sollte Donald Trump im November erneut zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt werden, könnte er seinen Abschiebefantasien freien Lauf lassen – und die US-Armee gegen Migranten einsetzen, die illegal ins Land gekommen sind, berichtet meine Kollegin Nana Brink. Bereits mehrfach hat Trump während seiner Amtszeit versucht, den “Posse Comitatus Act”, der den Einsatz der Streitkräfte im Inneren verbietet, zu umgehen. Eine künftige Regierung Trump könnte diesen Act aushebeln. Die Frage bleibt, ob das Militär den Anweisungen Folge leisten wird.
Internationale Friedenseinsätze werden zunehmend verdrängt, vor allem in Afrika. Militär- und Sicherheitsunternehmen wie die russische Wagner-Gruppe rücken mit größter Brutalität nach. Klar ist: Kurzfristig wird sich an der Lage nichts ändern. Im Standpunkt beschreibt Andreas Wittkowsky vom Zentrum für Internationale Friedenseinsätze jedoch vier Ansätze, wie der destabilisierenden Wirkung dieser Gruppierungen langfristig entgegengewirkt werden kann.
Der Vize-Präsidentschaftskandidat der Republikaner J.D. Vance hat ein Lieblingsthema in seiner Kampagne: die Ausweisung von illegal eingereisten Immigranten. Ginge es nach ihm, würden sie massenhaft abgeschoben. Mithilfe des US-Militärs. Er wiederholt damit, was Ex-Präsident Donald Trump seit Jahren fordert: “Wenn sich eine Stadt oder ein Staat weigern, die zum Schutz des Lebens und Eigentums seiner Einwohner notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, werde ich das Militär der Vereinigten Staaten einsetzen.”
De facto ist der Einsatz des Militärs im Inneren verboten. Aber Trump könnte sich als Präsident darüber hinwegsetzen, so der Militärexperte Sean McFate, Professor an der National Defense University in Washington D.C.: “Die Gefahr ist real.” Für Mike Zamore, Direktor für Politik bei der Bürgerrechtsorganisation American Civil Liberties Union, steht fest, dass sich Trump in seiner zweiten Amtszeit “unverwundbar” fühlen wird. “Er würde eine beispiellose Herausforderung für unsere verfassungsmäßigen Werte darstellen.”
Der “Posse Comitatus Act” verbietet es dem Präsidenten grundsätzlich, das Militär im Inneren einzusetzen, vor allem gegen Zivilisten. Davon ausgenommen ist die National Guard, die rund 440.000 Mitglieder zählt. Sie untersteht in der Regel dem jeweiligen Gouverneur eines Bundesstaates und wird normalerweise in Katastrophenfällen eingesetzt. Das Pentagon kann über die Kräfte in Friedenszeiten nicht verfügen. Der Präsident kann die Nationalgarde allerdings zur Unterstützung des Militärs bei Auslandseinsätzen beordern, wie im Irak und in Afghanistan erfolgt.
Als Präsident hat Donald Trump mehrfach versucht, diese Regeln zu umgehen, zum Beispiel bei den Protesten nach dem Tod von George Floyd 2020 in Washington. Die National Guard der Hauptstadt Washington untersteht dem Befehl des Präsidenten, da die Hauptstadt kein Staat ist. Anfang Juni 2020 bat Trump Gouverneure von ihm gewogenen Staaten, ebenfalls Einheiten der National Guard nach Washington zu schicken, was auch geschah. Eine rechtliche Grauzone.
Die einzige Rechtsgrundlage dafür wäre der “Insurrection Act”, den Trump damals nicht ausgelöst hatte. Dieses Gesetz erlaubt es dem Präsidenten, Einheiten der Streitkräfte im Inneren einzusetzen, um “einen Aufstand niederzuschlagen”. Das Gesetz fand seine letzte Anwendung während der Unruhen von 1992, als der Gouverneur von Kalifornien um Hilfe des Bundes gebeten hatte.
Nach Ansicht von Joseph Nunn vom Brennan Center for Justice an der New York University of Law hat Trump schon 2020 eine Grenze überschritten. Als Präsident habe er wiederholt ein “Interesse gezeigt, auch den Insurrection Act zu benutzen, um die Proteste der Black Lives Matter Bewegung zu unterdrücken”. Rechtswissenschaftler Nunn sieht die Gefahr bei einer erneuten Präsidentschaft Trumps, dass er das Militär “als seine eigene Polizei nutzen wird”. Die NGO Citiziens for Responsibility and Ethics (CREW) in Washington kommt zu einem ähnlichen Schluss. Im Zeitraum von Januar 2013 bis April 2024 hat CREW 13.000 Posts von Trump auf seinem Social-Media-Kanal Truth Social ausgewertet. In 15 Fällen plädierte Trump für den Einsatz von Militäreinheiten gegen Immigranten, Obdachlose oder Demonstranten.
Trumps Äußerungen sind nicht aus der Luft gegriffen, sondern finden sich in dem “Project 2025” wieder. Dieser Plan, ausgearbeitet von der rechtskonservativen Heritage Foundation in Washington, gilt als Blaupause für eine Machtübernahme Trumps. Einer der Koautoren, Russell Vought, ein ehemals hochrangiger Regierungsbeamter in der Trump Administration, sprach sich für den Einsatz des Militärs gegen mögliche Proteste schon bei der Inauguration aus. Der republikanische Politiker Ken Cuccinelli, Ex-Leiter der US-Einwanderungs- und Ausländerbehörde, formulierte konkrete Anweisungen für einen solchen Einsatz. Als Anwalt arbeitet er für den erzkonservativen Thinktank Center vor Renewing America, ebenfalls Teil des “Projekt 2025”.
