Table.Briefing: Berlin

Das Late-Night-Memo für die Hauptstadt

Das Late-Night-Memo für die Hauptstadt

  • Zeitenwende: Pistorius fordert entschlossene Koalition
  • Berliner Verkehrssenat: Umstrittene neue Abteilungsleiterin
  • Kuban zur Rente: “Wir haben ein riesiges Problem”
  • Politische Bildung: Experten sehen hohen Nachholbedarf
  • Familienrecht: KAS warnt vor Reform
  • Standpunkt: “Klimaschutz kann sehr, sehr teuer werden”
  • China: Perfide Taiwan-Strategie
  • EU: Borrell wirft Kosovo neue Blockade vor
Liebe Leserin, lieber Leser,

wir begrüßen Sie zum Berlin.Table, dem Late-Night-Memo für die Hauptstadt.

Es ist ein bedenklicher Vorgang: Zum ersten Mal haben Union und FDP auf Landesebene am Abend ein Gesetz zusammen mit der AfD verabschiedet. Ohne deren Stimmen hätte es im Thüringer Landtag keine Mehrheit für die Senkung der Grunderwerbsteuer gegeben. Durch die rot-rot-grüne Minderheitsregierung von Bodo Ramelow ist die Situation dort komplizierter als anderswo, auch für die Opposition. Aber dass die von Friedrich Merz immer wieder betonte “Brandmauer” zur AfD mehr als nur einen Riss bekommen hat, zeigt die begeisterte Reaktion der AfD-Co-Vorsitzenden Alice Weidel, die die Entscheidung mit den Worten bejubelt: “Thüringen ist erst der Anfang.” Merz, der in der Vergangenheit gesagt hatte, “wenn irgendjemand von uns die Hand hebt, um mit der AfD zusammenzuarbeiten, dann steht am nächsten Tag ein Parteiausschlussverfahren an”, hat jedenfalls einiges zu klären.

Wir schauen heute auf eine weniger problematische Zusammenarbeit: Tilman Kuban, Ex-Chef der Jungen Union, und Jens Teutrine, ehemaliger Juli-Vorsitzender, sprechen im Doppel-Interview über politische Gemeinsamkeiten und Unterschiede und über Freundschaften zwischen Regierung und Opposition. Außerdem berichten wir über die Hintergründe einer umstrittenen Stellenbesetzung im Berliner Senat und über Probleme bei der politischen Bildung, die durchaus mit den Wahlergebnissen im Osten zusammenhängen dürften. Und der ehemalige SPD-Abgeordnete Klaus Mindrup erklärt in einem Standpunkt, warum er die geplante Änderung des Klimaschutzgesetzes für einen Fehler hält.

Wir wünschen eine anregende Lektüre!

Heute haben Okan Bellikli, Stefan Braun, Annette Bruns, Damir Fras, Christian Füller, Franziska Klemenz, Horand Knaup, Malte Kreutzfeldt und Daniel Schmidthäussler mitgewirkt.

Wir freuen uns über Ihr Interesse.

Zeitenwende: Pistorius fordert entschlossene und geschlossene Koalition

Zeitenwende: Pistorius fordert entschlossene Koalition. Verteidigungsminister Boris Pistorius hat die Mitglieder der Ampel-Koalition aufgefordert, die Herausforderungen der Zeitenwende mit größerer Ge- und Entschlossenheit anzugehen. Der SPD-Politiker sagte am Donnerstagabend in Berlin, die epochalen Umbrüche verlangten zwangsläufig nach Führung und entschiedenem Handeln. Man habe es auch mit einem “Angriff auf die innere Verfasstheit der Demokratie und ihrer liberalen Ordnung” zu tun. Deshalb sei es besonders wichtig, sich bewusstzumachen, dass als Reaktion auf Russlands Angriff auch ein neues “Mindset” nötig sei. “Was wir brauchen, in der gesellschaftlichen Debatte und der politischen Entscheidungsfindung, sind Stärke, Widerstandsfähigkeit, Wehrhaftigkeit, Klarheit und Haltung.”

