Table.Briefing: Berlin

Das Late-Night-Memo für die Hauptstadt

Das Late-Night-Memo für die Hauptstadt

  • Wahlrecht: Ampel schafft Überhangmandate ab
  • Schwäche der CDU: Pascha-Debatte überlagert Inhalte
  • Lambrecht-Nachfolge: Was für wen spricht
  • Giegold: Einigung beim Kartellrecht naht
  • Strom-Streik: Initiative will Rechnungen boykottieren
  • Climate.Table: Die Klimaagenda der Superreichen
  • Europe.Table: Antwort der EU auf Bidens IRA
  • China.Table: China gibt in Afrika Geld, der Westen gibt Versprechen
  • Research.Table: Live.Briefing zum Forschungsjahr 2023

Guten Abend, liebe Leserin, lieber Leser, 

wir begrüßen Sie herzlich zum Berlin.Table, dem Late-Night-Memo für die Hauptstadt. 

Heute kümmern wir uns um die aktuelle Entscheidung der Ampel-Fraktionen, das Wahlrecht einschneidend zu ändern – was bei der Union schon für Ärger sorgt. Wir wägen ab, wer warum für die Nachfolge von Christine Lambrecht infrage kommt und werfen einen Blick auf die CDU und ihren Parteichef Friedrich Merz, der es – wie jetzt in Weimar – immer wieder schafft, inhaltliche Neuanfänge durch Zuspitzungen in Integrationsfragen selbst zu torpedieren. Außerdem haben wir mit Sven Giegold gesprochen: Seine Karriere vom Attac-Aktivisten und einflussreichen EU-Abgeordneten zum Staatssekretär unter Robert Habeck ist durchaus ungewöhnlich. Im Interview blickt er auf sein erstes Jahr im Ministerium zurück, beschreibt seine bisher schwerste Entscheidung und seine heimliche politische Leidenschaft.

Wie gewohnt liefern wir einen Blick auf die Aufmacher heute Abend, die Schlagzeilen morgen früh – und die wichtigsten Interviews in den Morgensendungen.

Sollte Ihnen der Berlin.Table gefallen, empfehlen Sie uns bitte weiter. Sollte Ihnen diese Mail zugeleitet worden sein: Hier können Sie sich für das Late-Night-Memo kostenlos anmelden. Wer sich anmeldet, wird jeden Sonntag-, Dienstag- und Donnerstagabend mit Informationen und Analysen aus der Hauptstadt versorgt.  

An dieser Ausgabe haben Okan Bellikli, Stefan Braun, Enno Eidens, Horand Knaup, Malte Kreutzfeldt, Daniel Schmidthäussler, Vera Weidenbach und Britta Weppner mitgewirkt. Wir alle heißen Sie herzlich willkommen.

Wahlrecht: Ampel schafft Überhangmandate ab

Wahlrecht: Ampel schafft Überhangmandate ab. SPD, Grüne und Liberale haben sich auf eine Reform verständigt. Sie soll künftig eine Begrenzung auf 598 Sitze im Bundestag festschreiben. Überhang- und Ausgleichsmandate wird es künftig nicht mehr geben. Derzeit sitzen, wegen dieser Extra-Mandate, 736 Abgeordnete im Bundestag.

Erststimmensieger sind nicht mehr automatisch im Parlament. Kandidaten und Kandidatinnen, die den Wahlkreis dank ihrer Erststimmen-Mehrheit gewinnen, können sich nicht mehr sicher sein, damit auch garantiert einen Platz im Bundestag errungen zu haben. Entscheidend für die Zahl der Abgeordneten aus einem Bundesland ist künftig nur noch das Zweitstimmen-Ergebnis. Gibt es zu viele Wahlkreissieger einer Partei im Verhältnis zu den Zweitstimmen-Prozenten, entscheidet das prozentuale Erststimmen-Ergebnis.

