Table.Briefing: Berlin

Das Late-Night-Memo für die Hauptstadt

Das Late-Night-Memo für die Hauptstadt

  • Migration: Machtwort des Kanzlers
  • Klima I: Heilmann kritisiert CDU-Fraktionskollegen
  • Klima II: Ampel verprellt internationale Verbündete
  • Glasfaser: Deutschland droht rote Laterne in der EU
  • Raumfahrtstrategie: Wie die Ampel ins All will
  • Digitalisierung: Expertin drängt auf KI für Sozialstaat
  • Paragraf 218: Der Spagat der Liberalen Helling-Plahr
  • KI: DeepMind für die Biomedizin
  • Stromnetze: Engpass der globalen Energiewende
Liebe Leserin, lieber Leser,

wir begrüßen Sie zum Berlin.Table, dem Late-Night-Memo für die Hauptstadt.

Rolf Mützenich darf man sich als Politiker mit besonders langer Lunte vorstellen. Umso größer der Knall, wenn dem Sozialdemokraten doch mal der Kragen platzt. Heute ist das geschehen. Das Kabinett hatte die zwischen Grünen und FDP hart umstrittene Kindergrundsicherung gerade beschlossen, da verkündete der SPD-Fraktionschef, seine Fraktion werde nicht mit der parlamentarischen Beratung des Gesetzes beginnen. Und zwar so lange nicht, bis der Entwurf auf seine “Rechtsförmlichkeit” geprüft worden sei. Diese Prüfung schreibe die Geschäftsordnung der Bundesregierung vor. Und er, Mützenich, habe längst angekündigt, dass er “Gesetzentwürfe, die das Bundeskabinett oder Teile von ihm unter Vorbehalt stellt” nicht mehr akzeptieren werde.

Wir lernen: Die neue “Deutschland-Geschwindigkeit” der Ampel geht nicht nur der Opposition zu schnell. Bärbel Bas, die Bundestagspräsidentin von der SPD, hat schon vor geraumer Zeit angemahnt, dass das Tempo gedrosselt werden müsse. Weg von der Pandemie-Getriebenheit, hin zu einem der Demokratie gerechten Maß. Dieser ruhige Takt, der nicht lähmend ist, sondern korrekt. So wie Abgeordnete vom Schlage eines Mützenich.

Wir berichten außerdem über Olaf Scholz‘ Machtwort im Streit um die EU-Asylpolitik, über Thomas Heilmanns Kritik an seinen CDU-Kollegen und über die nach wie vor schleppende Digitalisierung. Bei der wäre Speed angebracht – und zwar sogar zur Entlastung der Jugendämter.

Viel Vergnügen bei der Lektüre!

Heute haben Stefan Braun, Annette Bruhns, Enno Eidens, Tim Gabel, Franziska Klemenz, Horand Knaup, Malte Kreutzfeldt, Bernhard Pötter, Daniel Schmidthäussler, Falk Steiner und Vera Weidenbach mitgewirkt.

Wir freuen uns über Ihr Interesse.

Migration: Machtwort des Kanzlers

Migration: Machtwort des Kanzlers. Olaf Scholz hat das regierungsinterne Tauziehen um die Reform des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems (GEAS) beendet. Wie Table.Media aus Koalitionskreisen erfuhr, entschied der Bundeskanzler am Mittwoch im Kabinett, dass Deutschland die Krisenverordnung in Brüssel “nicht länger aufhalten” werde. Es war eine Entscheidung insbesondere an die Adresse der Grünen. Diese hatten zuvor die deutsche Zustimmung blockiert. Durch die Reform können Staaten, die unter besonders hohem Migrationsdruck stehen, künftig eine haftähnliche Unterbringung von Migranten verlängern und auch bei Zuwanderern aus Ländern mit hoher Anerkennungsquote strengere Regeln anwenden.