Für Rechtsexperte Nunn ist klar, dass der “Insurrection Act” von einer künftigen Regierung Trump ausgehebelt werden soll: “Der Zweck dieses Gesetzes besteht darin, auf plötzliche Notfälle zu reagieren.” Wenn man schon Monate im Voraus plane, “bedeutet das einen Missbrauch des Gesetzes”.
Wie aber würde das Militär reagieren, immerhin ist der Präsident der oberste Befehlshaber? Keiner der von Table.Briefings angefragten hochrangigen Militärs wollte sich dazu äußern. Der damalige Generalstabschef der US-Streitkräfte, Mark Milley, handelte sich viel Kritik ein, als er nach den Protesten im Juni 2020 neben Trump in Uniform stand. “Ich hätte nicht dort sein sollen”, entschuldigte er sich öffentlich. Seine Anwesenheit habe den Eindruck erweckt, das Militär sei in innenpolitische Angelegenheiten verwickelt.
Militärexperte McFate ist sich sicher, dass sich die Spitze der US-Streitkräfte nicht instrumentalisieren lassen wird. “Sie werden sagen, – Ihr müsst das regeln. Wir werden das Militär nicht involvieren.” Karin Johnston, Politikwissenschaftlerin an der School of International Service der University of Maryland, ist da skeptisch. Trump könnte in seiner Amtszeit ihm ergebene Militärs einsetzen: “Früher waren Ex-Militärs in der Regierung, die einen Einsatz des Militärs verhindert hätten, aber jetzt könnte das anders sein.”
Die Kritik ist umfassend und nimmt grundsätzliche Defizite im neuen Prestigeprogramm der EU ins Visier: In seiner Stellungnahme fordert der Europäische Rechnungshof eine “solidere Gestaltung” des Programms für die Europäische Verteidigungsindustrie (EDIP). Die Prüfer sehen das Risiko, dass mit dem vorgeschlagenen Budget von 1,5 Milliarden Euro die ehrgeizigen Ziele des Programms nicht erreicht werden könnten. Hervorgehoben wird auch die Gefahr, dass die knappen Ressourcen der EU auf zu viele unterschiedliche Projekte verteilt würden, die keinen messbaren Mehrwert auf europäischer Ebene hätten.
Die Prüfer fordern EU-Parlament und Rat auf, bei der Verteilung der Mittel klare Prioritäten zu setzen, um eine Verzettelung der knappen Gelder zu vermeiden. Die Gesetzgeber werden zudem aufgefordert, klarer zu definieren, was mit “gemeinsamen Beschaffungen” und “Maßnahmen zur Stärkung der industriellen Basis” genau gemeint sei. Bezüglich Artikel 15 des Vorschlags zu Beschaffungen von gemeinsamem Interesse monieren die Prüfer, dass europäische Projekte wie ein Flugabwehrschirm den Horizont von EDIP mit der zweijährigen Umsetzungsperiode sprengen würden. Nötig sei deshalb eine langfristige Finanzierungsstrategie im Rahmen des nächsten mehrjährigen Finanzrahmens (MFR).
Teil der EDIP-Verordnung ist auch das Unterstützungsinstrument für die Ukraine, um insbesondere die Rüstungsindustrie dort zu stärken. Die Prüfer bemängeln hier, dass dafür keine feste Finanzausstattung vorgesehen ist. Es gibt zwar die grundsätzliche Vereinbarung der EU-Staaten, die Gewinne aus der Anlage eingefrorener russischer Staatsbankgelder zu einem guten Teil für das Instrument zu verwenden. Für die Prüfer ist aber unter anderem wegen Ungarns wiederholten Vetodrohungen unklar, in welcher Höhe und über welchen Zeitraum diese Finanzierungsquelle tatsächlich genutzt werden kann.
Die Prüfer fordern die Gesetzgeber grundsätzlich auf, die Bestimmungen zur Rechenschaftspflicht klarer zu formulieren und zu schärfen. Thema in der 40-seitigen Stellungnahme mit einer Reihe von Empfehlungen ist auch der neue Posten des EU-Verteidigungskommissars. Das Interesse und die Bereitschaft der Mitgliedstaaten zur Zusammenarbeit würden ausschlaggebend für Erfolg oder Misserfolg der Bemühungen sein, die europäische Rüstungsindustrie hochzufahren.
“Die Kritik des Rechnungshofes sollte sehr ernst genommen werden”, sagt die EU-Abgeordnete Marie-Agnes Strack-Zimmermann gegenüber Table.Briefings. Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses (SEDE) im EU-Parlament fordert eine gesamteuropäische Sicherheitsstrategie, die zudem deutlich artikuliert werden müsse. Ohne diese Voraussetzung werde es schwierig, die Mitgliedstaaten davon zu überzeugen, der EU finanzielle Ressourcen bereitzustellen. Schließlich sei Verteidigung Sache der Mitgliedstaaten.
Laut Strack-Zimmermann stellt sich die Frage, wo die EU konkret 2027 bei der Verteidigung und der Resilienz stehen wolle. “Es braucht Gespräche mit den Ländern, inwieweit sie bereit sind, Kompetenzen abzugeben”, so die SEDE-Vorsitzende. Das sei die Aufgabe des neuen Verteidigungskommissars. Darauf aufbauend könne ein Finanzbedarf erarbeitet werden, der aber realistisch sein müsse. Einfach eine Zahl in den Raum zu stellen, werde einzelne Nationen schwerlich überzeugen, ihren Teil dazu beizutragen. Die Mitgliedstaaten müssten Europa als Chance sehen. Nicht jedes Land müsse militärisch alles können. Umso wichtiger sei es jetzt eine klare, militärische Strategie auf die Beine zu stellen.
