wir begrüßen Sie zum Berlin.Table, dem Late-Night-Memo für die Hauptstadt.
Es gibt Sonntagabende, die wirklich noch Sonntagabende sind. Und es gibt Abende wie heute, an dem deutsche Soldaten im Sudan Landsleute zu retten versuchen, an dem in Berlin die SPD eine schwere Entscheidung für eine schwarz-rote Koalition getroffen hat – und an dem viele Tarifangestellte in Fraktionen und Bundesministerien schon mal zu rechnen beginnen, was ihnen der morgendliche Tarifabschluss an Verbesserungen bringen könnte. Wir liefern Wissenswertes zu allen drei Ereignissen.
Außerdem haben wir mit dem Alt-Liberalen Gerhart Baum über die Lage der FDP nach ihrem Parteitag gesprochen – und werfen einen Blick auf Grüne und Sozialdemokraten, die sich am Dienstag ein besonderes Duell liefern: beide präsentieren ihre aktuell wichtigsten Wirtschaftsvereinigungen.
Viel Vergnügen bei der Lektüre!
Heute haben Okan Bellikli, Stefan Braun, Horand Knaup, Franziska Klemenz, Malte Kreutzfeldt, Felix Lee, Daniel Schmidthäussler und Thomas Wiegold mitgewirkt. Wir freuen uns über Ihr Interesse.
Sudan: Deutsche Evakuierungsaktion läuft. Wie andere europäische Staaten hat Deutschland am Sonntag unter schwierigsten Bedingungen mit der Evakuierung seiner Staatsbürger aus dem umkämpften Sudan begonnen. Zwei A400M-Airbus-Militärtransporter der Luftwaffe landeten auf einem Militärflugplatz nördlich der sudanesischen Hauptstadt Khartum, denn der zivile Airport liegt im Kampfgebiet der beiden verfeindeten Militärgruppen. Die Airbase selbst gilt als sicher, weil sie unter Kontrolle der sudanesischen Armee ist. Aber für den Weg dorthin quer durch die Stadt sind die mehreren hundert Deutschen weitgehend auf sich allein gestellt. Und wie lange die derzeitige Feuerpause hält, die die sudanesische Armee und die gegnerische Miliz Rapid Support Forces bis zum Montagabend vereinbart haben, weiß niemand. Danach dürfte die Luftbrücke der Bundeswehr wie die der Franzosen, Spanier und anderer Europäer beendet sein.
Die USA und Großbritannien hatten ihre Evakuierungsmissionen schon in der Nacht begonnen und am Sonntagmorgen abgeschlossen. Allerdings beschränkten sich beide Länder darauf, mit Soldaten ihr Botschaftspersonal aus dem Sudan herauszuholen. Was mit den Tausenden von US-Bürgern und Briten ist, die noch im Land sind, bleibt unklar. Viele von ihnen, aber vermutlich auch weitere Deutsche, werden nun versuchen, sich gut 800 Kilometer über Land in die Hafenstadt Port Sudan durchzuschlagen. Dort können sie darauf hoffen, von Kriegsschiffen ihrer Länder oder befreundeter Nationen das Kriegs-geschüttelte Land verlassen zu können.
Berlin-Entscheidung: Giffeys schwere Prüfung. Die Noch-Bürgermeisterin hat sich und ihre Partei mit 54,3 Prozent in die schwarz-rote Koalition gerettet. Aber überzeugend ist das Ergebnis nicht: Fast die Hälfte der Partei hat kein Vertrauen in die Koalition und wohl auch wenig Vertrauen in das Führungsduo Giffey/Saleh. Und ein Vorschuss für die designierte Vize-Bürgermeisterin ist das Votum schon gar nicht. Giffey hat nun zwei Großbaustellen vor sich: Sie muss eine tief gespaltene Partei wieder versöhnen, obwohl sie zuletzt nicht unbedingt als Brückenbauerin aufgetreten ist. Und sie muss die SPD in der Regierung kenntlich machen. Das ist ihr als Regierende Bürgermeisterin nur unzureichend gelungen.
