Was ist Ihr wichtigstes politisches Ziel? Da gibt es nicht nur eins, sondern mein gesamtgesellschaftliches Ziel ist es, dass wir den Menschen weiterhin und noch besser ein gutes Leben in unserem Land ermöglichen können, trotz der Herausforderungen unseres Flächenlandes. Besonders wichtig ist mir dabei, dass wir früh anfangen, junge Menschen in unsere Prozesse und Entscheidungen einzubinden und ihnen so zu ermöglichen unser Land mitzugestalten. So möchte ich, dass wir mehr junge Leute motivieren in Mecklenburg-Vorpommern zu bleiben oder auch hierherzuziehen.
Was hat Sie in der Politik bisher am meisten positiv überrascht?
Oft dauern Veränderungen lange, aber ich habe gerade hier im Land erlebt, dass, wenn große Probleme bestehen, schnelle Entscheidungen getroffen werden und dabei trotzdem mit allen Beteiligten gesprochen wird. Das sorgt dafür, dass eine gesamtgesellschaftliche Mehrheit hinter solchen Entscheidungen steht und diese gemeinsam an Lösungen arbeitet. Das erlebt man leider zu selten. Gerade in Zeiten wo man zusammenstehen sollte, ist es leider eher die Regel, dass Ideologie über Vernunft steht.
Was stört Sie an der Landespolitik am meisten?
Mich stört, dass man zwar auf den Gängen und bei den Ausschüssen oft mit den Kolleginnen und Kollegen der anderen Fraktionen reden kann. Aber wenn es um Entscheidungsprozesse geht – Entscheidungen, um das Leben der Menschen bei uns im Land zu verbessern –, dann erstarren diese oft auf den eigenen Positionen. Dann geht es nicht mehr um das Land und die Menschen, sondern um die möglichst beste Presse für einen selber.
Was machen Sie, wenn Sie gerade nicht an Politik denken?
Ich versuche dann, dem Alltag zu entfliehen. Ich gehe entweder angeln oder mache eine Radtour. Besser kann man sich den Kopf kaum frei machen, finde ich. Aber es darf auch gerne mal ein Abend mit Freunden und Brettspielen oder Filmen sein.
Was ist die größte Herausforderung in Ihrem Bundesland?
Als eine der größten Herausforderungen in Mecklenburg-Vorpommern würde ich die Infrastruktur nennen. Wie kommen wir in einem Flächenland von A nach B? Wie komme ich zur Arbeit, Schule, Uni oder zu meinem Betrieb, wenn ich kein Auto habe? Daran arbeiten wir, aber ein großes Netz aufzubauen, welches auch die Einwohner der kleinsten Dörfer erreicht, bringt weitere Herausforderungen: die Bereitstellung von Fahrzeugen, die Anwerbung von Fachkräften – und dann müssen die Leute die neuen Möglichkeiten natürlich nutzen, damit die Infrastruktur auch in Zukunft bestehen bleibt.
Was ist das wichtigste Thema in Ihrem Wahlkreis?
Ein aktuell sehr dominierendes Thema ist, wie wir weiter mit dem Tourismus umgehen, was unsere Region den Menschen zu bieten hat und was wir den Bürgerinnen und Bürgern bieten müssen, damit diese sich dafür entscheiden, bei uns zu bleiben. Der Tourismus schafft selbstverständlich Arbeitsplätze und viele vor Ort leben auch von diesem, aber wir stehen auch vor Problemen – zum Beispiel, ob sich die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer überhaupt noch eine Wohnung an den Standorten leisten können, wo sie arbeiten.
Ein anderes Thema ist, wie wir im ländlichen Raum Ärzte, Fachkräfte und so weiter halten. Dafür muss man diesen heute schon viel bieten, damit sie sich für eine Region entscheiden – dieses Phänomen haben wir aber fast überall in Mecklenburg-Vorpommern.
Welches Thema hat der Bundestag zu wenig auf dem Radar?
Das Thema Jugend und Kinder kommt mir oft zu kurz. Natürlich gibt es Kräfte, die sich enorm für die Kindergrundsicherung eingesetzt haben, aber es war ein langer und harter Kampf. Oder die Förderung des FSJ – des freiwilligen sozialen Jahres. Ein anderes Thema oder ein Blickwinkel, der ab und an fehlt, ist der Blick für die Kommunen. Bevor ein Gesetz in Kraft tritt, sollte viel stärker bedacht werden, wie es sich auf unsere Länder, Kreise und Kommunen auswirken wird. Und beim Thema Kommune könnte der Bund noch stärker unterstützen, um Strukturen, Institutionen und Zukunftschancen zu fördern.
Was kann die Bundes- von der Landespolitik lernen?
In Berlin erleben wir aktuell, dass sich mehr gestritten wird, als dass man mit den Menschen auf der Straße redet – das ist ein Problem. Wie man Entscheidungen und Gesetze ruhig und unaufgeregt kommuniziert, das kann die Bundespolitik noch von der Landespolitik lernen. Nur wenn wir die Bürgerinnen und Bürger mitnehmen, können wir erwarten, dass ein gesundes Diskussionsklima herrscht und die Leute auch weiterhin Interesse daran haben, mit uns zu diskutieren.