Table.Briefing: Security

+++ Table.Spezial ILA: Scholz ordert neue Eurofighter + FCAS: Belgien wird Beobachter +++

Liebe Leserin, lieber Leser,

ausgerechnet Boris Pistorius schaffte es am Auftakttag nicht hinaus nach Berlin-Schönefeld: Weil die Regierungsbefragung im Bundestag länger dauerte, musste Wirtschaftsminister Robert Habeck den Rundgang über das ILA-Ausstellungsgelände am Nachmittag ohne den Verteidigungsminister absolvieren. Ob das, was Habeck und Bundeskanzler Olaf Scholz, der die Messe am Morgen eröffnete, der deutschen Rüstungsindustrie in Aussicht stellen, reicht, haben Lisa-Martina Klein und Thomas Wiegold analysiert.  

Thomas Gottschild, CEO von Taurus-Hersteller MBDA, wünscht sich vor allem eins von der Bundesregierung: Planungssicherheit. Als “hoheitliche Aufgabe” sieht er auch die Bemühungen zur Abgabe von Patriot-Flugabwehrsystemen an die Ukraine an. Dass die Ampel hier Druck auf die Nato-Partner mache, ihre Lager zu durchforsten, um Kiew gegen Russland zu helfen, sehe er als positives Signal, hat Gottschild mir im Interview gesagt.

Eine spannende Lektüre, wir sind auch morgen wieder für Sie auf der ILA unterwegs,

Ihr
Markus Bickel
Bild von Markus  Bickel

Analyse

Eurofighter: Wie Scholz Airbus mit 5. Tranche den Rücken stärkt

Bundeskanzler Olaf Scholz mit dem Generalinspekteur der Bundeswehr, Carsten Breuer (links) am 5. Juni auf der ILA.

Zumindest äußerlich passte zwischen Bundeskanzler Olaf Scholz und den Chef von Airbus Defence and Space, Michael Schöllhorn, vor der offiziellen Eröffnung der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung (ILA) kein Blatt. Was die beiden beim Rundgang über die ILA – vorbei an Eurofighter, Taurus und einem Modell der Kampfdrohne Wingman – besprachen, war für die Presse zwar nicht hörbar. Doch die Botschaft, die der Kanzler dann in seiner Eröffnungsrede setzte, war deutlich: “Ich setze mich mit Nachdruck für den Erhalt und Ausbau von Produktionskapazitäten ein. Deshalb werden wir noch in dieser Legislaturperiode zwanzig weitere Eurofighter bestellen, zusätzlich zu den 38 Flugzeugen, die derzeit noch in der Pipeline sind.”

Das mag nach nicht viel klingen. Aber was der Regierungschef ankündigte, war nicht weniger als der Einstieg in eine Weiterentwicklung des Kampfflugzeugs und damit auch eine Zukunftsgarantie für den europäischen Kampfjet. Am deutschen Produktionsstandort Manching werde die Bundesregierung, “für eine kontinuierliche Auslastung sorgen”, versprach Scholz. Das biete nicht nur Airbus Sicherheit, sondern auch dem Standort Deutschland, auf der gesamten Zuliefererkette: “Und wir werden – möglichst gemeinsam mit unseren Partnern – in die Weiterentwicklung des Eurofighters investieren, einschließlich der Entwicklung von unbemannten Begleitern.”

Fünfte Tranche für den Eurofighter Erfolg für Airbus

Bemerkenswert ist daran auch, dass der Kanzler die Bestellung noch vor der Bundestagswahl 2025 zusagte: Da ein gutes halbes Jahr vor den Wahlen kaum noch weitreichende und teure politische Entscheidungen zu erwarten sind, läuft es auf einen Vertragsabschluss im ersten Vierteljahr 2025 hinaus. Finanziell wird sich das auf den Verteidigungshaushalt viel später auswirken, weil die Maschinen erst Jahre später geliefert werden. Airbus-Chef Schöllhorn hat damit jedoch den Einstieg in eine Tranche 5 des Eurofighters bekommen.

Dass nicht alle von der Industrie immer wieder genannten fünfzig Maschinen schon im kommenden Jahr bestellt werden sollen, ist eine politische Entscheidung – mit der das Unternehmen angesichts der eröffneten Zukunftsperspektiven gut leben kann.

ILA gewinnt als Rüstungsmesse an Bedeutung

Die Ankündigung des Kanzlers zeigte, wie sich die Bedeutung der Luftfahrtshow als Rüstungsmesse in den vergangenen Jahren gewandelt hat. Bei der vorangegangenen ILA 2022 hatte sich der Stellenwert des Verteidigungssektors, wenige Monate nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine, bereits abgezeichnet. Das Unternehmen Diehl hatte damals sein Flugabwehrsystem Iris-T SLM aufgebaut, lackiert in den Wüstentarnfarben des vorgesehenen Kunden Ägypten. Wenige Wochen später war genau dieses System auf dem Weg in die Ukraine. Bei der diesjährigen ILA stehen die verschiedenen Luftverteidigungssysteme an prominenter Stelle aufgereiht, das Defence Park genannte Display zeigt alles von der künftigen Drohnenabwehr bis zum Raketenabwehrsystem.

Da spielte es auch kaum eine Rolle, dass Verteidigungsminister Boris Pistorius nicht wie erwartet zum ILA-Rundgang anreisen konnte: Die Regierungsbefragung im Bundestag hatte so lange gedauert, dass der Minister es nicht mehr rechtzeitig hinaus nach Schönefeld geschafft hatte. Kabinettskollege, Vizekanzler und Wirtschaftsminister Robert Habeck absolvierte den eigentlich gemeinsam mit Pistorius vorgesehenen gemeinsamen Rundgang allein und nahm sich viel Zeit für Drohnen und Flugabwehr.

