Table.Briefing: Berlin

Das Late-Night-Memo für die Hauptstadt

Das Late-Night-Memo für die Hauptstadt

  • Verkehr: Zäher Koalitionsstreit beigelegt
  • Nahost: EU will sich zum Thema Israel sortieren
  • Israel: Universitäten loben deutsche Solidarität
  • Polen: Hoffnung auf ein neues Miteinander
  • Sozialstaat: Jobcenter-Chef sorgt sich um Akzeptanz
  • Agrarförderung: Frank Schäffler bejaht Kürzung
  • KI: Deutschlands Militär hinkt hinterher
  • Verbraucherschutz: Foodwatch in der Kritik
  • Embryonen: Experten fordern neuen Rechtsrahmen
Liebe Leserin, lieber Leser,

wir begrüßen Sie zum Berlin.Table, dem Late-Night-Memo für die Hauptstadt.

Der Bundeskanzler reist nach Israel. Er will ein Zeichen der Solidarität setzen, wie es heißt. Niemand wird das kritisieren, zumal Olaf Scholz der erste ausländische Regierungschef sein wird, der nach dem blutigen 7. Oktober nach Tel Aviv kommt. Für einen Moment hält man inne. Erleben wir einen neuen Kanzler? Einen, der anders als im Umgang mit der Ukraine schnell entscheidet, um seine Zugewandtheit auch durch persönliche Präsenz zu zeigen? Einen Kanzler, der nicht alle Details dreimal sorgfältig durchdenkt, bis es losgeht? Der sogar den Wert von Symbolik in der Politik für sich entdeckt hat?  

Es wären Eigenschaften, die einen Staatsmann ausmachen. Und es sind Attribute, die man sich von Olaf Scholz bisweilen auch in der Innenpolitik wünschte. Ein Kanzler, der sich nicht x-mal gedanklich absichert, bevor er vorangeht. Kurz: Einer, der in aufgewühlten Zeiten Führung an den Tag legt.

Vielleicht kommt in diesem Sinne doch noch einmal Schwung in die Koalition. Am Abend wurde bekannt, dass sie den Knoten in punkto Lkw-Maut, Autobahnsanierung und Straßenverkehrsrecht endlich entwirrt hat. Wir berichten darüber und werfen natürlich einen Blick nach Polen, wo sich bei den Wahlen am Sonntag Spektakuläres getan hat.

Viel Vergnügen bei der Lektüre!

Heute haben Okan Bellikli, Markus Bickel, Stefan Braun, Annette Bruhns, Enno Eidens, Damir Fras, Merle Heusmann, Stephan Israel, Horand Knaup, Malte Kreutzfeldt, Andrzej Rybak, Daniel Schmidthäussler und Markus Weisskopf mitgewirkt.

Wir freuen uns über Ihr Interesse.

Verkehr: Zäher Koalitionsstreit beigelegt

Verkehr: Zäher Koalitionsstreit beigelegt. Nach wochenlangen Verhandlungen hat sich die Ampel auf mehrere, lange Zeit strittige Vorhaben im Verkehrsbereich verständigt. Wie Table.Media erfuhr, haben die Fraktionsvizes der drei Koalitionsparteien am Montag beim beabsichtigten Genehmigungsbeschleunigungsgesetz, der Erhöhung der Autobahnmaut für LKWs sowie der Veränderung des Straßenverkehrsrechts eine Einigung erzielt. Alle drei Vorhaben sollen noch diese Woche im Bundestag verabschiedet werden. Das ist auch deshalb von Bedeutung, weil die Erhöhung der LKW-Maut dem Bundeshaushalt monatlich 500 Millionen Euro einspielen soll. 

Booster für marode Brücken. Die Genehmigungsbeschleunigung ermöglicht schnellere Genehmigungsverfahren insbesondere bei der Sanierung von Brücken, für die jetzt bei Erneuerungen auf eine Umweltverträglichkeitsprüfung verzichtet werden kann, auch im Falle einer zusätzlichen Fahrspur. Zugleich können nun auch die 140 Autobahnabschnitte des “vordringlichen Bedarfs” und von “überragendem öffentlichem Interesse” in Angriff genommen werden, die das Kabinett im Frühjahr bereits definiert hatte. Weitere beschleunigte Straßenprojekte soll es jedoch nicht geben. Zudem wird künftig jede verfügbare Fläche an Autobahnen für Photovoltaik genutzt. Die Novelle des Straßenverkehrsgesetzes soll den Kommunen mehr Möglichkeiten einräumen, etwa Busspuren, Radwege und Fußgängerzonen einzurichten oder auch Tempo-30-Zonen zu definieren. Bislang hatte vor allem der Verkehrsfluss in der Rechtssprechung eine hohe Priorität inne. Allerdings: Flächendeckend Tempo 30 einzuführen, ist den Kommunen auch künftig untersagt. Auch Experimentierklauseln – wie in der Berliner Friedrichstraße – sind nur in Ausnahmefällen zulässig.