Union übt scharfe Kritik. Der Obmann der CDU-Fraktion, Ansgar Heveling, wirft den Fraktionen von SPD, Grünen und FDP im Berlin.Table vor, “die Axt an unser personalisiertes Verhältniswahlrecht zu legen”. Der CDU-Abgeordnete kritisiert vor allem, dass aus Gewinnern plötzlich Verlierer würden, “weil jemand, der eigentlich einen Wahlkreis gewonnen hat, dann nicht in den Bundestag einzieht”. Tatsächlich kann das künftig passieren, wenn eine Partei in einem Bundesland zwar sehr viele Wahlkreise direkt gewinnt, aber nicht vergleichbar viele Stimmen bei der Zweitstimme erhält, die über das Machtverhältnis im Parlament entscheidet.

In Bayern zum Beispiel könnte das erhebliche Folgen haben. Dort hatte die CSU mit einer Ausnahme zuletzt alle Wahlkreise direkt gewonnen. Heveling droht deshalb schon mit dem Gang vor Gericht: “Wer auf verfassungsrechtlichem Sand baut, muss damit rechnen, dass das Verfassungsgericht angerufen wird.” Wie der Beschluss der Ampel-Fraktionen im Detail aussieht, können Sie in unserer Analyse nachlesen.

  • Bundestag
  • Wahlen
  • Wahlrechtsreform

Schwäche der CDU: Pascha-Debatte überlagert Inhalte

Schwäche der CDU: Pascha-Debatte überlagert Inhalte. Klimaschutz, Zukunft der Wirtschaft, Sicherung der Arbeitsplätze – diese drei Themen wollte die CDU-Spitze auf der Klausur in Weimar diskutieren. Und sie wollte Lücken schließen, die sie in diesem zentralen Dreieick auch nach eigener Einschätzung hat. Doch die “Pascha”-Äußerungen des Parteichefs in einer Talkshow überlagerten öffentlich die zentrale Debatte mit der Klimaforscherin Antje Boetius und dem Wirtschaftswissenschaftler Clemens Fuest.

Der Frust über die Folgen der Merz-Äußerungen führte in Weimar nicht zum offenen Eklat, aber zu einer “liebevoll eingebetteten Botschaft” (Zitat eines Vorstandsmitglieds) an den Parteichef. Sie lautete: So könne das mit seinen Äußerungen nicht mehr weitergehen. Hermann Gröhe und Serap Güler forderten im Umgang mit Zuwanderern und Migration mehr Sensibilität; Merz’ eigener Generalsekretär Mario Czaja hatte das in einem Interview mit dem Berlin.Table zuvor schon angemahnt und wiederholte es in Weimar.

Die Partei steht jetzt vor drei Alternativen. Lernt Merz selbst dazu? Versteht er die Botschaft von Weimar? Wenn nicht, schaffen es Gröhe, Güler und Czaja dann im Bündnis mit anderen, ihn so einzuhegen, dass er gar nicht mehr anders könnte als ihrer Linie zu folgen? Oder bleibt Merz eben doch der Merz, der immer wieder verletzend zuspitzt? Dann könnte sich ein Trend fortsetzen, der sich bei manchem Christdemokraten in Weimar schon andeutete: Zurücklehnen und abwarten. Was seit der Rückkehr von Friedrich Merz auf die politische Bühne geschah und warum das Leben für die CDU gerade so kompliziert ist, lesen Sie in dieser Analyse.

  • CDU
  • Friedrich Merz

Presse-Briefing von morgen

15.01.2023 Presseschau

Welt: Niedersächsische Grüne gegen Erschließung von Erdgasfeldern. In der Lüneburger Heide will das kanadische Unternehmen Vermilion zwei bereits bewilligte Erdgasfelder erschließen – ohne Fracking. Die betroffenen Gemeinden haben Zustimmung signalisiert, ebenso der Heidekreis. Nur in der Landesregierung zeichnet sich ein Konflikt zwischen SPD und Grünen ab. Letztere, so berichtet Ulrich Exner, sprechen sich aus “Umweltschutzgründen” gegen neue Gasbohrungen aus, auch weil die Förderung frühestens Ende 2024 beginnen könnte. (“Grünen stellen sich bei Gasförderung quer“)

Bundeshaushalt müsste 2025 um 8 Prozent gekürzt werden. Soviel würde es kosten, wenn der Bund die Sozialversicherungsbeiträge auf dem heutigen Niveau stabilisieren will. Der Finanzexperte Prof. Thiess Büttner und der “Wirtschaftsweise” Prof. Martin Werding warnen, ohne Reformen mit spürbaren Ausgabendämpfungen drohten massive Steuererhöhungen. (Mehr)