Auch für die CDU wird es heikel. Kai Wegner hat jetzt zwar alle Chancen, neuer Regierender Bürgermeister zu werden. Aber das hat einen Preis. Die CDU hat nicht nur einen eher SPD-lastigen Koalitionsvertrag mitgetragen, sondern muss nun auch im Regierungsalltag beweisen, dass es ihr mit dem Bündnis und den Zusagen an die Partnerin Ernst ist. Das gilt für Wegner selbst, der im Wahlkampf ein konservatives Profil gepflegt hat und in der kommenden Zeit deshalb manchen Anhänger enttäuschen wird. Es gilt aber auch für die Bundes-CDU, die dringend einen Beleg dafür braucht, auch in einer echten Großstadt erfolgreich regieren zu können.
Tagesspiegel: Groko-Start auf dünnem Eis. Franziska Giffey hat ihren Kurs in der Berliner SPD durchgesetzt und wird Senatorin einer schwarz-roten Regierung. Doch es gibt so viel Unmut, dass sie den Landesvorsitz beim Parteitag im Mai möglicherweise an Cansel Kiziltepe abgeben muss, schreibt Anna Thewalt. Wegen der Zugeständnisse im Koalitionsvertrag könnte auch die CDU sich bei ihren Wählerinnen und Wählern bald unbeliebt machen. so die Autorin. (“CDU und SPD müssen in Berlin überraschen”, Seite 3)
Erhöhung der Beihilfesätze für Angehörige? Diese Fallen lauern. Laut Bundesverfassungsgericht müssen Bund und Länder die Versorgung ihrer Beamtinnen und Beamten anpassen. Einige wollen dabei die Beihilfesätze für Angehörige erhöhen. Kurzfristig würden die Staatsbediensteten Versicherungsbeiträge sparen – doch später kann die Neuregelung zum Bumerang werden. (Mehr)
SZ: Was für eine Zerschlagung der Bahn spricht. Der Präsident der Monopolkommission, Jürgen Kühling, hält eine Aufteilung des Konzerns in eine Infrastruktur- und eine Transportsparte für eine gute Idee. Ihm zufolge würde das sicherstellen, dass das Netz ausgelastet ist und funktioniert. “Dann gibt es keine Anreize mehr, Wettbewerber auf dem Netz zu behindern”, so Kühling. Die Kommission ist offiziell unabhängig und berät die Bundesregierung in Wettbewerbsfragen. (“Wenn die Bahn zerschlagen wird”, Seite 14)
Welt: Ernährungsindustrie verlangt mehr als sie müsste. Mehr als 40 Prozent der Inflation in Deutschland sind aktuell auf teurere Lebensmittel zurückzuführen, zitiert Carsten Dierig eine Studie von Allianz Trade. Der Begründung der Branche, gestiegene Kosten steckten dahinter, widerspricht die Studie teilweise. Die Verbraucherzentrale NRW ruft nach dem Kartellamt. (“Wie Profit-Hunger die Lebensmittelpreise treibt”, Seite 12)
FAZ: Militärausgaben auf Rekordhoch. Die globalen Rüstungsausgaben haben angesichts des russischen Angriffskriegs ein Rekordhoch von 2,24 Billionen Dollar erreicht, zitiert Jonas Jansen das Friedensforschungsinstitut Sipri. Mehr als die Hälfte davon gaben 2022 die USA, China und Russland aus. In Europa stiegen die Ausgaben mit 13 Prozent am stärksten. In Deutschland nahmen sie gegenüber 2013 um ein Drittel zu. (“Globale Militärausgaben auf Rekordhöhe gestiegen”, Seite 17)
Taz: Protest gegen Ausbeutung. Seit mehr als einem Monat streiken Lkw-Fahrer aus Usbekistan und Georgien auf einer hessischen Raststätte. Sie werfen ihrem Arbeitgeber, einem polnischen Unternehmer, das Vorenthalten von Lohn und wichtigen Dokumenten vor. Dieser hat einen Teil der ausstehenden Löhne inzwischen gezahlt, den Männern zufolge fehlen aber noch rund 100.000 Euro. (“Moderne Sklaverei auf Rädern in der EU” und “Lkw-Fahrer fordern weitere Lohnzahlungen”, Seite 11)
Nicht überlesen!
