wir begrüßen Sie zum Berlin.Table, dem Late-Night-Memo für die Hauptstadt.
Die Terrorangriffe der Hamas auf Israel fordern die deutsche Diplomatie maximal heraus. Um den Krieg und das Geiseldrama im Nahen Osten möglichst schnell zu beenden, bedarf es – neben dem Angebot, Waffen an Israel zu liefern und Hamas-Unterstützergruppen in Deutschland zu verbieten – vieler diskreter Verhandlungen mit zuweilen schwierigen Gesprächspartnern.
Olaf Scholz, Annalena Baerbock und Frank-Walter Steinmeier haben einen dieser diplomatischen Drahtseilakte vollzogen. Zu Besuch bei ihnen war Scheich Tamim bin Hamad Al Thani. Der Emir von Katar ist einerseits einer der größten Unterstützer der Hamas, andererseits einer der wichtigsten Vermittler im Nahen Osten. Das macht ihn zu einer Schlüsselfigur, die das Leben der Geiseln retten könnte, so zumindest die Hoffnung der Bundesregierung.
Wir berichten außerdem über das zähe Bemühen des Auswärtigen Amtes, Deutsche aus Israel nach Hause zu bringen und haben mit dem Präsidenten der Bundeszentrale für politische Bildung, Thomas Krüger, über seinen Kampf gegen Rechtsextremismus und für die Unabhängigkeit seiner Behörde gesprochen.
Viel Vergnügen bei der Lektüre!
Heute haben Okan Bellikli, Stefan Braun, Enno Eidens, Damir Fras, Horand Knaup, Nicola Kuhrt und Daniel Schmidthäussler mitgewirkt.
Wir freuen uns über Ihr Interesse.
Israel I: Krisendiplomatie am Limit. Nie war der Emir von Katar in Berlin so gefragt wie heute. Der Bundespräsident empfing ihn, der Kanzler organisierte ein Mittagessen, und auch die Außenministerin hatte ein Gespräch mit Tamim bin Hamid al Thani. Doch statt die 50-jährigen deutsch-katarischen Beziehungen zu zelebrieren und die Wirtschaftsbeziehungen zu vertiefen, wofür er ursprünglich kommen wollte, hatten die Deutschen aus gegebenem Anlass andere Prioritäten: Im Nahen Osten keinen Flächenbrand entstehen zu lassen und die Geiseln – mit katarischer Hilfe – möglichst unversehrt aus der Haft der Hamas freizubekommen. Ganz unbegründet ist die Hoffnung nicht: “Katar wird im Nahen Osten gehört”, heißt es im Kanzleramt, “und das ist nicht wenig”. Außenministerin Annalena Baerbock hatte zuvor erklärt, man werde “alle Gesprächskanäle nutzen”, um die Geiseln freizubekommen. Dazu gehörten gestern in dichter Abfolge auch Telefonate von Olaf Scholz mit dem türkischen Präsidenten und von Baerbock mit ihren türkischen und ägyptischen Kollegen.
Die Kataris gelten als erfahrene Vermittler. Schon bei den jahrelangen Gesprächen zwischen den USA und den Taliban hatte Katar eine überaus aktive Rolle inne. Mit Wissen und teilweise auch auf Wunsch Israels hatten der Emir und seine Helfer zudem lange Projekte im Gaza-Streifen finanziert und unterstützt. Die Kontakte zur terroristischen Hamas sind also da. Um dennoch sicherzugehen, hatte sich Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit seinem israelischen Kollegen Jitzchak Herzog vor und nach dem Gespräch mit dem Emir ausgetauscht. Der Eindruck, den der Emir bei seinen Gesprächen in Berlin hinterließ: Auch er hat kein Interesse an einer Ausweitung des ohnehin schon hoch heiklen Konflikts. Und er weiß um die Rolle und die Hoffnungen, die der Westen in ihn setzt. Am Freitag in Doha wird ihm das auch US-Außenminister Antony Blinken noch einmal eindringlich klarmachen.
