Analyse
Erscheinungsdatum: 03. Januar 2024

Lisa-Marie Jeckel, jüngste Abgeordnete in Rheinland-Pfalz: „Es wird nicht ausreichend Sachpolitik gemacht“

Die 30-Jährige ist als Sprecherin der Freien Wähler im Landtag zuständig für Familie, Jugend und Medien.

Was ist Ihr wichtigstes politisches Ziel?

Verbesserter Kinderschutz und mehr Tierwohl. Wir sind verantwortlich dafür, dass alle Kinder vor Unheil bewahrt werden, sowohl körperlich als auch geistig gesund aufwachsen und eine gute Bildung genießen, um bestmöglich ins Leben starten zu können. Da gibt es leider viele Punkte, die diesbezüglich aktuell noch verbessert werden müssen. Auch Tiere sind besonders schutzwürdig, sie können nicht für sich selbst einstehen und sind uns ausgeliefert. Ich möchte den Tieren im Landtag eine Stimme geben und habe mich auch schon erfolgreich für mehr Tierwohl unserer Nutztiere eingesetzt.

Was hat Sie in der Politik bisher am meisten positiv überrascht?

Intern hat mich am meisten überrascht, dass immer, wenn ich ein neues Thema habe, sich meine Meinung absolut mit dem deckt, wie meine Partei dazu steht. Das fand ich immer wieder schön, bestätigt zu bekommen, wie richtig ich bei den Freien Wählern bin, vor allem da ich neu in der Politik war und alles so schnell ging. In der politischen Arbeit hat mich am meisten überrascht, dass einem alle auf Augenhöhe begegnen. Obwohl ich die Jüngste bin, habe ich das in den Ausschusssitzungen oder in anderen Gesprächen nie zu spüren bekommen.

Was stört Sie an der Landespolitik am meisten?

Dass alles, was die Opposition vorschlägt, schon aus Prinzip abgelehnt wird. Das so viel Parteipolitik gemacht wird und nicht ausreichend Sachpolitik. Ich finde es furchtbar frustrierend, dass eine super Idee abgelehnt wird, weil die einbringende Partei die falsche Farbe hat. Da unterscheiden sich die Freien Wähler auch von den anderen: Wenn die Ampel einen guten Antrag hat, dann stimmen wir dem auch zu. Solange es gut für die Sache an sich ist, entscheiden wir nicht nach Partei, sondern nach gesundem Menschenverstand.

Was machen Sie, wenn Sie gerade nicht an Politik denken?

Mich um meine Pferde kümmern – das kam ziemlich kurz, seit wir in den Landtag eingezogen sind. Aber ich bin froh über jede Minute, die ich mir für sie nehmen kann. Sie sind ein großartiger Ausgleich zu der politischen Arbeit.

Was ist die größte Herausforderung in Ihrem Bundesland?

Die Krisen, an denen es uns ja leider nicht mangelt – angefangen bei der Flüchtlingskrise, dann die Katastrophe im Ahrtal, auch die Klimakrise ist natürlich eine sehr große Herausforderung in Sachen Energie und Wirtschaft. Und zwar für alle Bundesländer.

Was ist das wichtigste Thema in Ihrem Wahlkreis?

ÖPNV, Netzabdeckung und die regionale Landwirtschaft. ÖPNV ist auf dem Land immer schwierig, aber für die Mobilität in Zeiten des Klimawandels unglaublich wichtig. Netzabdeckung genauso – auf dem Land doch leider immer noch eine Herausforderung. Dabei ist die Digitalisierung nicht nur für das Wohlbefinden der Menschen wichtig, sondern trägt durch Homeoffice, digitale Behördengänge etc. auch zum Klimaschutz bei.

In der Landwirtschaft macht es das Umweltministerium unseren Landwirten leider sehr schwer. Dabei ist es so wichtig, die hier ansässigen zu stärken, damit wir nicht so viel importieren müssen. Das ist erstens schlecht fürs Klima und zweitens könnten wir vor Ort für mehr Tierwohl sorgen: Wir hätten weniger Fleisch aus qualvoller Massentierhaltung und weniger lange Tiertransporte. Das sollte man unterstützen und den Landwirten nicht noch Steine in den Weg legen!

Welches Thema hat der Bundestag zu wenig auf dem Radar?

Da gibt es derzeit einige Themen, an denen man ansetzen müsste und die besser laufen könnten und sollten. Ich glaube, es fehlt momentan im Bund an einem vernünftigen Gesamtkonzept, das langfristig gedacht wird und das die Bevölkerung auch mittragen kann.

Was kann die Bundes- von der Landespolitik lernen?

Den direkten Kontakt zu den Menschen zu halten. Es scheint so, als ob die Politik in Berlin oft zu sehr in einer Blase ist, nicht genügend Weitsicht zeigt und sich nicht genug an den realen Problemen der Menschen da draußen orientiert.

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Letzte Aktualisierung: 24. Juli 2025

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