Table.Briefing: Berlin

Das Late-Night-Memo für die Hauptstadt

Das Late-Night-Memo für die Hauptstadt

  • Politik gegen Populismus: Historikerin Frevert setzt auf “erwachsene” Mehrheit
  • Wahlen und Werte: KAS-Studie zeigt Nähe zwischen Generationen
  • IAA: Scholz fordert günstige E-Auto-Modelle
  • Afrika-Politik: Neue deutsche Bescheidenheit
  • Uiguren: Abgeordnete gründen Parlamentskreis
  • Luftverteidigung: Bundeswehr untermauert Führungsanspruch
  • Heizungsgesetz: Ampel bleibt beim Zeitplan
  • China: 10 Jahre Neue Seidenstraße
Liebe Leserin, lieber Leser,

wir begrüßen Sie zum Berlin.Table, dem Late-Night-Memo für die Hauptstadt.

Man soll das Träumen nicht aufgeben, heißt es. Also träumen wir heute von einer Generalaussprache am Mittwochmorgen, die dem Ernst der Lage tatsächlich gerecht wird. Wir träumen von einem Oppositionsführer Friedrich Merz, der in hoch-heiklen Zeiten nicht poltert, sondern sich als Kooperationspartner anbietet und Zugeständnisse andeutet. Wir träumen von einer Grünen-Fraktionschefin Britta Haßelmann, die trotz aller Unterschiede über Brücken zur Union nachdenkt. Wir träumen von einem FDP-Fraktionsvorsitzenden Christian Dürr, der nicht die Eigeninteressen, sondern die gemeinsame Verantwortung hervorhebt. Und wir träumen von einem Kanzler Olaf Scholz, der nichts schönredet, sondern ernsthaft zum Gespräch bittet, um die Groß-Baustellen im Kampf gegen Wirtschaftskrise und Klimawandel für begrenzte Zeit gemeinsam anzupacken. Das geht nicht? Doch, es würde gehen. Es müssten halt alle erkennen, wie sehr die AfD nur darauf wartet, dass die anderen Parteien genau dazu nicht mehr in der Lage sind.

Wir haben heute mit der Gefühlsforscherin Ute Frevert gesprochen und uns eine Umfrage angesehen, die zeigt, dass Jüngere und Ältere sich in Kernfragen näher sind als viele denken.

Außerdem haben wir eine Bitte in eigener Sache: Mit dem Start der Haushaltsberatungen geht die Regierungszeit der Ampel-Koalition in die zweite Hälfte. Welche politischen Themen sollte die Bundesregierung anpacken, in welchen Politikfeldern erwarten Sie Einigungen? Diese und andere Fragen zur Zukunft der Ampel und zur Bewertung der ersten Hälfte der Legislatur wie der Leistungen der Ministerinnen und Minister stellt Table.Media in einer Umfrage. Wir laden Sie ein, daran teilzunehmen und bitten Sie um Ihre Einschätzungen. Seien Sie gespannt auf die Ergebnisse, die wir Ihnen natürlich auch gern zusenden.       

Viel Vergnügen bei der Lektüre!

Heute haben Markus Bickel, Okan Bellikli, Stefan Braun, Damir Fras, Franziska Klemenz, Horand Knaup, Malte Kreutzfeldt, Lukas Scheid und Christian von Hiller mitgewirkt.

Wir freuen uns über Ihr Interesse.

Politik gegen Populismus: Historikerin Frevert setzt auf “erwachsene” Mehrheit

Politik gegen Populismus: Historikerin Frevert setzt auf “erwachsene” Mehrheit. Angesichts einer aktuell sorgenvollen und teilweise gereizten Stimmung im Land setzt die Berliner Historikerin Ute Frevert auf jene Mehrheit im Land, die nach wie vor auf konstruktive Lösungen für ihre Probleme hofft. Diese Mehrheit “vergräbt sich nicht in Ressentiments” gegen “den Westen” oder “das System” oder “die Altparteien”, sondern übernehme selber Verantwortung für ihr Leben und ihre Zukunft. “Das unterscheidet ‘erwachsene’ von ‘pubertärer’ Politik”, sagte Frevert zu Table.Media. Diese erwachsenen Bürger erwarteten von ihrer Regierung “eine zukunftsgewandte Politik und keine Vogel-Strauß-Haltung”. Frevert forscht am Berliner Max-Planck-Institut für Bildungsforschung über die “Geschichte der Gefühle”.

