedanke, langfristig in Bildung zu investieren, oft ein Luxus, der schwer zu rechtfertigen ist. Der direkte Weg in die Arbeitswelt scheint sicherer, er bietet sofortiges Einkommen und vermeidet die Risiken lang andauernder Schulden. Auch aus diesem Bedarf an finanzieller und beruflicher Sicherheit studieren mehr Kinder aus nichtakademischen Familien duale Studiengänge. Selbst dann, wenn sie sich eigentlich für Fächer interessieren, die nicht dual angeboten werden.
Schließlich spielt auch das soziale Umfeld eine wichtige Rolle. In vielen Familien mit geringen Einkommen herrscht eine generelle Skepsis gegenüber Schulden, die nur als letzter Ausweg oder gar als Scheitern angesehen werden, sich selbst zu versorgen. Diese Einstellungen können zusätzlich abschrecken und junge Menschen davon abhalten, in ihre akademische Zukunft zu investieren.
Lesen Sie hier: Bafög-Reform – Länder kritisieren Gesetzentwurf
Das Bafög wurde ursprünglich als vollständiger Zuschuss eingeführt, während der Koalition von SPD und FDP unter Willy Brandt und Walter Scheel. In der Ära Kohl wurde aus dem Vollzuschuss zuerst ein Volldarlehen, dann eine Förderung zur Hälfte als Zuschuss und zur Hälfte als Darlehen. Die letzte größere Änderung fügte die rot-grüne Bundesregierung dem Bafög hinzu, mit der Deckelung auf 10.000 Euro. Sie begründete das schon damals mit dem Verständnis von Schuldenängsten Studierender.
Die Idee, zu einem komplett darlehensfreien Bafög zurückzukehren, ist auch in Zeiten begrenzter staatlicher Mittel durchaus umsetzbar. Würde man das Bafög ab sofort als Vollzuschuss bereitstellen, ohne die bereits bestehenden Darlehen zu tilgen, ergäben sich für den Staatshaushalt zunächst keine unmittelbaren finanziellen Veränderungen. Denn zwischen Studienabschluss und Anfang der Rückzahlung liegen stets fünf Jahre. Die Auswirkungen auf den Haushalt würden erst im Laufe der 2030er-Jahre spürbar, wenn Finanzminister eine jährliche Lücke von bis zu rund einer Milliarde Euro schließen müssten. Bei der Entwicklung der Staatseinnahmen dann ein viel leichter einplanbarer Betrag.
Diese Umstellung würde das Bafög zu einer schuldenfreien Fördermöglichkeit machen, die für bedürftige Studierende wieder attraktiv wäre. Zudem würde es ein starkes Signal an Schüler:innen und Studierende aus nicht-akademischen Verhältnissen senden, dass ihre Anstrengungen, einen akademischen Weg einzuschlagen, von der Gesellschaft anerkannt und unterstützt werden.
Wolf Dermann hat zusammen mit Katja Urbatsch und ihrem Bruder Marc vor 15 Jahren die Organisation ArbeiterKind.de mitgegründet und ist heute mit Katja Urbatsch Co-Geschäftsführer der Organisation. Der gebürtige Berliner hat an der Freien Universität Berlin Publizistik- und Kommunikationswissenschaften studiert und an der Technischen Universität Berlin Wissenschaftsmarketing. Als einer der Bafög-Experten von ArbeiterKind.de verfolgt er seit seiner Studienzeit in den 1990er-Jahren die Entwicklung der Studienförderung.
Nach der Veröffentlichung des neuen Deutschen Schulbarometers fordert die FDP von den Ländern schnelle Reaktionen. “Eine Sondersitzung der Kultusministerkonferenz wäre jetzt überfällig”, sagte die stellvertretende Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Gyde Jensen, Table.Briefings. Die Umfrageergebnisse würden einmal mehr wissenschaftlich belegen, “dass der Bildungsstandort Deutschland vor dem Kollpas steht”. Das Schulbarometer hatte unter anderem den Anstieg der physischen und psychischen Gewalt zwischen Schülern aufgezeigt.
Jensen wirft den Ländern vor, in einem gegenseitigen Konkurrenzdenken zu verharren. “Doch mit dieser Haltung nimmt man wie in den vergangenen Jahren nur noch mehr einen Leistungs- und Chancenverlust einer ganzen Generation in Kauf. Die Länder müssen sich jetzt die Frage stellen, wie trotz des Bildungsföderalismus ein radikaler Neustart gelingen kann”, so die FDP-Politikerin aus Schleswig-Holstein. Nur im Schulterschluss könne es gelingen, den aktuellen Negativtrend umzukehren.
Die Union hingegen sieht auch den Bund in der Verantwortung. Seine Fraktion fordere “seit Monaten die Stärkung frühkindlicher Bildung, um Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten oder unzureichenden Sprachkenntnissen schon vor der Einschulung bestmöglich zu unterstützen”, sagte der bildungspolitische Sprecher Thomas Jarzombek Table.Briefings. Dies könne gerade an Grundschulen für die Entlastung der Lehrerinnen und Lehrer sorgen.
Auch im Bereich der Gewaltprävention habe Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger Möglichkeiten. “Ich habe zum Beispiel kein Verständnis dafür, dass das BMBF über 27.000 Projekte fördert, aber die Forschung zu sexualisierter Gewalt in pädagogischen Einrichtungen zum Jahresende ohne überzeugenden Grund auslaufen lässt”, so Jarzombek.
Für Oliver Kaczmarek, bildungspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, ist es entscheidend, den Lehrkräften mehr Wertschätzung entgegenzubringen. “Das Gerede von den ,faulen Säcken’ war schon immer falsch und darf sich nicht wiederholen”, sagte er Table.Briefings. Die Arbeitgeber seien in der Verantwortung, für “faire und geschützte Arbeitsbedingungen” und eine ausreichende Lehrerversorgung zu sorgen.
Kaczmarek verweist ebenso wie seine Amtskollegin von den Grünen, Franziska Krumwiede-Steiner, auf das Startchancen-Programm. Dieses setze bei den größten Herausforderungen an. “Eine Aufstockung der multiprofessionellen Teams entlastet Klassen mit verhaltensoriginellen Schüler*innen und schafft Angebote im Bereich psychosozialer, emotional-sozialer Kompetenzen”, erklärte Krumwiede-Steiner. Maximilian Stascheit
Die Unternehmensberatung Prognos wird die Kultusministerkonferenz auch dabei begleiten, die empfohlenen Reformen von Gremienstruktur und -organisation sowie des Sekretariats umzusetzen. Der Hauptausschuss des Landes Berlin hat dafür seine Zustimmung gegeben. Die Dokumente geben auch Aufschluss über den Finanzrahmen. In den Papieren heißt es, dass die KMK “einstimmig den Kosten zur Beauftragung der Begleitung der beschlossenen Empfehlungen zur Weiterentwicklung von Kultusministerkonferenz (KMK) und Sekretariat in Höhe von max. 220.999 Euro (max. 262.988,81 € brutto) zugestimmt” habe.
Das KMK-Sekretariat ist eine Berliner Behörde. Es hatte die Ausschreibung nach der Dezember-Sitzung der Kultusministerinnen und -minister auf den Weg gebracht. Die Kosten für die externe Beratung werden nach dem Königsteiner Schlüssel auf die Länder verteilt.
