wir begrüßen Sie zum Berlin.Table, dem Late-Night-Memo für die Hauptstadt.
Vom Staatsoberhaupt war zuletzt nicht so oft die Rede. Zu viele aktuelle Krisen, zu viele konkrete Probleme, da gab es wenig Raum für den Bundespräsidenten. Am Mittwoch aber hat Frank-Walter Steinmeier besondere Gäste eingeladen – und die haben ein düsteres Bild von der Lage gezeichnet. Es geht um die furchtbaren Terror-Morde der Hamas, Israels Antwort darauf – und was das in Deutschland ausgelöst hat. Ein bemerkenswerter Nachmittag in Schloss Bellevue mit einem besonders bemerkenswerten Gast, der jüdischen Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer. Wir haben uns das selbstverständlich angesehen.
Außerdem werfen wir einen Blick in die Linksfraktion. Es kommt ja nicht alle Tage vor, dass sich eine Fraktion auflöst. Fürs Erste bringt das viele Schmerzen, aber die Suche nach ihrem Markenkern kann der Linken auch zu einem neuen Start verhelfen. Zumal die Provokateurin Sahra Wagenknecht, die das Problem verursacht hat, mit ihrem Markenkern auch noch zu kämpfen hat. Diesen Eindruck jedenfalls vermittelte sie bei Sandra Maischberger am Dienstagabend.
Wir wünschen eine spannende Lektüre und freuen uns über Ihr Interesse!
Heute haben Okan Bellikli, Stefan Braun, Damir Fras, Horand Knaup, Malte Kreutzfeldt, Anouk Schlung, Leonard Schulz, Corinna Visser und Vera Weidenbach mitgewirkt.
Steinmeiers Nahost-Tisch: Brückenbauer voller Sorgen. Am Mittwoch hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zu einem Runden Tisch in Schloss Bellevue geladen, um zu hören, wie engagierte Bürger den aktuellen Nahostkrieg und seine Auswirkungen für Deutschland einordnen. Dabei haben Vertreter jüdischer und palästinensischer Organisationen ein dramatisches Bild von der Lage zwischen den verschiedenen Kulturen und Religionen gezeichnet. Sie warnten vor einer weiteren Spaltung und einer Eskalation der Proteste. Der deutsch-israelische Unternehmer Shai Hoffmann und die palästinensisch-stämmige Jouanna Hassoun berichteten, dass viele palästinensische Jugendliche, die nichts mit der Hamas am Hut hätten, große Trauer verspürten und “drauf und dran seien, mit Deutschland zu brechen”. Der Grund: In der aufgeheizten Debatte hätten viele von ihnen das Gefühl, dass man ihnen ihre Identität abspreche. Laut Hassoun gilt das nicht nur für bildungsferne junge Menschen, sondern auch für Akademiker. “Für sie war Berlin immer ihre Heimat, ihr Zuhause – und das geht jetzt kaputt.”
Tenor aller Botschaften: Wir müssen zuhören, verstehen und integrieren. Derviş Hızarcı, Leiter der Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus (KIGA), warb eindringlich dafür, die friedlich demonstrierenden palästinensischen Jugendlichen nicht auszugrenzen, sondern zu integrieren. Andernfalls würden sie sich dauerhaft abwenden. Er beklagte, dass es seit dem 7. Oktober täglich schwerer werde, überhaupt noch ins Gespräch zu kommen. Zum einen, weil alle Gesprächspartner Angst vor Gewalt hätten; auch er habe aus Vorsicht seine Adresse aus der E-Mail-Signatur und den Namen vom Klingelschild genommen. Zum anderen habe die Aufheizung der Debatte die Gesellschaft fast unfähig gemacht, noch zusammenzufinden. “Wir haben längst viel zu viele Forderungen an den anderen, bevor wir überhaupt zu reden anfangen”, kritisierte Hızarcı.
