Liebe Leserin, lieber Leser,
willkommen am Africa.Table, dem jüngsten Professional Briefing von Table.Media. Wohl kein anderer Kontinent ruft so unterschiedliche Bilder hervor wie Afrika: Für manche ist es der Kontinent der Konflikte, Katastrophen, Krankheiten und Krisen. Für andere ist es der Kontinent der Chancen. Heute hat die Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit, Svenja Schulze, ihre Afrika-Strategie vorgelegt. Wir analysieren die Pläne und dokumentieren das Papier.
Africa.Table will – fortan immer dienstags – ein realistisches Bild des afrikanischen Kontinents zeichnen – über Krisen, die kaum zu bewältigen scheinen, aber auch über Länder, die in großen Schritten vorankommen und der entwickelten Welt in vielen Aspekten voraus sind. Mobile Banking und Mobile Internet sind in Afrika seit vielen Jahren selbstverständlich. Auch digitale Banken gehören zum Alltag. Drohnen bringen Medikamente und andere Waren in ländliche Gegenden. Telemedizin entwickelt sich längst.
Afrika hat junge Konsumenten und junge, motivierte Arbeitskräfte. In Afrika entstehen Märkte und Trends der Zukunft.
Wir wollen Entscheidern in Wirtschaft, Politik und Verbänden praktische Hilfestellung leisten, wie sie diese Chancen nutzen können. Auch werden wir darüber berichten, welche europäische Unternehmen bereits erfolgreich in Afrika Fuß gefasst haben, über ihre Erfahrungen, aber auch, welche Fehler man dort machen kann. Wir schauen auf die Afrika-Politik der Bundesregierung, anderer europäischer Länder und der EU insgesamt – aber natürlich auch in dieser Ausgabe des Africa.Table auf China.
Africa.Table will ein Bild von Afrika zeichnen, das auf verlässlich recherchierten Informationen aus erster Hand basiert. Unsere Redaktion stützt sich auf ein dichtes Netz von Journalisten in ganz Afrika, aber auch in Frankfurt am Main, Brüssel, Paris und Peking stützt.
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Ein Jahr hat sich Svenja Schulze in ihrem neuen Amt als Ministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) genommen. Angesichts der Herausforderungen waren die Erwartungen an das Papier groß. Am Dienstag hat sie ihre Afrika-Strategie präsentiert.
Die SPD-Politikerin will in Afrika ähnliche Akzente setzen wie die Ampelkoalition im Inland: Es geht um “sozial-ökologischen Wandel”, eine “feministische Entwicklungspolitik“, Geschlechtergerechtigkeit und die Schaffung von Millionen Arbeitsplätzen auf dem Kontinent.
Gemeinsam die Zukunft gestalten – so lautet die Überschrift des Strategiepapiers. Der Bezug zum Krieg in der Ukraine, Chinas wachsender Einfluss in Afrika, die Klimakrise und Fluchtfragen machen deutlich: Entwicklungszusammenarbeit mit Afrika heißt globale Strukturpolitik. Afrikas Einfluss auf die Welt nehme zu und werde das 21. Jahrhundert maßgeblich prägen, heißt es in dem Papier.
Eine Kernaussage der Strategie, die Sie hier lesen können: Die mögliche Perspektivlosigkeit der weltweit größten Jugendgeneration berge Gefahren für den Kontinent, aber auch für den Rest der Welt. Etwa die Hälfte der Menschen in Afrika ist jünger als 20 Jahre alt. Deshalb müssten laut BMZ jedes Jahr 25 Millionen Arbeitsplätze geschaffen werden.
Durch die Teilnahme an zahlreichen multilateralen Programmen will das BMZ Investitionsanreize schaffen, insbesondere beim Infrastrukturaufbau, im Bereich der ökologischen Transformation und beim Aufbau von Produktionsanlagen für Impfstoffe. Konkret nennt die Strategie unter anderem:
Eine Sorge gilt auch dem Vormarsch Chinas in Afrika: China und andere Akteure forderten die deutsche Entwicklungspolitik heraus, “differenzierte und flexible” Antworten zu finden. Welche das sind, lässt die Ministerin offen. Klar ist nur, dass der von Schulze proklamierte ökologisch und sozial angestrebte Wandel in Konkurrenz zum massiven Entwicklungsangebot Chinas steht.
Auf diese neuen Konkurrenten reagiert Schulze mit dem Vorschlag eines “Deals” nach dem Motto: Wir akzeptieren, dass die afrikanischen Länder ihre eigenen Interessen und Vorstellungen verfolgen – so wie China dies auch akzeptiert. Im Gegenzug erwarten wir, dass die afrikanischen Regierungen der deutschen Agenda folgen: Menschenrechte, Krisenprävention, Rechtsstaatlichkeit, Geschlechtergerechtigkeit.
Zum Thema Handel gibt die neue Strategie noch wenig her. Die Kernaussagen passen auf eine Seite. Ein Thema ist die Freihandelszone AfCFTA (African Continental Free Trade Area). In Kraft treten sollte die Freihandelszone im Jahr 2021. Doch noch immer ist sie eher ein Papier als gelebte Wirklichkeit.
Europa hat Afrika lange Zeit Handelsverträge abgerungen, die Afrikas Rolle als reiner Rohstofflieferant zementierten. In der Folge bauten viele afrikanische Länder ihre Handelsbeziehungen mit China, Indien, Dubai, der Türkei und anderen Schwellenländern aus.
Nun soll sich Europa auch in der Handelspolitik bewegen: Berlin will sich für die Zulassung von Vorprodukten aus Afrika sowie für ein faires Handelsabkommen zwischen der EU und Afrika einsetzen. Mehr Wertschöpfung in Afrika soll die Lebensbedingungen vor Ort verbessern und Fluchtgründe bekämpfen.
Eine Absage erteilt Schulze der Blockbildung und einer Deglobalisierung. Deutschland brauche dringend Partner über den Westen hinaus, heißt es in dem Papier der Ministerin. Im Umgang mit Afrika entscheide sich heute, wie Afrika morgen mit Deutschland und der EU umgehe. Deshalb seien Respekt und gute Nachbarschaft nicht nur moralisch richtig, sondern auch im eigenen Interesse.
Im Vorfeld der neuen Strategie habe das BMZ intensiv mit europäischen und afrikanischen Vertretern aus Politik, Wirtschaft, Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Jugend gesprochen. Schulze will mit diesem Hinweis offenkundig dem Vorwurf begegnen, der der westlichen Politik seit Jahren gemacht wird: Die Europäer entschieden ihre Afrika-Politik über die Köpfe der Afrikaner hinweg. Konkretes über die Beteiligten und Inhalte des Dialogs bleibt die Strategie indes schuldig.
Mit dem Aufbau des Hochgeschwindigkeitsnetzes wird der ICE endgültig zum Exportschlager. Nicht nur für Siemens ist dieser Auftrag ein Meilenstein. Es ist auch einer der größten für die deutsche Industrie in Afrika überhaupt. Das Volumen liegt bei 8,1 Milliarden Euro und damit fast so hoch wie der gesamte Umsatz von Siemens Mobility, der Transportsparte des Konzerns. Die Verkaufserlöse dieses Bereichs lagen zuletzt bei 8,8 Milliarden Euro.
Nun hat der deutsche Elektrokonzern einen weiteren Partner gefunden, um den Auftrag zu realisieren. Die Kontron Transportation GmbH mit Sitz in Wien wird das Projekt mit der neuesten Technologie für die Bahnfunkkommunikation ausstatten. Global System for Mobile Communication for Railway oder GSM-R heißt das System, das auf dem 5G-Mobilfunkstandard basiert. Die Deutsche Bahn ist gerade dabei, ihren Zugfunk auf GSM-R umzustellen. Damit setzen Siemens und Kontron den Kommunikationsstandard für den künftigen Bahnverkehr in ganz Ägypten, ein wichtiger Vorteil in der Konkurrenz mit chinesischen Unternehmen.
Für das neue Hochgeschwindigkeitsnetz müssen acht Betriebs- und Güterbahnhöfe gebaut und technisch ausgerüstet werden. Genauso interessant ist für Siemens das rollende Material: 41 Hochgeschwindigkeitszüge aus der Serie Velaro kann der Münchner Konzern verkaufen. Hinzu kommen 94 Regionalzüge vom Typ Desiro und 41 Lokomotiven vom Modell Vectro für den Güterverkehr. Alles in allem modernste Bahntechnik aus Deutschland.
Für die gesamte deutsche Wirtschaft ist der Auftrag in Ägypten ein Leuchtturmprojekt: Hier kann die heimische Industrie zeigen, wozu sie technisch in der Lage ist. Denn die Chinesen sind bisher führend in Afrika, wenn es um den Bau oder die Modernisierung von Eisenbahnlinien geht. Chinesische Konzerne haben den Schienenstrang von Addis Abeba nach Dschibuti gebaut wie auch die Strecke von Kenias Hauptstadt Nairobi nach Mombasa, dem wichtigsten Hafen an der ostafrikanischen Küste. In Nigeria wurde chinesischen Unternehmen die Modernisierung des gesamten Eisenbahnnetzes anvertraut. Und in Ägypten schließlich sind sie dabei, die neue Hauptstadt 45 Kilometer östlich von Kairo mit einem System für den öffentlichen Nahverkehr zu versorgen.
Doch mit chinesischen Auftragnehmern haben die Regierungen in Afrika immer wieder Ärger. Bei der Linie in Kenia zum Beispiel hageln Beschwerden über Schulden, schlechten Service, auf chinesisch verfasste Dienstanweisungen und kriminelle Machenschaften. Die Strecke sei ein “Juwel in der Krone der Korruption”, schrieb die New York Times.
