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Keine Baustellen zu Weihnachten und mehr Komfort im Zug: Was die neue Bahnchefin verändern will

Die Bahn erwartet über die Feiertage mehr Passagiere und pausiert Baustellen. Bahn-Chefin Palla kündigt ein Sofortprogramm für besseren Service an, die Pünktlichkeit im Fernverkehr soll jedoch erst 2027 deutlich steigen.

25. November 2025
Evelyn Palla im Podcast-Studio

Die Deutsche Bahn rechnet mit einem erhöhten Aufkommen zur Weihnachtszeit und will deshalb rund um die Feiertage die Baustellen pausieren. „Wir werden versuchen, das Baugeschehen runterzufahren über die Weihnachtsfeiertage, damit wir da eine Entlastung im Schienennetz haben“, sagte Evelyn Palla im Podcast Table.Today. Die neue Bahnchefin erwartet mehr als fünf Millionen Passagiere über die Feiertage, schon jetzt liege man bei den Ticketverkäufen sechs Prozent über dem Vorjahr. Man werde alle verfügbaren Züge ins Netz bringen, versprach die Vorstandsvorsitzende. „Alles wird rollen, was rollen kann.“

Die schlechten Pünktlichkeitswerte im Fernverkehr der Bahn dürften auch noch im kommenden Jahr anhalten. Palla erwartet, dass die Bahnkunden dieses Jahr einen Negativrekord bei der Pünktlichkeit verkraften müssen. Erstmals werden die Pünktlichkeitswerte im Fernverkehr (alles oberhalb von sechs Minuten Verspätung gilt als unpünktlich) unterhalb von 60 Prozent liegen. „Wir werden im Fernverkehr bis Ende des Jahres wahrscheinlich eine Fünf vorne sehen“, sagte Palla. Zuletzt lag die Pünktlichkeitsquote im Fernverkehr im Oktober bei 51 Prozent. Im kommenden Jahr werde es zunächst nicht besser, da die Zahl der Baustellen entlang des 40.000 Kilometer langen Schienennetzes von derzeit 26.000 auf 28.000 angehoben werden muss, so die neue Bahn-Chefin. „Erst 2027 wird es spürbar besser.“

Die 52-jährige Bahn-Managerin aus Südtirol ist erst seit dem 1. Oktober im Amt. Sie betonte, dass Investitionen in die Bahn-Infrastruktur in den vergangenen Jahrzehnten in Deutschland zu gering ausgefallen seien. „Wenn wir zum Beispiel nach Österreich schauen oder in die Schweiz, dann ist das deutlich mehr. Da sprechen wir pro Kopf von drei- bis viermal so viel wie in Deutschland. Und die Schiene ist nun mal die Mutter des Eisenbahnverkehrs. Wenn die Schienen nicht funktionieren, können sie auch den besten Zug draufstellen, den tollsten Hochgeschwindigkeitszug. Er wird nicht fahren können, wenn die Weichen nicht funktionieren. Und das ist der Hauptgrund, warum wir heute die großen Probleme im Eisenbahnverkehr haben.“

Die Bahn-Managerin besitzt auch selbst einen Lokführerschein. Im September war sie von Verkehrsminister Patrick Schnieder als Nachfolgerin des glücklosen Richard Lutz an die Spitze des bundeseigenen Konzerns befördert worden. Zuvor hatte Palla als Chefin der Regio-Sparte den Regionalverkehr in die schwarzen Zahlen geführt und sich im Aufsichtsrat Akzeptanz erworben.

Weil sich die Erfolge im Schienennetz verzögern werden, will Palla nun im Zug und an den Bahnhöfen mit Maßnahmen punkten. Im Januar 2026 will sie ein „Sofortprogramm“ starten, das den Service, die Sauberkeit und die Kundeninformation im Fernverkehr verbessert. „Wir werden am Komfort im Fernverkehr arbeiten, an der Sauberkeit, an der Verfügbarkeit auch der Bordbistros und der WCs.“ Außerdem sollen Reisende in der DB-Navigator-App und in den Bahnhöfen schneller über Gleiswechsel oder Verspätungen informiert werden. „Das wird ein großer Schwerpunkt in 2026 sein.“

Auf das Top-Management im Berliner Bahn-Tower kommen ungemütliche Monate zu. Die neue Bahnchefin will Strukturen entschlacken und Personal kürzen, mehr Entscheidungen sollen vor Ort getroffen werden. „Wir haben fantastische Führungskräfte in der Fläche, in den Werken, in den Zügen, auch bei der Infrastruktur, die für das Schienennetz verantwortlich ist. Wir treffen heute viel zu viele Entscheidungen zentral.“ Wie Palla mit dem Verkehrsminister zusammenarbeitet und was sie von der Politik erwartet, hören Sie im Podcast ab 5 Uhr hier.

Table.Today mit Evelyn Palla. "Wann funktioniert die Bahn wieder, Frau Palla?"

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Letzte Aktualisierung: 25. November 2025