Das jüngste Nato-Mitglied Schweden will bereits im kommenden Jahr zu Lande, zu Wasser und in der Luft militärisch im Bündnis auch außerhalb des eigenen Landes aktiv werden. Die Regierung in Stockholm legte am Montag einen Gesetzesentwurf vor, der die Beteiligung der schwedischen Streitkräfte sowohl an multinationalen Landstreitkräfte-Einheiten der Allianz im Baltikum als auch an stehenden Marineverbänden und der Luftraumüberwachung vorsieht.
Konkret sehen die Planungen der Regierung und der Gesetzentwurf vor, dass sich Schweden mit Bodentruppen an einer Nato-Battlegroup in Lettland beteiligt. Kriegsschiffe der schwedischen Marine sollen in die dauerhaften Einsatzverbände mit Kampfschiffen und Minenabwehreinheiten (Standing Nato Maritime Group und Standing Nato Mine Counter Measures Group) entsandt werden. Für die Sicherung des Luftraums der Allianz sollen Kampfjets in die Luftverteidigung des Bündnisses integriert werden.
Die Regelung, die ab dem kommenden Jahr gelten soll, “wird Schweden in die Lage versetzen, einen glaubwürdigen, zuverlässigen und gemeinsamen Beitrag zur Abschreckung der Nato zu leisten”, sagte Verteidigungsminister Pål Jonson bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mehrerer Kabinettsmitglieder. “Es ist sowohl für unsere Glaubwürdigkeit in der Nato als auch für Schwedens eigene Sicherheit von entscheidender Bedeutung, dass die schwedischen Streitkräfte in der Lage sind, sich an solchen Operationen zu beteiligen”, ergänzte Andreas Carlson, Minister für Infrastruktur und Wohnungsbau.
Das skandinavische Land war erst im Frühjahr dieses Jahres dem Bündnis beigetreten und hatte damit eine Abkehr von Jahrhunderten militärischer Neutralität vollzogen. Auch wenn die schwedischen Streitkräfte bereits zuvor eng mit der Nato zusammenarbeiteten, war der Einsatz der Soldaten und Soldatinnen in der Regel auf das eigene Territorium begrenzt, mit Ausnahme von UN-Missionen. tw
Aktien des Rüstungskonzern Rheinmetall sind bei Frauen beliebter als bei Männern. Während die Aktie bei Frauen auf Platz zwei liegt, rangiert sie bei Männern erst auf Platz neun. Zu diesem Schluss kommt das Portal Börsen-Parkett in seiner jüngsten Studie zum Verhalten von Anlegerinnen. Diese Analyse überrascht, denn Frauen investieren in der Regel mehr in soziale und ökologische Aktien und Fonds. “Im vergangenen Jahr waren knapp 42 Prozent der börsengehandelten Indexfonds in den Portfolios von Anlegerinnen als nachhaltig klassifiziert, während der Anteil bei den Anlegern nur bei 37,6 Prozent lag”, heißt es in der Studie.
Zur Erklärung wird in der Studie Regina Schickinger, Gründerin und Geschäftsführerin des Online-Magazins Frauen Investieren, befragt. Sie vermutet, dass Frauen ihre Anlagestrategien angesichts der aktuellen geopolitischen Entwicklung verändert haben: “Diese Beteiligungen sind pragmatischer Natur, da die Rüstungsindustrie von den erhöhten Verteidigungsetats profitiert.” Frauen hätten weniger Berührungsängste als vermutet, schreibt die Börsenexpertin. Sie neigten dazu, ihr Portfolio auch in Bereiche auszuweiten, die “traditionell als weniger nachhaltig gelten, um ein ausgewogenes Risiko-Ertrags-Verhältnis zu erzielen”.
Vor dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine haben noch mehr als die Hälfte der Deutschen angegeben, sie würden ihr Geld nicht in Fonds investieren, die auch Aktien von Rüstungsunternehmen in ihrem Portfolio haben. Diese Haltung scheint sich geändert zu haben. In Europa streitet man sich schon lange darüber, ob Rüstungsunternehmen unter bestimmten Bedingungen als “nachhaltig” gelten können. Vor einem Jahr forderten die europäischen Verteidigungsminister die Finanzwirtschaft auf, “Diskriminierungen des Verteidigungssektors abzubauen”. nana
Am Rande eines Kurzbesuchs am künftigen Stationierungsort der Panzerbrigade 45 in Litauen haben Mitglieder des Haushaltsausschusses die Regierung aufgefordert, den geplanten Einsatz mit einem Bundestagsbeschluss abzusichern.
Wie es aus Teilnehmerkreisen hieß, gebe es im Ausschuss trotz der zusätzlichen Kosten große Sympathie, auch bei Vertretern der Union. Aber es gebe auch kritische Stimmen, “die dringend empfehlen, dass die Verlegung eine Verankerung im Parlament bekommt”. Formal handele es sich zwar nicht um einen Auslandseinsatz, bei dem das zwingend wäre. Trotzdem gehe es “um eine sehr wesentliche Entscheidung für die Parlamentsarmee”, hieß es.
Bis heute gibt es keine formale Entscheidung des Kabinetts oder des Bundestags. Die Stationierung geht auf eine Vereinbarung zwischen Kanzler Olaf Scholz und dem litauischen Präsidenten Gitanas Nausėda zurück, die Verteidigungsminister Boris Pistorius nun Schritt für Schritt umsetzt. Das BMVg hat inzwischen aber erklärt, dass die Stationierung – vereinbart in einem Regierungsabkommen – per Gesetz ratifiziert werden muss. Dieses wird aktuell vorbereitet und soll Anfang 2025 durch den Bundestag beschlossen werden. Stefan Braun
Welt: Nato fordert 49 weitere Kampftruppen-Brigaden. Die “Minimum Capability Requirements” (MCR), die von US-General Christopher Cavoli und dem französischen Admiral Pierre Vandier, den beiden höchsten militärischen Befehlshabern der Allianz, festgelegt wurden, beinhalten eine Reihe zusätzlicher Anforderungen an die Mitgliedstaaten. Während im Jahr 2021 noch 82 Kampftruppen-Brigaden als ausreichend galten, sollen es künftig 131 sein. Dies bedeutet eine Erhöhung um 49 dieser Großverbände, die in der Bundeswehr jeweils eine Stärke von etwa 5.000 Soldaten haben.