Stellvertretend für seinen Ressortkollegen musste Habeck dann auch die Frage beantworten, wie er zu dem zum ILA-Beginn veröffentlichten Aufruf mehrerer Verbände steht, von Bundesverband der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (BDSV) bis zum Reservistenverband, den Verteidigungshaushalt bereits im kommenden Jahr deutlich aufzustocken. Zu den anstehenden Haushaltsberatungen wolle und könne er nicht im Detail antworten, sagte der Grünen-Politiker. Aber “es ist richtig, dass wir eine größere Wehrhaftigkeit brauchen. Wir müssen in unsere Sicherheit investieren, sowohl zum Schutz der Ukraine als auch des eigenen Landes.” Wie aber das Sicherheitsinteresse Deutschlands und die haushalterischen Rahmenbedingungen zusammenzubekommen seien: “Das kann ich Ihnen heute noch nicht verraten.”

  • Airbus
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  • Olaf Scholz
  • Rüstung
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  • Taurus
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Thomas Gottschild: “Verteidigung muss ein gesellschaftliches Thema bleiben”

Thomas Gottschild ist seit Juli 2016 Geschäftsführer von MBDA Deutschland und Mitglied des Executive Committee von MBDA

Herr Gottschild, zwei Jahre nach Beginn der Zeitenwende ist das Sondervermögen Bundeswehr weitestgehend aufgebraucht, ein nachhaltiger Aufwuchs des Verteidigungshaushalts nicht zu erwarten. Wie sehr erschwert Ihnen das, langfristig zu planen?

Unsere Produktion basiert auf großen Lieferketten, die in Gang zu setzen immer einen gewissen Vorlauf braucht. Einmal angeschoben, benötigen wir mittel- und langfristig eine Mindestproduktion, eine sogenannte Grundlast – nur so lassen sich Kapazitäten schnell hoch- und wieder herunterfahren. Um dieses Atmen in der Produktion dauerhaft zu sichern, brauchen wir Planungssicherheit.

Das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) in Koblenz steht wegen schleppender bürokratischer Prozesse immer wieder in der Kritik. Wie wichtig sind für MBDA Aufträge der Nato-Beschaffungsagentur Support and Procurement Agency (NSPA) und ihres europäischen Pendants Organisation for Joint Armament Cooperation (Occar)?

Das hängt davon ab, welche Projekte wir in Kooperation mit anderen Nationen verfolgen. Beim bodengestützten Flugabwehrraketensystem Patriot mit unserem US-Partner Raytheon betrifft das vor allem die Produktion der PAC-2 GEM-T-Raketen. Da verlief die Beschaffung zuletzt über die NSPA. Auf der anderen Seite laufen in Europa viele Akquisitionen über Occar, was ich für eine sehr guten alternativen Weg halte, Beschaffung im Zusammenschluss mehrerer Länder zu betreiben.

Außenministerin Annalena Baerbock und Verteidigungsminister Boris Pistorius haben zuletzt Partner und Verbündete dazu aufgefordert, ihre Lager auf Patriots für die Ukraine zu durchforsten. Freut sich da der CEO des Herstellers?

Die Lager der Armeen zu durchforsten, ist in erster Linie eine hoheitliche Aufgabe, um entsprechend Länderabgaben in die Ukraine zu vollziehen. Der Rahmenvertrag im Wert von gut 5 Mrd. Euro, den wir Anfang des Jahres mit der NSPA unterzeichnet haben, sieht unter anderem die Beschaffung von 1000 Flugkörpern vor – auch als Nachbeschaffung für Abgaben an die Ukraine. Insofern freuen wir uns über solche Signale aus der Politik. Am Ende leben wir von den Verträgen, die mit uns geschlossen werden.

Hätten Sie sich vor 2022 vorstellen können, dass Minister einer einst pazifistischen Partei einmal so Werbung machen würden für den Rüstungsstandort Deutschland wie Baerbock und Vizekanzler Robert Habeck?

Sicherlich ist seit Ausbruch des Kriegs in der Ukraine die Bereitschaft in der Politik gewachsen, sich eingehender mit Verteidigungs- und Rüstungsfragen auseinanderzusetzen. Was ich mir wünsche, ist eine weitere Verstetigung dieser Debatte, auch im Hinblick auf die Bedeutung von Rüstungskooperation zur Aufrechterhaltung der Landes- und Bündnisverteidigung. Das Thema Verteidigung muss ein gesellschaftliches Thema bleiben.

Ist die von Bundeskanzler Olaf Scholz im Oktober 2022 ins Leben gerufene European Skyshield Initiative (Essi) ein Erfolg deutscher Rüstungspolitik? Dem Beschaffungsverband zum Aufbau eines besseren europäischen Luftverteidigungssystems gehören inzwischen 21 Staaten an.

Essi ist ein Paradebeispiel dafür, wie mehrere Nationen gemeinsam mehr Marktmacht bilden können, indem sie sich zusammenschließen. Das ist extrem wichtig, weil nur so größere Stückzahlen produziert werden können. Das wiederum steigert die Effizienz. Auch die Planungssicherheit, von der ich eben sprach, ist damit leichter zu erreichen, außerdem betreiben die beteiligten Nationen durch diese Lastenteilung Risikominimierung.

Mit den Israel Airospace Industries (IAI) kooperiert MBDA beim Raketenabwehrsystem Arrow 3. Sollen die vier von Deutschland 2023 beschafften Systeme auch in Essi integriert werden?

Arrow ist für die oberen Abwehrschichten ausgelegt und bislang nicht zur Integration außerhalb des deutschen Luftraums vorgesehen.

Ließe sich Arrow 3 zur Abwehr russischer Hyperschallraketen einsetzen?

Bis heute gibt es keinen dezidierten Flugkörper, der auf die Abwehr dieser Bedrohung ausgelegt ist. In der Ukraine haben wir beobachten können, dass sich in bestimmten Situationen Patriot dafür einsetzen lässt. Diese Fähigkeitslücke müssen wir aber auch deshalb schließen, weil die Proliferation von Hyperschalltechnik weltweit zunimmt. Es gibt immer mehr Nationen, die Hyperschallflugkörper herstellen, weshalb wir uns auch auf der Abwehrseite entsprechend aufstellen müssen. Deshalb sind wir sehr froh, mit der europäischen Beschaffungsbehörde Occar diesen Monat einen Vertrag zur Entwicklung eines entsprechenden Flugkörpers unterschrieben zu haben, das Hypersonic Defence Interceptor System (Hydis 2).

Wäre ein europäischer Iron Dome zur Abwehr der Bedrohung durch Russland hilfreich?

