Die US-Vizepräsidentin hat sich ihren Wunsch-Vizepräsidenten ausgesucht. Kamala Harris, Präsidentschaftsbewerberin der US-Demokraten, will mit Tim Walz an der Seite in den Wahlkampf gegen Donald Trump ziehen. Der Gouverneur des US-Bundesstaates Minnesota soll bei der Wahl im November weiße Wähler aus der Arbeiterschicht in wichtigen Swing States ansprechen, die in den letzten Jahren Trump unterstützt haben.
Der 60 Jahre alte Walz war politisch bereits in traditionell konservativen Regionen erfolgreich. Im Jahr 2006 gewann der ehemalige Highschool-Lehrer einen republikanischen Kongressbezirk in Minnesota, bevor er 2018 Gouverneur wurde. Sein schneller Aufstieg auf die nationale Bühne zeige auch die Macht der sozialen Medien, schrieb CNN: Walz‘ jüngste Angriffe gegen die Republikaner – er nannte die Partei „seltsam“ – gingen viral. Wegen seiner jovialen Haltung wird er von Anhängern aber auch „Midwestern Dad" genannt. Walz sah sich Angriffen von Trump und anderen Republikanern ausgesetzt, die ihm vorwarfen, zu liberal zu sein. Trump nannte ihn einen „Möchtegern-Westküstenpolitiker".
Was die Außenpolitik angeht, dürfte Walz auf der Seite von Harris und Präsident Joe Biden stehen. Er war nach dem Anschlag vom 11. September 2001 als Soldat sieben Monate in Italien stationiert und hat sich danach in den USA sich für die Belange von Veteranen eingesetzt. Kürzlich sagte er, der Rest der Welt brauche die USA. Die Republikaner seien auf einem isolationistischen Kurs: „Diese Typen werfen unsere Nato-Verbündeten vor den Bus.“ Kurz nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine im Jahr 2022 unterzeichnete Walz ein Gesetz, das staatliche Investitionen Minnesotas in Russland untersagt.
Harris hat zwar die Chancen der Demokraten auf den Einzug ins Weiße Haus wiederbelebt. Jüngste Umfragen zeigen, dass Harris den Rückstand von Joe Biden in den Umfragen aufgeholt hat und nun gleichauf mit Trump liegt. Doch die Entscheidung für Walz als Vizepräsidentschaftskandidat könnte möglicherweise nicht wahlentscheidend sein. Traditionell füllen Vize-Kandidaten programmatische Lücken der eigentlichen Präsidentschaftsbewerber, sollen diese aber im Wahlkampf vor allem gut aussehen lassen.
J.D. Capelouto ist Reporter der News-Website Semafor in New York. Im Rahmen des Arthur F. Burns-Austauschprogramms für Journalisten arbeitet er bis Ende September bei Table.Briefings.