Talk of the town
Erscheinungsdatum: 14. Juli 2025

Bankettsaal gesucht: Welche Folgen die Sanierung von Schloss Bellevue hat

Deutschland, Berlin, Schloss Bellevue, Gespräch mit den Präsidenten von Kasachstan, Kassim-Schomart Tokajew; Kirgisistan, Sadyr Dschaparow; Tadschikistan, Emomali Rahmon; Usbekistan, Shawkat Mirsijojew sowie dem ehemaligen Präsidenten von Turkmenistan, Gurbanguly Berdimuhamedow

Der geplante Umzug des Bundespräsidialamts und die Sanierung des Schlosses Bellevue dürften den Steuerzahler mehr Geld kosten als bislang bekannt, und trotzdem fehlt dem Staatsoberhaupt künftig wohl ein repräsentativer Raum für die Staatsbankette mit Königen und Staatschefs.  

Nach Informationen aus Regierungskreisen liegen die Gesamtkosten des Umzugs inzwischen bei über 500 Millionen Euro. Ab 2026 wird das Schloss Bellevue einer umfassenden Sanierung unterzogen, auch „das Ei“, das erst 1998 gebaute angrenzende Bundespräsidialamt, muss kernsaniert werden. Zwischenzeitlich – vertraglich vorgesehen sind zunächst fünf Jahre – zieht der Bundespräsident in einen schnörkellosen Neubau an die Elisabeth-Abegg-Straße zwischen Bundeskanzleramt und Hauptbahnhof. Miete pro Jahr: 16 Millionen Euro. 

Das Problem ist nur: In dem neuen Bürohaus gibt es keinen Saal, der mit dem für Bankette genutzten Saal des Schlosses vergleichbar wäre. Der Raum für Empfänge in der sechsten Etage ist zwar 300 Quadratmeter groß – doch in keiner Weise vergleichbar mit den vornehmen Räumen des Bellevue. „Sollen wir King Charles oder Donald Trump in einem Konferenzraum empfangen?“, fragt eine mit dem Bauvorgang vertraute Person. Daher hatten die Planer auf Wunsch des Präsidialamts auch eine Zwischennutzung für die Staatsdinner im Schloss Charlottenburg oder im Schloss Schönhausen erwogen. Die Gebäude stehen wegen Sanierung oder kultureller Nutzungen aber nicht zur Verfügung. Das Schloss Sanssouci in Potsdam galt als zu weit weg.  

Nun bleibt es dabei, dass künftig Staatsoberhäupter und Präsidenten vor dem Bürogebäude am Bahnhof vorfahren müssen und in dem Konferenzraum empfangen werden. Immerhin dann mit Blick auf das Kanzleramt. „Es ist beabsichtigt, alle Staatsbankette in der Interimsliegenschaft in den für Veranstaltungen vorgesehenen Räumlichkeiten stattfinden zu lassen“, heißt es im Präsidialamt.  

Die Liegenschaften des Bundespräsidenten müssen grundlegend saniert werden. Dazu gehören das ab 1785 errichtete Schloss, das 1998 gebaute Verwaltungsgebäude sowie die Hauptwache, die künftig teilweise unterirdisch angelegt werden soll. Die Kosten für Umzug, Sanierung und Neubau sind in den vergangenen Jahren immer weiter gestiegen. Die Sanierung des Schlosses alleine soll rund 200 Millionen Euro kosten, heißt es in Regierungskreisen. Der Neubau des Ausweichquartiers in Moabit werde mehr als 220 Millionen Euro kosten, ursprünglich waren bei Planungsbeginn mal 137 Millionen Euro als Obergrenze festgelegt worden. Für den Umzug der rund 250 Mitarbeiter werden 330.000 Euro eingeplant.  

Im denkmalgeschützten Schloss wird unter anderem ein neues Lüftungssystem installiert, außerdem ist eine neue Sicherheitstechnik und eine energetische Sanierung vorgesehen. Zuständig für das Gesamtprojekt ist das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR), das dem Bauministerium zugeordnet ist. Eigentümerin des Grundstücks für den Neubau ist die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA). Der aktuelle Hausherr Frank-Walter Steinmeier wird 2029 allerdings nicht mehr das dann sanierte Schloss beziehen können – seine Amtszeit endet 2026. 

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Letzte Aktualisierung: 24. Juli 2025

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