Beifall von den Liberalen. Erwartbaren Applaus gab es von den Liberalen, die die Grünen seit Tagen bedrängten, ihr Veto aufzugeben. Er sei dem Kanzler “dankbar für seine klare Haltung”, sagte Fraktionschef Christian Dürr zu Table.Media. “Wir brauchen eine Wende in der Migrationspolitik, das gilt für Deutschland und für Europa.” Es wäre ein schlechtes Signal gewesen, wenn Deutschland eine europäische Reform kurz vor der Europawahl scheitern lassen würde: “Wir haben hier eine einmalige Chance, die Migration insgesamt besser zu ordnen, ein Chance, die wir nicht verstreichen lassen dürfen.”

Damit entfällt vorerst ein zentraler Angriffspunkt von Oppositionsführer Friedrich Merz. Er hatte sich vorgenommen, den Kanzler beim Thema Migration zu stellen. Die Aktuelle Stunde am Donnerstag auf Antrag der Unionsfraktion trägt den provozierenden Titel: “Schweigen des Kanzlers zum Deutschlandpakt zum Stopp der irregulären Migration”. Der Kanzler wiederum hat eine “Migrationspolitik der Vernunft” ausgerufen. Es bedürfe eines ganzen Bündels von Maßnahmen, erklärte Scholz am Dienstag vor der SPD-Bundestagsfraktion. Der von Merz vorgeschlagene Deutschlandpakt Migration sei “nicht lösungsorientiert”. Abhilfe könne nur ein Gesamtpaket schaffen, das die Zuwanderung qualifizierter Arbeitskräfte, mehr Integrationsbemühungen, schnellere Rückführungen und vor allem auch europäische Lösungen umfasse. Scholz: “Wir müssen zu einer dauerhaften Steuerung kommen, wir müssen ordnen und die Zahlen in den Griff bekommen.”

Für Scholz ist das Thema nicht neu. Schon als Erster Bürgermeister in Hamburg hatte er sich eingehend mit der Migration beschäftigt. 2014 hielt er eine viel beachtete Rede im Thalia-Theater. Damals war seine Interpretation noch eine dezent andere: Viele Migranten seien nach Hamburg gekommen, “weil sie damit für sich und ihre Familien die Hoffnung auf ein besseres Leben verbinden”. Und weiter: “Die Dynamik, die aus genau der Hoffnung erwächst, ist für die Prosperität Hamburgs ebenso unverzichtbar wie für das Lebensgefühl der Stadt.” Warum Olaf Scholz das heute anders sieht, lesen Sie in einer Analyse von Horand Knaup.

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Klima I: Heilmann kritisiert CDU-Fraktionskollegen

Klima I: Heilmann kritisiert CDU-Fraktionskollegen. Solche Kritik an den eigenen Leuten ist selten: Der CDU-Bundestagsabgeordnete Thomas Heilmann, der zuletzt mit seiner Verfassungsbeschwerde gegen die Turbo-Verabschiedung des Gebäudeenergiegesetzes für Aufsehen sorgte, hat Falschaussagen seiner Fraktion eingeräumt – just zum Gebäudeenergiegesetz. Bei einer Diskussion der Klima-Allianz am Mittwoch antwortete Heilmann auf den Vorwurf, dass auch CDU-Abgeordnete zur Verunsicherung beigetragen hätten, auf Fachpolitiker wie ihn selbst treffe das nicht zu. Aber in der Fraktion gebe es auch “Fachfremde”, die “durchaus auch mal Unsinn gesagt” und damit “Öl ins Feuer gegossen” hätten, sagte Heilmann. Auch Kritik aus seiner Partei am steigenden CO₂-Preis hält Heilmann für falsch. “Es gab negative Äußerungen, aber wir haben einen Parteitagsbeschluss”, sagte er. Dieser sieht sogar einen höheren Preis vor als von der Ampel-Koalition zuletzt beschlossen.

