Table.Briefing: Berlin

Das Late-Night-Memo für die Hauptstadt

Das Late-Night-Memo für die Hauptstadt

  • Israel I: Ex-BND-Mann sieht Geheimdienste vor Zäsur
  • Israel II: Laschet fordert “jede nötige materielle Unterstützung”
  • Israel III: Jubelfeiern für Hamas besorgen Berliner Polizei
  • Wahlen I: Die Ampel leidet – und die Union atmet auf
  • Wahlen II: Sehnsucht nach Kontinuität
  • Wahlen III: Söders Sicherheit und Söders Baustelle
  • OB-Wahl in Bitterfeld: AfD-Kandidat unterliegt Amtsinhaber
  • China in Deutschland: Hafeneinstieg durch die Hintertür
  • Termine: Was diese Woche wichtig wird
Liebe Leserin, lieber Leser,

wir begrüßen Sie zum Berlin.Table, dem Late-Night-Memo für die Hauptstadt.

Es gibt Tage, an denen man ob der Ereignisse die Luft anhält. Aus Entsetzen und aus Vorahnung, was das gerade Geschehene noch auslösen kann. Seit dem Anschlag der Hamas gegen Israel ist es wieder so. Durch die Grausamkeit der Täter, die überraschende Hilflosigkeit der Angegriffenen und die Sorge, welche Folgen das haben wird. Ob im Nahen Osten oder auf deutschen Straßen, nachdem dort am Sonntag Tausende ihr Mitgefühl zeigten, aber am Samstag auch Dutzende auf unerträgliche Weise den Terroristen huldigten. Wir nehmen das zum Anlass, um die Ereignisse mit dem ehemaligen BND-Geheimdienstler Gerhard Conrad, dem Israel-Experten Armin Laschet und dem Berliner Polizei-Gewerkschafter Stephan Weh einzuordnen.

Außerdem widmen wir uns natürlich den Wahlen in Hessen und Bayern. Wir analysieren unter anderem die Lage für Olaf Scholz, Boris Rhein, Markus Söder und Friedrich Merz – und wir geben erste Antworten auf die Frage, was das alles fürs Klima in der Ampel bedeutet.

Von Vergnügen kann heute nicht die Rede sein. Aber wir bieten Ihnen hoffentlich eine interessante Lektüre und erinnern im Nachttisch an die so grandiose wie schmerzvolle TV-Serie Fauda aus Israel.

Heute haben Okan Bellikli, Markus Bickel, Stefan Braun, Peter Fahrenholz, Damir Fras, Franziska Klemenz und Horand Knaup mitgewirkt.

Wir freuen uns über Ihr Interesse.

Israel I: Ex-BND-Mann sieht Geheimdienste vor Zäsur

Israel I: Ex-BND-Mann sieht Geheimdienste vor Zäsur. Der frühere Vermittler des Bundesnachrichtendienstes (BND) für Gespräche zwischen Israel, der Hamas und der Hisbollah, Gerhard Conrad, vergleicht die jüngsten Angriffe auf das Land mit dem 11. September 2001 in den USA. Alle Bemühungen Israels zur Aufklärung von Hamas, zur Befestigung der Grenze wie zur Abwehr von Raketenbeschuss seien darauf gerichtet gewesen, bereits einzelne Infiltrationen zu verhindern und Raketen in ihrer Wirkung zu minimieren. “Insoweit kann der Angriff sehr wohl mit den Anschlägen vom 11. September 2001 in den USA verglichen werden, auch die historische Bezugnahme auf den japanischen Überraschungsangriff auf den amerikanischen Marinestützpunkt Pearl Harbour im Dezember 1941 ist durchaus angemessen”, sagte Conrad Table.Media. Conrad arbeitete viele Jahre für den BND und war zuletzt Direktor des EU Intelligence Analysis Centre (INTCEN) in Brüssel.