Dass der Iron Dome in Israel so gut funktioniert, liegt auch an der Geografie dort. Auf Europa lässt sich dieses System ebenfalls aus geografischen Gründen gar nicht übertragen, weshalb wir andere Schwerpunkte setzen müssen in der Ausgestaltung unserer Luftverteidigungssysteme. Das macht die Nato ja auch in ihren Planungsszenarien. Insofern ist der Begriff eines europäischen Iron Dome irreführend – was weniger an den technischen Möglichkeiten liegt, eine europäische Luftverteidigung aufzubauen, als an mangelnden finanziellen und personellen Ressourcen.

  • BAAINBw
  • Industriepolitik
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News

Donaustahl: Wie ein Sportschützenausstatter über Twitter zum Rüstungsbauer wurde

Mit provokativen Posts auf X hat Stefan Thumann das Sportschützenunternehmen Donaustahl zum Rüstungsbauer ausgebaut. Auf der ILA stellt Thumann seine Loitering Munition Platform “Maus” aus, die auch in der Ukraine getestet wird. Den Donaustahl-Stand konnte Thumann in Halle 3 am ukrainischen Stand platzieren – auf Wunsch der ukrainischen Handelskammer, wie er sagt. Die Anschlagschäfte, die Thumann produziert, habe er bereits an die ukrainische Polizei geliefert. Allerdings sei der Anteil an “Wirkmitteln” in der Donaustahl-Produktion, also militärischem Gerät, auf 90 Prozent angewachsen, schätzt Thumann.

Einige Besucher sind verwundert, dass es das Rüstungsunternehmen aus Niederbayern wirklich gibt. Denn Thumann hat das Twittern zum Geschäftsmodell gemacht, und was er ernst meint und was nicht, ist nicht immer einfach zu unterscheiden. Als er 2020 seinen Account eröffnete, war er in seinem Betrieb alleine. Jetzt hat er sieben festangestellte Mitarbeiter, ein Großteil seines Geschäfts basiere weiterhin auf Freelancern, sagt er.

Bewerbungen dank provokativer Posts

In seiner Biografie auf X bezeichnet sich Thumann als “Nationalprogressiver bayerischer Stammtisch-General”. Fast 6.000 Accounts folgen ihm, an die 50.000 Posts hat er bereits abgesetzt.

Thumann habe “einen provokanten Social Media Auftritt” hingelegt, der sich dann “verselbstständigt” habe, sagt er bei der ILA. “Irgendwann haben die Leute das ernst genommen und wir haben Bewerbungen bekommen.” Prominente Accounts aus der Sicherheitspolitik-Blase retweeten ihn, Scherze, dass er den Todesstern aus Star-Wars baue, verbreiteten sich auf Twitter, Thumann erhielt Angebote aus dem Rüstungsbereich – und fand Investoren.

Was er “sehr merkwürdig” finde: “Ich habe eine sehr große Fanbasis in der Mitte-Links-Bubble.” Obwohl er auf X nicht groß differenziert zwischen der SPD, der Linken, BSW oder der AfD. “Natürlich ist die Provokation ein Garant für Aufmerksamkeit.” bub

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version hatten wir fälschlicherweise geschrieben, dass Donaustahl vorher Sportgewehre hergestellt habe. Wir haben den Fehler korrigiert und bitten um Entschuldigung.

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Wie Ariane 6 Europa Zugang zum All verschaffen soll

Europa ist dem eigenen Zugang zum All wieder einen Schritt näher: Am 9. Juli soll die europäische Trägerrakete Ariane 6 zum ersten Mal starten. Das gab die Europäische Raumfahrtagentur ESA am Mittwoch auf der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung (ILA) bekannt. “Die Ariane 6 markiert eine neue Ära der autonomen, vielseitigen europäischen Raumfahrt”, sagte ESA-Generaldirektor Josef Aschbacher in Berlin. Der erste kommerzielle Flug soll noch vor Ende 2024 stattfinden, bis 2028 sollten neun Starts im Jahr möglich sein – vorausgesetzt, der erste Start ist erfolgreich.

Auf der ILA versprach Bundeskanzler Olaf Scholz überraschend deutlich, die Raumfahrt – und das europäische Projekt Ariane 6 – zu stärken. “Wir wollen diesem Träger eine klare Perspektive geben, auch über den Erstflug hinaus. Deshalb haben wir die Unterstützung für die Zulieferer zugesagt, die dadurch nun Planungssicherheit bekommen”, sagte Scholz am Mittwoch in seiner Eröffnungsrede.

Ariane-Start kommt vier Jahre später als geplant

Dabei ist die Ariane 6 nicht unumstritten. Der jetzt geplante Start findet aufgrund zahlreicher Probleme etwa vier Jahre später als eigentlich angedacht statt, insgesamt ist das Projekt viel teurer als geplant. Doch gebe die “A6” Europa endlich einen eigenen Zugang zum All, so Scholz. Deutschland gehört zu den größten Finanzierern der ESA.

Die Vorgänger-Rakete Ariane 5 war im Juli 2023 außer Betrieb gegangen, so entstand eine Lücke. Seit dem russischen Angriffskrieg hat Europa auch die Option, auf russische Trägerraketen und Startmöglichkeiten zurückzugreifen, verloren. Somit fehlte der eigene Zugang zum All, aber nicht nur im Bereich der Trägerrakete, sondern auch aufgrund des fehlenden Weltraumbahnhofs auf europäischem Boden. Für den Start der Ariane 6 muss Europa auf den Weltraumbahnhof an der Nordküste Südamerikas, in Französisch-Guyana, zurückgreifen. klm

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Gesamtverteidigung: Wie die Bundesregierung die neuen Richtlinien umsetzen will

Das Bundeskabinett hat am Mittwoch die neuen Rahmenrichtlinien für die Gesamtverteidigung (RRGV) beschlossen. Sie lösen die alten Richtlinien ab, die noch von 1989 stammen, und enthalten Maßnahmen und Strukturen, um die Unabhängigkeit und Souveränität Deutschlands in Krisen- und Konfliktzeiten zu sichern. Sie sollen sicherstellen, dass alle relevanten Akteure – von der Bundeswehr über die Hilfsorganisationen bis hin zu den Zivilschutzbehörden – ihre Rollen und Verantwortlichkeiten in Krisenzeiten klar erfüllen können.

