Deutschland droht seine Pionierrolle beim industriellen 3D-Druck zu verlieren. Das Verfahren ermöglicht es, Bauteile Schicht für Schicht schneller und ressourcenschonender herzustellen. Erste Maschinen, Werkstoffe und Konstruktionssoftware für den 3D-Druck wurden in Deutschland entwickelt. Firmen wie EOS aus Bayern, SLM Solutions aus Lübeck oder Siemens haben die Technologie, die zum Beispiel auch bei militärischen Drohnen zum Einsatz kommt, entscheidend vorangebracht. Doch während andere Länder längst nationale Strategien verfolgen, herrscht in Berlin Kompetenzgerangel zwischen Wirtschafts- und Forschungsministerium.
Die USA, China oder Singapur haben den industriellen 3D-Druck bereits als Teil ihrer nationalen Sicherheitsinteressen erkannt. Siemens-Manager Karsten Heuser fordert das im Gespräch mit Table.Briefings auch für Deutschland: „Die Additive Fertigung ist längst Teil nationaler Sicherheit. Andere Länder haben das erkannt – auch wir müssen handeln, um unsere technologische Souveränität zu sichern .“ Der Krieg in der Ukraine zeigt, wie relevant die Technik bereits ist – dort werden Drohnen und Ersatzteile direkt an der Front gedruckt.
Heuser warnt: „Wir haben drei bis fünf Jahre Zeit, sonst droht uns die Abhängigkeit von ausländischen Herstellern.“ Nach Ansicht der Industrie geht es dabei nicht um neue Anschubfinanzierungen, sondern um eine konzertierte nationale Aktion, die Forschung, Unternehmen und Politik enger zusammenführt. Alexander Wiedmann