Handelsblatt: Der Soli wird nicht vom Finanzministerium verteidigt. Wenn am Dienstag der Bundesfinanzhof über die Rechtmäßigkeit des Solidaritätszuschlags verhandelt, wird kein Vertreter des zuständigen Ministeriums die aktuelle Regelung verteidigen. Nach Berechnungen der Zeitung würden von einer Abschaffung vor allem Gutverdiener profitieren. SPD und Grüne sind deshalb dagegen, FDP-Chef Lindner ist dafür – und argumentiert mit einer Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des Landes. Noch vor der Bundestagswahl hatten die Liberalen sich für die komplette Abschaffung ausgesprochen, in den Koalitionsverhandlungen konnten sie sich aber nicht durchsetzen. (“Die Zukunft des Solis“, Seite 11)

Tagesspiegel: Warum die Ampel ins All will. Mit Blick auf die für Herbst geplante Weltraumstrategie der Bundesregierung schreibt Christopher Ziedler, das All sei ein Wachstumsmarkt. Im Bereich der Kleinsatellitentechnik ist man demnach führend, was sich aber laut Wirtschaftsministerium “noch nicht in einer führenden Position deutscher Unternehmen” niederschlägt. Weil Satelliten zudem für Sicherheitsfragen relevant sind, haben Bundesrepublik und EU offenbar ein großes Interesse daran, hier voranzugehen. (“Die Ampel strebt ins All“, Seite 4)

Süddeutsche: Schlamm und Polizeigewalt in Lützerath. Berichte aus Lützerath sind deshalb so wichtig, weil der Kampf um die Deutungshoheit beginnt. Waren dort 50.000 Menschen, wie die Aktivisten sagen, oder 15.000, wie die Polizei sagt? Jana Stegemann und Christian Wernecke haben aufgeschrieben, was am Wochenende wann passiert ist und wie häufig Greta Thunberg von Polizisten weggetragen wurde. Eins scheint festzustehen: Die Demonstrierenden haben für die Polizei belastende Bilder geschaffen und eine “friedliche Räumung” verhindert, aber sonst nicht viel erreicht. (“Die ganze Welt schaut auf uns“, Seite 5)

Fast überlesen

Economist: Die Ära der Großeltern beginnt. Es gibt immer mehr von ihnen: Ihre Zahl hat sich in den letzten 50 Jahren weltweit auf 1,5 Milliarden Menschen verdreifacht. In zwanzig Jahren wird es mehr Großeltern als Enkel geben. Kindern, die auch von Großeltern erzogen werden, geht es in aller Regel besser. Die meisten europäischen Großmütter helfen in Belgien (über 60 Prozent), Deutschland liegt im Mittelfeld mit 45 Prozent und vor Italien (33 Prozent). Helfende Großeltern reduzieren in Gambia die Kindersterblichkeit. In USA, UK, China und Japan sind ihre Enkel allerdings eher übergewichtig. Sie selbst sind weniger einsam und leiden seltener an Depressionen. (“The age of the grandparent has arrived“, 14. Januar 2023)

Sie möchten die politische Spitze erreichen? Dann stellen wir Ihnen gerne die Werbemöglichkeiten im Berlin.Table Late-Night-Memo vor. Schreiben Sie uns einfach eine Mail an advertising@table.media.

Lambrecht-Nachfolge: Was für wen spricht

Lambrecht-Nachfolge: Was für wen spricht. Christine Lambrecht wird bald aufhören, das gilt in Berlin als sicher. Dass Olaf Scholz alsbald Ersatz finden muss, auch. Schon am Freitag findet in Ramstein eine Ukraine-Folgekonferenz statt. Es ist schwer vorstellbar, dass Deutschland dann noch von einer Ministerin vertreten wird, die bald nicht mehr da ist. Der Kanzler hat eine knifflige Aufgabe vor sich, bei der nur eines feststeht: Jede Entscheidung hat einen Haken.