Die KMK selbst hatte die Strukturkommission II ins Leben gerufen, um den eigenen Aufbau und die Abläufe zu durchleuchten. Dazu hatte sie schon Ende 2022 Prognos beauftragt, ein Gutachten über die eigenen Strukturen zu erstellen. Der Bericht schlug dann hohe Wellen. Unter anderem deckte er einen Wildwuchs von mehr als 170 Gremien auf und dass die KMK politisch-strategisch nicht zielgerichtet genug agiere. Daraus leitet die Strukturkommission Eckpunkte für eine “zukunftsfähige Kultusministerkonferenz” ab.
Lesen Sie auch zur Neuordnung der KMK: “Die WissenschaftsMK wird der Realität eigenständig arbeitender Wissenschaftsressorts gerecht”
Einen konkreten Plan zur Umsetzung soll die Strukturkommission in der Juni-KMK vorlegen. Dem Vernehmen nach wird es dort auch weiter um die Frage gehen, inwiefern die KMK das Einstimmigkeitsprinzip verändern kann und will. Nach Informationen von Table.Briefings befasst sich aktuell eine Arbeitsgruppe mit Vertreterinnen und Vertretern aus dem Saarland, Schleswig-Holstein, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg gezielt mit dieser Frage. Derzeit, so ist zu hören, werde dazu juristische Expertise eingeholt. Holger Schleper
Der Schulbuchverlag Cornelsen hat eine KI-gestützte Assistenz für Lehrkräfte entwickelt. Die Testphase mit den ersten 1.000 Lehrkräften läuft seit dieser Woche, wie Cornelsen Table.Briefings exklusiv mitteilte. Insgesamt haben sich 16.000 Lehrkräfte angemeldet, die alle noch während der Beta-Phase bis Schuljahresende Zugriff auf die KI-Tools erhalten sollen. Der Verlag profitiert bei der Entwicklung von seinem Marktvorteil, indem er auf sein Redaktionsteam und seine Fachliteratur zurückgreift.
Die Assistenz soll die Lehrkräfte bei organisatorischen Aufgaben unterstützen und besteht bislang aus drei Tools:
Als viertes Tool ist ein Unterrichtsplaner in Vorbereitung. Auch die drei existierenden Anwendungen will Cornelsen weiter optimieren – unter anderem mithilfe des Feedbacks der Testnutzer. So soll etwa der Chatbot auf die Bundesländer abgestimmt werden, um über die jeweiligen Lehrpläne und aktuelle Daten zu Fortbildungen zu verfügen.
Bei seinem Large Language Model (LLM) greift Cornelsen auf existierende Angebote auf dem Markt zurück – allen voran das Modell GPT 4.0, das Cornelsen von Microsoft Azure zur Verfügung gestellt wird. Die Modelle sollen jedoch im Hintergrund gewechselt werden können. Das soll einerseits für mehr Schnelligkeit sorgen, wenn bei einfachen Fragen auf die ältere Version GPT 3.5 zurückgegriffen wird. Man will aber andererseits auch langfristig eine Abhängigkeit von einzelnen Anbietern vermeiden, wie Cornelsen mitteilte. Die Daten werden ausschließlich anonymisiert an Microsofts Europäische Server übergeben und auch nicht für das Trainieren von Modellen verwendet.
Verkaufen möchte Cornelsen seine KI-Toolbox mit Jahreslizenzen für einzelne Lehrkräfte sowie mit rabattierten Lizenzen für Fachschaften und Schulen. Wie viel die Entwicklung der Anwendung selbst gekostet hat, wollte Cornelsen nicht mitteilen. Parallel zu der KI-Anwendung für Lehrkräfte tüftelt der Verlag auch an einem Zugang für Schülerinnen und Schüler. Dieser soll noch dieses Jahr kommen, teilte Cornelsen Table.Briefings mit. Vera Kraft
Der Start lief etwas schleppend, doch nun, kurz vor Ende der Digitalpakt-Förderung, kommt Bewegung in die gemeinsamen Projekte der Länder. Am Donnerstag beschlossen die Länder offiziell die Entwicklung eines neuen KI-gestützten Lernsystems – das Adaptive Intelligente System (AIS). Dafür werden die zwei Projekte Adaptive Learning Cloud (ALC) und Intelligente Tutorielle Systeme (ITS) zusammengelegt. Das AIS soll spätestens bis Ende 2026 Schüler bundesweit mit individuellen Lerninhalten versorgen.
Darüber hinaus möchten die Länder den Schulen einen sicheren Zugang zu einem Chatbot bereitstellen, wie Table.Briefings von Länderseite erfuhr. Dafür wurde das Budget noch einmal aufgestockt: von rund 52 auf rund 59 Millionen Euro.
Das Geld haben die Länder aus ihren Anteilen des Digitalpakts in einen Topf geschmissen. Die finanzielle Beteiligung fällt unterschiedlich stark aus: Während manche Länder gar kein Geld dazugeben, stecken andere mehrere Millionen Euro in das Projekt. Träger des Projekts ist das Medieninstitut der Länder (FWU), wie Table.Briefings bereits berichtete.
Ein anderes länderübergreifendes Projekt scheint sich bereits zu etablieren. Vidis, ein Vermittlungsdienst zwischen den Schulportalen der Länder und einzelnen Bildungsanbietern, verzeichnet mittlerweile über 2,5 Millionen Anmeldungen. Der “Vermittlungsdienst für das digitale Identitätsmanagement in Schulen” (Vidis), der ebenfalls zum FWU gehört, checkt zusammen mit Datenschutz Nord, ob digitale Bildungsangebote datenschutzkonform sind. Treffen die entsprechenden technischen Kriterien zu und stimmt das jeweilige Land der Freigabe zu, können Schulleitungen und Lehrkräfte über Vidis mit Single Sign-on auf verschiedene Dienstleistungen zugreifen. Pädagogische oder didaktische Aspekte werden dabei allerdings nicht untersucht.
Bislang sind zwölf Anbieter auf Vidis freigegeben, wobei schulKI und histomania erst neu dazugekommen sind. “Momentan befinden sich rund 50 Angebote an verschiedenen Stellen im Prüfprozess“, teilte Vidis-Leiter Jan Renz Table.Briefings mit. Darüber hinaus hätten sich noch weitere Anbieter im Portal registriert, deren Prüfung noch nicht begonnen habe. vkr
Die grün-schwarze Regierung in Baden-Württemberg hat für die kommenden Jahre ein neues Sprachförderkonzept beschlossen. Es bezieht sich auf den Kita- und Grundschulbereich. Das Programm sei ein klares gemeinsames Bekenntnis, “den Schwerpunkt unserer Politik auf den Anfang zu legen, auf den Bildungseinstieg. Und wir unterlegen das mit erheblichen Summen – und zwar strukturell aufwachsend und dauerhaft”, erklärte Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) Table.Briefings. Für den kommenden Doppelhaushalt sprach Schopper von einem Finanzvolumen von etwa 100 Millionen Euro pro Jahr.
Das schon länger diskutierte Sprachförderkonzept, so ist es dem Beschlusspapier zu entnehmen, umfasst fünf Säulen.
Vor der Einschulung sieht das Konzept vor, dass Kinder verpflichtend eine zusätzliche Sprachförderung im Umfang von vier Wochenstunden erhalten, wenn bei der Einschulungsuntersuchung ein intensiver Förderbedarf im Bereich Sprache festgestellt wurde. Die Förderung soll nach einheitlichen Standards in Kleingruppen erfolgen. Der Einstieg in dieses Vorhaben ist für das kommende Schuljahr “mit den bis zu 200 Standorten (450 Gruppen) aus Mitteln des Projekts ,Schulreifes Kind‘” vorgesehen, heißt es aus dem Kultusministerium. Bis zum Schuljahr 2027/28 soll es flächendeckend 4.200 Gruppen geben.
