Table.Briefing: Berlin

Das Late-Night-Memo für die Hauptstadt

Das Late-Night-Memo für die Hauptstadt

  • Kindergrundsicherung: Miterfinderin kritisiert Streit zwischen Paus und Lindner
  • ChatGPT: Fachleute fordern Regulierung
  • Wärmepumpen: Studie sieht große wirtschaftliche Vorteile
  • EU-Fiskalregeln: Druck aus Berlin erfolgreich
  • Grüne Gentechnik: FDP jubelt, SPD bremst
  • Bezahlung von Forschern: Brandbrief von Kretschmann
  • Security.Table: Pistorius’ Bilanz nach 100 Tagen als Verteidigungsminister
  • China.Table: Trittin befürwortet Subventionen für EU-Solarindustrie
  • China.Table: Konsens zu China-Strategie bei Table.Media-Event
Liebe Leserin, lieber Leser,

wir begrüßen Sie zum Berlin.Table, dem Late-Night-Memo für die Hauptstadt.

Ein Tag der Freude ist das, keine Frage. Wenn Deutschland Hunderte Landsleute und Menschen anderer Staaten aus einem Kriegsgebiet rettet, dann ist das ein guter Grund, um sich für einen kurzen Moment über sich selbst zu freuen. Genau das haben Annalena Baerbock und Boris Pistorius am Dienstag getan. In einer Erklärung bedanken sie sich bei Soldaten und Hilfskräften. Und erinnern ganz nebenbei daran, dass Deutschland bei diesem Militäreinsatz anders als Amerikaner und Briten nicht nur an die eigenen Leute gedacht hat. Das ist löblich. Und es soll wohl ganz leise beweisen, dass dieses Deutschland aus der afghanischen Katastrophe vor nicht mal zwei Jahren viel gelernt hat. Damals wirkte alles chaotisch, hilflos, grausig. Ganz anders als heute. Bleibt nur der Nachgeschmack, dass in Afghanistan wie im Sudan nun vor allem die Schwächsten allein bleiben.

Wir werfen den Blick auf eine andere Notlage: die von Familien in prekären Verhältnissen. Dazu haben wir die Miterfinderin der Kindergrundsicherung, Irene Becker, nach den Schwächen der aktuellen Regierungspläne gefragt. Außerdem informieren wir über Stärken und Baustellen bei den Wärmepumpen und berichten darüber, was Experten der Politik im Umgang mit ChatGPT raten.

Viel Vergnügen bei der Lektüre!

Heute haben Okan Bellikli, Stefan Braun, Annette Bruns, Christian Füller, Till Hoppe, Franziska Klemenz und Malte Kreutzfeldt mitgewirkt. Wir freuen uns über Ihr Interesse.

Kindergrundsicherung: Miterfinderin kritisiert Streit zwischen Paus und Lindner

Kindergrundsicherung: Miterfinderin kritisiert Streit zwischen Paus und Lindner. Die Wissenschaftlerin Irene Becker blickt skeptisch auf die aktuellen Pläne für die Vereinheitlichung von Sozialleistungen für Familien mit Kindern. “Von den ursprünglichen Ideen ist in der jetzigen Debatte nicht viel übrig geblieben, weil sie immer weiter reduziert wurden”, sagt die Expertin im Interview mit Table.Media. Verschiedene Studien würden zeigen, dass es vor allem darauf ankomme, sachgerecht ein Existenzminimum für Kinder zu ermitteln. “Das war das ursprüngliche Ziel der Kindergrundsicherung, das auch im Koalitionsvertrag steht. Davon ist – soweit bisher bekannt – nichts geblieben”, so Becker. Sie hat vor mehr als zehn Jahren eines der ersten Konzepte für eine solche Leistung entworfen. Welche Aspekte aus ihrer Sicht aktuell noch zu kurz kommen, lesen Sie hier.

  • Christian Lindner
  • Kindergrundsicherung
  • Lisa Paus
  • Sozialpolitik

ChatGPT: Fachleute fordern Regulierung

ChatGPT: Fachleute fordern Regulierung. Das beim Bundestag angesiedelte Büro für Technikfolgen-Abschätzung hält bei KI-basierten Anwendungen mehr Transparenz, wirksamen Datenschutz sowie eine Erkennungsmöglichkeit für “besonders dringlich”. Das geht aus einer gut hundertseitigen Untersuchung über “ChatGPT und andere Computermodelle zur Sprachverarbeitung” hervor, die der Forschungsausschuss im Februar in Auftrag gegeben hatte. Im Fokus des Papiers stehen Grundlagen, Anwendungspotenziale und mögliche Auswirkungen solcher Systeme. Eine staatliche Festlegung von Rahmenbedingungen sei “angemessen und ggf. angebracht”, so das vom Karlsruhe Institut für Technologie (KIT) betriebene Büro.