Wall Street Journal: Putin’s ‘Merchant of Death’ Is Back in the Arms Business. This Time Selling to the Houthis. Vor etwa zwei Jahren wurde der russische Waffenhändler Wiktor But im Austausch gegen den US-Basketballstar Brittney Griner freigelassen. Nun soll er wieder im internationalen Waffenhandel aktiv sein. But, der auch als “Händler des Todes” bekannt ist, versucht angeblich, den Verkauf von Kleinwaffen an die vom Iran unterstützten Huthi-Milizen im Jemen zu vermitteln.
Pragmaticus: Kann sich Europa selbst verteidigen? Auf dem Papier sind die Europäer den Russen militärisch überlegen. Blickt man auf die Wirklichkeit, sieht es anders aus. Waffensysteme sind zum Teil 70 Jahre alt und stehen seit Jahren in Lagerhallen. Bei modernen Raketen und Drohnen ist Europa den Russen heillos unterlegen.
ZOIS: Wie die georgische Regierungspartei “Georgischer Traum” ihre Wähler mobilisiert. Am 26. Oktober dieses Jahres steht in Georgien eine entscheidende Parlamentswahl an. Es geht dabei nicht nur um die Wahl einer neuen Regierung. Die Wähler entscheiden auch über die Zukunft des Landes, den russischen Einfluss oder einer europäischen Perspektive. Die georgische Regierung fährt eine beispiellose Kampagne und stilisiert die Wahl zu einem Votum, bei dem es um nichts weniger als die Rettung des Landes vor dem völligen Zerfall gehe.
Meduza: Russia’s 2025 federal budget outlines record military and ‘top secret’ spending – and tax hikes for ordinary citizens. Russlands Bundeshaushalt für 2025 sieht Rekordausgaben für das Militär und streng geheime Ausgaben vor. Die Bürger müssen sich auf Steuererhöhungen gefasst machen. Der neue Haushaltsentwurf macht fast 142 Milliarden Dollar für die Verteidigung aus. Dies entspricht einer Steigerung von 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Zunehmend werden internationale Friedenseinsätze aus dem Geschäft gedrängt – am gravierendsten in Mali, Niger und Burkina Faso. Dabei fällt einem bestimmten Typus von Militär- und Sicherheitsunternehmen (MSCs) die Rolle als Spoiler und Brandbeschleuniger zu. Insbesondere die russische Gruppe Wagner und ihre Auffangorganisation Afrika-Korps stechen hier hervor. Von den autoritären Putschistenregimes werden sie für ihr robustes Vorgehen geschätzt. Die MSCs und der russische Staat hinter ihnen pochen auch nicht auf Demokratie und Menschenrechte, Good Governance oder staatliche Anti-Korruptionsprogramme.
Die Einsatzländer deklarieren ihren Kurswechsel als ultimative Demonstration ihrer Souveränität. Dagegen ist es offensichtlich, dass es den russischen Sicherheitspartnern um die Stärkung ihres geopolitischen Einflusses und die Verdrängung des Westens aus Afrika geht. Ihr Einsatz gegen Rebellengruppen, vermutete Terroristen und Oppositionelle ist zudem regelmäßig von Berichten über Gräueltaten gegen die Zivilbevölkerung begleitet.
Intransparenz ist dabei ein gezielt eingesetztes Instrument, um die äußere Einmischung zu bestreiten (Prinzip der “plausible deniability”). Zwar gibt es ein internationales Regelwerk, doch ist dieses sehr schwach, denn seine Umsetzung ist vom Willen der beteiligten Staaten, nationales Recht zu setzen und durchzusetzen, abhängig. Diese Voraussetzung fehlt in vielen aktuellen Konflikten.
Die russische Gruppe Wagner sticht hier besonders hervor. Ihre Einsatzgebiete lagen überall dort, wo Moskau seinen geopolitischen Einfluss stärken, aber eine direkte Intervention bestreiten wollte. Kein anderes der rund 40 russischen MSCs schickte in vergleichbarem Umfang Personal in Kampfeinsätze. Die personellen Verbindungen zu russischen Sicherheitskräften waren eng, die russischen Streitkräfte unterstützten die Gruppe auch logistisch. Wo immer Wagner militärisch eingriff, folgten bald Berichte über exzessive Brutalitäten, Folter, Vergewaltigungen und Hinrichtungen.
Nach der Prigoshin-Meuterei im Juli 2023 wurde das Konglomerat offiziell zerschlagen. Das russische Verteidigungsministerium gründete das Afrika-Korps als Auffanggesellschaft, womit es eindeutig staatlicher Natur ist. Doch weiterhin operiert Wagner zumindest teilweise unter eigener Flagge. Auf den Bildern eines Hinterhalts, bei dem Tuareg-Rebellen im Juli rund 80 russische Uniformträger im Norden Malis töteten, sind Wagner-Insignien klar zu erkennen.
Friedenseinsätze können mit der Bereitschaft der russischen MSCs, das eigene Personal aktiv in Kampfhandlungen zu schicken, nicht konkurrieren. Kurzfristig lässt sich daran nichts ändern. Dennoch gibt es vier Ansätze, den destabilisierenden Wirkungen dieser geopolitischen Spoiler entgegenzuwirken:
Andreas Wittkowsky ist beim Zentrum für Internationale Friedenseinsätze (ZIF) verantwortlich für Einsatzwissen und Missionsmonitoring. Zuvor war er Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde und mehrere Jahre für die UN im Einsatz in Kosovo.
sollte Donald Trump im November erneut zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt werden, könnte er seinen Abschiebefantasien freien Lauf lassen – und die US-Armee gegen Migranten einsetzen, die illegal ins Land gekommen sind, berichtet meine Kollegin Nana Brink. Bereits mehrfach hat Trump während seiner Amtszeit versucht, den “Posse Comitatus Act”, der den Einsatz der Streitkräfte im Inneren verbietet, zu umgehen. Eine künftige Regierung Trump könnte diesen Act aushebeln. Die Frage bleibt, ob das Militär den Anweisungen Folge leisten wird.
