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Man ist noch immer geneigt, bei Friedrich Merz stets eine Strategie zu vermuten. So wie das ZDF heute wieder die Frage stellte, welche nach den “Sozialtouristen” und den “kleinen Paschas” wohl hinter seiner jüngsten Kritik an Asylbewerbern beim Zahnarzt stecken könnte. Doch was, wenn das gar keine Strategie mehr ist, sondern ihm in Sehnsucht nach drastischen Vokabeln und Argumenten passiert? Wenn es ganz ohne Strategie aus ihm herausbricht? Es würde nichts besser machen, es würde nur die Frage nach seiner Persönlichkeit ins Zentrum rücken. So oder so ist es ihm wieder gelungen, eine für die Union gar nicht schlecht laufende Entwicklung beim Thema Migration mit einer Provokation derart zu überlagern, dass der Etappenerfolg schon gar keiner mehr sein kann. In der CDU-Führung steigt deshalb die Zahl derer, die das nicht mehr lustig finden. Niemand will aktuell eine Debatte über die nächste Kanzlerkandidatur. Es ist nur Merz, der diese auf seine ganz eigene Weise immer wieder neu aufwirft.
Wir lenken heute den Blick auf eine Weltregion, die bislang so oft noch nicht vorkam: Zentralasien. Am Freitag wird Olaf Scholz die Staatschefs aller fünf Länder der Region im Kanzleramt empfangen – und wir haben mit Robin Wagener, dem Regionalbeauftragten des Auswärtigen Amtes, über die deutschen Ziele und Möglichkeiten gesprochen. Außerdem berichten wir über umstrittene Düngemittelpläne aus Bayern und eine Studie der Böckler-Stiftung zur Gleichstellung.
Viel Vergnügen bei der Lektüre!
Heute haben Okan Bellikli, Eric Bonse, Stefan Braun, Annette Bruhns, Damir Fras, Franziska Klemenz, Henrike Schirmacher und Falk Steiner mitgewirkt.
Wir freuen uns über Ihr Interesse.
Umgang mit Zentralasien: AA räumt Fehler ein. Der Koordinator für Zentralasien, Robin Wagener, sagte Table.Media, man habe gerade die ehemaligen Sowjetrepubliken in Zentralasien “viel zu lange durch die Moskauer Brille” betrachtet. “Wir haben aber inzwischen zum Glück einen realistischeren Blick auf die Region. Das ist eine wichtige Lehre aus den Fehlern deutscher Außenpolitik.” An diesem Freitag gibt es eine Premiere in der Geschichte der deutschen Diplomatie: Bundeskanzler Olaf Scholz empfängt zum ersten Mal die Staatschefs der fünf zentralasiatischen Länder Kasachstan, Usbekistan, Kirgisistan, Tadschikistan und Turkmenistan gemeinsam im Berliner Kanzleramt.
“Endlich nehmen wir die Länder als eigenständige Akteure wahr”, so Wagener. Das sei wichtig, denn Zentralasien stehe geostrategisch zwischen allen Stühlen – mit Russland im Norden und China im Osten als Nachbarn. Die fünf Staaten wollen “ihre Kontakte mit uns Europäern stärken”, sagt Wagener. Sie setzten auf mehr Zusammenarbeit in der Außen-, der Gesellschafts- und Wirtschaftspolitik. “Wir müssen ihnen die Hand reichen, auch schon im eigenen Interesse, und das wird der Bundeskanzler am Freitag machen.”
Deutschland ist vor allem an Energiepartnerschaften mit den zentralasiatischen Staaten interessiert. Auch gebe es das gemeinsame Interesse, dass Menschen aus Zentralasien in Deutschland arbeiteten. Die ehemaligen Sowjetrepubliken wiederum seien an Investitionen aus Deutschland und wirtschaftlicher Zusammenarbeit interessiert. Auch gebe es erste Ideen, Polizisten in Zentralasien von deutschen Beamten ausbilden zu lassen. Was Wagener über die Eskalation der Gewalt in Bergkarabach sagt, lesen Sie im Interview von Stefan Braun und Damir Fras.
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Pestizide: Lemke fordert Exportverbot. Bundesumweltministerin Steffi Lemke will den Export bestimmter Pestizide untersagen. “Den Export gesundheitsschädlicher Pestizide, die in der EU deswegen nicht mehr zugelassen sind, wollen wir untersagen”, sagt die Grünen-Politikerin im Interview mit Table.Media. Dafür seien klare Regelungen in den Lieferketten erforderlich. “Hersteller und Exporteure müssen ihrer Verantwortung nachkommen und sich vor Augen halten, dass es um die Gesundheit der Menschen geht, die gefährdet sein können.”