Die Fachleute zeigen neben Chancen mehrere Risiken auf. Sprachverarbeitende KI-Systeme könnten etwa für unerwünschte Werbung, Cyberangriffe und Desinformation genutzt werden. “Größere Mengen solcher bewusst schädigend eingesetzter Texte könnten das Vertrauen in den öffentlichen Diskurs als Ort demokratischer Meinungsbildung unterminieren”, heißt es in dem Papier. Gegenmaßnahmen wie eine automatisierte Erkennung von KI-Texten oder mehr Medienkompetenz würden in der Fachwelt bisher als nicht wirksam genug gelten. Für Regulierungsansätze, “die unerwünschten Entwicklungen Schranken setzen, ohne dabei Innovationen zu behindern”, hält das Büro besonders staatenübergreifende Initiativen wie das geplante KI-Gesetz der EU für geeignet.

Am Mittwoch findet eine öffentliche Beratung des zuständigen Ausschusses statt. Dabei ist unter anderem Doris Weßels von der Fachhochschule Kiel, die kürzlich zu Gast war bei einer Veranstaltung des Bildung.Table. Der baden-württembergische Datenschutzbeauftragte teilte am Dienstag mit, er habe das hinter ChatGPT stehende Unternehmen OpenAI zu einer Stellungnahme aufgefordert. Das Vorgehen ist mit den Aufsichtsbehörden der anderen Bundesländer abgestimmt und soll klären, wie personenbezogene Daten verarbeitet werden. Zugleich wird der Landesbeauftragte auf europäischer Ebene für ein einheitliches Vorgehen werben, heißt es in der Mitteilung.

  • ChatGPT
  • Digitalpolitik

Presse-Briefing von morgen

25. April Presseschau

Handelsblatt: Die neuen Streitthemen der Ampel. Am Mittwochabend soll es den nächsten Koalitionsausschuss geben, da wieder bei mehreren Gesetzen Uneinigkeit herrscht. Dazu gehören die Themen Gebäudeenergie (GEG), Arbeitszeiterfassung und Start-ups (“Zukunftsfinanzierungsgesetz”). Für Diskussionen sorgen auch der Haushalt und der geplante Einstieg einer chinesischen Staatsreederei am Hamburger Hafen. (“Der Ampel droht neuer Streit”, Seite 6)

Experten stellen Konzept für generationengerechte Pflegekostenversicherung vor. Im Koalitionsvertrag hat die Ampel eine Entlastung für die Bewohner von Pflegeheimen in Aussicht gestellt. Ein von der PKV eingesetztes unabhängiges Gremium hat dafür nun ein Konzept vorgelegt. Es setzt auf kapitalgedeckte Zusatzvorsorge – nachhaltig und solide kalkuliert. (Mehr)

SZ: Wie Deutschland digitaler werden soll. Dass die Bundesrepublik bei der Digitalisierung hinterherhinkt, ist bekannt. Die Ampel will das mit mehreren Projekten ändern, etwa bei der elektronischen Patientenakte (ePA) und Stromzählern. Digitaler werden sollen auch die Deutsche Bahn und die Verwaltung in Behörden. (“Deutschland, immer noch analog”, Seite 5)

Tagesspiegel: Union stellt sich die Kanzlerfrage. Markus Söder will ein Gerangel um die Kanzlerkandidatur bei der Union à la 2021 unbedingt vermeiden, behauptet er. Friedrich Merz sagt, dass er sich mit ihm völlig einig darüber sei, die K-Frage erst im Spätsommer 2024 zu beantworten. Hendrik Wüst interessiert sich angeblich nur für NRW, zumindest “aktuell”. Maria Fiedler beobachtet sehr geschickt das Winden dreier Machtmänner um eine ewige Frage. (“Alles ganz harmonisch?”, Seite 6)

FAZ: Ampel einigt sich auf Änderungen von Bundespolizeigesetz. SPD, FDP und Grüne wollen Details am Gesetz ändern. Kontrollen anhand ausschließlich äußerer Merkmalen durchzuführen, bleibt unzulässig; allerdings sollen sie den Beamten nicht im Weg stehen. Helene Dubrowski und Eckart Lohse berichten, dass kontrollierte Personen künftig eine Kontrollquittung verlangen können – so sie von diesem Recht denn wissen. Die Ampel lobt sich: Dank der Neuerungen würden Sicherheit und Freiheit nicht mehr konkurrieren. (“Kontrolle ja, aber kein Racial Profiling”, Seite 2)

Nicht überlesen!