Verteidigungsminister Boris Pistorius verwies auf die “verschärfte Bedrohungslage” seit 2022, auf die “alle relevanten Ministerien in engem Austausch” reagieren müssten: “Im Cyberraum, durch Drohnen über Bundeswehrliegenschaften, Desinformationskampagnen und klassische Sabotage.” Innenministerin Nancy Faeser sagte, dass militärische und zivile Verteidigung in den neuen Richtlinien “eng verzahnt” seien. “Wir müssen neben allen Schutzmaßnahmen unserer Sicherheitsbehörden und der militärischen Abschreckung und Verteidigung daher auch den Zivilschutz weiter stärken.”

Mit der Neufassung der neuen Rahmenrichtlinien für Gesamtverteidigung setzt die Bundesregierung einen Baustein ihrer vor einem Jahr in der Nationalen Sicherheitsstrategie angestrebten Ziele um, “die nötige Widerstandskraft für einen Konfliktfall zu entwickeln”. So wurden Bedrohungen aus dem Cyberraum und hybride Kriegsführung als Herausforderung der Landes- und Bündnisverteidigung beschrieben, Deutschlands Rolle im Rahmen der Nato wird als “Drehscheibe” beschrieben. Auch der Leitgedanke der integrierten Sicherheit, der in der Nationalen Sicherheitsstrategie verankert ist, hat Eingang in die Konzeption der Rahmenrichtlinien gefunden. mrb

  • Bundeswehr
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ILA-Ticker: Ein Weltraum ohne Schrott ist möglich

Im Interview mit Table.Briefings hat Michael Schöllhorn Expansion Richtung Asien angekündigt, diesen Donnerstag um 10.00 geht die Diskussion weiter: Gemeinsam mit dem Chef der indischen Luftwaffe, Vivek Ram Chaudhari, dessen deutschem Counterpart Ingo Gerhart und dem Vorsitzenden der Münchner Sicherheitskonferenz, Christoph Heusgen, diskutiert der CEO von Airbus Space and Defence auf dem Panel mit dem Titel “Pacific Skies” – dazu dürften auch Flugzeugkooperation mit Indien zählen.

Als “Leitmesse für Nachhaltigkeit, neue Technologie und Innovation” feiert sich die ILA selbst. Um zu beweisen, dass man sich Nachhaltigkeit nicht nur auf die Fahnen geschrieben hat, wird heute um 12.30 die Zero Debris Charter unterzeichnet. Mit dabei sind Generaldirektor der Europäischen Raumfahrtbehörde ESA, Josef Aschbacher, und Vizepräsident Raumfahrt des Bundesverbandes der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI), Marco Fuchs. Das Papier will zur Minderung des Weltraummülls verpflichten. Zwölf Staaten haben es während des ESA-EU-Raumfahrtrates im Mai bereits unterzeichnet. Heute kommen weitere hinzu.

ILA Space Day fokussiert auf Sicherheit aus dem Weltall 

Den ganzen Tag über finden auf dem Podium in Halle 4 im Rahmen des ILA Space Day Veranstaltungen rund um den Weltraum statt. Als Schicksalsjahr bezeichnen die ILA-Macher 2024, weil durch den ersten Start des Trägersystems Ariane 6, der Wiederaufnahme des Flugbetriebs von Vega C und den Qualifikationsflügen neuer kommerzieller Trägerraketen wichtige Meilensteine gesetzt werden sollen.

Um 10.15 eröffnet Marco-Alexander Breit, Leiter der Unterabteilung Luft und Raumfahrt im Ministerium für Wirtschaft und Klimaschutz den langen Tag der Weltraum-Diskussion. Auf dem Panel Safety & Security um 11.15 stellt Generalleutnant Michael Vetter, Abteilungsleiter Cyber/Informationstechnik im Verteidigungsministerium den Fragen von Michael Dürr, Vorsitzender des BDLI-Fachausschusses Militärische Raumfahrt und Head of Global Business Space Exploration bei Airbus Defence and Space den Fragen. Thema: Sicherheit für die Erde aus dem All.

Für Planespotter wird es am Nachmittag spannend: Um 15.00 ist der PA-200 Tornado am Himmel über Schönefeld zu sehen, um 15.15 der Eurofighter Typhoon. mrb

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  • Indien
  • Luftverteidigung
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FCAS: Wie Belgien dem Luftkampfsystem neue Aufträge verschaffen soll

Belgien erhält am heutigen Donnerstag offiziell den Beobachterstatus beim Future Combat Air System (FCAS). Am Nachmittag soll auf der ILA die Absichtserklärung dafür unterzeichnet werden, erfuhr Table.Briefings aus französischen Regierungskreisen. Bereits im Dezember 2023 hatte die belgische Verteidigungsministerin Ludivine Dedonder angekündigt, dass Belgien offiziell als Beobachter einsteigen werde.

Dafür dürften die bisherigen Vertragspartner Deutschland, Frankreich und Spanien aber erwarten, dass Belgien sich auch an Beauftragungen für das System beteiligt. Bisher setzt die belgische Luftwaffe stark auf die amerikanische F-16 oder F-35-Kampfjets. Kürzlich waren die Vertragspartner beim Design des Next Generation Fighters vorangekommen, der im Zentrum des Systems stehen soll.

Das Programm, bei dem ein Verbund aus Kampfflugzeugen mit Drohnen über eine sogenannte Combat Cloud entwickelt werden soll, soll ab 2040 nutzbar sein. Derzeit verläuft das Projekt geräuschlos, die Aufgabenverteilung für Phase 2, die im Herbst 2025 geregelt werden soll, könnte allerdings für neue Konflikte zwischen den wichtigsten Vertragspartnern Airbus Defence and Space auf deutscher Seite und Dassault Aviation auf französischer sorgen. Weil das Auslaufen von Phase 1B auf die Zeit kurz nach der Bundestagswahl im Herbst 2025 fällt, gibt es Diskussionen, die Verhandlungen vorzuziehen. Aus Frankreich heißt es, dass man Verständnis habe, wenn es bei den Deutschen etwas länger dauern werde. Man wolle den Übergang zu Phase 2 aber so sanft wie möglich gestalten. bub

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  • FCAS
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Security.Table Redaktion

SECURITY.TABLE REDAKTION

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    ausgerechnet Boris Pistorius schaffte es am Auftakttag nicht hinaus nach Berlin-Schönefeld: Weil die Regierungsbefragung im Bundestag länger dauerte, musste Wirtschaftsminister Robert Habeck den Rundgang über das ILA-Ausstellungsgelände am Nachmittag ohne den Verteidigungsminister absolvieren. Ob das, was Habeck und Bundeskanzler Olaf Scholz, der die Messe am Morgen eröffnete, der deutschen Rüstungsindustrie in Aussicht stellen, reicht, haben Lisa-Martina Klein und Thomas Wiegold analysiert.  