Conrad rechnet nicht mit einer baldigen Beruhigung der Situation. Er sieht für die israelische Regierung “erhebliche Dilemmata”. So läge “ein limitierendes Moment für eine ungehemmte Gewalteskalation” in den “offenbar zahlreichen zivilen und militärischen Gefangenen in Händen von Hamas, die mit großer Wahrscheinlichkeit als menschliche Schutzschilde missbraucht werden.”  Gespräche zwischen israelischer und Hamas-Führung hält Conrad “erst nach einem derzeit noch gar nicht absehbaren Ende der Kampfhandlungen für vorstellbar”. Zumal unklar sei, wer nach den Vergeltungsdrohungen der Israelis gegen die Hamas als Gesprächspartner überhaupt noch zur Verfügung stehen werde. Ziel der Islamisten-Organisation sei es, mit ihren “präzedenzlosen Geiselnahmen eine präzedenzlose Austauschaktion” zu erreichen. Für wie schwerwiegend Conrad die Krise hält, lesen Sie im Interview von Markus Bickel im Security.Table.

Israel II: Laschet fordert “jede nötige materielle Unterstützung”

Israel II: Laschet fordert “jede nötige materielle Unterstützung”. Der frühere CDU-Kanzlerkandidat und Israel-Experte Armin Laschet geht davon aus, dass sich Israel nach dem Hamas-Angriff fürs Erste zwar selbst verteidigen wird. Aber er spricht sich dafür aus, für alles bereit zu sein, sollte aus Jerusalem eine Anfrage auf deutsche Hilfe kommen. “Wir sollten jede notwendige materielle Unterstützung an Israel leisten, erst recht bei einem Mangel an militärischen Gütern in Israel, weil Hilfslieferungen an Ukraine gesendet wurden”, sagte Laschet Table.Media.

Zugleich fordert Laschet eine Überprüfung aller Hilfsgelder an die Palästinenser. Die Bundesregierung müsse in Brüssel und Berlin darauf drängen, die Zahlungen an die Palästinenser auf mögliche Förderungen von Extremisten zu durchleuchten. “Im EU-Parlament gibt es eine latent unreflektierte Sympathie für die Palästinenser, die oftmals blind für extremistische Tendenzen ist”, so Laschet. Daraus entstehe eine unkontrollierte Unterstützung durch EU-Gelder, “die auch für Terrorismus missbraucht werden könnten”. Hier müsse man die humanitäre und entwicklungspolitische Unterstützung so zuschneiden, dass Gelder nicht für Terrorismus gegen Israel missbraucht werden. “Das Gleiche muss die Bundesregierung in ihren Etats tun.”

Laschet will die Hoffnung auf Frieden nicht aufgeben. “Ich sage ganz entschieden, dass ein Friede nie unmöglich werden darf.” Egal, wie die Attacken ausfallen und die Kämpfe verlaufen würden: Beide Seiten müssten daran erinnert werden, dass Israelis und Palästinenser immer Nachbarn bleiben werden. “Am Ende muss Israel nicht nur Frieden mit Dubai und Abu Dhabi machen, sondern mit Bethlehem und Hebron.” Was Laschet jetzt von Annalena Baerbock erwartet und was er sich von den deutschen Sicherheitsbehörden wünscht, lesen Sie im Interview mit Stefan Braun.

Presseschau von morgen

8. Oktober 2023 Presseschau

New York Times/Iran Daily/Komsomolskaja Prawda: Ein Konflikt, drei Sichtweisen. In der New York Times zeigt sich Thomas L. Friedman erstaunt, dass die israelischen Sicherheitsdienste Hinweise auf Terrorattacken offenbar falsch interpretiert haben. Hamas, eine “palästinensisch-islamistische Mafia”, könne für Israel nach diesen Angriffen nie mehr ein Partner für den Frieden sein. Anders die Autonomiebehörde. Mit ihr könnte es – ähnlich wie 1973 nach dem Jom-Kippur-Krieg mit dem Aggressor Ägypten geschehen – Vereinbarungen geben. (“Israel’s Worst Day at War”)