Abgeordnetenwatch: Die Geldgeber der Parteien. Die Nichtregierungsorganisation hat neue Zahlen der Bundestagsverwaltung über die 2021 getätigten Parteispenden ausgewertet. Die CDU erhielt von Unternehmen, Verbänden und anderen Wirtschaftsorganisationen demnach fast so viel Geld wie die anderen Parteien zusammen: fast 15 von 30 Millionen Euro. Die insgesamt größten Spenden stammten von zwei Privatpersonen. (“Listen veröffentlicht: Diese Konzerne füllten die Wahlkampf-Kassen der Parteien”, 21. April 2023)

Freie Presse Chemnitz: Ein Wessi, der im Osten Innenminister wurde. Armin Schuster, Ex-Bundestagsabgeordneter, Ex-Verwaltungsbeamter, Ex-Hochschullehrer und Ex-Polizist, ist seit einem Jahr Innenminister in Sachsen. Und der als Überraschungskandidat Gestartete hat sich bei Polizei und Leuten fürs Erste viel Anerkennung erarbeitet. Tobias Wolf schildert den ganz normalen Arbeitstags-Wahnsinn eines Ministers, der als Wessi im Osten offenkundig gut ankommt. (“Der Klartexter”, 25. April 2023)


Empfehlungen aus der SZ-Redaktion

Wo es bei der Digitalisierung hakt. Die Ampelkoalition will Deutschland endlich so richtig digitalisieren. Über einen großen Plan und noch größere Probleme. Mehr

Lieber Herr Jauch, wir haben auch mal genauer hingeschaut. TV-Star Günther Jauch wirbt gerade auf allen Kanälen für eine, wie er sagt, sehr ökologische Plastikflasche von Lidl. Doch ganz so einfach ist das nicht. Was wirklich hinter der Kampagne steckt. Mehr

Prof. Oliver Günther (Universität Potsdam) und Prof. Walter Rosenthal (Friedrich-Schiller-Universität Jena) stehen im Duell um die Spitze der Hochschulrektorenkonferenz. Welche Ziele haben sie und was haben sie vor, wenn sie gewinnen? Diese und andere Fragen stellt Nicola Kuhrt (Research.Table) in zwei Table.Live-Briefings am 26. und 27. April. Jetzt kostenlos anmelden.

Wärmepumpen: Studie sieht große wirtschaftliche Vorteile

Wärmepumpen: Studie sieht große wirtschaftliche Vorteile. Der Umstieg von Gas- und Ölheizungen auf Wärmepumpen, der durch das neue Gebäudeenergiegesetz erreicht werden soll, nutzt nicht nur dem Klima, sondern auch der Wirtschaft. Das ist das Ergebnis einer Studie des Beratungsinstituts Cambridge Econometrics im Auftrag der European Climate Foundation, die am Mittwoch veröffentlicht wird und die Table.Media vorab vorlag. Im Vergleich zum Business-as-usual-Szenario führe der verstärkte Wärmepumpen-Einsatz bis 2030 zu einer Million zusätzlichen Arbeitsplätzen und einem BIP-Anstieg um vier Prozent. Gleichzeitig könne Deutschland seine Ausgaben für Energie-Importe bis 2030 um 26 Milliarden Euro senken.

Der wachsende Markt für Wärmepumpen lockt neue Akteure an. Am Montag wurde bekannt, dass der deutsche Marktführer Viessmann seine Wärmepumpen-Sparte für elf Milliarden Euro an den US-Konzern Carrier Global verkaufen will. Bewertet wird das sehr unterschiedlich: Während das mögliche Interesse des US-Unternehmens in Regierungskreisen als Hinweis auf die Attraktivität des deutschen Wärmepumpenmarktes gesehen wird, erklärte CDU-Fraktionsvize Jens Spahn auf Twitter, das “Chaos der Ampel” führe “zum Ausverkauf der deutschen Wärmepumpe”.