    Thomas Gottschild, CEO von Taurus-Hersteller MBDA, wünscht sich vor allem eins von der Bundesregierung: Planungssicherheit. Als “hoheitliche Aufgabe” sieht er auch die Bemühungen zur Abgabe von Patriot-Flugabwehrsystemen an die Ukraine an. Dass die Ampel hier Druck auf die Nato-Partner mache, ihre Lager zu durchforsten, um Kiew gegen Russland zu helfen, sehe er als positives Signal, hat Gottschild mir im Interview gesagt.

    Eine spannende Lektüre, wir sind auch morgen wieder für Sie auf der ILA unterwegs,

    Ihr
    Markus Bickel
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    Analyse

    Eurofighter: Wie Scholz Airbus mit 5. Tranche den Rücken stärkt

    Bundeskanzler Olaf Scholz mit dem Generalinspekteur der Bundeswehr, Carsten Breuer (links) am 5. Juni auf der ILA.

    Zumindest äußerlich passte zwischen Bundeskanzler Olaf Scholz und den Chef von Airbus Defence and Space, Michael Schöllhorn, vor der offiziellen Eröffnung der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung (ILA) kein Blatt. Was die beiden beim Rundgang über die ILA – vorbei an Eurofighter, Taurus und einem Modell der Kampfdrohne Wingman – besprachen, war für die Presse zwar nicht hörbar. Doch die Botschaft, die der Kanzler dann in seiner Eröffnungsrede setzte, war deutlich: “Ich setze mich mit Nachdruck für den Erhalt und Ausbau von Produktionskapazitäten ein. Deshalb werden wir noch in dieser Legislaturperiode zwanzig weitere Eurofighter bestellen, zusätzlich zu den 38 Flugzeugen, die derzeit noch in der Pipeline sind.”

    Das mag nach nicht viel klingen. Aber was der Regierungschef ankündigte, war nicht weniger als der Einstieg in eine Weiterentwicklung des Kampfflugzeugs und damit auch eine Zukunftsgarantie für den europäischen Kampfjet. Am deutschen Produktionsstandort Manching werde die Bundesregierung, “für eine kontinuierliche Auslastung sorgen”, versprach Scholz. Das biete nicht nur Airbus Sicherheit, sondern auch dem Standort Deutschland, auf der gesamten Zuliefererkette: “Und wir werden – möglichst gemeinsam mit unseren Partnern – in die Weiterentwicklung des Eurofighters investieren, einschließlich der Entwicklung von unbemannten Begleitern.”

    Fünfte Tranche für den Eurofighter Erfolg für Airbus

    Bemerkenswert ist daran auch, dass der Kanzler die Bestellung noch vor der Bundestagswahl 2025 zusagte: Da ein gutes halbes Jahr vor den Wahlen kaum noch weitreichende und teure politische Entscheidungen zu erwarten sind, läuft es auf einen Vertragsabschluss im ersten Vierteljahr 2025 hinaus. Finanziell wird sich das auf den Verteidigungshaushalt viel später auswirken, weil die Maschinen erst Jahre später geliefert werden. Airbus-Chef Schöllhorn hat damit jedoch den Einstieg in eine Tranche 5 des Eurofighters bekommen.

    Dass nicht alle von der Industrie immer wieder genannten fünfzig Maschinen schon im kommenden Jahr bestellt werden sollen, ist eine politische Entscheidung – mit der das Unternehmen angesichts der eröffneten Zukunftsperspektiven gut leben kann.

    ILA gewinnt als Rüstungsmesse an Bedeutung

    Die Ankündigung des Kanzlers zeigte, wie sich die Bedeutung der Luftfahrtshow als Rüstungsmesse in den vergangenen Jahren gewandelt hat. Bei der vorangegangenen ILA 2022 hatte sich der Stellenwert des Verteidigungssektors, wenige Monate nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine, bereits abgezeichnet. Das Unternehmen Diehl hatte damals sein Flugabwehrsystem Iris-T SLM aufgebaut, lackiert in den Wüstentarnfarben des vorgesehenen Kunden Ägypten. Wenige Wochen später war genau dieses System auf dem Weg in die Ukraine. Bei der diesjährigen ILA stehen die verschiedenen Luftverteidigungssysteme an prominenter Stelle aufgereiht, das Defence Park genannte Display zeigt alles von der künftigen Drohnenabwehr bis zum Raketenabwehrsystem.

    Da spielte es auch kaum eine Rolle, dass Verteidigungsminister Boris Pistorius nicht wie erwartet zum ILA-Rundgang anreisen konnte: Die Regierungsbefragung im Bundestag hatte so lange gedauert, dass der Minister es nicht mehr rechtzeitig hinaus nach Schönefeld geschafft hatte. Kabinettskollege, Vizekanzler und Wirtschaftsminister Robert Habeck absolvierte den eigentlich gemeinsam mit Pistorius vorgesehenen gemeinsamen Rundgang allein und nahm sich viel Zeit für Drohnen und Flugabwehr.

    Stellvertretend für seinen Ressortkollegen musste Habeck dann auch die Frage beantworten, wie er zu dem zum ILA-Beginn veröffentlichten Aufruf mehrerer Verbände steht, von Bundesverband der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (BDSV) bis zum Reservistenverband, den Verteidigungshaushalt bereits im kommenden Jahr deutlich aufzustocken. Zu den anstehenden Haushaltsberatungen wolle und könne er nicht im Detail antworten, sagte der Grünen-Politiker. Aber “es ist richtig, dass wir eine größere Wehrhaftigkeit brauchen. Wir müssen in unsere Sicherheit investieren, sowohl zum Schutz der Ukraine als auch des eigenen Landes.” Wie aber das Sicherheitsinteresse Deutschlands und die haushalterischen Rahmenbedingungen zusammenzubekommen seien: “Das kann ich Ihnen heute noch nicht verraten.”