Das Markenzeichen der AfD ist das “Anti”, so Frevert. Anti-Migration, Anti-EU, Anti-Globalisierung, Anti-Krieg – das schreibe sich diese Partei auf ihre blauen Fahnen. Und es habe “offenbar Zugkraft für die vielen Unzufriedenen in diesem Land”. Womit diese unzufrieden seien, was genau sie verändern wollten – darüber gebe es aber weder Klarheit noch Einigkeit. Frevert erinnert daran, dass der russische Krieg gegen die Ukraine gerade auch für die Ampelparteien Gewissheiten zertrümmert und diese zu harten Neuanfängen gezwungen habe. “Da lief mental, emotional, habituell einiges aus dem Ruder.” Zugleich betont sie, wie wichtig es in einer solchen Situation sei, “Kursänderungen und Neuerungen kommunikativ vorzubereiten und immer wieder klug und überzeugend zu begründen”. Wie kritisch Frevert im politischen Diskurs über Würde und Respekt denkt und woraus sie Kraft ziehen würde, lesen Sie im Interview von Stefan Braun.

  • Ampel-Koalition
  • Klimaschutz

Welche Table-Briefings kennen Sie noch nicht? Informationsvorsprung und Arbeitserleichterung für die entscheidenden Köpfe: Africa.Table, Agrifood.Table, Berlin.Table, Bildung.Table, China.Table, Climate.Table, ESG.Table, Europe.Table, Research.Table, Security.Table und 100Headlines. Lernen Sie alle Table-Briefings kostenlos kennen.

Wahlen und Werte: KAS-Studie zeigt Nähe zwischen Generationen

Wahlen und Werte: KAS-Studie zeigt Nähe zwischen Generationen. Geht es um das Wahlverhalten, unterscheiden sich jüngere Wählerinnen und Wähler deutlich von älteren Generationen. Eine neue repräsentative Umfrage der Konrad-Adenauer-Stiftung zeigt zugleich, dass es trotz dieses Unterschieds große Übereinstimmungen gibt, wenn es um Hoffnungen, Ängste und die Erwartungen an einen selbst geht. Demnach legen alle Altersgruppen großen Wert darauf, “in einem sicheren Umfeld zu leben”. Zwischen 95 und 99 Prozent aller Befragten, egal welchen Alters, sehen das so, unabhängig davon, für welche Partei sie sich bei Wahlen entscheiden.

Ähnlich sieht es bei Werten wie Verlässlichkeit und Höflichkeit aus. Beides halten quer durch die Altersgruppen mehr als 70 Prozent für wichtig. Das gleiche Bild ergibt sich, wenn man fragt, ob es wichtig sei, sich an Regeln zu halten oder bescheiden zu bleiben. Zugleich fällt auf, dass ebenfalls über alle Altersklassen hinweg sehr viele Wählerinnen und Wähler nicht scharf sind auf Reichtum und Luxus. Gerade einmal zwei Prozent der Befragten gaben an, es sei für sie sehr wichtig, Geld zu haben und teure Sachen zu besitzen. Für 20 Prozent sind diese materiellen Werte immerhin noch wichtig. Bemerkenswert sind auch die Antworten auf die Frage, ob sie sich wegen weiterer Zuwanderung und Migration Sorgen machen. Anders als viele andere Umfragen signalisieren, sind es bei Jung wie Alt nicht mehr als 30 Prozent, die diese Angst tatsächlich umtreibt.