Drei Namen werden heiß gehandelt. Der erste: Hubertus Heil. Für den Arbeitsminister, der in vielen Spekulationen auftaucht, spricht seine parlamentarische und mittlerweile auch exekutive Erfahrung. Seine fünf Jahre als Minister hat er quasi fehlerfrei absolviert; sein Interesse am Verteidigungsministerium hatte er beim Kanzler schon vor der letzten Ministeraufstellung hinterlegt. Problem: die Nachfolge. In der Fraktion hat bisher niemand erkennen lassen, dass er oder sie in seine Fußstapfen treten könnte.

Auch Lars Klingbeil gilt als möglicher Kandidat. Schon der Vater war bei der Bundeswehr (er selbst verweigerte den Dienst), er kommt aus der Region Munster und war viele Jahre Mitglied des Verteidigungsausschusses. Problem: Er müsste seine Stelle als Co-Parteivorsitzender wohl aufgeben. Die sorgfältig konstruierte Balance an der Parteispitze wäre dahin und nicht ohne Weiteres wieder herzustellen. Mit einem Mann im Ministerium wäre zudem die versprochene Frauenquote dahin.

Genannt wird zudem die Wehrbeauftragte Eva Högl. Ursprünglich war sie Sozial- und später Innenpolitikerin, hat sich aber rasch in die für sie neue Materie eingearbeitet. In der Bundeswehr ist sie akzeptiert. Problem: Die Fraktion hätte gerne wieder eine Frau aus ihren Reihen. Und dann sind da auch noch die Fragen rund um Nancy Faeser. Sollte oder müsste der Kanzler die Zukunft der Bundesinnenministerin nicht gleich mit einbeziehen? Immerhin gilt es als so gut wie sicher, dass sie als Spitzenkandidatin in Hessen antritt – und als vollkommen offen, ob sie in der Zeit noch Ministerin bei Olaf Scholz bleiben kann. Scholz wie Faeser wäre es am liebsten, wenn sie bis zum Wahltag bliebe. Ob es so kommt, ist aber offen.

Schlagzeilen von morgen, 16. Januar

15. Januar Schlagzeilen von morgen, 16. Januar

SZ: Lambrecht bringt Scholz in Bedrängnis

Tagesspiegel: Kampf gegen kriminelle Clans: FDP fordert härteres Vorgehen

taz: Drecksarbeit für RWE (Räumung von Lützerath)

Handelsblatt: Panzer für die Ukraine

Sächsische Zeitung: Umstieg auf E-Autos in Sachsen verlangsamt sich

Aufmacher am Sonntagabend, 15. Januar

15. Januar Aufmacher am Sonntagabend

Zeit Online: Der Aufsatzkanzler (Über Texte von Olaf Scholz)

RND: Was der Schneemangel für den Profiwintersport bedeutet

t-online: Zweiter Sieg in Serie – Deutschland gewinnt Krimi (Handball-WM)

GMX/Web.de: Letzter Akt eines Trauerspiels – Wer kommt nach Lambrecht?

Business Insider: Elektroautos und Wärmepumpen bringen lokale Stromnetze an ihre Grenzen – Netzagentur für Rationierung

Das Beliebteste am Sonntag, 15. Januar

15. Januar Das Beliebteste am Sonntag

SZ: Ampel will Bundestag deutlich verkleinern

Welt: Warum haben Amerikaner so ein kurzes Leben?

FAZ: Das Beste für das Land (Diskussion um Lambrecht-Nachfolge)

Handelsblatt: “Wir dürfen Russland nicht unterschätzen” (Interview mit Nato-Chef Jens Stoltenberg)

NZZ: Nicht alles ist machbar, Frau Nachbar: Zu viele fachfremde Minister schaden der Politik

Giegold: Einigung beim Kartellrecht naht

Giegold: Einigung beim Kartellrecht naht. Trotz Widerständen aus der Industrie erwartet Sven Giegold, Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, in Kürze eine Einigung über das verschärfte Kartellrecht. “Einzelnen Akteuren gefällt das zwar nicht”, sagte er dem Berlin.Table. “Aber ich rechne damit, dass die Vorschläge sehr bald im Kabinett sein werden.” Angekündigt worden war die Reform im Sommer, als die Benzinpreise gerade sehr viel stärker gestiegen waren als der Rohölpreis. Wichtigste Maßnahmen seien dabei “neue Eingriffsmöglichkeiten des Kartellamts, das künftig schon tätig werden kann, wenn ein Missbrauch noch nicht kartellrechtlich nachgewiesen ist”, sagt Giegold.