Presseschau von morgen

27. September 2023 Presseschau

FAZ: Zweifel an Solarförderung. Schon am ersten Tag war der Fördertopf für Solarstrom für Elektrofahrzeuge an Wohngebäuden aufgebraucht. 33.000 Menschen, die bereits E-Auto und Eigenheim besitzen, konnten maximal 10.200 Euro für PV-Anlage, Ladestation und Speicher beantragen. Ökonomen und Verbraucherschützer zweifeln am Sinn der Förderung, schreiben Corinna Budras und Jannik Müller. Der Energiepolitik-Experte Lion Hirth kann einer persönlichen Stromvorratshaltung wenig abgewinnen. (“Ansturm auf die Solarförderung”, Seite 17)

Wir sind die Besser-für-alle-Versicherung, weil wir als Private Krankenversicherung die medizinische Versorgung stärken, nachfolgende Generationen entlasten und den medizinischen Fortschritt beschleunigen. Das kommt allen, auch den gesetzlich Versicherten, zugute. (Warum das so ist, erfahren Sie auf pkv.de)

Süddeutsche: Diskrete Netzwerke. Wie Peking schon vor Jahren die Fäden in die deutsche Provinz zu spinnen begann, beschreiben Christoph Koopmann und Lea Sahay am Beispiel des sächsischen Städtchens Pirna. AfD-Politiker, die nach China eingeladen werden, strategisch eingefädelte Städtepartnerschaften und eine chinesische Diaspora, die sich ganz in den Dienst des Staatsapparates stellt. Man muss wissen: Es ist nicht nur Pirna. (“Pekings langer Arm nach Pirna”, Seite 3)

Handelsblatt: Vorläufige Entspannung. Die Arbeitslosenquote bleibt dank des demografischen Wandels niedrig, und die Inflation soll bis 2025 auf 1,9 Prozent fallen. So prognostizieren es im Auftrag des Wirtschaftsministeriums die fünf führenden Wirtschaftsforschungsinstitute, schreibt Julian Olk. Zugleich wird die Wirtschaft 2023 wohl nur um 0,6 Prozent wachsen, im kommenden Jahr immerhin um 1,3 Prozent. (“Weniger Inflation, weniger Arbeitslose”, Seite 6)

Taz: Deutschlandticket gefährdet Semesterticket. Das Solidarmodell der günstigen ÖPNV-Tarife für Studenten ist laut Bundesverwaltungsgericht nur zulässig, wenn es deutlich günstiger ist als alle anderen Angebote des Nahverkehrs. Mit 35 Euro in NRW liegt der Preis aktuell auf dem Niveau des “Deutschlandticket Jobticket”. Der Bund hat auf die Sorgen der Studierenden bislang nicht reagiert. (“Studierende bangen um das Semesterticket”, Seite 8)

Welt: Andreas Rödder verlässt CDU-Grundwertekommission. Der Historiker Rödder hatte der CDU einen Strategiewechsel in punkto AfD vorgeschlagen und sich offen für eine AfD-tolerierte Minderheitsregierung seiner Partei in Ost-Deutschland gezeigt. Nun zieht er sich zurück, um “Missverständnisse um meine Rolle zu vermeiden”. Die CDU verliere damit “einen ihrer entscheidenden konservativen Vordenker”, schreibt Nikolaus Doll. (“Historiker Rödder gibt Posten auf”)

Zeit et al.: Neue Erkenntnisse zur Nord-Stream-Sprengung. In einer internationalen Kooperation unter anderem mit SZ und ARD, ein Jahr nach dem Anschlag auf die Pipeline, finden die Autoren erstmals konkrete Hinweise auf die möglichen Täter. Die Spur führt in die Ukraine, von dort soll das Segelboot gebucht und bezahlt worden sein, von dem die aus Sprengung vorgenommen wurde. (“Wer hat Nord Stream gesprengt?”, Seite 17-19 / “Tatort Ostsee: Wer sprengte die Nord Stream-Pipelines?”, 26. September 2023)

Nicht überlesen!