Spiegel: Interessenkonflikte bei Lindner/Lehfeldt. Die Beziehung zwischen Bundesfinanzminister Christian Lindner und Welt-Journalistin Franca Lehfeldt sorgte bereits im Rahmen ihrer Hochzeit 2022 für Aufsehen und Kritik wegen mutmaßlicher Interessenkonflikte. Ann-Kathrin Müller und Christoph Schult werfen dem Paar nun vor, immer wieder Beruf und Beziehung zu vermischen. Das sorge für Irritationen in Politik und Medien, schreiben sie. (“Grüße vom Gossip Girl”, 21. April 2023)
Die CDU beendet ihre Denkfaulheit. Die Partei will wieder wissen, wofür sie steht. Also diskutiert sie über die lange vernachlässigte Steuer- und Rentenpolitik – demnächst auch in Adenauers Urlaubsvilla. Mehr
So will die FPD das Klima schützen. Die Liberalen sind Feindbild der Klimaaktivisten. Sie selbst sehen sich als Vorreiter im Kampf gegen die Erderhitzung und verweisen auf eigene Pläne. Ist also alles nur ein Missverständnis? Mehr
China Strategie 2023. 3 Stunden, 3 Sessions, 30 Köpfe aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft. Table.Media beleuchtet am 25. April China als Wettbewerber, Rivale und Partner. Die Digital-Konferenz schafft mitten in der aktuellen Debatte Orientierung für Entscheiderinnen und Entscheider. Jetzt kostenlos registrieren.
Gerhart Baum: FDP noch nicht über den Berg. Der Alt-Liberale lobt im Interview mit Table.Media Lindners Bekenntnis zur Ampel, kritisiert aber, dass der Parteichef die Rolle der FDP in der Zeitenwende stärker hätte akzentuieren müssen. Gefehlt habe “eine Ortsbestimmung der FDP in einer sich fundamental verändernden Welt”. Baum vermisst außerdem die “notwendige Aufarbeitung der Wahlniederlagen”; dazu gehöre auch die Beantwortung der Fragen: “Was haben wir falsch gemacht, was müssen wir besser machen?” Aus Sicht von Baum muss deutlicher werden, warum es überhaupt eine liberale Partei gibt, “die nicht nur punktuell für die Freiheit kämpft, sondern eine Freiheitsbewegung mit Tradition ist”. Das ganze Interview lesen Sie hier.
Die Partei beruhigt, der Vorsitzende Christian Lindner mit einem akzeptablen Ergebnis – der Parteitag der Liberalen hat für die FDP Wichtiges geliefert, aber wenig wirklich Spektakuläres hervorgebracht. Manches Wahlergebnis aber sagt viel aus über die Lage einzelner Politiker, seien es Wolfgang Kubicki und Johannes Vogel, die beide Federn lassen mussten – oder auch Marie-Agnes Strack-Zimmermann und Linda Teuteberg, die im Ringen um Vorstandsplätze die besten Ergebnisse erzielten. Eine Analyse über die Resultate und was sie bedeuten, lesen Sie hier.
Viel öffentliche Aufmerksamkeit – und eine breite Mehrheit – fand der Antrag zum Gebäudeenergiegesetz. Dass er in der Praxis große Auswirkungen haben wird, ist aber keineswegs gewiss. Denn im Gegensatz zur Rhetorik des Antragstellers Frank Schäffler, der das Gesetz in der Bild-Zeitung als “Atombombe für unser Land” bezeichnet hatte, fällt der Antrag selbst recht gemäßigt aus. Er stellt keine harten Bedingungen, sondern “bittet die Bundestagsfraktion” lediglich, sich bei der Beratung des Gesetzes im Bundestag für einige Grundsätze “einzusetzen”. In den ursprünglichen Entwurf wurde zudem ein Absatz eingefügt, in dem die “bereits in der Ressortabstimmung erreichten Verbesserungen” ausdrücklich begrüßt werden.
Tarifeinigung: 6,38 Milliarden Euro Mehrkosten für den Bund. Die 134.000 Tarifbeschäftigten des Bundes erhalten in Folge der Tarifeinigung zwischen Nancy Faeser und den Gewerkschaften je 3.000 Euro Inflationsausgleich. Außerdem erhöhen sich ab März 2024 ihre Gehälter. Das hat auch Folgen für viele Angehörige des öffentlichen Dienstes in Fraktionen und Ministerien. Diejenigen, die als Einsteiger der niedrigsten Entgeltgruppe angehören, sollen fast 17 Prozent mehr bekommen. In der höchsten Kategorie gibt es gut 8 Prozent mehr. Referatsleiter in Ministerien, die nicht verbeamtet sind, gehören zu den Höchstverdienern in Gruppe 15. Ihr monatliches Gehalt erhöht sich auf bis zu 7.748,20 Euro.
