Seit sich die UN die Ausrottung des Hungers bis 2030 auf die Agenda geschrieben hat, sind weltweit betrachtet kaum Fortschritte erzielt worden. Zwar habe sich die Hungersituation in einigen Länder durchaus verbessert, schreibt die Welthungerhilfe in ihrem Report, trotzdem habe sich die Zahl der unterernährten Menschen erhöht. Aktuell haben demnach 735 Millionen Menschen zu wenig zu essen, 2017 lag diese Zahl noch bei 572 Millionen. Der globale WHI-Wert, mit dem die Nichtregierungsorganisation die Hungersituation in den Ländern abbildet, wobei 0 (kein Hunger) der beste und 100 der schlechteste Wert ist, hat sich seit Beginn der Erfassung um nicht einmal einen Punkt verbessert, auf nun 18,3.
Diese Stagnation spiegelt die kombinierte Auswirkung multipler Krisen wider, heißt es in der Studie. Insbesondere in den Ländern und Regionen, in den der Hunger aufgrund von „Machtungleichheiten und strukturellen Hindernissen für die Ernährungssicherheit“ bereits vorher hoch war, habe sich die Situation verschärft. Die Folgen der Corona-Pandemie, der Ukraine-Krieg, gewaltsame Konflikte und Klimakatastrophen weltweit hätten einige Länder in Ernährungskrisen gestürzt. Staaten mit niedrigem und mittlerem Einkommen, die tendenziell krisenanfälliger sind, habe es im Vergleich zu jenen mit hohem Einkommen besonders hart getroffen.
Südasien und Subsahara-Afrika sind die Weltregionen mit dem höchsten Hunger (WHI-Wert: jeweils 27). In den Jahren vor der Agenda 2030 von 2000 bis 2015 habe es hier noch große Fortschritte gegeben. Laut Welthungerhilfe hungert die Bevölkerung am meisten in der Zentralafrikanischen Republik (42,3), gefolgt von Madagaskar (41). Für sieben weitere Länder gilt ebenfalls eine „sehr ernste Hungerlage“, die zweithöchste Warnstufe der Organisation: Burundi, DR Kongo, Lesotho, Niger, Somalia, Südsudan und Jemen.
Die Welthungerhilfe geht davon aus, dass keine Zielwerte der UN-Nachhaltigkeitsagenda bis 2030 erreicht werden. In 18 Ländern mit mäßigen, ernsten oder sehr ernsten WHI-Werten habe der Hunger sogar zugenommen. Positiv sei hingegen die Entwicklung in Bangladesch, Dschibuti, Laos, Mosambik, Nepal, Timor-Leste und im Tschad. Dort haben sich die Werte gegen den globalen Trend seit 2015 um fünf und mehr Punkte verbessert.
B esonders für junge Menschen ist die globale Hungersituation problematisch. Unterernährung, Wachstumsverzögerung und Auszehrung hätten sich in dieser Bevölkerungsgruppe schlechter entwickelt als erhofft und damit auch die Kindersterblichkeit, heißt es. Als Lösung fordern die Autoren der Studie die junge Generation stärker in Entscheidungen und in die Entwicklung von Strategien zur Hungerbekämpfung einzubinden. Dies sei „unabdingbar“, um das Recht auf gesunde und kulturell angepasste Nahrung, die nachhaltig und umweltfreundlich hergestellt wird, zu sichern und eine „Ernährungssouveränität“ auch für zukünftige Generationen zu gewährleisten.