Die umstrittenen Rüstungsexporte nach Saudi-Arabien verteidigt Giegold. Die Entscheidung darüber sei “die bisher schwierigste, an der ich beteiligt war”, sagte der ehemalige Attac-Aktivist. “Denn ich bin zutiefst überzeugt, dass es nicht sinnvoll ist, Rüstungsgüter in Länder zu exportieren, mit denen wir bei Rechtsstaatlichkeit, Demokratie und Menschenrechten Grundsatzkonflikte haben.” Ausschlaggebend dafür, dass er trotzdem zugestimmt habe, sei die künftige Zusammenarbeit mit den EU-Partnern gewesen, sagt Giegold: “Wer sich an Verträge nach einem Regierungswechsel nicht mehr hält, hat Schwierigkeiten, in Zukunft neue Verträge zu schließen.”

Der Wechsel vom Aktivisten und Abgeordneten zum Beamten ist ihm nach eigener Aussage leicht gefallen. Die Tätigkeit bei Attac, die von der Kompromisssuche in einem breiten Bündnis geprägt war, sei “eine wunderbare Vorbereitung” für das Regierungsamt gewesen. In dem Ministerium, das einen konservativen Ruf genießt, sei er offen und freundlich aufgenommen worden; die Arbeitsmoral der Beamten beeindrucke ihn. Das komplette Interview, in dem es auch um Giegolds Einschätzung zu Peter Altmaier, seine Kritik an falscher Schwerpunktsetzung in den Medien und seinen Umgang mit Provokationen durch Koalitionspartner geht, lesen Sie hier.

  • Energiekrise
  • Klimaschutz
  • Wirtschaftsministerium

Strom-Streik: Initiative Rechnungen boykottieren

Strom-Streik: Initiative will Rechnungen boykottieren. “Wir zahlen nicht”: Das sind Name und Motto einer neuen Bewegung, die sich vor wenigen Tagen nach dem Vorbild der britischen Aktion “Don’t Pay UK” gebildet hat. Aus Protest gegen die gestiegenen Strompreise will sie eine Million Menschen versammeln, die ihre monatliche Abschlagszahlung zunächst eigenmächtig bei 15 Cent pro Kilowattstunden deckelt. Wenn ihre Forderungen nicht erfüllt werden, droht die Initiative, die Rechnungen vollständig zu boykottieren. Unter anderem verlangt sie ein Verbot von Stromsperren.

Von Stromsperren waren schon vor der Energiekrise Hunderttausende betroffen. Laut Bundesnetzagentur kam es 2021 in über 230.000 Fällen zum Abklemmen des Zählers. Im Rahmen der Energiekrise hat die Regierung jetzt reagiert: Sie erleichtert es Verbrauchern, mit ihrem Versorger eine sogenannte Abwendungsvereinbarung – etwa über eine Ratenzahlung – zu schließen. Anders als zuvor müssen Kunden dann schon bei Ankündigung einer Sperre über diese Möglichkeit informiert werden. Die neuen Regelungen bieten zudem weitere Lockerungen.

Der neuen Initiative reicht das nicht. Am Dienstagabend findet deshalb eine Auftaktveranstaltung in Berlin statt, an der auch Gruppen teilnehmen, mit denen sich “Wir zahlen nicht” verbünden will. In anderen Städten sind ebenfalls Veranstaltungen und Lokalgruppen geplant. Im Einzelfall wollen die Boykotteure auch von ihrem Ursprungsplan abweichen. Lesen Sie hier den vollständigen Text über den Protest und das Problem Stromsperren.