WDR: Cum-Ex-Staatsanwältin muss Fälle abgeben. Der grüne Justizminister von NRW hat am Mittwoch mitgeteilt, dass Chefermittlerin Anne Brorhilker die Hälfte ihrer Fälle und die Hälfte ihres Personals abgeben muss. Zuvor hatten Massimo Bognanni und Daniela Becker berichtet, dass der ranghöchste Staatsanwalt des Bundeslandes die Pläne der Landesregierung kritisiert. Der Schritt erfolge aus “Effizienzgründen”, so Minister Benjamin Limbach. (“Streit über heimliche Entmachtung der Staatsanwältin”, 22. September 2023)

Klima II: Ampel verprellt internationale Verbündete

Klima II: Ampel verprellt internationale Verbündete. Deutschland hat wegen eines koalitionsinternen Streits seine traditionellen Bündnispartner in der von den Marshall-Inseln initiierten “High Ambition Coalition” (HAC) von Industrie- und Entwicklungsländern im Stich gelassen. Unterschiedliche Haltungen zur umstrittenen CO₂-Speicherung (CCS) in der Ampelkoalition haben Bundeskanzler Olaf Scholz daran gehindert, letzte Woche klare Worte zum globalen Ausstieg aus den Fossilen zu unterzeichnen. Der Streit zwischen Grünen und FDP über Technologieoffenheit hat damit die internationale Klimapolitik erreicht. Dabei unterstütze “die Bundesregierung die Ziele der High Ambition Koalition grundsätzlich”, wie ein Regierungssprecher auf Anfrage von Table.Media erklärte.

Scholz trug zwei entscheidende Forderungen nicht mit. Dabei ging es um den “globalen Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen” und eine Absage an Abscheidungstechniken wie CCS, deren “Rolle bei der Dekarbonisierung der Energiesysteme minimal” ist, so die HAC. Dieser Vorstoß sei über “zuvor auf internationaler Ebene abgestimmte Sprache” hinausgegangen, erklärte der Regierungssprecher. Außerdem “bestand innerhalb der Bundesregierung keine abschließende Position”.

Zuvor hatte es Dissens zwischen dem AA und dem BMF in dieser Frage gegeben. Während das grün geführte Auswärtige Amt auf einen COP-Beschluss im Dezember hinarbeitet, der wie die HAC den allgemeinen Ausstieg fordert, will das FDP-geführte Finanzministerium den Prozess technologieoffen halten. Aus Kreisen des Hauses heißt es, der vorgesehene Beschlusstext hätte “massive wirtschaftliche Auswirkungen, da ein Betrieb von bestimmten Industrien, in denen fossile Energie nicht ohne Weiteres ersetzt werden kann, nicht mehr möglich wäre. Dies würde lediglich zu Abwanderungstendenzen führen, aber nicht dem Klimaschutz insgesamt dienen”. Eine Analyse des Streits lesen Sie bei Bernhard Pötter im Climate.Table.

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Glasfaser: Deutschland droht Rote Laterne in der EU

Glasfaser: Deutschland droht Rote Laterne in der EU. Bei Glasfaseranschlüssen für Endkunden liegt Deutschland auf dem vorletzten Platz. Zwischen Belgien (17 Prozent) und Griechenland (28 Prozent) findet sich die Bundesrepublik mit 19 Prozent am Ende der EU-27 wieder. Das geht aus den Vergleichszahlen im heute vorgelegten “Digitale Dekade”-Bericht der EU-Kommission hervor. Andere Flächenländer wie Rumänien, Spanien, Bulgarien oder Schweden liegen bei deutlich über 80 Prozent. Und die Tendenz spricht gegen Deutschland: Belgien verdreifachte in den vergangenen zwei Jahren die Zahl der Glasfaseranschlüsse bis zum Nutzer – während Deutschland im gleichen Zeitraum nur rund 50 Prozent zulegen können.