In der Grundschule soll es künftig “keine Zurückstellung vom Schulbesuch mehr geben, sondern stattdessen ein zusätzliches Jahr der Förderung in einer sogenannten Juniorklasse“. Dazu müssten die Grundschulförderklassen, die es seit 2013 in Baden-Württemberg gibt, weiterentwickelt und weitere Standorte aufgebaut werden. Die Grundschulförderklassen besuchen Kinder, die vom Schulbesuch zunächst zurückgestellt wurden. Ab dem Schuljahr 2026/2027 will Baden-Württemberg diese Klassen zu Juniorklassen umwidmen.
Darüber hinaus kündigt die grün-schwarze Regierung an, den Modellversuch “Multiprofessionelle Teams an Grundschulen” auszuweiten. Die Finanzierung und Umsetzung geschehe über das Startchancen-Programm ab dem Schuljahr 2024/2025. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sieht in dem Sprachförder-Paket das wichtigste bildungspolitische Vorhaben der Legislaturperiode. vkr, hsc, fsc
Research.Table: Wissenschaftsspione hatten Austausch mit mehreren deutschen Hochschulen. Drei mutmaßliche Spione sollen Informationen zu militärisch nutzbarer Technik an China geliefert haben, wie die Bundesanwaltschaft am Montag mitteilte. Sie pflegten auch Kontakte zu deutschen Hochschulen. Was Table.Briefings von den betreffenden Unis erfahren hat. Mehr
Research.Table: Umweltministerium erteilt Stark-Watzinger Absage für Regulierungspläne. Nach einem Präsidiumsbeschluss ihrer Partei will Bildungs- und Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger nun eine eigene Regulierung für zukünftige Fusionskraftwerke auf den Weg bringen. Möglichst noch in dieser Legislatur. Mehr
Spiegel: Rechtsruck in Generation Z: Der Studie “Jugend in Deutschland” zeigt, dass die junge Generation Z der 14- bis 29-Jährigen pessimistischer als frühere Generationen in die Zukunft blickt. Inflation, Krieg und die Verteuerung von Wohnraum besorgen sie besonders. Auch fürchten sich junge Menschen vor unbegrenzter Migration, und viele fühlen sich von populistischen Äußerungen angesprochen. Die Zahl potenzieller AfD-Wähler unter ihnen hat sich innerhalb von zwei Jahren auf 22 Prozent verdoppelt. (Gestresst, pessimistisch – und empfänglich für Rechtspopulismus)
Zeit: Rechtsextremismus an Schulen – Was Lehrkräfte ausrichten können, ist begrenzt. Die rechtsextremen Vorfälle an einer Schule in Burg sind kein Einzelfall. An immer mehr Schulen, insbesondere in Ostdeutschland, kommt es zu solchen Taten. In Brandenburg verdoppelte sich ihre Zahl, und in Sachsen stieg sie um 67 Prozent. Für Lehrkräfte sei es schwer, demokratiefeindliche Einstellungen zu bekämpfen, da insbesondere die Elternhäuser hierbei eine wichtige Rolle spielen. Diese sehen sich entweder selbst nicht in der Verantwortung oder vermitteln ihren Kindern selbst rechtsextremes Gedankengut. Aber auch das Internet und Chatgruppen spielen für die Radikalisierung der Jugendlichen eine immer stärkere Rolle. Darauf haben Lehrkräfte kaum Einfluss. (Extremisten im Klassenraum)
KI im Unterricht, um sprachliche Unterschiede auszugleichen? Drei internationale deutsche Auslandsschulen stellen sich und ihren Umgang mit KI im Unterricht vor. Berichte aus Belgien, den USA und Singapur können dabei helfen, den Einsatz von KI in Deutschland effizienter zu gestalten. Insbesondere der Blick nach Singapur, wo es durch KI möglich wird, Schüler trotz unterschiedlicher Deutschkenntnisse gleichermaßen am Unterricht teilhaben zu lassen, kann hierbei ein Vorbild sein. Doch die digitale Infrastruktur dort ist der in Deutschland um Längen voraus. (Episode 11 Wenn Roboter die Kinder zur Schule bringen – Blick in deutsche Auslandschulen)
Deutschlandfunk: Neues Schulprojekt soll mehrsprachige Familien unterstützen. Das Elternhaus hat noch immer großen Einfluss darauf, wie erfolgreich Kinder in der Schule sind. Ein neues Schulprogramm aus Nordrhein-Westfalen, die sogenannten Rucksack-Schulen, will Eltern daher stärker in die sprachliche Bildung ihrer Kinder einbinden. So treffen sich beispielsweise an einer Duisburger Grundschule einige Eltern zusammen mit einer “Elternbegleiterin”, die darüber berichtet, was die Kinder gerade in der Schule behandeln. Zudem bekommen Eltern Arbeitsblätter in verschiedenen Fremdsprachen, damit sie ihren Kindern besser bei Schulaufgaben helfen können. Eine Evaluation bescheinigt dem Projekt großen Erfolg. (Rucksack Schule: Integration durch Bildung)
Blog Aus- und Weiterbildung: Österreichische Ausbildungspflicht könnte Vorbild sein. Die deutsche Ausbildungsgarantie sei in ihrer jetzigen Form nur ein halbherziges Unterfangen, schreiben Sonja Schmöckel vom österreichischen Arbeitsministerium und Clemens Wieland von der Bertelsmann-Stiftung. Lernen könnten einige Bundesländer noch von der Ausbildungspflicht, die in Österreich bis 18 Jahre gilt. Das damit verbundene Meldesystem und insbesondere das Jugendcoaching könnten Modellcharakter haben für den Umgang mit einer steigenden Zahl an Jugendlichen, die nicht in Ausbildung oder Arbeit finden. (Die Ausbildungspflicht in Österreich: Ausbildungsgarantie 2.0 oder verlängerte Schulpflicht?)
eine gute und eine schlechte Nachricht steckt in der Analyse von Anna Parrisius, die ich Ihnen heute ganz besonders empfehlen möchte. Die schlechte haben die Jugendforscher Klaus Hurrelmann und Simon Schnetzer in der bereits am Dienstag veröffentlichen neuen Trendstudie herausgearbeitet: Rechtspopulistische Tendenzen unter 14- bis 29-Jährigen nehmen zu. 22 Prozent würden bei einer Wahl die AfD präferieren, fast doppelt so viele wie noch ein Jahr zuvor.
Die gute Nachricht: Es gibt eine Antwort auf diesen Trend. Der Aktionsrat Bildung nennt in einem Gutachten konkrete Empfehlungen, wie das Bildungssystem den sozialen Zusammenhalt stärken sollte. Dabei geht es um die Beziehung zwischen Lehrern und Schülern, aber auch darum, sozialen Zusammenhalt als Faktor ins Bildungsmonitoring aufzunehmen. Ein weiterer Punkt: soziales Engagement bei Jugendlichen fördern.
Bei vielen jungen Menschen gibt es dafür auch eine große Offenheit. Das zeigt sich schon daran, wie viele junge Menschen ein Freiwilliges Soziales Jahr absolvieren. Doch die Mittel für Freiwilligendienste sind durch Einsparungsvorgaben des Finanzministeriums in Gefahr. Für dieses Jahr konnte die Mittelkürzung noch abgewendet werden, aber ob das auch für 2025 gelingt, ist mehr als fraglich. Tausende Stellen sind in Gefahr. Nicht nur viele engagierte junge Menschen würden leer ausgehen, sondern auch Kitas und Schulen drohen erhebliche Einschränkungen, denn für sie sind die FSJler eine feste Säule im Personal.