Pistorius gab zu, dass er mit dem Erscheinungsbild der Regierung nicht immer glücklich gewesen sei. Die Koalition müsse wissen und kenntlich machen, wofür sie stehe und welche Haltung sie antreibe. “In der Art, wie wir regieren; in der Art, wie wir handeln; in der Art, wie wir kommunizieren.” Er hätte in den letzten Monaten auf die einen oder anderen “atmosphärischen Misstöne” verzichten können, sagte der Minister auf der Veranstaltung der Bertelsmann-Stiftung. Zugleich mahnte er, den Blick zu weiten und das Land auf die neue Lage einzustellen. Das gelte für Rüstungskooperationen, die man sich noch vor kurzem nicht habe vorstellen können, zum Beispiel mit Indien. Es gelte aber auch für zusätzliche eigene Anstrengungen, sollte der nächste US-Präsident nicht Joe Biden, sondern wieder Donald Trump heißen. Eine adäquate Antwort darauf sei möglich. Aber: “Wir müssen uns darauf vorbereiten.”

Der Minister rief alle auf, sich den demokratiefeindlichen Bestrebungen der AfD entgegenzustellen. Die Demokratie und ihre Institutionen würden längst auch in Deutschland angegriffen. “Das darf uns keine Ruhe lassen.” Dagegen reiche es nicht, hie und da beiläufig ein paar ablehnende Worte zu verwenden. “Wenn wir in unserer Sprache, unseren Urteilen, unserer Bewertung der Zustände – hier und anderswo – nicht klare Sprache walten lassen, dann kann uns auch keiner verstehen, dann kann uns keiner folgen, und dann kann sich auch niemand von unserer Leidenschaft für Demokratie und Freiheit anstecken lassen.”

  • Boris Pistorius

Berliner Verkehrssenat: Umstrittene neue Abteilungsleiterin

Berliner Verkehrssenat: Umstrittene neue Abteilungsleiterin. Die Abteilung für Mobilität im Berliner Senat für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz soll künftig von Stephanie von Ahlefeldt geleitet werden. Bis 2021 war die Politologin und Ökonomin unter Peter Altmaier Abteilungsleiterin für Energie und Netze im Bundeswirtschaftsministerium. Umweltverbänden und Grünen galt von Ahlefeldt dort als zentrale Akteurin beim Verlangsamen des Ausbaus von Wind- und Solarenergie; beschrieben wird ihre Rolle beispielsweise im Text “Die Energiewendebremser” in der Zeit. Zuvor arbeitete sie unter anderem für die Unions-Bundestagsabgeordneten Michael Fuchs und Carsten Linnemann.

Bei der Stellenausschreibung gab es auffällige Veränderungen. Intern soll die Entscheidung für von Ahlefeldt gefallen sein, ist aus Senatskreisen zu hören. Eine offizielle Bestätigung gibt es aber nicht, allerdings auch kein Dementi: “Zu Personalfragen kann ich leider keine Auskunft geben”, teilt die Pressesprecherin lediglich mit. Keine Antwort gab es auch auf die Frage, warum die geforderten Qualifikationen bei der neuen Ausschreibung unter CDU-Senatorin Manja Schreiner deutlich verändert wurden. Eine erste Ausschreibung, die noch unter Schreiners Vorgängerin Bettina Jarasch (Grüne) begonnen hatte, war nach dem Regierungswechsel gestoppt worden. In der neuen Version wurde eine “mehrjährige Erfahrung im Bereich ministerieller Aufgabenwahrnehmung” (die von Ahlefeldt vorweisen kann) neu aufgenommen, während zwingende “Leitungserfahrungen im Bereich Verkehr” (die ihr fehlen) nicht mehr gefordert wurden. Mehr Hintergründe lesen Sie in einer Analyse von Malte Kreutzfeldt.