Für den Auftrag in Ägypten hat sich Siemens mächtig ins Zeug gelegt. 2017 gründete Siemens zusammen mit der bundeseigenen Entwicklungshilfeorganisation Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Ain Sokhna am Roten Meer ein Ausbildungszentrum, in dem mehr als 5.000 Fachkräfte für Industriemechanik, für Elektrotechnik und Elektronik oder auch für Automatisierung und Steuerung ausgebildet werden. Allein diese Einrichtung kostete 22 Millionen Euro. Insgesamt soll das Bahnprojekt mehr als 40.000 Arbeitsplätze schaffen.
Auch ein Betreiber für das neue Schienennetz ist schon gefunden: Die Deutsche Bahn hat im November vergangenen Jahres den Zuschlag der ägyptischen Regierung erhalten. “Das Auftragsvolumen des vorerst über 15 Jahre laufenden Vertrages liegt im einstelligen Milliardenbereich“, hieß es damals in einer Mitteilung der Bahn. Schon im Jahr 2025 will das deutsche Staatsunternehmen beginnen, den Zugverkehr auf der ersten Strecke zwischen den Metropolen Alexandria, Kairo und der neuen Hauptstadt zu betreiben.
Die Konzernspitze hat zudem bedacht, dass afrikanische Regierungen heute sehr genau darauf achten, ob ihre ausländischen Auftragnehmer örtliche Unternehmen berücksichtigen. Siemens hat für sein Projekt die beiden größten Baukonzerne Ägyptens eingebunden: zum einen das Unternehmen Orascom Construction, das der koptischen Familie Sawiris gehört, und die Gruppe The Arab Contractors, dessen Präsident und Vorstandsvorsitzender Sayed Farouk ist und den das US-Magazin Forbes auf die Liste seiner Top-CEOs in der Region gesetzt hat. Beide Konzerne haben sich einen Namen damit gemacht, dass sie auf der ganzen Welt, selbst in den USA, auch komplexe Großprojekte realisieren können. Das bot sich schon allein deshalb an, weil es in Deutschland keinen Baukonzern mehr gibt, der ein Schienennetz dieser Größe in Afrika bauen könnte.
Auch für Ägypten ist es ein ehrgeiziges Projekt. Die erste Strecke führt vom Roten Meer bei Ain Sokhna über Alexandria bis weit in den Westen des Landes zur Hafenstadt Marsa Matruth und wird 660 Kilometer lang sein, zu einem Gutteil durch die Wüste. Die zweite verläuft über 1.100 Kilometer entlang des Nils und verbindet Kairo mit Abu Simbel weit im Süden. Die dritte schließlich ist mit 225 Kilometern die kürzeste und führt von Luxor am Nil ans Rote Meer nach Hurghada und erschließt zudem den Hafen von Safaga.
China will rund eine Milliarde US-Dollar in Dschibuti investieren, um den ersten Weltraumbahnhof in Afrika zu bauen. Investoren sind das Privatunternehmen Hongkong Aerospace Technology Group und die Shanghaier Touchroad International Holdings Group. Touchroad gehört dem auf Afrika spezialisierten Unternehmer He Liehui. Er ist Vizepräsident der politisch wichtigen Chinese African People’s Friendship Assocation und hat bereits 2016 eine Sonderwirtschaftszone in Dschibuti gegründet.
Das Projekt ist nicht nur wirtschaftlich, sondern auch geopolitisch von Bedeutung. Es bindet China und Afrika enger aneinander und ist wichtig für das Selbstbewusstsein des afrikanischen Kontinents. “Keiner der bisher 54 Satelliten aus 15 afrikanischen Ländern wurde von Afrika aus in den Weltraum geschickt”, sagte Temidayo Oniosun, Managing Director der Unternehmensberatung Space In Africa, dem Wirtschaftsmagazin African Business. Jetzt wird Afrika selbst zum Spieler im Weltraumgeschäft.
Der Markt ist allerdings noch klein. Im vergangenen Jahr haben alle afrikanischen Staaten zusammen genommen 534 Millionen US-Dollar für ihre Weltraumprogramme ausgegeben. Da ist noch viel Wachstum möglich, von dem nun erst einmal die Chinesen profitieren.
Chinas Weltraumflughafen in Dschibuti soll sieben Startrampen und drei Raketenteststationen bekommen. Bereits 2027 soll die Raketenstation fertig sein. Sie soll vor allem Satelliten ins All schicken. 30 Jahre werden die Chinesen den Weltraumflughafen managen. Danach wird er an Dschibuti übergeben. Präsident Ismail Omar Guelleh begrüßte bei der Unterzeichnung der Vereinbarung die Kooperation, ebenso wie Chinas Botschafter vor Ort, Hu Bin.
Dschibuti liegt ähnlich günstig am Äquator wie Kourou, der Weltraumhafen der Europäischen Weltraumorganisation ESA in Französisch-Guayana (Südamerika). Bereits seit 1979 schicken vor allem Franzosen unter anderem Ariane-Raketen in den Weltraum. Entlang des Äquators verleiht die Erdrotation einer startenden Rakete den günstigsten horizontalen Geschwindigkeitsbeitrag. Außerdem ist es in Äquatornähe einfacher, geostationäre Satelliten in die Transferbahn zum Erreichen ihrer Umlaufbahn zu bringen.
Aber Dschibuti ist auch geostrategisch einer der wichtigsten Orte der Welt. Es liegt am Bab al-Mandab, einer 27 Kilometer breiten Meerenge, die den Suezkanal mit dem Indischen Ozean verbindet. Für den Welthandel, vor allem mit Europa, ist diese Schifffahrtsstraße eine Lebensader. Die frühere Kolonialmacht Frankreich hat deshalb dort ihren größten militärischen Auslandsstützpunkt, aber auch Italien und Russland. Selbst Japan Militär zeigt dort Präsenz. Am stärksten vertreten sind dort die USA seit 2002 mit dem Camp Lemonnier, einem zwei Quadratkilometer großen Gelände, auf dem früher die französische Fremdenlegion stationiert war, mit Nutzungsrecht für den nahe gelegenen Flughafen.
Seit 2017 ist auch China vor Ort: Auf seiner ersten ausländischen Militärbasis sind 2.000 Soldaten stationiert. China hat dort einen Militärhafen errichtet, an dessen Pier auch Flugzeugträger anlegen können. Die Basis ist mit einem halben Quadratkilometer kleiner als die benachbarte Basis der USA. Bei der Handelsinfrastruktur spielt China inzwischen allerdings die wichtigste Rolle. Erst im vergangenen Sommer hat die China Merchants Group, der größte Hafenbetreiber der Welt, einen Vertrag mit Dschibuti unterschrieben, um den dortigen Hafen für drei Milliarden Dollar auszubauen. Die China Merchants Group ist am Hafen nun mit 23,5 Prozent beteiligt. Der Hafen ist zugleich wichtig für das nach der Bevölkerungszahl zweitgrößte Land Afrikas: Äthiopien, dessen Wirtschaft selbst im schwierigen Jahr 2022 um 5,3 Prozent gewachsen ist.
Die Chinesen waren es auch, die die 750 Kilometer lange Eisenbahnstrecke der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba und Dschibuti für rund vier Milliarden US-Dollar gebaut haben. China hat Dschibuti zudem zum wichtigsten Unterseekabel-Hub der Region gemacht. Hier kommt das Peace-Glasfaserkabel aus Pakistan an, Teil des globalen chinesischen Networks. Das Peace-Kabel soll durch den Suezkanal verlaufen und in der französischen Hafenstadt Marseille enden.
Die Raketenstation wiederum wird in der nördlichen Obock-Region gebaut werden und eine neue Autobahn und einen internationalen Hafen bekommen. Zudem sollen je ein Wind-, ein Solar- und ein Wasserkraftwerk entstehen. Ein großer Entwicklungsschritt für das kleine Land mit nur rund einer Million Einwohnern, einer ehemaligen französischen Kolonie. Aufgrund dieser Beziehungen wurden Ingenieure und Techniker im Space Center in Frankreich so gut ausgebildet, dass Dschibuti noch in diesem Jahr zwei eigene Nano-Satelliten in die Erdumlaufbahn schicken wird. Die EU – oder gar wie im Fall des chinesischen Engagements ein Privatunternehmen – konnte sich jedoch nicht durchringen, im großen Stil in einen Weltraumbahnhof zu investieren.
Eine Investition, die zu einem kritischen Zeitpunkt für Präsident Ismail Omar Guelleh kommt: Denn Ende November vergangenen Jahres musste Dschibuti die Zahlungen für Kredite an China, aber auch an Kuwait einstellen. Laut Weltbank haben sich die Kosten für die Auslandskredite Dschibutis im vergangenen Jahr auf 184 Millionen US-Dollar verdreifacht. Sie könnten in diesem Jahr auf 266 Millionen US-Dollar steigen. Bereits Ende 2021 hat der Internationale Währungsfonds die Schulden des Landes als “nicht nachhaltig” bezeichnet.
Dschibuti hat sich in den vergangenen rund 20 Jahren 1,5 Milliarden Dollar von China geliehen, hat das Boston University’s Global Development Policy Centre errechnet. Peking stört diese Entwicklung offensichtlich nicht so sehr, dass sie dem Projekt einen Riegel vorschiebt. Im Gegenteil: Die chinesische Botschaft ließ verlauten, dass sie “aktiv die nötige Unterstützung und Garantien geben wird.”
Die geostrategischen Überlegungen scheinen dabei wichtiger zu sein als wirtschaftliche Risiken.
