Talk of the town
Erscheinungsdatum: 01. Juli 2025

Olympische Spiele in Deutschland: Bürger in den Bewerber-Regionen stehen Bewerbungen positiv gegenüber

Trotz früherer Misserfolge ist die Zustimmung für eine erneute Olympia-Bewerbung in Deutschland überraschend groß. Während die Bevölkerung dem Sportereignis positiv entgegensieht, rüsten sich die Länderchefs. Der Kampf um die Spiele hat begonnen.

Es ist überraschend: Im Vergleich zu den zahlreichen gescheiterten, früheren deutschen Bewerbungen für die Austragung der Olympischen Spiele ist die Zustimmung in den potenziellen Bewerber-Regionen überproportional groß. Und auch zwei Drittel der befragten Bürger (68 Prozent) in ganz Deutschland sehen die Bewerbung für die sportliche Großveranstaltung in Deutschland positiv. Das geht aus einer repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag des DOSB hervor, die Table.Briefings exklusiv vorliegt. Deutschland will sich für die Olympischen Spiele 2036, 2040 oder 2044 bewerben.

In NRW, Hamburg/Schleswig-Holstein, Bayern und Berlin/Brandenburg, die als Austragungsorte infrage kommen, sprechen sich noch mehr Befragte für die Spiele aus. In Bayern sind es 72 Prozent, in NRW 71 Prozent, in Hamburg 70 Prozent. In Berlin, das sich bereits erfolglos für die Olympischen Spiele um die Jahre 2000 und 2024 bemüht hat, ist die Zustimmungsrate mit 67 Prozent immer noch hoch.  

Junge Menschen sehen die Spiele positiv, Ältere sind skeptisch. Mit einer Zustimmung von 82 Prozent sehen vor allem die 14- bis 29-Jährigen die Olympischen Spiele im eigenen Land positiv, bei den Über-60-Jährigen sind es nur noch 60 Prozent. Eine überdurchschnittlich hohe Zustimmung findet sich außerdem unter den Anhängern von Union (76) und SPD (75). Die vergangenen deutschen Olympiabewerbungen Berlin (2000, 2024), Leipzig (2012) und München (Winterspiele 2018, 2022) waren auch am Widerstand in der eigenen Bevölkerung gescheitert. Die Kosten für die Durchführung der Spiele lagen zuletzt in Paris bei vier Milliarden Euro.

Ohne die Unterstützung der Bevölkerung ist eine erfolgreiche Bewerbung undenkbar. Bisher sind weltweit alle Bewerbungen für die Spiele gescheitert, bei denen sich im Vorfeld die Bürger in Befragungen und Referenden gegen die Spiele ausgesprochen hatten. In Bayern soll schon im Oktober eine Bürgerbefragung durchgeführt werden, in Hamburg, Berlin und NRW sind Referenden für das Frühjahr 2026 geplant. Das deutsche IOC-Mitglied Michael Mronz zeigte sich positiv überrascht von den Ergebnissen und sprach von einem „bemerkenswerten Begeisterungsschub“. Die vier eingereichten Konzepte seien eindrucksvolle Belege für eine neue „olympische Bewegung“ in Deutschland.

Länderchefs bringen sich in Stellung. Hinter den Kulissen buhlen die beteiligten Bürgermeister und Ministerpräsidenten Kai Wegner, Peter Tschentscher, Markus Söder und Hendrik Wüst um die beste Ausgangsposition für die Auswahl des Standorts. Dabei geht es schon jetzt um Millionenversprechen, Rahmenveranstaltungen und Öko-Versprechen. Söder will die nachhaltigsten Spiele bieten, Wüst hat vor allem die Oberbürgermeister und Landräte hinter sich. Tschentscher wirbt für Hamburg als „Tor zur Welt“. Berlin will mit dem Hauptstadt-Nimbus punkten. Im September 2026 entscheidet die Mitgliederversammlung des DOSB über den Standort. Zuletzt gab es 1972 Olympische Spiele in Deutschland.

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Letzte Aktualisierung: 24. Juli 2025

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