Presseschau von morgen

14. September 2023 Presseschau

FAZ: Streit um Migrationspolitik. Innenministerin Nancy Faeser wehrt sich gegen Vorwürfe der Opposition, wonach sie gegen Grenzkontrollen sei. “Natürlich kontrollieren wir unsere Grenzen, und zwar ganz stark und in alle Richtungen”, sagt die Sozialdemokratin im Interview mit Jasper von Altenbockum und Timo Steppat. Sie habe sich immer nur gegen stationäre Kontrollen an bestimmten Stellen gewandt. Man solle nicht so tun, als gehe es um die Frage “Grenzkontrollen ja oder nein”. Diejenigen, die stationäre Kontrollen forderten, wüssten, “dass das nur Scheinlösungen sind”. (“Kontrollen – an allen Grenzen”, Seite 4)

Telefonaktion zur Demenz. Zum Welt-Alzheimertag in einer Woche bietet Compass, die Pflegeberatung der PKV, eine kostenfreie Telefonberatung: Am 21. September zwischen 10 und 12 Uhr beantworten Fachleute Ihre Fragen rund um das Thema Demenz und beraten Sie zur Versorgung – von Hilfestellungen im Alltag bis hin zu den Leistungen der Pflegeversicherung. (Mehr)

Welt: Gedenkstätte distanziert sich von AfD-Politiker: In Nordhausen in Thüringen könnte demnächst der AfD-Politiker Jörg Prophet zum Oberbürgermeister gewählt werden. Dem möglichen Wahlsieg sieht die Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora mit Sorge entgegen. Deren Direktor Jens-Christian Wagner kündigte vorsorglich an, dass es mit einem AfD-Bürgermeister, der “rechtsextreme Geschichtslegenden” verbreite, keine Zusammenarbeit geben könne. Sollte Prophet die Wahl am übernächsten Sonntag gewinnen, werde ihm die Teilnahme an Gedenkveranstaltungen verboten, berichten Claus Christian Mahlzahn und Kevin Culina. (“KZ-Gedenkstätten gehen auf maximale Distanz zur AfD”)

SZ: Wüst verlangt mehr Tempo. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) wirft Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) vor, Gespräche über den sogenannten “Deutschland-Pakt” zu verschleppen. “Wer von Deutschland-Tempo spricht, sollte nicht weiter auf der Bremse stehen”, sagt Wüst im Interview mit Daniel Brössler und Nicolas Richter. “Spätestens Mitte Oktober muss der Beschleunigungspakt stehen”, fordert Wüst. Die Länder hätten bereits im vergangenen Herbst Vorschläge zur Planungsbeschleunigung gemacht, auf die das Kanzleramt aber nicht reagiert habe. (“Wüst verlangt mehr Tempo von Scholz”, Seite 1)

Handelsblatt: Die Außenministerin erweitert ihr Themenspektrum. Nicht nur auf ihrer aktuellen USA-Reisen, sondern auch sonst trifft sich Annalena Baerbock zuletzt häufig mit Industrievertretern. Das liege nicht nur an der wachsenden Verschränkung von Politik und Wirtschaft, analysieren Dana Heide und Jürgen Klöckner. Die Grünen-Politikerin wolle sich damit auch auf dem Themenfeld profilieren, für das eigentlich Robert Habeck zuständig ist, und damit ihre Chancen auf eine erneute Kanzlerkandidatur erhöhen – was angesichts der aktuellen Beliebtheitswerte nicht unrealistisch erscheint. (“Warum Baerbock die Nähe zur Wirtschaft sucht”, Seite 8)