Zu einem riesigen Problem sind die emotionalen Zuspitzungen in den sozialen Medien geworden. Hier sei für viele Jugendliche ein mächtiger Lebensraum entstanden, der sich anderen Bezugspersonen wie Familien und Lehrern entziehe. Auch der Bundespräsident berichtete von entsprechenden Erzählungen, die ihn aus der Lehrerschaft erreichten. Der Rabbiner Elias Dray wies darauf hin, dass sich Juden und Palästinenser immer mehr fragten, ob sie in Deutschland noch dazu gehörten. Steinmeier betonte, das Deutschland von heute sei ein weltoffenes, vielfältiges Land und “ein Land mit Migrationshintergrund”. Aber: “Wer in diesem Land lebt und leben will, der muss die Regeln für das friedliche Zusammenleben respektieren.” Die Rede des Bundespräsidenten können Sie hier nachlesen.
Ampel und Migration: Die schwere Aufgabe des Kanzlers. In der Nacht von Montag auf Dienstag sprach Olaf Scholz von einem großen Durchbruch in der Flüchtlingspolitik. Doch schon Stunden später hat sich in der Fraktionssitzung der SPD gezeigt, wie schwer ein Erfolg für die Regierung, die Gesellschaft und zuvorderst für den Kanzler werden dürfte. Unter den Abgeordneten seiner Partei wachsen Erschöpfung und Frust über die neue Unübersichtlichkeit, über die Koalitionspartner und teilweise auch über die eigene Regierung. Es gab Wortmeldungen zuhauf, und auch Fraktionschef Rolf Mützenich verbarg seinen Gemütszustand nicht. “Ich bin genervt”, sagte er, der Kanzler saß neben ihm. Kein gutes Vorzeichen für Scholz, der eigentlich hoffen muss, beim Thema Migration schnell voranzukommen.
Die Zusagen von Scholz in der Nacht werden noch zur großen Herausforderung. Dazu gehört die Absprache, Asylbewerbern künftig erst deutlich später Unterstützung auf Höhe des Bürgergelds zu gewähren – und die Idee mindestens zu prüfen, Asylverfahren künftig in sogenannten sicheren Drittstaaten zu organisieren. Was das für Scholz und die Debatte um die Flüchtlingspolitik bedeutet, lesen Sie in einer Analyse von Stefan Braun und Horand Knaup.
Migration: Schleuserkriminalität nimmt zu. Die Bundespolizei verzeichnete im vergangenen Jahr 92.000 unerlaubte Einreisen nach Deutschland – ein Anstieg von 60 Prozent im Vergleich zu 2021. Das geht aus dem Jahresbericht der Bundespolizei hervor, den Innenministerin Nancy Faeser und Bundespolizei-Präsident Dieter Romann am Mittwoch vorstellten. Besonders im Bereich der Schleuserkriminalität wurden 2022 Höchstwerte verzeichnet, die allerdings im laufenden Jahr noch übertroffen werden. Während die Bundespolizei im letzten Jahr 2.700 Schleuser mit über 18.000 Geschleusten festnahm, beläuft sich die Zahl in diesem Jahr bereits auf 2.400 Schleuser mit insgesamt 35.000 Geschleusten. Das deute auf Schleusungen mit zehn oder mehr Geschleusten pro Fahrt hin, so Romann. Die Steigerung dürfte auch auf verstärkte Kontrollen an den deutschen Außengrenzen zurückzuführen sein. Mitte Oktober hatte die Innenministerin die EU-Kommission über die Einführung vorübergehender stationärer Kontrollen an den Grenzen zu Polen, Tschechien und zur Schweiz informiert. An der Grenze zu Österreich gibt es ähnliche Kontrollen bereits seit 2015.