Im russischen Massenblatt Komsomolskaja Prawda schreibt Jewgeni Umerenkow: “Der neue palästinensisch-israelische Krieg wird sich zweifellos auf den Konflikt in der Ukraine auswirken. Dem Präsidenten Selenskyj, der von der Bühne in die Politik gekommen war, wurde das Scheinwerferlicht gestohlen.” Für Kiew werde es schwierig, “die Rolle des Hauptopfers zu behalten, dem zu helfen der moralische Imperativ der ,freien Welt’ ist”. (“Globalnyj razlom: Vojna Izrailja i Palestiny grozit obernut’sja mirovoj katastrofoj”)

Im Iran Daily, der englischsprachigen Zeitung der staatlichen Nachrichtenagentur Irna, kommentiert der palästinensische Journalist Yasser al-Khawaja, dass Hamas den “zionistischen Feind” vor aller Welt gedemütigt habe. Die politische Führung Israels habe diesen Schock noch nicht in allen Details verstanden. (“Assessment of the Situation”)

So fördert die PKV eine bessere Gesundheitsversorgung durch KI. Big Data und Künstliche Intelligenz (KI) treiben die digitale Revolution voran – das gilt gerade auch in der Medizin. Über Heal Capital, den von ihr aufgelegten Wagniskapitalfonds für digitale Gesundheitsinnovationen, investiert die Private Krankenversicherung in die Zukunftstechnologien. (Mehr auf pkv.de)

SZ/Welt/Tagesspiegel: Zwei Landtagswahlen, drei Einordnungen. “Einige prominente Politiker schreiben Geschichte – mit schlechten Ergebnissen”, schreibt Nicolas Richter in der SZ. Zudem bestätige sich ein “Trend nach rechts”, der die Bundesregierung vor eine schwere Aufgabe stelle. Seine Vermutung: Gelingt es den Ampel-Parteien mit der für Migration zuständigen Nancy Faeser nicht schnell, überzeugende Antworten zu finden, erhält die AfD noch mehr Zuspruch. (“Deutschland rückt nach rechts”)

Trotz des Festhaltens von Olaf Scholz an Nancy Faeser werde in der SPD über Nachfolger nachgedacht, schreibt Hannelore Crolly in der Welt. Ein schlechtes Abschneiden der hessischen Spitzenkandidatin belaste nämlich die ganze Ampel. Genannt werden unter Sozialdemokraten demnach etwa Siemtje Möller und Eva Högl. Nicht ausgeschlossen werde zudem eine Regierungsumbildung, ein Szenario: Hubertus Heil wird Innenminister, eine Frau seine Nachfolgerin (“Das Faeser-Debakel und die Last für Scholz”)

“Auf die Ampel kommen harte Zeiten zu”, kommentiert Christian Tretbar für den Tagesspiegel. Grüne und FDP würden sich wohl noch mehr beharken und auf Kosten des Koalitionsfriedens versuchen, ihre Profile zu schärfen. Der Erfolg der AfD zeige zudem, die Partei sei kein “ostdeutsches Phänomen” mehr. Bis Sommer 2024, vor den Wahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg, sieht der Autor ein “Zeitfenster der politischen Handlungsmöglichkeiten”, in dem die Ampel wichtige Weichen stellen sollte. (“Die Ampel wird abgestraft”)

Nicht überlesen!