Ein Rückschlag für Deutschlands Bundesdigitalminister Volker Wissing (FDP): Mit der Digitalen Agenda hatte Wissing das Ziel ausgegeben, zu den Top-10-Staaten in Europa zu gehören. Das BMDV gibt sich dennoch zuversichtlich: Man sehe den Bericht “als Ansporn für weitere Anstrengungen” und wolle zur europäischen Spitze aufschließen, sagte ein Ministeriumssprecher auf Table.Media-Anfrage: “Insbesondere beim Glasfaserausbau ist die Dynamik hoch und wir sind zuversichtlich, die in der Gigabitstrategie festgelegten Ziele zu erreichen, bis 2030 jeden Haushalt zu versorgen.” Doch das wird mit den bisherigen Mitteln beim Glasfaserausbau kaum gelingen: Die Bundesregierung setzte bislang nicht auf das echte Anschließen von Nutzern (FTTP) – sondern auf das Verlegen von Glasfaser unter der Straße. Hier lautet das Bundesziel derzeit: 50 Prozent aller Haushalte sollen Ende 2025 Glasfaser vor dem Haus haben.

Doch daran ist nicht allein der FDP-Mann schuld. Als andere Staaten längst nur noch superschnelle und zukunftssichere Glasfaser verbauten, setzten Wissings Vorgänger in Verkehrs- und Wirtschaftsministerium auf Kupferleitungen und Fernseh-Koaxialkabel. Immerhin darf sich der Digitalminister über Lob an anderer Stelle im EU-Bericht freuen: Beim 5G-Mobilfunkausbau steht Deutschland im europäischen Vergleich ganz gut da. Mehr dazu lesen Sie in einer Analyse von Falk Steiner.

  • Digitalpolitik
  • Volker Wissing

Ade: Springer verkauft Schweizer Anteile an Ringier. +++ Klappe zu: Autorin Anika Decker gewinnt gegen Til Schweiger vor Gericht. +++ Zu voll getankt? Ermittlungen gegen VW wegen zu hoher Betriebs­rat-Gehälter.

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Raumfahrtstrategie: Wie die Ampel ins All will

Denkmal an Raumfahrtpionier Walter Hohmann mit Ariane-5-Rakete

Raumfahrtstrategie: Wie die Ampel ins All will. Die Bundesregierung versucht, Schritt zu halten mit der Privatisierung der Raumfahrt, die Tech-Unternehmen aus den USA, China, Indien und Russland vorantreiben. Am Mittwoch hat sie dazu eine neue Raumfahrtstrategie verabschiedet. “Wir reagieren auf einen fundamentalen Wandel und eine neue Relevanz der Raumfahrt”, sagte Anna Christmann (Grüne), Koordinatorin der Bundesregierung für die Deutsche Luft- und Raumfahrt im Gespräch mit Table.Media. Die Raumfahrt sei für den Wirtschaftsstandort von hoher Bedeutung, aber auch “mit Blick auf die gestiegenen Herausforderungen, was die Sicherheit im Angesicht globaler Krisen und des Klimawandels betrifft”.

Christmann sieht die Strategie als Weichenstellung für den New Space, bestimmt durch die zunehmende Kommerzialisierung und Verzahnung mit der klassischen Wirtschaft. Deutschland sei bereits eine sehr aktive Raumfahrtnation, sagt die Expertin. Um deutsche Raumfahrtunternehmen noch wettbewerbsfähiger zu machen, sollen günstige Rahmenbedingungen für Unternehmen und Forschungseinrichtungen geschaffen werden. Die Initiative für Kleinsatelliten werde gestärkt und ein Space-Innovation-Hub die “New Space”-Branche fördern. Erste Reaktionen der Opposition und der Industrie auf die Strategie fallen verhalten aus. Die neue Strategie sei ein Symptom für die deutsche Einstellung zur Raumfahrt, sagt der ehemalige Raumfahrt-Koordinator der Bundesregierung, Thomas Jarzombek (CDU): “Wir denken zu klein.” Raumfahrtpolitik sei auch Industriepolitik. Den ganzen Bericht von Tim Gabel finden Sie im Research.Table.

