Talk of the town
Erscheinungsdatum: 10. November 2025

SPD in NRW: Wie die Sozialdemokraten mit Sören Link die Staatskanzlei in Düsseldorf erobern wollen

Bärbel Bas und Sören Link (picture alliance/dpa | Federico Gambarini)

Die SPD in Nordrhein-Westfalen setzt auf einen Neuanfang – mit dem Duisburger Oberbürgermeister Sören Link als Hoffnungsträger. Er soll die Partei aus der Krise führen und 2027 Ministerpräsident Hendrik Wüst herausfordern.

Der Wiederaufstieg der Sozialdemokratie in Deutschland soll über die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen erfolgen. Spätestens im Frühjahr 2027, zwei Jahre vor der nächsten Bundestagswahl, will die SPD ihre Niederlagenserie vergessen machen und mit einem Sieg gegen Hendrik Wüst, den populären CDU-Ministerpräsidenten und möglichen Unions-Kanzlerkandidaten nach Friedrich Merz, ihr Comeback schaffen. Seit Monaten sind Parteistrategen hinter den Kulissen daher auf der Suche nach dem richtigen Kandidaten für die Wahl.

Dieser scheint nun gefunden worden zu sein. Wenn es nach SPD-Chefin Bärbel Bas und relevanten Persönlichkeiten der SPD in NRW geht, soll der Duisburger Oberbürgermeister Sören Link die Partei anführen. Bereits Ende Januar 2026 will man auf der Klausurtagung des SPD-Landesvorstandes die Personalie beschließen.

Parteikreisen zufolge hatte die ebenfalls aus Duisburg stammende Co-Parteichefin Bärbel Bas schon kurz nach der Bundestagswahl Lars Klingbeil darüber informiert, dass sie sich einen Posten im Kabinett vorstellen könne, aber nicht als Spitzenkandidatin nach NRW gehen wolle. Stattdessen habe sich Bas zuletzt intern für Link eingesetzt. Dass der Name Link immer mehr in den Vordergrund rückt, wundert Achim Post, Co-Vorsitzender der SPD in NRW, nicht. „Die Eigeninitiative, die er als Verwaltungschef unter Beweis stellt, um die Wirtschaft und den Zusammenhalt vor Ort wieder nach vorne zu bringen, sucht man in der Staatskanzlei vergeblich“, sagt er Table.Briefings.

Unterstützung für Link kommt auch aus der Bundes-SPD. Markus Töns, Abgeordneter aus Gelsenkirchen, sagt Table.Briefings: „Ich kenne Sören seit vielen Jahren und traue ihm uneingeschränkt den Posten des Ministerpräsidenten zu.“ Als Duisburger Oberbürgermeister spreche Link die Themen an, „die den Menschen unter den Nägeln brennen“. Und weiter: „Sören Link ist ein Macher.“

Allerdings sei die Kandidatur noch nicht beschlossen, sagt Post. Die SPD verfüge in NRW „über viele qualifizierte potenzielle Kandidatinnen und Kandidaten, die das Zeug mitbringen, unser Bundesland wieder nach vorne zu führen“, so Post. Wie zum Beispiel Hamms Oberbürgermeister Marc Herter. Er ist Chef des Bezirksverbands Westliches Westfalen – mit fast der Hälfte aller Mitglieder zählt der Verband zu den mächtigsten und einflussreichsten in NRW. Auch er gelte als möglicher Kandidat für die Landtagswahl, heißt es im Landesverband. Allerdings habe Herter bisher kein großes Interesse an einer Kandidatur signalisiert.

Bei der diesjährigen Kommunalwahl blieb die SPD deutlich hinter der CDU zurück. Daher gelten die beiden Vorsitzenden Sarah Philipp und Achim Post sowie Fraktionschef Jochen Ott nicht als geeignete Kandidaten für die Landtagswahl. Zumal sie selbst in NRW zu unbekannt seien. Link hingegen gilt als pragmatisch, zupackend und bodenständig. In seiner Stadt geht er resolut gegen Sozialmissbrauch und Clan-Kriminalität vor und hat, für einen Sozialdemokraten ungewöhnlich, Sicherheit und Sauberkeit im Kommunalwahlkampf in den Mittelpunkt des Wahlkampfs gestellt.

Link könnte daher glaubwürdig für das Narrativ einer Partei stehen, die sich für die Fleißigen und Aufstiegswilligen einsetzt, nicht (nur) für die Transferempfänger. Genau dieses Profil will Parteichef Klingbeil auch für die SPD insgesamt erreichen. Link gewann mit seinem Mitte-Kurs die Kommunalwahlen am 25. September mit großer Mehrheit, während in vielen anderen NRW-Städten die SPD die Rathäuser an CDU-Kandidaten abgeben musste, etwa in Dortmund, Bielefeld, Leverkusen oder Solingen.

Sören Link wäre „ein echter Coup“, sagte ein Spitzengenosse aus NRW. Link selbst wollte die Spekulationen nicht kommentieren. In der Partei heißt es, er werde sich bis Weihnachten entscheiden. „Wir brauchen einen guten Start in das nächste Jahr. Sören wäre der richtige Mann“, sagt auch ein Mitglied des Landesvorstands.

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Letzte Aktualisierung: 10. November 2025

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