IW-Studie: Krankenkassen brauchen Ausgabenreform. Die wiederkehrenden Milliardendefizite der gesetzlichen Krankenkassen sollten laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln nicht über höhere Beiträge ausgeglichen werden, sondern über eine ausgabenorientierte Reform. Das schlägt eine Studie des IW-Forschers Jochen Pimpertz vor, die Table.Media vorab vorlag. Pimpertz hat untersucht, ob die ständig steigenden Defizite ihre Ursache in sinkenden Einnahmen oder steigenden Ausgaben haben. Ergebnis: Je Versicherten und Mitglied sind die Ausgaben im Jahresdurchschnitt um mehr als ein Prozentpunkt stärker gestiegen als die beitragspflichtigen Einkommen. Der Vergleich mit der Entwicklung des Volkseinkommens je Einwohner bestätigt ein überproportional starkes Ausgabenwachstum. Gleichzeitig sind die beitragspflichtigen Einkommen im Schnitt nicht eingebrochen, sondern haben sich mit nahezu gleicher Dynamik entwickelt wie die Arbeitnehmerentgelte, so die Studie.
„Politik und Kassen reden nie über die Ausgaben“, moniert Pimpertz, „sondern immer nur über Einnahmen“. Der Wirtschaftswissenschaftler rät zu marktwirtschaftlichen Anreizen, um die Ausgabenentwicklung zu bremsen. Es fehlten knappheitsgerechte Preissignale und Wettbewerb, um Versicherte, Krankenkassen und Versorgungsanbieter gleichermaßen zu effizienterem Verhalten zu motivieren. Nach Pimpertz' Vorstellungen könnten die Kassen zum Beispiel von Versicherten, die auf dem Land leben, höhere Beiträge verlangen. „Landbewohner wohnen schließlich in der Regel viel günstiger als die städtische Bevölkerung“, erklärt Pimpertz. „Eine gute medizinische Versorgung auf dem Land vorzuhalten, ist aber ungleich teurer als in der Stadt." Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat bereits im Sommer eine moderate Beitragserhöhung für 2024 angekündigt.