Israel II: Das AA im Rechtfertigungsmodus. Rund gelaufen ist es ganz offensichtlich nicht beim Ausfliegen tausender Deutscher aus Israel. Die Ausreisewilligen in Israel übten Kritik, die Angehörigen in Deutschland ebenso, es wurde zum Thema innerhalb der Bundesregierung. “Das hat zu lange gedauert”, hieß es am Donnerstag selbstkritisch aus Regierungskreisen. Von einem “unwürdigen Chaos” sprach gar der außenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Jürgen Hardt. Nachdem andere Regierungen in Paris, Madrid oder Bern ihre Mitbürger mit Militär- oder Charterflügen längst nach Hause gebracht hatten, stieg an diesem Donnerstag auch die Lufthansa mit ersten Flügen in die Luftbrücke ein. Was insofern sonderbar erscheint, als die Lufthansa-Tochter Swiss schon am Dienstag Schweizer Staatsbürger aus Tel Aviv zurückgeholt hatte. Am Abend wurde bekannt, dass die Lufthansa ihre Linienflüge, die sie eigentlich am Freitag wiederaufnehmen wollte, bis mindestens einschließlich Sonntag aus Sicherheitsgründen aussetzt.
Vorausgegangen war am Dienstag ein längeres Telefonat. Außenministerin Annalena Baerbock hatte Lufthansa-Chef Carsten Spohr aufgefordert, den Flugbetrieb per Charter oder Linie wieder aufzunehmen. Spohr wollte vor allem die Kosten geklärt haben. Der Kompromiss war, dass das One-Way-Ticket die Passagiere je 300 Euro kostet, das AA jeweils 250 Euro hinzuschießt. CDU-Mann Hardt kritisierte, die Lufthansa-Hotline für die wenigen Ausreiseflüge sei ständig belegt, Menschen hätten wegen stundenlanger Handytelefonate teils Telefonrechnungen in vierstelliger Höhe. Das AA sieht sich unter Erklärungsdruck. “Bei allem berechtigten Frust: Kein Land hat bisher Sonderflüge in diesem Ausmaß auf die Beine gestellt – nicht die Amerikaner, nicht die Franzosen, nicht die Briten”, hieß es aus dem Ministerium.
Tatsächlich war der AA-Krisenstab, seit Samstag im Einsatz, zunächst eher zurückhaltend. Die Diplomaten hatten registriert, dass es durchaus noch kommerzielle Flüge mit freien Plätzen aus Tel Aviv heraus gab. Nach Island oder Istanbul oder auch via Transfer über das jordanische Amman. Und sie hielten die Zeit noch nicht für gekommen, wie etwa Spanien, Österreich oder die Niederlande, ihre Streitkräfte einzubeziehen. Priorität hatte zudem der Transport der Schüler- und Jugendgruppen, die sich in Israel aufhielten. Botschafter Steffen Seibert bemühte sich zudem auf eigene Faust, Busse für einen Transfer nach Amman zu chartern. Doch dann nahm der öffentliche Druck massiv zu, die Ministerin setzte sich höchstselbst mit Lufthansa in Verbindung und intensivierte, um den Imageschaden in Grenzen zu halten, die Vorbereitungen für einen eigenen Kurztrip nach Israel. Er soll an diesem Freitag stattfinden.