Wie stark die Beamten profitieren, ist noch nicht sicher. Für die Tarifbeschäftigten rechnet das BMI mit 1,34 Milliarden Euro Mehrkosten binnen zwei Jahren. Um die Erhöhung auch auf seine Beamtinnen und Beamten zu übertragen, muss der Bund für den gleichen Zeitraum rund fünf Milliarden Euro mehr einplanen. In der Tendenz wird der Tarifabschluss auch auf die Beamtenschaft übertragen. Allerdings stellte das BMI gegenüber Table.Media klar: “Eine 1:1-Übertragung kommt aus verfassungsrechtlichen Gründen nicht in Betracht.” Details bleiben deshalb noch offen. Besonders wichtig sind in vielen Ministerien die Referatsleiter; sie gehören aber nicht automatisch einer bestimmten Besoldungsgruppe an. Im Beamtendeutsch: Sie kann zwischen A15 und B3 schwanken.
Prof. Oliver Günther (Universität Potsdam) und Prof. Walter Rosenthal (Friedrich-Schiller-Universität Jena) stehen im Duell um die Spitze der Hochschulrektorenkonferenz. Welche Ziele haben sie und was haben sie vor, wenn sie gewinnen? Diese und andere Fragen stellt Nicola Kuhrt (Research.Table) in zwei Table.Live-Briefings am 26. und 27. April. Jetzt kostenlos anmelden.
Russland: Röttgen hält Hoffnung auf China für naiv. Der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen glaubt nicht, dass Europa den Einfluss von China auf Russland für sich nutzen könnte. Es gebe “keinerlei Anlass zu glauben, dass China uns in der aktuellen Weltlage irgendwelche Gefallen tun würde”, sagt der Bundestagsabgeordnete im Interview mit Table.Media. Outsourcen könne Europa seine Probleme nicht.
Die deutlichen Worte von Annalena Baerbock bei ihrem China-Besuch bezeichnet Röttgen als unvermeidbar, da ein Krieg um Taiwan auch Europa angehen würde. Er fordert die Grünen auf, außenpolitische Positionen selbstbewusster zu formulieren. Während Olaf Scholz auf Kontinuität setze, sei ihnen daran gelegen, die Beziehung zu China grundsätzlich neu zu bewerten. Das ganze Gespräch finden Sie im China.Table.
SZ: Rekordtarife im öffentlichen Dienst
Tagesspiegel: Berliner Sozialdemokraten für Koalition mit Kai Wegners CDU
FAZ: Bisher erst 41.000 Granaten für die Ukraine aus der EU
Taz: Jan Korte: “Ich gehe davon aus, dass Sahra Wagenknecht keine neue Partei gründen wird”
Sächsische Zeitung: Dresden erfindet die Medizin-Elektronik neu
Zeit Online: Transgeschlechtlichkeit: Mama, Papa, ich bin trans
Spiegel: Knappe Mehrheit der Berliner SPD stimmt für Koalition mit der CDU
RND: Bundeswehr beginnt im Sudan mit Rettungseinsatz für deutsche Staatsbürger
T-Online: Expertin zu neuen Klimadaten: “Für Europa sieht es noch schlechter aus”
Business Insider: Bundeswehr beginnt Evakuierung deutscher Staatsbürger im Sudan
SZ: Liveblog zum Krieg in der Ukraine
Spiegel: Tarifparteien im öffentlichen Dienst einigen sich
Welt: 10 stilvolle Fremdwörter: Wer 9 kennt, ist äußerst kultiviert
FAZ: Alternative zur Kuh? “Hafermilch ist keine Lösung”
KAS-Studie: Schnellere Visa für Start-up-Gründer. Weil die Anzahl neu gegründeter Unternehmen in Deutschland zurückgeht, Investitionen in neue Technologien fehlen und dadurch die internationale Wettbewerbsfähigkeit gefährdet ist, empfiehlt eine Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS), die Table.Media vorab vorliegt, spezielle Visa für Startup-Gründer. Laut einer Untersuchung von Bertelsmann-Stiftung und OECD ist Deutschland für ausländische Unternehmen bisher nur mäßig attraktiv und liegt im OECD-Ranking auf Platz 12, hinter Ländern wie Portugal, Finnland, den Niederlanden oder auch Australien.