Zwar ist über die genaue Finanzierungsstruktur des neuen Weltraumflughafens noch nichts bekannt. Es sieht allerdings so aus, als ob sich Dschibuti in diesem Fall nicht weiter verschulden muss. Vielmehr stellt der Staat nur das Land zur Verfügung, während die Chinesen in das Projekt investieren, es bauen, 30 Jahre lang betreiben, die Einheimischen ausbilden und den Weltraumhafen dann an Dschibuti übergeben. Frank Sieren
Herr Gaines, Nigeria, Afrikas größte Volkswirtschaft, wählt einen neuen Präsidenten. Amtsinhaber Muhammadu Buhari darf nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten. Was ist von diesen Wahlen zu erwarten?
Diese Wahlen sind in mehrfacher Hinsicht ein Novum in der Geschichte Nigerias. Es ist seit der Einführung der Demokratie im Jahr 1999 die erste Wahl, die einen völlig offenen Ausgang hat. Auch treten erstmals nicht zwei, sondern drei Kandidaten an. Allein das verändert alles.
Wie meinen Sie das?
Um zu gewinnen, genügt es nicht, dass ein Kandidat die Mehrheit der Stimmen erringt. Er muss auch mindestens 25 Prozent der Stimmen in mindestens zwei Drittel der Bundesstaaten bekommen. Es ist unwahrscheinlich, dass ein Kandidat dieses Quorum im ersten Wahlgang erreicht. Es wird eine Stichwahl notwendig sein. Denn es treten nicht nur der Kandidat der Mehrheitspartei Bola Tinubu vom All Progressives Congress (APC) und der Oppositionsführer Atiku Abubakar von der People’s Democratic Party (PDP) an, sondern auch Peter Obi. Dieser hat zwar keine Aussicht, in die Stichwahl zu kommen. Aber die beiden anderen Kandidaten werden auf die Stimmen seiner Wähler angewiesen sein. Dadurch können sich die Kandidaten nicht persönlich angreifen. Das hat zu einer Versachlichung des Wahlkampfes geführt. Jetzt werden zum ersten Mal Themen diskutiert.
Wer ist Ihrer Meinung nach Favorit, Tinubu oder Abubakar?
Der Ausgang ist völlig offen. Das liegt auch daran, dass Nigeria diese Wahl digitalisiert hat. Damit ist die Zahl der registrierten Wähler gestiegen. Es hat einen wahren Ansturm vor allem jugendlicher Erstwähler gegeben. Sie fordern eine echte Veränderung im Land ein. Mit der Digitalisierung der Wahl sind auch die Möglichkeiten geringer geworden, die Wahl zu manipulieren, durch Einschüchterung, Stimmenkauf oder den Druck von Lokalpolitikern. Diese Wahl hat jetzt schon die demokratische Kultur in Nigeria gestärkt.
Nigeria droht eine Schuldenkrise. Was sind die größten Baustellen der neuen Regierung?
Zunächst wird es bis Ende Mai dauern, bis die neue Regierung vereidigt ist. Dann muss sie mit hohem Zeitdruck an die drängenden Probleme des Landes gehen: Viele Kinder gehen nicht zur Schule, und viele Schulkinder bekommen, wegen der schlechten Sicherheitslage oder dem Lehrermangel, keinen Unterricht. Kritisch ist die gesamte öffentliche Infrastruktur. Denn 95 Prozent des Bundeshaushalts werden für Schuldendienst und Beamtengehälter verwendet. Nur fünf Prozent bleiben für die öffentliche Infrastruktur. Alles muss erneuert werden: die Schulen, die Straßen, die Krankenhäuser, die Energiewirtschaft. Die neue Regierung muss von ganz unten, von den Kleinbauern und den Kleinunternehmern, die Wirtschaft neu aufbauen.
Nigeria ist der größte Erdölexporteur Afrikas. Warum liegt das Land trotzdem so am Boden?
Ein großer Teil der Erdölproduktion wird gestohlen, trotz Überwachung mit Satelliten und Drohnen. Das bedeutet einen riesigen Einnahmeverlust für den Staat. Das Transportwesen im Land ist völlig von Bussen, Lastwagen und Autos abhängig. Die Regierung zahlt hohe Subventionen auf Benzin und nimmt sogar Schulden im Ausland auf, um diese zu finanzieren. Das wird die neue Regierung nicht mehr können. Deshalb muss sie den Mut aufbringen, die großen Fragen anzugehen und schmerzhafte Entscheidungen zu treffen. Sie muss Subventionen abbauen, Steuern erhöhen und die Infrastruktur ausbauen.
Wie soll das gehen? Die Regierung hat doch schon heute nicht die Mittel, um die Modernisierung des Landes zu finanzieren.
Sie wird es auch nicht können. Der Staatskapitalismus, der das Land jahrzehntelang regiert hat, ist gescheitert. Nigeria wird sich für ausländische Investoren öffnen müssen, die auch die passende Finanzierung mitbringen. Die Aufgabe der Regierung ist es, einen Rahmen zu schaffen, damit die Investoren Vertrauen fassen. Das bringt ausländischen Unternehmen enorme Investitionsmöglichkeiten. Das Land braucht auf allen Ebenen der Wirtschaft Investitionen, von den Kleinbauern bis zu Großinvestitionen in Erdgas oder die Stromversorgung.
Außenministerin Baerbock war in Nigeria, hat aber nicht über Erdgas verhandelt. Sie haben lange die Deutsch-Nigerianische Energiepartnerschaft geleitet. Warum nutzt Deutschland so wenig Erdgas aus Nigeria?
Das verstehe ich auch nicht. Dabei wurde das LNG-Terminal in Wilhelmshaven ursprünglich für den Import von Erdgas aus Nigeria geplant. Und das Land ist nur halb so weit entfernt von Deutschland wie Katar. Schon heute könnte Erdgas aus Nigeria nach Deutschland fließen.
Der erste Versuch einer Energiepartnerschaft zwischen Deutschland und Nigeria ist gescheitert. Wie könnte eine neue aussehen?
Nigeria erwartet von Deutschland konkrete Unterstützung beim Ausbau der Kapazitäten in der Verarbeitung von Erdgas. Das Land will die Energiewende weg vom Erdöl hin zu Erdgas. Allein das wird eine enorme Verbesserung der Klimabilanz Nigerias bringen. Jetzt sind die deutschen Investoren am Zug, auf Nigeria zuzugehen.
Mercedes erwartet in Südafrika für seine elektrischen Modelle eine steil steigende Nachfrage. Für das Jahr 2027 rechnet der Autobauer damit, dass die Hälfte der in Südafrika verkauften Pkw elektrisch sein werden. Dies kündigte der Marketing-Chef für Südafrika, Mark Raine, an. Im vergangenen Jahr führte Mercedes seine komplette EQ-Reihe im südlichen Afrika ein.
Mercedes-Benz in Südafrika seit mehr als 60 Jahren mit einer Verkaufsniederlassung und einem Werk in East London für die Montage von Pkw und Lastwagen vertreten. 1973 eröffnete Mercedes in Südafrika das erste Motorenwerk außerhalb Deutschlands. Im Werk in East London werden bisher vor allem Fahrzeuge der C-Klasse hergestellt, unter anderem für die Märkte in Australien, Japan und den USA.
Im Geschäftsjahr 2021 erzielte die Mercedes Benz South Africa Ltd einen Jahresumsatz von umgerechnet 2,3 Milliarden Euro bei einem Jahresverlust von 0,5 Millionen Euro. Im Jahr zuvor lag der Jahresverlust bei umgerechnet 14,6 Millionen Euro. hlr
Europa und Afrika rücken näher zusammen, zumindest was den Datentransfer betrifft. Telecom Egypt, das größte ägyptische Telekommunikationsunternehmen, hat mit Grid Telecom, einer Tochtergesellschaft des griechischen Stromübertragungsbetreibers Grid, eine Vereinbarung über den Bau eines Unterseekabels unterzeichnet, das Ägypten und Griechenland verbinden soll.
Das Datenübertragungskabel verschafft Grid Telecom direkten Zugang zum Nahen Osten und Nordafrika, während Telecom Egypt Zugang zum Balkan und Osteuropa erhält.
Die südafrikanische Regierung wird einen Teil der Schulden des angeschlagenen staatlichen Energieversorgers Eskom übernehmen, kündigte Finanzminister Enoch Godongwana dieser Tage an.
Godongwana sagte, dass das Finanzministerium zwischen einem Drittel und zwei Drittel der Schulden von Eskom in Höhe von 400 Milliarden Rand (23,6 Milliarden Euro) übernehmen könnte, um das Unternehmen finanziell lebensfähig zu machen.
“Wir wollen das Eskom-Problem bald lösen” sagte Godongwana weiter. Es sei sicherzustellen, dass das Unternehmen eine gesunde Bilanz hat.”
Die Wirtschaft des Landes leidet derzeit unter dem kontinuierlichen Missmanagement von Eskom und den schlimmsten Stromausfällen in der Geschichte Südafrikas. Eskom steckt seit Jahren in einer Finanzkrise und ist auf staatliche Rettungspakete angewiesen. Eskom hat eine nominale Erzeugungskapazität von rund 46.000 MW, aber Mitte Januar waren mehr als 23.000 MW wegen Ausfällen oder Reparaturen außer Betrieb.
Eskom-CEO André de Ruyter reichte im Dezember seinen Rücktritt ein und ist damit der elfte Chef, der das Unternehmen in etwas mehr als zehn Jahren verlässt. hlr
Der südafrikanische Telekom-Konzern MTN ist für seine Tochtergesellschaft in Ghana mit einer Steuernachzahlung von 773 Millionen US-Dollar konfrontiert, Bußgeld und Zinsen inbegriffen. Der ghanaische Fiskus hatte die Bücher von MTN Ghana für die Jahre 2014 bis 2018 geprüft und festgestellt, dass das Unternehmen seine Einnahmen in diesem Zeitraum etwa 30 Prozent zu niedrig angegeben hatte, teilte MTN mit. Die Führung des Unternehmens, das in 19 Ländern in Afrika und im Nahen Osten präsent ist, teilte mit, sie bestreite die “Genauigkeit und Grundlage” der Bewertung und werde dagegen gerichtlich vorgehen.