  • Armut
  • Energiekrise
  • Streik

Aus den Professional Briefings

15. Januar Professionals

Climate.Table: Die Klimaagenda der Superreichen. In Davos treffen sich ab Montag wieder die Führungsspitzen aus Politik und Wirtschaft auf dem World Economic Forum. Aus diesem Anlass schreibt Bernhard Pötter über eine Entwicklung in der Klimapolitik: Milliardäre wie Michael Bloomberg, Jeff Bezos, Marc Benioff, Bill Gates oder Andrew Forrest werden zu wichtigen Akteuren – teils offen, teils diskret, manchmal auch zum eigenen Vorteil. Wer sind die wichtigsten Geldgeber und wie gehen sie vor? Mehr

Europe.Table: Antwort der EU auf Bidens Inflation Reduction Act (IRA). Europa befürchtet, dass Zukunftsindustrien wegen der attraktiven Subventionen in die USA abwandern. EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager hat jetzt Instrumente definiert, um einen Exodus zu verhindern: Die Mitgliedstaaten sollen bei Schlüsseltechnologien künftig Beihilfen gewähren dürfen. Das Konzept liegt Europe.Table vor, Till Hoppe berichtet. Mehr

China.Table: China gibt in Afrika Geld, der Westen gibt Versprechen. Seine erste offizielle Reise führt Chinas neuen Außenminister Qin Gang diese Woche durch verschiedene Länder Afrikas. Damit setzt der ehemalige Botschafter der Volksrepublik in den USA ein klares Signal: Der Kontinent hat für China weiter Top-Priorität. Vor allem Ägypten rückt in den Fokus, analysiert Michael Radunski. Von hier kann Peking seinen Einfluss auch in die arabische Welt und den Nahen Osten ausdehnen. Mehr

Research.Table: Live.Briefing zum Forschungsjahr 2023. Unser neuer Table zu Wissenschaftspolitik, Forschungsstrategie, Innovationsmanagement und Research Funding erscheint zum ersten Mal am Donnerstag. Zur Einstimmung lädt Redaktionsleiterin Nicola Kuhrt am Dienstag um 11 Uhr zu einem Online-Gespräch über das Forschungsjahr 2023 ein. Mit dabei: Jan Wöpking, Geschäftsführer der U15, und Christian Kobsda, Leiter des Berliner Büros der Max-Planck-Gesellschaft. Hier anmelden.

Morgeninterviews am 16. Januar

15. Januar Morgeninterviews am 16. Januar

Informationen am Morgen (Deutschlandfunk)

ca. 6:50 Uhr: Harald Schmitz, Vorstandsvorsitzender der Bank für Sozialwirtschaft: Wirtschaftskrise adé?

ca. 7:14 Uhr: Rainer Wendt, Deutsche Polizeigewerkschaft: Gewalt in Lützerath: Vorwürfe der Aktivisten berechtigt?

ca. 8:10 Uhr: Hans-Peter Bartels, ehemaliger Wehrbeauftragter: Vor Lambrecht-Rücktritt: Wie weiter im Bendlerblock?

ARD-Morgenmagazin (Das Erste)

7:05 Uhr: Ricarda Lang, Co-Vorsitzende der Grünen: Räumung von Lützerath spaltet die Grünen

8:05 Uhr: André Wüstner, Vorsitzender Bundeswehrverband: Lieferung von Schützenpanzern an die Ukraine

Inforadio (rbb24)

ca. 07:05 Uhr: Carlo Masala, Sicherheitsexperte

ca. 07:25 Uhr: Luisa Neubauer, Klimaschutzaktivistin

Heads

15. Januar Heads

FAZ: Frau der Zahlen (Ruth Brand, neue Bundeswahlleiterin und Präsidentin des Statistischen Bundesamts)

Geburtstage

15. Januar Geburtstage

Montag, 16. Januar

Juliane Seifert, Staatssekretärin im Bundesinnenmisterium, 45

Mehmet Daimagüler, Antiziganismusbeauftragter der Bundesregierung, 55

Jörn Rohde, Deutscher Botschafter im Kosovo, 64

Amira Mohamed Ali, Co-Vorsitzende der Linksfraktion im Bundestag, 43

Gregor Gysi, MdB (Linke), 75

Anja Siegesmund, Ministerin für Umwelt, Energie und Naturschutz in Thüringen, 46

Anne Monika Spallek, MdB (Grüne), 55

Tobias Winkler, MdB (CSU), 45

Dienstag, 17. Januar

Bernd Krösser, Staatssekretär im Bundesinnenministerium, 59

Peter Blomeyer, Deutscher Botschafter in Malaysia, 64

Ricarda Lang, Co-Vorsitzende der Grünen, 29

Susanne Schäper, Co-Landesvorsitzende der Linken in Sachsen, 45

Termine

15. Januar Termine

Montag, 16. Januar

Energie: Rede von und Interview mit Robert Habeck beim Handelsblatt Energie-Gipfel. 12:35 Uhr, bcc Berlin