Digitalisierung: Expertin drängt auf KI für Sozialstaat

Digitalisierung: Expertin drängt auf KI für Sozialstaat. Bei Digitalisierung denken viele an den Netzausbau, die Computerisierung der Schulen oder einen leichteren Zugang zur Verwaltung. Die Sozial-Expertin Julia Gundlach dagegen warnt davor, bei alledem soziale Einrichtungen nicht zu vergessen. “Die Fortschrittskoalition spart beim Fortschritt”, schreibt die Wissenschaftlerin von der Bertelsmann-Stiftung in einem Beitrag für Table.Media. Gundlach beklagt, dass im aktuellen Haushaltsentwurf für 2024 kein Geld mehr für das “Förderprogramm zur Zukunftssicherung der Freien Wohlfahrtspflege durch Digitalisierung” vorgesehen ist. Inmitten vieler weiterer Kürzungen von Leistungen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt sei das “ein besonders zukunftsfeindliches Signal”. Wichtig sei vielmehr ein “nachhaltiger Investitionsschub in die Zukunftsfähigkeit unserer sozialen Daseinsvorsorge”.

Gundlach setzt auf KI und Algorithmen, um viele Abläufe zu erleichtern. So könne eine KI-gestützte Übersetzung von Behördendeutsch in “Leichte Sprache” – zum Beispiel bei Amtsbriefen – vielfache Nachfragen erübrigen. Eine Vergabe von Kitaplätzen mithilfe von Algorithmen könne “die entnervende Suche für Eltern verkürzen und Erzieher:innen wertvolle Arbeitszeit zurückgeben”. Auch für die Jugendhilfe erkennt sie Vorteile. So ließen sich KI-Systeme einsetzen, um Abläufe zu beschleunigen. Pädagogen müssten “nicht mehr stundenlang Belege kleben und ans Jugendamt schicken”. Vieles ginge schneller – und lasse den Lehrern mehr Zeit für ihren eigentlichen Job. Welche Vorteile und welche Versäumnisse die Digitalexpertin ausgemacht hat, lesen Sie im Standpunkt von Julia Gundlach.

Aus den Professional Briefings

27. September 2023 Professionals

Research.Table: DeepMind etabliert sich in der Biomedizin. Mit AlphaGo, einer KI, die Menschen in dem Spiel Go schlagen kann, wurde die britische Firma DeepMind bekannt. Seit einigen Jahren wendet sie ihre Deep Learning-Modelle auch in der Biologie an und mischt die Branche ordentlich auf. Für AlphaFold, ein Tool zur Proteinstrukturvorhersage, erhalten zwei DeepMind-Forscher jetzt den Lasker-Preis, das US-Pendant zum Nobelpreis. Weitere Meilensteine sind in Sicht. Mehr

Climate.Table: Engpass der globalen Energiewende. In den USA droht die Energiewende am schwerfälligen Ausbau der Stromnetze zu scheitern. Auch in China könnten große Solar- und Windkraftwerke lange Zeit ohne Netzanschluss bleiben. Stromleitungen werden überall zum Engpass der Energiewende. Mehr

Was sind die Erwartungen an die G20-Konferenz Compact with Africa?

Am 11. Oktober diskutiert Christian von Hiller (Africa.Table) u.a. mit I.E. Gina Ama Blay (Botschaft der Republik Ghana), S.E. Igor César (Botschaft der Republik Ruanda) und Christoph Kannengießer (Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft) im Table.Media-Café zu den Erwartungen an die Konferenz. Die Veranstaltung findet auf Englisch statt. Die begrenzten Präsenztickets werden nach der Reihenfolge der Anfragen vergeben. (Jetzt anmelden)

Paragraf 218: Der Spagat der Liberalen Helling-Plahr

FDP-Bundestagsabgeordnete Helling-Plahr

Paragraf 218: Der Spagat der Liberalen Helling-Plahr. Die FDP-Abgeordnete Katrin Helling-Plahr wurde durch den liberalen Entwurf zur Sterbehilfe bekannt, den sie federführend für eine Parlamentariergruppe verschiedener Fraktionen ausarbeitete. Die Medizinrechtlerin vertritt aber auch konservative Sichten, etwa beim Thema Abtreibung. Denn die FDP versucht nicht nur, sich bei großen Themen wie dem Heizungsgesetz gegen die Koalitionspartner zu profilieren. Auch bei gesellschaftspolitischen Fragen wie dem Paragraf 218, der Schwangerschaftsabbrüche generell verbietet und nur unter bestimmten Umständen straffrei stellt, positioniert sich die Partei rechts von Rot-Grün. Für Henning-Plahr kein Widerspruch. Wer die Juristin ist und wie sie argumentiert, lesen Sie im Porträt von Vera Weidenbach.