Die britische Regierung hat ein Projekt für die Erzeugung von Flüssiggas (LNG) geplant. Nun entschied ein Londoner Gericht, dass die Finanzierung von bis zu 1,15 Milliarden US-Dollar durch die Regierung rechtmäßig ist und wies eine Berufung der Umweltorganisation Friends of the Earth zurück.
Die Klage der Umweltgruppe scheiterte vor einem untergeordneten Gericht und wurde vom Court of Appeal in London in einem schriftlichen Urteil abgewiesen. Friends of the Earth hatte vor dem Berufungsgericht argumentiert, dass die Finanzierung des Projekts unter Führung des französischen Energieunternehmens Total Energies mit dem Pariser Klimaschutzabkommen nicht vereinbar sei. hlr
Le Monde – Afrika leidet unter Krieg in der Ukraine: Die Importpreise für Düngemittel in Afrika ziehen weiter an. Laut der französischen Entwicklungshilfeorganisation Agence Française de Développement (AFD) könnte dies die landwirtschaftliche Produktion des Kontinents weiter belasten.
Reuters – Die DR Kongo bereitet Bergbauvertrag mit China über sechs Milliarden Dollar vor: Die Demokratische Republik Kongo sieht in diesem Jahr eine Einigung über die Überarbeitung des Bergbauvertrags in China im Wert von sechs Milliarden US-Dollar vor. Der Vertrag sehe vor, Mineralien gegen Infrastruktur zu tauschen, schreibt die Nachrichtenagentur unter Berufung auf ein Interview mit Finanzminister Nicolas Kazadi.
Le Monde – UNO über Ernährungslage in der Sahelzone besorgt: Klimawandel, militärische Unsicherheit, Inflation und Nahrungsmittelknappheit verschlechtern die Ernährungssituation in den Ländern des Sahel, analysieren die Vereinten Nationen in einer Studie. Die Länder der Region stünden vor “multidimensionalen Herausforderungen”.
Bloomberg – Volkswirte sehen Risiko einer Rezession in Südafrika: Das Risiko, dass die südafrikanische Wirtschaft in eine Rezession abrutscht, ist gegenüber November von 35 auf 45 Prozent gestiegen. Dies hat eine Umfrage unter führenden Volkswirten in Südafrika ergeben, die die Nachrichtenagentur regelmäßig durchführt. Vor allem die häufigen Stromausfälle im Land verdüstern demnach die Wirtschaftsaussichten.
WSJ – Geheimer Stopp eines russischen Schiffs in Südafrika: Ein russisches Handelsschiff, dessen Eigner angeblich Waffen für die russische Regierung transportiert hat, schaltete im vergangenen Monat seinen Transponder aus, bevor es heimlich an Südafrikas größtem Marinestützpunkt anlegte.
This Day – Börse Lagos geht gegen sexualisierte Gewalt vor: Die nigerianische Börse Nigerian Exchange Group (NGX) in Lagos geht mit Unterstützung der International Finance Corporation (IFC), einem Unternehmen der Weltbank-Gruppe, gegen geschlechtsspezifische Gewalt und Belästigung am Arbeitsplatz vor. Dies berichtet die nigerianische Tageszeitung This Day.
Le Monde – Autounfälle sind häufigste Todesursache für junge Afrikaner: Mangelhafte Verkehrssicherheit ist die häufigste Todesursache für Afrikaner im Alter zwischen bis 29 Jahren. Doch die Staaten des Kontinents ergreifen laut einer französischen Studie nur kurzfristige Maßnahmen, die keine dauerhafte Verbesserung bewirken.
Christoph Evard hätte eine Karriere in einem der großen Finanzzentren offen gestanden, bei einem Private-Equity-Fonds in London oder einer Investmentbank in New York. Am Finanzplatz Frankfurt wäre er mit Sicherheit rasch aufgestiegen. Geboren in Frankfurt hat Christoph Evard in Basel studiert und Auslandserfahrungen in China, Lateinamerika und den USA gesammelt. Schließlich hat er einen Master im Finanzwesen an der renommierten Universität Columbia in New York abgelegt. Leute wie er werden gesucht und umworben.
All die üblichen Berufswege, die ihm offenstanden, hat er ausgeschlagen und ist bei Kibo Capital, einem mittelständischen Private-Equity-Fonds in Kenias Hauptstadt Nairobi eingestiegen, den das in Mauritius ansässige Unternehmen Ciel Group gegründet hatte.
“Ich habe bei der Deutschen Bank in Frankfurt gearbeitet, im Bereich M&A”, sagt Evard. Bei Fusionen und der Übernahme von Unternehmen hat er beraten und die Finanzierung dieser Transaktionen auf die Beine gestellt. “Aber ich habe mich immer schon für die Schwellenländer interessiert.” Vor allem die Finanzierung von Unternehmen durch Eigenkapital hat ihn in diesen Ländern gereizt, ein Bereich, der in vielen dieser Länder wenig entwickelt ist.
Auch in Afrika ist der Bedarf groß. In Nordafrika und in Südafrika gehen Unternehmensfinanzierungen noch ganz gut. Dort haben die Kapitalmärkte die notwendige Tiefe und Vielfalt. Doch zwischen Sahelzone und Sambesi ist die Finanzierung von Unternehmen nach wie vor schwierig. “Sowohl die Märkte für Fremdkapital wie auch die für Eigenkapital sind in großen Teilen Afrikas dünn”, sagt Evard.
Und so ging der Banker zur DEG Invest, einer Tochtergesellschaft der KfW, die auf Finanzierungen in Schwellenländern spezialisiert ist. Diese schickte ihn im Jahr 2008 nach Nairobi. Dort lernte er die Unternehmenslandschaft Ostafrikas kennen und die örtlichen Gegebenheiten. Nach fünf Jahren wechselte er zu Kibo Capital. Ohne Frage, das war ein Wagnis – aus einer geordneten Karriere im deutschen Finanzwesen zu einem damals noch jungen Investmentspezialisten.
Doch es gelang. Heute hat sich Kibo – der Name leitet sich übrigens vom höchsten Gipfel des Kilimandscharo, Afrikas höchstem Berg, ab – etabliert. Zehn Investmentexperten beschäftigt die Gesellschaft. Sie betreut 100 Millionen Dollar für Investoren aus Europa, den USA und auch aus Afrika und hat schon 17 Investments über zwei Fonds in afrikanische Unternehmen realisiert. Nun geht Kibo den nächsten Schritt und erweitert ihre Investitionsstrategie um zwei Evergreen-Plattformen, die sich auf Investitionen in den Gesundheits- und den Technologiebereich spezialisieren.
Ist es schwierig, Unternehmen in Afrika zu finden, in die er guten Gewissens das Geld investieren kann, das ihm die Investoren anvertrauen? “Es gibt so viele interessante Unternehmen”, sagt Evard. “Dabei spielen uns auch die großen Trends in Afrika in die Hände: eine steigende Bevölkerung, ein hohes Wirtschaftswachstum, die Digitalisierung, die Entwicklung vieler neuer Märkte.” Die Schwierigkeit sei eher, eine Investmentform zu finden, die auch zu den Investoren und den Unternehmen passe. Häufig beschränke sich Kibo deshalb nicht auf Eigenkapitalfinanzierungen, sondern investiere auf verschiedenen Wegen in die Unternehmen, auch mit Fremdkapital oder Vorzugsaktien.
Private-Equity-Fonds sind darauf spezialisiert, ihre Beteiligungen zu entwickeln und diese dann nach einigen Jahren zu einem höheren Wert zu verkaufen. Viele Fondsinitiatoren klagen immer wieder, wie schwierig es in Afrika sei, Käufer für Unternehmen zu finden. Doch Kibo Capital ist es sogar gelungen, eine Beteiligung an die Börse von Mosambiks Hauptstadt Maputo zu führen, einen Aktienmarkt, der selbst in Afrika zu den kleineren zählt. Auch an zwei IPOs an den Börsen auf Mauritius und in Kigali, der Hauptstadt von Ruanda, war Kibo schon beteiligt.
Mit seiner Familie lebt Evard seit 15 Jahren in Nairobi. Ein Kind wurde auch dort geboren. Die Familie bereut diese Entscheidung nicht einen Tag. “Wir haben hier ein phantastisches Leben”, sagt der Familienvater. Die Stadt habe sich sehr gut entwickelt. “Nairobi spielt heute in einer eigenen Liga”, sagt er. “Alle Unternehmen, die in Ostafrika aktiv werden wollen, sind hier vertreten.”
Dadurch biete die Stadt eine internationale Gemeinschaft mit einem interessanten Gesellschaftsleben, vielen Freizeitmöglichkeiten und einem Nationalpark direkt am Stadtrand. Obwohl die Stadt am Äquator liegt, ist das Klima angenehm und nicht tropisch, da die Stadt rund 1800 Meter hoch liegt. “Die Lebensqualität ist einmalig”, sagt Evard. “Aber man darf natürlich nicht vergessen, dass Kenia ein Schwellenland ist.”