SZ: Die Sollbruchstelle in Bayern. Die CSU habe die Freien Wähler lange Zeit als leichtgängigen Partner empfunden, schreibt ein Autorenteam. Mittlerweile merkten Markus Söder und seine Leute, dass ihnen der Mitkoalitionär gefährlich werden könnte. Das liegt auch an der Wahlrechtsreform. Die CSU könnte bei der Bundestagswahl 2025 an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern. Für die Freien Wähler, die bundesweit antreten wollen, sehe es dagegen besser aus. Das ist Konfliktstoff in den Koalitionsverhandlungen in Bayern. (“Wer ist der Stärkste im ganzen Land?”, Seite 3)
Eine stabile Finanzierungsbasis für die Pflege. Die Union im Bundestag hat jetzt ein Positionspapier zur Pflege vorgestellt. Bei der Finanzierung setzen CDU und CSU auf einen Mix aus Pflichtversicherung, betrieblicher Mitfinanzierung und individueller Zusatzvorsorge. In allen drei Bereichen bietet die PKV nachhaltige und generationengerechte Lösungen. (Mehr auf pkv.de)
Tagesspiegel: Zweifel an Kraftwerksplänen. Ein zentrales Vorhaben von Wirtschaftsminister Robert Habeck stößt auf Widerstand: Gegen seinen Plan, als Ergänzung zu erneuerbaren Energien kurzfristig eine größere Zahl von Gaskraftwerken staatlich auszuschreiben, gebe es bei SPD und FDP Bedenken, berichtet Jakob Schlandt. Eine Anfrage der Union zeige zudem, dass entscheidende Fragen bei der Ausschreibung noch offen seien. Das BMWK hält trotzdem daran fest, im ersten Halbjahr 2024 damit zu starten. (“Krisenfall Kraftwerksstrategie”, Seite 17)
SZ: Demut? Nicht mit der FDP! Überraschend selbstbewusst hat der Wahlsonntag die Liberalen hinterlassen. Trotz ihrer Verluste. Die Asylpolitik wurde diese Woche bereits korrigiert, Kompromisse werden auch künftig nicht der Weisheit letzter Schluss sein, schreiben Claus Hulverscheidt und Henrike Rossbach. “Sichtbarkeit” heißt vielmehr die Devise in Partei und Fraktion. Sie scheine wichtiger als der Kollektiverfolg der Ampel: Christian Lindner will 2025 ohne Koalitionsaussage ins Rennen gehen. (“Die Liberalen sind so frei”, Seite 6)
Taz: Es soll geschossen werden. Bundesumweltministerin Steffi Lemke schlägt vor, Wölfe schneller als bisher zu schießen. 21 Tage lang soll ein Wolf geschossen werden dürfen, der sich im Umkreis von 1.000 Metern von einer Rissstelle aufhält, berichtet Jost Maurin. Außerdem sollen die Ämter nicht mehr warten müssen, bis das Ergebnis einer DNA-Analyse vorliegt. Bauernverband und FDP gehen Lemkes Pläne nicht weit genug. Sie fordern regionale Obergrenzen, um auf Wölfe auch ohne vorherige Risse zu schießen. (“Lemkes Schnellabschuss”, Seite 8)
FAZ: Die Ängste der Deutschen. Vor allem die steigenden Preise verunsichern derzeit die Deutschen. Zwei Drittel von ihnen sind darüber besorgt. Das geht aus der jährlichen Ängste-Studie im Auftrag der R+V-Versicherung hervor. 50 Prozent sorgen sich um ihre Mieten. Am deutlichsten gestiegen ist die Angst vor der Zunahme der Migranten. Sie legte um elf Punkte auf 56 Prozent zu und ist damit die viertgrößte Besorgnis. Erstmals ist sie im Westen größer als im Osten. Dominierend sei dabei vor allem die Sorge, “dass die Integration nicht gelingt”. (“Deutsche sorgen sich um Wohlstand”, Seite 9)
Nicht überlesen!
Spiegel: Europäischer Spionage-Verbund. Eine internationale Recherche hat herausgefunden, dass viele Spuren von in Europa tätigen Spionagefirmen nach Deutschland führen. Die Medien zeigen, wie Geschäftsleute “Despoten und Unrechtsstaaten mit neuesten Überwachungswerkzeugen ausstatteten und prächtig daran verdienten”. Damit würden auch Unschuldige täglich ausspioniert, sagt die liberale Europaabgeordnete Sophie in’t Veld. (“Sie schleichen sich klammheimlich in Ihr Handy – und schon sind Sie infiziert”, 5. Oktober 2023)
Bundeszentrale: Rechtsextreme kaum zu überzeugen. Der Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) ist trotz drohender Kürzungen gewillt, die Bevölkerung mit seinen Angeboten zu erreichen. Wichtig sei dabei eine Konzentration auf noch erreichbare Zielgruppen, sagte Thomas Krüger im Gespräch mit Table.Media. Mit Blick auf die kürzlich vorgestellte “Mitte-Studie”, der zufolge acht Prozent der Menschen gefestigte rechtsextreme Einstellungen aufweisen, räumt er aber ein: “Hier ist leider wenig mit politischer Bildung zu machen – weil die Bereitschaft, in einen offenen Diskurs zu gehen, gar nicht mehr da ist.”