Bei der Sonntagsfrage gibt es dagegen ein klares Generationengefälle. Während bei Union und SPD die Umfragewerte mit dem Alter rapide steigen, sinken sie in gleichem Ausmaß bei den Grünen und der FDP. Die Umfrage wird am Donnerstag um 15.30 Uhr in der Konrad-Adenauer-Stiftung in Berlin vorgestellt. Über die Ergebnisse diskutieren Johannes Winkel (Bundesvorsitzender der Jungen Union), Ramona Pop (frühere Bundessprecherin der Grünen Jugend), Ria Schröder (frühere Bundesvorsitzende der Jungen Liberalen) und Niels Annen (früherer Bundesvorsitzender der Jusos). Die Diskussion dürfte sich vor allem um die Gründe der bemerkenswerten Ähnlichkeiten drehen.

  • Wahlen

IAA: Scholz fordert günstige E-Auto-Modelle

IAA: Scholz fordert günstige E-Auto-Modelle. Olaf Scholz stellte zur Eröffnung der internationalen Automobilmesse IAA Mobility am Dienstag klare Forderungen an die deutschen Automobilhersteller. Beim Blick auf einen vollelektrischen Sportwagen von Mercedes-Benz mit bis zu 1000 PS merkte der Bundeskanzler an, dass ein solches Auto bestimmt sehr teuer sei. Es brauche aber auch günstigere Einstiegsmodelle, die sich die breite Bevölkerung leisten könne. Zu Gast bei Volkswagen lobte er die E-Autos der ID-Reihe, da sie mit Preisen von 25.000 Euro auch bezahlbare Neuwagen biete.

  • Olaf Scholz

Presseschau von morgen

5. September 2023 Presseschau

Handelsblatt: Pro und Contra zum Industriestrompreis. Neues zum Streit um verbilligte Energie für die Wirtschaft: Im Interview spricht sich EU-Kommissar Maroš Šefčovič gegen einen Industriestrompreis aus – zumindest scheinbar. Faktisch erklärt er nur, man könne Energie nicht “dauerhaft subventionieren”. Das sieht das Konzept von Robert Habeck auch gar nicht vor: Darin geht es nur um eine befristete Unterstützung, stellen die Ökonomen Sebastian Dullien, Michael Hüther und Jens Südekum in der gleichen Ausgabe in einem Gastbeitrag klar – und fordern die schnelle Umsetzung. (“’Wir können Energie nicht dauerhaft subventionieren’”, Seite 4/“Der Brückenstrompreis ist vertretbar”, Seite 14)

“Big Bang Health” am 7.September: Beim “Big Bang Health” – Festival in Essen kann man erleben, wie die Zukunft der Medizin aussieht. Über 80 Sprecherinnen und Sprecher geben Einblicke in das Gesundheitswesen von morgen. Auch der PKV-Verband ist in zwei Panels vertreten. Im Fokus stehen die Themen Digitalisierung, Versorgung, Nachhaltigkeit und Krebsbekämpfung. (Mehr)

SZ: Das Vorgehen des BND-Verräters. Ein Autorenteam rekonstruiert, mit wem der nun angeklagte Carsten L. kooperierte, um Geheim-Informationen nach Moskau zu schmuggeln. Ein Strohmann soll mit Redseligkeit zu raschen Ermittlungserfolgen verholfen haben. Vor Gericht stellen sich die Fragen, warum der Geheimdienstler – vom Umfeld als “sehr national” beschrieben – dem BND nicht auffiel, wie er Material stehlen konnte und warum er trotz laufender Sicherheitsprüfung befördert wurde. (“Mutmaßlicher BND-Maulwurf wegen Landesverrats angeklagt”, Seite 6)

Tagesspiegel: Die Bundestagswahl im Nacken der Haushaltsplanung. Bei seiner Auftaktrede für die Etatberatungen hat Christian Lindner darauf gepocht, dass der Staat sich nach den Krisenjahren wieder weiter zurückzieht. Albert Funk analysiert, warum Lindner die FDP mit Blick auf die Bundestagswahl als die Kraft der Konsolidierung präsentieren wolle – und rechnet mit neuem Streit in der Ampel. (“Der Etat 2024 als liberales Zukunftsprojekt”, Seite 5)