Von einer “historischen Weichenstellung” sprach am Abend die grüne Bundestagsfraktion. Statt Straße und Auto würden künftig “Menschen und ihre Gesundheit sowie Klimaschutz in den Mittelpunkt der Verkehrspolitik” rücken, erklärte Fraktionsvize Julia Verlinden. Insbesondere FDP und Grüne hatten sich wochenlang verhakt. Die Grünen wollten einem schnelleren Autobahnbau nur zustimmen, wenn die Liberalen bei LKW-Maut und Straßenverkehrsrecht mitmachten. Von “langen, sehr anstrengenden und schwierigen Verhandlungen”, sprach denn auch SPD-Fraktionsvize Detlef Müller. FDP-Kollegin Carina Konrad würdigte, “dass Autobahnen, Schienen und Wasserwege schneller und teilweise sogar im überragenden öffentlichen Interesse gebaut werden können”. Brücken könnten erweitert und unbürokratisch und schneller ersetzt werden. So werde vermieden, “dass Lüdenscheid bald überall in Deutschland ist”. 

Nahost: EU will sich zum Thema Israel sortieren

Nahost: EU will sich zum Thema Israel sortieren. Die Staats- und Regierungschefs der EU ringen um Einigkeit beim Umgang mit der Krise in Nahost. Zu diesem Zweck schalten sie sich Dienstagnachmittag zu einem virtuellen Krisengipfel zusammen. “Wir sahen die Notwendigkeit, etwas Ordnung in die Diskussion zu bringen”, sagte ein hochrangiger EU-Beamter zum kurzfristig von EU-Ratspräsident Charles Michel angesetzten Termin. Laut Diplomaten musste es schnell gehen, um die unterschiedlichen Botschaften der letzten Tage zu beenden. Die EU verurteilt dort aufs Schärfste, den “brutalen Terroranschlag von Hamas in Israel”. Es gebe keine Rechtfertigung für Terror. “Wir betonen entschieden das Recht Israels auf Selbstverteidigung”, heißt es in der Stellungnahme. Dies müsse aber im Einklang mit dem humanitären und internationalen Recht geschehen.  

Mit der Einberufung des virtuellen Gipfels versucht Charles Michel die Initiative zurückzugewinnen. Dabei dürfte es auch um die Rivalität zwischen dem Ratspräsidenten und Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen gehen. Einige Statements der letzten Tage hätten nicht die Position des Rates oder der Mitgliedstaaten reflektiert, so ein hoher EU-Beamter. Gemeint ist in erster Linie von der Leyens klare Positionierung an der Seite Israels, demonstriert mit dem schnellen Solidaritätsbesuch in Tel Aviv.  

Niemand bestreite das Recht der Kommissionspräsidentin zu reisen, wohin sie wolle, heißt es aus dem Umfeld Michels. Problematisch seien aber “bestimmte Statements in einem gewissen Umfeld”. Michel, der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell und einige Mitgliedstaaten wie Spanien, Frankreich oder Irland bestreiten zwar nicht Israels Recht auf Selbstverteidigung. Sie fordern aber einen stärkeren Fokus darauf, dass Israel sich bei seiner militärischen Antwort an internationales Recht hält. In dem Gespräch wollen die Staats- und Regierungschef über Friedensbemühungen und Kontakte in Staaten der arabischen Welt reden. Aber auch der Ruf nach einem Waffenstillstand könnte ein Thema werden.