SZ: Mehr Kaffeekränzchen als Streitgespräch. Sie kommen aus zwei Welten – und hören einander doch zu: Joe Kaeser, Aufsichtsratschef von Siemens Energy, und Ricarda Lang, Co-Vorsitzende der Grünen. Das Einigende? Garantien für die Wirtschaft, Planungssicherheit, Abschied von der Kernkraft. Trennendes? Schnellerer Klimaschutz, raus aus der Schuldenbremse, billiger Industriestrom – Lang findet’s gut, Kaeser ist zurückhaltend. Zwei Brückenbauer, von denen es mehr bräuchte. (“Feuersalamander und Schreckgespenst”, Seite 14)
Wir sind die Weitblick-für-die-Pflege-Versicherung. In der Privaten Pflegeversicherung fließt der größte Teil der Beiträge in unsere Nachhaltigkeitsreserve. Dieses Geld legen wir am Kapitalmarkt an. Mit den Rücklagen und ihren Zinserträgen können wir die gesetzlichen Pflegeleistungen für unsere Versicherten komplett selbst tragen – ganz ohne Steuerzuschüsse. (Mehr auf pkv.de)
Welt: Die Mühen des Boris Pistorius. Selten ist ein Verteidigungsminister so schnell so beliebt gewesen wie der SPD-Politiker. Das lag an seinen ungeschminkten Worten und einer authentischen Ausstrahlung. Jetzt aber, so berichtet Thorsten Jungholt, geht es um die Frage, ob Pistorius auch liefern kann. Zum Beispiel bei der Brigade, die nach Litauen verlegt wird. Hier passten Worte und Taten noch nicht zusammen. Spätestens bei der Bundeswehrtagung diese Woche muss Pistorius konkret werden. (“Defizite in allen Dimensionen”, Seite 4)
Tagesspiegel: Jetzt liegt’s an den Ländern. Dachgeschosse, die genehmigungsfrei in Wohnungen umgewandelt werden, Stellplatzordnungen, die entfallen, Baulücken, die rasch geschlossen werden – der Gipfel im Kanzleramt eröffnet dem Wohnungsbau neue Möglichkeiten, schreibt Caspar Schwietering. Wenn die Länder ihre Bauordnungen zeitnah ändern und ihre Bau- und Planungsämter auf Trab bringen, könnte tatsächlich was werden aus der Planungsbeschleunigung. Die Chance ist da. (“Föderalismus als Hemmschuh”, Seite 5)
FAZ: Reul will mehr Härte gegen islamistische Organisationen. Nach der islamistischen Demonstration am Freitag in Essen fordert Herbert Reul Nancy Faeser auf, “ihre Hausaufgaben zu machen”: Islamistische Demonstrationen ließen sich zwar schwer verbieten, Organisationen hingegen schon, sagt er im Interview mit Reiner Burger. Diese könnten dann keine Demonstrationen mehr anmelden. (“Durch Auflagen steuern”, Seite 4)
SZ: Wenig Neues in München. Überraschungen waren keine dabei, als Markus Söder sein neues Kabinett präsentierte. Staatskanzlei, Innen, Finanzen, Justiz und Landwirtschaft bleiben in vertrauten (CSU-)Händen, Klaus Holetschek wird neuer Fraktionschef, Judith Gerlach folgt ihm im Gesundheitsressort. Die Freien Wähler bekommen ihr viertes Ministerium, das für Digitales. Entscheidend wird ohnehin das Verhältnis der beiden Rudelführer Söder und Aiwanger sein. Sie überschatten alles. (“Sie regieren jetzt Bayern”)
Taz: Filterblasen gibt es nicht nur im Netz. Eine Studie des Forschungsinstituts für gesellschaftlichen Zusammenhalt attestiert der Bevölkerung in Deutschland eine starke Segregation. Über die Hälfte lebe auch im echten Leben in sozialen Blasen, wie man sie aus Debatten über digitale Plattformen kennt, berichtet Yağmur Ekim Çay. Vor allem Grünen- und AfD-nahe Gruppen neigten dazu, sich zu “entkoppeln” und das eigene Weltbild immer wieder zu bestärken. (“Deutsche leben und denken in separaten Blasen”, Seite 7)
Elementarschäden: BMJ lehnt Versicherungspflicht ab. Es ging weitgehend unter in der Debatte um Migration, Planungsbeschleunigung und Deutschlandticket. Aber gegenüber den Ministerpräsidenten stellte Justizminister Marco Buschmann, FDP, am Montagabend im Kanzleramt noch einmal sehr klar, dass es mit ihm keine Pflichtversicherung für Elementarschäden – unter anderem Hochwasser, Starkregen, Erdbeben oder Erdrutsch – geben werde. “Wir werden keinen Gesetzentwurf schreiben”, wird er zitiert. Er habe sehr grundsätzliche Bedenken gegen eine obligatorische Versicherung – diese sei mutmaßlich nicht verfassungsgemäß. Aus seinem Haus heißt es, eine Versicherungspflicht könne Schadensfälle nicht verhindern, sorge aber in sehr vielen Haushalten “für drastische finanzielle Belastungen”.