Seine Hoffnung liegt auf den Menschen im “Graubereich”. Laut der Studie befinden sich gut 20 Prozent der Menschen zwischen Befürwortung und Ablehnung der Demokratie. “Um diese Köpfe muss man kämpfen”, so Krüger. Hierfür arbeite die bpb beispielsweise auch mit bei jungen Menschen beliebten Influencern in sozialen Netzwerken zusammen. Als wichtige Zielgruppe sieht er auch Berufstätige im Erwachsenenalter. Sie hätten mit Blick auf politische Bildung nur “beschränkte zeitliche Ressourcen, die für Familie und Arbeit draufgehen”, sagte der frühere SPD-Bundestagsabgeordnete. Warum Krügers Behörde manchmal um ihre Unabhängigkeit kämpfen muss und wie er die Rolle von Politik und Medien sieht, lesen Sie im Interview von Okan Bellikli.
Stiftungsgesetz: Ruf nach unabhängigem Gremium. Kurz vor der ersten Lesung des Stiftungsfinanzierungsgesetzes am Freitag melden sich verschiedene zivilgesellschaftliche Organisationen mit einem gemeinsamen Statement zu Wort. Campact, die Bildungsstätte Anne Frank, Kein Bock auf Nazis, Gesicht zeigen!, die Omas gegen Rechts, DefunDES und die Otto Brenner Stiftung begrüßen zwar grundsätzlich, dass ein Gesetz geschaffen wird, das eine öffentliche Finanzierung der AfD-nahen Desiderius Erasmus Stiftung (DES) verhindert (Berlin.Table berichtete am Dienstag). Ihre Kritik richtet sich auf ein vermeintliches Detail: Ausgerechnet das Bundesinnenministerium soll die Entscheidungskompetenz über die Einhaltung der Förderkriterien erhalten. Auch die Linken halten das für falsch. Ob gegen Kriterien für eine Förderung verstoßen werde, “gehört in die Hand einer unabhängigen Instanz, die mit wissenschaftlichen Experten und Expertinnen besetzt ist”, sagt etwa Clara Bünger, die für die Linksfraktion die Verhandlungen geführt hatte.
Bünger will andere Entscheidungsinstanzen. Sie schlägt vor, die Befugnis an die Präsidentin des Bundestages oder die Bundeszentrale für politische Bildung zu übertragen. Auch die Ausrichtung der Entscheidung am Bundesverfassungsschutzgesetz hält die Juristin für überholt: “Besser wäre es, wenn ein Gremium allein an den durch das Grundgesetz vorgegebenen Kriterien entscheidet.” Dass die Union sich weigert, den gemeinsam erarbeiteten Antrag auch gemeinsam einzubringen, empfindet Bünger als “nicht angemessen”. Trotz aller Differenzen tendiert die Linksfraktion zur Zustimmung, man werde aber die parlamentarischen Beratungen abwarten, “inwiefern unsere Bedenken aufgenommen werden”. Das Wichtigste sei, ein rechtssicheres Verfahren zu finden, “dass ideologische Vorstellungen von der AfD, die unsere Demokratie und ihre Institutionen konkret gefährden, nicht mit Steuergeldern gefördert werden”.
Berliner Spielbuch: Springer startet deutsches Politico 2024 mit Newsletter Playbook. +++ Schwurbel-Scheine: Volker Beck und Hate Aid bekommen Buch-Erlöse von Hetzer Attila Hildmann. +++ Fantastic with plastic? McDonald’s macht in Brüssel Stimmung gegen Mehrweg.