Darin steckt Konfliktpotenzial, insbesondere mit Berlin. Kanzler Olaf Scholz, der am Dienstag nach Israel und dann nach Ägypten reisen wird, tut das vor allem mit einem Ziel: Israel Deutschlands unbedingte Solidarität und Unterstützung zu versichern. Mindestens zum jetzigen Zeitpunkt würde ein Appell zu einer schnellen Waffenruhe nicht passen. Allerdings weiß man auch in Berlin, wie heikel alles werden kann, wenn in Gaza auch viele unschuldige Menschen sterben sollten. Und es gibt ein weiteres Problem. In Gaza hält sich noch eine “niedrige dreistellige Zahl” deutscher Staatsbürger auf, die über den derzeit geschlossenen Grenzübergang Rafah nach Ägypten ausreisen sollen, wie AA-Sprecher Sebastian Fischer bestätigte. Das dürfte auch ein Thema in den Gesprächen des Kanzlers in Ägypten werden. Mehr über die aktuelle Lage in Israel und Gaza lesen Sie in der Analyse von Markus Bickel im Security.Table.

  • Europäische Kommission
  • Israel
  • Olaf Scholz
  • Ursula von der Leyen

Presseschau von morgen

16. Oktober 2023 Presseschau

Welt: Regierung gibt beim Grenzschutz nach. Innenministerin Nancy Faeser hat die EU-Kommission über temporäre Binnengrenzkontrollen an den Landgrenzen zu Polen, Tschechien und der Schweiz vorsorglich informiert. Bislang hatte Feaser feste Kontrollen als wirkungslos bezeichnet. Der CDU-Innenpolitiker Alexander Throm fordert nun die tatsächliche Einführung stationärer Grenzkontrollen. Faeser dürfe nicht “auf halbem Weg stehen bleiben”. (“Deutschland meldet stationäre Grenzkontrollen an”)

Erstes E-Rezept für Privatversicherte eingelöst. In Zusammenarbeit mit IT-Partnern hat der PKV-Verband ein sicheres, kartenloses Verfahren entwickelt, bei dem Privatversicherte mit dem Smartphone in der Arztpraxis “einchecken” können. Das ist die Voraussetzung zur Erstellung eines elektronischen Rezeptes – welches nun erstmals auch eingelöst wurde. (Mehr auf pkv.de)

Welt: Schulen in der Krise. Lehrermangel und Unterrichtsausfall nehmen dramatische Formen an: In Berlin streiken Lehrkräfte zum 15. Mal wegen zu großer Klassen, in Baden-Württemberg ordnet jede zweite Grundschule Mehrarbeit an; in Sachsen-Anhalt proben Schulen 4+1, also vier Tage Schule und ein Tag “Projekt”. Prognosen zufolge fehlen 2035 24.000 Lehrkräfte – oder sogar 85.000, wie Hannelore Crolly schreibt. (“Das Ausmaß des Unterrichtsausfalls und die düstere Prognose”)

FAZ: Standortbestimmung der Arbeitgeber. Ein Bekenntnis zur Sozialpartnerschaft und ansonsten viel Kritik: An der Energiepolitik, an überzogener Regulierung, an fehlender Digitalisierung. Vor dem Arbeitgebertag, den auch der Kanzler besucht, langt Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger noch einmal richtig zu. Allerdings: Dulger wirbt auch für ein “liberales, proeuropäisches und weltoffenes” Deutschland. Nicht zuletzt die Wirtschaft habe von der Globalisierung “stark profitiert”. (“Teile der Ampel hören uns nicht zu”, Seite 17)

Tagesspiegel: Auf der Streckbank. Es zieht und zerrt an den Grünen. Die einen wollen mehr Pragmatismus in der Migrationsfrage, die anderen mehr Werteverbundenheit und Humanität. Setzt sich der Vizekanzler durch, der dem Migrationspaket II zugestimmt hat, oder dürfen die Kritiker mitreden, die vor allem Placebo-Vorschläge unterstellen? Auf dem Spiel stehe nicht zuletzt der Ruf als Partei des Pragmatismus und der linken Mitte. Immerhin, die grünen Kabinettsmitglieder scheint Robert Habeck auf seiner Seite zu haben. (“Vor der Zerreißprobe?”, Seite 4)

Taz: Maaßen & Co infiltrieren Bauernschaft. Unter konspirativen Umständen haben der frühere Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen und andere Rechtsaußen im September in Berlin versucht, Landwirte in Sachen Migration (zuviel), Gendersprache (zuviel) und Klimaschutz (unnötig) zu indoktrinieren, schreibt Jost Maurin. Veranstaltungstitel: “Bauern tot – alle in Not”. Vertreter der “Freien Bauern” hetzten dabei gegen den Veganismus. (“Bauern flirten mit Rechtsradikalen”, Seite 7)

Nicht überlesen!