Aber das FSJ ist nicht das einzige Streitthema in der Bildungspolitik. Auch an der geplanten Bafög-Reform gibt es viel Kritik. Wolf Dermann von der Initiative ArbeiterKind.de sieht es vor allem als Problem, dass die Deckelung der Darlehensrückzahlung wegfallen soll. In seinem Standpunkt schreibt er, das würde junge Menschen aus finanziell benachteiligten Familien, die ja eigentlich vom Bafög profitieren sollen, abschrecken.
Ein schönes Wochenende wünscht
Wie eine Antwort auf die neue Jugendstudie lesen sich die neuen Empfehlungen des Aktionsrats Bildung. Der Befund der Trendstudie “Jugend in Deutschland 2024” von den Jugendforschern Klaus Hurrelmann und Simon Schnetzer: Rechtspopulistische Tendenzen unter 14- bis 29-Jährigen haben zugenommen. 22 Prozent würden bei einer Wahl die AfD präferieren, im vergangenen Jahr waren es 12 Prozent. Der Pessimismus hat zugenommen – obwohl die Pandemie vorüber ist. Die Inflation, aber auch eine mögliche Ausweitung von Krisen und Kriegen bereiten vielen Sorge.
Der Aktionsrat Bildung – ein Gremium aus neun Bildungsforschern, darunter Nele McElvany und Ludger Wößmann – fordert derweil in seinem neuen Gutachten (zum Download): Das Bildungssystem solle den sozialen Zusammenhalt stärken. Das Gremium, das sich 2005 auf Initiative der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft konstituiert hat und jährlich ein Gutachten herausgibt, will zwar bisher keine Spaltung der Gesellschaft konstatieren. Doch, sagte Erziehungswissenschaftler Siegfried Lenzen, Vorsitzender des Aktionsrats, bei der Präsentation, in der aktuellen Gemengelage aus Migration, Klimawandel, Krieg könnten Akteure vor allem Ängste triggern, und “selbst stabile Naturen zur Radikalisierung treiben”. Da sei es wichtig, dass Schulen das soziale Miteinander stärker als bisher als ihre Aufgabe betrachten.
Als Maß für die Qualität des Bildungssystems sollte sozialer Zusammenhalt zum verpflichtenden Teil schulischer Selbstevaluationen werden, fordern die Forscher. Konkret hieße das: Schulen befragen ihre Schüler nach ihrem Wohlbefinden und ob sie sich der Schulgemeinschaft zugehörig fühlen – und prüfen unter anderem auch, ob die Antworten sich etwa nach dem sozioökonomischen Hintergrund unterscheiden.
Dokumentieren sollten Schulen daneben Mobbing- und Gewaltfälle, und welche Wirkung Schulfeste oder Patenprogramme entfalten. “Es gibt bereits viele Bildungsmaßnahmen, die den Zusammenhalt stärken sollen”, sagt Tina Seidel, Mitglied im Aktionsrat und Bildungsforscherin der TU München. “Was es aber braucht, ist eine stärkere Reflexion: Was machen wir genau und was erreichen wir damit?” Partiell würden manche Schule solche Daten schon erheben. Allerdings ohne den klaren Auftrag, sie dafür zu nutzen, das Miteinander zu stärken.
Auch in das nationale Bildungsmonitoring, den IQB-Bildungstrend, und die Pisa-Studie sollten Fragen zum sozialen Zusammenhalt stärker einfließen, fordern die Wissenschaftler. “Bisher gibt es nur vereinzelte Fragen, etwa dazu, wie Schüler die Beziehung zu ihren Lehrkräften wahrnehmen”, sagt Seidel. Sie empfiehlt einen Index für soziale Kohäsion, damit die Länder und der Bund Problembereiche schneller identifizieren und mit Fördermitteln zielgenau gegensteuern können. Das Startchancen-Programm könnte mit dem Schulleiterbudget erste Möglichkeiten bieten, etwa indem Schulleiter das Geld für Antimobbing- oder Mentoring-Programme nutzen.
Eine Lücke sehen die Forscher in den Rahmen- und Lehrplänen: In Fächern wie Politik oder Ethik, aber auch in Gesprächen mit dem Klassenlehrer sollten die sozialen Beziehungen und eine Ausrichtung auf das Gemeinwohl nicht nur indirekt gefördert, sondern auch explizit angesprochen werden. Und stärken müssten Grund- wie Sekundar-, Berufs- oder Hochschulen dringend die positive Identifikation mit der (Hoch-)Schulgemeinschaft. “Damit tun wir uns in Deutschland noch in allen Bildungsphasen schwer”, sagt Aktionsrat-Mitglied Karl Wilbers. Der Wirtschaftspädagoge von der Uni Erlangen-Nürnberg sieht auch Luft nach oben, wenn es darum geht, Lehrkräften ein positives Arbeitsklima zu schaffen. Anders als in der freien Wirtschaft – Stichwort Kicker oder Obstkorb – sei das für Schulen kaum Thema. Dabei wären ein besseres Arbeitsklima und bessere Beziehungen im Kollegium auch der Arbeit mit den Schülerinnen und Schülern zuträglich.
Die Beziehung von Lehrern und Schülern sei insgesamt entscheidend, sagt Tina Seidel. “Sie ist ein wesentlicher Faktor dafür, ob Schüler sich wohlfühlen und gern engagieren.” Im internationalen Vergleich schneide Deutschland hier aber nicht so gut ab, vor allem Jugendliche an weiterführenden Schulen sähen laut Pisa und IQB-Bildungstrend Nachholbedarf. Der Grund: Die Zeit für die Interaktion zwischen Schülern und Lehrkräften sei limitiert. Und: “Gerade Lehrer an Sekundarschulen, insbesondere an Gymnasien, sehen sich primär als Vermittler von Fachinhalten, weniger als Beziehungsgestalter.” Auch die Geschichtslehrerin, die ihre Klasse zwei Stunden pro Woche unterrichtet, könne aber direkt einen Unterschied machen – indem sie ihre Aufgabe stärker in der Beziehungsarbeit sieht.
Das soziale Engagement von Schülern empfiehlt das Wissenschaftlergremium zu fördern – nicht durch einen sozialen Pflichtdienst, wie ihn Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier vorgeschlagen hat, sondern durch ein “Soziales-Engagement-Portfolio”. Einerseits könnten Mindestanforderungen für ein Engagement in der Schule festgelegt werden, etwa in Form eines Pausenhofdienstes. Andererseits sollte ehrenamtliches Engagement neben der Schule als Rettungsschwimmer oder im Musikverein einfließen. Das Portfolio könnten Schüler auch bei Bewerbungen mit einreichen. “Es würde unterstreichen, was die Schule und unsere Gesellschaft wertschätzen”, sagt Tina Seidel. Vorbild ist der Ehrenamtsnachweis in Bayern, den im Freistaat Schüler ab 14 Jahren für ein Ehrenamt im Umfang von 60 Stunden erhalten können.
Bei den Trägern wächst erneut die Sorge vor einer Kürzung der Bundesmittel für die Freiwilligendienste. Bereits für das laufende Haushaltsjahr hatte das Familienministerium ursprünglich geplant, das Budget für das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) und das Freiwillige Ökologische Jahr (FÖJ) von 121 auf 96 Millionen Euro pro Jahr zu kürzen. Die Mittel für den Bundesfreiwilligendienst (BFD) sollten von 207 auf 154 Millionen Euro sinken. Am Ende traten die Parlamentarier der Ampel-Koalition als Retter auf: In der finalen Bereinigungssitzung des Haushaltsausschusses sorgten sie dafür, dass die Finanzierung für 2024 auf dem vorherigen Niveau fortgeführt wird.