Morgeninterviews am 27. September

27. September 2023 Morgeninterviews am 28. September

Deutschlandfunk

ca. 6:50 Uhr: Christine Vogler, Präsidentin des Deutschen Pflegerates: Deutscher Pflegetag

ca. 7:14 Uhr: Manfred Weber (EVP), Fraktionsvorsitzender: EU-Migrationsdebatte

ca. 8:10 Uhr: Martin Pätzold (CDU), Berliner Abgeordnetenhaus: Armenien unter Druck

rbb24-Inforadio

ca. 7:05 Uhr: Siegurd Heinze, Landrat von Oberspreewald-Lausitz und Vorsitzender des Landkreistages Brandenburg: 29-Euro-Ticket

ca. 7:25 Uhr: Stefan Meister, Leiter des Zentrums für Ordnung und Governance in Osteuropa, Russland und Zentralasien: Berg-Karabach

ca. 9:05 Uhr: Lars-Hendrik Röller, Gründer Berlin Global Dialogue: Auftakt Berlin Global Dialogue

ARD

6:35 Uhr und 7.35 Uhr: Jennifer Hartje, Teilnehmerin Bürgerrat “Ernährung im Wandel”: Bürgerrat trifft sich zum ersten Mal

7:10 Uhr: Dirk Wiese (SPD), MdB und Mitglied im Innenausschuss: Deutschland beendet Blockade in Asylpolitik

7:35 Uhr: Tobias Schlegl, Buchautor und Notfallsanitäter, Preisträger des Deutschen Pflegepreises 2021: Zustand der Pflege in Deutschland

phoenix

8:45 Uhr: Doppelinterview mit den beiden Fraktionsvorsitzenden Katharina Dröge (Grüne) und Dietmar Bartsch (Linke) über die Nationale Chinastrategie

Geburtstage

27. September 2023 Geburtstage

Donnerstag, 28. September

Melanie Bernstein (CDU), MdB, 47 / Matthias W. Birkwald (Linke), MdB, 62 / Andreas Mattfeldt (CDU), MdB, 54 / Marja-Liisa Völlers (SPD), MdB, 39 / Edmund Stoiber (CSU), ehemals CSU-Vorsitzender und Ministerpräsident Bayerns, 82 / Ines Arland, Journalistin und Fernsehmoderatorin, 54 / Bushido, Musiker, 45 / Alligatoah, Musiker, 34

Nachttisch

27. September 2023 Nachttisch

Unser Tipp führt Sie heute quer durch die Welt. Auf Karten, die lehren, belustigen, verdutzen. Das Buch “100 Karten, die deine Sicht auf die Welt verändern”, fragt etwa: “Wie viel Platz benötigen wir, um die gesamte Welt mit Strom und Windkraft zu versorgen?” Die Antwort: ein erstaunlich kleines Viereck. Andere Karten vergleichen die bevölkerungsreichsten Städte der Welt 1910 und 2018, zeigen den globalen Alkoholkonsum, globale Tempolimits, die Verbreitung des Afrikanischen Elefanten einst und jetzt, die Aufforstung des Regenwalds oder auch Namen deutscher Rockbands. Eine charmante Zusammenfassung von meist nützlichem Wissen, das mitunter auch noch nachdenken lässt.

100 Karten, die deine Sicht auf die Welt verändern | Katapult

Das war’s für heute. Das nächste Late-Night-Memo erhalten Sie am Donnerstagabend.

Good night and good luck!

Der Berlin.Table ist das Late-Night-Memo für die Table.Media-Community.

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