Und noch etwas hat die Stadt zu bieten: eine eigene Eishalle. “Manchmal lädt die finnische Botschaft ein, dort Eishockey zu spielen”, schwärmt Evard. “Das macht schon Spaß.” Christian von Hiller
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willkommen am Africa.Table, dem jüngsten Professional Briefing von Table.Media. Wohl kein anderer Kontinent ruft so unterschiedliche Bilder hervor wie Afrika: Für manche ist es der Kontinent der Konflikte, Katastrophen, Krankheiten und Krisen. Für andere ist es der Kontinent der Chancen. Heute hat die Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit, Svenja Schulze, ihre Afrika-Strategie vorgelegt. Wir analysieren die Pläne und dokumentieren das Papier.
Africa.Table will – fortan immer dienstags – ein realistisches Bild des afrikanischen Kontinents zeichnen – über Krisen, die kaum zu bewältigen scheinen, aber auch über Länder, die in großen Schritten vorankommen und der entwickelten Welt in vielen Aspekten voraus sind. Mobile Banking und Mobile Internet sind in Afrika seit vielen Jahren selbstverständlich. Auch digitale Banken gehören zum Alltag. Drohnen bringen Medikamente und andere Waren in ländliche Gegenden. Telemedizin entwickelt sich längst.
Afrika hat junge Konsumenten und junge, motivierte Arbeitskräfte. In Afrika entstehen Märkte und Trends der Zukunft.
Wir wollen Entscheidern in Wirtschaft, Politik und Verbänden praktische Hilfestellung leisten, wie sie diese Chancen nutzen können. Auch werden wir darüber berichten, welche europäische Unternehmen bereits erfolgreich in Afrika Fuß gefasst haben, über ihre Erfahrungen, aber auch, welche Fehler man dort machen kann. Wir schauen auf die Afrika-Politik der Bundesregierung, anderer europäischer Länder und der EU insgesamt – aber natürlich auch in dieser Ausgabe des Africa.Table auf China.
Africa.Table will ein Bild von Afrika zeichnen, das auf verlässlich recherchierten Informationen aus erster Hand basiert. Unsere Redaktion stützt sich auf ein dichtes Netz von Journalisten in ganz Afrika, aber auch in Frankfurt am Main, Brüssel, Paris und Peking stützt.
Wenn Ihnen der Africa.Table gefällt, leiten Sie uns bitte weiter. Wenn Ihnen diese Mail weitergeleitet wurde: Hier können Sie sich für den Africa.Table kostenlos anmelden.
Ein Jahr hat sich Svenja Schulze in ihrem neuen Amt als Ministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) genommen. Angesichts der Herausforderungen waren die Erwartungen an das Papier groß. Am Dienstag hat sie ihre Afrika-Strategie präsentiert.
Die SPD-Politikerin will in Afrika ähnliche Akzente setzen wie die Ampelkoalition im Inland: Es geht um “sozial-ökologischen Wandel”, eine “feministische Entwicklungspolitik“, Geschlechtergerechtigkeit und die Schaffung von Millionen Arbeitsplätzen auf dem Kontinent.
Gemeinsam die Zukunft gestalten – so lautet die Überschrift des Strategiepapiers. Der Bezug zum Krieg in der Ukraine, Chinas wachsender Einfluss in Afrika, die Klimakrise und Fluchtfragen machen deutlich: Entwicklungszusammenarbeit mit Afrika heißt globale Strukturpolitik. Afrikas Einfluss auf die Welt nehme zu und werde das 21. Jahrhundert maßgeblich prägen, heißt es in dem Papier.
Eine Kernaussage der Strategie, die Sie hier lesen können: Die mögliche Perspektivlosigkeit der weltweit größten Jugendgeneration berge Gefahren für den Kontinent, aber auch für den Rest der Welt. Etwa die Hälfte der Menschen in Afrika ist jünger als 20 Jahre alt. Deshalb müssten laut BMZ jedes Jahr 25 Millionen Arbeitsplätze geschaffen werden.
Durch die Teilnahme an zahlreichen multilateralen Programmen will das BMZ Investitionsanreize schaffen, insbesondere beim Infrastrukturaufbau, im Bereich der ökologischen Transformation und beim Aufbau von Produktionsanlagen für Impfstoffe. Konkret nennt die Strategie unter anderem:
Eine Sorge gilt auch dem Vormarsch Chinas in Afrika: China und andere Akteure forderten die deutsche Entwicklungspolitik heraus, “differenzierte und flexible” Antworten zu finden. Welche das sind, lässt die Ministerin offen. Klar ist nur, dass der von Schulze proklamierte ökologisch und sozial angestrebte Wandel in Konkurrenz zum massiven Entwicklungsangebot Chinas steht.
Auf diese neuen Konkurrenten reagiert Schulze mit dem Vorschlag eines “Deals” nach dem Motto: Wir akzeptieren, dass die afrikanischen Länder ihre eigenen Interessen und Vorstellungen verfolgen – so wie China dies auch akzeptiert. Im Gegenzug erwarten wir, dass die afrikanischen Regierungen der deutschen Agenda folgen: Menschenrechte, Krisenprävention, Rechtsstaatlichkeit, Geschlechtergerechtigkeit.
Zum Thema Handel gibt die neue Strategie noch wenig her. Die Kernaussagen passen auf eine Seite. Ein Thema ist die Freihandelszone AfCFTA (African Continental Free Trade Area). In Kraft treten sollte die Freihandelszone im Jahr 2021. Doch noch immer ist sie eher ein Papier als gelebte Wirklichkeit.
Europa hat Afrika lange Zeit Handelsverträge abgerungen, die Afrikas Rolle als reiner Rohstofflieferant zementierten. In der Folge bauten viele afrikanische Länder ihre Handelsbeziehungen mit China, Indien, Dubai, der Türkei und anderen Schwellenländern aus.
Nun soll sich Europa auch in der Handelspolitik bewegen: Berlin will sich für die Zulassung von Vorprodukten aus Afrika sowie für ein faires Handelsabkommen zwischen der EU und Afrika einsetzen. Mehr Wertschöpfung in Afrika soll die Lebensbedingungen vor Ort verbessern und Fluchtgründe bekämpfen.
Eine Absage erteilt Schulze der Blockbildung und einer Deglobalisierung. Deutschland brauche dringend Partner über den Westen hinaus, heißt es in dem Papier der Ministerin. Im Umgang mit Afrika entscheide sich heute, wie Afrika morgen mit Deutschland und der EU umgehe. Deshalb seien Respekt und gute Nachbarschaft nicht nur moralisch richtig, sondern auch im eigenen Interesse.
Im Vorfeld der neuen Strategie habe das BMZ intensiv mit europäischen und afrikanischen Vertretern aus Politik, Wirtschaft, Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Jugend gesprochen. Schulze will mit diesem Hinweis offenkundig dem Vorwurf begegnen, der der westlichen Politik seit Jahren gemacht wird: Die Europäer entschieden ihre Afrika-Politik über die Köpfe der Afrikaner hinweg. Konkretes über die Beteiligten und Inhalte des Dialogs bleibt die Strategie indes schuldig.
Mit dem Aufbau des Hochgeschwindigkeitsnetzes wird der ICE endgültig zum Exportschlager. Nicht nur für Siemens ist dieser Auftrag ein Meilenstein. Es ist auch einer der größten für die deutsche Industrie in Afrika überhaupt. Das Volumen liegt bei 8,1 Milliarden Euro und damit fast so hoch wie der gesamte Umsatz von Siemens Mobility, der Transportsparte des Konzerns. Die Verkaufserlöse dieses Bereichs lagen zuletzt bei 8,8 Milliarden Euro.
Nun hat der deutsche Elektrokonzern einen weiteren Partner gefunden, um den Auftrag zu realisieren. Die Kontron Transportation GmbH mit Sitz in Wien wird das Projekt mit der neuesten Technologie für die Bahnfunkkommunikation ausstatten. Global System for Mobile Communication for Railway oder GSM-R heißt das System, das auf dem 5G-Mobilfunkstandard basiert. Die Deutsche Bahn ist gerade dabei, ihren Zugfunk auf GSM-R umzustellen. Damit setzen Siemens und Kontron den Kommunikationsstandard für den künftigen Bahnverkehr in ganz Ägypten, ein wichtiger Vorteil in der Konkurrenz mit chinesischen Unternehmen.
Für das neue Hochgeschwindigkeitsnetz müssen acht Betriebs- und Güterbahnhöfe gebaut und technisch ausgerüstet werden. Genauso interessant ist für Siemens das rollende Material: 41 Hochgeschwindigkeitszüge aus der Serie Velaro kann der Münchner Konzern verkaufen. Hinzu kommen 94 Regionalzüge vom Typ Desiro und 41 Lokomotiven vom Modell Vectro für den Güterverkehr. Alles in allem modernste Bahntechnik aus Deutschland.
Für die gesamte deutsche Wirtschaft ist der Auftrag in Ägypten ein Leuchtturmprojekt: Hier kann die heimische Industrie zeigen, wozu sie technisch in der Lage ist. Denn die Chinesen sind bisher führend in Afrika, wenn es um den Bau oder die Modernisierung von Eisenbahnlinien geht. Chinesische Konzerne haben den Schienenstrang von Addis Abeba nach Dschibuti gebaut wie auch die Strecke von Kenias Hauptstadt Nairobi nach Mombasa, dem wichtigsten Hafen an der ostafrikanischen Küste. In Nigeria wurde chinesischen Unternehmen die Modernisierung des gesamten Eisenbahnnetzes anvertraut. Und in Ägypten schließlich sind sie dabei, die neue Hauptstadt 45 Kilometer östlich von Kairo mit einem System für den öffentlichen Nahverkehr zu versorgen.
Doch mit chinesischen Auftragnehmern haben die Regierungen in Afrika immer wieder Ärger. Bei der Linie in Kenia zum Beispiel hageln Beschwerden über Schulden, schlechten Service, auf chinesisch verfasste Dienstanweisungen und kriminelle Machenschaften. Die Strecke sei ein “Juwel in der Krone der Korruption”, schrieb die New York Times.