Zeit: Schutz für den Bundestag. In einem Gastbeitrag beschreibt Bärbel Bas, wie sie das Parlament als “bürgernahes Haus” erhalten will. Dabei gelte es, Transparenz mit “höher gewordenen Sicherheitsanforderungen” zu vereinen. Bas nennt als Maßnahmen etwa ein Bundestagspolizeigesetz. Sie lasse prüfen, wie der Bundestag vor extremistischen Einflüssen und Aktionen besser geschützt werden und schärfere Sanktionen verhängen könne. (“Wir sind nicht naiv”, 14. Oktober 2023)

Israel: Universitäten loben deutsche Solidarität

Israel: Universitäten loben deutsche Solidarität. Die israelische Wissenschaftscommunity ist enttäuscht von den Reaktionen der akademischen Welt auf den Terror der Hamas und hat das in einem offenen Brief zum Ausdruck gebracht. Irritationen habe es insbesondere über die Reaktionen amerikanischer Eliteuniversitäten gewesen, sagt Milette Shamir von der Universität Tel Aviv (TAU) im Gespräch mit Table.Media. “Lauwarm und sehr zurückhaltend” seien diese gewesen. Lobend erwähnt sie hingegen die klaren Statements und Unterstützungsbotschaften aus der deutschen Wissenschaft. “Das wissen wir sehr zu schätzen”, sagt Shamir. Noch stehe in der israelischen Wissenschaft fast alles still. Der Semesterstart sei verschoben worden, weil allein an der TAU mehrere tausend Studierende auch Reservisten sind. Das Interview von Markus Weisskopf lesen Sie im Research.Table.

Polen: Hoffnung auf ein neues Miteinander

Polen: Hoffnung auf ein neues Miteinander. “Das ist ein Sieg für die Rechtsstaatlichkeit und für die Demokratie in Polen, aber auch für die Handlungsfähigkeit der EU”, sagte der stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende Michael Link mit Blick auf die Wahlprognosen und einen möglichen Machtwechsel in Polen. “Falls das vorläufige Wahlergebnis bestätigt wird, ist dies eine große Chance, Europa institutionell zu reformieren, wirtschaftlich zu stärken und das festgefahrene Weimarer Dreieck gemeinsam mit Polen und Frankreich mit neuem Leben zu füllen”, sagte Link weiter. Der rumänische EVP-Parlamentarier Siegfried Mureșan schrieb am Montag auf X (ehemals Twitter): “Polen ist zurück.” Die am Montag veröffentlichten Ergebnisse von Nachwahlbefragungen des Meinungsforschungsinstituts Ipsos bestätigten weitgehend eine erste Prognose von Sonntagabend: Demnach wird die Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) von Jarosław Kaczyński mit etwa 36,6 Prozent der Stimmen wieder die stärkste Kraft im Sejm. Doch den europakritischen Nationalkonservativen fehlen die Koalitionspartner, um erneut eine Regierung zu bilden. Mehr dazu lesen Sie in der Analyse von Andrzej Rybak im Europe.Table.

  • Ampel-Koalition
  • Polen

Gehfeldt: Franca Lehfeldt verlässt Welt TV und macht sich mit Agentur selbst­ständig. +++ Zeilen statt SMS: Mathias Döpfner veröffentlicht Buch über den Welthandel. +++ Alle gegen einen: Verbände verbünden sich gegen Werbeverbot für Ungesundes.

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Sozialstaat: Jobcenter-Chef sorgt sich um Akzeptanz

Thomas Lenz, Vorstandsvorsitzender des Jobcenters Wuppertal

Sozialstaat: Jobcenter-Chef sorgt sich um Akzeptanz. Der Vorstandsvorsitzende des Jobcenters in Wuppertal fordert Maßnahmen zur Erhöhung der Akzeptanz des Sozialstaats. “Jemand, der keiner geregelten, wie auch immer gearteten Beschäftigung nachgeht, fällt aus der Gesellschaft heraus”, sagte Thomas Lenz im Gespräch mit Table.Media. Alle, die geflüchtet sind oder Bürgergeld beziehen und nicht ohnehin schon arbeiten, sollten ihm zufolge etwas tun, um sich vor Ort einzubringen. Eine Pflicht zur Arbeit, wie sie zuletzt die Union und die Ministerpräsidentenkonferenz ins Spiel brachten, fordert er nicht.