Taz: Quo vadis, Fridays for Future? Die Umweltbewegung rüttelte mit ihren Forderungen das weiße Haus oder die UNO ebenso auf wie die Straßen Pakistans. Corona und Krieg rückten die Anliegen von Greta Thunberg und Mitstreiterinnen trotz steigender Dringlichkeit beiseite. Auf sechs Seiten fragen Meinungsbeiträge, Protokolle von ausgetretenen, gebliebenen und dazugekommen Aktivistinnen, Blicke zum Umwelt-Aktivismus anderer Länder nach dem Zustand von Fridays for Future. Und fragen, wie es weiter geht. (“Bitte wieder lauter”, Seite 1; “Brauchen wir die Fridays noch?”, Seite 2; “Der liebe Teil der Klimabewegung”, Seite 3; “Wo seid ihr jetzt alle?”, Seite 4; “Genickschlag für Russlands Aktivistinnen”, Seite 6)

Auf dem Zweiten blind: Das ZDF ist nach einer Bau-Panne offline. +++ Elterngeld vom Chef: SAP testet bezahlte Elternzeit für Väter. +++ Daten, bitte: RBB-Verwaltungsrat fordert Einsicht in bisher unveröffentlichte Compliance-Untersuchung.

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Kuban zur Rente: “Wir haben ein riesiges Problem”

Kuban zur Rente: “Wir haben ein riesiges Problem.” Der CDU-Bundestagsabgeordnete Tilman Kuban fordert mehr Ehrlichkeit beim Thema Altersversorgung. Die von FDP-Finanzminister Christian Lindner initiierte Aktienrente sei zwar richtig. “Aber es ist ein Märchen, dass sie uns helfen wird, die Jahre der Babyboomer in der Rente zu finanzieren”, sagte Kuban Table.Media. Der frühere Vorsitzende der Jungen Union forderte: “Wir müssen uns ehrlich machen: Wir haben in den nächsten 25 bis 30 Jahren ein riesiges Problem.” Und zur Wahrheit gehöre, dass es für diese Herausforderung nur drei Stellschrauben gebe: “Länger arbeiten, höhere Beiträge, weniger Leistung.” Wichtig sei deshalb, in diesem Dreieck einen Kompromiss zu finden. Und ein guter Kompromiss sei dann erreicht, “wenn die Schmerzen gleichmäßig verteilt sind”.

Der FDP-Abgeordnete Jens Teutrine kritisiert CDU-Chef Friedrich Merz. In einem gemeinsamen Gespräch mit Kuban verwies Teutrine darauf, dass der demografische Wandel allen einen Strich durch die Rechnung mache, die ein umlagefinanziertes System für die Lösung gehalten hätten. Wolle man die Rente auf stabilere Füße stellen, brauche man Reformen, dazu gehöre auch eine kapitalgedeckte Rente. Da helfe es wenig, wenn “Friedrich Merz die als Spekulation abtut”. Teutrine kritisierte, dass es auch in der Union prominente Vertreter gebe, die die Schuldenbremse aussetzen, Steuern erhöhen und Mehrbelastungen für die Sozialsysteme in Kauf nehmen würden. “Da bin ich skeptisch”, so der Liberale. Die Bemühungen von Merz, alle mitzunehmen, führe aus seiner Sicht zu “Beliebigkeit und Opportunismus”. Wie und warum die ehemaligen Vorsitzenden der Jungen Union und der Jungen Liberalen zwischen Regierung und Opposition engsten Kontakt halten, schildern sie im Interview von Okan Bellikli und Annette Bruhns.

  • CDU
  • Christian Lindner
  • FDP
  • Friedrich Merz

Politische Bildung: Experten sehen hohen Nachholbedarf

Politische Bildung: Experten sehen hohen Nachholbedarf. Zehn zum Teil recht prominente Gutachter haben mit deutlichen Worten eine umfassendere demokratische Bildung an deutschen Schulen angemahnt. “Das Bildungsziel des mündigen Bürgers wird nicht systematisch eingefordert”, heißt es in einem Papier, verfasst unter anderem von Andreas Schleicher, dem Direktor für Bildungsstudien der OECD in Paris. Die “Bedeutung der Demokratiekompetenz für die Wehrhaftigkeit unserer Demokratie in der Bundespolitik” werde unterschätzt. 