FAZ: Vor den Ost-Landtagswahlen 2024. Der Autor Lukas Rietzschel macht mit Blick auf die drei Wahlen drei Vorschläge zur Stärkung der Demokratie: zum einen ein Verbot der AfD. Zudem will er eine Umstrukturierung der Stadt- und Kreistage zu “Parlamenten, deren Mandate per Losverfahren verteilt werden”. Auf Landes- und Bundesebene fordert er mehr Transparenz über die Mitbeeinflussung von Entscheidungen durch Institutionen wie Verfassungsgerichte, Zentralbanken und Expertenräte (“Keine Zeit für schöne Worte mehr”, Seite 9)

Dabei sein, mitreden können: “Stick or carrots against clima change?” – PtX Lab Talk #7 Webinar am 7. September, 14 Uhr

Wir diskutieren die Absichten und Ziele des EU-Green Deal & des US-IRA mit Prof. Michael Mehling (MIT/USA), Robert Gampfer (EU) & Shaarika Karolia (Südafrika). Welcher politische Rahmen ist erfolgreicher? Hier kostenfrei anmelden.

Afrika-Politik: Neue deutsche Bescheidenheit

Afrika-Politik: Neue deutsche Bescheidenheit. Die Bundesregierung hat zum Afrika-Klimagipfel, der gerade in Nairobi stattfindet, eine bemerkenswerte Wende in ihrer Afrika-Politik vollzogen. “Wir starten bewusst keine neuen deutschen Initiativen bei diesem Gipfel, sondern konzentrieren uns auf die tatkräftige Unterstützung afrikanischer Initiativen”, sagte Bärbel Kofler, Parlamentarische Staatssekretärin im Entwicklungsministerium. Sie vertritt gemeinsam mit Jennifer Morgan, Staatssekretärin und Sonderbeauftragte für internationale Klimapolitik im Auswärtigen Amt, die Bundesregierung auf diesem Gipfel. Die Bundesregierung ist somit nicht mit eigenen Vorschlägen auf den Klimagipfel gereist, obwohl er ein zentrales Thema der jetzigen Bundesregierung, den Kampf gegen den Klimawandel, behandelt.

Die Regierung reagiert damit offenbar auf Kritik an einem zu selbstbewussten Auftreten. Diese Kritik ist auch auf der Botschafterkonferenz des Auswärtigen Amtes deutlich geworden, die gerade in Berlin läuft. Unverblümt erklärte WTO-Generaldirektorin Ngozi Okonjo-Iweala nach Teilnehmerangaben, wie unterschiedlich China und Deutschland derzeit unter afrikanischen Diplomaten wahrgenommen würden. Okonjo-Iweala zitierte einen Diplomaten mit den Worten: “Sprechen wir mit China, bekommen wir einen Flughafen; sprechen wir mit Deutschland, bekommen wir einen Vortrag.” Für die deutschen Botschafterinnen und Botschafter bedurfte es keiner weiteren Erklärung, um die Botschaft zu verstehen: Deutschland trete besserwisserisch auf.

Mit der Botschaft von Kofler und Morgan rückt die Regierung ein Stück weit von ihrer bisherigen Zielsetzung ab, wie sie Außenministerin Annalena Baerbock bisher vertreten hat und wie sie auch im Koalitionsvertrag verankert ist. Demnach sollte die deutsche Außenpolitik nicht nur von Interessen, sondern in besonderer Weise von Werten wie Demokratie und Geschlechtergerechtigkeit, aber auch vom Ziel eines viel entschiedeneren Klimaschutzes geleitet werden. Dies haben Regierungen in Afrika, aber auch anderen Teilen der Welt zum Teil als bevormundend empfunden. Auch bei Baerbocks Besuch in Südafrika Ende Juni war das deutlich geworden.

