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Erscheinungsdatum: 30. Januar 2023

Agora warnt vor LNG-Überkapazitäten

The Hoegh Esperanza an FSRU ship, arrives to dock at the new LNG terminal in Wilhelmshaven, Germany, 15 December 2022.(Bild:  EPA-EFE/DAVID HECKER)
Deutschland plant deutlich mehr LNG-Terminals, als tatsächlich benötigt werden: Davor warnt jetzt auch der Thinktank Agora Energiewende in seiner Stellungnahme zum jüngsten Netzentwicklungsplan.

Deutschland plant derzeit deutlich mehr LNG-Terminals als benötigt werden: Davor warnt der Thinktank Agora Energiewende in seiner Stellungnahme zum aktualisierten Netzentwicklungsplan der Gasnetzbetreiber. Die darin aufgeführten Daten „begründen keinen Ausbau der LNG-Infrastruktur Deutschlands im momentan forcierten Maßstab“, heißt es in der Stellungnahme, die am Montag veröffentlicht werden soll.

Die Netzbetreiber analysieren derzeit, wie sich LNG-Pläne auf die Gasversorgung auswirken. Zwischenstand: Wenn alle Projekte realisiert würden, die von verschiedenen Betreibern angemeldet wurden, käme allein per LNG mehr Gas nach Deutschland als insgesamt benötigt wird. Doch auch wenn nur so viele Terminals gebaut werden wie nach den Plänen der Bundesregierung vorgesehen, zeigen die Zahlen, dass es mehr Gas als nötig gäbe. In ihren Szenarien gehen die Betreiber davon aus, dass die Importe per Pipeline aus Norwegen und über die LNG-Terminals der Nachbarländer im Vergleich zu 2022 um mehr als 50 Prozent zurückgehen; trotzdem wären die deutschen LNG-Terminals ab 2026 allenfalls zu zwei Dritteln ausgelaste t.

Agora-Direktor Simon Müller wundert sich über die Annahmen der Netzbetreiber. „Wir nutzen schon längst die Terminals in anderen Ländern“, sagte er dem Berlin.Table. Warum der Netzentwicklungsplan dort von einem starken Rückgang ausgehe, sei nicht nachvollziehbar – und zudem „kein gutes Signal für den europäischen Binnenmarkt“. Dass die deutschen Terminals dem Plan zufolge maximal zu zwei Dritteln ausgelastet seien, zeige zudem, „dass der Bedarf auch mit weniger Terminals gedeckt werden könnte“.

Fraglich seien auch die Annahmen zum Gasverbrauch. Die Netzbetreiber gehen davon aus, dass dieser im Jahr 2032 nur um 20 Prozent niedriger liegt als 2021. Das sei ein zu geringer Rückgang, meint Simon Müller. „Unsere Analysen zeigen eindeutig: Um Klimaschutz und Energiesicherheit zu erreichen, muss der Bedarf bis 2030 um mindestens ein Drittel gegenüber 2021 sinken.“ Die Bundesregierung müsse darum, „ ein Gesamtkonzept für den Gasbedarf vorlegen und den LNG-Ausbau auf ein realistisches Ausmaß reduzieren“.

Diese Forderung haben auch schon andere Akteure erhoben – aber möglicherweise findet Agora Energiewende im Wirtschaftsministerium mehr Gehör : Der zuständige Staatssekretär Patrick Graichen war dort zuvor als Direktor tätig und ist aktuell Mitglied im sogenannten Rat der Agora.

Letzte Aktualisierung: 24. Juli 2025
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