Manche Schularten bleiben außen vor. Auch Unterstützer wie die Publizistin Diana Kinnert oder der Soziologe Armin Nassehi rufen dazu auf, Demokratie-Lernen an Grundschulen und Berufsschulen zu etablieren. Bei letzteren finde politische Bildung so gut wie nicht statt. Und das ausgerechnet dort, wo “neben Jugendlichen mit Fluchterfahrungen auch Jugendliche mit einer ausgeprägten migrationskritischen, wenn nicht sogar völkisch-nationalistischen Haltung sitzen”. Zudem sollten für jeden Schüler fünf Euro für Projekte investiert werden, bei denen die Lernenden selbst das Sagen haben. Das Papier wurde im Auftrag der Hertie-Stiftung verfasst und Kanzleramtsminister Wolfgang Schmidt (SPD) übergeben. 

Die Sehnsucht nach Autorität nimmt zu. Wie wichtig der Appell ist, zeigt ein Blick auf eine Frage im sächsischen Bildungsmonitor, der seit 2016 erhoben wird. Damals waren 54 Prozent der 18- bis 29-Jährigen der Meinung, “dass wir in diesen Zeiten unbedingt eine starke Hand brauchen”. Im jüngsten Monitor wünschen sich bereits 75 Prozent der jungen Sachsen eine starke Hand. Während die Hertie-Gutachter um Andreas Schleicher höhere Ausgaben für die politische Bildung empfehlen, sieht der Entwurf des Bundesetats bei der Bundeszentrale für Politische Bildung für 2024 eine Reduzierung um 20 Millionen Euro vor. Mehr dazu lesen Sie in der Analyse von Christian Füller.

Familienrecht: KAS warnt vor Reform

Verantwortungsgemeinschaft: KAS warnt vor Reform. Die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung fürchtet um den Status der Ehe, weil Bundesjustizminister Marco Buschmann angekündigt hat, das Familienrecht zu “modernisieren”. Laut Koalitionsvertrag will er “damit jenseits von Liebesbeziehungen oder der Ehe zwei oder mehr volljährigen Personen ermöglichen, rechtlich füreinander Verantwortung zu übernehmen”. Die Befürchtung der KAS: Ohne eine klare Abgrenzung könnte eine “Ehe light” entstehen. Problematisiert wird, dass Mitglieder einer Verantwortungsgemeinschaft Steuervorteile erhalten könnten. Da ein wesentliches Merkmal der Verantwortungsgemeinschaft neben der einfachen Registrierung beim Standesamt auch die leichte Auflösung sei, könnte vor allem letzteres die Solidargemeinschaft belasten.

Buschmann begründet seinen Vorstoß mit dem “starken Wandel der Lebensformen in Deutschland”. Die Autorin der Studie, Elisabeth Hoffmann, stellt das infrage. Laut Mikrozensus 2021 lebten gut 70 Prozent der Familien mit minderjährigen Kindern in einer Ehe, schreibt sie. Die leichte Steigerung der Zahl der nicht ehelichen Lebensgemeinschaften mit Kind von 9,2 Prozent im Jahr 2019 auf aktuell 11,73 Prozent begründe keine grundlegende Veränderung.

Laut Justizministerium wird die Verantwortungsgemeinschaft die Ehe nicht antasten. In diversen Interviews hatte Minister Buschmann erste Ideen vorgestellt. So soll es etwa ein Stufenmodell mit unterschiedlichen Verantwortungsniveaus geben, beispielsweise für “Senioren-Wohngemeinschaft oder auch befreundete Alleinerziehende, die sich im Alltag unterstützen”. In ihrer Analyse bezieht sich die KAS in großen Teilen auf einen Antrag der FDP-Bundestagsfraktion von 2020, als diese noch in der Opposition war. Auf Nachfrage von Table.Media beim BMJ heißt es, dieser Antrag sei keine Grundlage für die neue Gesetzesinitiative, auch steuerliche Anreize seien nicht mehr vorgesehen. Ein zunächst für März dieses Jahres angekündigtes Eckpunktepapier steht weiterhin aus. Laut Ministerium ist man noch in der Abstimmung.