Die Ministerin warnt vor einem massiven Anstieg des weltweiten Absatzes und Einsatzes von Pestiziden. Eine zentrale Rolle auf der Internationalen Chemikalienkonferenz (ICCM5) wird die von der Weltgesundheitsorganisation als hochgefährlich, auf Englisch “highly hazardous”, eingestufte Gruppe spielen. “Wenn diese Pestizide nicht sicher eingesetzt werden, folgen Gesundheitsprobleme, in der Vergangenheit kam es sogar zu Todesfällen”, so Lemke. Mehr lesen Sie im Interview von Henrike Schirmacher im Agrifood.Table.
SZ, Welt und Taz zu Merz: Untragbar bis authentisch. Robert Rossmann kommentiert in der SZ, dass Friedrich Merz als Kanzlerkandidat ungeeignet sei. In seiner Partei fürchte man sich schon vor öffentlichen Auftritten, weil Merz regelmäßig mit Aussagen wie gestern empöre. Cem-Odos Güler kritisiert in der Taz die schweigende Unions-Mehrheit als opportunistisch, sie wolle von “Altherren-Runden” der CDU nicht ins Abseits befördert werden. Welt-Chef Ulf Poschardt rät Merz zwar zu besserer Kommunikationsberatung; inhaltlich aber stimmt er zu, zumal eine Mehrheit es so sehe. Auf ungeschickte Weise sei Merz authentisch, außerdem einer der “ehrlichsten und romantischsten” Unionspolitiker. Aufgabe der Union sei nun, die Aussagen zu belegen. (“Das Sicherheitsrisiko”, Seite 4; “Von Merz und Mundgeruch”, Seite 16; “Unsere Mittel sind endlich”, Seite 6)
Demografischer Wandel: Warum hört niemand auf die Wissenschaft? Wenn es um wichtige Zukunftsfragen geht, sollte wissenschaftliche Expertise die Grundlage politischen Handelns sein. So war es in der Corona-Pandemie und so ist es bei der Klimapolitik. Doch wenn es um die Folgen der Demografie geht, scheint die Politik jede Warnung in den Wind zu schlagen. (Mehr auf pkv.de)
Handelsblatt: Wirtschaftsweise fordert Risikobereitschaft wie bei Hartz IV. Jens Münchrath und Julian Olk haben mit Monika Grimm über Inflation, Industriestrompreis, Ordnungspolitik, Energie und Fachkräfte gesprochen. Die Wirtschaftsweise fordert unter anderem, “Politiker, die sich trauen, für unpopuläre Maßnahmen zu werben und diese auch zu ergreifen”, auch wenn damit das Risiko einhergehe, das Amt zu verlieren – ähnlich wie seinerzeit Gerhard Schröder mit seiner Agenda 2010. (“Wir brauchen Politiker, die auch mal ihr Amt riskieren”, Seite 7)
FAZ: Wie Kai Wegner auf Berlin schaut. Vor der Wahl war der Christdemokrat kaum bekannt; seit er Regierender Bürgermeister in Berlin ist, zeigt Wegner, wie schnell ein Amt selbstbewusst machen kann. Im Gespräch mit Eckart Lohse und Markus Wehner schildert Wegner, dass er stolz auf seinen Senat ist, auf Augenhöhe mit Friedrich Merz spricht und das schlechte Verhältnis zwischen Auto- und Radfahrern verbessern wird. (“Ich will den Görlitzer Park umzäunen und abends zumachen”, Seite 4)
Tagesspiegel: Baerbock stößt Groß-Umbau des Goethe-Instituts an. Staatsferne sei nicht mehr das Ziel von Kulturpolitik, schreibt Rüdiger Schaper. Annalena Baerbock und Claudia Roth sähen Kultur als Instrument für Friedens- und Sicherheitspolitik, mischten sich gehörig ein. Vor diesem Hintergrund beschreibt er die Neuordnung, der das Goethe-Institut sich unterziehen muss – der größte Umbau seit 1951. Hebel sind die Finanzen. Deren Freigabe war erstmals an Maßnahmen gebunden. Unter anderem werden Standorte schließen und dafür die Präsenz in Mittel- und Osteuropa, im Kaukasus, Südpazifik und der Landesmitte der USA gestärkt. (“Zeitenwende im Goethe-Institut”, Seite 24)
Nicht überlesen!