Für den Auftrag in Ägypten hat sich Siemens mächtig ins Zeug gelegt. 2017 gründete Siemens zusammen mit der bundeseigenen Entwicklungshilfeorganisation Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Ain Sokhna am Roten Meer ein Ausbildungszentrum, in dem mehr als 5.000 Fachkräfte für Industriemechanik, für Elektrotechnik und Elektronik oder auch für Automatisierung und Steuerung ausgebildet werden. Allein diese Einrichtung kostete 22 Millionen Euro. Insgesamt soll das Bahnprojekt mehr als 40.000 Arbeitsplätze schaffen.
Auch ein Betreiber für das neue Schienennetz ist schon gefunden: Die Deutsche Bahn hat im November vergangenen Jahres den Zuschlag der ägyptischen Regierung erhalten. “Das Auftragsvolumen des vorerst über 15 Jahre laufenden Vertrages liegt im einstelligen Milliardenbereich“, hieß es damals in einer Mitteilung der Bahn. Schon im Jahr 2025 will das deutsche Staatsunternehmen beginnen, den Zugverkehr auf der ersten Strecke zwischen den Metropolen Alexandria, Kairo und der neuen Hauptstadt zu betreiben.
Die Konzernspitze hat zudem bedacht, dass afrikanische Regierungen heute sehr genau darauf achten, ob ihre ausländischen Auftragnehmer örtliche Unternehmen berücksichtigen. Siemens hat für sein Projekt die beiden größten Baukonzerne Ägyptens eingebunden: zum einen das Unternehmen Orascom Construction, das der koptischen Familie Sawiris gehört, und die Gruppe The Arab Contractors, dessen Präsident und Vorstandsvorsitzender Sayed Farouk ist und den das US-Magazin Forbes auf die Liste seiner Top-CEOs in der Region gesetzt hat. Beide Konzerne haben sich einen Namen damit gemacht, dass sie auf der ganzen Welt, selbst in den USA, auch komplexe Großprojekte realisieren können. Das bot sich schon allein deshalb an, weil es in Deutschland keinen Baukonzern mehr gibt, der ein Schienennetz dieser Größe in Afrika bauen könnte.
Auch für Ägypten ist es ein ehrgeiziges Projekt. Die erste Strecke führt vom Roten Meer bei Ain Sokhna über Alexandria bis weit in den Westen des Landes zur Hafenstadt Marsa Matruth und wird 660 Kilometer lang sein, zu einem Gutteil durch die Wüste. Die zweite verläuft über 1.100 Kilometer entlang des Nils und verbindet Kairo mit Abu Simbel weit im Süden. Die dritte schließlich ist mit 225 Kilometern die kürzeste und führt von Luxor am Nil ans Rote Meer nach Hurghada und erschließt zudem den Hafen von Safaga.
China will rund eine Milliarde US-Dollar in Dschibuti investieren, um den ersten Weltraumbahnhof in Afrika zu bauen. Investoren sind das Privatunternehmen Hongkong Aerospace Technology Group und die Shanghaier Touchroad International Holdings Group. Touchroad gehört dem auf Afrika spezialisierten Unternehmer He Liehui. Er ist Vizepräsident der politisch wichtigen Chinese African People’s Friendship Assocation und hat bereits 2016 eine Sonderwirtschaftszone in Dschibuti gegründet.
Das Projekt ist nicht nur wirtschaftlich, sondern auch geopolitisch von Bedeutung. Es bindet China und Afrika enger aneinander und ist wichtig für das Selbstbewusstsein des afrikanischen Kontinents. “Keiner der bisher 54 Satelliten aus 15 afrikanischen Ländern wurde von Afrika aus in den Weltraum geschickt”, sagte Temidayo Oniosun, Managing Director der Unternehmensberatung Space In Africa, dem Wirtschaftsmagazin African Business. Jetzt wird Afrika selbst zum Spieler im Weltraumgeschäft.
Der Markt ist allerdings noch klein. Im vergangenen Jahr haben alle afrikanischen Staaten zusammen genommen 534 Millionen US-Dollar für ihre Weltraumprogramme ausgegeben. Da ist noch viel Wachstum möglich, von dem nun erst einmal die Chinesen profitieren.
Chinas Weltraumflughafen in Dschibuti soll sieben Startrampen und drei Raketenteststationen bekommen. Bereits 2027 soll die Raketenstation fertig sein. Sie soll vor allem Satelliten ins All schicken. 30 Jahre werden die Chinesen den Weltraumflughafen managen. Danach wird er an Dschibuti übergeben. Präsident Ismail Omar Guelleh begrüßte bei der Unterzeichnung der Vereinbarung die Kooperation, ebenso wie Chinas Botschafter vor Ort, Hu Bin.
Dschibuti liegt ähnlich günstig am Äquator wie Kourou, der Weltraumhafen der Europäischen Weltraumorganisation ESA in Französisch-Guayana (Südamerika). Bereits seit 1979 schicken vor allem Franzosen unter anderem Ariane-Raketen in den Weltraum. Entlang des Äquators verleiht die Erdrotation einer startenden Rakete den günstigsten horizontalen Geschwindigkeitsbeitrag. Außerdem ist es in Äquatornähe einfacher, geostationäre Satelliten in die Transferbahn zum Erreichen ihrer Umlaufbahn zu bringen.
Aber Dschibuti ist auch geostrategisch einer der wichtigsten Orte der Welt. Es liegt am Bab al-Mandab, einer 27 Kilometer breiten Meerenge, die den Suezkanal mit dem Indischen Ozean verbindet. Für den Welthandel, vor allem mit Europa, ist diese Schifffahrtsstraße eine Lebensader. Die frühere Kolonialmacht Frankreich hat deshalb dort ihren größten militärischen Auslandsstützpunkt, aber auch Italien und Russland. Selbst Japan Militär zeigt dort Präsenz. Am stärksten vertreten sind dort die USA seit 2002 mit dem Camp Lemonnier, einem zwei Quadratkilometer großen Gelände, auf dem früher die französische Fremdenlegion stationiert war, mit Nutzungsrecht für den nahe gelegenen Flughafen.
Seit 2017 ist auch China vor Ort: Auf seiner ersten ausländischen Militärbasis sind 2.000 Soldaten stationiert. China hat dort einen Militärhafen errichtet, an dessen Pier auch Flugzeugträger anlegen können. Die Basis ist mit einem halben Quadratkilometer kleiner als die benachbarte Basis der USA. Bei der Handelsinfrastruktur spielt China inzwischen allerdings die wichtigste Rolle. Erst im vergangenen Sommer hat die China Merchants Group, der größte Hafenbetreiber der Welt, einen Vertrag mit Dschibuti unterschrieben, um den dortigen Hafen für drei Milliarden Dollar auszubauen. Die China Merchants Group ist am Hafen nun mit 23,5 Prozent beteiligt. Der Hafen ist zugleich wichtig für das nach der Bevölkerungszahl zweitgrößte Land Afrikas: Äthiopien, dessen Wirtschaft selbst im schwierigen Jahr 2022 um 5,3 Prozent gewachsen ist.
Die Chinesen waren es auch, die die 750 Kilometer lange Eisenbahnstrecke der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba und Dschibuti für rund vier Milliarden US-Dollar gebaut haben. China hat Dschibuti zudem zum wichtigsten Unterseekabel-Hub der Region gemacht. Hier kommt das Peace-Glasfaserkabel aus Pakistan an, Teil des globalen chinesischen Networks. Das Peace-Kabel soll durch den Suezkanal verlaufen und in der französischen Hafenstadt Marseille enden.
Die Raketenstation wiederum wird in der nördlichen Obock-Region gebaut werden und eine neue Autobahn und einen internationalen Hafen bekommen. Zudem sollen je ein Wind-, ein Solar- und ein Wasserkraftwerk entstehen. Ein großer Entwicklungsschritt für das kleine Land mit nur rund einer Million Einwohnern, einer ehemaligen französischen Kolonie. Aufgrund dieser Beziehungen wurden Ingenieure und Techniker im Space Center in Frankreich so gut ausgebildet, dass Dschibuti noch in diesem Jahr zwei eigene Nano-Satelliten in die Erdumlaufbahn schicken wird. Die EU – oder gar wie im Fall des chinesischen Engagements ein Privatunternehmen – konnte sich jedoch nicht durchringen, im großen Stil in einen Weltraumbahnhof zu investieren.
Eine Investition, die zu einem kritischen Zeitpunkt für Präsident Ismail Omar Guelleh kommt: Denn Ende November vergangenen Jahres musste Dschibuti die Zahlungen für Kredite an China, aber auch an Kuwait einstellen. Laut Weltbank haben sich die Kosten für die Auslandskredite Dschibutis im vergangenen Jahr auf 184 Millionen US-Dollar verdreifacht. Sie könnten in diesem Jahr auf 266 Millionen US-Dollar steigen. Bereits Ende 2021 hat der Internationale Währungsfonds die Schulden des Landes als “nicht nachhaltig” bezeichnet.
Dschibuti hat sich in den vergangenen rund 20 Jahren 1,5 Milliarden Dollar von China geliehen, hat das Boston University’s Global Development Policy Centre errechnet. Peking stört diese Entwicklung offensichtlich nicht so sehr, dass sie dem Projekt einen Riegel vorschiebt. Im Gegenteil: Die chinesische Botschaft ließ verlauten, dass sie “aktiv die nötige Unterstützung und Garantien geben wird.”
Die geostrategischen Überlegungen scheinen dabei wichtiger zu sein als wirtschaftliche Risiken.