Allerdings gilt der Beschluss nur für das laufende Haushaltsjahr. In der mittelfristigen Finanzplanung ab 2025 sind die Mittelkürzungen weiterhin vorgesehen. Und da Finanzminister Christian Lindner dem Familienministerium eine Sparauflage von knapp 900 Millionen Euro verordnet hat, ist die Sorge erneut groß.
Denn auch in diesem Jahr werden die Träger wohl bis zur finalen Verabschiedung des Bundeshaushalts bangen müssen. Die allerdings findet frühestens im Herbst statt. Die Plätze für das Jahr 2024/25 müssen allerdings schon jetzt vergeben und Verträge unterschrieben werden. Denn die Abiturienten wollen allmählich wissen, wie es für sie nach dem Abschluss weitergeht. Und in den Einsatzstellen sind die Freiwilligendienstleistenden oft ein nicht unwesentlicher Teil der Personalplanung.
“Die geplanten Kürzungen der Bundesmittel ab dem Jahr 2025 setzen die Freiwilligendienste stark unter Druck und werden perspektivisch zu einer Reduzierung der Angebote und zu einem deutlichen Wegfall von Plätzen in den Freiwilligendiensten führen”, erklärte Monique Weigelt, Sprecherin des Bundesarbeitskreises FSJ, gegenüber Table.Briefings.
Die Initiative “FWD stärken” beziffert das Ausmaß der befürchteten Kürzungen: “Wir hören von den Trägern und Zentralstellen, dass beim FSJ für den Jahrgang 2025/26 rund 16.000 Plätze in Gefahr sind, das entspricht rund 25 Prozent aller Plätze”, teilte die Initiative gegenüber Table.Briefings mit. Beim BFD sei die Lage ähnlich dramatisch: Hier könnten ab dem 1. Januar 2025 10.000 und damit rund ein Viertel aller Plätze wegfallen.
Bundesweit absolvieren jährlich rund 100.000 Menschen einen Freiwilligendienst. Viele von ihnen sind im Bildungsbereich tätig. Laut der letzten statistischen Erhebung für das Jahr 2021/22 absolvierten 19,4 Prozent ihr FSJ in Kindertagesstätten; weitere 14,7 Prozent in Schulen (siehe Grafik).
“Sie erfüllen einen wichtigen Zweck in der Entlastung von Lehrkräften, unter anderem bei der Betreuung und Beaufsichtigung von Schülerinnen und Schülern, zum Beispiel im Ganztag, oder auch als zusätzliche Unterstützung in der Verwaltung”, erklärt Tomi Neckov, stellvertretender Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), gegenüber Table.Briefings.
Mit Blick auf den ab 2026/27 schrittweise in Kraft tretenden Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung rücken zudem auch zivilgesellschaftliche Akteure in den Blickpunkt, die ebenfalls auf Freiwilligendienstleistende angewiesen sind. So rechnet auch die Deutsche Sportjugend (DSJ) mit dem Wegfall von rund 1000 Stellen, sofern sich an den aktuellen Haushaltsplanungen nichts ändern sollte. “Schlussendlich bewegt ein Freiwilliger etwa 200 Kinder – jede Woche. Das heißt, es fallen Woche für Woche mehr als 200.000 Kinderbewegungsstunden im Verein weg”, macht Vorstandsmitglied Julian Lagemann gegenüber Table.Briefings deutlich.
An diesem Freitag sind die Freiwilligendienste auch Thema im Bundestag. Auf der Tagesordnung steht die Verabschiedung des Freiwilligen-Teilzeitgesetzes. Bundesfamilienministerin Lisa Paus will damit die Möglichkeit schaffen, einen Freiwilligendienst auch in Teilzeit zu absolvieren, ohne dass dies – wie bisher – mit einem berechtigten Interesse begründet werden muss.
Allerdings dürfte es in der Parlamentsdebatte trotzdem auch um die Mittel im Bundeshaushalt gehen. Denn parallel hat die Unionsfraktion einen Antrag gestellt, der Paus und Lindner auffordert, Planungssicherheit für die Projektträger herzustellen. “Das Herumeiern der Bundesregierung um die Finanzierung der Freiwilligendienste löst starke Verunsicherung aus. Es muss jetzt schnellstmöglich für Klarheit gesorgt werden”, sagte Silvia Breher, familienpolitische Sprecherin der CDU/CSU-Fraktion, Table.Briefings.
Die zuständigen Fachpolitker in der Ampel-Koalition beteuern, Kürzungen bei den Freiwilligendiensten verhindern zu wollen. “Mit der Abwendung der Kürzungen für den Bundeshaushalt 2024 bei den Freiwilligendiensten hat das Parlament mit der Mehrheit der Ampel-Fraktionen deutlich gemacht, dass die Freiwilligendienste langfristig finanziell abgesichert werden sollen”, sagte der zuständige SPD-Berichterstatter Erik von Malottki Table.Briefings. Er erwarte deshalb, “dass die Bundesregierung den Willen des Parlaments umsetzt und jetzt den Jahrgang 2024/2025 absichert”.
Der familienpolitische Sprecher der FDP, Matthias Seestern-Pauly, erklärte, dass die Bundesregierung derzeit mit der Aufstellung der Haushaltspläne für 2025 befasst sei. Bis zum 2. Mai müssen diese bei Finanzminister Christian Lindner eingereicht werden. “Wir werden uns weiterhin dafür einsetzen, dass die Freiwilligendienste im kommenden Haushaltsjahr auskömmlich finanziert werden“, so Seestern-Pauly.
Die Bundesregierung hält sich zu konkreten Projekten mit Verweis auf die laufenden Haushaltsplanungen derzeit bedeckt. Aus Koalitionskreisen heißt es gegenüber Table.Briefings: “Die Ampelkoalition ist gut beraten, die Finanzierung der Freiwilligendienste auf dem Niveau der Bereinigungssitzung des Haushaltsausschusses des Bundestags vom November 2023 fortzuführen. Die Arbeit der Freiwilligendienste ist von unschätzbarem Wert für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Dies gilt es zu fördern.” Ein Versprechen ist das allerdings noch nicht.
Das Bafög steckt in der Krise. Die Hilfe des Staates zum Lebensunterhalt von Studierenden ist von einem Förderinstrument zu einem Ladenhüter geworden. In den vergangenen zehn Jahren ist der Anteil der Studierenden, die Leistungen erhalten, von 25 Prozent auf 11 Prozent eingebrochen. Ein wichtiger Grund dafür findet sich in den Daten der großen 22. Sozialerhebung der Studierendenwerke: 16 Prozent aller befragten Studierenden geben an, Bafög gar nicht erst zu beantragen, weil sie Angst vor dem damit verbundenen Darlehen haben – weit mehr also als diejenigen, die die Förderung erhalten.
Eigentlich hatte die Koalition im Bund diese Hürde erkannt und daher im Koalitionsvertrag festgeschrieben, dass man eine Senkung des Darlehensanteils des Bafög zumindest prüfen wolle. Doch aus dem Bundesbildungsministerium kommt mit dem neuen Bafög-Entwurf, der noch vor der Sommerpause verabschiedet werden soll, ein gegenteiliges Signal. Anstatt die Verschuldungsängste ernst zu nehmen, will man die Höhe der maximalen Darlehensrückzahlung ab Herbst 2025 für alle erhöhen. Auch für diejenigen, die vor über zehn Jahren Bafög aufgenommen hatten, im Vertrauen darauf, nicht mehr als 10.000 Euro zurückzahlen zu müssen.
