Was ist ihr wichtigstes politisches Ziel?
Ich möchte als Abgeordnete bessere Lebenschancen für alle Menschen in unserem Land schaffen. Sei es durch ein gerechteres Bildungssystem, mehr Gleichberechtigung der Geschlechter oder durch einen Staat, der seinen Bürgerinnen und Bürgern mehr Entlastung statt Belastung schafft. Jeder soll nach seiner Fasson glücklich werden können. Immer wieder habe ich festgestellt, dass der wichtigste Schlüssel hierzu der wirtschaftliche Wohlstand ist, für den wir politisch die richtigen Rahmenbedingungen setzen müssen.
Was hat Sie in der Politik bisher am meisten positiv überrascht?
Dass ich auch als junge Frau im Parlament respektiert und ernst genommen werde. Mein Alter war weder in meiner Fraktion noch im Diskurs mit anderen Abgeordneten eine Eigenschaft, auf die ich irgendwie reduziert wurde. Eine solche Augenhöhe habe im demokratischen Miteinander sehr zu schätzen gelernt. Einer der Gründe, warum mich das positiv überrascht hat, waren allerdings die Attacken, denen sowohl ich als auch andere junge FDP-Kandidatinnen im Wahlkampf ausgesetzt waren.
Der politische Mitbewerber ist nicht immer fair und gerade Parteien, die den Feminismus laut proklamieren, scheinen in Teilen ein besonderes Problem mit jungen Frauen zu haben, wenn diese nicht ihre Ansichten teilen. Im parlamentarischen Raum ist der Umgang glücklicherweise ein anderer.
Was stört Sie an der Landespolitik am meisten?
Baden-Württemberg war bei der Bildungspolitik mal weit vorne mit dabei. Unter Schwarz-Gelb waren die Ergebnisse regelmäßig in der deutschen Spitzengruppe, quasi gleichauf mit Bayern und Sachsen. Laut INSM-Bildungsmonitor verzeichnet Baden-Württemberg aber inzwischen den stärksten Rückgang aller Bundesländer im Bildungsniveau seit 2013. Das ist maßgeblich auf die Reformen der grün-geführten Landesregierungen seit 2011 zurückzuführen.
Grün-Schwarz scheint dieses Problem nicht ernst zu nehmen. Es kommen von der Regierung schlicht keine Lösungen für bessere Lernerfolge, gegen den akuten Lehrkräftemangel oder für mehr Tempo bei der Digitalisierung von Schulen. Eine bildungspolitische Trendwende wäre da dringend notwendig.
Was machen Sie, wenn Sie gerade nicht an Politik denken?
Wenn die Zeit da ist, spiele ich gerne am Klavier. Ein entspannter Abend auf der Couch tut manchmal aber auch ganz gut. Vor allem aber bin ich derzeit noch Studentin, was neben dem Mandat eine erhebliche Herausforderung ist. Daher bleibt nicht so viel Zeit für Freizeitaktivitäten.
Was ist die größte Herausforderung in Ihrem Bundesland?
Baden-Württemberg ist sehr von der Automobilindustrie und ihren mittelständischen Zulieferern geprägt. Am Verbrennungsmotor hängen insbesondere bei den Zulieferern Zehntausende Arbeitsplätze. Die Politik der CDU, die entgegen aller Versprechen im Zusammenspiel zwischen der damaligen Kanzlerin Merkel und EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen jahrelang in Richtung des vollständigen Verbrennerverbots getrieben wurde, gefährdet diese Arbeitsplätze.
Ob der Schaden, der unter CDU-Führung hier angerichtet wurde, durch die E-Fuels-Initiativen von Verkehrsminister Wissing und Finanzminister Lindner noch abgewandt werden kann, ist völlig offen. Die digitale und klimafreundliche Transformation zu erreichen und dabei gleichzeitig Wohlstand und Arbeitsplätze zu sichern, wird die größte Herausforderung der nächsten 20 Jahre.
Was ist das wichtigste Thema in Ihrem Wahlkreis?
In meinem suburban bis ländlich geprägten Wahlkreis geht es viel um die bürokratischen Belastungen des Mittelstands sowie die Herausforderungen durch Migration bei gleichzeitigem Fachkräftemangel. Daneben ist die Förderung von Kindern und Familien ein Dauerbrenner.
Welches Thema hat der Bundestag zu wenig auf dem Radar?
Die Gleichwertigkeit von akademischer und beruflicher Bildung. Darum bin ich umso dankbarer, dass durch das liberal geführte Bundesbildungsministerium das Thema endlich Fahrt aufnimmt. Handwerk hat goldenen Boden, doch Deutschland hat sich jahrelang einreden lassen, wir müssten uns komplett durchakademisieren. Diese Denke – wer was werden will, muss studieren – wirkt in der Bevölkerung noch immer nach.
Dahinter steht einerseits eine politische Linke, die mit Arbeitern, Landwirten und Handwerkern schon lange nichts mehr zu tun hat und für die der Mensch erst wirklich beim Abitur beginnt – und andererseits internationale Organisationen wie die OECD, die unser hervorragendes duales Bildungssystem nie verstanden haben und uns einredeten, ohne 50 Prozent Abiturienten hätten wir keine gut ausgebildeten Bürger.
Was kann die Bundes- von der Landespolitik lernen?
Grundsätzlich sind viele Landespolitiker mit der kommunalen Ebene besser vernetzt und kennen dadurch die Probleme vor Ort. An der grün-schwarzen Landesregierung Baden-Württembergs sollte man sich aber besser kein Beispiel nehmen.