Die Ministerpräsidenten drängen seit einiger Zeit auf eine solche Pflichtversicherung. Angeführt von NRW und Baden-Württemberg, denen sich inzwischen alle Länder angeschlossen haben, ist ihnen die Zunahme der Schäden nicht geheuer. Eine Studie des BMWK hatte im Frühjahr die potenziellen Schäden des Klimawandels in Deutschland bis zum Jahr 2050 auf 280 bis 900 Milliarden Euro beziffert. Ein Bericht der Bundesregierung vom vergangenen Dezember hält die bestehende Situation “aus gesellschaftlicher, volkswirtschaftlicher und rechtlicher Sicht (für) problematisch”. Die regelmäßigen staatlichen Hilfen, häufig in Milliardenhöhe, setzten “Fehlanreize zur Vernachlässigung individueller Risikoprävention”.
Eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe soll nun eine Lösung erarbeiten. Eine Sitzung fand bereits statt, zwei weitere sind bis Januar geplant. Es ist die nächste Expertenrunde, nachdem sich schon eine Arbeitsgruppe der Länder-Justizministerien im vergangenen Jahr intensiv mit dem Thema befasst und eine Versicherungspflicht “für verfassungsrechtlich nicht ausgeschlossen” erachtet hatte. Buschmann stellt den Ländern frei, auf Landesebene Pflichtversicherungen einzuführen. Die erwägen nach der Montagssitzung im Kanzleramt, über den Bundesrat einen bundesweiten Gesetzentwurf einzubringen. Ungewöhnlich, aber nicht ausgeschlossen, wenn sich das BMJ weiter sperrt.
Linksfraktion: Selbstbestimmte Auflösung. Es ist das erste Mal seit 60 Jahren, dass sich eine Bundestagsfraktion selbst auflöst und “liquidiert” werden muss. Der Fraktionsvorstand der Linken hat beschlossen, diesen Schritt zu gehen. In der nächsten Woche soll klar sein, zu welchem Zeitpunkt es losgeht. Mit dieser Entscheidung macht sich die Fraktion unabhängig von den Anhängern von Sahra Wagenknecht, die einen Antrag auf Verbleib in der Fraktion gestellt hatten. Darüber will die Fraktion nicht entscheiden, sondern stattdessen die Auflösung der Fraktion beschließen.
Die Parteivorsitzenden begrüßen den Schritt. Die endgültige Trennung von den Abgeordneten, die die eigene Partei über Monate von innen bekämpft hätten, sei damit vollzogen, sagte Janine Wissler zu Table.Media. Die Parteiführung hatte auf eine Klärung vor dem Europaparteitag vom 17. bis 19. November gedrängt. “Der Parteitag kann sich damit vollends den Inhalten widmen”, so Wissler. Warum sich die Fraktion zur Liquidation entschieden hat, welche Schritte sie dabei gehen muss und welche Rechte sie als Gruppe hat, lesen Sie in der Analyse von Vera Weidenbach.
EU-Datengesetz: Industrie warnt vor Chaos. Die Kritik am umstrittenen Data Act der EU reißt nicht ab. Unmittelbar vor der finalen Abstimmung im Europa-Parlament an diesem Donnerstag beklagen die Unternehmen drohende Rechtsunsicherheit und Chaos bei der Aufsicht. “Viele Fragen im EU-Datengesetz sind leider noch offen und zahlreiche Punkte unklar bis widersprüchlich”, kritisiert der Verband der Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA). Der IT-Branchenverband Bitkom weist darauf hin, dass es noch immer unklar sei, “wie die Aufsicht in Deutschland geregelt werden soll”. Das führe zu Verunsicherung und behindere das eigentliche Ziel des Gesetzes. Mit dem Datengesetz will die EU faire Regeln für den Austausch von Daten schaffen, die von vernetzten Produkten erzeugt werden. So soll ein europäischer Binnenmarkt für Daten entstehen. Die deutschen Unternehmen fürchten jedoch, dass beim Teilen der Daten Geschäftsgeheimnisse verloren gehen. Mehr dazu lesen Sie in der Analyse von Corinna Visser im Europe.Table.
