Stromnetzbetreiber: Bund vor Einstieg bei Tennet

13. Dezember 2025

Die Bundesregierung steht kurz vor dem Einstieg beim Stromnetzbetreiber Tennet Deutschland – und will sich damit Kontrolle über kritische Infrastruktur sichern. Der Bund will zunächst eine Sperrminorität von 25,1 Prozent erwerben, wie Table.Briefings aus Regierungskreisen bestätigt wurde.

Im ersten Schritt sollen bestehende Aktien der niederländischen Holding für drei bis vier Milliarden Euro gekauft werden. Im Haushalt 2026 sind Verpflichtungsermächtigungen von rund 7,6 Milliarden Euro eingeplant. Zuerst hatte Bloomberg über den fortgeschrittenen Stand der Verhandlungen berichtet. Auf Nachfrage wollte sich Tennet nicht zu den Vorgängen äußern.

Tennet-Deutschlandchef Tim Meyerjürgens kritisiert eine fehlende politische Kontinuität. Im Podcast Table.Today sagte er vor wenigen Tagen: „Deutschland kann sich keinen Richtungswechsel alle vier Jahre leisten.“ Als Übertragungsnetzbetreiber denke man „in Dekaden, nicht in Legislaturperioden“.

Das Timing für den Deal ist kein Zufall. Im September hatten bereits drei große institutionelle Investoren den Einstieg vereinbart: Der niederländische Pensionsfonds ABP über den Ableger APG, der singapurische Staatsfonds GIC und Norwegens Staatsfonds halten zusammen 46 Prozent.

Für die Bundesregierung geht es um mehr als Rendite. Ein staatlicher Einstieg könnte langfristig die Netzentgelte senken. Der Thinktank Dezernat Zukunft schätzt: Wäre der Bund mit 50 Prozent bei allen Übertragungsnetzbetreibern beteiligt und gäbe den Finanzierungskostenvorteil voll weiter, könnten jährlich rund zwei Milliarden Euro gespart werden. Der Bund kann sich günstiger refinanzieren als private Investoren.

Doch die Regierung denkt womöglich größer. Laut Regierungskreisen erwägt der Bund für die Zukunft sogar die Übernahme der Kontrollmehrheit bei Tennet Germany. Dafür würde ein Konsortium mit Investoren gebildet – gehandelt werden Namen wie Apollo, Blackstone oder Brookfield –, um weitere Anteile von den Niederlanden zu erwerben. Alex Hofmann

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Letzte Aktualisierung: 13. Dezember 2025