RBB: Anti-Geldwäsche-Tool kommt nicht. Eine Software, die mithilfe von KI verdächtige Transaktionen aufdecken sollte, wird vorerst doch nicht entwickelt: Nach Kontraste-Recherchen hat das Informationstechnikzentrum des Bundes das Projekt wegen entfallener Haushaltsmittel gestoppt. Das Projekt galt als zentral im Kampf gegen Geldwäsche. (“Millionenvorhaben zur Geldwäschebekämpfung gestoppt”, 26. September 2023)
EU-Asylreform: Streit schwelt weiter. Beim Treffen der EU-Innenminister in Brüssel hat Deutschland den Weg für die Asylreform frei gemacht. Ein mit dem spanischen Ratsvorsitz erzielter Kompromiss zur umstrittenen Krisenverordnung stößt jedoch auf Bedenken aus Italien. Der italienische Innenminister Matteo Piantedosi habe sich “Zeit erbeten, um die Inhalte dieses Vorschlags näher zu prüfen, auch in rechtlicher Hinsicht”, sagte Italiens Außenminister Antonio Tajani. Italienischen Medien zufolge verließ Piantedosi das Brüsseler Treffen vorzeitig und reiste zurück nach Rom. Ein formeller Beschluss kam deshalb nicht zustande.
Der spanische Ratsvorsitz und die EU-Kommission gaben sich dennoch optimistisch. “Es gibt keine großen Hindernisse mehr, die formale Abstimmung wird in den nächsten Tagen folgen”, sagte EU-Innenkommissarin Ylva Johansson. Ein Teil des Kompromisses ist nach Angaben von Diplomaten, dass genauer definiert wird, was eine Krisenlage ist. Berlin setzte sich zudem für humanere Aufnahmebedingungen für Asylbewerber sowie für eine Ausnahme von Familien bei der Prüfung in Auffanglagern ein. Beim letzten Punkt konnte sich Nancy Faeser jedoch nicht durchsetzen. Anträge auf Schutz von Minderjährigen und ihren Familienmitgliedern sollen lediglich bevorzugt geprüft werden. Mehr lesen Sie in der Analyse von Eric Bonse im Europe.Table.
U25-Betreuung: Heil ändert Jobcenter-Pläne. Nach Kritik von Ländern und Kommunen will Hubertus Heil seine Sparpläne bei der Betreuung von Unter-25-Jährigen ändern. Nun soll der gesamte Bereich Weiterbildung und Reha von den Jobcentern zu den Agenturen für Arbeit wechseln. Bislang sollte das nur für die Unter-25-Jährigen gelten. Die Verantwortung für die Integration in den Arbeitsmarkt insgesamt würde auch künftig bei den Jobcentern bleiben. Bei konkretem Reha- oder Weiterbildungsbedarf würde aber bis zum Abschluss der Maßnahme die Agentur übernehmen.
Betroffen wären deutlich weniger Menschen als ursprünglich geplant. Laut Schätzungen des BMAS sind es nur noch rund 45.000 statt 700.000 Menschen. Weil die Maßnahmen teuer sind, soll im Bundeshaushalt aber nahezu die gleiche Einsparung erzielt werden, für die die U25-Änderung gedacht war: rund 900 Millionen Euro. Denn die Arbeit der Agenturen werden anders als die steuerfinanzierten Jobcenter aus den Mitteln der Arbeitslosenversicherung gespeist. Künftig müsste diese dann für die Mittel aufkommen.
Der Arbeitsminister erntet Lob für seine Korrektur. “Diesen Vorschlag halten wir für sachgerecht”, sagt Martin Rosemann, der Sprecher der Arbeitsgruppe Arbeit und Soziales in der SPD-Fraktion. Stefan Graaf, Sprecher des Bundesnetzwerks Jobcenter, hält Heils Entscheidung für vernünftig, nicht die Zuständigkeiten für die Unter-25-Jährigen zu ändern. Den neuen Vorschlag werde man genau analysieren, sobald Details vorlägen.