Internationale Friedenseinsätze werden zunehmend verdrängt, vor allem in Afrika. Militär- und Sicherheitsunternehmen wie die russische Wagner-Gruppe rücken mit größter Brutalität nach. Klar ist: Kurzfristig wird sich an der Lage nichts ändern. Im Standpunkt beschreibt Andreas Wittkowsky vom Zentrum für Internationale Friedenseinsätze jedoch vier Ansätze, wie der destabilisierenden Wirkung dieser Gruppierungen langfristig entgegengewirkt werden kann.
Der Vize-Präsidentschaftskandidat der Republikaner J.D. Vance hat ein Lieblingsthema in seiner Kampagne: die Ausweisung von illegal eingereisten Immigranten. Ginge es nach ihm, würden sie massenhaft abgeschoben. Mithilfe des US-Militärs. Er wiederholt damit, was Ex-Präsident Donald Trump seit Jahren fordert: “Wenn sich eine Stadt oder ein Staat weigern, die zum Schutz des Lebens und Eigentums seiner Einwohner notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, werde ich das Militär der Vereinigten Staaten einsetzen.”
De facto ist der Einsatz des Militärs im Inneren verboten. Aber Trump könnte sich als Präsident darüber hinwegsetzen, so der Militärexperte Sean McFate, Professor an der National Defense University in Washington D.C.: “Die Gefahr ist real.” Für Mike Zamore, Direktor für Politik bei der Bürgerrechtsorganisation American Civil Liberties Union, steht fest, dass sich Trump in seiner zweiten Amtszeit “unverwundbar” fühlen wird. “Er würde eine beispiellose Herausforderung für unsere verfassungsmäßigen Werte darstellen.”
Der “Posse Comitatus Act” verbietet es dem Präsidenten grundsätzlich, das Militär im Inneren einzusetzen, vor allem gegen Zivilisten. Davon ausgenommen ist die National Guard, die rund 440.000 Mitglieder zählt. Sie untersteht in der Regel dem jeweiligen Gouverneur eines Bundesstaates und wird normalerweise in Katastrophenfällen eingesetzt. Das Pentagon kann über die Kräfte in Friedenszeiten nicht verfügen. Der Präsident kann die Nationalgarde allerdings zur Unterstützung des Militärs bei Auslandseinsätzen beordern, wie im Irak und in Afghanistan erfolgt.
Als Präsident hat Donald Trump mehrfach versucht, diese Regeln zu umgehen, zum Beispiel bei den Protesten nach dem Tod von George Floyd 2020 in Washington. Die National Guard der Hauptstadt Washington untersteht dem Befehl des Präsidenten, da die Hauptstadt kein Staat ist. Anfang Juni 2020 bat Trump Gouverneure von ihm gewogenen Staaten, ebenfalls Einheiten der National Guard nach Washington zu schicken, was auch geschah. Eine rechtliche Grauzone.
Die einzige Rechtsgrundlage dafür wäre der “Insurrection Act”, den Trump damals nicht ausgelöst hatte. Dieses Gesetz erlaubt es dem Präsidenten, Einheiten der Streitkräfte im Inneren einzusetzen, um “einen Aufstand niederzuschlagen”. Das Gesetz fand seine letzte Anwendung während der Unruhen von 1992, als der Gouverneur von Kalifornien um Hilfe des Bundes gebeten hatte.
Nach Ansicht von Joseph Nunn vom Brennan Center for Justice an der New York University of Law hat Trump schon 2020 eine Grenze überschritten. Als Präsident habe er wiederholt ein “Interesse gezeigt, auch den Insurrection Act zu benutzen, um die Proteste der Black Lives Matter Bewegung zu unterdrücken”. Rechtswissenschaftler Nunn sieht die Gefahr bei einer erneuten Präsidentschaft Trumps, dass er das Militär “als seine eigene Polizei nutzen wird”. Die NGO Citiziens for Responsibility and Ethics (CREW) in Washington kommt zu einem ähnlichen Schluss. Im Zeitraum von Januar 2013 bis April 2024 hat CREW 13.000 Posts von Trump auf seinem Social-Media-Kanal Truth Social ausgewertet. In 15 Fällen plädierte Trump für den Einsatz von Militäreinheiten gegen Immigranten, Obdachlose oder Demonstranten.
Trumps Äußerungen sind nicht aus der Luft gegriffen, sondern finden sich in dem “Project 2025” wieder. Dieser Plan, ausgearbeitet von der rechtskonservativen Heritage Foundation in Washington, gilt als Blaupause für eine Machtübernahme Trumps. Einer der Koautoren, Russell Vought, ein ehemals hochrangiger Regierungsbeamter in der Trump Administration, sprach sich für den Einsatz des Militärs gegen mögliche Proteste schon bei der Inauguration aus. Der republikanische Politiker Ken Cuccinelli, Ex-Leiter der US-Einwanderungs- und Ausländerbehörde, formulierte konkrete Anweisungen für einen solchen Einsatz. Als Anwalt arbeitet er für den erzkonservativen Thinktank Center vor Renewing America, ebenfalls Teil des “Projekt 2025”.