Neue Maßnahmen gegen Fachkräftemangel. Um bis 2030 wie geplant sechs Millionen Wärmepumpen installieren zu können, brauchen die Heizungsbauer weitere Fachkräfte. Fortbildungen nehmen gerade an Fahrt auf, das BMWK fördert die Weiterqualifizierung seit Anfang April mit einem neuen Förderprogramm. Dennoch bahnt sich Personalmangel an. Der Zentralverband Sanitär Heizung Klima geht davon aus, dass für das Ausbauziel der Ampel 60.000 Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik fehlen. In der Wirtschaft gibt es Rufe nach neuen Bildungswegen. Manche setzen Montagehelfer ein, die keine Berufsausbildung abgeschlossen haben, andere haben private Akademien für die Ausbildung von Quereinsteigern eingerichtet. Mehr dazu lesen Sie im Bildung.Table.

Der Zeitplan fürs Gesetz ist eng. Die FDP will beim Gebäudeenergiegesetz umfassende Änderungen durchsetzen – doch viel Zeit bleibt dafür nicht. Damit das Verbot neuer, rein fossiler Heizungen wie geplant zum 1. Januar 2024 in Kraft treten kann, muss es nach Einschätzung des BMWK noch vor der Sommerpause von Bundestag und Bundesrat verabschiedet werden. Das gelingt nur, wenn sich der Bundesrat sowohl bei der Stellungnahme als auch beim Beschluss einer Fristverkürzung zustimmt. In den Bundestag soll das Gesetz einem Zeitplan des Ministeriums zufolge am 25. Mai eingebracht werden, eine Anhörung könnte am 14. Juni stattfinden und der finale Beschluss am 22. oder 23. Juni.

  • Energiepolitik
  • Wärmepumpe

EU-Fiskalregeln: Druck aus Berlin erfolgreich

EU-Fiskalregeln: Druck aus Berlin erfolgreich. Die EU-Kommission schlägt eine Abkehr von den bisherigen Fiskalregeln für die EU-Staaten vor. Die Brüsseler Behörde will künftig einzeln mit den Mitgliedstaaten über Pfade für die Haushaltssanierung verhandeln, wie ein Entwurf des Vorschlages zeigt, der am Mittwoch vorgestellt wird. Auf Druck Berlins setzt sich die Kommission dabei aber selbst Grenzen und Leitplanken. So sollen die Ausgaben geringer steigen, als die Wirtschaft wachsen kann.

Experten sehen darin ein klares Zeichen an die Bundesregierung. Nils Redeker, stellvertretender Direktor des Jacques Delors Centre in Berlin, sieht “substanzielle Zugeständnisse” an die Ampel-Koalition. “Es wäre schwer nachzuvollziehen, wenn die Bundesregierung jetzt nicht gesprächsbereit wäre”, sagt er. Bundesfinanzminister Christian Lindner äußerte sich in einem Gastbeitrag in der Financial Times gleichwohl kritisch. Details zu alldem lesen Sie im Europe.Table.

  • Christian Lindner
  • EU

Grüne Gentechnik: FDP jubelt, SPD bremst

Grüne Gentechnik: FDP jubelt, SPD bremst. Auf dem Treffen des EU-Agrarrats am Dienstag in Luxemburg hat Schweden die Frage nach einer Lockerung der Gesetzeslage für neue genetische Pflanzenzüchtungsmethoden auf die Agenda beim Lunch gesetzt. Während die SPD sich irritiert zeigt, begrüßt FDP-Vize-Fraktionschefin Carina Konrad den Vorstoß: “Neue Züchtungstechnologien können dazu beitragen, schnell robustere Pflanzensorten verfügbar zu machen, die weniger Wasser benötigen oder besser gegen Schädlinge resistent sind”, sagte Konrad. Weil von den neuen Verfahren kein höheres Risiko als von herkömmlichen Züchtungsmethoden ausgehe, sei es wichtig, “die Menschen nicht durch plumpe Angstmacherei zu verunsichern”. Die FDP sowie das Forschungsministerium werde sich in der Regierungskoalition “für eine risikoangepasste Novellierung des EU-Gentechnikrechts” einsetzen.