Zeit: Gespaltene Städte. Eine Auswertung des Wahlverhaltens in fast 270 Städten zeigt, dass das Ergebnis manchmal sogar in direkt benachbarten Wahlbezirken völlig unterschiedlich ausfällt. Das Projekt, an dem auch das ifo-Institut und der Informationsdienstleister infas360 beteiligt waren, bietet Grafiken für alle Orte. Bisherige bundesweite Wahlkarten seien höchstens auf Gemeindeebene genau aufgeschlüsselt, so die Macher (“Mein Viertel, eine Blase”, 28. September 2023)

Israel III: Jubelfeiern für Hamas besorgen Berliner Polizei

Israel III: Jubelfeiern für Hamas besorgen Berliner Polizei. Nachdem das Hamas-Sympathisantennetzwerk Samidoun am Samstagabend in Berlin den Angriff gegen Israel gefeiert hat, fordert der Berliner Polizeigewerkschaftschef Konsequenzen. “Lagen wie diese zeigen extremen Handlungsbedarf”, sagte Stephan Weh zu Table.Media. Ein Kamerateam wurde bedroht und gezwungen, Aufnahmen zu löschen; die Polizei stellte extremistische und verfassungsfeindliche Parolen fest, nahm nach eigenen Angaben Rädelsführer fest. Man beobachte seit Jahren eine palästinensische Community, die Hass auf Berliner Straßen bringe und sich mit Terrororganisationen solidarisiere, so Weh. Insbesondere bei Veranstaltungen von Samidoun gebe es schwere Angriffe auf die Polizei. Weh fordert, ein Verbot derartiger Vorfeldorganisationen zu prüfen.

Die Polizeigewerkschaft rechnet mit weiteren Anti-Israel-Aktionen in Berlin. “Die Polizeipräsenz bei Versammlungslagen zur Problematik wird unter Beachtung der vielen anderen Aufgaben für die Hauptstadtpolizei natürlich erhöht.” Auch der Schutz jüdischer Gebäude wie Synagogen sei erhöht worden. Das verschärfe personelle Engpässe, mit denen die Polizei ohnehin zu kämpfen habe. Weh hält es für notwendig, “sich das Versammlungsfreiheitsgesetz noch mal anzusehen, um hier proaktiv und gewaltabschöpfend gegen jene vorgehen zu können, die es für ihren Hass und massive Straftaten missbrauchen”.

Von der Politik erwartet die Gewerkschaft Rückendeckung. Im politischen Raum brauche es “weniger falsch verstandene Toleranz”, so Weh. “Jeder hat in der gestrigen Nacht gesehen, worüber wir reden, wenn wir vom extremistischen Gedankengut reden, das in einigen Kiezen weiter um sich greift, als es mancher wahrhaben will.” Auf die Frage, was die Polizei jetzt brauche, antwortete der Gewerkschafter: “Rückendeckung für den rechtsstaatlichen Auftrag.”

Kein Verständnis: BR und Arte distanzieren sich vom Journalisten Malcolm Ohanwe nach Tweet zum Hamas-Angriff auf Israel. +++ Pressefreiheit: Welt-TV-Team wird in Berlin bedroht und gezwungen, Videoaufnahmen zu löschen. +++ Sparprogramm: Deutsche Telekom will mehr als 2.000 Jobs in Deutschland abbauen. +++

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Wahlen I: Die Ampel leidet – und die Union atmet auf

Wahlen I: Die Ampel leidet – und die Union atmet auf. Die Wahlen in Hessen und Bayern schwächen die Ampel und geben einer nach Orientierung suchenden Union ein bisschen Halt. In der SPD redet das Ergebnis niemand schön. Von “einem bitteren Ergebnis” spricht Generalsekretär Kevin Kühnert. Im Willy-Brandt-Haus haben sie erkannt, dass der Wahlausgang einer tief sitzenden Enttäuschung über die Bundesregierung zu verdanken ist. 79 Prozent der Deutschen, so analysierte Infratest dimap noch am Abend, sind unzufrieden mit Olaf Scholz und seinen Ministern. Der Kanzler muss davon ausgehen, dass die Enttäuschung in Partei und Fraktion in den nächsten Wochen zwar noch intern, aber sehr viel nachdrücklicher an ihn herangetragen werden wird. Die Erwartung, dass er Korrekturen an seinem Führungsstil vornimmt, ist groß.