Für Rechtsexperte Nunn ist klar, dass der “Insurrection Act” von einer künftigen Regierung Trump ausgehebelt werden soll: “Der Zweck dieses Gesetzes besteht darin, auf plötzliche Notfälle zu reagieren.” Wenn man schon Monate im Voraus plane, “bedeutet das einen Missbrauch des Gesetzes”.
Wie aber würde das Militär reagieren, immerhin ist der Präsident der oberste Befehlshaber? Keiner der von Table.Briefings angefragten hochrangigen Militärs wollte sich dazu äußern. Der damalige Generalstabschef der US-Streitkräfte, Mark Milley, handelte sich viel Kritik ein, als er nach den Protesten im Juni 2020 neben Trump in Uniform stand. “Ich hätte nicht dort sein sollen”, entschuldigte er sich öffentlich. Seine Anwesenheit habe den Eindruck erweckt, das Militär sei in innenpolitische Angelegenheiten verwickelt.
Militärexperte McFate ist sich sicher, dass sich die Spitze der US-Streitkräfte nicht instrumentalisieren lassen wird. “Sie werden sagen, – Ihr müsst das regeln. Wir werden das Militär nicht involvieren.” Karin Johnston, Politikwissenschaftlerin an der School of International Service der University of Maryland, ist da skeptisch. Trump könnte in seiner Amtszeit ihm ergebene Militärs einsetzen: “Früher waren Ex-Militärs in der Regierung, die einen Einsatz des Militärs verhindert hätten, aber jetzt könnte das anders sein.”
Die Kritik ist umfassend und nimmt grundsätzliche Defizite im neuen Prestigeprogramm der EU ins Visier: In seiner Stellungnahme fordert der Europäische Rechnungshof eine “solidere Gestaltung” des Programms für die Europäische Verteidigungsindustrie (EDIP). Die Prüfer sehen das Risiko, dass mit dem vorgeschlagenen Budget von 1,5 Milliarden Euro die ehrgeizigen Ziele des Programms nicht erreicht werden könnten. Hervorgehoben wird auch die Gefahr, dass die knappen Ressourcen der EU auf zu viele unterschiedliche Projekte verteilt würden, die keinen messbaren Mehrwert auf europäischer Ebene hätten.
Die Prüfer fordern EU-Parlament und Rat auf, bei der Verteilung der Mittel klare Prioritäten zu setzen, um eine Verzettelung der knappen Gelder zu vermeiden. Die Gesetzgeber werden zudem aufgefordert, klarer zu definieren, was mit “gemeinsamen Beschaffungen” und “Maßnahmen zur Stärkung der industriellen Basis” genau gemeint sei. Bezüglich Artikel 15 des Vorschlags zu Beschaffungen von gemeinsamem Interesse monieren die Prüfer, dass europäische Projekte wie ein Flugabwehrschirm den Horizont von EDIP mit der zweijährigen Umsetzungsperiode sprengen würden. Nötig sei deshalb eine langfristige Finanzierungsstrategie im Rahmen des nächsten mehrjährigen Finanzrahmens (MFR).
Teil der EDIP-Verordnung ist auch das Unterstützungsinstrument für die Ukraine, um insbesondere die Rüstungsindustrie dort zu stärken. Die Prüfer bemängeln hier, dass dafür keine feste Finanzausstattung vorgesehen ist. Es gibt zwar die grundsätzliche Vereinbarung der EU-Staaten, die Gewinne aus der Anlage eingefrorener russischer Staatsbankgelder zu einem guten Teil für das Instrument zu verwenden. Für die Prüfer ist aber unter anderem wegen Ungarns wiederholten Vetodrohungen unklar, in welcher Höhe und über welchen Zeitraum diese Finanzierungsquelle tatsächlich genutzt werden kann.
Die Prüfer fordern die Gesetzgeber grundsätzlich auf, die Bestimmungen zur Rechenschaftspflicht klarer zu formulieren und zu schärfen. Thema in der 40-seitigen Stellungnahme mit einer Reihe von Empfehlungen ist auch der neue Posten des EU-Verteidigungskommissars. Das Interesse und die Bereitschaft der Mitgliedstaaten zur Zusammenarbeit würden ausschlaggebend für Erfolg oder Misserfolg der Bemühungen sein, die europäische Rüstungsindustrie hochzufahren.
“Die Kritik des Rechnungshofes sollte sehr ernst genommen werden”, sagt die EU-Abgeordnete Marie-Agnes Strack-Zimmermann gegenüber Table.Briefings. Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses (SEDE) im EU-Parlament fordert eine gesamteuropäische Sicherheitsstrategie, die zudem deutlich artikuliert werden müsse. Ohne diese Voraussetzung werde es schwierig, die Mitgliedstaaten davon zu überzeugen, der EU finanzielle Ressourcen bereitzustellen. Schließlich sei Verteidigung Sache der Mitgliedstaaten.
Laut Strack-Zimmermann stellt sich die Frage, wo die EU konkret 2027 bei der Verteidigung und der Resilienz stehen wolle. “Es braucht Gespräche mit den Ländern, inwieweit sie bereit sind, Kompetenzen abzugeben”, so die SEDE-Vorsitzende. Das sei die Aufgabe des neuen Verteidigungskommissars. Darauf aufbauend könne ein Finanzbedarf erarbeitet werden, der aber realistisch sein müsse. Einfach eine Zahl in den Raum zu stellen, werde einzelne Nationen schwerlich überzeugen, ihren Teil dazu beizutragen. Die Mitgliedstaaten müssten Europa als Chance sehen. Nicht jedes Land müsse militärisch alles können. Umso wichtiger sei es jetzt eine klare, militärische Strategie auf die Beine zu stellen.