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SZ: Scholz will Hamas verbieten lassen
FAZ: Blinken sichert Israel volle Unterstützung zu
Tagesspiegel: “Gemeinsam klare Kante zeigen” – Deutsche Muslime verurteilen Gewalt gegen Juden
Handelsblatt: Schulterschluss mit Israel
Sächsische Zeitung: Wölfe sollen schneller abgeschossen werden können
Zeit Online: Tel Aviv – “Ich lasse meine Kinder seit Tagen nicht mehr vors Haus”
Spiegel: Warum der Emir von Katar in Deutschland empfangen wurde
RND: Warum Strom und Gas wieder teurer werden
T-Online: Deutsche Evakuierungen aus Israel – Pannen sorgen bei Betroffenen für Frust
Business Insider: Diese 33-Jährige brach ihre Uni-Karriere ab, um Top-Managerin bei Palantir zu werden – diesen Tipp gibt sie jungen Menschen
Zeit Online: Emir von Katar in Berlin – Der fragwürdige Gast
Welt: “Wir brauchen eine konservative Partei in Deutschland”, sagt der grüne Vizekanzler
FAZ: Telekom-Chef im Interview – “Ich würde Deutschland die Note 5 geben”
Handelsblatt: Israels Armeechef räumt Versagen ein – Baerbock reist zu Solidaritätsbesuch nach Israel
NZZ: In den USA machen viele sehr alte Menschen Politik. Wie lange ist das Hirn leistungsfähig?
Jobcenter: Sprache soll verständlicher werden. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) will die Sprache der Jobcenter bürgernäher gestalten. Bisher würden die Schreiben häufig “zu unverständlich, überfrachtet und unnahbar” wirken, sagte ein Sprecher Table.Media. Zuvor hatte auch die Süddeutsche Zeitung berichtet. Die mit mehr als sieben Millionen Mal pro Jahr am häufigsten versandte Mitteilung soll zuerst ersetzt werden: Statt “Aufforderung zur Mitwirkung” heißt es dann etwa “Wir brauchen Ihre Mithilfe”. Dabei geht es um zusätzlich zum Antrag auf Bürgergeld einzureichende Unterlagen wie einen Miet- oder Arbeitsvertrag.
Wichtig ist der Behörde, dass die Dokumente rechtssicher bleiben. “Sonst helfen wir damit niemandem”, so die BA. Nicht nur die Schreiben selbst, sondern auch entsprechende rechtliche Hinweise im Anhang sollen aber verständlicher geschrieben sein. In “Behördendeutsch” verfasste Sätze sollen vereinfacht werden zu Formulierungen wie “Für Zeiten, in denen Sie Bürgergeld bekommen haben, werden für Sie keine Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung gezahlt.” Die Umstellung der Formulare wird den offiziellen Angaben zufolge länger dauern, da allein die gut 300 Jobcenter mit BA-Beteiligung mehr als 300 verschiedene Vorlagen nutzen. Das Ziel ist, pro Jahr 20 bis 30 von ihnen zu aktualisieren. Mehr als 100 Jobcenter werden von Kommunen in Eigenverantwortung betrieben, können BA-Schreiben aber übernehmen.
Spitzentechnologie: Einzigartiges Röntgenmikroskop. Am Deutschen Elektronen-Synchrotron DESY in Hamburg soll die leistungsstärkste 3D-Röntgenlichtquelle der Welt entstehen: Mit Petra IV können Forschende einzelne Objekte im Nanometerbereich beleuchten und deren molekulare Einheiten unter realistischen Bedingungen erfassen. Das Röntgenmikroskop kann die Bildgebung revolutionieren – und dadurch völlig neue Materialien, Medikamente oder Technologien ermöglichen. Katharina Fegebank, Hamburgs Zweite Bürgermeisterin und Wissenschaftssenatorin, wünscht sich im Gespräch mit Table.Media eine stärkere Unterstützung durch den Bund: “Wir stehen im harten Wettbewerb, China und die USA schlafen nicht – es braucht schnelle Entscheidungen und ein deutliches Bekenntnis, dass sich nicht nur in Sonntagsreden abbildet.”