Nitrat: Länder wollen Düngemittel-Auflage kippen. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft, Verdi und sechs Umweltverbände schlagen Alarm ob eines Vorstoßes der Länder, der die Nitrat-Problematik im Grundwasser noch verschärfen könnte. Hintergrund ist eine von Bayern und Baden-Württemberg ausgehende Empfehlung des Agrar- und des Umweltausschusses des Bundesrats, über den dieser am Freitag entscheiden soll. Danach soll die seit 2023 für Betriebe ab 20 Hektar Nutzfläche vorgeschriebene Stoffstrombilanz gestrichen werden. Sie zeigt den Saldo der Stickstoff-Zugänge etwa durch Dünger abzüglich der Abgaben in Form etwa von Getreide, Schlachttieren, Milch oder Gülle. Die Bilanz stelle einen “immensen zusätzlichen bürokratischen Aufwand” für die Betriebe dar, heißt es in der Empfehlung der Ausschüsse; geschätzte Kosten: 15,5 Millionen Euro im Jahr.
Der Vorgang dürfte auch in Brüssel für Aufmerksamkeit sorgen. Erst im Juni hatte die EU-Kommission das Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland wegen der nicht umgesetzten EU-Nitratrichtlinie eingestellt. Brüssel demonstrierte damit Vertrauen in die neue Düngemittelverordnung, mahnte zugleich aber “zusätzliche Maßnahmen” an, um die Ammoniakemissionen aus Gülle zu senken. Die Deutsche Umwelthilfe hat derzeit Verfahren gegen den Bund sowie gegen Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen in Sachen Wasserschutz anhängig. “Wir gehen davon aus, dass Rückschritte in der Gesetzgebung von den zuständigen Gerichten nicht hingenommen werden”, warnte DUH-Geschäftsführer Sascha Müller-Kraenner die Länder. Der Kieler Agrarwissenschaftler Friedhelm Taube, gefragter Gutachter auf dem Gebiet, kann sich diesen Rückschritt nicht vorstellen. “Ich vertraue darauf, dass sich im Bundesrat die wissenschaftliche Erkenntnis durchsetzt”, sagte Taube zu Table.Media. “Zur guten landwirtschaftlichen Praxis gehört es, die Stoffströme zu bilanzieren, um Dünge-Überschüsse reduzieren zu können.”
Wopo statt Mopo: “Hamburger Morgenpost” wird zur Wochenzeitung. +++ Vernichtendes Urteil: Medienrechtler fordert Neuwahl von RBB-Intendantin Ulrike Demmer. +++ Ciao Caren: Künftige Sonntagstalkerin Caren Miosga moderiert am 5.10. letztmalig die “Tagesthemen”.
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SZ: Berlin macht Weg frei für Asylreform
FAZ: Deutschland gibt Blockade im Asylstreit der EU auf
Tagesspiegel: Berlin beendet Blockade der EU-Asylreform
Handelsblatt: Das nächste Chip-Projekt
Sächsische Zeitung: Globalfoundries investiert in Dresden – unter Bedingungen
Zeit Online: Krieg in der Ukraine: Es ist Völkermord
Spiegel: Klimaaktivistin Lea Bonasera: Die Superkleberin
RND: Produktionsausfall durch IT-Panne: VW auf Spurensuche im Datennetz
T-Online: Der Asylstreit und die Grünen: Sind sie das Problem?
Business Insider: 400.000 Kunden nutzen sie noch: Ab diesem Datum stellt die DKB ihre alte Banking-App ab und das soll die neue leisten
Zeit Online: Merz sorgt mit Aussage über Asylbewerber für Empörung
Spiegel: Tagesschausprecherin Daubners Lachanfall: “Hihihihi…” – “Och, Mann…” – “So, aber jetzt”
FAZ: KfW-Mittel ausgeschöpft: Ein Förder-Desaster mit Ansage
Handelsblatt: Warum die Löschung der Grundschuld nicht immer sinnvoll ist
NZZ: Deutschlands neue Raumfahrtstrategie: Die “Ampel” will auf den Mond
Kritische Infrastruktur: Debatte über Huawei und Co. Im Streit um die Frage, ob Telekommunikationsanbieter auf weitere Komponenten von Anbietern aus der Volksrepublik China verzichten sollen, warnen die Anbieter vor einem vorschnellen Agieren und unrealistischen Zeitplänen. Sollte das Bundesinnenministerium auch im Antennennetz ein Huawei-Verbot erlassen, will Telefónica eine Klage prüfen. Das Digitalministerium sieht die Bedenken der Unternehmen als berechtigte Einwände an, das Auswärtige Amt unterstützt die Herangehensweise des BMI.