  • Annalena Baerbock
  • BMZ

Uiguren: Abgeordnete gründen Parlamentskreis

Uiguren: Abgeordnete gründen Parlamentskreis. Das Schicksal der von der chinesischen Zentralregierung unterdrückten Uiguren führt im Bundestag Regierungs- und Oppositionsfraktionen zusammen. Derya Türk-Nachbaur (SPD), Peter Heidt (FDP), Boris Mijatović (Grüne), Michael Brand und Norbert Altenkamp (beide CDU) gehören zur Kerngruppe von Abgeordneten, die auf das Schicksal der rund 13 Millionen Uiguren in der Provinz Xinjiang aufmerksam machen wollen. Rund eine Million von ihnen sollen inhaftiert sein. Von einem “schleichenden Genozid vor unseren Augen”, sprach Türk-Nachbaur. Schon die frühere UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet hatte von “anhaltenden Verbrechen gegen die Menschlichkeit” in Xinjiang gesprochen.

“Deutschland muss mehr Verantwortung übernehmen”: So lautet die Forderung der Gründer-MdBs, denen sich weitere Parlamentarier anschließen wollen. China sei ein entscheidender Akteur der Weltwirtschaft, zahlreiche deutsche Unternehmen wie etwa VW seien dort vertreten. “Wir wollen nicht, dass sie die Region verlassen”, sagte Peter Heidt, “aber wir sagen ihnen: ‘Kümmert euch!'” Kollege Ulrich Lechte ergänzte: “Wir wollen das Bewusstsein schärfen, wenn VW dort ein großes Werk errichtet, das von 30 Uiguren-Lagern umgeben ist.” Auch die informellen chinesischen Polizeistationen in Deutschland, die die chinesische Opposition – darunter auch die Uiguren – im Auge behalten sollen, werden Thema der Parlamentarier sein. 

Gründer teilen die Ziele der China-Strategie der Bundesregierung. Die Freunde der Uiguren unterstützen die vorsichtige Distanz, die aus der kürzlich vorgelegten China-Strategie hervorgeht. Sie wurde von Außenministerin Annalena Baerbock am Dienstag noch einmal besonders betont. Beim jährlichen Treffen der deutschen Diplomaten appellierte sie an die deutschen Unternehmen, ihre Abhängigkeiten von China zu überprüfen, “die im Zweifel zu einem Genickbruch führen könnten”.

Luftverteidigung: Bundeswehr untermauert Führungsanspruch

Luftverteidigung: Bundeswehr untermauert Führungsanspruch. Der Inspekteur der Luftwaffe, Ingo Gerhartz, hat bei einem Treffen mit den Luftwaffenchefs von 14 der 19 Mitgliedsstaaten der European Sky Shield Initiative (ESSI) geworben, das vom Rüstungsunternehmen Diehl Defence am Bodensee hergestellten Flugabwehrsystem IRIS-T SLM anzuschaffen. Erst im Juli hatte der Bundestag die Bestellung von sechs Feuereinheiten für die Bundeswehr im Wert von knapp einer Milliarde Euro gebilligt; zwei der bodengebundenen Systeme sind vergangenes Jahr an die Ukraine geliefert worden, ein drittes steht kurz vor der Auslieferung an Kiew. Mit der Unterzeichnung weiterer Verträge durch Estland und Lettland wird in den kommenden Wochen gerechnet.

ESSI wurde im Oktober 2022 von Olaf Scholz als Antwort auf die russische Bedrohung ins Leben gerufen. Nicht angeschlossen haben sich der gemeinsamen Rüstungskooperationsinitiative allerdings Frankreich, Italien und Polen, die eigene Luftverteidigungssysteme bevorzugen. Deutschland strebt mit der im schleswig-holsteinischen Todendorf eingerichteten European Air Defence Academy eine Führungsrolle bei der Ausbildung an Systemen kurzer und mittlerer Reichweite an. Die Schulung an den im August in Israel bestellten Arrow 3-Abwehrsystemen werde jedoch nicht in Deutschland, sondern im Herstellungsland stattfinden, sagte Gerhartz gegenüber Table.Media. Kritiker halten Arrow für ungeeignet, den europäischen Luftraum zu schützen, da das System anders als IRIS-T SLM nicht auf Angriffe durch feindliche Drohnen, Marschflugkörper und ballistische Raketen ausgelegt ist, sondern für Bedrohungen außerhalb der Erdatmosphäre.