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    • Taurus
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    Thomas Gottschild: “Verteidigung muss ein gesellschaftliches Thema bleiben”

    Thomas Gottschild ist seit Juli 2016 Geschäftsführer von MBDA Deutschland und Mitglied des Executive Committee von MBDA

    Herr Gottschild, zwei Jahre nach Beginn der Zeitenwende ist das Sondervermögen Bundeswehr weitestgehend aufgebraucht, ein nachhaltiger Aufwuchs des Verteidigungshaushalts nicht zu erwarten. Wie sehr erschwert Ihnen das, langfristig zu planen?

    Unsere Produktion basiert auf großen Lieferketten, die in Gang zu setzen immer einen gewissen Vorlauf braucht. Einmal angeschoben, benötigen wir mittel- und langfristig eine Mindestproduktion, eine sogenannte Grundlast – nur so lassen sich Kapazitäten schnell hoch- und wieder herunterfahren. Um dieses Atmen in der Produktion dauerhaft zu sichern, brauchen wir Planungssicherheit.

    Das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) in Koblenz steht wegen schleppender bürokratischer Prozesse immer wieder in der Kritik. Wie wichtig sind für MBDA Aufträge der Nato-Beschaffungsagentur Support and Procurement Agency (NSPA) und ihres europäischen Pendants Organisation for Joint Armament Cooperation (Occar)?

    Das hängt davon ab, welche Projekte wir in Kooperation mit anderen Nationen verfolgen. Beim bodengestützten Flugabwehrraketensystem Patriot mit unserem US-Partner Raytheon betrifft das vor allem die Produktion der PAC-2 GEM-T-Raketen. Da verlief die Beschaffung zuletzt über die NSPA. Auf der anderen Seite laufen in Europa viele Akquisitionen über Occar, was ich für eine sehr guten alternativen Weg halte, Beschaffung im Zusammenschluss mehrerer Länder zu betreiben.

    Außenministerin Annalena Baerbock und Verteidigungsminister Boris Pistorius haben zuletzt Partner und Verbündete dazu aufgefordert, ihre Lager auf Patriots für die Ukraine zu durchforsten. Freut sich da der CEO des Herstellers?

    Die Lager der Armeen zu durchforsten, ist in erster Linie eine hoheitliche Aufgabe, um entsprechend Länderabgaben in die Ukraine zu vollziehen. Der Rahmenvertrag im Wert von gut 5 Mrd. Euro, den wir Anfang des Jahres mit der NSPA unterzeichnet haben, sieht unter anderem die Beschaffung von 1000 Flugkörpern vor – auch als Nachbeschaffung für Abgaben an die Ukraine. Insofern freuen wir uns über solche Signale aus der Politik. Am Ende leben wir von den Verträgen, die mit uns geschlossen werden.

    Hätten Sie sich vor 2022 vorstellen können, dass Minister einer einst pazifistischen Partei einmal so Werbung machen würden für den Rüstungsstandort Deutschland wie Baerbock und Vizekanzler Robert Habeck?

    Sicherlich ist seit Ausbruch des Kriegs in der Ukraine die Bereitschaft in der Politik gewachsen, sich eingehender mit Verteidigungs- und Rüstungsfragen auseinanderzusetzen. Was ich mir wünsche, ist eine weitere Verstetigung dieser Debatte, auch im Hinblick auf die Bedeutung von Rüstungskooperation zur Aufrechterhaltung der Landes- und Bündnisverteidigung. Das Thema Verteidigung muss ein gesellschaftliches Thema bleiben.

    Ist die von Bundeskanzler Olaf Scholz im Oktober 2022 ins Leben gerufene European Skyshield Initiative (Essi) ein Erfolg deutscher Rüstungspolitik? Dem Beschaffungsverband zum Aufbau eines besseren europäischen Luftverteidigungssystems gehören inzwischen 21 Staaten an.

    Essi ist ein Paradebeispiel dafür, wie mehrere Nationen gemeinsam mehr Marktmacht bilden können, indem sie sich zusammenschließen. Das ist extrem wichtig, weil nur so größere Stückzahlen produziert werden können. Das wiederum steigert die Effizienz. Auch die Planungssicherheit, von der ich eben sprach, ist damit leichter zu erreichen, außerdem betreiben die beteiligten Nationen durch diese Lastenteilung Risikominimierung.

    Mit den Israel Airospace Industries (IAI) kooperiert MBDA beim Raketenabwehrsystem Arrow 3. Sollen die vier von Deutschland 2023 beschafften Systeme auch in Essi integriert werden?

    Arrow ist für die oberen Abwehrschichten ausgelegt und bislang nicht zur Integration außerhalb des deutschen Luftraums vorgesehen.

    Ließe sich Arrow 3 zur Abwehr russischer Hyperschallraketen einsetzen?

    Bis heute gibt es keinen dezidierten Flugkörper, der auf die Abwehr dieser Bedrohung ausgelegt ist. In der Ukraine haben wir beobachten können, dass sich in bestimmten Situationen Patriot dafür einsetzen lässt. Diese Fähigkeitslücke müssen wir aber auch deshalb schließen, weil die Proliferation von Hyperschalltechnik weltweit zunimmt. Es gibt immer mehr Nationen, die Hyperschallflugkörper herstellen, weshalb wir uns auch auf der Abwehrseite entsprechend aufstellen müssen. Deshalb sind wir sehr froh, mit der europäischen Beschaffungsbehörde Occar diesen Monat einen Vertrag zur Entwicklung eines entsprechenden Flugkörpers unterschrieben zu haben, das Hypersonic Defence Interceptor System (Hydis 2).

    Wäre ein europäischer Iron Dome zur Abwehr der Bedrohung durch Russland hilfreich?