Zwar ist über die genaue Finanzierungsstruktur des neuen Weltraumflughafens noch nichts bekannt. Es sieht allerdings so aus, als ob sich Dschibuti in diesem Fall nicht weiter verschulden muss. Vielmehr stellt der Staat nur das Land zur Verfügung, während die Chinesen in das Projekt investieren, es bauen, 30 Jahre lang betreiben, die Einheimischen ausbilden und den Weltraumhafen dann an Dschibuti übergeben. Frank Sieren
Herr Gaines, Nigeria, Afrikas größte Volkswirtschaft, wählt einen neuen Präsidenten. Amtsinhaber Muhammadu Buhari darf nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten. Was ist von diesen Wahlen zu erwarten?
Diese Wahlen sind in mehrfacher Hinsicht ein Novum in der Geschichte Nigerias. Es ist seit der Einführung der Demokratie im Jahr 1999 die erste Wahl, die einen völlig offenen Ausgang hat. Auch treten erstmals nicht zwei, sondern drei Kandidaten an. Allein das verändert alles.
Wie meinen Sie das?
Um zu gewinnen, genügt es nicht, dass ein Kandidat die Mehrheit der Stimmen erringt. Er muss auch mindestens 25 Prozent der Stimmen in mindestens zwei Drittel der Bundesstaaten bekommen. Es ist unwahrscheinlich, dass ein Kandidat dieses Quorum im ersten Wahlgang erreicht. Es wird eine Stichwahl notwendig sein. Denn es treten nicht nur der Kandidat der Mehrheitspartei Bola Tinubu vom All Progressives Congress (APC) und der Oppositionsführer Atiku Abubakar von der People’s Democratic Party (PDP) an, sondern auch Peter Obi. Dieser hat zwar keine Aussicht, in die Stichwahl zu kommen. Aber die beiden anderen Kandidaten werden auf die Stimmen seiner Wähler angewiesen sein. Dadurch können sich die Kandidaten nicht persönlich angreifen. Das hat zu einer Versachlichung des Wahlkampfes geführt. Jetzt werden zum ersten Mal Themen diskutiert.
Wer ist Ihrer Meinung nach Favorit, Tinubu oder Abubakar?
Der Ausgang ist völlig offen. Das liegt auch daran, dass Nigeria diese Wahl digitalisiert hat. Damit ist die Zahl der registrierten Wähler gestiegen. Es hat einen wahren Ansturm vor allem jugendlicher Erstwähler gegeben. Sie fordern eine echte Veränderung im Land ein. Mit der Digitalisierung der Wahl sind auch die Möglichkeiten geringer geworden, die Wahl zu manipulieren, durch Einschüchterung, Stimmenkauf oder den Druck von Lokalpolitikern. Diese Wahl hat jetzt schon die demokratische Kultur in Nigeria gestärkt.
Nigeria droht eine Schuldenkrise. Was sind die größten Baustellen der neuen Regierung?
Zunächst wird es bis Ende Mai dauern, bis die neue Regierung vereidigt ist. Dann muss sie mit hohem Zeitdruck an die drängenden Probleme des Landes gehen: Viele Kinder gehen nicht zur Schule, und viele Schulkinder bekommen, wegen der schlechten Sicherheitslage oder dem Lehrermangel, keinen Unterricht. Kritisch ist die gesamte öffentliche Infrastruktur. Denn 95 Prozent des Bundeshaushalts werden für Schuldendienst und Beamtengehälter verwendet. Nur fünf Prozent bleiben für die öffentliche Infrastruktur. Alles muss erneuert werden: die Schulen, die Straßen, die Krankenhäuser, die Energiewirtschaft. Die neue Regierung muss von ganz unten, von den Kleinbauern und den Kleinunternehmern, die Wirtschaft neu aufbauen.
Nigeria ist der größte Erdölexporteur Afrikas. Warum liegt das Land trotzdem so am Boden?
Ein großer Teil der Erdölproduktion wird gestohlen, trotz Überwachung mit Satelliten und Drohnen. Das bedeutet einen riesigen Einnahmeverlust für den Staat. Das Transportwesen im Land ist völlig von Bussen, Lastwagen und Autos abhängig. Die Regierung zahlt hohe Subventionen auf Benzin und nimmt sogar Schulden im Ausland auf, um diese zu finanzieren. Das wird die neue Regierung nicht mehr können. Deshalb muss sie den Mut aufbringen, die großen Fragen anzugehen und schmerzhafte Entscheidungen zu treffen. Sie muss Subventionen abbauen, Steuern erhöhen und die Infrastruktur ausbauen.
Wie soll das gehen? Die Regierung hat doch schon heute nicht die Mittel, um die Modernisierung des Landes zu finanzieren.
Sie wird es auch nicht können. Der Staatskapitalismus, der das Land jahrzehntelang regiert hat, ist gescheitert. Nigeria wird sich für ausländische Investoren öffnen müssen, die auch die passende Finanzierung mitbringen. Die Aufgabe der Regierung ist es, einen Rahmen zu schaffen, damit die Investoren Vertrauen fassen. Das bringt ausländischen Unternehmen enorme Investitionsmöglichkeiten. Das Land braucht auf allen Ebenen der Wirtschaft Investitionen, von den Kleinbauern bis zu Großinvestitionen in Erdgas oder die Stromversorgung.
Außenministerin Baerbock war in Nigeria, hat aber nicht über Erdgas verhandelt. Sie haben lange die Deutsch-Nigerianische Energiepartnerschaft geleitet. Warum nutzt Deutschland so wenig Erdgas aus Nigeria?
Das verstehe ich auch nicht. Dabei wurde das LNG-Terminal in Wilhelmshaven ursprünglich für den Import von Erdgas aus Nigeria geplant. Und das Land ist nur halb so weit entfernt von Deutschland wie Katar. Schon heute könnte Erdgas aus Nigeria nach Deutschland fließen.
Der erste Versuch einer Energiepartnerschaft zwischen Deutschland und Nigeria ist gescheitert. Wie könnte eine neue aussehen?
Nigeria erwartet von Deutschland konkrete Unterstützung beim Ausbau der Kapazitäten in der Verarbeitung von Erdgas. Das Land will die Energiewende weg vom Erdöl hin zu Erdgas. Allein das wird eine enorme Verbesserung der Klimabilanz Nigerias bringen. Jetzt sind die deutschen Investoren am Zug, auf Nigeria zuzugehen.
Mercedes erwartet in Südafrika für seine elektrischen Modelle eine steil steigende Nachfrage. Für das Jahr 2027 rechnet der Autobauer damit, dass die Hälfte der in Südafrika verkauften Pkw elektrisch sein werden. Dies kündigte der Marketing-Chef für Südafrika, Mark Raine, an. Im vergangenen Jahr führte Mercedes seine komplette EQ-Reihe im südlichen Afrika ein.
Mercedes-Benz in Südafrika seit mehr als 60 Jahren mit einer Verkaufsniederlassung und einem Werk in East London für die Montage von Pkw und Lastwagen vertreten. 1973 eröffnete Mercedes in Südafrika das erste Motorenwerk außerhalb Deutschlands. Im Werk in East London werden bisher vor allem Fahrzeuge der C-Klasse hergestellt, unter anderem für die Märkte in Australien, Japan und den USA.
Im Geschäftsjahr 2021 erzielte die Mercedes Benz South Africa Ltd einen Jahresumsatz von umgerechnet 2,3 Milliarden Euro bei einem Jahresverlust von 0,5 Millionen Euro. Im Jahr zuvor lag der Jahresverlust bei umgerechnet 14,6 Millionen Euro. hlr
Europa und Afrika rücken näher zusammen, zumindest was den Datentransfer betrifft. Telecom Egypt, das größte ägyptische Telekommunikationsunternehmen, hat mit Grid Telecom, einer Tochtergesellschaft des griechischen Stromübertragungsbetreibers Grid, eine Vereinbarung über den Bau eines Unterseekabels unterzeichnet, das Ägypten und Griechenland verbinden soll.
Das Datenübertragungskabel verschafft Grid Telecom direkten Zugang zum Nahen Osten und Nordafrika, während Telecom Egypt Zugang zum Balkan und Osteuropa erhält.
Die südafrikanische Regierung wird einen Teil der Schulden des angeschlagenen staatlichen Energieversorgers Eskom übernehmen, kündigte Finanzminister Enoch Godongwana dieser Tage an.
Godongwana sagte, dass das Finanzministerium zwischen einem Drittel und zwei Drittel der Schulden von Eskom in Höhe von 400 Milliarden Rand (23,6 Milliarden Euro) übernehmen könnte, um das Unternehmen finanziell lebensfähig zu machen.
“Wir wollen das Eskom-Problem bald lösen” sagte Godongwana weiter. Es sei sicherzustellen, dass das Unternehmen eine gesunde Bilanz hat.”
Die Wirtschaft des Landes leidet derzeit unter dem kontinuierlichen Missmanagement von Eskom und den schlimmsten Stromausfällen in der Geschichte Südafrikas. Eskom steckt seit Jahren in einer Finanzkrise und ist auf staatliche Rettungspakete angewiesen. Eskom hat eine nominale Erzeugungskapazität von rund 46.000 MW, aber Mitte Januar waren mehr als 23.000 MW wegen Ausfällen oder Reparaturen außer Betrieb.
Eskom-CEO André de Ruyter reichte im Dezember seinen Rücktritt ein und ist damit der elfte Chef, der das Unternehmen in etwas mehr als zehn Jahren verlässt. hlr
Der südafrikanische Telekom-Konzern MTN ist für seine Tochtergesellschaft in Ghana mit einer Steuernachzahlung von 773 Millionen US-Dollar konfrontiert, Bußgeld und Zinsen inbegriffen. Der ghanaische Fiskus hatte die Bücher von MTN Ghana für die Jahre 2014 bis 2018 geprüft und festgestellt, dass das Unternehmen seine Einnahmen in diesem Zeitraum etwa 30 Prozent zu niedrig angegeben hatte, teilte MTN mit. Die Führung des Unternehmens, das in 19 Ländern in Afrika und im Nahen Osten präsent ist, teilte mit, sie bestreite die “Genauigkeit und Grundlage” der Bewertung und werde dagegen gerichtlich vorgehen.