Aktivitäten vorzuschreiben hält er aber für sinnvoll. Zumindest eine Ausbildung oder eine Qualifizierung zu machen, “also irgendwie weiter an sich zu arbeiten, das müsste man schon verlangen”, so Lenz. Viele Menschen würden ihm sagen, es könne nicht sein, dass arbeitsfähige Empfänger von Sozialleistungen keinen Beitrag leisten müssten – etwa in der Grünflächen-Pflege oder bei der Stadtreinigung. Gleichzeitig kritisiert er die im Bundeshaushalt geplanten Kürzungen bei Jobcentern, da darunter die Integration von Betroffenen in den Arbeitsmarkt leide. Warum er außerdem auch den Mindestlohn für zu niedrig und die Kindergrundsicherung für “Wahnsinn” hält, lesen Sie im Interview von Okan Bellikli.

  • Bürgergeld
  • Flüchtlinge
  • Sozialpolitik

Agrarhilfen: Frank Schäffler bejaht Kürzung

Agrarhilfen: Frank Schäffler bejaht Kürzung. Der FDP-Haushaltspolitiker Frank Schäffler spricht sich entschieden für die geplante Kürzung der Fördergelder für den ländlichen Raum ab 2024 aus. “Natürlich kann man immer mehr Geld in der Politik fordern, das ist ganz einfach”, sagte Schäffler Table.Media. “Aber wir sind jetzt in Zeiten der Schuldenbremse, und da ist eben ein unbegrenztes Ausweiten nicht mehr möglich”. Schäffler zufolge habe die Gemeinschaftsaufgabe  “Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes” (GAK) in den vergangenen Jahren “einen irren Aufwuchs” erlebt. 2017 seien 765 Millionen Euro eingeplant worden, mittlerweile sei man bei 1,133 Milliarden Euro. Die GAK-Mittel seien also um fast 50 Prozent erhöht worden. Diesen Trend fortzusetzen, sei aus seiner Sicht “Quatsch”. 

Schäffler hält die Aufregung der Landwirtschaftslobby über die Kürzungen für weitgehend unbegründet. Ein Großteil der Mittel, die der Bund zur Verfügung stelle – “der Bund zahlt hier 60 Prozent, die Länder kofinanzieren das mit 40 Prozent” – werde von den Ländern gar nicht abgerufen. Ein Grund dafür sei, dass die Länder das nicht kofinanzieren wollten: “Entweder, weil sie falsche Prioritäten im eigenen Haushalt setzen oder die Programme nicht so sinnvoll sind, wie man ursprünglich gedacht hat.” Was Schäffler über die Landwirtschafts- und Strukturpolitik denkt, lesen Sie im Interview von Merle Heusmann im Agrifood.Table.

Aus den Professional Briefings

16. Oktober 2023 Professionals

Security.Table: Deutschland hinkt bei militärischer KI-Strategie hinterher. Bei der Regelung zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz im militärischen Bereich steht Deutschland im europäischen Vergleich noch am Anfang. Welche Konzepte Frankreich und die Niederlande bereits vorgelegt haben, lesen Sie hier.

Agrifood.Table: Agrarhandel übt Kritik an Foodwatch. Die Verbraucherschützer argumentierten in ihrem Bericht zum Pestidizeinsatz unsachlich, kritisiert Martin Courbier, Geschäftsführer des Verbands Der Agrarhandel in einem Standpunkt. Wie Courbier seine Kritik begründet, lesen Sie hier.

Research.Table. Politikberatung als Gemeinschaftsprojekt. Für moderne wissenschaftliche Politikberatung ist die Interaktion mit gesellschaftlichen Akteuren wichtig. Diese frühzeitig einzubeziehen, könnte die Qualität und den Impact von Forschung erhöhen, sagt der Berliner Politologe Andreas Knie. “Co-Production” ist das Schlüsselwort. Warum das die Reputationsordnung der Wissenschaft radikal verändern würde, lesen Sie hier.

Research.Table. Ablösung des Embryonenschutzgesetzes rückt näher. Seit Jahren fordern Experten einen neuen Rechtsrahmen für die Forschung mit Embryonen und Stammzellen. Denn das Embryonenschutzgesetz ist nicht mehr zeitgemäß. Nun kommt Bewegung in die Diskussion. Auf einer Tagung des BMBF wurden jetzt zwei Thesenpapiere mit konkreten Vorschlägen vorgestellt. Worum es dabei geht, lesen Sie hier.