Derzeit gibt es weltweit in 30 Ländern Startup-Visa, nicht aber in Deutschland. Dabei seien ausländische Gründer “wichtig für Innovation und Entwicklung einer Volkswirtschaft im internationalen Wettbewerb, vor allem im Technologiebereich”, schreibt die KAS. Ausländische Startups brächten “kreative Ideen ein, verfügen über Erfahrungen und Netzwerke aus dem Ausland und treiben die Volkswirtschaften an”. Die Mainzer Erfolgsschmiede BioNTech wurde von Uğur Şahin und Özlem Türeci gegründet; Omio, ein weiteres überaus erfolgreiches deutsches Tech-Unternehmen, das ebenfalls als Startup begann, wurde von dem indischstämmigen Naren Shaam auf die Beine gestellt.
Noch liegen zu wenige valide Statistiken über Startup-Programme vor. Sicher ist laut KAS aber: “Die europäische und die deutsche Startup-Szene sind noch nicht da, wo sie im internationalen Wettbewerb sein könnten.” Startup-Visa könnten als Beschleuniger für die Förderung des Wachstums von Startup-Ökosystemen in ganz Europa dienen, “indem sie nicht nur innovative Ideen und Technologien aus dem Ausland bringen, sondern auch die Entwicklung einer Unternehmenskultur in den Gastländern fördern”. Die ganze Studie lesen Sie hier.
Wirtschaftspolitik: SPD und Grüne rüsten nach. Während die Grünen am Dienstag offiziell ihre “Wirtschaftsvereinigung” ins Leben rufen, die mit konkreten Vorschlägen und Ideen zu “einer guten Wirtschaftspolitik in Deutschland beitragen” will, lädt das “Wirtschaftsforum der SPD” nahezu zeitgleich zu einer Wirtschaftskonferenz ein. Ein begleitendes Thesenpapier plädiert für mehr öffentliche Investitionen, auch um den Preis einer höheren Verschuldung, für eine intensivierte Forschungsförderung und für Reformen in der öffentlichen Verwaltung. Die Genossen haben sich auch scheinbare Nebenaspekte angeschaut, wie die hohe Rückkehrquote ausländischer Beschäftigter, die unterentwickelte Frauenerwerbsquote oder die ausbaufähige Forschungsförderung in Deutschland.
Konferenz mit Liberalen, aber ohne Grüne. Mit Christian Lindner und Volker Wissing sind gleich zwei FDP-Minister bei den Genossen angekündigt, Grüne dagegen fehlen. Auch in der SPD-Bundestagsfraktion ist diese Unwucht aufgefallen. Natürlich seien auch Grüne eingeladen gewesen, etwa der Wirtschaftsminister, heißt es beim Wirtschaftsforum, aber sie hätten diesmal abgesagt. Was mit der Parallelveranstaltung der Grünen zu tun haben könnte, die mit dem Segen der Parteiführung eine eigene “Wirtschaftsvereinigung” gründet. Ein Verein, der die Beziehungen zwischen Partei und Wirtschaft verbessern soll. Wenig Freude löst das beim “Grünen Wirtschaftsdialog” aus, der sich bisher für den Brückenschlag zwischen Partei und Unternehmen berufen sah und gerade einen Generationenwechsel eingeleitet hat. Einen ausführlichen Bericht dazu lesen Sie hier.
