Machtkampf im SPD-Wirtschaftsforum: Wirbel um Mail an Mitglieder. Der Machtkampf um die Führung im Wirtschaftsforum der SPD, einem 550 Mitglieder starker unternehmerischer Berufsverband an der Seite der Partei, geht weiter. In der offiziellen Einladung des Präsidiums für die Mitgliederversammlung am 8. September wurde in der beiliegenden Kandidatenübersicht mit acht Kandidaten für das Präsidium die Kandidatur des Herausforderers für das Spitzenamt, Heiko Kretschmer, nur in einem separaten Dokument ausgewiesen. Das sorgte für Irritationen. Der Kommunikationsberater und frühere Schatzmeister des Wirtschaftsverbands tritt gegen die amtierende Präsidentin Ines Zenke an, die vom Vorstand weitgehend unterstützt wird.
In einer separaten Mail wendet sich Kretschmer nun direkt an mehrere Mitglieder und macht klar, dass er weiter kandidiere. Die Welt sei in rasanter Veränderung, die thematische Verengung des Wirtschaftsforums auf Energie und Bürokratieabbau sei zu wenig. „Beides beantwortet nicht, wie die deutsche Wirtschaft in 5 oder 10 Jahren wieder global wettbewerbsfähig und führend in der Welt sein kann“, heißt es in der Mail, die Table.Briefings vorliegt. Zehn Jahre nach der Gründung des Forums sei es an der Zeit, das Forum einer „Review“ zu unterziehen. „Es braucht ein Wirtschaftsforum, das künftig ein Kompass für moderne Wirtschaftspolitik ist.“ Die Tagesordnung für die Mitgliederversammlung sieht nun vor, dass die Präsidentin Zenke und ihr Herausforderer Kretschmer eine fünfminütige Kandidatenrede halten und danach abgestimmt werden soll.
Das Wirtschaftsforum dementierte in einer Stellungnahme den Eindruck, dass Kretschmers Kandidatur vergessen worden sei. Das sei falsch. Man habe dem Kandidaten unter einem separaten Link ein eigenes Kandidaten-Profil zur Verfügung gestellt und dies auch an alle Mitglieder verschickt. Es sei üblich und „formal korrekt“, dass die amtierenden Mitglieder des Präsidiums und die konkurrierende Kandidatur separat ausgewiesen würden.
Michael Bröcker