Nancy Faeser wird trotzdem Innenministerin bleiben. Das gilt trotz der Schlappe als ausgemachte Sache. Erstens, weil sie für ihre Kandidatur die Unterstützung von Olaf Scholz hatte; zweitens, weil ihr – bis auf die Schönbohm-Entlassung – keine größeren Patzer unterlaufen sind; und drittens, weil es in Berlin auch keinen Ersatz gibt, der sich aufdrängen würde. Kleiner Trost für die Sozialdemokraten: In Hessen könnten sie trotz schlechter Zahlen zu ernsthaften Koalitionsgesprächen eingeladen werden.

Die FDP-Spitze muss erneut schwere Niederlagen einstecken. Inzwischen hat die Berliner Parteiführung zwar in der Ampel mehr erzwungen und darüber ein größeres Selbstbewusstsein erlangt. An den schlechten Ergebnissen bei Landtagswahlen aber ändert das nichts. In Bayern sind sie aus dem Landtag geflogen, und in Hessen kann ihnen das in der Nacht auch noch passieren. Das bedeutet: Alles Ringen und Streiten fast schon im Stile einer Opposition hat ihr keinen großen Lohn gebracht. Sie steht vor der heiklen Frage: Wie weitermachen? Die Grünen sind von derlei Ängsten ein ganzes Stück entfernt. Trotzdem bekommen sie zu spüren, dass der Höhenflug der letzten Jahre einem mühsamen Kampf um jede einzelne Idee gewichen ist.

Die Gewinner heißen Union und AfD. Die CDU kann in Hessen einen großen Erfolg feiern und die CSU in Bayern immerhin behaupten, dass sie das Schlimmste abgewendet hat. Für Friedrich Merz ist das gleichwohl kein großer Sieg und wird ihm bei seinen parteiinternen Kritikern wenig helfen. Zumal der Hessen-Sieger Boris Rhein bewusst einen anderen Ton angeschlagen hat als der eigene Parteichef. Die AfD legt auch im Westen weiter zu, trotzdem fehlt ihr dort bislang die Chance, die Parteienlandschaft komplett durcheinander zu werfen.

Wahlen II: Sehnsucht nach Kontinuität

Wahlen II: Sehnsucht nach Kontinuität. Das Bedürfnis nach Unaufgeregtheit und Stabilität hat nach Auffassung des Kasseler Politologen Wolfgang Schroeder bei der Hessenwahl den Ausschlag gegeben. Das schlechteste SPD-Ergebnis seit 1945 sei auch einer schlechten Kampagne geschuldet. Vor allem aber sei es ein Votum gegen die Bundesregierung in Berlin gewesen, sagte er Table.Media. Die Genossen in Kanzleramt und Regierung hätten “einen falschen Blick auf die reale Substanz und Potenz der Partei”. Trotz neuerlicher Schlappen in Bayern und Hessen rechnet Schroeder nicht damit, dass die FDP ihre Strategie innerhalb der Bundesregierung ändern wird.

Er sieht im Ergebnis einen Fingerzeig für den nächsten CDU-Kanzlerkandidaten. Für den Politikwissenschaftler hat sich mit der Hessenwahl das Profil des nächsten Kanzlerkandidaten der Union herausgebildet. Hessen sei “gewissermaßen eine Anti-Merz-Wahl” gewesen. Die Union “scheint derzeit eher mit einem Kandidaten mit einem moderierend, ruhigen Stil eine Chance zu haben. Der kann nach Lage der Dinge wohl nicht Friedrich Merz heißen”. Welchen Anteil Olaf Scholz laut Schroeder an der Niederlage der SPD hat, lesen Sie im Interview von Horand Knaup.