Selbst wenn der Beitrag erst einmal lediglich auf 11.550 Euro steigen soll, so ist das Signal fatal: Wer Bafög aufnimmt, kann sich nachher nicht mehr sicher sein, wie viel am Ende zurückgezahlt werden muss – die Regierung behält sich vor, selbst nach Förderungsende den Rückzahlungsbetrag einseitig höher zu setzen. Das Bafög wäre auf einen Schlag so wenig vertrauenswürdig wie das Darlehen beim betrügerischen Kredithai.
Doch warum ist es für Studienanfänger:innen aus einem nichtakademischen Elternhaus so eine hohe Hürde, ein Darlehen für ein Studium aufzunehmen? Einer der prägendsten Punkte ist die tief verwurzelte Angst vor Schulden, die in vielen Familien mit begrenzten finanziellen Mitteln vorherrscht. Diese Angst ist nicht nur finanzieller Natur, sondern trägt auch eine bedeutende psychologische Last. Wenn man tagtäglich beobachtet, wie schwer die Familie kämpft, um die Grundbedürfnisse zu decken, wird die Aussicht, freiwillig Schulden für ein Studium aufzunehmen, oft als unvertretbar empfunden.
Diese Unsicherheit geht Hand in Hand mit dem Druck, sofort zur finanziellen Sicherheit der Familie beizutragen. In Haushalten, die jeden Cent umdrehen müssen, ist der Gedanke, langfristig in Bildung zu investieren, oft ein Luxus, der schwer zu rechtfertigen ist. Der direkte Weg in die Arbeitswelt scheint sicherer, er bietet sofortiges Einkommen und vermeidet die Risiken lang andauernder Schulden. Auch aus diesem Bedarf an finanzieller und beruflicher Sicherheit studieren mehr Kinder aus nichtakademischen Familien duale Studiengänge. Selbst dann, wenn sie sich eigentlich für Fächer interessieren, die nicht dual angeboten werden.
Schließlich spielt auch das soziale Umfeld eine wichtige Rolle. In vielen Familien mit geringen Einkommen herrscht eine generelle Skepsis gegenüber Schulden, die nur als letzter Ausweg oder gar als Scheitern angesehen werden, sich selbst zu versorgen. Diese Einstellungen können zusätzlich abschrecken und junge Menschen davon abhalten, in ihre akademische Zukunft zu investieren.
Lesen Sie hier: Bafög-Reform – Länder kritisieren Gesetzentwurf
Das Bafög wurde ursprünglich als vollständiger Zuschuss eingeführt, während der Koalition von SPD und FDP unter Willy Brandt und Walter Scheel. In der Ära Kohl wurde aus dem Vollzuschuss zuerst ein Volldarlehen, dann eine Förderung zur Hälfte als Zuschuss und zur Hälfte als Darlehen. Die letzte größere Änderung fügte die rot-grüne Bundesregierung dem Bafög hinzu, mit der Deckelung auf 10.000 Euro. Sie begründete das schon damals mit dem Verständnis von Schuldenängsten Studierender.
Die Idee, zu einem komplett darlehensfreien Bafög zurückzukehren, ist auch in Zeiten begrenzter staatlicher Mittel durchaus umsetzbar. Würde man das Bafög ab sofort als Vollzuschuss bereitstellen, ohne die bereits bestehenden Darlehen zu tilgen, ergäben sich für den Staatshaushalt zunächst keine unmittelbaren finanziellen Veränderungen. Denn zwischen Studienabschluss und Anfang der Rückzahlung liegen stets fünf Jahre. Die Auswirkungen auf den Haushalt würden erst im Laufe der 2030er-Jahre spürbar, wenn Finanzminister eine jährliche Lücke von bis zu rund einer Milliarde Euro schließen müssten. Bei der Entwicklung der Staatseinnahmen dann ein viel leichter einplanbarer Betrag.
Diese Umstellung würde das Bafög zu einer schuldenfreien Fördermöglichkeit machen, die für bedürftige Studierende wieder attraktiv wäre. Zudem würde es ein starkes Signal an Schüler:innen und Studierende aus nicht-akademischen Verhältnissen senden, dass ihre Anstrengungen, einen akademischen Weg einzuschlagen, von der Gesellschaft anerkannt und unterstützt werden.
Wolf Dermann hat zusammen mit Katja Urbatsch und ihrem Bruder Marc vor 15 Jahren die Organisation ArbeiterKind.de mitgegründet und ist heute mit Katja Urbatsch Co-Geschäftsführer der Organisation. Der gebürtige Berliner hat an der Freien Universität Berlin Publizistik- und Kommunikationswissenschaften studiert und an der Technischen Universität Berlin Wissenschaftsmarketing. Als einer der Bafög-Experten von ArbeiterKind.de verfolgt er seit seiner Studienzeit in den 1990er-Jahren die Entwicklung der Studienförderung.
Nach der Veröffentlichung des neuen Deutschen Schulbarometers fordert die FDP von den Ländern schnelle Reaktionen. “Eine Sondersitzung der Kultusministerkonferenz wäre jetzt überfällig”, sagte die stellvertretende Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Gyde Jensen, Table.Briefings. Die Umfrageergebnisse würden einmal mehr wissenschaftlich belegen, “dass der Bildungsstandort Deutschland vor dem Kollpas steht”. Das Schulbarometer hatte unter anderem den Anstieg der physischen und psychischen Gewalt zwischen Schülern aufgezeigt.
Jensen wirft den Ländern vor, in einem gegenseitigen Konkurrenzdenken zu verharren. “Doch mit dieser Haltung nimmt man wie in den vergangenen Jahren nur noch mehr einen Leistungs- und Chancenverlust einer ganzen Generation in Kauf. Die Länder müssen sich jetzt die Frage stellen, wie trotz des Bildungsföderalismus ein radikaler Neustart gelingen kann”, so die FDP-Politikerin aus Schleswig-Holstein. Nur im Schulterschluss könne es gelingen, den aktuellen Negativtrend umzukehren.
Die Union hingegen sieht auch den Bund in der Verantwortung. Seine Fraktion fordere “seit Monaten die Stärkung frühkindlicher Bildung, um Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten oder unzureichenden Sprachkenntnissen schon vor der Einschulung bestmöglich zu unterstützen”, sagte der bildungspolitische Sprecher Thomas Jarzombek Table.Briefings. Dies könne gerade an Grundschulen für die Entlastung der Lehrerinnen und Lehrer sorgen.
Auch im Bereich der Gewaltprävention habe Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger Möglichkeiten. “Ich habe zum Beispiel kein Verständnis dafür, dass das BMBF über 27.000 Projekte fördert, aber die Forschung zu sexualisierter Gewalt in pädagogischen Einrichtungen zum Jahresende ohne überzeugenden Grund auslaufen lässt”, so Jarzombek.
Für Oliver Kaczmarek, bildungspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, ist es entscheidend, den Lehrkräften mehr Wertschätzung entgegenzubringen. “Das Gerede von den ,faulen Säcken’ war schon immer falsch und darf sich nicht wiederholen”, sagte er Table.Briefings. Die Arbeitgeber seien in der Verantwortung, für “faire und geschützte Arbeitsbedingungen” und eine ausreichende Lehrerversorgung zu sorgen.