Die Debatte um Mobilfunknetze ist dabei nur der Auftakt. Auch in anderen kritischen Infrastrukturen sollen heikle Komponenten künftig ebenfalls strenger reguliert werden. An einem Vorschlag dafür arbeitet das Bundesinnenministerium derzeit ebenfalls im Rahmen des Kritis-Dachgesetzes. Doch welche Komponenten betroffen sein könnten, ist unklar: Noch fehlen Datengrundlagen, wie sie das BMI von den Mobilfunkern bereits abfordert.
CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen sieht die Deutsche Bahn als Sündenfall. Die will ihr 5G-Campusnetz unter anderem mit Huawei-Technologie aufbauen und wird von den bisherigen Regelungen für Telekommunikationsnetze nicht umfasst. Das sei skandalös, sagt Röttgen auf Table.Media-Anfrage: “Hier wurde aus der 5G-Debatte nichts gelernt.” Diversifizierung und De-Risking müssten dringend beschleunigt werden. Er warne davor, “in strategischen Bereichen Abhängigkeiten von China in Kauf zu nehmen. Im Konfliktfall wird Xi Jinping diese für sich nutzen”, so Röttgen.
Gleichstellung in der Arbeitswelt: Ost und West nähern sich an. In mehreren Bereichen auf dem Arbeitsmarkt haben sich West- und Ostdeutschland beim Thema Geschlechtergleichheit angenähert. Zu diesem Schluss kommt ein Report der Hans-Böckler-Stiftung, der am Freitag vorgestellt wird. Das Institut für sozialwissenschaftlichen Transfer in Berlin hat mehr als 20 Indikatoren aus sechs Bereichen wie Bildung, Einkommen, Mitbestimmung und Sorgearbeit verglichen. Ergebnis: Bei den meisten Kennzahlen ist Ostdeutschland weiter als Westdeutschland, aber oft auf niedrigerem Niveau.
Die Forscherinnen verweisen vor allem auf drei Bereiche. Konkret geht es um den durchschnittlichen Bruttostundenverdienst, den Anteil an Vollzeitbeschäftigten mit Bruttoeinkommen von maximal 2.000 Euro sowie die Höhe des Elterngelds. In diesen Punkten sind die Unterschiede zwischen Frauen und Männern demnach deutlich kleiner als im Westen, aber “auf einem niedrigeren – und zum Teil existentiell bedrohlichen- Niveau”. Insgesamt gehen die Differenzen vor allem auf Unterschiede zwischen den Frauen in Ost und West zurück.
Die Forscherinnen plädieren für bessere Rahmenbedingungen. Das Ziel: eine gleichmäßigere Aufteilung der Sorgearbeit. Zudem sprechen sie sich aus für die Abschaffung des Ehegattensplittings und eine Ausweitung des Kreises von Unternehmen, für die Geschlechterquoten in Aufsichtsräten gelten. Außerdem müsse die Kinderbetreuung insbesondere in Westdeutschland ausgebaut werden. Allgemein gebe es bei der Gleichstellung auch mehr als 30 Jahre nach der Wiedervereinigung noch deutliche Unterschiede, schreibt das Team um die Soziologin Svenja Pfahl von SowiTra.
China.Table: Taiwan rüstet auf. Der Narwal ist Namensgeber einer neuen Klasse von U-Booten, mit denen Taiwan seine Küsten schützen will. Präsidentin Tsai Ing-wen war beim Stapellauf des ersten Boots dabei. Die Regierung nimmt die Bedrohung durch China ernst und bereitet sich gezielt auf einen Invasionsversuch vor. Mehr
China.Table: Ballade über die Sorgen der Chinesen. Meinungsäußerungen sind in China streng zensiert, und das gilt auch für Liedtexte. Trotzdem gelingt es Kunstschaffenden immer noch gelegentlich, einen Nerv zu treffen. Die Pop-Sängerin Ren greift in einem neuen Song ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit und Hilflosigkeit auf. Es verblüfft, dass das Lied noch nicht verboten wurde. Mehr
Europe.Table: Critical Raw Materials Club tagt erstmals. Das erste Treffen des von der EU gegründeten Critical Raw Materials Club wird vor Ende des Jahres stattfinden. Der Club soll die Zusammenarbeit mit ressourcenreichen Ländern verbessern, Investitionen anschieben und lokale Verarbeitungskapazitäten aufbauen. Mehr
Was sind die Erwartungen an die G20-Konferenz Compact with Africa?