Das jüngste Nato-Mitglied Schweden will bereits im kommenden Jahr zu Lande, zu Wasser und in der Luft militärisch im Bündnis auch außerhalb des eigenen Landes aktiv werden. Die Regierung in Stockholm legte am Montag einen Gesetzesentwurf vor, der die Beteiligung der schwedischen Streitkräfte sowohl an multinationalen Landstreitkräfte-Einheiten der Allianz im Baltikum als auch an stehenden Marineverbänden und der Luftraumüberwachung vorsieht.
Konkret sehen die Planungen der Regierung und der Gesetzentwurf vor, dass sich Schweden mit Bodentruppen an einer Nato-Battlegroup in Lettland beteiligt. Kriegsschiffe der schwedischen Marine sollen in die dauerhaften Einsatzverbände mit Kampfschiffen und Minenabwehreinheiten (Standing Nato Maritime Group und Standing Nato Mine Counter Measures Group) entsandt werden. Für die Sicherung des Luftraums der Allianz sollen Kampfjets in die Luftverteidigung des Bündnisses integriert werden.
Die Regelung, die ab dem kommenden Jahr gelten soll, “wird Schweden in die Lage versetzen, einen glaubwürdigen, zuverlässigen und gemeinsamen Beitrag zur Abschreckung der Nato zu leisten”, sagte Verteidigungsminister Pål Jonson bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mehrerer Kabinettsmitglieder. “Es ist sowohl für unsere Glaubwürdigkeit in der Nato als auch für Schwedens eigene Sicherheit von entscheidender Bedeutung, dass die schwedischen Streitkräfte in der Lage sind, sich an solchen Operationen zu beteiligen”, ergänzte Andreas Carlson, Minister für Infrastruktur und Wohnungsbau.
Das skandinavische Land war erst im Frühjahr dieses Jahres dem Bündnis beigetreten und hatte damit eine Abkehr von Jahrhunderten militärischer Neutralität vollzogen. Auch wenn die schwedischen Streitkräfte bereits zuvor eng mit der Nato zusammenarbeiteten, war der Einsatz der Soldaten und Soldatinnen in der Regel auf das eigene Territorium begrenzt, mit Ausnahme von UN-Missionen. tw
Aktien des Rüstungskonzern Rheinmetall sind bei Frauen beliebter als bei Männern. Während die Aktie bei Frauen auf Platz zwei liegt, rangiert sie bei Männern erst auf Platz neun. Zu diesem Schluss kommt das Portal Börsen-Parkett in seiner jüngsten Studie zum Verhalten von Anlegerinnen. Diese Analyse überrascht, denn Frauen investieren in der Regel mehr in soziale und ökologische Aktien und Fonds. “Im vergangenen Jahr waren knapp 42 Prozent der börsengehandelten Indexfonds in den Portfolios von Anlegerinnen als nachhaltig klassifiziert, während der Anteil bei den Anlegern nur bei 37,6 Prozent lag”, heißt es in der Studie.
Zur Erklärung wird in der Studie Regina Schickinger, Gründerin und Geschäftsführerin des Online-Magazins Frauen Investieren, befragt. Sie vermutet, dass Frauen ihre Anlagestrategien angesichts der aktuellen geopolitischen Entwicklung verändert haben: “Diese Beteiligungen sind pragmatischer Natur, da die Rüstungsindustrie von den erhöhten Verteidigungsetats profitiert.” Frauen hätten weniger Berührungsängste als vermutet, schreibt die Börsenexpertin. Sie neigten dazu, ihr Portfolio auch in Bereiche auszuweiten, die “traditionell als weniger nachhaltig gelten, um ein ausgewogenes Risiko-Ertrags-Verhältnis zu erzielen”.
Vor dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine haben noch mehr als die Hälfte der Deutschen angegeben, sie würden ihr Geld nicht in Fonds investieren, die auch Aktien von Rüstungsunternehmen in ihrem Portfolio haben. Diese Haltung scheint sich geändert zu haben. In Europa streitet man sich schon lange darüber, ob Rüstungsunternehmen unter bestimmten Bedingungen als “nachhaltig” gelten können. Vor einem Jahr forderten die europäischen Verteidigungsminister die Finanzwirtschaft auf, “Diskriminierungen des Verteidigungssektors abzubauen”. nana
Am Rande eines Kurzbesuchs am künftigen Stationierungsort der Panzerbrigade 45 in Litauen haben Mitglieder des Haushaltsausschusses die Regierung aufgefordert, den geplanten Einsatz mit einem Bundestagsbeschluss abzusichern.
Wie es aus Teilnehmerkreisen hieß, gebe es im Ausschuss trotz der zusätzlichen Kosten große Sympathie, auch bei Vertretern der Union. Aber es gebe auch kritische Stimmen, “die dringend empfehlen, dass die Verlegung eine Verankerung im Parlament bekommt”. Formal handele es sich zwar nicht um einen Auslandseinsatz, bei dem das zwingend wäre. Trotzdem gehe es “um eine sehr wesentliche Entscheidung für die Parlamentsarmee”, hieß es.
Bis heute gibt es keine formale Entscheidung des Kabinetts oder des Bundestags. Die Stationierung geht auf eine Vereinbarung zwischen Kanzler Olaf Scholz und dem litauischen Präsidenten Gitanas Nausėda zurück, die Verteidigungsminister Boris Pistorius nun Schritt für Schritt umsetzt. Das BMVg hat inzwischen aber erklärt, dass die Stationierung – vereinbart in einem Regierungsabkommen – per Gesetz ratifiziert werden muss. Dieses wird aktuell vorbereitet und soll Anfang 2025 durch den Bundestag beschlossen werden. Stefan Braun
Welt: Nato fordert 49 weitere Kampftruppen-Brigaden. Die “Minimum Capability Requirements” (MCR), die von US-General Christopher Cavoli und dem französischen Admiral Pierre Vandier, den beiden höchsten militärischen Befehlshabern der Allianz, festgelegt wurden, beinhalten eine Reihe zusätzlicher Anforderungen an die Mitgliedstaaten. Während im Jahr 2021 noch 82 Kampftruppen-Brigaden als ausreichend galten, sollen es künftig 131 sein. Dies bedeutet eine Erhöhung um 49 dieser Großverbände, die in der Bundeswehr jeweils eine Stärke von etwa 5.000 Soldaten haben.