    Dass der Iron Dome in Israel so gut funktioniert, liegt auch an der Geografie dort. Auf Europa lässt sich dieses System ebenfalls aus geografischen Gründen gar nicht übertragen, weshalb wir andere Schwerpunkte setzen müssen in der Ausgestaltung unserer Luftverteidigungssysteme. Das macht die Nato ja auch in ihren Planungsszenarien. Insofern ist der Begriff eines europäischen Iron Dome irreführend – was weniger an den technischen Möglichkeiten liegt, eine europäische Luftverteidigung aufzubauen, als an mangelnden finanziellen und personellen Ressourcen.

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    Donaustahl: Wie ein Sportschützenausstatter über Twitter zum Rüstungsbauer wurde

    Mit provokativen Posts auf X hat Stefan Thumann das Sportschützenunternehmen Donaustahl zum Rüstungsbauer ausgebaut. Auf der ILA stellt Thumann seine Loitering Munition Platform “Maus” aus, die auch in der Ukraine getestet wird. Den Donaustahl-Stand konnte Thumann in Halle 3 am ukrainischen Stand platzieren – auf Wunsch der ukrainischen Handelskammer, wie er sagt. Die Anschlagschäfte, die Thumann produziert, habe er bereits an die ukrainische Polizei geliefert. Allerdings sei der Anteil an “Wirkmitteln” in der Donaustahl-Produktion, also militärischem Gerät, auf 90 Prozent angewachsen, schätzt Thumann.

    Einige Besucher sind verwundert, dass es das Rüstungsunternehmen aus Niederbayern wirklich gibt. Denn Thumann hat das Twittern zum Geschäftsmodell gemacht, und was er ernst meint und was nicht, ist nicht immer einfach zu unterscheiden. Als er 2020 seinen Account eröffnete, war er in seinem Betrieb alleine. Jetzt hat er sieben festangestellte Mitarbeiter, ein Großteil seines Geschäfts basiere weiterhin auf Freelancern, sagt er.

    Bewerbungen dank provokativer Posts

    In seiner Biografie auf X bezeichnet sich Thumann als “Nationalprogressiver bayerischer Stammtisch-General”. Fast 6.000 Accounts folgen ihm, an die 50.000 Posts hat er bereits abgesetzt.

    Thumann habe “einen provokanten Social Media Auftritt” hingelegt, der sich dann “verselbstständigt” habe, sagt er bei der ILA. “Irgendwann haben die Leute das ernst genommen und wir haben Bewerbungen bekommen.” Prominente Accounts aus der Sicherheitspolitik-Blase retweeten ihn, Scherze, dass er den Todesstern aus Star-Wars baue, verbreiteten sich auf Twitter, Thumann erhielt Angebote aus dem Rüstungsbereich – und fand Investoren.

    Was er “sehr merkwürdig” finde: “Ich habe eine sehr große Fanbasis in der Mitte-Links-Bubble.” Obwohl er auf X nicht groß differenziert zwischen der SPD, der Linken, BSW oder der AfD. “Natürlich ist die Provokation ein Garant für Aufmerksamkeit.” bub

    Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version hatten wir fälschlicherweise geschrieben, dass Donaustahl vorher Sportgewehre hergestellt habe. Wir haben den Fehler korrigiert und bitten um Entschuldigung.

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    Wie Ariane 6 Europa Zugang zum All verschaffen soll

    Europa ist dem eigenen Zugang zum All wieder einen Schritt näher: Am 9. Juli soll die europäische Trägerrakete Ariane 6 zum ersten Mal starten. Das gab die Europäische Raumfahrtagentur ESA am Mittwoch auf der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung (ILA) bekannt. “Die Ariane 6 markiert eine neue Ära der autonomen, vielseitigen europäischen Raumfahrt”, sagte ESA-Generaldirektor Josef Aschbacher in Berlin. Der erste kommerzielle Flug soll noch vor Ende 2024 stattfinden, bis 2028 sollten neun Starts im Jahr möglich sein – vorausgesetzt, der erste Start ist erfolgreich.

    Auf der ILA versprach Bundeskanzler Olaf Scholz überraschend deutlich, die Raumfahrt – und das europäische Projekt Ariane 6 – zu stärken. “Wir wollen diesem Träger eine klare Perspektive geben, auch über den Erstflug hinaus. Deshalb haben wir die Unterstützung für die Zulieferer zugesagt, die dadurch nun Planungssicherheit bekommen”, sagte Scholz am Mittwoch in seiner Eröffnungsrede.

    Ariane-Start kommt vier Jahre später als geplant

    Dabei ist die Ariane 6 nicht unumstritten. Der jetzt geplante Start findet aufgrund zahlreicher Probleme etwa vier Jahre später als eigentlich angedacht statt, insgesamt ist das Projekt viel teurer als geplant. Doch gebe die “A6” Europa endlich einen eigenen Zugang zum All, so Scholz. Deutschland gehört zu den größten Finanzierern der ESA.

    Die Vorgänger-Rakete Ariane 5 war im Juli 2023 außer Betrieb gegangen, so entstand eine Lücke. Seit dem russischen Angriffskrieg hat Europa auch die Option, auf russische Trägerraketen und Startmöglichkeiten zurückzugreifen, verloren. Somit fehlte der eigene Zugang zum All, aber nicht nur im Bereich der Trägerrakete, sondern auch aufgrund des fehlenden Weltraumbahnhofs auf europäischem Boden. Für den Start der Ariane 6 muss Europa auf den Weltraumbahnhof an der Nordküste Südamerikas, in Französisch-Guyana, zurückgreifen. klm

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    Gesamtverteidigung: Wie die Bundesregierung die neuen Richtlinien umsetzen will

    Das Bundeskabinett hat am Mittwoch die neuen Rahmenrichtlinien für die Gesamtverteidigung (RRGV) beschlossen. Sie lösen die alten Richtlinien ab, die noch von 1989 stammen, und enthalten Maßnahmen und Strukturen, um die Unabhängigkeit und Souveränität Deutschlands in Krisen- und Konfliktzeiten zu sichern. Sie sollen sicherstellen, dass alle relevanten Akteure – von der Bundeswehr über die Hilfsorganisationen bis hin zu den Zivilschutzbehörden – ihre Rollen und Verantwortlichkeiten in Krisenzeiten klar erfüllen können.