Susanne Mittag, agrarpolitische Sprecherin der SPD, mahnt dagegen zu Vorsicht. “Wie bei der alten Gentechnik sind auch im Zusammenhang mit neuer Gentechnik viele Heilsversprechen zu hören”, sagte Mittag zu Table.Media. “Es gibt bis heute keinen Beleg dafür, dass angewandte Gentechnik den Hunger in der Welt reduziert hätte.” Komplexe Herausforderungen wie eine ausreichende Ernährung der Weltbevölkerung und der Klima- und Biodiversitätsschutz könnten nicht technisch gelöst werden, sondern durch “humusreichen Boden, vielfältige Agrarlandschaften und die Züchtung von klimaangepassten, robusten Pflanzensorten – möglichst patentfrei”. Die SPD werde mit Blick auf die Zulassung neuer genomischer Techniken (NGT) nach dem Vorsorgeprinzip handeln: “Das heißt striktes Zulassungsverfahren und Kennzeichnungspflicht nach geltendem EU-Recht.”

Am Ministerlunch nahm BMEL-Staatssekretärin Silvia Bender teil. Das grün geführte Haus teilt die Haltung der SPD. “Für das BMEL ist ein gesellschaftlich akzeptierter Umgang mit NGT wichtig, der das Vorsorgeprinzip wahrt und die Wahlfreiheit über die gesamte Lebensmittelkette gewährleistet”, so ein Sprecher auf Nachfrage. Die Bundesregierung erwarte den Vorschlag der EU-Kommission zur Aktualisierung des EU-Gentechnikrechts im Sommer und werde sich dazu positionieren.

  • EU

Bezahlung von Forschern: Brandbrief von Kretschmann

Bezahlung von Forschern: Brandbrief von Kretschmann. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat sich mit einem Brandbrief an Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) gewandt. Für unabhängige Forschungsinstitute sei die aktuelle Praxis beim Besserstellungsverbot “in Teilen existenzbedrohend”, heißt es in dem Schreiben, das Table.Media vorliegt. Durch eine geänderte Verwaltungspraxis sei es für die unabhängigen und industrienahen Forschungseinrichtungen (IFE) nicht mehr möglich, dem Leitungspersonal marktübliche Konditionen zu zahlen. Damit sei ein wichtiger Innovationsfaktor vor allem für kleine und mittlere Unternehmen in Gefahr.

Es gebe einen “Bruch der Innovationsförderung”, so Kretschmann. In seiner Erwiderung weist Lindner darauf hin, dass sein Haus angesichts der Vielzahl der aufgelaufenen Anträge eine zweimalige Fristverlängerung für die Jahre 2022 und 2023 akzeptiert habe. Damit habe man Förderlücken vermieden und “einen fairen und pragmatischen Umgang mit der entstandenen Situation an den Tag gelegt”. Eine Neuregelung im Haushaltsgesetz sehe zudem vor, dass für Institute, die hauptsächlich mit Landesmitteln finanziert werden, das Besserstellungsverbot auf Landesebene geprüft werden könnte. Vereinigungen der unabhängigen Forschungseinrichtungen sehen dies nicht als langfristigen Lösungsansatz. Da die meisten Institute hauptsächlich von Bund und EU gefördert würden, helfe diese Regelung kaum einer Einrichtung in Deutschland, sagt Anke Fellmann, Geschäftsführerin der Innovationsallianz Baden-Württemberg (InnBW). Mehr dazu lesen Sie im Research.Table.

  • Besserstellungsverbot
  • Christian Lindner


Aus den Professional Briefings

25. April Professionals

Security.Table: Pistorius’ Bilanz nach 100 Tagen als Verteidigungsminister. Der Spagat zwischen der Grundsatzarbeit als neuer Minister, an den sich hohe Erwartungen richten, und dem aktuellen Krisenmanagement ist seit Boris Pistorius‘ Amtsantritt am 19. Januar so etwas wie die einzige Konstante geworden. Die Neuordnung seines Ressorts geht der Niedersachse von der Spitze an. Mehr

China.Table: Trittin befürwortet Subventionen für EU-Solarindustrie. Um die Abhängigkeit von China zu verringern, spricht sich Jürgen Trittin für den Aufbau einer eigenen europäischen Solarindustrie aus. Solarimporte aus China stehen derzeit wegen Menschenrechtsverletzungen in der Kritik. Eine eigene Photovoltaikindustrie sei auch im Sinne des Klimaschutzes nötig. Der MdB verweist auf eigene Erfolge in seiner Zeit als Umweltminister. “Danach gab es eine Regierung, in der ein Wirtschaftsminister Philipp Rösler und ein Umweltminister Peter Altmaier angekündigt haben, sie würden das alles platt machen.” Mehr