Wall Street Journal: Putin’s ‘Merchant of Death’ Is Back in the Arms Business. This Time Selling to the Houthis. Vor etwa zwei Jahren wurde der russische Waffenhändler Wiktor But im Austausch gegen den US-Basketballstar Brittney Griner freigelassen. Nun soll er wieder im internationalen Waffenhandel aktiv sein. But, der auch als “Händler des Todes” bekannt ist, versucht angeblich, den Verkauf von Kleinwaffen an die vom Iran unterstützten Huthi-Milizen im Jemen zu vermitteln.
Pragmaticus: Kann sich Europa selbst verteidigen? Auf dem Papier sind die Europäer den Russen militärisch überlegen. Blickt man auf die Wirklichkeit, sieht es anders aus. Waffensysteme sind zum Teil 70 Jahre alt und stehen seit Jahren in Lagerhallen. Bei modernen Raketen und Drohnen ist Europa den Russen heillos unterlegen.
ZOIS: Wie die georgische Regierungspartei “Georgischer Traum” ihre Wähler mobilisiert. Am 26. Oktober dieses Jahres steht in Georgien eine entscheidende Parlamentswahl an. Es geht dabei nicht nur um die Wahl einer neuen Regierung. Die Wähler entscheiden auch über die Zukunft des Landes, den russischen Einfluss oder einer europäischen Perspektive. Die georgische Regierung fährt eine beispiellose Kampagne und stilisiert die Wahl zu einem Votum, bei dem es um nichts weniger als die Rettung des Landes vor dem völligen Zerfall gehe.
Meduza: Russia’s 2025 federal budget outlines record military and ‘top secret’ spending – and tax hikes for ordinary citizens. Russlands Bundeshaushalt für 2025 sieht Rekordausgaben für das Militär und streng geheime Ausgaben vor. Die Bürger müssen sich auf Steuererhöhungen gefasst machen. Der neue Haushaltsentwurf macht fast 142 Milliarden Dollar für die Verteidigung aus. Dies entspricht einer Steigerung von 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Zunehmend werden internationale Friedenseinsätze aus dem Geschäft gedrängt – am gravierendsten in Mali, Niger und Burkina Faso. Dabei fällt einem bestimmten Typus von Militär- und Sicherheitsunternehmen (MSCs) die Rolle als Spoiler und Brandbeschleuniger zu. Insbesondere die russische Gruppe Wagner und ihre Auffangorganisation Afrika-Korps stechen hier hervor. Von den autoritären Putschistenregimes werden sie für ihr robustes Vorgehen geschätzt. Die MSCs und der russische Staat hinter ihnen pochen auch nicht auf Demokratie und Menschenrechte, Good Governance oder staatliche Anti-Korruptionsprogramme.
Die Einsatzländer deklarieren ihren Kurswechsel als ultimative Demonstration ihrer Souveränität. Dagegen ist es offensichtlich, dass es den russischen Sicherheitspartnern um die Stärkung ihres geopolitischen Einflusses und die Verdrängung des Westens aus Afrika geht. Ihr Einsatz gegen Rebellengruppen, vermutete Terroristen und Oppositionelle ist zudem regelmäßig von Berichten über Gräueltaten gegen die Zivilbevölkerung begleitet.
Intransparenz ist dabei ein gezielt eingesetztes Instrument, um die äußere Einmischung zu bestreiten (Prinzip der “plausible deniability”). Zwar gibt es ein internationales Regelwerk, doch ist dieses sehr schwach, denn seine Umsetzung ist vom Willen der beteiligten Staaten, nationales Recht zu setzen und durchzusetzen, abhängig. Diese Voraussetzung fehlt in vielen aktuellen Konflikten.
Die russische Gruppe Wagner sticht hier besonders hervor. Ihre Einsatzgebiete lagen überall dort, wo Moskau seinen geopolitischen Einfluss stärken, aber eine direkte Intervention bestreiten wollte. Kein anderes der rund 40 russischen MSCs schickte in vergleichbarem Umfang Personal in Kampfeinsätze. Die personellen Verbindungen zu russischen Sicherheitskräften waren eng, die russischen Streitkräfte unterstützten die Gruppe auch logistisch. Wo immer Wagner militärisch eingriff, folgten bald Berichte über exzessive Brutalitäten, Folter, Vergewaltigungen und Hinrichtungen.
Nach der Prigoshin-Meuterei im Juli 2023 wurde das Konglomerat offiziell zerschlagen. Das russische Verteidigungsministerium gründete das Afrika-Korps als Auffanggesellschaft, womit es eindeutig staatlicher Natur ist. Doch weiterhin operiert Wagner zumindest teilweise unter eigener Flagge. Auf den Bildern eines Hinterhalts, bei dem Tuareg-Rebellen im Juli rund 80 russische Uniformträger im Norden Malis töteten, sind Wagner-Insignien klar zu erkennen.
Friedenseinsätze können mit der Bereitschaft der russischen MSCs, das eigene Personal aktiv in Kampfhandlungen zu schicken, nicht konkurrieren. Kurzfristig lässt sich daran nichts ändern. Dennoch gibt es vier Ansätze, den destabilisierenden Wirkungen dieser geopolitischen Spoiler entgegenzuwirken:
Andreas Wittkowsky ist beim Zentrum für Internationale Friedenseinsätze (ZIF) verantwortlich für Einsatzwissen und Missionsmonitoring. Zuvor war er Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde und mehrere Jahre für die UN im Einsatz in Kosovo.