  • Bundeswehr

Heizungsgesetz: Ampel bleibt beim Zeitplan

Heizungsgesetz: Ampel bleibt beim Zeitplan. Die Ampel-Koalition hat am Dienstag im Bundestag den Wunsch der Unionsfraktion abgelehnt, die für Freitag geplante Verabschiedung des Gebäudeenergiegesetzes zu verschieben. Auch der Antrag, noch in dieser Woche eine zusätzliche Beratung im Ausschuss zu ermöglichen, fand keine Mehrheit. Weil das Gesetz nach der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts nicht mehr vor der Sommerpause verabschiedet worden sei, hätten alle Abgeordneten die Möglichkeit gehabt, “sich eingehend mit den Inhalten zu befassen”, sagte die Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Fraktion, Katja Mast. Bürger, Hersteller und Handwerk bräuchten jetzt “Klarheit und Planungssicherheit”.

Die Union sendet derweil widersprüchliche Signale. Fraktionsvize Jens Spahn kündigte auf Twitter an, die Union werde das Gesetz “wieder abschaffen”, sobald sie die Gelegenheit dazu bekomme. Der CDU-Abgeordnete Thomas Heilmann, der mit seiner Organklage die Entscheidung des Verfassungsgerichts herbeigeführt hatte, kritisierte dagegen vor allem, dass die Ampel-Koalition das Gesetz gegenüber dem ursprünglichen Entwurf zu sehr abgeschwächt habe. So seien Vorgaben zum Pumpentausch und zum hydraulischen Abgleich gestrichen worden und die Höchstsumme bei der Förderung zu niedrig, erklärte Heilmann, der zugleich Vorsitzender der Klima-Union ist. Dass die Fraktion entgegen seiner Ankündigung keine Änderungsanträge einbringt, begründete Heilmann damit, dass es aufgrund des Zeitplans der Koalition keine Chance gebe, diese zu beraten. “An einem solchen Farce-Verfahren beteiligen wir uns nicht”, sagte er.

Kritik von Verbänden wurde nicht aufgegriffen. Für die Grünen verteidigte die Palamentarische Geschäftsführerin Irene Mihalic das Verfahren unter anderem mit Verweis auf zwei Sachverständigen-Anhörungen. Einfluss hatten deren Stellungnahmen allerdings nicht: Die erste Anhörung fand statt, ohne dass die Experten den stark veränderten Gesetzentwurf überhaupt kannten. Und die zahlreichen Kritikpunkte, die sie in der zweiten Anhörung vorbrachten, wurden nicht aufgegriffen – obwohl viele von Verbänden kamen, die den Kurs der Regierung grundsätzlich unterstützen. Am Gesetzentwurf wurden nach der Anhörung keinerlei Änderungen mehr vorgenommen.

Aus den Professional Briefings

5. September 2023 Professionals

China.Table: 10 Jahre Neue Seidenstraße. Als Xi Jinping 2013 den Startschuss zur Belt and Road Initiative verkündete, begriff kaum jemand die Bedeutung des Projekts. Zehn Jahre später hat der chinesische Präsident seine Ziele von damals mehr als erfüllt. Mehr

ESG.Table: Transformationspfad mit Schlaglöchern. Nachhaltigkeit ist allgegenwärtig, auch auf der Automesse IAA Mobility in München. Der deutschen Branche und der Zulieferindustrie fällt der Wandel trotzdem schwer. Und es könnte noch schwieriger werden: Während der Absatz stimmt, schrumpfen die Margen. Und somit der Spielraum für die Transformation. Mehr

Europe.Table: Streit ums EU-Budget. Die EU-Kommission hatte im Juni die Mitgliedstaaten aufgefordert, bis 2027 rund 66 Milliarden Euro extra für den EU-Haushalt nach Brüssel zu überweisen. Das ist nicht nur der Bundesregierung zu viel. Im Rat der Mitgliedstaaten hat nun die spanische Ratspräsidentschaft einen ersten Kompromissvorschlag vorgelegt – doch auch der stößt auf Ablehnung. Mehr