China.Table: Konsens zu China-Strategie bei Table.Media-Event. Größen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft kamen am Dienstag bei Table.Media zusammen, um über den Umgang mit der Großmacht in Fernost zu diskutieren. Neben viel kontroverser Diskussionen kristallisierte sich doch ein Konsens im künftigen Umgang mit China heraus: Handel soll möglich bleiben, Abhängigkeiten aber sollen so gut es geht verschwinden. Dafür müssen Deutschland und die EU-Partner wieder schneller und erfindungsreicher werden. Sonst werde Europa kaum mithalten können. Mehr

Morgeninterviews am 26. April

25. April Morgeninterviews am 26. April

Informationen am Morgen (Deutschlandfunk)

ca. 6:50 Uhr: Michael Link, Transatlantik-Koordinator der Bundesregierung: US-Präsident Biden tritt noch mal an

ca. 7:14 Uhr: Katja Mast, Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Bundestagsfraktion: Vor dem Koalitionsgipfel

ca. 8:10 Uhr: Dan Diner, deutsch-israelischer Historiker: 75 Jahre Israel

ARD-Morgenmagazin (Das Erste)

7:05 Uhr: Alexander Graf Lambsdorff, stellvertretender FDP-Fraktionsvorsitzender: Biden will wieder US-Präsident werden

8:05 Uhr: Elisabeth Winkelmeier-Becker, MdB (CDU) und Vorsitzende des Rechtsausschusses: Entkriminalisierung von Fahrerflucht und Schwarzfahren

8:35 Uhr: Kai Klose, Minister für Soziales und Integration in Hessen: Bundesländer beraten über Flüchtlingsintegration

Informationen am Morgen (rbb24-Inforadio):

ca. 7:05 Uhr: Bettina Jarasch, Fraktionsvorsitzende der Berliner Grünen: Berlins neue Koalition

ca. 7:25 Uhr: Boris Vormann, Politikwissenschaftler: Warum tritt Biden noch mal an – gut oder schlecht für die USA?

ca. 9:05 Uhr: Markus Klein, Geschäftsführer beim Brandenburgischen Institut für Gemeinwesenberatung (demos): Rechtsextreme Jugendliche in Brandenburg

Geburtstage

25. April Geburtstage

Mittwoch, 27. April

Leni Breymaier, MdB (SPD), 63 / Ina-Maria Ulbrich, Staatssekretärin im Ministerium für Inneres, Bau und Digitalisierung von Mecklenburg-Vorpommern, 50 / Dietmar Hopp, Unternehmer, 83 / Heinz Wolf, Moderator, 59

Donnerstag, 28. April

Jörn Rosenberg, Deutscher Botschafter in der Mongolei, 66 / Christian Wirth, MdB (AfD), 60 / Petra Grimm-Benne, Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung in Sachsen-Anhalt, 61 / Konrad Körner, Mitglied im Parteivorstand der CSU, 31

Nachttisch

25. April Nachttisch

“Sam, ein Sachse”: Eine sechsteilige Disney-Serie, die viel Fiktion zu historischen Tatsachen addiert.

Unser Tipp führt Sie heute nach Sachsen. Zu Sam Meffire, der einst als Vorzeigepolizist Plakatkampagnen zierte. Migrantensohn, Neonazi-Prügelopfer in DDR- und Baseballschläger-Jahren, viel gereist, fast gestorben, gestiegen und gefallen. Nach fast drei Jahrzehnten hat eine sechsteilige Serie ihn und Sachsens früheren Innenminister Heinz Eggert wieder zusammengeführt. Der brach mit dem Ex-Kripo-Beamten, als er wegen Raubs, schwerer Körperverletzung und Nötigung im Gefängnis landete. Lange wollte niemand die Biografie des Ex-Häftlings verfilmen. Dann kam Disney, hollywoodisierte die Geschichte mit teils überzogenen Dialogen und Stilelementen; manchmal erdrückt Fiktion die historische Grundlage. Dass Neonazis in der Vorwende-DDR öffentlich mit Hakenkreuz-Binde und Adler-Shirt zum Fußball gehen, beispielsweise, hätten Autoritäten hinter dem “antifaschistischen Schutzwall” niemals geduldet. Die Überzeichnung ist unnötig, zuweilen ärgerlich. Und doch taugt die Serie als Zeugnis einer bemerkenswerten Geschichte; als Unterhaltung ohnehin. Ab Mittwoch auf dem Streamingdienst Disney Plus.

“Sam, ein Sachse” | Disney Plus

Das war’s für heute. Das nächste Late-Night-Memo erhalten Sie am Donnerstagabend.

Good night and good luck!

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