Standpunkt: “Klimaschutz kann sehr, sehr teuer werden”

Standpunkt: Es kann sehr, sehr teuer werden. Wenn der Bundestag demnächst das Klimaschutzgesetz verhandelt, sollten die Parlamentarier sich den Plänen der Bundesregierung widersetzen. Dazu rät der ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete Klaus Mindrup, der als Berichterstatter das Ursprungsgesetz 2019 mitverhandelt hat. Nach den vorliegenden Zahlen droht Deutschland die selbst gesetzte Zielmarke im Jahr 2030 deutlich zu verpassen. Dann muss die Bundesregierung Emissionsrechte bei anderen EU-Mitgliedern kaufen. Und anders als in der Periode bis 2020 drohen diesmal Zahlungen im zweistelligen Milliardenbereich, im schlechtesten Fall sogar darüber.

Mindrup rät, eine breite Verständigung zu suchen. Weil es – ähnlich wie im Bundeshaushalt – um Emissionsbudgets, also um konkrete Zahlen geht, könnte der Bundestag, anders als von der Bundesregierung gewünscht, die einst klar definierten Sektorziele beibehalten. Bei Verfehlung der Ziele könnten die Parlamentarier konkrete Gegenmaßnahmen festlegen. Es gehe also nicht nur um die Einhaltung von Emissionszielen, sondern auch um das Selbstverständnis des Parlaments. Hier lesen Sie den vollständigen Standpunkt.

Was erwarten Sie von der Ampel-Koalition in der zweiten Hälfte der Legislaturperiode?


Mit dem Start der Haushaltsberatungen des Bundestages geht die Regierungszeit der Ampel-Koalition in die zweite Hälfte. Welche politischen Themen sollte die Bundesregierung in den kommenden Monaten anpacken, in welchen Politikfeldern erwarten Sie Einigungen? Diese und andere Fragen zur Zukunft der Ampel – aber auch zur Bewertung der ersten Hälfte der Legislatur und der Leistungen der Ministerinnen und Minister – stellt Table.Media in einer Umfrage. (Jetzt an Umfrage teilnehmen)

Aus den Professional Briefings

14. September 2023 Professionals

China.Table: Perfide Taiwan-Strategie. Mit viel Pathos und Betonung der wirtschaftlichen Chancen wirbt China im Zuge des Plans für die friedliche Vereinigung um die taiwanischen Landleute und deren Unternehmen – und schickt gleichzeitig Kriegsschiffe und Kampfjets los. Mehr

Europe.Table: Ungleiche Gegner im polnischen Wahlkampf. Teure Wahlgeschenke und Vertraute an zentralen Stellen: Vor den Wahlen in Polen am 15. Oktober zeigt sich, wie die regierende PiS-Partei ihren Vorteil gegenüber der Opposition ausnutzt. Mehr

China.Table: Europa schadet mit Anti-Dumping-Zöllen auch sich selbst.
Der EU droht mit der angekündigten Untersuchung des chinesischen E-Automarktes ein Eigentor. Subventionen für die Industrie gibt es auch in Europa, und eine Überprüfung würde ausländische Hersteller in der Volksrepublik genauso treffen. Mehr

Europe.Table: Borrell wirft Kosovo neue Blockade vor. Die Gespräche zwischen Belgrad und Pristina sind auch beim jüngsten Anlauf nicht vorangekommen. Für den EU-Außenbeauftragten Josep Borrell ist klar, an wem das liegt: Kosovos Premierminister Albin Kurti. Mehr

Systemsprenger? Wie Schulen innovativ werden.

