Talk of the town
Erscheinungsdatum: 21. September 2025

Neustart bei der Bahn: Warum die Wahl auf Evelyn Palla fiel – und was jetzt alles besser werden soll

Evelyn Palla

Patrick Schnieder will am Montag die künftige DB-Konzernchefin vorstellen. Die Erwartungen sind groß: Als erste Frau an der Spitze soll Evelyn Palla endlich für mehr Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit bei der Bahn sorgen.

An diesem Montag will Verkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) mit einem 15-seitigen Konzept die neue Eigentümerstrategie für die Deutsche Bahn vorstellen – und zugleich auch die neue Chefin. Nach Informationen von Table.Briefings haben sich Schnieder, Bundeskanzler Friedrich Merz und Vizekanzler Lars Klingbeil in den vergangenen Tagen auf die bisherige Vorstandschefin der DB Regio, Evelyn Palla, geeinigt. Die 52-jährige Südtirolerin mit Lokführer-Lizenz wäre die erste Frau an der Spitze des Konzerns, sie war auch die Favoritin von Bahn-Aufsichtsratschef Werner Gatzer. Ihre Bilanz ist gut, die Pünktlichkeitswerte im Regionalverkehr sind deutlich besser als die im Fernverkehr. Zugleich gilt Palla als kommunikativ, resolut und als „Bahn-Gewächs“. Seit 2022 ist sie Vorständin der DB Regio, zuvor war sie Finanz-Vorständin im Fernverkehr und mehrere Jahre Vorständin der Österreichischen Bundesbahn (ÖBB).  

Palla war allerdings nicht erste Wahl bei der Suche. Mehrere Kandidaten wie etwa Airbus-Aufsichtsrat René Obermann oder Siemens-Manager Michael Peters sollen abgesagt haben, wie Table.Briefings erfuhr. Auch die mächtige Eisenbahngewerkschaft EVG hatte eine externe Person bevorzugt, soll aber letztlich zugestimmt haben. Palla hätte Schnieder indes auch ohne wochenlange Suche mit Hilfe der kostspieligen Personalberatung Russel Reynolds vorstellen können, heißt es. Als kritisch wird angemerkt, dass die Managerin in Wien wohnt, der neue Posten aber der vollen Aufmerksamkeit in Deutschland bedarf.  

Schnieder strebt weitere personelle Veränderungen an, die aber intern offenbar noch auf Widerstand stoßen. Als neuer Chef der wichtigen Infrastruktursparte mit 70.000 Beschäftigten (InfraGO) soll der frühere Vorstand der DB Netz AG, Dirk Rompf, Professor für Transport und Mobilität an der International School of Management in Frankfurt, zurück zur Deutschen Bahn kommen, wie Table.Briefings erfuhr. Die EVG sieht den Manager, der sechs Jahre für die Infrastruktur zuständig war, kritisch. Die Infrastruktur-Einheit will Schnieder auf jeden Fall aufwerten, sie soll im Konzern bleiben, aber mehr Eigenständigkeit bekommen. Eine Kommission soll die De-facto-Entflechtung begleiten. Im Gespräch ist außerdem eine Zusammenführung von Infrastruktur- und Finanzvorstand, so dass der neue CFO auch die Infrastruktur-Sparte beaufsichtigt. Die bisher vakante Stelle soll mit dem Konzernbeauftragten Finanzen, Sebastian Stern, besetzt werden. 

Der Konzernvorstand soll von acht auf fünf Personen verkleinert werden. Angeblich wird die bisherige Technik- und Digitalvorständin Daniela Gerd tom Markotten den Konzern verlassen. Der bisherige Infrastruktur-Vorstand Berthold Huber soll im Vorstand bleiben, an welcher Stelle, ist noch unklar. Schnieder dürfte an diesem Montag zunächst nur seine Strategie und die neue Chefin präsentieren. Der Auftrag an sie ist eindeutig: Pünktlichkeit, Sauberkeit, Zuverlässigkeit und eine schnelle Umsetzung der Milliarden aus dem Sondervermögen. Der scheidende Bahn-Chef Richard Lutz soll spätestens 2026 den Konzern verlassen, heißt es. Die Abfindung dürfte sich auf rund vier Millionen Euro belaufen. Der Vorsitzende des Verkehrsausschusses im Bundestag, Tarek Al-Wazir, erwartet von der neuen Vorstandsvorsitzenden keine Wunder. „In die Infrastruktur wurde 30 Jahre lange insgesamt zu wenig investiert, da können sie auch Batman oder Batgirl zur Bahnchefin machen, das wäre auch nur eine Fledermaus.“ Was Al-Wazir vom Verkehrsminister jetzt fordert, hören Sie ab 5 Uhr hier. Michael Bröcker 

Table.Today mit Michael Bröcker und Helene Bubrowski. "Wer ist die neue Bahn-Chefin?"

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Letzte Aktualisierung: 21. September 2025

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