Only bad nius: Jan Fleischhauer landet doch nicht beim Reichelt-Portal Nius. +++ Zeit zu gehen: Thomas Gottschalk sieht Abschied von “Wetten, dass..?” als “Flucht” nach vorn. +++ Benkdrücker: René Benko gibt seine Position an der Spitze der Signa Holding ab.
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SZ: USA gegen Besetzung des Gazastreifens
FAZ: Steinmeier nennt Deutschland ein “Land mit Migrationshintergrund”
Tagesspiegel: Appell an Muslime Steinmeier fordert Distanz zur Hamas
Welt: Asylanträge auf Jahreshoch
Sächsische Zeitung: Alles, was sie jetzt zu Corona wissen müssen
Zeit Online: Pogromnacht: “Nie wieder ist jetzt”
Spiegel: “Zahl der Erstanträge auf Asyl steigt auf höchsten Wert seit 2016”
RND: “Putin schickt ukrainische Kriegsgefangene an die Front”
T-Online: “Baerbock in Japan: Alles nur das nicht”
Business Insider: “Vertrauliche ARD-Dokumente zeigen: So teuer sind die Schlager-Shows mit Florian Silbereisen”
Zeit Online: Gil Ofarim: “Die Kollegen haben geweint, und es war dramatisch, wirklich schlimm”
Welt: Wolfgang Kubicki: “Ein Viertel einer Stadt darf nicht mehr als 25 Prozent Migrantenanteil haben”
Spiegel: Israels Armee dringt angeblich ins »Herz der Stadt Gaza« vor
Handelsblatt: Bis zu 20 Prozent Kurspotenzial – Diese Aktien kaufen Profis
Wärmepumpen: Branche drängt auf Entscheidungen. Angesichts stark rückläufiger Förderanträge für Wärmepumpen fordert die Branche von der Politik günstigere Strompreise und schnelle Klarheit über die künftige Förderhöhe. Die Industrie habe ihr Versprechen eingelöst und die Produktionskapazitäten stark ausgeweitet, doch die lange Debatte über das Heizungsgesetz habe die Verbraucher verunsichert, erklärte der Bundesverband Wärmepumpe anlässlich seines Jahreskongresses in Berlin. Im Vergleich zu anderen Ländern sei das Preisverhältnis von Strom zu Gas in Deutschland besonders ungünstig, betonte Kai Schiefelbein, Geschäftsführer von Stiebel Eltron. Das müsse die Regierung ändern, etwa durch eine Senkung der Stromsteuer. “Sonst kann man den Hochlauf nicht sinnvoll machen”, warnte er.
Die Koalition berät noch über Fördergelder. Kritik gab es auf dem Kongress auch daran, dass es sieben Wochen vor dem geplanten Inkrafttreten der neuen Förderbedingungen für klimafreundliche Heizungen noch keine finale Entscheidung darüber gebe. Der Entwurf dafür liege gerade bei den Haushaltspolitikern, sagte Grünen-MdB Bernhard Herrmann. Laut Daniel Föst (FDP) sind dabei noch einzelne Details strittig, doch diese sollten bald geklärt sein. “Die Ungeduld nehmen wir wahr”, sagte er. Umstritten sind nach Informationen aus Koalitionskreisen unter anderem die Förderkonditionen für Holzheizungen. Zudem gibt es unterschiedliche Ansichten zur Frage, ob Wärmepumpen auch in Gebieten gefördert werden sollen, in denen Fernwärme verfügbar ist.