Aus den Professional Briefings

8. Oktober 2023 Professionals

China.Table: Hafeneinstieg durch die Hintertür. Cosco durfte nicht mit Stimmrechten in ein Hamburger Hafenterminal einsteigen – wohl aber der ebenso große Konkurrent MSC. MSC soll aber nicht nur in mafiöse Geschäfte verwickelt sein, sondern ist auch immer enger mit China verbandelt – und strebt möglicherweise sogar eine formale Allianz mit Cosco an. Was ein Geheimtreffen in Shanghai mit der Geschichte zu tun hat, lesen Sie im China.Table.

Europe.Table: KI und Wahlen. Desinformationskampagnen haben bereits Wahlen beeinflusst. Mit dem Einsatz Künstlicher Intelligenz steigt die Gefahr, dass populistische Akteure den demokratischen Prozess weiter untergraben. Wie genau das abläuft, lesen Sie in einer noch unveröffentlichten Studie des Centrums für Europäische Politik (cep) im Europe.Table.

Was sind die Erwartungen an die G20-Konferenz Compact with Africa?

Am 11. Oktober diskutiert Christian von Hiller (Africa.Table) u.a. mit I.E. Gina Ama Blay (Botschaft der Republik Ghana), S.E. Igor César (Botschaft der Republik Ruanda) und Christoph Kannengießer (Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft) zu den Erwartungen an die Konferenz. Die Digitalveranstaltung findet auf Englisch statt. Jetzt anmelden!

Wahlen III: Söders Sicherheit und Söders Baustelle

Wahlen III: Söders Sicherheit und Söders Baustelle. Die CSU hat mit Markus Söder das schlechteste Ergebnis seit 1950 eingefahren und ist trotzdem erleichtert darüber, dass es nicht schlimmer gekommen ist. Gestärkt wurden die Freien Wähler unter ihrem Vorsitzenden Hubert Aiwanger, die laut Hochrechnungen mehr als 14 Prozent erreichen. Aiwanger hat aus der Affäre um ein antisemitisches Flugblatt, das in seiner Schulzeit in seinem Ranzen gefunden worden war, politisches Kapital schlagen können, während die Affäre der CSU geschadet hat, obwohl sie damit gar nichts zu tun hatte. Söder sprach von einem “klaren Regierungsauftrag” und nannte das Ergebnis “keinen Schönheitspreis”.

Söders Position in der CSU ist nicht gefährdet. Es werde keine Personaldiskussion geben, heißt es in der Partei. Trotzdem grummelt es in der CSU. Kritik gibt es an den inhaltlichen Defiziten der Partei und an Söders Strategie, sich ohne Alternative an die Freien Wähler zu ketten. Ob der Unmut lauter wird, hängt auch vom Verlauf der Koalitionsverhandlungen zwischen CSU und Freien Wählern ab. Aiwanger hatte angesichts steigender Umfragewerte das Landwirtschaftsministerium als viertes Ministerium gefordert und war von Söder zurückgepfiffen worden. Am Wahlabend wiederholte Aiwanger diese Forderung nicht.

Mit Sorge sieht man in der CSU, dass Aiwangers bundespolitische Ambitionen wachsen dürften. Vor der Bundestagswahl 2025 kommt die Europawahl 2024, die für die CSU schon oft die schwierigste Wahl überhaupt war. Aiwanger dagegen zieht mit der bayerischen Landesbäuerin Christine Singer als Spitzenkandidatin in diese Europawahl und wildert damit weiter im CSU-Revier. In der Koalition zwischen CSU und Freien Wählern könnte das schnell zu wachsenden Spannungen führen. “Das Verhältnis zwischen CSU und Freien Wählern wird sich verschlechtern”, prophezeit ein CSU-Vorstandsmitglied. Gut ist es nach der Flugblatt-Affäre schon jetzt nicht.

