Table.Nachtisch
Erscheinungsdatum: 13. November 2025

13. November 2025 Nachttisch

Unser Tipp führt sie heute in „Die höfische Gesellschaft“. Also jene Welt von Einflüsterern und Bücklingen am Hof des französischen Königs Ludwig XIV. Der Soziologe Norbert Elias hat das 1969 in seiner gleichnamigen Analyse beschrieben – heute ist es hilfreich beim Blick auf die US-Regierung. Denn Elias interessierte sich nicht für Ludwig XIV., er analysierte das Netzwerk um ihn herum. Es gab Gruppen, die den König stützten und stärkten, um von seiner Gunst zu profitieren. Und es gab Gruppen, die nicht mehr mitmachten und verloren. Je mächtiger der König wurde, desto wichtiger wurde die Nähe zu ihm persönlich. Regeln konnte man vergessen; Wille und Laune des Herrschers waren entscheidend. Doch so trostlos das klingt, Elias beschreibt auch die größte Schwäche des Systems. Die Macht hielt nur so lange, wie das sensibel austarierte Netzwerk sie trug. Je persönlicher es wurde, desto egoistischer handelten seine Akteure. Bis sich das Netzwerk blockierte und die unterdrückten Massen aufbegehrten. Viktor Funk

Norbert Elias: Die höfische Gesellschaft | Suhrkamp

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Letzte Aktualisierung: 13. November 2025

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