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China.Table: Topdiplomat sorgt für Eklat. Chinas Topdiplomat in Frankreich hat die Souveränität der ehemaligen Staaten der Sowjetunion infrage gestellt. Die baltischen Staaten sehen das als Beweis dafür, dass das Land nicht als Vermittler im Krieg gegen die Ukraine wirken kann. Am Montag sprechen die EU-Außenminister über den Vorfall. Mehr
Europe.Table: Kommission kommt Berlin bei Fiskalregeln wenig entgegen. Die Bundesregierung drängt darauf, bei der Reform des Stabilitäts- und Wachstumspaktes feste Kriterien für den Schuldenabbau vorzuschreiben. In der EU-Kommission gibt es dafür nur begrenzt Unterstützung. Mehr
Europe.Table: Rentenfonds des EU-Parlaments droht Pleite. Ein Altersvorsorgesystem des Europäischen Parlaments hat Zahlungsverpflichtungen in Höhe von 300 Millionen Euro, verfügt aber nur noch über ein Kapital von 50 Millionen Euro. Das Parlamentspräsidium sucht einen Ausweg aus den Zahlungsschwierigkeiten. Mehr
Informationen am Morgen (Deutschlandfunk)
ca. 6:50 Uhr: Irene Mihalic, Parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen: Heizungsstreit
ca. 7:14 Uhr: Michael Roth, MdB (SPD) und Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses: Entwicklungen im Sudan
ca. 8:10 Uhr: Frank Werneke, Vorsitzender von Verdi: Tarifverhandlungen
ARD-Morgenmagazin (Das Erste)
6:10 Uhr/7:15 Uhr: Tobias Weiß-Bollin, Fahrradbeauftragter von Koblenz: Fahrradfreundliche Stadt
7:05 Uhr: Britta Haßelmann, Co-Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion: cDie Letzte Generation und die Grünen
Informationen am Morgen (rbb24-Inforadio):
ca. 7:05 Uhr: Raed Saleh, Vorsitzender der SPD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus: SPD nach der Koalitionsentscheidung
ca. 7:25 Uhr: Kai Wegner, Landesvorsitzender Berliner CDU: Schlussspurt zum neuen Berliner Senat
ca. 7.45 Uhr: Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes: Nach der Tarifeinigung im Öffentlichen Dienst
ca. 9:05 Uhr: Katina Schubert, Landesvorsitzende der Linken Berlin: Die SPD hat entschieden
ca. 9:25 Uhr: Anton Hofreiter, MdB (Grüne) und Vorsitzender des Europaausschusses: Bahn-Pläne der Union
Highlights der Woche
Am Sonntag ist Frank-Walter Steinmeier zu einer Reise nach Kanada aufgebrochen. Begleitet wird er beim bis Donnerstag dauernden Besuch von Bettina Stark-Watzinger und einer Delegation mit Vertreterinnen und Vertretern des Bundestags sowie aus Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur.
Am Montag findet ein Parteitag der CDU Berlin auf dem EUREF-Campus statt. Nach dem Ja beim SPD-Mitgliederentscheid stimmen die Christdemokraten ebenfalls über die geplante Große Koalition ab – und wollen bekannt geben, wen sie in den Senat entsenden. Am Donnerstag soll dann Kai Wegner im Abgeordnetenhaus zum Regierenden Bürgermeister gewählt werden.
Am Dienstag stellt Ferda Ataman, die Unabhängige Antidiskriminierungsbeauftragte der Bundesregierung, in der Bundespressekonferenz (BPK) eine Studie vor. Es geht um “Diskriminierung in der Einwanderungsgesellschaft”, dabei sind Ulrich Kober und Ulrike Wieland von der Bertelsmann-Stiftung.
Am Mittwoch ist Vizekanzler und Wirtschaftsminister Robert Habeck zu Gast in der BPK. Er präsentiert die “Frühjahresprojektion der Bundesregierung”, die zusammen mit der jährlichen Herbstprojektion die Grundlage für die Schätzungen des Steueraufkommens bildet, das der Bund erwartet.
Ebenfalls am Mittwoch tagt das Bundeskabinett. Thema sind voraussichtlich unter anderem die letztmalige Fortsetzung der Beteiligung deutscher Streitkräfte an der Minusma-Mission der Vereinten Nationen in Mali und eine Aktualisierung des “Stabilitätsprogramms”, in dem das Finanzministerium die EU einmal im Jahr über die mittelfristige Finanzplanung Deutschlands informiert.