OB-Wahl in Bitterfeld: AfD-Kandidat unterliegt Amtsinhaber

OB-Wahl in Bitterfeld: AfD-Kandidat unterliegt Amtsinhaber. Die AfD hat erneut im Kampf um ein ostdeutsches Rathaus die Wahl verloren. Sie unterlag am Sonntagabend auch bei der Stichwahl in Bitterfeld-Wolfen. Amtsinhaber Armin Schenk (CDU) holte 54 Prozent der Stimmen, Herausforderer Henning Dornack 46. Im ersten Wahlgang hatte der AfD-Kandidat mit knapp 34 Prozent vorn gelegen. Obwohl ein Bündnis mit prominenter Unterstützung von Sänger Sebastian Krumbiegel gegen die AfD geworben hatte, stieg die Wahlbeteiligung in der knapp 50.000-Einwohner-Stadt nicht, sondern sank leicht. Bei beiden Wahlgängen gab knapp die Hälfte der Wahlberechtigten ihre Stimme ab. Ein Streit um den Verkauf kommunaler Flächen, aber auch die Debatten um Energie und Migration hatten den Wahlkampf geprägt. Nach der Niederlage im thüringischen Nordhausen kann die AfD Erfolge auf regionaler Ebene auch in Sachsen-Anhalt vorerst nicht fortsetzen.

Morgeninterviews am 9. Oktober

8. Oktober 2023 Morgeninterviews am 9. Oktober

Deutschlandfunk

ca. 6:50 Uhr: Helge Lindh, MdB (SPD): Landtagswahlen/Nahost

ca. 7:14 Uhr: Carsten Linnemann, Generalsekretär der CDU: Landtagswahlen/Nahost

ca. 8:10 Uhr: Erwin Huber, ehemaliger CSU-Vorsitzender: Ergebnis der Landtagswahl in Bayern

ARD

7:10 Uhr: Ricarda Lang, Co-Vorsitzende der Grünen: Bedeutung der Wahlergebnisse für Partei und Bundespolitik

7:40 Uhr: Carsten Linnemann, Generalsekretär der CDU: Bedeutung der Wahlergebnisse für Partei und Bundespolitik

8:05 Uhr: Martin Huber, Generalsekretär der CSU: Bayern nach der Landtagswahl

8:15 Uhr: Saskia Esken, Co-Vorsitzende der SPD: Bedeutung der Wahlergebnisse für Partei und Bundespolitik

8:35 Uhr: Michael Roth, MdB (SPD) und Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses: Krieg in Israel und die Konsequenzen

Termine

Highlights der Woche

Am Montag und Dienstag treffen sich die Regierungen von Deutschland und Frankreich zur Kabinettsklausur in Hamburg. Am ersten Tag gibt es um 17 Uhr ein Pressestatement von Olaf Scholz und Emmanuel Macron.

Am Donnerstag und Freitag findet die 383. Kultusministerkonferenz in Berlin statt.

Was noch wichtig wird

Montag, 9. Oktober

Entwicklungspolitik: Pressekonferenz von Svenja Schulze zum Thema “Ausweitung des deutschen Engagements für soziale Sicherung im Sahel, unter anderem zur Unterstützung bei der Aufnahme von Flüchtlingen”. 10 Uhr, Bundesentwicklungsministerium

Verbraucherschutz: Übergabe des Policy-Briefs des Sachverständigenrats für Verbraucherfragen zum Thema “Folgen der Energiekrise: Wie viel Haushalte für Heizung/Warmwasser und Strom zahlen”. 10:30 Uhr Bundesumweltministerium

Auszeichnung: Anlässlich des Tags der Deutschen Einheit zeichnet Frank-Walter Steinmeier 23 Bürgerinnen und Bürger mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland aus. 11 Uhr, Schloss Bellevue

Dienstag, 10. Oktober

Demokratie I: Konferenz der Friedrich-Naumann-Stiftung zum Thema “ReshapeEurope: Defending Liberal Democracy Around the World”. 10 Uhr, Allianz-Forum, Berlin. Infos & Anmeldung

Nachhaltigkeit: Olaf Scholz hält eine Rede auf der 22. Jahreskonferenz des Rates für Nachhaltige Entwicklung in Berlin. 17 Uhr, AXICA Kongress- und Tagungszentrum