Africa.Table: Verstärktes Engagement aus Baden-Württemberg. Seit rund 40 Jahren engagiert sich Baden-Württemberg mit Entwicklungspartnerschaften in Afrika. Insgesamt habe Europa jedoch die Chancen des Nachbarkontinents verschlafen, heißt es in Stuttgart. Warum ausgerechnet Baden-Württemberg eine Führungsrolle beim Thema Afrika einnehmen will, lesen Sie hier.

Europe.Table: Weniger Berichtspflichten. Im Frühjahr hatte die EU-Kommission angekündigt, die Berichtspflichten für Unternehmen um ein Viertel reduzieren zu wollen. Nun hat die Behörde konkrete Vorschläge vorgelegt. Doch im neuen Arbeitsprogramm fehlen zwei wichtige Dossiers. Welche das sind, lesen Sie hier.

China.Table: China und Russland präsentieren sich als Friedensmächte. Beim Treffen zwischen Russlands Außenminister Sergej Lawrow und seinem chinesischen Amtskollegen Wang Yi gaben sich die beiden Staaten als verantwortungsvolle Großmächte, die im Nahen Osten auf Frieden hinwirken. Wer aus ihrer Sicht die Verantwortung für die Eskalation des Konflikts hat, lesen Sie hier.

Morgeninterviews am 17. Oktober

16. Oktober 2023 Morgeninterviews am 17. Oktober

Deutschlandfunk

ca. 6:50 Uhr: Alexander Schallenberg (ÖVP), Außenminister Österreich: EU-Sondergipfel

ca. 7:14 Uhr: Rainer Dulger, Arbeitgeberpräsident: Arbeitgebertag

ca. 8:10 Uhr: Marek Krząkała (PO), Polnischer Abgeordneter Partei “Bürgerplattform”: Wahl in Polen

rbb24-Inforadio

ca. 07:25 Uhr: Florian Westphal, Save the Children Deutschland: Lage im Gazastreifen

ca. 09:05 Uhr: Andreas Roßkopf, GdP für Bundespolizei: Grenzkontrollen zu Polen, Tschechien und der Schweiz

ZDF

ca. 07:10 Uhr: Carlo Masala, Politikwissenschaftler Universität der Bundeswehr München: Situation in Israel

ca. 08:10 Uhr: Michael Roth (SPD), Vorsitzender Auswärtiger Ausschuss des Bundestages: Situation in Israel

08:40 Uhr Irene Mihalic (Grüne), Erste Parlamentarische Geschäftsführerin: Innerdeutsche Konflikte nach Hamas-Angriff auf Israel

Geburtstage

16. Oktober 2023 Geburtstage

Dienstag, 17. Oktober

Luise Amtsberg (Grüne), MdB und Beauftragte der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und Humanitäre Hilfe, 39 / Peter Prügel, Deutscher Botschafter in Tunesien, 65 / Christiane Schenderlein (CDU), MdB, 42 / Michael Stübgen (CDU), Innenminister Brandenburg, 65

Nachttisch

16. Oktober 2023 Nachttisch

Unser Tipp führt Sie heute zurück in die Jahre vor der Gründung des Staates Israel. Der US-amerikanische Autor Leon Uris erzählt von den Versuchen heimatloser Juden, unter ihnen viele Holocaust-Überlebende, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg von Europa ins britische Mandatsgebiet Palästina zu gelangen. Uris ist kein Historiker, sondern ein Schriftsteller. Er vermischt Fakten und Fiktion, bis die Fakten zuweilen nicht mehr erkennbar sind. Gleichwohl ist “Exodus” eine lesenswerte Saga. Nur zwölf Jahre nach Kriegsende (1957) hat Uris die Gräuel der Shoah zum ersten Mal einer breiten Öffentlichkeit in literarischer Form vorgestellt. Es ist ein Buch, das auch nach fast sieben Jahrzehnten zum Nachdenken anregt und – noch wichtiger – zum Verständnis der heutigen Lage in Israel beitragen kann.

Leon Uris: Exodus | Heyne

16. Oktober 2023 Verabschiedung

Das war’s für heute. Das nächste Late-Night-Memo erhalten Sie am Dienstagabend.

Good night and good luck!

Der Berlin.Table ist das Late-Night-Memo für die Table.Media-Community.

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