Fegebank stellt die Entwicklung des Wissenschaftsstandorts heraus. Aus der traditionellen Hafen- und Handelsstadt sei in den letzten Jahren eine florierende Wissenschaftsmetropole geworden. Mittels Innovationszonen will die Senatorin erreichen, dass “keine gute Idee verloren geht”. Doch für internationale Wissenschaftlerinnen, Wissenschaftler und Studierende seien die bürokratischen Hürden oft viel zu hoch. “Eine internationale Forschung braucht eine international kompetente, mehrsprachige Verwaltung. Daran arbeiten wir.” Lesen Sie mehr im ersten Teil der neuen Serie “Länder-Kompass” im Research.Table.
Security.Table: Iranische Revolutionsgarden im Visier: Jürgen Hardt, außenpolitischer Sprecher der Unionsfraktion, fordert eine EU-weite Einstufung der iranischen Revolutionsgarden als terroristische Vereinigung. Das sei ein “erster Schritt zur Unterstützung Israels”. Wie sich der CDU-Politiker eine Kooperation zwischen deutschem und israelischem Militär vorstellt, lesen Sie hier.
Security.Table: Kriegskabinett übernimmt Kommando in Israel. Die Notstandsregierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und Oppositionsführer Benny Gantz soll alle Kräfte im Krieg gegen die Hamas bündeln. Warum die Regierung bislang zögert, eine Bodenoffensive zu starten, lesen Sie hier.
Europe.Table: Wahl in Polen. Kurz vor den Wahlen in Polen stehen sich die beiden politischen Lager unversöhnlich gegenüber. Nach einer neuen Umfrage liegt die PiS vorn. Ob die oppositionelle Bürgerkoalition noch eine realistische Chance hat, die aktuelle Regierung abzulösen, lesen Sie hier.
Europe.Table: Euro-7-Norm entschärft. Eine Koalition aus Konservativen, Christdemokraten und Liberalen hat die für Autohersteller wichtige Schadstoffnorm Euro 7 im Umweltausschuss des Europaparlamentes entschärft. Die Grenzwerte sollen sinken, die Übergangsfristen verlängert werden. Was das für die Verhandlungen mit den Mitgliedstaaten bedeutet, lesen Sie hier.
Bildung.Table: Deutscher Schulpreis geht nach Bayern. Zum ersten Mal geht der Hauptpreis des Deutschen Schulpreises an eine Mittelschule, das bayerische Pendant zur Hauptschule. Der Lehrermangel und die Herausforderungen sind an dieser Schule besonders groß. Warum es der Eichendorffschule in Erlangen dennoch gelang, für Schüler zum Gamechanger zu werden, lesen Sie hier.
China.Table: Zehn Jahre “Neue Seidenstraße”. Kommende Woche begeht China mit einem Gipfel in Peking das zehnjährige Jubiläum der “Neuen Seidenstraße”. Prominentester Gast ist der russische Präsident Wladimir Putin. Die europäischen Regierungschefs machen sich dagegen rar. Warum das Image des “Jahrhundertprojekts” massiv gelitten hat, lesen Sie hier.
China.Table: Borrell verhandelt in China. Vor dem Hintergrund drohender Handelskonflikte ist EU-Chefdiplomat Josep Borrell nach China gereist. Er will klarstellen, dass die EU keine Marionette der USA ist, sondern ein ernstzunehmender geopolitischer Spieler. Was Borrell besonders ärgert, lesen Sie hier.
Krankenhausreform: CSU-MdB provoziert Kommission. Auf einem Podium zur Krankenhausreform am Mittwochabend in Berlin platzte dem Chef der Regierungskommission, Tom Bschor, der Kragen, als Stephan Pilsinger (CSU) zum dritten Mal prophezeite, die Reform werde zu einer “Welle von starken AfD-Ergebnissen” führen. Die Regierungspläne, in deren Folge es weniger Klinikstandorte geben dürfte, verunsicherten Menschen im ländlichen Raum, so der CSU-MdB. Bschor konterte aufgebracht: “Es war doch Ihre Partei, die den Leuten Angst gemacht hat.” Bayern hat als einziges Bundesland die Reform abgelehnt. Nähme man ein weißes Blatt Papier und zeichnete konzentrische Kreise um Kommunen, bräuchte ganz Deutschland höchstens 800 Krankenhäuser für eine für alle Bürger gut erreichbare Versorgung, sagte Bschor. Nach heutigem Stand sind es 1.730 Standorte. “Aber Deutschland ist kein weißes Blatt”, fügte Karl Lauterbachs oberster Reformplaner, von Beruf Psychiater, hinzu.