Am 11. Oktober diskutiert Christian von Hiller (Africa.Table) u.a. mit I.E. Gina Ama Blay (Botschaft der Republik Ghana), S.E. Igor César (Botschaft der Republik Ruanda) und Christoph Kannengießer (Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft) im Table.Media-Café zu den Erwartungen an die Konferenz. Die Veranstaltung findet auf Englisch statt. Die begrenzten Präsenztickets werden nach der Reihenfolge der Anfragen vergeben. (Jetzt anmelden)
Deutschlandfunk
ca. 6:50 Uhr: Britta Haßelmann, MdB (Grüne) und Co-Fraktionsvorsitzende: Wo ist die Handschrift der Grünen?
ca. 7:14 Uhr: Sepp Müller, MdB (CDU) und stellvertretender Fraktionsvorsitzender: Aufregung um Merz-Äußerung
ca. 8:10 Uhr: Wolfgang Schneiderhan, Kriegsgräberfürsorge: Millionster Weltkriegstoter
ARD
7:10 Uhr: Christian Dürr, MdB (FDP) und Fraktionsvorsitzender: Verteilung von Flüchtlingen und Finanzierung ihrer Unterbringung
7:35 Uhr: Michael Ohnmacht, Deutscher Botschafter in Libyen: Libyen nach der Flutkatastrophe
8:10 Uhr: Reiner Haseloff, Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt: Kostenstreit bei Flüchtlings-Unterbringung
rbb24-Inforadio
ca. 7:05 Uhr: Matthias Riedl, Arzt: Bürgerrat Ernährung startet
ca. 7:25 Uhr: Cansel Kiziltepe, Senatorin für Arbeit, Soziales, Gleichstellung, Integration, Vielfalt und Antidiskriminierung in Berlin: Soziale und räumliche Probleme bei der Flüchtlingsunterbringung
ca. 7:45 Uhr: Julia Reuschenbach, Politikwissenschaftlerin: Wohin steuert die CDU?
ca. 9:05 Uhr: Marianne Birthler, ehemalige Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen: Bürgerrat Ernährung startet
Freitag, 29. September
Svenja Schulze, Bundesentwicklungsministerin, 55 / Jens Plötner, außen- und sicherheitspolitischer Berater des Bundeskanzlers, 56 / Isabel Mackensen-Geis, MdB (SPD), 37 / Susanne Hierl, MdB (CSU), 50 / Andrej Hunko, MdB (Linke), 60 / Kathrin Vogler, MdB (Linke), 60 / Ina Brandes, Ministerin für Kultur und Wissenschaft in NRW, 46 / Jutta Dittfurth, Politikerin, 72 / Mojib Latif, Meteorologe, 69 / Georg-Dieter von Holtzbrinck, Verleger, 82 / Per Mertesacker, ehemaliger Fußballspieler, 39
Samstag, 30. September
Bernd Westphal, MdB (SPD), 63 / Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung in NRW, 47 / Kathrin Schneider, Chefin der brandenburgischen Staatskanzlei, 61 / Dieter Hundt, ehemaliger Präsident der Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände, 85 / Ralph Siegel, Musikproduzent, 78 / Désiree Nick, Schauspielerin, 67 / Alexander Nübel, Fußballtorhüter, 27 / Tobias Schlegl, Moderator und Sanitäter, 46
Sonntag, 1. Oktober
Anja Troff-Schaffarzyk, MdB (SPD), 54 / Zanda Martens, MdB (SPD), 39 / Carolin Wagner, MdB (SPD), 41 / Uwe Witt, MdB (parteilos), 64 / Alexandra Pichl, Co-Landesvorsitzende der Grünen in Brandenburg, 45 / Klaus Wowereit, ehemaliger Regierender Bürgermeister von Berlin, 70 / Günter Wallraff, Journalist, 81 / Daniela Katzenberger, TV-Star, 37
Unser Tipp führt Sie heute in die Türkei. Medial ist es hierzulande seit seiner Wiederwahl ruhiger geworden um Recep Tayyip Erdoğan. Während er sich international als Mittler im Ukraine-Krieg versucht, sitzen in der Türkei noch immer Medienschaffende und andere Kritiker in Haft. In ihrer Graphic Novel gehen der Journalist Can Dündar und der Zeichner Mohamed Anwar der Frage nach, wie der bald 70-Jährige zu dem wurde, der er ist. Eine aufschlussreiches Buch nicht nur über Erdoğan, sondern auch die Entstehung der modernen Türkei.
Erdoğan | Correctiv
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