Demokratie II: Podiumsdiskussion zum Thema “Demokratischer (Un-)Wille? Der Umgang mit antidemokratischem Protest”. 19:30 Uhr, Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Berlin. Infos & Livestream

Mittwoch, 11. Oktober

Wirtschaft I: Außenwirtschaftstage des Bundeswirtschaftsministeriums. Mit Robert Habeck und Jennifer Morgan, Sonderbeauftragte für internationale Klimapolitik im Auswärtigen Amt. Ganztägig, BMWK (bis Freitag). Infos & Livestream

Geschichte: Frank-Walter Steinmeier und der Historiker Norbert Frei stellen die Ergebnisse des Forschungsprojektes “Das Bundespräsidialamt und der Nationalsozialismus 1949-1994” vor. 11 Uhr, Schloss Bellevue. Infos & Livestream

Nachhaltigkeit: Zum vierten Mal trifft sich die “Allianz für Transformation”, ein im Koalitionsvertrag beschlossenes Dialogformat. 12:15 Uhr, Kanzleramt

Wirtschaft II: Robert Habeck und Elga Bartsch, Abteilungsleiterin Wirtschaftspolitik, stellen die Herbstprojektion der Bundesregierung vor. 14:15 Uhr, Bundespressekonferenz

Wirtschaft III: Christian Lindner und Svenja Schulze nehmen an der Jahrestagung der Weltbank teil. Ganztägig, Marrakesch (bis Samstag)

Donnerstag, 12. Oktober

Außenpolitik: Frank-Walter Steinmeier und Olaf Scholz empfangen den Emir von Katar, Scheich Tamim Bin Hamad Al-Thani. 9 Uhr, Schloss Bellevue/12 Uhr, Kanzleramt

Freitag, 13. Oktober

Migration: 17. Berliner Rechtspolitische Konferenz der Konrad-Adenauer-Stiftung zum Thema: “Einwanderungsland Deutschland – Rechtliche Perspektiven im Spannungsfeld der Migrationspolitik”. 9 Uhr, Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung. Infos & Anmeldung

Heads

8. Oktober 2023 Heads

Saarbrücker Zeitung: Der Bundestagsabgeordnete Thomas Lutze tritt aus der Linken aus. Die SPD, zu der er wechseln will, möchte ihn aber nicht.

Geburtstage

8. Oktober 2023 Geburtstage

Montag, 9. Oktober

Benedikt Zimmer, Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium, 62 / Benjamin Brake, Abteilungsleiter im Bundesverkehrsministerium, 43 / Oliver Luksic, MdB (FDP) und Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, 44 / Christos Pantazis MdB (SPD), 48 / Peggy Schierenbeck, MdB (SPD), 53 / Thomas Hacker, MdB (FDP), 56 / Nicole Hoffmeister-Kraut, Wirtschaftsministerin in Baden-Württemberg, 51 / Tina Ruland, Schauspielerin, 57

Nachttisch

8. Oktober 2023 Nachttisch

Unser Tipp führt Sie heute zu einer der spektakulärsten und schmerzvollsten TV-Serien der letzten Jahre: die israelische Serie Fauda. Es geht in vier Staffeln und Dutzenden Folgen spannend und quälend traurig um das Ringen zwischen einer israelischen Anti-Terror-Einheit und ihren Gegnern, die mal der Hamas, mal dem IS angehören. Spektakulär ist sie, weil sie ohne jede Hollywood-Verklärung die Menschen zeigt; traurig ist sie, weil es quasi keine Gewinner und unendlich viele Verlierer gibt. Passend zu diesem dramatischen Wochenende.

Fauda | Netflix

8. Oktober 2023 Verabschiedung

Das war’s für heute. Das nächste Late-Night-Memo erhalten Sie am Montagabend.

Good night and good luck!

Der Berlin.Table ist das Late-Night-Memo für die Table.Media-Community.

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Berlin.Table Redaktion

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