    Verteidigungsminister Boris Pistorius verwies auf die “verschärfte Bedrohungslage” seit 2022, auf die “alle relevanten Ministerien in engem Austausch” reagieren müssten: “Im Cyberraum, durch Drohnen über Bundeswehrliegenschaften, Desinformationskampagnen und klassische Sabotage.” Innenministerin Nancy Faeser sagte, dass militärische und zivile Verteidigung in den neuen Richtlinien “eng verzahnt” seien. “Wir müssen neben allen Schutzmaßnahmen unserer Sicherheitsbehörden und der militärischen Abschreckung und Verteidigung daher auch den Zivilschutz weiter stärken.”

    Mit der Neufassung der neuen Rahmenrichtlinien für Gesamtverteidigung setzt die Bundesregierung einen Baustein ihrer vor einem Jahr in der Nationalen Sicherheitsstrategie angestrebten Ziele um, “die nötige Widerstandskraft für einen Konfliktfall zu entwickeln”. So wurden Bedrohungen aus dem Cyberraum und hybride Kriegsführung als Herausforderung der Landes- und Bündnisverteidigung beschrieben, Deutschlands Rolle im Rahmen der Nato wird als “Drehscheibe” beschrieben. Auch der Leitgedanke der integrierten Sicherheit, der in der Nationalen Sicherheitsstrategie verankert ist, hat Eingang in die Konzeption der Rahmenrichtlinien gefunden. mrb

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    ILA-Ticker: Ein Weltraum ohne Schrott ist möglich

    Im Interview mit Table.Briefings hat Michael Schöllhorn Expansion Richtung Asien angekündigt, diesen Donnerstag um 10.00 geht die Diskussion weiter: Gemeinsam mit dem Chef der indischen Luftwaffe, Vivek Ram Chaudhari, dessen deutschem Counterpart Ingo Gerhart und dem Vorsitzenden der Münchner Sicherheitskonferenz, Christoph Heusgen, diskutiert der CEO von Airbus Space and Defence auf dem Panel mit dem Titel “Pacific Skies” – dazu dürften auch Flugzeugkooperation mit Indien zählen.

    Als “Leitmesse für Nachhaltigkeit, neue Technologie und Innovation” feiert sich die ILA selbst. Um zu beweisen, dass man sich Nachhaltigkeit nicht nur auf die Fahnen geschrieben hat, wird heute um 12.30 die Zero Debris Charter unterzeichnet. Mit dabei sind Generaldirektor der Europäischen Raumfahrtbehörde ESA, Josef Aschbacher, und Vizepräsident Raumfahrt des Bundesverbandes der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI), Marco Fuchs. Das Papier will zur Minderung des Weltraummülls verpflichten. Zwölf Staaten haben es während des ESA-EU-Raumfahrtrates im Mai bereits unterzeichnet. Heute kommen weitere hinzu.

    ILA Space Day fokussiert auf Sicherheit aus dem Weltall 

    Den ganzen Tag über finden auf dem Podium in Halle 4 im Rahmen des ILA Space Day Veranstaltungen rund um den Weltraum statt. Als Schicksalsjahr bezeichnen die ILA-Macher 2024, weil durch den ersten Start des Trägersystems Ariane 6, der Wiederaufnahme des Flugbetriebs von Vega C und den Qualifikationsflügen neuer kommerzieller Trägerraketen wichtige Meilensteine gesetzt werden sollen.

    Um 10.15 eröffnet Marco-Alexander Breit, Leiter der Unterabteilung Luft und Raumfahrt im Ministerium für Wirtschaft und Klimaschutz den langen Tag der Weltraum-Diskussion. Auf dem Panel Safety & Security um 11.15 stellt Generalleutnant Michael Vetter, Abteilungsleiter Cyber/Informationstechnik im Verteidigungsministerium den Fragen von Michael Dürr, Vorsitzender des BDLI-Fachausschusses Militärische Raumfahrt und Head of Global Business Space Exploration bei Airbus Defence and Space den Fragen. Thema: Sicherheit für die Erde aus dem All.

    Für Planespotter wird es am Nachmittag spannend: Um 15.00 ist der PA-200 Tornado am Himmel über Schönefeld zu sehen, um 15.15 der Eurofighter Typhoon. mrb

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    FCAS: Wie Belgien dem Luftkampfsystem neue Aufträge verschaffen soll

    Belgien erhält am heutigen Donnerstag offiziell den Beobachterstatus beim Future Combat Air System (FCAS). Am Nachmittag soll auf der ILA die Absichtserklärung dafür unterzeichnet werden, erfuhr Table.Briefings aus französischen Regierungskreisen. Bereits im Dezember 2023 hatte die belgische Verteidigungsministerin Ludivine Dedonder angekündigt, dass Belgien offiziell als Beobachter einsteigen werde.

    Dafür dürften die bisherigen Vertragspartner Deutschland, Frankreich und Spanien aber erwarten, dass Belgien sich auch an Beauftragungen für das System beteiligt. Bisher setzt die belgische Luftwaffe stark auf die amerikanische F-16 oder F-35-Kampfjets. Kürzlich waren die Vertragspartner beim Design des Next Generation Fighters vorangekommen, der im Zentrum des Systems stehen soll.

    Das Programm, bei dem ein Verbund aus Kampfflugzeugen mit Drohnen über eine sogenannte Combat Cloud entwickelt werden soll, soll ab 2040 nutzbar sein. Derzeit verläuft das Projekt geräuschlos, die Aufgabenverteilung für Phase 2, die im Herbst 2025 geregelt werden soll, könnte allerdings für neue Konflikte zwischen den wichtigsten Vertragspartnern Airbus Defence and Space auf deutscher Seite und Dassault Aviation auf französischer sorgen. Weil das Auslaufen von Phase 1B auf die Zeit kurz nach der Bundestagswahl im Herbst 2025 fällt, gibt es Diskussionen, die Verhandlungen vorzuziehen. Aus Frankreich heißt es, dass man Verständnis habe, wenn es bei den Deutschen etwas länger dauern werde. Man wolle den Übergang zu Phase 2 aber so sanft wie möglich gestalten. bub

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