Deutschlandfunk
ca. 6:50 Uhr: Derviş Hızarcı, Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus: Heikle Arbeit
ca. 7:14 Uhr: Omid Nouripour (Grüne), MdB und Bundesvorsitzender: Deeskalieren in Nahost möglich?
ca. 8:10 Uhr: Hendrik Wüst (CDU), Ministerpräsident NRW: Wo ist die rote Linie?
rbb-Inforadio
ca. 7:25 Uhr: Michel Wyss, Militärakademie der ETH Zürich: Nahost-Konflikt – Was bedeutet eine mögliche Bodenoffensive?
ca. 9:05 Uhr: Agnieszka Łada-Konefał, Deutsches Polen Institut: Wahl in Polen – frei, aber nicht fair
Das Erste
ca. 6:35 Uhr: Florian Westphal, Save the Children: Gazastreifen abgeriegelt – Lage der Kinder
ca. 7:05 Uhr: Paul Ziemiak (CDU), MdB und Vorsitzender Deutsch-Polnische Parlamentariergruppe: Polen vor der Wahl
ca. 8:05 Uhr: Robert Habeck (Grüne), Bundeswirtschaftsminister: Diskussion um neue Asylpolitik
ca. 8:35 Uhr: Boris Rhein (CDU), Ministerpräsident Hessen: Spitzentreffen zur Migrationspolitik
Freitag, 13. Oktober
Susanne Hennig-Wellsow (Linke), MdB, 46 / Rita Schwarzelühr-Sutter, Parlamentarische Staatssekretärin im BMI, 61 / Sebastian Fitzek, Schriftsteller, 52 / Frank Bockholdt, Richter am Bundessozialgericht, 48 / Kathrin Fricke, Videokünstlerin “Coldmirror”, 39 / Adrienne Goehler, ehemalige Wissenschaftssenatorin Berlin, Psychologin, Kultur- und Hochschulmanagerin, 68 / Rafael Seligmann, Schriftsteller und Publizist, 76
Samstag, 14. Oktober
Olav Gutting (CDU), MdB, 53 / Deike Potzel, Leiterin der Abteilung Krisenprävention, Stabilisierung, Friedensförderung und humanitäre Hilfe im Auswärtigen Amt, 55 / Volker Ullrich (CSU), MdB, 48 / Peter Kloeppel, Journalist und Fernsehmoderator, 65 / Daniel Boschmann, Fernsehmoderator 43 / Irene Moessinger, Kulturmanagerin und Tempodrom-Gründerin, 74
Sonntag, 15. Oktober
Danyal Bayaz (Grüne), Finanzminister von Baden-Württemberg, 40 / Markus Grübel (CDU), MdB, 64 / Rainer Robra (CDU), Chef der Staatskanzlei und Minister für Kultur in Sachsen-Anhalt, 72 / Emily Vontz (SPD), MdB, 23 / Meike Schlecker, Unternehmerin, 50 / Michaele Hustedt (Grüne), Politikerin und Co-Gründerin der Politikberatung CPC Berlin, 65 / Niko Kovač, Trainer des VfL Wolfsburg und ehemaliger Fußballspieler, 52
Unser Tipp führt Sie heute in die Hauptstadt. Sie gibt nicht nur diesem Newsletter seinen Namen, sondern bietet schon immer auch Raum für allerlei Mythen und Anekdoten. Eine Auswahl dieser – mal mehr, mal weniger historisch verbürgten – Geschichten versammelt diese schöne Graphic Novel. Neben einfachen Bürgerinnen und Bürgern aus den vergangenen Jahrzehnten tauchen auch Berühmtheiten wie Marlene Dietrich oder David Bowie auf.
Berliner Mythen | Carlsen
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