China.Table: Philippinen brüskieren China. Präsident Ferdinand Marcos bricht mit der Politik seines Vorgängers und kooperiert mit Japan statt mit China. Zuvor hat er Xi Jinpings großes Seidenstraßen-Forum geschwänzt. Ein zusätzlicher Affront: Marcos erlaubt den USA eine höhere Militärpräsenz auf den Philippinen. Welche anderen Partner der Neuen Seidenstraße abtrünnig werden, lesen Sie hier.
Climate.Table: Pekings Methan-Pläne. Kurz vor dem Gipfeltreffen zwischen Joe Biden und Xi Jinping in San Francisco hat China eine lange angekündigte Strategie zur Senkung der Methan-Emissionen vorgelegt. Der Plan ist nicht sehr ambitioniert. Warum er trotzdem ein wichtiges Signal der beiden Supermächte vor der nächsten Klimakonferenz sein könnte, lesen Sie hier.
Europe.Table: Hausaufgaben für EU-Kandidaten. Die EU-Kommission plädiert für den Start der Beitrittsverhandlungen mit der Ukraine und Moldau. Die deutsche Europa-Staatsministerin Anna Lührmann sieht darin ein “wichtiges Signal”. Wo die EU-Kommission noch Nachholbedarf sieht, lesen Sie hier.
Research.Table: Plädoyer für eine neue Gründungskultur. Deutschland habe eine zu geringe Innovationsorientierung im Wissenschaftssystem. Das werde im internationalen Vergleich als ein massiver Nachteil für den Wirtschaftsstandort diskutiert, sagt Andrea Frank, stellvertretende Generalsekretärin des Stifterverbands. Wie eine moderne Gründungskultur aussehen könnte, lesen Sie hier.
Research.Table: Mehr Kompetenzen für Sprind. Mit dem sogenannten Freiheitsgesetz sollen der Bundesagentur für Sprunginnovationen (Sprind) mehr Kompetenzen übertragen werden. Die Sprind soll die für sie vorgesehenen Haushaltsmittel selbstständig verwalten dürfen. Wie Sachverständige im Forschungsausschuss den Gesetzesentwurf bewerteten, lesen Sie hier.
Deutschlandfunk
ca. 6:50 Uhr: Saskia Esken, Co-Vorsitzende SPD, Reichensteuer
ca. 7:14 Uhr: Roberta Metsola, EU-Parlamentspräsidentin, Erweiterungsdebatte
ca. 8:10 Uhr: Luise Amtsberg, Grüne, Menschenrechtsbeauftragte, UN-Rat
rbb24-Inforadio
ca. 6:45 Uhr: Michael Gahler, CDU, außenpolitischer Sprecher der EVP-Fraktion und Ständiger Berichterstatter des Europäischen Parlaments für die Ukraine, Erweiterungsdebatte
ca. 7:05 Uhr: Jonah Sievers, Rabbiner in der Jüdischen Gemeinde Berlin, 85. Jahrestag Novemberpogrome
ARD
7.35 Uhr: Rolf Mützenich, SPD, Vorsitzender Bundestagsfraktion, Kampf gegen Antisemitismus
8.05 Uhr: Friedrich Merz, Parteivorsitzender CDU, Kampf gegen Antisemitismus
Donnerstag, 9. November
Sven Hannawald, Ex-Skispringer, 49 /Eva Herman, Autorin und Moderatorin, 65 / Daniel Krull, deutscher Botschafter in Ghana, 62
Unser Tipp führt Sie heute in das Berlin der Nachwendezeit. Eine fünfteilige Doku-Serie erzählt vom Auf und Ab der Stadt, ihren Menschen – und ihren Bürgermeistern: Eberhard Diepgen wollte aus Berlin wieder eine Weltmetropole machen, Klaus Wowereit erklärte “Arm, aber sexy” zum Berliner Motto. Auf Visionen folgten dann oft Abstürze – und die Hauptstadt wurde zur “Beute”, wie es in einer Folge heißt. Die Konsequenz bis heute: Investoren haben nicht nur viel Besitz, sondern auch viel Macht.
Capital B – Wem gehört Berlin? | Arte
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