Rente: Reiches Beraterkreis macht eigene Reformvorschläge. Der erst in der vergangenen Woche von Katherina Reiche eingerichtete Ökonomen-Beraterkreis plädiert in einem Impulspapier dafür, das Renteneintrittsalter automatisch an die Lebenserwartung zu koppeln. Dem Vorschlag der Ökonomen Veronika Grimm, Justus Haucap, Stefan Kolev und Volker Wieland zufolge sollen zwei Drittel der gewonnenen Jahre der Erwerbsarbeit und ein Drittel dem Ruhestand zugutekommen. Ab 2030 müsste das Eintrittsalter demnach alle zehn Jahre um ein halbes Jahr steigen.
Die Haltelinie von 48 Prozent soll neu justiert werden, indem die Arbeitszeit des für die Berechnung zugrunde gelegten Standardrentners von 45 auf 47 Beitragsjahre angehoben wird. Rentenerhöhungen sollen an die Preis- statt an die Lohnentwicklung gebunden werden. Der sogenannte Nachhaltigkeitsfaktor in der Rentenformel soll wieder eingesetzt, die Rente mit 63 abgeschafft und die Mütterrente nicht ausgeweitet werden.
Ein zweiter Schwerpunkt des Papiers liegt auf der kapitalgedeckten Vorsorge. Den Ökonomen zufolge sollen künftig alle Erwerbstätigen verpflichtend in staatlich zertifizierte, breit gestreute Fonds einzahlen, mit der Möglichkeit, per Opt-out in private Angebote zu wechseln. Die Einbeziehung weiterer Gruppen wie Beamter oder Selbständiger in die gesetzliche Rente lehnen die Autoren dagegen ab, da dies das demografische Problem nicht löse. Die Vorschläge der Reiche-Berater sind auch ein Affront gegen Arbeitsministerin Bärbel Bas, die im kommenden Jahr eine Expertenkommission für eine Rentenreform einsetzen möchte. Maximilian Stascheit