Am 27. September geben drei Jurymitglieder des Deutschen Schulpreises Einblick in ihre Arbeit und die Herausforderungen für Politik und Verwaltung im Schulsystem. Bildung.Table Redaktionsleiterin Annette Kuhn diskutiert mit Isabella Keßler (Ministerium für Bildung und Kultur des Saarlandes), Kathrin Kösters (Gesamtschule Münster-Mitte) und Dr. Thorsten Bohl (Tübingen School of Education). Jetzt anmelden!

Morgeninterviews am 15. September

14. September 2023 Morgeninterviews am 15. September

Deutschlandfunk

ca. 6:50 Uhr: Manfred Dittmer, Parkwind: Warum geht Offshore-Ausbau so langsam?

ca. 7:14 Uhr: Karin Prien, CDU-Bundesvize: Die CDU und die “Brandmauer” zur AfD

ca. 8:10 Uhr: Luisa Neubauer, Aktivistin: Fridays for Future: Wie sichtbar ist die Bewegung noch?

rbb24

ca. 7:25 Uhr: ca. Katrin Göring-Eckardt, Bundestagsvizepräsidentin (Grüne): Warum verlieren die großen Parteien und die AfD gewinnt?

ca. 7:55 Uhr: Matthias Schulz, Intendant der Staatsoper: Warum tritt Anna Netrebko trotz Russland-Treue heute auf?

ca. 9:05 Uhr: Markus Klein, Geschäftsführer vom Institut demos: Brandenburg – Wie Demokratie fördern?

ca. 9:45 Uhr: Gregor Hagedorn, Mitbegründer Scientists for Future: Zum globalen Klimastreik

ARD

6:10 Uhr und 7:15 Uhr: Gilda Sahebi, deutsch-iranische Journalistin: Die Lage der Frauen im Iran

7:10 Uhr: Luisa Neubauer, Aktivistin: Weltweiter Klimastreik

8:10 Uhr: Andreas Jung, stellvertretender CDU-Vorsitzender: Die CDU und die Klimabewegung

Geburtstage

14. September 2023 Geburtstage

Freitag, 15. September

Sabine Dittmar, parlamentarische Staatssekretärin im Gesundheitsministerium (SPD), 59 / Dietrich Monstadt, MdB (CDU), 66 / Kai Wegner, Regierender Bürgermeister von Berlin (CDU), 51 / Elisabeth Winkelmeier-Becker, MdB (CDU), 61 / Sebastian Pufpaff, Kabarettist, 47 / Hansjörg Tauscher, einstiger Skiweltmeister, 56

Nachttisch

14. September 2023 Nachttisch

Unser Tipp führt Sie heute auf besondere Weise in die Geschichte Europas. Der französische Autor Laurent Gaudé versucht sich mit “Wir, Europa” an einem langen Versepos über die Zeitläufte auf unserem Kontinent. In ungewöhnlicher Gedichtform erzählt er über die Geschehnisse von der industriellen Revolution im 19. Jahrhundert bis zur Migrationskrise vor einigen Jahren. Gaudés Anspruch, ein europäisches Nationalepos zu schaffen, mag am Ende nicht vollständig erfüllt sein. Dafür ist Europa offenbar zu divers. Gleichwohl: “Wir, Europa” ist eine nicht immer einfach zu konsumierende, aber faszinierende Lektüre. Zu Recht hat Gaudé dafür den Preis des Europäischen Buches erhalten.  

Wir, Europa. Fest der Völker | edition.FotoTAPETA

14. September 2023 Verabschiedung

Das war’s für heute. Das nächste Late-Night-Memo erhalten Sie am Sonntagabend.

Good night and good luck!

Der Berlin.Table ist das Late-Night-Memo für die Table.Media-Community.

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