Moment des Jahres: Söder und Aiwanger in Erding. Der Tag, an dem die politischen Kräfteverhältnisse in Bayern in Bewegung geraten, lässt sich ziemlich genau benennen: Samstag, der 10. Juni in Erding. Bei einer Demonstration gegen das Heizungsgesetz, an der etwa 13.000 Menschen teilnahmen, darunter viele AfD-Sympathisanten, wurde Bayerns Ministerpräsident Markus Söder ausgebuht und ausgepfiffen. Sein Stellvertreter Hubert Aiwanger, Chef der Freien Wähler, erntete dagegen frenetischen Applaus, als er forderte, die große Mehrheit müsse sich die Demokratie zurückholen und „denen in Berlin sagen, ihr habt’s wohl den Arsch offen da oben“. Aiwangers Rede im AfD-Duktus hatte Folgen. Wenig später wurde durch eine Recherche der Süddeutschen Zeitung bekannt, dass Aiwanger in seiner Schulzeit mit einem antisemitischen Flugblatt im Schulranzen erwischt worden war. Nachdem Aiwanger zunächst alle Vorwürfe bestritten hatte, bekannte sich plötzlich sein Bruder als Verfasser der Hetzschrift. Aiwanger inszenierte sich danach im bayerischen Landtagswahlkampf als Opfer einer Medienkampagne und hatte damit Erfolg: Die Freien Wähler holten 15,8 Prozent.