Security.Table CEO-Night: Mehr Agilität in der Verteidigung

Bei der Security.Table CEO-Night wurde mehr gesellschaftliche Verantwortung und agilere Zusammenarbeit zwischen Industrie und Militär gefordert. Kritik am bestehenden Vergabesystem für Rüstungsaufträge durch etablierte Konzerne prägte die Diskussion.

Diskutierte im Table-Café über die Zukunft der Rüstungswirtschaft: BDI-Hauptgeschäftsführerin Tanja Gönner, MBDA-Deutschlanched Thomas Gottschild und Airbus-Aufseher René Obermann. (Dirk Enters)

Airbus-Aufsichtsratschef René Obermann fordert ein Umdenken in Deutschland mit Blick auf Verteidigung und Rüstung. So plädiert er etwa für mehr Verantwortung in der Gesellschaft. Bei der Security.Table CEO-Night sagte er: „Jeder sollte einen Dienst tun, Männer und Frauen.“ Dabei pocht er auch auf die Unterstützung der deutschen Wirtschaft. „Es wäre gut, wenn Unternehmerinnen und Top-Manager sich öffentlich dafür aussprechen, dass es ein verpflichtendes einjähriges Engagement, entweder als Zivil- oder als Wehrdienst, geben muss.“ Thema am Abend war auch die generelle Notwendigkeit einer agileren Zusammenarbeit zwischen Industrie und Militär.

Letztere gestaltet sich vor allem für junge Technologiefirmen noch schwierig. Tom Segert, Geschäftsführer des Satellitenherstellers Berlin Space Technologies (BST), kritisierte die gängige Praxis, wonach Rüstungskonzerne (sogenannte Primes) kleinere Firmen an großen Aufträgen teilhaben lassen sollen. „Für Start-ups und KMUs ist es oft schwer, von Primes eingebunden zu werden.“ Segert plädierte stattdessen für eine Orientierung am US-amerikanischen Modell der Space Development Agency, die Aufträge in Tranchen an mehrere Firmen vergebe: „Wer die abarbeitet, kriegt neue Verträge. Wer die nicht abarbeitet, kriegt keine neuen Verträge.“ Das bestehende Vergaberecht schließe kleine Unternehmen strukturell aus, etwa durch finanzielle Sicherungsanforderungen: „Die erste Frage ist: ,Können Sie für ein Projektvolumen von einer Milliarde Euro eine Bankgarantie geben?´ Und damit ist man dann raus.“

BST, 2010 von TU-Absolventen gegründet, stellt Satelliten her und macht derzeit einen Jahresumsatz von 15 Millionen Euro mit rund 80 Mitarbeitern. Im kommenden Jahr will das Unternehmen eine Serienfertigung für bis zu 200 Satelliten jährlich starten. Bundeskanzler Friedrich Merz besuchte BST am 3. Dezember im Rahmen seines Antrittsbesuchs in Berlin gemeinsam mit dem Regierenden Bürgermeister Kai Wegner.

Thomas Gottschild, Geschäftsführer des Lenkflugkörperherstellers MBDA Deutschland, verteidigte hingegen das bestehende System für die Vergabe von Rüstungsaufträgen. „Vor Wettbewerb haben wir keine Angst“, betonte er und räumte zugleich ein: „Die Hürden sind natürlich hoch. Wir haben Vorteile, weil wir wissen, wie wir damit umgehen müssen – die neuen, jungen Unternehmen vielleicht nicht so sehr.“ Grundsätzlich seien die Ausschreibungen jedoch für alle zugänglich. Die Industrie benötigt vor allem langfristige Verträge, hieß es am Abend. Gleichwohl zeigten die etablierten Unternehmen ein Eigeninteresse an Start-ups, um Innovation zu treiben. Alex Hofmann, Wilhelmine Stenglin, Gabriel Bub

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Letzte Aktualisierung: 06. Dezember 2025