Die britische Regierung hat ein Projekt für die Erzeugung von Flüssiggas (LNG) geplant. Nun entschied ein Londoner Gericht, dass die Finanzierung von bis zu 1,15 Milliarden US-Dollar durch die Regierung rechtmäßig ist und wies eine Berufung der Umweltorganisation Friends of the Earth zurück.
Die Klage der Umweltgruppe scheiterte vor einem untergeordneten Gericht und wurde vom Court of Appeal in London in einem schriftlichen Urteil abgewiesen. Friends of the Earth hatte vor dem Berufungsgericht argumentiert, dass die Finanzierung des Projekts unter Führung des französischen Energieunternehmens Total Energies mit dem Pariser Klimaschutzabkommen nicht vereinbar sei. hlr
Le Monde – Afrika leidet unter Krieg in der Ukraine: Die Importpreise für Düngemittel in Afrika ziehen weiter an. Laut der französischen Entwicklungshilfeorganisation Agence Française de Développement (AFD) könnte dies die landwirtschaftliche Produktion des Kontinents weiter belasten.
Reuters – Die DR Kongo bereitet Bergbauvertrag mit China über sechs Milliarden Dollar vor: Die Demokratische Republik Kongo sieht in diesem Jahr eine Einigung über die Überarbeitung des Bergbauvertrags in China im Wert von sechs Milliarden US-Dollar vor. Der Vertrag sehe vor, Mineralien gegen Infrastruktur zu tauschen, schreibt die Nachrichtenagentur unter Berufung auf ein Interview mit Finanzminister Nicolas Kazadi.
Le Monde – UNO über Ernährungslage in der Sahelzone besorgt: Klimawandel, militärische Unsicherheit, Inflation und Nahrungsmittelknappheit verschlechtern die Ernährungssituation in den Ländern des Sahel, analysieren die Vereinten Nationen in einer Studie. Die Länder der Region stünden vor “multidimensionalen Herausforderungen”.
Bloomberg – Volkswirte sehen Risiko einer Rezession in Südafrika: Das Risiko, dass die südafrikanische Wirtschaft in eine Rezession abrutscht, ist gegenüber November von 35 auf 45 Prozent gestiegen. Dies hat eine Umfrage unter führenden Volkswirten in Südafrika ergeben, die die Nachrichtenagentur regelmäßig durchführt. Vor allem die häufigen Stromausfälle im Land verdüstern demnach die Wirtschaftsaussichten.
WSJ – Geheimer Stopp eines russischen Schiffs in Südafrika: Ein russisches Handelsschiff, dessen Eigner angeblich Waffen für die russische Regierung transportiert hat, schaltete im vergangenen Monat seinen Transponder aus, bevor es heimlich an Südafrikas größtem Marinestützpunkt anlegte.
This Day – Börse Lagos geht gegen sexualisierte Gewalt vor: Die nigerianische Börse Nigerian Exchange Group (NGX) in Lagos geht mit Unterstützung der International Finance Corporation (IFC), einem Unternehmen der Weltbank-Gruppe, gegen geschlechtsspezifische Gewalt und Belästigung am Arbeitsplatz vor. Dies berichtet die nigerianische Tageszeitung This Day.
Le Monde – Autounfälle sind häufigste Todesursache für junge Afrikaner: Mangelhafte Verkehrssicherheit ist die häufigste Todesursache für Afrikaner im Alter zwischen bis 29 Jahren. Doch die Staaten des Kontinents ergreifen laut einer französischen Studie nur kurzfristige Maßnahmen, die keine dauerhafte Verbesserung bewirken.
Christoph Evard hätte eine Karriere in einem der großen Finanzzentren offen gestanden, bei einem Private-Equity-Fonds in London oder einer Investmentbank in New York. Am Finanzplatz Frankfurt wäre er mit Sicherheit rasch aufgestiegen. Geboren in Frankfurt hat Christoph Evard in Basel studiert und Auslandserfahrungen in China, Lateinamerika und den USA gesammelt. Schließlich hat er einen Master im Finanzwesen an der renommierten Universität Columbia in New York abgelegt. Leute wie er werden gesucht und umworben.
All die üblichen Berufswege, die ihm offenstanden, hat er ausgeschlagen und ist bei Kibo Capital, einem mittelständischen Private-Equity-Fonds in Kenias Hauptstadt Nairobi eingestiegen, den das in Mauritius ansässige Unternehmen Ciel Group gegründet hatte.
“Ich habe bei der Deutschen Bank in Frankfurt gearbeitet, im Bereich M&A”, sagt Evard. Bei Fusionen und der Übernahme von Unternehmen hat er beraten und die Finanzierung dieser Transaktionen auf die Beine gestellt. “Aber ich habe mich immer schon für die Schwellenländer interessiert.” Vor allem die Finanzierung von Unternehmen durch Eigenkapital hat ihn in diesen Ländern gereizt, ein Bereich, der in vielen dieser Länder wenig entwickelt ist.
Auch in Afrika ist der Bedarf groß. In Nordafrika und in Südafrika gehen Unternehmensfinanzierungen noch ganz gut. Dort haben die Kapitalmärkte die notwendige Tiefe und Vielfalt. Doch zwischen Sahelzone und Sambesi ist die Finanzierung von Unternehmen nach wie vor schwierig. “Sowohl die Märkte für Fremdkapital wie auch die für Eigenkapital sind in großen Teilen Afrikas dünn”, sagt Evard.
Und so ging der Banker zur DEG Invest, einer Tochtergesellschaft der KfW, die auf Finanzierungen in Schwellenländern spezialisiert ist. Diese schickte ihn im Jahr 2008 nach Nairobi. Dort lernte er die Unternehmenslandschaft Ostafrikas kennen und die örtlichen Gegebenheiten. Nach fünf Jahren wechselte er zu Kibo Capital. Ohne Frage, das war ein Wagnis – aus einer geordneten Karriere im deutschen Finanzwesen zu einem damals noch jungen Investmentspezialisten.
Doch es gelang. Heute hat sich Kibo – der Name leitet sich übrigens vom höchsten Gipfel des Kilimandscharo, Afrikas höchstem Berg, ab – etabliert. Zehn Investmentexperten beschäftigt die Gesellschaft. Sie betreut 100 Millionen Dollar für Investoren aus Europa, den USA und auch aus Afrika und hat schon 17 Investments über zwei Fonds in afrikanische Unternehmen realisiert. Nun geht Kibo den nächsten Schritt und erweitert ihre Investitionsstrategie um zwei Evergreen-Plattformen, die sich auf Investitionen in den Gesundheits- und den Technologiebereich spezialisieren.
Ist es schwierig, Unternehmen in Afrika zu finden, in die er guten Gewissens das Geld investieren kann, das ihm die Investoren anvertrauen? “Es gibt so viele interessante Unternehmen”, sagt Evard. “Dabei spielen uns auch die großen Trends in Afrika in die Hände: eine steigende Bevölkerung, ein hohes Wirtschaftswachstum, die Digitalisierung, die Entwicklung vieler neuer Märkte.” Die Schwierigkeit sei eher, eine Investmentform zu finden, die auch zu den Investoren und den Unternehmen passe. Häufig beschränke sich Kibo deshalb nicht auf Eigenkapitalfinanzierungen, sondern investiere auf verschiedenen Wegen in die Unternehmen, auch mit Fremdkapital oder Vorzugsaktien.
Private-Equity-Fonds sind darauf spezialisiert, ihre Beteiligungen zu entwickeln und diese dann nach einigen Jahren zu einem höheren Wert zu verkaufen. Viele Fondsinitiatoren klagen immer wieder, wie schwierig es in Afrika sei, Käufer für Unternehmen zu finden. Doch Kibo Capital ist es sogar gelungen, eine Beteiligung an die Börse von Mosambiks Hauptstadt Maputo zu führen, einen Aktienmarkt, der selbst in Afrika zu den kleineren zählt. Auch an zwei IPOs an den Börsen auf Mauritius und in Kigali, der Hauptstadt von Ruanda, war Kibo schon beteiligt.
Mit seiner Familie lebt Evard seit 15 Jahren in Nairobi. Ein Kind wurde auch dort geboren. Die Familie bereut diese Entscheidung nicht einen Tag. “Wir haben hier ein phantastisches Leben”, sagt der Familienvater. Die Stadt habe sich sehr gut entwickelt. “Nairobi spielt heute in einer eigenen Liga”, sagt er. “Alle Unternehmen, die in Ostafrika aktiv werden wollen, sind hier vertreten.”
Dadurch biete die Stadt eine internationale Gemeinschaft mit einem interessanten Gesellschaftsleben, vielen Freizeitmöglichkeiten und einem Nationalpark direkt am Stadtrand. Obwohl die Stadt am Äquator liegt, ist das Klima angenehm und nicht tropisch, da die Stadt rund 1800 Meter hoch liegt. “Die Lebensqualität ist einmalig”, sagt Evard. “Aber man darf natürlich nicht vergessen, dass Kenia ein Schwellenland ist.”
Und noch etwas hat die Stadt zu bieten: eine eigene Eishalle. “Manchmal lädt die finnische Botschaft ein, dort Eishockey zu spielen”, schwärmt Evard. “Das macht schon Spaß.” Christian von Hiller