Kaczmarek verweist ebenso wie seine Amtskollegin von den Grünen, Franziska Krumwiede-Steiner, auf das Startchancen-Programm. Dieses setze bei den größten Herausforderungen an. “Eine Aufstockung der multiprofessionellen Teams entlastet Klassen mit verhaltensoriginellen Schüler*innen und schafft Angebote im Bereich psychosozialer, emotional-sozialer Kompetenzen”, erklärte Krumwiede-Steiner. Maximilian Stascheit
Die Unternehmensberatung Prognos wird die Kultusministerkonferenz auch dabei begleiten, die empfohlenen Reformen von Gremienstruktur und -organisation sowie des Sekretariats umzusetzen. Der Hauptausschuss des Landes Berlin hat dafür seine Zustimmung gegeben. Die Dokumente geben auch Aufschluss über den Finanzrahmen. In den Papieren heißt es, dass die KMK “einstimmig den Kosten zur Beauftragung der Begleitung der beschlossenen Empfehlungen zur Weiterentwicklung von Kultusministerkonferenz (KMK) und Sekretariat in Höhe von max. 220.999 Euro (max. 262.988,81 € brutto) zugestimmt” habe.
Das KMK-Sekretariat ist eine Berliner Behörde. Es hatte die Ausschreibung nach der Dezember-Sitzung der Kultusministerinnen und -minister auf den Weg gebracht. Die Kosten für die externe Beratung werden nach dem Königsteiner Schlüssel auf die Länder verteilt.
Die KMK selbst hatte die Strukturkommission II ins Leben gerufen, um den eigenen Aufbau und die Abläufe zu durchleuchten. Dazu hatte sie schon Ende 2022 Prognos beauftragt, ein Gutachten über die eigenen Strukturen zu erstellen. Der Bericht schlug dann hohe Wellen. Unter anderem deckte er einen Wildwuchs von mehr als 170 Gremien auf und dass die KMK politisch-strategisch nicht zielgerichtet genug agiere. Daraus leitet die Strukturkommission Eckpunkte für eine “zukunftsfähige Kultusministerkonferenz” ab.
Lesen Sie auch zur Neuordnung der KMK: “Die WissenschaftsMK wird der Realität eigenständig arbeitender Wissenschaftsressorts gerecht”
Einen konkreten Plan zur Umsetzung soll die Strukturkommission in der Juni-KMK vorlegen. Dem Vernehmen nach wird es dort auch weiter um die Frage gehen, inwiefern die KMK das Einstimmigkeitsprinzip verändern kann und will. Nach Informationen von Table.Briefings befasst sich aktuell eine Arbeitsgruppe mit Vertreterinnen und Vertretern aus dem Saarland, Schleswig-Holstein, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg gezielt mit dieser Frage. Derzeit, so ist zu hören, werde dazu juristische Expertise eingeholt. Holger Schleper
Der Schulbuchverlag Cornelsen hat eine KI-gestützte Assistenz für Lehrkräfte entwickelt. Die Testphase mit den ersten 1.000 Lehrkräften läuft seit dieser Woche, wie Cornelsen Table.Briefings exklusiv mitteilte. Insgesamt haben sich 16.000 Lehrkräfte angemeldet, die alle noch während der Beta-Phase bis Schuljahresende Zugriff auf die KI-Tools erhalten sollen. Der Verlag profitiert bei der Entwicklung von seinem Marktvorteil, indem er auf sein Redaktionsteam und seine Fachliteratur zurückgreift.
Die Assistenz soll die Lehrkräfte bei organisatorischen Aufgaben unterstützen und besteht bislang aus drei Tools:
Als viertes Tool ist ein Unterrichtsplaner in Vorbereitung. Auch die drei existierenden Anwendungen will Cornelsen weiter optimieren – unter anderem mithilfe des Feedbacks der Testnutzer. So soll etwa der Chatbot auf die Bundesländer abgestimmt werden, um über die jeweiligen Lehrpläne und aktuelle Daten zu Fortbildungen zu verfügen.
Bei seinem Large Language Model (LLM) greift Cornelsen auf existierende Angebote auf dem Markt zurück – allen voran das Modell GPT 4.0, das Cornelsen von Microsoft Azure zur Verfügung gestellt wird. Die Modelle sollen jedoch im Hintergrund gewechselt werden können. Das soll einerseits für mehr Schnelligkeit sorgen, wenn bei einfachen Fragen auf die ältere Version GPT 3.5 zurückgegriffen wird. Man will aber andererseits auch langfristig eine Abhängigkeit von einzelnen Anbietern vermeiden, wie Cornelsen mitteilte. Die Daten werden ausschließlich anonymisiert an Microsofts Europäische Server übergeben und auch nicht für das Trainieren von Modellen verwendet.
Verkaufen möchte Cornelsen seine KI-Toolbox mit Jahreslizenzen für einzelne Lehrkräfte sowie mit rabattierten Lizenzen für Fachschaften und Schulen. Wie viel die Entwicklung der Anwendung selbst gekostet hat, wollte Cornelsen nicht mitteilen. Parallel zu der KI-Anwendung für Lehrkräfte tüftelt der Verlag auch an einem Zugang für Schülerinnen und Schüler. Dieser soll noch dieses Jahr kommen, teilte Cornelsen Table.Briefings mit. Vera Kraft
Der Start lief etwas schleppend, doch nun, kurz vor Ende der Digitalpakt-Förderung, kommt Bewegung in die gemeinsamen Projekte der Länder. Am Donnerstag beschlossen die Länder offiziell die Entwicklung eines neuen KI-gestützten Lernsystems – das Adaptive Intelligente System (AIS). Dafür werden die zwei Projekte Adaptive Learning Cloud (ALC) und Intelligente Tutorielle Systeme (ITS) zusammengelegt. Das AIS soll spätestens bis Ende 2026 Schüler bundesweit mit individuellen Lerninhalten versorgen.
Darüber hinaus möchten die Länder den Schulen einen sicheren Zugang zu einem Chatbot bereitstellen, wie Table.Briefings von Länderseite erfuhr. Dafür wurde das Budget noch einmal aufgestockt: von rund 52 auf rund 59 Millionen Euro.
Das Geld haben die Länder aus ihren Anteilen des Digitalpakts in einen Topf geschmissen. Die finanzielle Beteiligung fällt unterschiedlich stark aus: Während manche Länder gar kein Geld dazugeben, stecken andere mehrere Millionen Euro in das Projekt. Träger des Projekts ist das Medieninstitut der Länder (FWU), wie Table.Briefings bereits berichtete.
Ein anderes länderübergreifendes Projekt scheint sich bereits zu etablieren. Vidis, ein Vermittlungsdienst zwischen den Schulportalen der Länder und einzelnen Bildungsanbietern, verzeichnet mittlerweile über 2,5 Millionen Anmeldungen. Der “Vermittlungsdienst für das digitale Identitätsmanagement in Schulen” (Vidis), der ebenfalls zum FWU gehört, checkt zusammen mit Datenschutz Nord, ob digitale Bildungsangebote datenschutzkonform sind. Treffen die entsprechenden technischen Kriterien zu und stimmt das jeweilige Land der Freigabe zu, können Schulleitungen und Lehrkräfte über Vidis mit Single Sign-on auf verschiedene Dienstleistungen zugreifen. Pädagogische oder didaktische Aspekte werden dabei allerdings nicht untersucht.
