Friedrich Merz galt seit seiner Rückkehr 2018 nicht als Brückenbauer, sondern als Spalter. Vor allem bei seinen Kritikern. Und doch hat der Parteitag etwas gebracht, das seiner Vorgängerin Annegret Kramp-Karrenbauer und erst recht Armin Laschet verbaut war: Die Partei ist wieder vereint. Sich einig. Geschlossen in dem Gefühl, auf einem guten Weg zu sein. Wer sich erinnert, wie viele ihn zu Beginn auf Distanz halten wollten, kann in Berlin eine Partei erleben, die sich hinter ihn gestellt hat.
Das liegt an der enormen Schwäche der Ampe l. Aber es liegt auch an der Lernkurve beim CDU-Chef. Von vielen Merkel-Anhängern in den ersten Jahren hart abgelehnt, hat auch Merz zu Beginn zu einem großen Graben beigetragen, den er erst auf dem Parteitag, also sechs Jahre nach der Rückkehr auf die Bühne, geschlossen hat. Mit einer Rede, die auf jede Schärfe auch gegen politische Konkurrenten verzichtete; mit einem klugen Geschenk für Markus Söder, das Kräfteverhältnisse, aber auch Respekt signalisierte; und mit einer geduldigen Programmdebatte, an deren Ende es gelang, die Delegierten zum Jubeln zu bringen. So kalt er oft wahrgenommen wurde und wird – in Berlin ist sein Gefühl fürs Team zum Vorschein gekommen.
Vielleicht ist das der stärkste Unterschied zu Angela Merkel: Sie hielt die Partei zwar lange an der Macht, aber fand Partei und Parteitage mühsam bis fürchterlich. Merz dagegen hat sich hier wohlgefühlt, er hat um die Partei geworben – und er hat sie auch ziemlich umfassend bekommen, obwohl niemand schon sicher sein kann, dass er sie wirklich zurück ins Kanzleramt führt. Für die Partei ist das zwingend, um in den Wahlkämpfen stolz aufzutreten.
Und doch bleibt die neue innere Stärke von Berlin eine Momentaufnahme. Zu heikel kann dieses Wahljahr noch werden. Mario Voigt, Michael Kretschmer und Jan Redmann erhielten zwar viel Unterstützung. Trotzdem bleiben vor den drei Landtagswahlen im September die Sorgen groß, dass der Kampf gegen die AfD auch schlecht ausgehen könnte. Dass Merz bei seiner Kampfansage gegen die Rechtsradikalen den lautesten Beifall erhielt, zeigt zweierlei: Die Befürchtungen sind real; aber die Geschlossenheit ist groß und der Wille enorm. Sehr wahrscheinlich ist das am wichtigsten, drei Jahre, nachdem die CDU ihr größtes Debakel erlebt hat.