Dienstag, 17. Januar

Sicherheit: Fishbowl-Diskussion: “Wie resilient ist Deutschland gegenüber Krisen wirklich?” Mit Johann Saathoff, Staatssekretär im BMI. 12:00 Uhr, Telefonica BASECAMP, Berlin. Infos & Anmeldung

Wirtschaft I: Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums (WEF). Diskussionen unter anderem mit Robert Habeck und Christian Lindner: “Wiederbelebung von Handel, Wachstum und Investitionen”/”Eindämmung der Lebenshaltungskostenkrise”. 14:00 Uhr/15:00 Uhr, Davos (Schweiz)

Landwirtschaft I: Agrarkongress 2023. Mit Cem Özdemir und Steffi Lemke. 9:00 Uhr. dbb forum berlin

Mittwoch, 18. Januar

Wirtschaft II: Rede von Olaf Scholz vor dem Plenum des Weltwirtschaftsforums. 15:45 Uhr, Davos (Schweiz)

Landwirtschaft II: Rede von Steffi Lemke bei “Landwirtschaft im Dialog” zum Thema: Nachhaltigkeit und Versorgungssicherheit: Wie bringen wir beide Herausforderungen in Einklang? 19:00 Uhr, Hessische Landesvertretung, Berlin

Verfassung: “Die Deutschen und ihr Grundgesetz”: Diskussion mit Norbert Lammert und Hedwig Richter. 19:00 Uhr, Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung, Berlin

Donnerstag, 19. Januar

Landwirtschaft III: Rede von Cem Özdemir anlässlich der Eröffnung der Internationalen Grüne Woche. 18:00 Uhr, Berliner Messe (bis 29. Januar)

Gesundheit: Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege zum Thema: “Wie wir das Gesundheitssystem krisenfester machen können. Wege zur Stärkung der Resilienz des deutschen Gesundheitssystems”. 10:00 Uhr, Bundespressekonferenz

Wirtschaft III: Gründerdialog der FDP-Bundestagsfraktion. Mit Marco Buschmann, Carina Konrad und Maximilian Mordhorst. 17:30 Uhr, Telefonica BASECAMP, Berlin

Außenpolitik I: Enabling change: Gender-transformative approaches to transitional justice. Mit Niels Annen und Jochen Steinhilber. 17:00 Uhr, Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Infos & Anmeldung

Freitag, 20. Januar

Außenpolitik II: Olaf Scholz empfängt Katerina Sakellaropoulou, die Präsidentin Griechenlands. 13:45 Uhr, Bundeskanzleramt

Nachttisch

15. Januar Nachttisch

Robert Menasse: Die Erweiterung (Suhrkamp, 2022)

Sie sind mit der Arbeit fertig und hätten gerne noch ein bisschen Unterhaltung? Unser Tipp des Abends führt Sie heute auf den Westbalkan. Im Zentrum steht ein als Nationalsymbol geltender Helm mit einem Ziegenkopf drauf und seine Bedeutung für Albanien, das der EU beitreten möchte. Nicht alle sind von dem Vorhaben begeistert. Eine wichtige Rolle spielen zwei früher als “Blutsbrüder” geltende Polen, von denen der eine Ministerpräsident und der andere für die europäische Erweiterungspolitik zuständig wurde. Als der Helm aus einem Museum in Wien gestohlen wird, kochen die Gemüter hoch. Auf einer Kreuzfahrt kommt es zum großen Finale. Halb Fakt, halb Fiktion: ein Roman mit vielen Anspielungen, der zeigt, wie vielschichtig Europa ist.

Robert Menasse: Die Erweiterung | Buch: Suhrkamp | Hörbuch: Der Hörverlag

Das war’s für heute. Das nächste Late-Night-Memo erhalten Sie am Dienstagabend.

Good night and good luck!

Der Berlin.Table ist das Late-Night-Memo für die Table.Media-Community.s

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Berlin.Table Redaktion

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