Bislang sind zwölf Anbieter auf Vidis freigegeben, wobei schulKI und histomania erst neu dazugekommen sind. “Momentan befinden sich rund 50 Angebote an verschiedenen Stellen im Prüfprozess“, teilte Vidis-Leiter Jan Renz Table.Briefings mit. Darüber hinaus hätten sich noch weitere Anbieter im Portal registriert, deren Prüfung noch nicht begonnen habe. vkr
Die grün-schwarze Regierung in Baden-Württemberg hat für die kommenden Jahre ein neues Sprachförderkonzept beschlossen. Es bezieht sich auf den Kita- und Grundschulbereich. Das Programm sei ein klares gemeinsames Bekenntnis, “den Schwerpunkt unserer Politik auf den Anfang zu legen, auf den Bildungseinstieg. Und wir unterlegen das mit erheblichen Summen – und zwar strukturell aufwachsend und dauerhaft”, erklärte Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) Table.Briefings. Für den kommenden Doppelhaushalt sprach Schopper von einem Finanzvolumen von etwa 100 Millionen Euro pro Jahr.
Das schon länger diskutierte Sprachförderkonzept, so ist es dem Beschlusspapier zu entnehmen, umfasst fünf Säulen.
Vor der Einschulung sieht das Konzept vor, dass Kinder verpflichtend eine zusätzliche Sprachförderung im Umfang von vier Wochenstunden erhalten, wenn bei der Einschulungsuntersuchung ein intensiver Förderbedarf im Bereich Sprache festgestellt wurde. Die Förderung soll nach einheitlichen Standards in Kleingruppen erfolgen. Der Einstieg in dieses Vorhaben ist für das kommende Schuljahr “mit den bis zu 200 Standorten (450 Gruppen) aus Mitteln des Projekts ,Schulreifes Kind‘” vorgesehen, heißt es aus dem Kultusministerium. Bis zum Schuljahr 2027/28 soll es flächendeckend 4.200 Gruppen geben.
In der Grundschule soll es künftig “keine Zurückstellung vom Schulbesuch mehr geben, sondern stattdessen ein zusätzliches Jahr der Förderung in einer sogenannten Juniorklasse“. Dazu müssten die Grundschulförderklassen, die es seit 2013 in Baden-Württemberg gibt, weiterentwickelt und weitere Standorte aufgebaut werden. Die Grundschulförderklassen besuchen Kinder, die vom Schulbesuch zunächst zurückgestellt wurden. Ab dem Schuljahr 2026/2027 will Baden-Württemberg diese Klassen zu Juniorklassen umwidmen.
Darüber hinaus kündigt die grün-schwarze Regierung an, den Modellversuch “Multiprofessionelle Teams an Grundschulen” auszuweiten. Die Finanzierung und Umsetzung geschehe über das Startchancen-Programm ab dem Schuljahr 2024/2025. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sieht in dem Sprachförder-Paket das wichtigste bildungspolitische Vorhaben der Legislaturperiode. vkr, hsc, fsc
Research.Table: Wissenschaftsspione hatten Austausch mit mehreren deutschen Hochschulen. Drei mutmaßliche Spione sollen Informationen zu militärisch nutzbarer Technik an China geliefert haben, wie die Bundesanwaltschaft am Montag mitteilte. Sie pflegten auch Kontakte zu deutschen Hochschulen. Was Table.Briefings von den betreffenden Unis erfahren hat. Mehr
Research.Table: Umweltministerium erteilt Stark-Watzinger Absage für Regulierungspläne. Nach einem Präsidiumsbeschluss ihrer Partei will Bildungs- und Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger nun eine eigene Regulierung für zukünftige Fusionskraftwerke auf den Weg bringen. Möglichst noch in dieser Legislatur. Mehr
Spiegel: Rechtsruck in Generation Z: Der Studie “Jugend in Deutschland” zeigt, dass die junge Generation Z der 14- bis 29-Jährigen pessimistischer als frühere Generationen in die Zukunft blickt. Inflation, Krieg und die Verteuerung von Wohnraum besorgen sie besonders. Auch fürchten sich junge Menschen vor unbegrenzter Migration, und viele fühlen sich von populistischen Äußerungen angesprochen. Die Zahl potenzieller AfD-Wähler unter ihnen hat sich innerhalb von zwei Jahren auf 22 Prozent verdoppelt. (Gestresst, pessimistisch – und empfänglich für Rechtspopulismus)
Zeit: Rechtsextremismus an Schulen – Was Lehrkräfte ausrichten können, ist begrenzt. Die rechtsextremen Vorfälle an einer Schule in Burg sind kein Einzelfall. An immer mehr Schulen, insbesondere in Ostdeutschland, kommt es zu solchen Taten. In Brandenburg verdoppelte sich ihre Zahl, und in Sachsen stieg sie um 67 Prozent. Für Lehrkräfte sei es schwer, demokratiefeindliche Einstellungen zu bekämpfen, da insbesondere die Elternhäuser hierbei eine wichtige Rolle spielen. Diese sehen sich entweder selbst nicht in der Verantwortung oder vermitteln ihren Kindern selbst rechtsextremes Gedankengut. Aber auch das Internet und Chatgruppen spielen für die Radikalisierung der Jugendlichen eine immer stärkere Rolle. Darauf haben Lehrkräfte kaum Einfluss. (Extremisten im Klassenraum)
KI im Unterricht, um sprachliche Unterschiede auszugleichen? Drei internationale deutsche Auslandsschulen stellen sich und ihren Umgang mit KI im Unterricht vor. Berichte aus Belgien, den USA und Singapur können dabei helfen, den Einsatz von KI in Deutschland effizienter zu gestalten. Insbesondere der Blick nach Singapur, wo es durch KI möglich wird, Schüler trotz unterschiedlicher Deutschkenntnisse gleichermaßen am Unterricht teilhaben zu lassen, kann hierbei ein Vorbild sein. Doch die digitale Infrastruktur dort ist der in Deutschland um Längen voraus. (Episode 11 Wenn Roboter die Kinder zur Schule bringen – Blick in deutsche Auslandschulen)
Deutschlandfunk: Neues Schulprojekt soll mehrsprachige Familien unterstützen. Das Elternhaus hat noch immer großen Einfluss darauf, wie erfolgreich Kinder in der Schule sind. Ein neues Schulprogramm aus Nordrhein-Westfalen, die sogenannten Rucksack-Schulen, will Eltern daher stärker in die sprachliche Bildung ihrer Kinder einbinden. So treffen sich beispielsweise an einer Duisburger Grundschule einige Eltern zusammen mit einer “Elternbegleiterin”, die darüber berichtet, was die Kinder gerade in der Schule behandeln. Zudem bekommen Eltern Arbeitsblätter in verschiedenen Fremdsprachen, damit sie ihren Kindern besser bei Schulaufgaben helfen können. Eine Evaluation bescheinigt dem Projekt großen Erfolg. (Rucksack Schule: Integration durch Bildung)
Blog Aus- und Weiterbildung: Österreichische Ausbildungspflicht könnte Vorbild sein. Die deutsche Ausbildungsgarantie sei in ihrer jetzigen Form nur ein halbherziges Unterfangen, schreiben Sonja Schmöckel vom österreichischen Arbeitsministerium und Clemens Wieland von der Bertelsmann-Stiftung. Lernen könnten einige Bundesländer noch von der Ausbildungspflicht, die in Österreich bis 18 Jahre gilt. Das damit verbundene Meldesystem und insbesondere das Jugendcoaching könnten Modellcharakter haben für den Umgang mit einer steigenden Zahl an Jugendlichen, die nicht in Ausbildung oder Arbeit finden. (Die Ausbildungspflicht in Österreich: Ausbildungsgarantie 2.0 oder verlängerte Schulpflicht?)