Was noch wichtig wird
Montag, 24. April
Tarifverhandlungen: Ganztägiger Warnstreik am Flughafen Berlin-Brandenburg (BER)
Wohnen: Pressekonferenz zum Sanierungsgipfel der “Gebäude-Allianz” aus unter anderem Umwelt- und Sozialverbänden. Bereits um neun Uhr wird Staatssekretär Rolf Bösinger im Namen des Bauministeriums eine Stellungnahme abgeben. 10:30 Uhr, Tagungszentrum der Bundespressekonferenz
Klimaschutz: “Internationaler Klimaschutz als Instrument der Friedenssicherung”: Rede von Svenja Schulze anlässlich der Festveranstaltung “375 Jahre Westfälischer Friede”. 10:30 Uhr, Osnabrück
Energie: Olaf Scholz und Robert Habeck nehmen am zweiten Nordsee-Gipfel teil. Ziel des Treffens ist laut Bundesregierung, die Gewinnung von Windenergie und Wasserstoff zu beschleunigen. Ganztägig, Ostende (Belgien)
Außenpolitik I: 17. Berliner Rede zur Freiheit. Mit Sviatlana Tsikhanouskaya aus Belarus und Sabine Leutheusser-Schnarrenberger. 18 Uhr, Friedrich-Naumann-Stiftung. Infos & Livestream
Digitalpolitik I: Frühjahrsempfang von D64 – Zentrum für Digitalen Fortschritt e.V. Mit Saskia Esken und Jan-Philipp Albrecht. 19 Uhr, Festsaal der Berliner Stadtmission. Infos & Livestream
Dienstag, 25. April
Digitalpolitik II: “Status-Update zur #Digitalstrategie Deutschland” mit Volker Wissing. Schwerpunkt: Digitalisierungsstrategie für das Gesundheitswesen und die Pflege. 10 Uhr, Auditorium Friedrichstraße, Berlin. Infos & Anmeldung
Entwicklung: “Zehn Jahre nach Rana Plaza”: Hybridveranstaltung mit Bärbel Kofler und einer Videobotschaft von Svenja Schulze. 9 Uhr, Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ)
Wirtschaft: Wirtschaftskonferenz des SPD-Wirtschaftsforums. Mit Christian Lindner, Volker Wissing, Jörg Kukies und Lars Klingbeil und BDI-Hauptgeschäftsführerin Tanja Gönner. Ganztägig, Atrium der Deutschen Bank AG, Berlin
Digitalpolitik III: Netzpolitisches Forum von eco – Verband der Internetwirtschaft e.V. Mit Volker Wissing, Anna Christmann und mehreren MdBs. 18 Uhr, Microsoft Atrium, Berlin. Infos & Anmeldung
Mittwoch, 26. April
Sicherheit: “Zeitenwende on Tour”: Veranstaltung der Münchner Sicherheitskonferenz. Mit Svenja Schulze. 18 Uhr, Wittenberg. Infos & Anmeldung
Außenpolitik II: Olaf Scholz empfängt Gitanas Nausėda, Präsident von Litauen. 16:30 Uhr, Bundeskanzleramt
Freitag, 27. April
Finanzen: Tagung der Euro-Gruppe. Mit Christian Lindner. 9 Uhr, Stockholm (Schweden)
Michael Clauß vertritt die Bundesrepublik ein weiteres Jahr als Botschafter bei der EU. Darauf hat sich die Ampel-Koalition nach Informationen von Table.Media verständigt. Der 61-Jährige ist seit 2018 in Brüssel. Zuvor war er fünf Jahre lang Botschafter in China.
Handelsblatt: Ex-McKinsey-Beraterin Katrin Suder soll Deutsche Post kontrollieren
Montag, 24. April
Sascha Müller, MdB (Grüne), 53 / Clemens Binninger, ehemaliger MdB (CDU), 61 / Christian Sewing, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank AG, 53
Dienstag, 25. April
Anka Feldhusen, Deutsche Botschafterin in der Ukraine, 57 / Marc Nellen, Abteilungsleiter im Familienministerium, 53 / Ulrike Bahr, MdB (SPD), 59 / Nico Tippelt, MdB (FDP), 56 / Georg Maier, Innenminister von Thüringen, 56 / Ines Jesse, Staatssekretärin für Wirtschaft, Infrastruktur, Tourismus und Arbeit in Mecklenburg-Vorpommern, 52 / Matthias Schuppe, Sprecher der Landesregierung von Sachsen-Anhalt, 68 / Markus Lüpertz, Maler, 82
Unser Tipp führt Sie heute überall hin. Aufs Dorf und nach Berlin, in Clubs, auf die Straße, in die Schule, den Sportverein und den Bundestag. Zu Menschen wie Tessa Ganserer, die gern in der Allgemeinheit untergehen würden, wenn die sie nur ließe. “Hass gegen Queer” reiht so alltägliche wie unfassbare Beispiele von Hass, Ausgrenzung und Gewalt gegen Menschen aneinander, die sich entgegen mancher Annahme nicht dafür entschieden haben, lesbisch, schwul oder trans zu sein. Sie sind es schlichtweg. In knapp anderthalb Stunden lässt die Dokumentation Menschen mit eindrücklichen Geschichten erzählen. Sie kommentiert nicht; das braucht sie auch gar nicht.
“Hass gegen Queer” | WDR, RBB, Arte
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