China.Table: Die wichtigsten BRI-Partner. Chinas Aktivitäten entlang der neuen Seidenstraße konzentrieren sich auf Vorder- und Zentralasien. Die meisten und größten Verträge sind mit Akteuren in Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten zustande gekommen. In Zusammenarbeit mit der GTAI präsentiert China.Table eine vierteljährliche Auswertung der Investitionen im Rahmen der Belt and Road Initiative. Mehr

Bildung.Table: Suche nach Startchancen-Schlüssel geht weiter. Am 6. September beginnt die KMK-Amtschefkonferenz in Berlin – und damit ein weiteres Kapitel in den Bund-Länder-Verhandlungen zum Startchancen-Programm, das 4.000 Brennpunkt-Schulen fördern soll. Wissenschaftler, Bundespolitiker und auch der Rechnungshof streiten immer lauter für einen Geldfluss nach Sozialindex. Mehr

Morgeninterviews am 6. September

5. September 2023 Morgeninterviews am 6. September

Deutschlandfunk

ca. 6:50 Uhr: Tareq Alaows, flüchtlingspolitischer Sprecher von Pro Asyl: Ukrainische Kriegsdienstverweigerer ausliefern?

ca. 7:14 Uhr: Rolf Mützenich, MdB (SPD) und Fraktionsvorsitzender: Kanzleretat-Debatte

ca. 8:10 Uhr: Andreas Meißner, Bündnis für Datenschutz und Schweigepflicht: Müssen Arztpraxen wirklich digitaler werden?

ZDF-Morgenmagazin

6:40 Uhr Bernd Baumann, MdB (AfD) und Erster parlamentarischer Geschäftsführer: Haushaltsdebatte

7:05 Uhr Stephan Weil, Ministerpräsident von Niedersachsen, MP-Treffen in Brüssel wegen des Industriestrompreises

8:05 Uhr Jens Spahn, MdB (CDU) und stellvertretender Fraktionsvorsitzender: Haushaltsdebatte

rbb24-Inforadio

6:25 Uhr: Luisa Neubauer, Fridays for Future: Protest gegen die IAA

7:25 Uhr: Christian Dürr, MdB (FDP) und Fraktionsvorsitzender: Haushaltsdebatte

Heads

5. September Heads

SZ: Livia Leu, neue Botschafterin der Schweiz in Deutschland

Geburtstage

5. September 2023 Geburtstage

Mittwoch, 6. September

Michael Thews, MdB (SPD), 59 / Janosch Dahmen, MdB (Grüne), 42 / Jana Schimke, MdB (CDU), 44 / Kerstin Vieregge, MdB (CDU), 47 / Paul Ziemiak, MdB (CDU), 38 / Stephan Wefelscheid, Vorsitzender der Freien Wähler Rheinland-Pfalz, 45 / Willy Astor, Kabarettist, 62 / Curse, Rapper, 45

Nachttisch

5. September 2023 Nachttisch

Unser Tipp führt Sie heute nach Singapur. Dort erfährt die New Yorker Professorin Rachel Chu, dass ihr Partner den reichsten Familien Asiens angehört; eine folgenreiche Überraschung. Neid und Hass ergießen sich während der Kennenlernreise auf sie. Für die Schwiegermutter ist die Ökonomin trotz chinesischer Eltern Amerikanerin, noch dazu aus ärmeren Verhältnissen und somit “niemals genug”. Im Film hüllen Romantik, Pomp und chinesische Folklore das Publikum in einen Kokon kurzweiliger Unterhaltung; mehr Tiefgang bietet der New York Times-Bestseller, auf dem der zweistündige Film beruht.

Crazy Rich Asians | Netflix/Anchor

5. September 2023 Verabschiedung

Das war’s für heute. Das nächste Late-Night-Memo erhalten Sie am Mittwochabend.

Good night and good luck!

Der Berlin.Table ist das Late-Night-Memo für die Table.Media-Community.

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